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FORUM: Allgemeines THEMA: Wehrdienst?
AUTOR BEITRAG
abigor | döpt i en jökelsjö

RANG Prophet of Clanintern

#1 - 15.04 20:02

Die neuerlichen Ereignisse lassen die Bundeswehr inklusive ihrer allgemeinen Grundausbildung ja nicht im besten Lichte dastehen, aber ich denk, ich geh da trotzdem hin. Ist eh schon beinahe zu spät für mich, mich da großartig umzuentscheiden. Naja, soll jetzt hier auch nicht das Thema sein. Mich würde vielmehr interessieren, wie es in den 3 Monaten Grundausbildung so zugeht? Was ist Realität und was ist Legende? Man hört ja allerhand. So ist bei einem Bekannten eines Bekannten eines Bekannten eines Bekannten (eines Bekannten eines...) bei einem Gewaltmarsch schon Blut oben aus den Stiefeln rausgekommen, das von Blasen an den Füßen herrührte. Andererseits hab ich diverse Reportagen schon drüber gesehn und das sah da alles recht leger aus. Ich bin jetzt nit der sportlichste, aber was die da gemacht haben hätt ich auch noch hinbekommen

Wär geil, wenn hier ma einige ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern könnten und von ihrem Wehrdienst berichten!
Torian *just savin´ the world*

RANG Ober0wn3r

#2 - 15.04 20:27

du wirst von jedem was anderes hören, weil jeder andere ausbilder hatte und wo anders und als etwas anderes die AGA machte. bei den einen wars lockerer als bei den anderen.
Dann wirst du noch von ein paar Zivis hören, dass der Bund doch scheiße ist und alles idioten da. Dann fühlt sich ein ex-bwler angegriffen und flamed zurück und im endeffekt wirds auf eine Pro-/Contra Bund diskussion hinauslaufen, wie wir sie mind. 1 mal im Halbjahr hier haben

Bei mir war die AGA als ich sie gemacht hab fürn Arsch, nervig, anstrengend, stressig, aber im nachhinein echt cool und bin froh, dass ichs gemacht hab
Reaper *Platz für Komplimente*

RANG Skill Admiral

#3 - 15.04 20:28

Es gibt kaum jemanden, der die DInge, die dort absolviert werden müssen, nicht schafft
Wenn du probleme hast, wirst du die anhand des Trainings dort irgendwann loswerden und auch gut mithalten.
Mit Vorgesetzten und/oder Kollegen kannst du sowohl Glück als auch Pech haben, aber die Mehrheit der Berichte, die ich kenne, handelten von netten Leuten

Ich selbst mach zwar Zivi ( ), aber kenne den Kram von meinem Bruder, der 6 Jahre incl. Auslandseinsatz etc. alles mitgemacht hat (bis auf die Lehrgänge für Offizierslaufbahn ) und dem es super gefallen hat, insbesondere die Grundausbildung
Der Fragezeichenmensch

RANG Master of Clanintern

#4 - 15.04 20:30

Mein Vater hatte nen coole Vorgesetzten, der fand Morgensport ungesund und dreckick durften seine Rekruten auch nicht werden ^^

Mein Vater saß mit Kollegen in der Kaserne und hat zugeschaut wie andere mit dem Wasserschlauch sammt Klammotten vom Schlamm befreit wurde
Torian *just savin´ the world*

RANG Ober0wn3r

#5 - 15.04 20:34

ey, aber ich muss sagen, das mit dem schlamm...
Als unser ausbilder uns in "stellung" durch so ne riesenpfütze durchrobben lies um den Ausbildern von den anderen gruppen zu zeigen, was für tolle kerle er in seiner gruppe hat, hab ich auch gedacht: was fürn idioten-spack, das muss doch jetzt echt net sein.

Aber als wir da dann zum 5. mal durchgerobbt sind und eh schon alles nass war fand ichs irgendwie voll cool, weils dann eh egal war ^^
iV@n ||Theorieentschlüsseler||

RANG Lord of Clanintern

#6 - 15.04 20:41

quote:
bei einem Gewaltmarsch schon Blut oben aus den Stiefeln rausgekommen, das von Blasen an den Füßen herrührte.

