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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4081 - 12.06 00:19

Communion - Messe des Grauens (USA 1976, Originaltitel: Alice, Sweet Alice)

Catherine Spages (Linda Miller) ist gestresst. Bei der geschiedenen Frau leben ihren beiden Töchter Alice (Paula E. Sheppard) und Karen (Brooke Shields), die sich ständig und ausufernd in die Haare geraten. Während Karen ein recht braves Kind ist, drangsaliert Alice ihre Schwester mit geradezu sadistischer Wonne, doch ihr Zorn macht auch nicht vor dem fetten Nachbarn oder der nervigen Tante halt. Als für Karen der Tag der Erstkommunion gekommen ist, wird das Mädchen auf brutale Art und Weise in der Kirche ermordet, der Leichnam zu allem Überfluss auch noch angezündet. Die Kriminalpolizei verdächtigt von Anfang an ihre Schwester Alice, jedoch mangelt es an Beweisen, ein Lügendetektortest liefert kein eindeutiges Ergebnis. Annie (Jane Lowry), die Tante von Alice und Karen, die nach dem grausigen Ereignis bei ihrer Schwester Catherine verweilt, wird im Flur des Wohnhauses der Spages mit einem Messer attackiert. Die ohnehin zur Hysterie neigende Dame überlebt den Anschlag mit schweren Verletzungen, sie schwört Stein und Bein drauf, dass sie von Alice angegriffen wurde. Das Mädchen wird zunächst in einer Spezialklinik untergebracht. Dominick (Niles McMaster), der ebenfalls anwesende Vater, ist ratlos, selbst der zu Familie gehörende Priester Tom (Rudolph Willrich) hat nur hohle Phrasen anzubieten. Sollte die kleine Alice tatsächlich eine wahnsinnige Killerin sein? Dominick ist mit der voreingenommenen Sichtweise der Polizei wenig glücklich, ergo ermittelt er auf eigene Faust. Als er einen rätselhaften Anruf von seiner Nichte erhält, begibt sich der Hobbydetektiv in allergrösste Lebensgefahr. Wird der Wahnsinn ein Ende nehmen? Wer steckt hinter den bizarren Grausamkeiten...???

"Communion" von Regisseur Alfred Sole ist ein angenehm gegen den Strom schwimmender Film. Besonders interessant ist diese Tatsache deshalb, weil sie vermutlich nicht unbedingt so gewollt war, der Film durch seine zahlreichen Unzulänglichkeiten einen herrlich spröden Charme entwickelt. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Eine gewisse Linda Miller (auf den zweiten Blick sehr augenfreundlich) spielt die Rolle der verzweifelten Mutter. Ihre Darbietung zeichnet sich immer wieder durch maßloses Overacting aus, was dem an sich tragischen Treiben einen reichlich grotesken Anstrich verleiht. Noch arger ist es um die schauspielerischen Qualitäten von Jane Lowry bestellt, die mit dem Wort "hysterisch" schon fast nicht mehr erfassbar scheinen. Der unglaublich abstossende, fette und versiffte Nachbar (Alphonso DeNoble) passt ebenfalls in diese Schublade, sofern es eine solche in seiner Kleidergrösse gäbe. Abgerundet wird der "Chor der Irren" durch die Haushälterin des Pfaffen, einer Dame namens Mildred Clinton. Am Rande des Wahns der stiefelleckende Schleimbeutel Jim, dem seine Filmgattin "Tante Annie" beständig über das verschüchterte Mundwerk fährt. Eine Ehe wie ein (mit Anlauf ausgeführter) Tritt in die Weichteile. Dagegen mutet Niles McMaster als Vater von Alice und Karen recht bodenständig, regelrecht solide an. Pfaffe Tom gehört auch zu den gemäßigteren Vertretern, gleiches gilt für die Ermittler im Auftrag der Staatsgewalt. Brooke Shields hält in dieser frühen Rolle ihrer Karriere als Opferlamm her, während Paula E. Sheppard als böse Schwester richtig vom Leder ziehen darf. Alice soll zwölf sein, doch Paula war zum Zeitpunkt des Drehs bereits neunzehn Jahre alt. Dies hat man sehr geschickt getarnt, mir fiel diese Mogelpackung nicht auf. Paula E. Sheppard ist die einzige der "überdrehten" Figuren, die ihre Rolle wirklich mit schauspielerischem Können ausfüllt, ohne dabei in Dilettantismus zu verfallen. Umso trauriger, dass man von der jungen Dame später fast nichts mehr zu sehen bekam.

Viel zu schnell hat man in der heutigen Zeit das Wort "Trash" in die Tastatur geprügelt. Doch die denkwürdigen Auftritte eines erheblichen Teils der hier Mitwirkenden, drängt "Communion" eindeutig in diese Richtung. Unterstrichen wird dies durch die nahezu vollständige Abwesenheit von Humor und Selbstironie. Nur ganz selten wird die aufgesetzte Ernsthaftigkeit zart aufgebrochen. Selbst in diesen Momenten ist man sich nicht wirklich darüber klar, ob nun tatsächlich der Schalk regieren möchte... ...oder vielleicht doch die Verbindung von Unfähigkeit und Irrsinn zuschlägt. Dem Gepolter der Darsteller steht ein durchaus spannender Plot gegenüber. Allerdings wird leider ein wenig zu freizügig mit dem vorhandenen Potential umgegangen. Der Killer wird zu früh enttarnt, was aufgrund der ansprechenden Auflösung ein wenig schade ist. Wechselhaft auch die Qualität der Kamera und des Schnitts. Ansprechend inszenierte und fotographierte Momente, ringen mit dem oft holprigen, ungelenken Schnitt, dann wirkt die Kamera plötzlich fast desinteressiert usw.. Dieses Wanken und Schwanken sorgt für eine besondere Note, wie ich weiter oben schrieb, verleiht es dem Film einen ganz besonderen Charme. Alfred Sole und seine Mitarbeiter (vor und hinter der Kamera) muten wie ein angetrunkener Seiltänzer an. Immer ein wenig unsicher, oft am Rande des Absturzes, doch letztlich kommt man irgendwie auf der gegenüberliegenden Plattform an.

Wer nun eine wüste Trash-Orgie erwartet, der ist bei diesem Film dann doch nicht an der richtigen Adresse. "Communion" ist ein ganz spezielles Filmchen, ein kleiner Leckerbissen für neugierige Filmfreunde. Erwähnt werden sollte die gialloeske Optik des Mörders, stilvoll ausgestattet mit Maske und Mantel. Die Morde und Mordversuche würden sich in diesem schönsten aller Italo-Genres sicher zuhause fühlen. Thriller, Slasher, Trasher und leichte "Giallo-Schlagseite", mein Herz lodert wohlig auf mittlerer Flamme.

Es gibt für den deutschen Markt mehrere Auflagen des Films. Mir liegt das Werk unter dem Titel "Communion - Messe des Grauens" vor, erschienen bei CMV-Laservision. Die DVD kommt in einer kleinen Hartbox, es stehen zwei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl bereit. Die gebotene Bildqualität mag Zeilenzählern nicht unbedingt zum Lustgewinn gereichen, sie ist aber zweckmäßig und auf angenehme Art passend. Der Ton liegt in englischer und deutscher Sprache vor. Wer die deutsche Synchronisation für übertrieben hält, wird darüber erstaunt sein, wie gut diese den Ton trifft, denn sie kommt dem Zungenschlag des Originals recht nah. Als Boni bietet man ein paar Trailer, eine Bildergalerie und alternative Titelsequenz an. Eine "runde" Veröffentlichung eines interessanten Films, daher eine klare Empfelung für Freunde der Verschrobenheit!

Gut = 7/10

Lieblingszitat:

"Halt den Mund und hol den Besen!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4082 - 13.06 21:46

Cruising (USA 1980, Originaltitel: Cruising)

In New York geht ein sadistischer Serienkiller um, der sich seine Opfer in der schwulen SM-Szene sucht. Captain Edelson (Paul Sorvino) will per Undercovereinsatz zu einem Ermittlungserfolg gelangen, er bietet dem aufstrebenden Polizisten Steve Burns (Al Pacino) den Job an. Nach und nach taucht Burns immer tiefer in die bizarre Welt der homosexuellen Lederbars ein. Dies belastet seine Beziehung zu seiner Freundin Nancy (Karen Allen), die er nicht über seinen Auftrag in Kenntnis setzen darf. Weitere Morde geschehen, eine vermeintlich heisse Spur erweist sich als Fehlgriff. Als Burns jedoch glaubt den wahren Täter endlich ausgemacht zu haben, geht er zwecks Lösung des Falls auf Ganze...

Regisseur William Friedkin sorgte 1973 mit "The Exorcist" für jede Menge Aufsehen, der Film gilt längst als einer der grossen Klassiker aus den siebziger Jahren. 1980 schlug "Cruising" hohe Wellen, noch heute unterstellt man dem Werk hin und wieder eine feindselige Einstellung gegenüber Schwulen. Ich teile diese Ansicht nicht, mir ist eine solche Auslegung des Stoffes gar rätselhaft. Die Hauptfigur gerät in einen Sog, ausgeübt durch das reichlich abgedrehte Umfeld der Lederbars. Pacino trägt aber zu keiner Zeit so etwas wie Ekel oder gar Hass zur Schau, er wirkt eher wie eine Person die mit grossen Augen eine völlig neue, bisher unbekannte, vielleicht unvorstellbare Welt entdeckt. Dann sollte man nicht vergessen, dass der Film sich überwiegend nur auf einen Teil der Schwulenszene bezieht, eben auf die Freunde von Leder und SM. Das Werk nutzt dieses vermeintlich provokante Umfeld für seine Zwecke, prangert das Treiben aber nicht an. Genauso hätte man die Handlung in die Hetero-SM Szene verlagern können. Zusätzlich installierte Friedkin auch noch die Figur Ted Bailey (Don Scardino). Dieser Ted Bailey ist der Nachbar von Pacinos Figur, ein junger Homosexueller, der sehr freundlich und sympathisch gezeichnet ist, fernab von den harten Jungs in den Bars. Al Pacino legt einen gewohnt guten Auftritt hin. Auf den ersten Blick wirkt seine Darbietung fast ein wenig unscheinbar, doch das stellt sich beim zweiten Blick als Glücksgriff heraus. Pacino spielt mit viel Sensibilität, nimmt sich -für seine Verhältnisse- zurück, explodiert bei Bedarf genau auf den Punkt. Die übrigen Mitwirkenden gehen fast ein wenig unter, obwohl sie durch die Bank sehr überzeugend auftreten. Hier dominieren allerdings die Atmosphäre und die von Pacino verkörperte Figur. Ein paar Worte seinen den Nebendarstellern verdientermaßen gegönnt. Paul Sorvino kennt man auch zahlreichen Produktionen, meist wird er für Nebenrollen angeheuert. Sein Captain Edelson verbreitet stets einen Anflug von Schwermut, den er mit traurigen Augen zum Ausdruck bringt. Don Scardino gibt als Gegenpart zu den Lederburschen eine freundliche Vorstellung ab, Karen Allens Spiel bleibt ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Nicht zu vergessen Joe "Maniac" Spinell, der einmal mehr eine perfekte Leistung als Widerling abliefert.