War bei mir so, die gesamte Geschichte sieht aber so aus:
Leistungsmarsch über 30km mit afaik 10kg Gepäck (Teil der AGA): Termin ist ein Freitag, da man zwar gruppenweise laufen kann, aber es eigetnlich nur um die Zeit geht. JEder läuft so schnell er kann. Weg ist Versorgungsstationen versehen. Nun aber der Clou Sobal jemand wieder in der Kaserne ist, darf sein Sachen packen und nach hause fahren ins WE, wenn jemand nicht mitmacht oder vorher aufhören muss: kein Problem, muss dann halt warten bis der Letzte vom MArsch zurück ist und das kann dauern.

Aus irgendwelchen Gründen hat ich schon nach 10km Schmerzen an den Fersen: Blasen man läuft halt weiter so lange es geht...an irgendeiner Versorgungstation mit Sani hab die Fersen verbunden und dabei ist bereits etwas Blut aus dem gelaufen und die Socken waren Blutdurchtränkt an der Ferse...nun hätte ich aufhören können, mich zur KAserne fahren lassen und auf den letzten warten...oder eben die Zähne zusammenbeissen und zu Ende laufen.

Wenn man sowas erzählt, dann natürlich nicht so ausführlich: "Als ich nach einem Marsch zurückgekommen bin, konnte ich mir das Blut aus den Schuhen kippen"
Nichts davon ist gelogen, aber es hört sich trotzdem deutlich bedrohlicher an, als es in der Realität war.
Crush (Hat seinen Status in Klammern)

RANG Deckschrubber

#7 - 15.04 20:48

Zwei paar Socken übereinander anziehen hilft gegen Blasen. Alter Pfadfindertrick. Man muss nur darauf achten, dass sich keine Sockenfalten bilden. Also bei Pausen die Socken wieder glattziehen.
iV@n ||Theorieentschlüsseler||

RANG Lord of Clanintern

#8 - 15.04 20:50

was du nicht sagst

War ja nicht mein erster längrer Marsch, aber an dem Tag wars wie verhext, die ersten 5km von Start an hatte ich Krämpfe in den Füssen....aber wer läuft schließlich auch mitten in der NAcht los
Der Fragezeichenmensch

RANG Master of Clanintern

#9 - 15.04 20:58

Soldaten?
abigor | döpt i en jökelsjö

RANG Prophet of Clanintern

#10 - 15.04 21:37

Naja, Wandern is jetz nit so das Problem für mich. Sind letztes Jahr am Tag 30 km mit nem 15kg-Rucksack gelatscht und das an ca. 11 von 17 Tagen "Urlaub"

Aber die Geschichte von oben geht noch weiter: Der Typ wurde dann abgeholt und zurück in die Kaserne gebracht und wurd auch in nen Rollstuhl gesetzt. Als es Essen gab, meinte sein Ausbilder:"Ich kann dich nicht zwingen, in die Kantine zu gehen, aber wenn du da mit dem Rollstuhl reinfährst, bist du bei vielen unten durch." Naja, er is dann zu Fuß rein und da drin zusammengebrochen...



Ich hätt nit gedacht, dass das so vorgesetztenabhängig is alles, dachte vielmehr an Curricula wie in der Schule, weil das Beispiel aus #4 is schon sehr krank
Dann hoff ich einfach ma, ich krieg nen Lockeren (oder ne Lockere ) und nit so einen, der zu viel Full Metal Jacket geguckt hat
iV@n ||Theorieentschlüsseler||

RANG Lord of Clanintern

#11 - 15.04 22:30

Es ging nicht darum, dass es viel, sondern nur um zu zeigen aus was man alles "horrorgeschichten" machen kann.

btw: in der Stammeinheiten nimmt, wenn irgendwelche solcher "übungen" anstehen vorsichtshalber rechtzeitig urlaub

edith meint:

Die Luftwaffe ist wirklich ne Nummer ausgeglichener, als es das beim Heer ist. Zumindest im Durchschnitt der Ausbildungskompanien.
*al!ve* - Vorbereitung aufs Urlaubssemester

RANG Master of Clanintern

#12 - 16.04 00:41

Nen 30km-Marsch vor n Wochenende zu setzen kann keine Vorschrift sein, war bei mir nämlich nicht so. Fand ich aber auch nicht schlecht, meine Füße haben nämlich noch n paar Tage geschmerzt und so konnte ich am Samstag wenigstens noch n bissl weg. Wenn ich mich recht entsinne war bei uns am Tag nach den 30km-Läufen immer leichte Tage wie Schießen oder Theorie, man hat also schon drauf geachtet, dass wir unsere Füße jeden Tag noch aus den Schuhen ziehen konnten, ohne zu schreien. Wir sind auch nicht in kleinen Gruppen gelaufen sondern alle zusammen , der langsamste voran. Die, die nicht mitmachen konnten, haben in der Zeit das Unterkunftsgebäude geputzt.

Dass mir das Blut aus den Stiefeln gekommen ist kann ich nicht behaupten, aber geblutet haben meine Füße doch einige Male. Das stärkste war mal ne blutige Blase mit 4cm Durchmesser (praktisch die ganze Ferse) und eine weitere mit 1cm Durchmesser am Fußballengelenk der großen Zehe. Die Blase an sich hat aber nicht mehr geschmerzt als der Rest des Fußes, ich hab die Blasen erst bemerkt, als ich am Abend den Fuß aus dem Schuh gezerrt hab.

Es ist übrigens einerseits ne absolut dämliche Idee, blutverschmierte Schuhe über den Weihnachtsurlaub in den Schrank zu stellen, ohne die Innensohle zu entfernen. Dann entsteht nämlich wunderbar weicher, flauschiger Schimmel. Auf der anderen Seite ist das aber auch gar nicht mal so schlecht, dann darf man sich in der Kleiderkammer immerhin neue Schuhe abholen. Sollte ne mehrtägige Übung anstehen sollte man das zwar tunlichst unterlassen um nicht in neuen Schuhen mehrere km marschieren zu müssen, wenn es aber auf mehrere Tage leichten oder Innendienst rausläuft kann man das durchaus mal machen.

Ich kann mich meinen Vorrednern aber eigentlich nur anschließen. Es gibt solche und solche Ausbilder, solche und solche Kollegen, solche und solche Vorgesetzte und solche und solche Kasernen.
Wie in zivilen Leben auch gibt es Vorgesetzte, die ihre Vormachtsstellung auskosten. Davon bei der Bundeswehr (mindestens in der Zeit der Grundausbildung) natürlich überdurchschnittlich viele. Dieses "ich zeig der Nachbarkompanie, was wir so können und lass meine Jungs durch den Dreck kriechen" (die tiefste Gangart nennt sich nicht "robben" sondern "gleiten" *g*) ist ein gutes Beispiel davon.
Auch im "nicht-dienstlichen Umgang" gibts Personen, die gerne mal zeigen, dass sie mehr auf der Schulter haben als du. Aufgefallen ist mir das mal recht deutlich bei ner Feier, als nachts um vier noch zwei Oberleutnande, ein Oberfeldwebel und ich als Obergefreiter an der Bar standen. Ich hab nochmal vier Bier aus dem Kasten geholt und jedem eines geben. Der OFW hat sich die Bierflaschen der OLTs gekrallt und mit seinem Messer aufgemacht, danach sein Bier. Mir hat er sein Messer in die Hand gedrückt. Die beiden OLTs haben lauthals gelacht, ich hab n bissl gegrinst und in freundlichem Ton gesagt, dass ich das jetzt mal nicht persönlich nehme. Der OFW hat meinen Ausspruch offenbar nicht so lustig gefunden, der hat nämlich anfangs auch gelacht, nachdem ich dann was gesagt hab aber nicht mehr. Ob der mir nun zeigen wollte dass er mehr verdient als ich oder allgemein die Biere nicht der OLTs nicht aus Freundlichkeit sondern aus Schleimerei geöffnet hat kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen.

Die Grundausbildung ist immer meist etwas härter als der spätere Dienst. Ob hier die Grundausbildung beim Heer härter ist als die bei der Luftwaffe kann ich nicht so recht beurteilen, ich war nicht beim Heer. Es wird aber immer etwas in der Richtung behauptet.
Der spätere Dienst ist denke ich recht ausgewogen. Es gibt bei allen drei Waffengattungen sowohl anstrengende als auch leichte Tätigkeiten. Ich kenne Leute, die in der Stammeinheit nur geschlafen haben (im wahrsten Sinne des Wortes, den Tag über vier Tageszeitungen gelesen, Mittagessen sowohl um 11:30 als auch um 13:00, also zweimal, danach ne Stunde Mittagsschlaf), Leute, die in der Stammeinheit zwar beschäftigt waren aber nicht geschunden wurden (Kraftfahrer, mal n Ölwechsel, mal nen Parkplatz voll Unimoks umparken damit die auch bewegt werden) als auch Leute, die nach nem Monat Stammeinheit und 5kg Gewichtsverlust in diesen vier Wochen noch zum Zivildienst gewechselt sind, weil die Luftwaffensicherungsstaffel deutlich anstrengenderen Dienst bedeutet als die Grundausbildung.