"Cruising" mag für einen Thriller nicht unbedingt den cleversten Plot bieten, grosse und packende Überraschungen sucht man eher vergeblich. Die grosse Stärke des Films sind sein erstklassiger Hauptdarsteller -der von den übrigen Mitwirkenden solide unterstützt wird- sowie die intensive, düstere Atmosphäre. Friedkin versteht es diese Atmosphäre atmen zu lassen, so sind dann auch die Morde nicht besonders ausufernd brutal inszeniert, kommen aber bedrohlich und fast verstörend daher. Obwohl es wie erwähnt an Wendungen mangelt, lässt "Cruising" durch sein gelungenes Ende der Phantasie des Zuschauer Raum, was ich sehr begrüsse! Wer sich gern einen guten Thriller zu Gemüte führt, macht mit diesem Film ohne Zweifel einen guten Griff. Die hier als "Atmosphärenverdichter" genutzte Halbwelt erweist sich als Glücksgriff, dem Film deswegen Feindlichkeit gegen Schwule zu unterstellen, halte ich für eine kurzsichtige Absurdität.

Die DVD aus dem Hause Warner präsentiert den Streifen in guter Qualität. Im Bonusmaterial kommen Friedkin und andere Mitwirkende zu Wort, leider ist Al Pacino nicht mit dabei, schade. Insgesamt kann man mit der Veröffentlichung zufrieden sein, auch wenn die Nachbearbeitung des Materials teils zu einer leichten Verfälschung einiger Szenen führte. Hier müsste man zum direkten Vergleich die ursprüngliche Version heranziehen, um wirklich beurteilen zu können, ob das Werk dadurch beschädigt wurde.

Guter Stoff, schlanke Story, dichte Atmosphäre = 7/10

Lieblingszitat:

"Was sich da in deiner Hose abzeichnet ist sicher kein Messer."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4083 - 14.06 10:52

Flash of Genius 8/10

Die Päpstin 6/10
dobbelde schwallgeschwindigkeit

RANG Ultimate 0wn3r

#4084 - 14.06 16:40

Soulkitchen gestern abend.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4085 - 14.06 21:03

H.P.Lovecraft's Necronomicon (USA 1993, Originaltitel: Necronomicon)

H.P. Lovecraft befreit neugierig das Necronomicon aus seinem Schrein. Er liest darin und beschwört damit das Grauen herauf...

Ich bin gerade zu faul, um näher auf den Inhalt des Films einzugehen. "Necronimicon" besteht aus einer netten Rahmenhandlung, die insgesamt drei Kurzgeschichten zusammenhält. Jeffrey "Re-Animator" Combs ist in der Titelrolle zu sehen, in den drei Filmchen begegnen wir allerlei illustren Gestalten aus der zweiten Reihe (Bruce Payne und Gesichtsruine seien als Beispiele Richard Lynch genannt). Die Kurzgeschichten machen allesamt Laune, keine ragt besonders positiv oder negativ hervor. Sieht man von wenigen Ausfällen ab -schlechter CG-Kram, was für einen kleinen Film von 1993 nicht wundert- verdienen besonders die prächtigen FX Aufmerksamkeit. Anerkannte Panscher und Könner waren am Werk, im Abspann ist mir sofort der Name Tom Savini ins Auge gesprungen. Überhaupt wirkt der Film auf angenehme Art und Weise herrlich altmodisch, was durch die stimmige Optik und die soliden Geschichten untermauert wird. Der Vergleich mit den knuffigen Perlen von Amicus ist gar nicht so abwegig, obwohl "Necronomicon" trotz seiner intensiven Charmeoffensive ein wenig dahinter zurückbleibt.

Wer Lust auf einen kurzweiligen, altmodischen Horrorstreifen hat, dürfte mit diesem Werk von Brian Yuzna (Bride of Re-Animator, Return of the Living Dead 3) sicher seine Freude haben. Yuzna inszenierte die Rahmenhandlung und die dritte Episode, Christophe Gans (Crying Freeman, Pakt der Wölfe) übernahm die Regie der ersten Episode. Der Japaner Shûsuke Kaneko (Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack) zeichnet für die zweite Episode verantwortlich.

Die DVD von Kinowelt zeigt den Film ungekürzt, die Bildqualität möchte ich als mittelprächtig bezeichnen. Obwohl die Scheibe sicher nicht perfekt geraten ist, kann man IMHO gut damit leben. Ein ganz besonderes Highlight rundet die DVD ab, rund 87 Minuten liest Joachim Kerzel (Erzählerstimme der John Sinclair Hörspiele, Synchronstimme von Jack Nicholson, Dennis Hopper, Jean Reno etc.) Lovecraft!

Gute Unterhaltung = 7/10

Lieblingszitat:

"Wäre er wirklich dumm genug es zu versuchen?"
"Selbstverständlich. Er ist ein Mensch!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4086 - 15.06 08:10

die scheibe hab ich mir auch mal gekauft, war aber etwas enttäuscht von den kurzgeschichten. kann aber auch daran liegen das ich keinen altmodischen horror erwartet habe. lässt man sich aber darauf ein, fallen einige "gähn"-momente weg.
ich würd 6/10 für das necronomicon geben.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4087 - 16.06 20:55

Das Rätsel des silbernen Dreieck (Deutschland, Großbritanninen 1966, britischer Titel: Circus of Fear)

In London wird ein Geldtransport überfallen. Zunächst läuft der gut durchdachte Plan wie geschmiert, doch Gauner Mason (Victor Maddern) verliert die Nerven, ein tödlicher Schuss fällt. Der Drahtzieher der Aktion ist den Verbrechern nicht persönlich bekannt, per Telefon bestellt er Mason und einen Teil der Beute zu sich. Als er sein Ziel erreicht hat, erwartet den gestressten Mason eine böse Überraschung. Derweil hat Scotland Yard unter der Leitung von Inspektor Elliott (Leo Genn) die Ermittlungen aufgenommen. Ein Hinweis führt die Polizei schnell auf die richtige Spur, die Bande kann nach einer kurzen Verfolgungsjagd dingfest gemacht werden. Damit ist der Fall aber noch nicht abschliessend geklärt, denn der Mörder ist noch immer auf der Flucht, ein Teil des Geld fehlt. Elliott stösst bei seinen Nachforschungen auf das Winterquartier des Zirkus Barberini. Chef Barberini (Anthony Newlands) zeigt sich kooperativ, doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Löwenbändiger Gregor (Christopher Lee) trägt seit einem grausigen Unfall eine Maske, er wird von dem kleinwüchsigen Mr. Big (Skip Martin) erpresst. Carl (Heinz Drache), die rechte Hand Barberinis, scheint auf der Suche nach einer bestimmten Person zu sein, treibt ihn der Wunsch nach Rache an? Auch der Ganove Manfred (Klaus Kinski) streunt auf dem Gelände herum, angeblich auf der Suche nach einem Job. Dann wäre da noch Gina (Margaret Lee), die ihrem Freund, einem Messerwerfer, ständig Hörner aufsetzt. Kann Elliott in diesem Gewusel den Überblick behalten? Handelt es sich bei dem grausigen Leichenfund tatsächlich um den gesuchten Mason? Wer wird das nächste Opfer des rätselhaften Killers...???

"Das Rätsel des silbernen Dreieck" kam 1966 in die Kinos, es handelt sich um eine Edgar Wallace Verfilmung, die zu den wenigen nicht von Rialto Film produzierten Werken zählt. Interessanterweise wurde der Film in Farbe gedreht, kam aber in Deutschland in Schwarzweiß zur Aufführung. Zusätzlich unterscheidet sich der Schnitt der britischen und der deutschen Fassung. Ich schätze die Schwarzweiß-Beiträge ebenso wie die Farbfilme, die bei Rialto ab 1966 (Der Bucklige von Soho) zum Zuge kamen. "Das Rätsel des silbernen Dreieck" wirft naturgemäß die Frage auf, welche Version besser geraten ist. Ich gebe der farbigen Fassung den Vorzug, denn in dieser Form wirkt der Film auf mich stimmiger. Kein Wunder, er wurde schliesslich in Farbe gedreht. Die britische Fassung gefällt mir allerdings auch vom Schnitt her besser. Der Schnitt für den deutschen Markt versucht sich den Rialto Filmen zu anzupassen. Dies gelingt meiner Meinung nach nicht ganz überzeugend, denn "Das Rätsel des silbernen Dreieck" kommt durch und durch wie ein britscher Streifen daher. So ist der Film folgerichtig immer dann am stärksten, wenn er sich auf seine britischen Tugenden besinnt. Der Überfall zu Beginn ist spannend und ansprechend inszeniert, hat aber kaum etwas mit der typischen "Wallace Atmosphäre" gemeinsam. Man sollte dem Streifen seine Eigenständigkeit zugestehen, dann steht einem schönen Filmabend eigentlich nichts im Wege. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. In der Rolle des Ermittlers sehen wir Leo Genn, dessen typisch englisches Auftreten kaum Gemeinsamkeiten mit "unserem" Inspektor Blacky Fuchsberger aufweist. Seine Art erinnert da schon eher an den stets ein wenig hüftsteif wirkenden Heinz Drache, zusätzlich durch britischen Humor und eine liebenswerte Schrulligkeit ergänzt. Jener Heinz Drache ist hier zwar nicht in der Rolle des Kriminalisten zu sehen, ermittelt aber in eigener Sache und mit der üblichen Beharrlichkeit. Dass Christopher Lee meist einen Sack über dem Kopf trägt, ist zwar ein wenig schade, doch er punktet mit seiner stattlichen Erscheinung und markanten Stimme, die man in der englischen Fassnung geniessen darf. Mit Blick auf das deutsche Publikum hat man (neben Heinz Drache) Klaus Kinski und Eddi Arent ins Boot geholt. Während Kinski sich verschlagen und (für seine Verhältnisse) zurückhaltend gibt, spielt Arent seinen üblichen Stiefel runter, Albernheiten dominieren. Anthony Newlands passt vortrefflich in die Rolle des Zirkusdirektors, Cecil Parker stellt einen äusserst britischen Sir John zu Schau, ein Kauz wie aus dem Bilderbuch der gesammelten Klischees. Nicht unerwähnt bleiben soll Skip Martin, der mit markanter Mine den genervten Christopher Lee drangsaliert. Die Damen erfreuen das Auge, Suzy Kendall als anständiges Mädchen, Margaret Lee als das verdorbene Gegenstück. Die gute Margaret glotzt ab und an ein wenig derangiert aus der Wäsche. Kein Vergleich zu ihrer atemraubenden Darbietung in "La bestia uccide a sangue freddo" (Das Schloss der blauen Vögel, 1971), doch die hier zur Schau gestellte Optik, passt zweifellos sehr gut zur Rolle der Lotterbraut.

Die Riege der Darsteller setzt auf einen gelungenen Mix aus bekannten "Wallace Gesichtern" und britischen Schauspielern. An der eindeutig englischen Ausrichtung des Films ändert sich dadurch kaum etwas. Darauf sollte man sich als Zuschauer einlassen können, wie ich bereits weiter oben andeutete. "Das Rätsel des silbernen Dreieck" bleibt durchweg spannend und unterhaltsam. Die Auflösung wird sicher nur Wallace Neulinge überraschen können, trotzdem möchte ich sie als gelungen bezeichnen. Mir gefallen die "britischen" Rialto Filme "Das Geheimnis der gelben Narzissen", "Das Verrätertor" und besonders "Das Geheimnis der weißen Nonne" durch die Bank gut, auch dieser "Exot" aus fremder Produktion findet meine Zustimmung.

Erneut sei mir der Hinweis auf die britische Farbversion gestattet, die eindeutig die bessere Wahl darstellt! Neben der stimmungsvolleren Optik und des besser gelungenen Schnitts, gefällt hier auch die Musik besser. Die DVD von Kinowelt bietet
beide Fassungen an, wobei die deutsche Version leider nicht im richtigen Format vorliegt. Mit diesem Makel kann man gut leben, denn bei der englischen Variante stimmt nicht nur das Format, zusätzlich ist die Bildqualität sehr ansprechend geraten. Eine interessante Ergänzung scheint mir die amerikanische DVD von Blue Underground zu sein, die eine weitere, etwas längere Version des Films enthält (der Laufzeitunterschied ist nicht ausschliesslich auf den Unterschied PAL/NTSC zurückzuführen). Diese Scheibe trägt den Titel "Circus of Fear", sie fehlt mir leider noch in der Sammlung, aber dieser Zustand wird sich mit Sicherheit ändern.

Ein guter und unterhaltsamer Film. Tolerante Wallace-Fans werden ihre Freude haben, ebenso sollten Wallace-Skeptiker einen Blick riskieren! 7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Ich hätte dich in die Themse schmeissen sollen!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4088 - 17.06 16:42

Nine Miles Down

Der Kontakt zu einer Bohrstation in der Sahara ist seit einigen Tagen abgebrochen. Der Sicherheitsbeauftragte Thomas Jackman soll nachsehen was dort vorsich geht. Er trifft auf ein verlassenes Gelände und entdeckt zugleich im Innenteil der Forschungsstation ein blutiges Ritual. Angeblich hat die Crew versucht einen weiblichen Männermordenden Dämon zu beschwören. Allein in der enge seines Jeeps bekommt er schon erste Halluzinazionen und als am nächsten Tag auch noch eine joggende Schönheit auf das Gelände kommt beginnen die Wahnvorstellungen. Ist die fremde Frau nur die letzte Überlebende der Crew oder womöglich eine heraufbeschworene der Hölle? Für Thomas beginnt ein Alptraum...

Ein schönes kleines direct-to-dvd Werk das sicher seinen B-Movie-Charakter nicht verstecken kann. Doch dank besonders im Mittelteil atmosphärischer Dichte und netten Horror/Mistery-Elemente (klasse "Spiegelszene" unterhält der Film wenn man sich darauf einlasst.

7/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4089 - 17.06 21:49

Das Concorde Inferno (Italien 1979, Originaltitel: Concorde Affaire '79)

Die Concorde steht kurz vor der endgültigen Serienreife. Ein Testflug nach Caracas endet jedoch mit dem Absturz ins Meer, ein Akt der Sabotage, den lediglich die Stewardess Jean Beneyton (Mimsy "Broomstick" Farmer) überlebt. Zwei Fischer retten die "Frau" aus ihrer Not, kurze Zeit später werden die beiden Männer ermordet, die Flugbegleiterin wird auf einem Boot als Geisel gehalten. Der eher glücklose Journalist Moses Brody (James Franciscus) erhält einen Anruf von seiner Ex, die in der Nähe der Vorfälle ein kleines Restaurant führt. Am Telefon reicht es nur zu nebulösen Andeutungen, als Brody jedoch am nächsten Tag aus den USA eintrifft, hat man seine Verflossene bereits getötet, offiziell starb sie eines natürlichen Todes. Der Schreiberling gerät selbst in Lebensgefahr, doch ein Einheimischer namens George (Francisco Charles) rettet ihn aus einer brenzligen Situation. Das Duo beginnt mit Nachforschungen, bei denen sie auf auf den eiskalten Gauner Forsythe (Venantino Venantini) stossen, der im Auftrag des skrupellosen Bonzen Milland (Joseph Cotten) handelt. Besagter Milland will mit allen Mitteln die Markteinführung der Concorde unterbinden, Menschenleben spielen für ihn keine Rolle. Nach und nach werden Brody die Zusammenhänge klar, doch der Gegner ist mächtig und die Behörden zweifeln an den Aussagen des Journalisten. Brody setzt alles auf eine Karte und befreit die verschleppte Stewardess. Doch damit ist der ungleiche Kampf noch längst nicht gewonnen. Zu allem Überfluss befindet sich erneut eine Concorde in der Luft, dieses Mal aber vollbesetzt mit Passagieren, erneut wird das Flugzeug zum Ziel rücksichtsloser, kaltblütiger Sabotage...

"Concorde Affaire '79" ist so etwas wie die italienische Antwort, auf die vier Filme umfassende "Airport" Reihe der Amerikaner. Auf dem Regiestuhl nahm Ruggero Deodato Platz, der wenig später (1980) mit "Cannibal Holocaust" (Nackt und zerfleischt) für jede Menge Aufregung sorgte. Mit diesem Kannibalen-Schocker einen bis in die heutige Zeit sehr kontrovers diskutierten Film erschuf. Das Drama um die Concorde hat damit nichts gemein, der Streifen ist ein recht konventioneller, braver Thriller, der offensichtlich mit einem überschaubaren Budget realisiert wurde. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung, die mit etlichen bekannten Gesichtern wuchern kann. Gesichter, die jedem Filmfreund irgendwann schon vor die Glupschkugeln gekommen sind. James Franciscus übernahm im zweiten Teil der legendären "Planet der Affen" Serie die Hauptrolle (Rückkehr zum Planet der Affen), war in Dario Argentos Giallo "Die neunschwänzige Katze" zu sehen. Er mag nicht unbedingt der beste Schauspieler seiner Generation gewesen sein, doch die Rolle des "Einzelkämpfers" steht im ohne Frage gut. Joseph Cotten verschlug es in den späten Jahren seiner Karriere immer wieder nach Italien, auch er kann hier überzeugen, ohne dabei wirklich gefordert zu werden. Gleiches gilt für Venantino Venantini, dessen Name vielleicht nicht besonders bekannt sein mag, dessen Gesicht aber jeder Freund europäischer Filme kennen wird. Ottaviano Dell'Acqua darf die rechte Hand von Venantini geben, quasi der junge Krawallbruder und Mordbube von nebenan. Dell'Acqua ist noch heute sehr aktiv, als Schauspieler und Stuntman/Stunt Coordinator. Generell lässt sich über die Besetzung sagen, dass alle Beteiligten ihren Job mit angemessener Routine erledigen, mehr wird zu keiner Zeit verlangt. Das Mitwirken von Mimsy "Gesichtsruine" Farmer hat meine Vorfreude auf den Film getrübt. Glücklicherweise taucht sie aber zunächst nur sporadisch auf, erst in den letzten knapp vierzig Minuten rückt sie mehr in den Mittelpunkt. Erwartungsmäß versprüht "Es" die Erotik einer mit Bauschutt gefüllten Schubkarre, ebenso erwartungsgemäß nervt "Es" mit hysterischen, unsympathischen Anfällen und Ausbrüchen. Dieses Ersatzteil ist eine klare Fehlbesetzung, keine Fluggesellschaft würde eine solch unattraktive Saftschubserin einstellen. Immerhin schafft es Mimsy F. nicht, mir die Freude an Deodatos Concorde Spektakel zu verderben.

Wie man es von italienischen Werken kennt, verwöhnt uns auch "Concorde Affaire '79" mit schicken Locations, guter Kameraarbeit und einem gelungenen Score. Stelvio Cipriani mag schon packendere Kompositionen abgeliefert haben, doch auch diese "Standardware" schmeichelt den Ohren. Drittklassig wird der Film immer dann, wenn es um die Special Effects bezüglich der Concorde geht. Hier kommen Modelle zum Einsatz, die in der Tat nach Billigware aus dem Wühltisch aussehen. Ergänzt durch ein paar Matchbox Autos, die es während der Entstehungszeit des Films für ein paar Lire am Kiosk um die Ecke gab. Ich liebe ich es sehr, wenn man Modelle in Filmen verwendet, doch das hier eingestreute Material entbehrt jeglicher Qualität. Dadurch verpasst man dem Streifen eine leicht trashige Schlagseite, was mir dann letztlich doch wieder sympathisch ist. An Stock Footage fehlt es ebenfalls nicht, dieses Material hat man aber durchaus gekonnt in den Film eingefügt.

Deodatos "Concorde Affaire '79" ist Exploitation in Reinkultur. Hier jedoch nicht in Form einer wüsten Orgie, sonders als braves Thrillerchen, welches in der heutigen Zeit sicher nur noch beinharte Italo-Fans ansprechen dürfte. Wer sich für diesen harmlosen -aber liebenswerten- Film interessiert, kann die DVD von Ascot Elite für kleines Geld erwerben (bei Amazon momentan für 2.97€). Das Bildformat scheint nicht korrekt zu sein (?), insgesamt macht die Bildqualität keinen überragenden Eindruck. Die Zielgruppe dürfte mit diesen Schwächen sicher keine Probleme haben, von daher kann ich die Scheibe mit gutem Gewissen empfehlen. Die Menügestaltung wird für einige Schmunzler sorgen, also immer ran an den Speck!

Würde ich Vernunft walten lassen -was wie üblich nicht der Fall ist- sollte vermutlich eine Bewertung im Bereich 5/10 angemessen und großzügig sein. Da ich aber ansprechend unterhalten wurde, möchte ich 6,5/10 ziehen. Hätte man auf Mimsy Farmer verzichtet, wäre mir das Treiben sogar 7/10 wert. Ganz ignorieren kann ich den Mimsy Malus nicht, ein halbes Pünktchen Abzug stellt das Mindeststrafmaß dar. Übrigens sollte man die lehrreichen Inhalte des Films nicht unterschlagen! Wir wissen nun endlich, warum unsere schöne Hindenburg damals in einem Meer von Flammen verging!