Sehr genervt hat mich, dass ich 200km von daheim weg war. Die Nacht über heim fahren is nicht, versteht sich. Das hat zur Folge, dass man seine Kumpels mit denen man sich sonst mal abends zu nem Bier getroffen hat oder mit denen man sonst mal ins Kino gegangen ist nur noch am Wochenende getroffen hat. Internetverbindung gabs in der Kaserne selbstverständlich nur ne Analogleitung an einem PC im Mannschaftsheim, für 5€ die Stunde. Viele Beziehungen haben da stark gelitten, mit vielen, die ich vorher oft gesehen hab hab ich seither keinen Kontakt mehr. Wobei ich das nicht ausschließlich auf die Bundeswehr schieben will, als ich von der FOS abgegangen bin und zur Bundeswehr sind andere teilweise nicht eingezogen worden und haben deshalb ne Ausbildung angefangen oder sind irgend wo studieren gegangen. Ich schätze, 60% von diesen Beziehungen hätte ich auch aus den Augen verloren, wenn ich die neun Monate Bundeswehr nicht gehabt hätte sondern gleich mein Studium begonnen.


Nun noch n paar Momente, die ich vermutlich nie vergessen werde .


Eine Woche waren wir in Stetten am kalten Mark. Montag hin, Freitag zurück. Monatag auf Dienstag haben wir in ner Kaserne geschlafen, Dienstag auf Mittwoch, Mittwoch auf Donnerstag und Donnerstag auf Freitag im Walt. Es war Schweine kalt, das Thermomenter, das bis -20°C markiert ist, zeigte daumebreit unter dem untersten Eichstrich. Es sah alles recht cool aus, auf freiem Feld standen 20cm hohe Grashalme, die sich durch den wehenden Wind nur bedingt bewegt haben, denen aber 2cm lange "Fähnchen" aus Eis gewachsen sind. Ich vermute, gefrorener Nebel oder sowas. Unsere Zelte hatten wir wie gesagt im Wald aufgestellt. Gruppenzelte für sechs Personen. Geschlafen hab ich von Dienstag auf Mittwoch etwa zwei Stunden, vom Mittwoch auf Donnerstag vielleicht 20 Minuten weil dann ein simulierter Angriff alles Personal mobilisiert hat und von Donnerstag auf Freitag geplante 30 Minuten weil wegen Mittwoch Nacht die Wachen verstärkt wurden.

Zunächst mal war uns natürlich allen kalt. Unser Feuer mussten wir etwa 30m tief verbuddeln und durften die Flamme nicht höher als 20cm hoch werden lassen, damit man es nicht zu sehr sieht. Die Spitze der Flammen war also 10cm unter Bodenhöhe, entsprechend wenig Licht hatten wir und entsprechend wenig Wärme hat das Ding an uns abgegeben. Damit wir wenigstens ein Bisschen davon haben, haben wir die Füße Richtung Feuer gestreckt. Von vier Kameraden sind die Sohlen geschmolzen, bzw der Kleber, der die Sohlen am Leder gehalten hat.

Die Essensausgabe war etwa 300m Fußweg (natürlich quer durch den Wald) von unserer Feuerstelle entfernt. Zum Essen ahben wir uns Richtung Essensausgabe bewegt, dort unsere Alutöpfe voll machen lassen, sind zurück zum Feuer und haben da dann festgestellt, dass das, was im Alutopf war, schon nicht mal mehr handwarm war. Ist alles ordentlich reingefroren, mit dem Essen haben wir immer dann aufgehört, wenn der Löffel nicht mehr in die jeweilige Flüssignahrung eintauchen konnte. Nach dieser Übung hatte mein Alutopf nur noch halbe Füllhöhe, in den 1.5l-Topf ist also n dreiviertel Liter Nahrung reingefroren in diesen vier Tagen und drei Nächten.