Lieblingszitat:

"Es besteht keine Aussicht, dass die Leiche ihres Freundes jemals gefunden wird."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4090 - 18.06 21:29

Icarus (Kanada, USA 2010, Originaltitel: Icarus)

Edward Genn (Dolph Lundgren) ist unter dem Decknamen "Icarus" als Auftragskiller unterwegs, führt ein gut getarntes Doppelleben. Genn war einst für den KGB tätig, nach dem Zerfall der UdSSR fing er in den USA ein neues Leben an, was ihm aber nicht nachhaltig gelang, da unangenehme Zeitgenossen -denen man keinen Gefallen ausschlagen kann- Kontakt zu ihm aufnahmen. Nachdem er einen Job in Hongkong erledigt hat, wartet er nach seiner Rückkehr länger als gewöhnlich auf die Bezahlung. Dem Killer kommen erste Zweifel, doch wenig später erhält er sein Geld, zusätzlich einen neuen, besonders eiligen Auftrag. Icarus lag mit seinen Vermutungen richtig, man will ihn tatsächlich liquidieren. Ein KillerKommando lauert ihm auf, doch so leicht lässt sich der abgebrühte Profi nicht um die Ecke bringen. Stärker als die Sorge um das eigene Leben, wiegt jedoch die Angst um seine kleine Tochter Taylor. Diese lebt normalerweise bei ihrer Mutter Joey (Stefanie von Pfetten), doch verbringt dieses Wochenende wie abgesprochen bei ihrem Vater. Erneut bestätigt sich Edwards düstere Vorahnung, denn seine aktuelle Freundin April wird Opfer eines Anschlages. Glücklicherweise hatte die Dame, die zuvor bei ihr in Obhut gegebene Tochter an die Nanny übergeben, was dem kleinen Mädchen zunächst das Leben rettet. Für Genn beginnt ein erbarmungsloser Kampf gegen einen übermächtigen Gegner, kann er zumindest auf die Unterstützung seiner Kollegin Kerr (Samantha Ferris) zählen? Wie wird die Mutter seiner Tochter die erschreckende Wahrheit aufnehmen, die ihr Genn jahrelang verschwiegen hat? Der Tag der Geständnisse und der finalen Abrechnung ist gekommen, Gnade ist für beide Seiten ein Fremdwort...

Wenn einer der alten Actionhelden die Fahne feiner B-Action hochhält, dann ist es mein verlässlicher, geschätzer Dolph Lundgren. Dass er in den letzten Jahren auch vermehrt die Regie bei seinen Streifen übernehmen konnte, tut den Werken äusserst gut, Lundgren erweist sich auch hinter der Kamera als Könner. Kamen z.B. "The Mechanik" (2005) und "Diamond Dogs" (2007) optisch sehr erdig daher, beschreitet der Schwede bei "Icarus" einen etwas anderen Weg. "Icarus" ist in kühlen Farbtönen gehalten, Kamera und Schnitt sind stärker den heutigen Sehgewohnheiten angepasst, biedern sich aber glücklicherweise nicht durch zu viel Gewackel und Hektik an. Besonders die Wahl der Farben gefällt mir sehr gut, sie passt ganz vortrefflich zur Ausstrahlung des Films. Lundgren inszeniert gekonnt, genau auf den Punkt, ich möchte eher schreiben: Mitten in die Fresse! Die Action bleibt dabei gewohnt bodenständig, wie man es von anderen Werken Lundgrens kennt, geht es hart und blutig zur Sache. Da "Icarus" von der FSK eine Freigabe ab 18 erhielt, erwartete ich eigentlich einen etwas zahmeren Level. "The Mechanik" oder "Direct Contact" erhielten erst nach heftigen Kürzungen eine entsprechende Freigabe, die ungekürzten Version mussten sich einer SPIO/JK Prüfung unterziehen. Merkwürdig, denn "Icarus" haut immer wieder ordentlich auf die Zwölf, blutige Einschüsse, sehr blutige Einschüsse, gebrochene Knochen, sogar ein wenig Folter (samt gezogen Zähnen und aufgeschnittener Fratze) erwartet den lüsternen Fan. Nicht zu vergessen, dass der Held ein eiskalter Killer ist, dem nur seine Familie etwas bedeutet, der ansonsten ohne mit der Wimper zu zucken seine Opfer gleich reihenweise meuchelt. Natürlich relativiert sich diese Aussage im Verlauf des Films ein wenig, doch die 18er Freigabe bleibt für mich angenehm überraschend.

Dolph spielt seinen Part mit routinierter Coolness, manchmal fast ein wenig selbstironisch, was dem aufmerksamen Zuschauer nicht entgehen wird. Das schauspielerische "Beiwerk" macht seine Sache ebenfalls gut. Stefanie von Pfetten wird mancher Vielglotzer aus diversen TV-Produktionen kennen, sie kommt als Dolphs Gattin und verzweifelte Mutter glaubwürdig rüber. Ihr recht hübsches Äusseres habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen, was auch für Lindsay Maxwell gilt, die als Freundin des Helden allerdings recht schnell von der Bildfläche verschwindet. Die dritte Dame im Bunde namens Samantha Ferris, ist wie Frau von Pfetten immer wieder hier und da in der Glotze zu sehen, auch ihr attestiere ich gern eine gelungene Vorstellung. Ein sehr schönes Geschenk an die Fans ist der Auftritt von Kultschädel Bo Svenson, der sich von seiner fiesen Seite präsentieren darf. Die übrige Besetzung hält wahlweise als Sandsack und/oder Metzelmasse her. Ein interessantes Detail ist die Mitwirkung von Ken Kirzinger, der eine kleine Killerrolle bekleidet, sowie als Stunt Coordinator fungierte. Ihr wisst nicht wer dieser Typ ist? Schaut euch "Freddy vs. Jason" an, dort gibt er den Maskenmann, erreicht dabei allerdings nicht ganz die Qualität des legendären Kane Hodder. Was die Story anbelangt, so vermag "Icarus" sicher nichts Neues zu bieten. Aber ganz ehrlich, welcher Genrefan erwartet das von einem B-Actioner? Ich will einen überzeugenden Hauptdarsteller, abstossende Bösewichter, Geballer, Geprügel und als Bonus vielleicht eine hübsche Dame. All diese Ansprüche und Gelüste stillt "Icarus", so sieht ein gelungener B-Action Kracher aus!

B-Action ist meine Suhle, ich liebe diesen Stoff. Natürlich findet das Genre heute eher am Rande der breiten Masse statt. In den achtziger Jahren hielt die Filmschmiede Cannon die Fahne hoch, nach deren Verschwinden wurde das Feld mehr im Verborgenen beackert. Doch ganz besonders Dolph Lundgren hat in den letzten Jahren gezeigt, dass dieses herrliche Genre noch längst nicht verstorben ist! Da mein Held erst 52 Jahre jung ist, wünsche ich mir noch viele weitere Babys von ihm... *räusper?* ...ach verdammt, ihr wisst ganz genau was ich meine!

"Icarus" liegt in Deutschland wahlweise als DVD oder BD vor. Da ich die BD günstig in die Finger bekam, fiel mir die Wahl entsprechend leicht. Die gebotene Qualität ist ansprechend, ein "Making Of" und diverse Trailer finden sich im Bonusmenü. Fast hätte ich vergessen den schönen Score zu erwähnen, der in seinen ruhigen Momenten sehr angenehm tönt, beachtet die Wohlklänge während des Abspanns.

Fazit: Dolph rockt das Haus! So ist es, so bleibt es hoffentlich noch lange! Hau rein, du coole Sau aus dem hohen Norden, ich freue mich auf jedes Wiedersehen mit dir! Für "Icarus" möchte ich nach der ersten Sichtung dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut) ziehen, aber wie ich mich kenne, gibt es da noch Luft nach oben!

Lieblingszitat:

"Wer bist du?"
"Der, der dich tötet!"




Zeder - Denn Tote kehren wieder (Italien 1983, Originaltitel: Zeder)

Der erfolglose Nachwuchsschriftsteller Stefano (Gabriele Lavia), bekommt von seiner Gattin Alessandra (Anne Canovas) eine Schreibmaschine zum Hochzeitstag geschenkt. Auf dem alten Farbband der gebrauchten Maschine findet er einen Text vor, den er während der Nacht mühsam zu Papier bringt. Die Zeilen erscheinen rätselhaft, befremdlich und ein wenig erschreckend. Ein Priester namens Paolo Zeder soll der Verfasser sein. Er berichtet von Orten, sogenannten "K-Zonen", an denen bestimmte Umstände dazu führen, dass die Zeit ihre Bedeutung verliert, in diesen Zonen sollen Tote zu neuem Leben erwachen. Von unbändiger Neugier und Faszination ergriffen, beginnt Stefano mit intensiven Nachforschungen. Seine Ehefrau zeigt wenig Begeisterung für die neue Leidenschaft ihres Mannes. Während Stefano sich immer tiefer in seinen Ermittlungen verstrickt, wächst im Hintergrund die Gefahr für das junge Paar. Es gibt Interessengruppen, die sich nicht die Karten schauen lassen wollen, zur Not wird Gewalt angewendet...

Woran denkt der geneigte Zuschauer, wenn er einen italienischen Horrorfilm aus den frühen achtziger Jahren, ausgestattet mit "Untoten-Thematik", vor seinem geistigen Auge abspult? Vermutlich an wüste Zombie-Mettgut-Splatter-Orgien, Blut und Gedärm im Takt der Minuten. Regisseur Pupi Avati beschreitet mit "Zeder" jedoch einen ganz anderen Weg. Hier wird nicht gemetzelt, gegeifert und geächzt, hier wird ein junger Mann vom eigenen Entdeckungsdrang aufgesogen. In schönen Bildern präsentiert Avati dem Filmfreund eine herrliche Gruselgeschichte, die ihren Schwerpunkt ganz klar auf die Atmosphäre legt. Damit sind wird auch schon beim eigentlichen Schwachpunkt des Films. So wundervoll einige Szenen gelungen sind, so durchschnittlich sind andere Einstellungen geraten. Da aber die Besetzung lediglich durchschnittliche Kost abliefert, ein Männlein wie Gabriele Lavia vermag das Werk nicht zu schultern, fallen die "atmosphärischen Störungen" leider recht stark ins Gewicht. Lavia gibt sich redlich Mühe, schafft es aber nicht den Betrachter zu packen, um damit die inszenatorischen Hänger in den Hintergrund zu drängen. Die übrige Besetzung spielt mir einfach zu sachlich, zu nüchtern auf. Dies mag vordergründig zu der wenig reisserischen Ausrichtung von "Zeder" passen, hilft dem Film aber nicht weiter. Avati scheitert zu oft am eigenen Anspruch, lässt uns in der einen Sekunde noch wohlig erschauen... ...doch plötzlich stolpert sein "Held" nahezu debil durch das schaurig-schöne Treiben, welches dadurch unvermittelt der Albernheit anheim zu fallen droht. Diese Unzulänglichkeiten schlagen im "eigentlich" sehr gelungenen Finale massiv ins Kontor, ziehen den Gesamteindruck leider spürbar nach unten.

Trotz diverser Kritikpunkte, ist Pupi Avati mit "Zeder" ein besonderer Film gelungen. Der (fast vollständige) Verzicht auf Mettgut ist in diesem Fall richtig und konsequent. Genie und Durchschnitt gehen Hand in Hand, die Frage "Was wäre, wenn..." drängt sich hier in extremer Form auf. Wenn, wenn, wenn "Zeder" nicht immer wieder stolpern würde, sich selbst Fallen stellen würde, dann... ...dann würden wir vermutlich voller Ehrfurcht von einem Klassiker des italienischen Genrekinos sprechen. Erneut der Hinweis auf das Finale, grandiose Momente und Mumpitz, zu guter (schlechter?) Letzt durch ein vorhersehbares Ende zum Mittelmaß verdammt. Aber! Achtung! Missen möchte ich auf dieses Filmerlebnis nicht, auch verbeulte Perlchen haben ihren Reiz, ihre Berechtigung.

Leider gibt es bisher keine offizielle DVD zu diesem interessanten Streifen. Ein Bootleg ist an fahlen Orten -genannt Filmbörsen und sonstige Schweinereinen- erhältlich. Offiziell treiben darf man es mit der DVD aus Italien, die neben dem O-Ton eine englische Tonspur anbietet.

6/10 (obere Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Der Tod ist unvermeidbar, verehrter Freund."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4091 - 21.06 13:44

Black Dynamite

Tolle Hommage an die Filme der Blaxploitation-Zeit, mit viel Witz und schrägen Charakteren macht dieser film einfach jede Menge Spass. Hätte gern noch mehr von der Sorte, Super!

"Black Dynamite woher wussten Sie das?"
"Donuts tragen nie Krokoschuhe"
8/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4092 - 21.06 19:16

Hätte gern noch mehr von der Sorte, Super!

quote of El Mariachi - ~~Chilihead~~


Dann beschaff dir die Perlen des Genres, die machen noch viel mehr Spass!

Die deutsche Synchronisation scheint ziemlich bekackt zu sein, zumindest vermittelt der Trailer diesen Eindruck. Da ist der O-Ton vermutlich eine Pflichtveranstaltung!?
ASCH

RANG God of Clanintern

#4093 - 21.06 21:59

The Fear - Angst in der Nacht (Großbritannien 1972, Originaltitel: Fear in the Night)

Vor sechs Monaten erlitt Peggy (Judy Geeson) einen massiven Nervenzusammenbruch, doch dank einer Therapie befindet sich die junge Dame auf dem Weg der Besserung. Mehr noch, vor vier Monaten lernte sie den attraktiven Robert (Ralph Bates) kennen und lieben. Das junge Paar ist inzwischen sogar verheiratet, trotz der noch sehr frischen Beziehung. Robert verdient sein Geld als Lehrer an einem Internat für Jungen. Peggy will am nächsten Morgen zu ihm reisen, sie verbringt den letzten Abend davor allein in ihrem gemieteten Zimmer in London. Ohne jegliche Vorwarnung wird die (ohnehin ängstliche) Frau von einer dunkel gekleideten Gestalt hinterrücks angefallen. Kurz vor der Ohnmacht sieht sie eine Armprothese zu Boden fallen. Als sie wieder erwacht befindet sie sich in ihrem Bett, die Vermieterin und ein Arzt sind anwesend. Offenbar zweifelt man an den Ausführungen der jungen Frau, führt den angeblichen Vorfall auf ihre instabile Psyche zurück. Umso besser, dass es nun raus aufs Land geht, direkt in die ausgebreiteten Arme ihres Angetrauten. Momentan sind Ferien, ergo kann sich Peggy in Ruhe im Schulgebäude umsehen. Sie trifft auf den Besitzer und Direktor, Michael Carmichael (Peter Cushing) ist zwar sehr zuvorkommend, wirkt aber gleichzeitig ein wenig verschroben und unheimlich auf Peggy. Wenig später läuft ihr auch die Gattin des Hausherrn über den Weg, die kühle Molly (Joan Collins) gibt sich dem Vergnügen der Hasenjagd hin. Obwohl das Internat zur Zeit keine Arbeit bereiten sollte, spannt Carmichael seinen Mitarbeiter Robert ständig ein. Peggy fühlt sich mehr und mehr unwohl, erneut von dem Unbekannten angefallen, der ihr bereits in London auflauerte. Die junge Frau gerät immer tiefer in einen albtraumhaften Strudel aus Angst und Wahn, wer trachtet ihr nach dem Leben? Was spielt sich tatsächlich in dem scheinbar so idyllischen Internat ab...???

Die britische Filmschmiede Hammer ist in erster Linie wegen ihrer wunderbaren Grusel-/Horrorstreifen bekannt und beliebt. "Fear in the Night" ist jedoch ein reinrassiger Thriller, der von Jimmy Sangster sehr stimmungsvoll inszeniert wurde. Dass Sangster sein Handwerk versteht, belegt der unter "Lust for a Vampire" (Nur Vampire küssen blutig, 1971) bekannte, zweite Teil der legendären "Karnstein Trilogie", die ebenfalls von Hammer produziert wurde. Für die Hauptrolle von "Fear in the Night" wählte man die damals noch keine Mitte Zwanzig junge Engländerin Judy Geeson. Während andere Hammer Damen zu dieser Zeit mit geballtem Sex-Appeal lockten, kommt Frau Geeson in dieser Disziplin eher zurückhaltend, nahezu sachlich daher. Ihrer Darbietung, der gesamten Anlage ihres Charakters, ist diese Eigenschaft durchaus zuträglich, zu viel Schönheit würde hier nur vom Kern der Sache ablenken (Unglaublich, wer hat diesen Satz geschrieben. War ich das?). Ein Grossteil des Films lastet auf den Schultern der jungen Frau, die ihre Aufgabe ohne Fehl und Tadel löst. Ihr Spiel wirkt nie zu überzogen, berührt den Zuschauer mit der richtigen, geschickt eingesetzten Dosierung von Emotionen, der Daumen (immerhin der Daumen) zeigt steil nach oben. Ralph Bates wird jedem Hammerianer bekannt sein, er wirkte in Sangsters "Lust for a Vampire" mit, gab sich verdorben in "Taste the Blood of Dracula" (Das Blut von Dracula, 1970), dem vierten Hammer Dracula mit Christopher Lee. Sehr schön auch seine Darbietung in "Dr. Jekyll and Sister Hyde" (1971), der von dem sehr geschätzten Roy Ward Baker inszeniert wurde. Bates wird dort von seinem bösen, weiblichen Gegenpart (gespielt von Martine Beswick) arg in die Bredouille gebracht. Auch im hier kurz vorgestellten Film gibt er sich hintergründig, verschlagen und wird... *Spoilergefahr* ... In besondere Verzückung versetzt Peter Cushing jeden Fan britischer Filmperlen. Schon der Anblick seines Namens im Vorspann sorgt für freudige Erregung. Selbstverständlich überzeugt Meister Cushing auch in diesem Werk, seine Rolle fällt zwar nicht allzu umfangreich aus, doch seine Auftritte sorgen für die prächtigsten Momente von "Fear in the Night". Peter Cushing gehört zu den liebenswertesten Erscheinungen der Filmwelt! Was wäre Hammer ohne diesen wundervollen Schauspieler, nicht zu vergessen seine nicht minder bemerkenswerten Auftritte für andere Produktionsfirmen. Und eine Sache ist klarer als die klarste aller klaren Kloßbrühen: Wer steht in "Star Wars" über Lord Vader? Nein, nicht der bekackte Imperator, sondern der einzig wahre und grandiose Grand Moff Tarkin!

Nach diesem Ausbruch der Ehrfurcht, kann es nur nach einem Absatz weitergehen... *räusper* ... Ach ja, eine Person namens Joan Collins wirkt mit. Frau Collins ging damals stramm auf die Vierzig zu, sah zu dieser Zeit wirklich recht ansprechend, fast natürlich aus. Später -man erinnere sich mit Schrecken an "Denver Clan"- mutierte die Dame vor sich hin, heute sieht sie so unglaublich geliftet und gebügelt aus, dass mir das kalte Grausen ins müde Gebein fahren möchte. Ihre Vorstellung der kühlen Lady ist überzeugend geraten, von daher möchte ich nicht rummäkeln. Durch die überschaubare Anzahl der Mitwirkenden, das angenehm ruhige Erzähltempo und die beschaulichen Kulissen, entsteht eine nahezu kammerspielartige Stimmung. Diese wird aber immer wieder durch das Variieren der Schauplätze geschickt aufgebrochen. Überhaupt hat der Film extrem liebreizende Orte des Geschehens anzubieten. Die Innenaufnahmen sind -wie man es von Hammer kennt- sehr stilvoll und ansprechend, die Außenaufnahmen verwöhnen das Auge mit einer wunderschönen Herbstlandschaft. Man glaubt fast, den schmeichelnden Duft der gefallenen Blätter in der Nase zu spüren, traumhaft. Die Story entfaltet sich von Beginn an, ist ruhig aber packend erzählt. Vielleicht spielt der Streifen seine finalen Trümpfe ein klein wenig zu früh aus. Die letzte Einstellung kann nicht mehr überraschen, hier hätte man zuvor eventuell ein wenig subtiler vorgehen können. Doch obwohl die ganz grossen und genialen Wendungen ausbleiben, ist der Plot nachvollziehbar und angenehm bösartig geraten. Zum schönen Filmerlebnis trägt jede Abteilung ihren Anteil bei, letztlich steht ein gelungenes Gesamtbild im Raum, macht sich wohlige Zufriedenheit beim geneigten Zuschauer breit!