Als wir am dritten Tag so alle ums Feuer saßen, jedes mitgebrachte Kleidungsstück am Körper, die Mütze auf, den Helm drüber (die vom Kopf aufsteigende Wärme sammelt sich unterm Helm und bildet ein Luftpolster, das deutlich spürbar wärmer ist als die Umgebungsluft, der Helm hilft also auch gegen Kälte). Kommt n Typ vorbei und guckt, wie s uns so geht. Goldenes Eichenlaub, zwei Sterne, Generalmajor. Gekannt hat den keiner von uns, vorher noch nie und nachher nie wieder gesehen. Keiner von uns hat ihn anfangs angeschaut, die meisten haben ihn nicht mal bemerkt. Er schaut in die Runde, ich sitz ihm gegenüber. Kamerad Storch sitzt mit gegenüber, der GM steht also hinter seinem Rücken. Der GM fragt "Na Kameraden, wie geht s?". Kamerad Storch war zu der Zeit schon recht übernächtigt und tierisch angepisst, fängt enorm an zu fluchen und brüllt "Na wie solls scho geh, kalt is, miad bin i und der scheiß tee is scho widda neifrorn!" (miad = müde) und wirft den Alutopf ins Feuer. Dem GM sind kurzzeitig die Gesichtszüge entglitten und unserm Gruppenleiter hat man grade angesehen, dass er wenn er gekonnt und gedurft hätte Kamerad Storch am liebsten durch den Wald getreten hätte.

Gegen Ende der Übung sind wir tagsüber in Gruppen auf den Schießplatz gekarrt worden, durften n Magazin verballern und sind zurückgefahren worden. Es war immer eine Gruppe auf dem Schießplatz und eine unterwegs, während eine Gruppe geschossen hat, hat der Bus die letzte zurückgefahren und die nächste geholt. Wenn ich mich recht entsinne waren wir insgesamt sechs Gruppen, heißt 30% von uns waren während dieser Zeit nicht in ihren Stellungen.
// Kurzer Einschub:
Eine Stellung bzw ein Alarmposten ist ne kleine Vertiefung im Boden, ein loch, in dem zwei Soldaten liegen, rausgucken und auf Angreifer schießen. Zu einem Alarmposten gehört das, was man "LANGEMARK" oder "LANGEMARP" nennt ("Lage, Auftrag, Nachbarn, Grenzen, Eröffnungslinie, Meldung, Ablösung, Rückwärtiger Raum, Kennwort"), was in kürzester Form alles das definiert, was innerhalb eines solchen Alarmpostens zu beachten ist. Lage kurz die allgemeine politische Situation. Etwa, welche Partei die weiße Fahne schwenkt, welche den Krieg erklärt, etc. Auftrag is klar, beispielsweise "Wir sollen den Baum da drüben vor freigrasenden Nashörnern beschützen". Nachbarn sind (glaub ich jedenfalls, is schon n paar Jahre her) die benachbarten Alarmposten. Linke und rechte Grenze deshalb, damit nicht ein ankommender Feind von zwei benachbarten Alarmposten ins Visier genommen wird, ein andere dafür von gar keinem. Die Grenzen definieren also, welchen Ausschnitt des vor einem liegenden Geländes man bewachen muss. Eröffnungslinie ist wenn ich mich recht entsinne die, ab der ein Feind angeschossen werden darf. Was die Meldung war weiß ich nicht mehr. Ablöse beispielsweise "in 20 Minuten kommen die nächsten". Auch über den rückwärtigen Raum weiß ich nichts mehr und das Kennwort sollte klar sein, damit man nicht den Feind in die eigene Stellung lässt.
// Einschub Ende
Diese 30%, die nun also grad beim Schießen waren, konnten ihre Alarmposten nicht bewachen. Nun kam jemand auf die Idee, die anderen Gruppen könnten diese leeren Alarmposten übergangsweise belegen, falls der Generalmajor nochmal vorbeikommt. Es sollte so aussehen, als ob 30% Personalabzug die Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigen würden. Ich war einer derjenigen, die einen fremden Alarmposten belegen mussten. Man hat mich also vor ein Loch geführt in dem eine Plastikfolie lag und hat zu mir gesagt "leg dich da rein, Gewehr nach Vorne. Wenn dich einer nach m Langemark fragt denk dir was aus, des kann eh keiner nachvollziehen". Dann stand ich allein vor diesem Loch. Ich hab mich also da reingelegt und meine Dienst verrichtet. Was sich die Erbauer des Alarmpostens auch immer bei der Sache gedacht haben, keine 50cm vor mir war ein 2m hoher, enorm steiler Hügel, sodass ich den Feind nicht gesehen hätte, selbst wenn er nen Meter von mir entfernt gestanden hätte. Ich hab mir zwei eingefrorene Grashalme als linke und rechte Grenze ausgesucht, meine Eröffnungslinie auf "sobald ich was seh" festgelegt, mir kurz überlegt, wer mit mir für andere Alarmposten eingeteilt wurde und mir zwei von denen als meine wahrscheinlichen Nachbarn ausgesucht und anschließend mein Gewehr so aufgestellt, dass ich die Unterkannte des Hemls aufs Visier legen konnte, den Kopf seitlich dagegen lehnen und ne Runde Pennen. Zwei Stunden später hat mich die Ablöse geweckt.

Obwohl es sehr kalt war, muss es in den Baumkronen doch einigermaßen warm gewesen sein. Wenn gegen Mittag die Sonne von oben runtergeschienen hat, ist nämlich der auf den Bäumen liegende Schnee geschmolzen und hat es im Wald regnen lassen, obwohl es außen staubtrocken war. Das Wasser ist auf den Boden gefallen und sofort wieder gefroren. Es ist also schlagartig sehr glatt geworden im Wald, vor allem auf Wurzeln. Wir, die dort drei Tage lang ständig durchmarschiert sind wenn wir aufs Klo mussten, zu unseren Alarmposten oder zum Essenfassen haben natürlich gewusst wo es glatt ist und sind entsprechend vorsichtig gegangen oder außenrum. Um nicht zu viele Flurschäden anzurichten und um im Dunkeln nicht über Wurzeln zu stolpern, haben wir am ersten Tag bei Licht leuchtendes/reflektierendes Band (rot/weißes oder neongelbes Absperrband) so verlegt, dass man mit den Füßen 20cm ums Band herum bequem laufen konnte. Durch die Glätte war es nun an einigen so markierten Stellen eher unsinnig, dort zu laufen, weshalb wir diese Stellen gemieden haben. War auch kein Problem, nach dem vierten Mal kannten wir den Weg anhand der Schlängelung des markierten Weges und wussten, wo wir ihn verlassen mussten. Der Oberleutnand, der am vierten Tag nachgucken wollte, ob wir beim Abbau auch nichts vergessen, hat sich drei Tage lang nicht im Wald blicken lassen, folglich auch nicht gewusst wo es glatt ist und ist brav dem Weg gefolgt. Es war ein Bild für die Götter wie der gute Mann flinken Schrittes durch den Wald stolziert, kurz "oh" brüllt und auf dem Rücken liegt.


So, anderthalb Stunden geschrieben. Lies das erstmal
Skeletor

RANG Ober0wn3r

#13 - 16.04 08:38

@1 Also ich war nicht beim Bund. Was ich nun aber bereue. wäre nachträglich gerne dort gewesen und vielleicht sogar Zeitsoldat geworden. Man bekommt eine Menge geboten, leider ist es sehr schwer Berufssoldat zu werden. Aber mit 54 in Rente gehen etc. Ist schon was. Als Soldat nach Afghanistan wäre doch was. Du kommst mit Auszeichnung und einer Menge Geld in der Tasche zurück!

Zu dem was dort passiert. In meinem Freundeskreis war gut die Hälfte beim Bund. Von denen erzählte fast jeder von einer lockeren Zeit. Nach der AGA wurde dort nicht mehr wirklich viel gemacht. Die AGA selbst, kann schon hart sein. Ein wichtiger Punkt ist dabei, ob Du im Sommer oder Winter zum Bund gehst. Schlechte Erfahrungen haben 2 Stück gemacht. Einer brach sogar ab. Er war bei den Feldjägern. Der Andere bei den Pionieren. Er wurde mit Panzertape am Bett gefesselt und unter die kochende Dusche gestellt. Also mehr der Druck innerhalb der Stube.

Füsse blutig laufen passiert angeblich öfter. Schau Dir doch mal die Strecken an, die zurückgelegt werden, dass man dabei Blasen an den Füssen bekommt sollte klar sein.

Von älteren Bekannten hört man öfter, von harten Gangarten beim Bund. Angeblich sind die Skandale die rauskommen ja nur die Spitze des Bergs.

Was ich Dir raten kann, mach Dich schlau wo es wie ist. Versuche dann an einen Ort zu kommen, wo es Dir gefällt. Im Osten soll es grösstenteils schlecht sein.