Ein kleiner und feiner Thriller, gut besetzt, vortrefflich inszeniert, kleinere Schwächen der Story wirken sich nicht nachhaltig aus. Obwohl wir es nicht mit einem Horrorbeitrag zu tun bekommen, greift diese typische, geliebte "Hammer Atmosphäre" um sich. "Fear in the Night" ist eine wohlige Schmusedecke, ein Film den man einfach gern haben muss. Für den hiesigen Markt wurde eine DVD unter dem Titel: "The Fear - Angst in der Nacht" veröffentlicht. Das Label PK Movies hält zwei kleine Hartboxen mit unterschiedlichen Covermotiven bereit. Die DVD geht als mittelprächtig durch, ab und an neigt das Bild zu Nachzieheffekten. Glücklicherweise fällt diese Schwäche nicht sonderlich ins Gewicht, da schnelle Kameraschwenks und hektische Bewegungen kaum eine Rolle spielen. Als Alternative bietet sich die britische Scheibe von Optimum an, die für kleines Geld zu bekommen ist, allerdings keine deutsche Tonspur an Bord hat.

Ein ruhiger, schöner und sehr unterhaltsamer Film. Gern vergebe ich dicke 7,5/10 Fanpunkte, die natürlich einen kleinen Cushing Bonus beinhalten!

Lieblingszitat:

"Die meisten jungen Leute heutzutage wissen doch nicht mehr was Arbeit ist. Nichts als Partys, Freunde, immer wieder Neue, möglichst noch Gruppensex..."
(Was das zu irgendeiner Zeit anders, wird es das jemals sein?)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4094 - 22.06 08:10

Die deutsche Synchronisation scheint ziemlich bekackt zu sein, zumindest vermittelt der Trailer diesen Eindruck. Da ist der O-Ton vermutlich eine Pflichtveranstaltung!?

quote


kann ich so nicht sagen, ich fand die synchro jetzt weder nervig noch beknackt. Der hauptdarsteller hat ne schöne tiefe stimme bekommen, die nebenchars empfand ich jetzt synchromäßig auch nicht als störend. Würd ich gern in der OV sehen, mein englisch ist aber dermaßen bieder das ich dann auf untertitel angewiesen wär....und den ganzen film lang texte zu lesen ich weiß ja nicht.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4095 - 22.06 13:50

Naja, dann hilft nur "üben, üben, üben...". Gerade durch den Genuss von Filmen lassen sich Fremdsprachenkenntnisse verbessern! Mein Englisch auch längst nicht perfekt, aber es lohnt sich am Ball zu bleiben.

An Untertitel kann man sich gewöhnen. Ich greife z.B. gern auf italienische DVDs zurück, wenn diese zumindest englische UT anbieten (Viele Italo-Perlen wurden in Deutschland oder generell im Ausland nicht veröffentlicht). Mit der Zeit "lernt" man die Untertitel zu lesen, ohne dadurch vom Film abgelenkt zu werden.

Also nur Mut!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4096 - 22.06 23:08

Opera (Italien 1987, Originaltitel: Opera)

Als die grosse Operndiva kurz vor der Premiere einer Macbeth Inszenierung von einem Auto angefahren wird, schlägt für das Nachwuchstalent Betty (Cristina Marsillach) die grosse Stunde. Regisseur Marco (Ian Charleson) übergibt den Stab an seine Zweitbesetzung, tatsächlich meistert die junge Sopranistin ihre Feuertaufe mit Bravour. Freude an diesem Erfolg soll aber nicht aufkommen. Schon während der Aufführung stürzt ein Scheinwerfer krachend in die Tiefe. Der Grund für die kurze Unterbrechung ist dramatischer als zunächst vermutet, in einer Loge wurde ein Bediensteter brutal ermordet. Inspector Santini (Urbano Barberini) nimmt die Ermittlungen auf, doch der Killer gerät nun erst richtig in Fahrt. Betty möchte eine Liebesnacht mit einem Freund verbringen, während dieser kurz den Raum verlässt wird sie überfallen und gefesselt. Dank einer einfachen -aber äusserst sadistischen- Konstruktion des Mörders, kann die junge Frau ihre Augen nicht schliessen. Sie muss völlig hilflos mit ansehen, wie ihr Freund gnadenlos auf bestialische Weise getötet wird. Verstört verlässt Betty das Gemäuer, der Albtraum hat jedoch gerade erst begonnen, der geheimnisvolle Killer hat noch weitere Überraschungen auf Lager...

"Opera" gehört zu den schönsten und faszinierendsten Filmen von Dario Argento. Bei diesem Werk stimmt einfach alles! Ein ehrwürdiges Opernhaus bietet den wundervollen Hauptschauplatz, die übrigen Locations gefallen ebenso, mit Ronnie Taylor konnte ein erstklassiger Kameramann für das Projekt gewonnen werden. Argentos Filme sind (fast) immer für innovative, einzigartige Kameraarbeit bekannt, auch "Opera" lässt sich in dieser Hinscht nicht lumpen. Es würde den Rahmen sprengen hier nun alle besonders prachtvollen Momente aufzulisten, ich rate mit Nachdruck zum Selbstversuch, dieser optische Leckerbissen ist Balsam für die entzündeten Augen! Nicht minder wichtig ist die Musik in Argentos Filmen. War zu Beginn seiner Karriere Ennio Morricone für den Score zuständig (Tier-Trilogie), arbeitete er später mit den Italo-Proggern Goblin zusammen, nicht zu vergessen ELP-Legende Keith Emerson. "Opera" beschreitet mutig etwas andere Wege. Zunächst gibt es selbstverständlich Klassik auf die Ohren, die durch Metal vortrefflich ergänzt wird, pure Energie trifft auf pure Energie, herrlich. Goblin Mitglied Claudio Simonetti rundet den Score ab, er trägt vorzüglich seinen Teil zum stimmigen Gesamtbild des Soundtracks bei. Die unterschiedlichen Stile fügen sich zu einem beeindruckenden Klanggemälde zusammen. Wie die Kamera und der Score, können auch die Special Effects vollends überzeugen. Der Film präsentiert sich während der Morde sehr grantig, harsch und schlägt mit teuflischer Boshaftigkeit zu. Dies funktioniert in der Tat bestens, weil Sergio Stivaletti und etliche andere Könner, umwerfend gute Arbeit geleistet haben.

Bei aller Begeisterung für die Optik, den Stil, die Umsetzung, die Atmosphäre, die Musik, sind Schauspieler erst in den folgenden Zeilen an der Reihe. Stehen die Darsteller also im Hintergrund, werden gar von der visuellen Macht Argentos erdrückt? Keinesfalls, denn bei der Wahl der Mitwirkenden vor der Kamera hat man ein gutes Händchen bewiesen. Cristina Marsillach verstand sich -so hört man- nicht besonders gut mit dem Meister, der Zuschauer merkt davon nichts. Die junge Spanierin passt vortrefflich in die Rolle der Nachwuchsdiva, die ohne jegliche Vorwarnung in einen albtraumhaften Strudel des Grauens gerät. Ian Charleson stellt einen Filmregisseur dar, der sich daran versucht eine Oper zu inszenieren. Sicher ein Fingerzeig auf Argento selbst, der damals mit dieser Thematik in Verbindung gebracht wurde. Laut seiner eigenen Aussage, gab es sogar entsprechende Pläne, doch man wurde sich nicht einig, letztlich war ihm dieses Betätigungsfeld zu beschränkt. Wie es um den Wahrheitsgehalt dieser Angaben aus des Meisters Mund bestellt ist? Ich weiss es nicht, aber es scheint mir durchaus nachvollziehbar. Zurück zur Besetzung. Urbano Barberini spielt einen kühlen, abgeklärt wirkenden Kriminalisten, im Verlauf der Handlung wird er sich nicht darauf beschränken, erneut gilt: Seht es euch an! Daria Nicolodi war einst mit Argento liiert, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zu "Opera" war man allerdings schon seit rund zwei Jahren getrennte Wege gegangen. Frau Nicolodi stirbt einen der eindrucksvollsten Tode der gesamten Filmhistorie, ich bin mir ziemlich sicher, dass der gute Dario jede Menge Freude daran hatte. Über die Besetzung lässt sich generell nur Gutes berichten. Lediglich das Spiel eines Opfers ist extrem übertrieben geraten, doch selbst diese geballte Ladung Wahnsinn lässt Freude aufkommen!

Man sollte nicht den Fehler begehen, diesen Film am Logikgehalt zu messen. Sicher, nicht immer mögen sich die Figuren absolut nachvollziehbar verhalten. Jedoch machen gerade die Abgründigkeit und der Irrsinn einen Teil des Reigens aus, sorgen für ein unvergessliches, äusserst eindrucksvolles Filmerlebnis der ganz besonderen Art! Nicht unerwähnt bleiben soll das liebenswerte Spielen mit den Klischees, die man über die Oper und deren Stars kennt. Zahlreiche Andeutungen und Offensichtlichkeiten sind am Start, für Schmunzler ist gesorgt. Der Mörder lässt sich recht früh erahnen, doch das ist überhaupt kein Problem. Der wahre Kunstgriff der Story liegt nicht in einem besonders gut getarnten Killer, sondern in dem radikalen Bruch, den die finale Kulisse im Vergleich zum gesamten Film zuvor darstellt. Aus der Dunkelheit der mörderischen Oper, der Perversion finsterer Stadtgemäuer, wirft uns Argento völlig unvermittelt in das malerische Panorama der Schweizer Alpen! Grüne Wiesen, freundlicher Sonnenschein, Friede, Freude... ....Mettgut! So plötzlich der Sprung aus dem Schrecken der Stadt in die Postkartenidylle geschieht, so plötzlich taucht das personifizierte Grauen genau dort auf und packt mit aller Unbarmherzigkeit zu. Das Alpenpanorama wird von einem Donnerschlag aus Angst und Schrecken durchgerüttelt, lässt den Zuschauer mit einer -je nach Sichtweise- erlösten oder zerstörten Protagonistin zurück. Dieses "schräge" Ende wird sicher nicht jedem Filmfreund gefallen. Ich verneige mich vor dieser Konsequenz, vor diesem Verzicht auf ein fröhliches Ende, vor diesem Verzicht auf ein finsteres Ende. Irrsinn in Reinkultur, in unschuldiger Natürlichkeit auf den Punkt gebracht. Abgrund? Wolke 9? Entscheidet selbst!

Bisher gibt es in Deutschland leider keine offizielle DVD zu diesem Prachtstück von Film. Ich habe mir die amerikanische Scheibe von Blue Underground zugelegt. Diese kommt ohne Regionalcode ins Haus, zeigt den Film in schöner Qualität, bietet zusätzlich eine sehr interessante Featurette an. Die Scheibe kann also ohne Bedenken gekauft werden, lediglich das Fehlen des italienischen Tons finde ich ein wenig schade. Als Alternative bietet sich die italienische DVD von Cecchi Gori an, die neben der italienischen Sprache auch englische Untertitel an Bord hat.

Zwar schafft "Opera" nicht ganz den Sprung in meine persönlichen "Argento Top 3", rangiert aber sehr knapp dahinter! Ich ziehe ganz dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend), vielen Dank für diesen wunderschönen Trip!