@12 Zu dem Punkt mit den Kontakten die durch den Bund abgebrochen sind. Zum einen, gute Freundschaften, gehen auch weiter, selbst wenn man sich mal ein Jahr nicht sieht etc. Desweiteren lernst Du im Gegensatz dazu ja auch neue Freunde durch den Bund kennen.

quote:
Zunächst mal war uns natürlich allen kalt. Unser Feuer mussten wir etwa 30m tief verbuddeln und durften die Flamme nicht höher als 20cm hoch werden lassen, damit man es nicht zu sehr sieht.


Ach das muss toll gewesen sein, als ihr euch 29m in den Schacht abgeseilt habt um ans wärmende Feuer zu gelangen

Sorry musste sein

quote:
anschließend mein Gewehr so aufgestellt, dass ich die Unterkannte des Hemls aufs Visier legen konnte, den Kopf seitlich dagegen lehnen und ne Runde Pennen.


Hatte ein ehemaliger Arbeitskollege von mir auch gemacht. Aber... als er geweckt wurde, brannte die Wange. Er hatte beim schlafen gesabbert und ist mit der Backe und Bart am G3 Lauf festgefroren. Beim aufschrecken hat er sich richtig Bart und etwas Haut von der Backe gerissen.
SirLant

RANG Master of Luck

#14 - 16.04 09:41

quote:
Also ich war nicht beim Bund. Was ich nun aber bereue. wäre nachträglich gerne dort gewesen und vielleicht sogar Zeitsoldat geworden. Man bekommt eine Menge geboten, leider ist es sehr schwer Berufssoldat zu werden. Aber mit 54 in Rente gehen etc. Ist schon was. Als Soldat nach Afghanistan wäre doch was. Du kommst mit Auszeichnung und einer Menge Geld in der Tasche zurück!

Wenn es gut läuft, aber du bekommst so viel Geld weil du auch nicht zurückkommen kannst.
Andre

RANG Skill Apprentice

#15 - 16.04 09:42

quote:
quote:
Zunächst mal war uns natürlich allen kalt. Unser Feuer mussten wir etwa 30m tief verbuddeln und durften die Flamme nicht höher als 20cm hoch werden lassen, damit man es nicht zu sehr sieht.



Ach das muss toll gewesen sein, als ihr euch 29m in den Schacht abgeseilt habt um ans wärmende Feuer zu gelangen

Sorry musste sein


lol...

ehm: m =/= cm
LORDofTERROR

RANG Deckschrubber

#16 - 16.04 09:46

mmh einer mit dem ich zusammen studiert habe, war in Afghanistan stationiert, wie nannte er das nochmal "der Vorhof der Hölle" und sowas wollte er nicht nochmal machen^^
Skeletor

RANG Ober0wn3r

#17 - 16.04 09:47

@14 Ja das Risiko hat man. Aber auch ein Polizist, Sicherheitsbeamter usw.

Ich sage mal solange es klar ist, dass man im "ruhigen" Norden sitzt ist das Risiko gering. Wenn es um den umkämpften Süden ginge, würde ich es auch nicht machen.

Man erfährt im Vorfeld welche Funktion man ausüben soll. Wenn es ein Schreibtischjob ist. Wieso nicht.
Andre

RANG Skill Apprentice

#18 - 16.04 09:49

ich hab von nem ehemaligen im kosovo stationierten soldaten storys gehört...wow!

da möcht ich nich in den krieg ziehen!

das schlimmste sei wohl, die umstellung wenn man wieder in ein normales leben zurückkehrt... da sind wohl einige zu extremen alkoholikern geworden und auch dran verreckt! er hat nciht oft drüber gesprochen, aber wenn er denn mal ausgepackt hat, haben sich mir die nackenhaare aufgerichtet!

9 monate wehrdienst ja, verpflichten und in den krieg ziehen NEIN!
Skeletor

RANG Ober0wn3r

#19 - 16.04 09:53

@16 Freunde von mir waren auch dort. Sie sagten es sei leicht verdientes Geld gewesen. Einer holte sich nach dem Auslandseinsatz erstmal ein neues Auto.

Wie gesagt es ist schon entscheidend, wie hoch der Psychische Druck VorOrt ist.

@18 Im Kosovo war es vielleicht ganz anders als in Afghanistan. Kann mir schlecht eine Meinung dazu bilden, da ich nur den Kosovokrieg an sich studiert habe, aber nicht das "danach"
Andre

RANG Skill Apprentice

#20 - 16.04 10:00

Die Abfindung als ausgedienter Zeitsoldat ist ja auch meist imens!