Lieblingszitat:

"Macbeth brings bad luck."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4097 - 24.06 21:47

Der Obrist und die Tänzerin 8/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4098 - 25.06 21:38

Driven to Kill - Zur Rache verdammt (USA 2009, Originaltitel: Driven to Kill)

Einst war Ruslan (Steven Seagal) ein gefürchtetes Mitglied der russischen Mafia. Vor vielen Jahren hat sich der harte Bursche aus dem schmutzigen Geschäft verabschiedet, er schreibt erfolgreich unter einem Pseudonym Bücher. Als ihn seine Ex-Frau anruft um mitzuteilen, dass die gemeinsame Tochter heiratet, macht sich Ruslan auf den Weg an die amerikanische Ostküste, den früheren Ort seines illegalen Schaffens. Das Töcherlein will ausgerechnet Stephan (Dmitry Chepovetsky) heiraten, den Sohn des Mafiabosses Mikhail Abramov (Igor Jijikine), ein alter "Bekannter" Ruslans. Natürlich fühlt Papi dem zukünftigen Schwiegersohn auf den Zahn, der junge Mann will nichts mit den Umtrieben seines Erzeugers zu tun haben. Kurz vor der Abfahrt der Hochzeitsgesellschaft findet ein Überfall auf das Anwesen der Brautmutter statt. Ruslans Ex wird ermordet, seine Tochter kommt mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Zorn und Hass steigen in dem ehemaligen Gangster auf, er will die Verantwortlichen um jeden Preis stellen und bestrafen. Mit Stephan im Schlepptau beginnt der Feldzug. Wer steckt hinter dem Anschlag? Mikhail will mit der Sache angeblich nichts zu tun haben. Der zweite Ehemann von Ruslans Ex, ein schmieriger Anwalt namens Terry Goldstein (Robert Wisden), macht sich mehr und mehr verdächtig, ist er der Drahtzieher hinter den Kulissen...???

Alle paar Monate ereilt uns ein neuer Streifen mit Kampfklops Seagal. In den neunziger Jahren noch regelmäßig in den Kinos zu sehen, treibt Seagal nun in kleinen Direct to DVD Produktionen sein Unwesen. Mir kommt diese Entwicklung gar nicht so ungelegen, bin ich doch bekennender Fan kleiner Actionfilme. Natürlich schleichen sich immer wieder Gurken in die Filmografie meines Helden ein, doch da muss man als Fan durch und Härte zeigen. "Driven to Kill" darf man getrost zu den gelungenen Werken zählen, wie gehabt richtet sich der Flick aber ausschliesslich an das erprobte Genre-Publikum. Herr Seagal wirkt recht fit, er sah schon aufgedunsener aus. Ausserdem wird er nicht ständig durch einen Stuntman vertreten, zumindest nicht so offensichtlich wie in manchen Filmen aus den letzten Jahren. Mit stoischer Ruhe und erstarrter Miene, prügelt, sticht, schneidet und ballert er sich durch die Reihen seiner Feinde. Erfreulicherweise geht es dabei immer wieder recht ruppig zu, auch wenn die FX ein wenig lieblos ausgeführt sind. Man kann zu Seagal stehen wie man will, der Mann ist absolut konsequent. Während sich andere Recken wie Dolph Lundgren oder Jean-Claude Van Damme mit den Jahren zu wirklich ordentlichen Schauspielern gemausert haben, Lundgren sogar als Regisseur eine gute Figur macht, ist das Spiel von Seagal so eindimensional wie vor zwanzig Jahren. Was solls, ich liebe meinen Kampfklops trotzdem, vielleicht gerade deswegen. Die übrige Besetzung bleibt völlig austauschbar. Dmitry Chepovetsky mutet manchmal gar ein wenig debil an, zumindest schaut er recht dämlich aus der Wäsche. Igor Jijikine gibt den üblichen Bösewicht von der Stange, Robert Wisden sorgt für den schleimigen Schreibtischtäter. Die Handlung ist selbstverständlich nur ein ausgelutscher Aufhänger, ein Alibi für das folgende Hauen und Stechen.

Alles wie gehabt. Fans -nicht die Schönwetter-Fans, die sich spätestens nach "Exit Wounds" verabschiedet haben- werden mit dem Film ihre Freude haben, wer jedoch mit Seagal -und B-Action allgemein- sowieso noch nie etwas anfangen konnte, der sollte auch um diesen Streifen einen Bogen machen. "Driven to Kill" ist vielleicht ein klein wenig schwächer als "Urban Justice" geraten, aber auf jeden Fall deutlich besser als z.B. "Attack Force" und "Flight of Fury" (Unsichtbarer Feind). Meine Lieblinge aus der Zeit nach "Exit Wounds" bleiben "Belly of the Beast" und "Into the Sun", doch "Driven to Kill" gehört ohne Frage zu den besseren Seagal-Ergüssen der letzten Jahre. Vor mir aus darf es gern noch viele Jahre so weitergehen, ich brauche diesen Stoff, ich liebe diesen Stoff!

"Driven to Kill" wird in Deutschland von Splendid vertrieben. Das Label bietet den Film auf DVD und BD an, mir hat in diesem Fall die günstigere DVD vollkommen ausgereicht. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Version mit der Freigabe ab 18 massiv geschnitten wurde! Die Uncut Fassung hat eine SPIO/JK Freigabe erhalten, sie ist als "Extended Harder Version" gekennzeichnet. Als Boni gibt es eine kleine "Behind the Scenes" Featurette, sowie diverse Trailer aus dem Splendid Programm.

Guter Stoff der meine Gelüste befriedigt = 7/10 (mit steigender Tendenz)

Lieblingszitat:

"Wollen Sie ein harter Knochen sein?"
"Jeder Mann will ein harter Knochen sein. Aber niemand will den Preis dafür zahlen."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4099 - 26.06 21:41

No Blood, No Surrender (Philippinen 1986)

Ex-Soldat Samson kehrt aus dem Krieg zurück. Er möchte einer jungen Dame den letzten Brief eines gefallenen Kameraden übergeben. In der kleinen Stadt führen der "Bürgermeister" und dessen Handlager ein hartes Regiment. Fremde sind nicht erwünscht, schliesslich soll niemand Einblick in die illegalen Geschäfte der lokalen Machthaber bekommen. Kurzerhand setzt man den vermeintlichen Streuner an der Stadtgrenze ab, doch schon bald wird er erneut gesichtet. Die Situation eskaliert, der Sturkopf flüchtet in den Wald, Mord und Totschlag nehmen ihren Lauf...

"No Blood, No Surrender" ist eine reichlich bescheuerte Parodie auf Rambo. Schon die Besetzung der Hauptrolle ist unfassbar, ein magersüchtiges Bürschlein, ständig debil aus der Wäsche glotzend. Dazu weitere hässliche Fratzen, Fettsäcke und unattraktive Damen. Potential für einen irren Trip ist hier genügend vorhanden, doch leider geht die Rechnung nicht auf. Die deutsche Synchronisation ist lahmarschig und langweilig, die Figuren beginnen recht schnell zu nerven. Verkrampft versucht das Debakel so trashig wie irgend möglich zu wirken, der Spass bleibt aber überwiegend auf der Strecke. Sicher, hier und da sind brauchbare Ansätze erkennbar. Da wäre der schrecklich-schöne Score, der munter zwischen Sesamstrasse und Geblubber umher taumelt. Weiterhin funktioniert der eine oder andere Gag leidlich, doch überwiegend regiert das grosse Gähnen.

Mir sind trashige Filme immer dann am liebsten, wenn sie unfreiwillig grotesk über den Bildschirm flimmern, mit grosser Geste scheitern. Ist dies nicht der Fall, sollte trotzdem irgendwie Freude aufkommen, dieses Teil scheitert leider auf langweilige Art und Weise. Bevor ich mir den Mumpitz erneut anschaue, werfe ich lieber den hysterischen Knaller "Virgins of Hell" aus Indonesien in den Player, das Teil rockt ordentlich die Hütte. Trash? Ja, gern! Aber bitte nicht so öde...

Die DVD aus der CMV Trash Collection gehört zu den Tiefpunkten dieser schönen Reihe. Die technischen Aspekte sind bei einem Film dieser Art sowieso nicht von Belang, das Bild auf unterem VHS-Niveau stört nicht, es passt recht gut zu dem trostlosen Treiben. Was solls, die Trash Collection hat mir schon viel Freude bereitet, da sehe ich über diesen Ausfall gern hinweg. Wie würde es der Dude formulieren: Bekackt! ...in Zahlen: 3/10

Lieblingszitat:

"Schnappt diesen Mann! Er hat unseren Bürgermeister defloriert!"
Zood!

RANG Ultimate 0wn3r

#4100 - 27.06 00:56

Zood!

RANG Ultimate 0wn3r

#4101 - 27.06 11:03

ASCH

RANG God of Clanintern

#4102 - 27.06 20:24

Hardcore - Ein Vater sieht rot (USA 1979, Orignaltitel: Hardcore)

Der sehr religiöse Jake VanDorn (George C. Scott) ist ein mittelständischer Unternehmer und alleinerziehender Vater. Er lebt mit seiner jugendlichen Tocher in einer beschaulichen Stadt. Eines Tages unternimmt das Mädchen mit vielen weiteren Jugendlichen eine Ferienreise nach Los Angeles. Wenig später erhält Jake einen beunruhigenden Anruf, seine Tochter Kristen (Ilah Davis) ist spurlos verschwunden. Der besorgte Vater macht sich umgehend auf den Weg in die Metropole, doch die Polizei kann nicht viel für ihn tun. VanDorn beauftragt den Privatdetektiv Andy Mast (Peter Boyle) mit der Suche nach der vermissten Tochter. Der Schnüffler kann Kristen zwar nicht finden, präsentiert Jake aber nach einiger Zeit einen Pornofilm, in dem das Mädchen die Hauptrolle spielt. Nun kann der Vater die Füsse nicht mehr stillhalten und macht sich persönlich auf die Suche. Zunächst noch sehr unbeholfen stolpert er immer tiefer in die Pornoszene, schaut hinter die abgründigen Kulissen. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf Niki (Season Hubley), eine junge Frau die sich mit diversen Sexjobs über Wasser zu halten versucht. Kann VanDorn seine Tochter in diesem unüberschaubaren Sumpf auffinden???