(hab ich gerade imens gesagt?! -__-)
white *Adios Onkelz*

RANG Godlike

#21 - 16.04 10:25

hmm, also mein onkel is en realtiv hohes tier (oder eher ein typ, der halt was bestimmtes gut kann) bei den heeresfliegern, gibt glaub ich nur 3 oder 4 leute, die das auch können, er war bisher in 6 auslandseinsätzen und meist damit beschäftigt, schwerverletzte usw. auszufliegen... was man da so hört... also die bw scheint mehr tote zu haben als wir das wissen... deutlich mehr
Reaper *Platz für Komplimente*

RANG Skill Commander

#22 - 16.04 11:21

quote:
@16 Freunde von mir waren auch dort. Sie sagten es sei leicht verdientes Geld gewesen. Einer holte sich nach dem Auslandseinsatz erstmal ein neues Auto.


ebenso mein Bruder
Dem hat's da super gefallen und hat klasse Freundschaften geschlossen (wegen denen er auch überlegt hatte, vielleicht nochn halbes Jahr länger dort zu bleiben)

je nachdem wann man wo is, is das Risiko recht gering und dafür gibts auch weniger Geld. Allerdings trotzdem weit mehr als wenn man zu Hause bliebe
white *Adios Onkelz*

RANG Godlike

#23 - 16.04 11:45

jo, das is wohl so... ahso
mein onkel war net in 6 einsätzen sondern in 6 ländern...
bosnien, kosovo, afghanistan, türkei, kuwait und eins was ich net kenne/wissen darf, was auch immer...
und es waren bisher 12 einsätze...
zur zeit is er grade in afghanistan.
er sagte mal im regelfall schieben die meisten ne ruhige kugel, wenn sie net grade ziemliches pech haben...
nowi ´sieht aus wie justin?!´

RANG Lord of Luck

#24 - 16.04 11:46

also ich komme am 2.7. zur Luftwaffe nach Strausberg, noch jemand?
white *Adios Onkelz*

RANG Godlike

#25 - 16.04 11:56

ich zur luftwaffe... is nur die frage ob juli oder oktober (oktober wenns mit der offizierslaufbahn klappt)
Skeletor

RANG Ober0wn3r

#26 - 16.04 15:03

@22 In Afghanistation bekommen sie soweit ich weiss den vollen Gefahrenzuschlag von 80-90 EUR pro Tag zusätzlich. Kann sein, dass es in anderen Ländern, in denen die BW rein humanitäre Hilfe leistet, weniger bezahlt wird.

@25 Wann erfährt man das? Kann man die Aufnahmetests auch schon bei der Musterung machen?
abigor | döpt i en jökelsjö

RANG Prophet of Clanintern

#27 - 16.04 15:43

bei der msuterung macht man so ne art intelligenztest und danach wird einem gesagt, wofür man am besten geeignet is.

ich bedank mich schonmal für die vielen beiträge, besonders der von alive is klasse, hab aber grad keie zeit, großartig drauf einzugehen...
Reaper *Platz für Komplimente*

RANG Skill Commander

#28 - 16.04 15:54

#26: afaik is das je nach Situation im Land unterschiedlich, jedoch egal ob du im Büro sitzt oder Wache schiebst oder sonstwas machst
white *Adios Onkelz*

RANG Godlike

#29 - 16.04 16:28

@skeli
das erfährt man, wenn man sich dafür beworben hat...
also hab bei der musterung intelligenztest gemacht, die meinten dann "wenn sie wollen bewerben sie sich als offizier, die ergebnisse waren wirklich überdurchschnittlich"
das hab ich dann auch gtan, jetzt wart ich auf antwort, das kann auch noch bis juni dauern...
dann wird man für nen test eingeladen (oder eben net) und den muss man dann halt zufreidenstellend bestehen... danach geht das luxusleben los
Elohim

RANG Skilloser vom Dienst

#30 - 16.04 17:17

quote:
"wenn sie wollen bewerben sie sich als offizier, die ergebnisse waren wirklich überdurchschnittlich"


Und das glaubst Du denen? Die brauchen lediglich Personal. Ganz im Ernst, Ärzte die mustern können GAR NICHTS. Die haben mich T2 gemustert, die netten Damen und Herren in Köln haben das dann netterweise in T1 geändert und das flugmedizinische Institut in Fürstenfeldbruck hat das dann bestätigt. Das sagt alles über die "Kompetenz" der Musterungsanstalten.