Der deutsche Untertitel "Ein Vater sieht rot" soll ganz offensichtlich an "Ein Mann sieht rot" mit Charles Bronson erinnern. Doch "Hardcore" ist kein wüstes Drama um Rache und Selbstjustiz. Der Film schildert die verzweifelte Suche eines verzweifelten Vaters, dabei wedelt man hier nicht mit dem Schiessprügel, hier regiert der moralinsaure Zeigefinger. Jake VanDorn wird plötzlich mit einer Welt konfrontiert, die ihm bisher völlig fremd war, die seine kühnsten Vorstellungen bei weitem übertrifft. George C. Scott spielt durchaus solide auf, doch leider mangelt es seiner Figur ein wenig an echter Tiefe. Genau das ist eines der beiden Probleme von "Hardcore". Der Film ist sehr nüchtern inszeniert, verzichtet fast vollständig auf reisserische Momente. Jedoch werden für die Handlung und Motive der Figuren wichtige Ereignisse quasi nebenbei abgehakt, Scott taumelt meist mit mürrischer Fratze durch die diversen Schauplätze der Pornobranche. Wenn er sich schliesslich gar als Pornoproduzent verkleidet -samt Perücke und Schnauzbart- wirkt der Film schon fast ein wenig unfreiwillig grotesk. Letztlich ist die Auflösung dann auch nicht wirklich überraschend, das bißchen Mut wird am Schluss durch den Weichspüler gezogen. Richtig gut gelungen ist die Darbietung von Peter Boyle, dem man den schleimigen Privatschnüffler ohne Kritikpunkte abnimmt. Ebenso ansprechend Season Hubley, die neben Boyle aus der Mannschaft der Nebendarsteller herausragt. Der weitgehende Verzicht auf Geballer und Geprügel kann durchaus der richtige Weg sein, doch wenn die Handlung dann auch noch so staubtrocken abgespult wird, sind Figuren mit Tiefe einfach unverzichtbar. Ich schrieb es bereits, auf dieser Ebene funktioniert der Streifen nur eingeschränkt.

Das andere Problem von "Hardcore" finde ich fast noch ärgerlicher. Alles was mit Sex und Pornographie zu tun hat, wird hier ohne Hinterfragen als abstossend und pervers dargestellt. Dadurch verpasst man dem Film eine für mich befremdliche Moral. Aber in einem Land wo jeder Hinterwäldler mit einer Knarre rumlaufen darf, während blanke Brüste für Entsetzen und Skandale sorgen, wird man dies vermutlich anders beurteilen. Regisseur Paul Schrader -der immerhin die Story zu "Taxi Driver" verfasst hat- liefert mit "Hardcore" keinen schlechten Film ab. Es mangelt aber an Mut und Konsequenz, man fischt im trüben Wasser, welches in diesem Fall leider nicht besonders tief geraten ist.

Die DVD von Columbia TriStar kommt ohne jegliche Boni daher, bietet aber eine ansprechende Bildqualität. Man kann sich "Hardcore" durchaus anschauen, die Scheibe gibt es zum kleinen Preis, eine Pflichtveranstaltung ist der Film aber keinesfalls. Von meiner Seite gibt es wohlwollende, knappe 6/10.

Lieblingszitat:

"Sag ihnen was du willst. Sag ihnen ich würde Urlaub machen."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4103 - 28.06 22:05

Blaubart (Deutschland, Frankreich, Italien, Ungarn 1972, englischer Titel: Bluebeard)

Baron Kurt von Sepper (Richard Burton) wird als Kriegsheld verehrt, doch der wohlhabende Adelige hat ständig Pech mit seinen Frauen. Greta (Karin Schubert) kommt bei einem Jagdunfall zu Tode, aber schon bald lernt der Baron die attraktive Tänzerin Anne (Joey Heatherton) kennen. Die Liebe entflammt im Eiltempo, kurze Zeit später wird geheiratet. Auf dem herrschaftlichen Anwesen fühlt sich die junge Frau zunehmend einsam, zu allem Überfluss hat der holde Gatte noch immer nicht die Ehe mit ihr vollzogen. Eines Tages drückt von Sepper seinem Weib sämtliche Schlüssel des Anwesens in die Hand. Da sie das Schloss gern umgestalten möchte, kann sie mit einem Einverständnis alle Räumlichkeiten in Augenschein nehmen. Nur ein einziger Schlüssel ist tabu, Anne soll diesen Schlüssel auf keinen Fall verwenden. Selbstverständlich nagt die Neugier an der jungen Frau. Schliesslich findet Anne das passende Schloss und benutzt den Schlüssel. Die Überraschung ist gross, mehr noch, die Überraschung ist befremdlich und erschreckend zugleich. In einem Geheimraum lagern (gut gekühlt) die Leichen der jungen Schönheiten, die zuvor mit dem Baron liiert waren. Es kommt wie es kommen muss, der böse Baron ertappt seine Frau und kündigt ihr an, dass er sie nun leider auch töten muss. Bis zum Morgengrauen will er ihr noch Zeit lassen, Zeit die Anne für sich zu nutzen versucht. Sie verwickelt ihren Mann in ein Gespräch, nach und nach gesteht er ihr, warum und wie er die Frauen ermordete. Kann sich die warmherzige und intelligente Anne aus dem Würgegriff des Unholds befreien, kann ihr ein Freund rechtzeitig zur Hilfe eilen... ...oder wird von Sepper vielleicht gar Gnade walten lassen...???

"Blaubart" zählt zum Spätwerk des Regisseurs Edward Dmytryk, der 1999 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien verstarb. Ursprünglich ein französisches Märchen, wurde "Blaubart" mehrfach verfilmt, auch die Oper und das Theater namen sich der Erzählung an. Diese Verfilmung mit Richard Burton in der Hauptrolle ist eine wahre Wonne. Burton ist die Rolle des wahnsinnigen Adeligen wie auf den Leib geschrieben, er zieht hier alle Register seines Könnens. Der Film ist klar als Kind der siebziger Jahre erkennbar, hier wird weder vor Gewalt noch Möpsen haltgemacht, doch er entzieht sich nachhaltig der klaren Zuordnung in eine Genreschublade. "Blaubart" ist ein Thriller, der einen psychotischen Serienmörder in den Mittelpunkt stellt. "Blaubart" ist ein Beziehungsdrama, "Blaubart" ist eine zynische Komödie mit herrlich überzeichneten Figuren. Gleichzeitig verbreitet "Blaubart" immer wieder Gothic-Horror Schauer der feinsten Sorte. Schliesslich verbreitet "Blaubart" auch noch eine Dosis Gesellschaftskritik, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln. Um die Boshaftigkeit des Baron von Sepper noch greifbarer zu machen, hat man ihn zum ranghohen Offizier einer faschistischen Schlägertruppe gemacht. Dabei lehnt man sich auch an die Originalgeschichte an, denn für diese diente ein gewisser Gilles de Rais als Vorbild, der im 15. Jahrhundert ein berüchtigter französischer Heerführer war. Der Baron mit dem blauen Bart -dessen Färbung auf eine Kriegsverletzung zurückzuführen ist- schlägt mit sadistischer Freude einen Aufstand der Arbeiterschaft nieder. Zunächst stellt sich die Frage, warum man diese Szenen in den Film eingebaut hat. Doch der Kreis schliesst sich letztlich sehr clever, und lässt den damals noch sehr jungen Mathieu Carrière in einer kleinen Nebenrolle glänzen. Auf Burton ging ich bereits kurz ein, der Mann macht einen ganz fantastischen Job. Die Damenmannschaft ist dabei kaum weniger beeindruckend. Allen voran die wirklich sehr süße Joey Heatherton, die sich ein packendes Duell mit Burton liefert. Damit aber nicht genug! Karin Schubert präsentierte sich zu dieser Zeit noch in bester Verfassung, in den achtziger Jahren reichte es leider nur noch für Gerödel in HC-Produktionen. Es wäre müßig nun alle Mitwirkenden Schönheiten abzufeiern, daher nur ein paar Worte zu den sinnlichen Höhepunkten. Raquel Welch drangsaliert den Baron als Nonne mit verdorbener Vergangenheit, Agostina Belli glänzt wie ein eiskalter Edelstein. Sybil Danning wird als Hure nebenbei zum Opfer, denn eigentlich wollte der damaligen Gefährtin des Barons nur ein wenig Nachhilfe in Sachen Sex geben. Wenn Blaubart schliesslich aus dem Nähkästchen plaudert, seiner Anne von den zahlreichen Morden berichtet, sind die Damen in der Tat so fürchterlich gezeichnet, dass man glatt Sympathie für den Massenmörder empfinden mag. Die notgeile Nonne, die vom Sadomasochismus zerfressene Emanze aus Sachsen, die grausige Trällertussi, oder die debile Kindfrau und viele Nervensägen mehr, alle fallen dem Zorn des Barons anheim. Wer aber nun glaubt, dass der Film ein Manifest der Frauenfeindlichkeit wäre, dem sei geraten das Ende mit breitem Grinsen zu geniessen.

So herrlich das Ensemble aufspielt, so prachtvoll sind auch die Kulissen, die gesamte Ausstattung geraten. Das alte Gemäuer bringt wohlige Gruselatmosphäre rüber. Die verzweifelte Gattin stolpert durch den Weinkeller, die Spinnweben wogen im Pulsschlag des Schreckens, der nackten Angst. Nicht zu vergessen die äussert morbide Szene, in der Anne die alte Hausdame beim frisieren der toten Mutter des Barons vorfindet. Was den Film ganz besonders faszinierend macht, ist die erstaunliche Tatsache, dass Dmytryk immer genau den richtigen Ton trifft. "Blaubart" wirkt nie an den unpassenden Stellen komisch, Gewalt bricht nur aus wenn es der Atmosphäre förderlich ist, Sex kommt in genau der richtigen Dosierung zum Zuge. Es mag sich abgedroschen anhören, doch dieses Werk ist perfekt auf den Punkt genau inszeniert. Hier fehlt nichts, hier ist nichts zu ausufernd, der Film ist schlicht und ergreifend ein wundervoller Schmaus für Leib und Seele. "Blaubart" verwöhnt nicht nur das Auge, der wunderschöne Score von Meister Ennio Morricone verleiht dem bunten Treiben zusätzlich Stimmung. Besser kann Filmmusik nicht klingen, das ist ganz grosses Ohrenkino, danke Ennio! An dieser Stelle muss ich einfach erneut auf Richard Burton zurückkommen. Ähnlich packend ist seine Darstellung des schwulen Verbrechers Vic Dakin, den er im ähnlich treffsicheren "Villian" (Die alles zur Sau machen, 1971) zum Besten gibt. Leider verstarb dieser wunderbare Schauspieler bereits 1984 im zarten Alter von nur 58 Jahren. Ein herber Verlust! Am liebsten würde ich noch etliche Zeilen über Burtons Auftritt in "Blaubart" schreiben, doch die daraus resultierende Spoilergefahr ist leider zu gross.

Diesen wilden, wüsten und ausufernden Genremix unter einen Hut zu bringen, zu jeder Sekunde als ein die Sinne betörendes Spektakel erstrahlen zu lassen, das verdient allergrössten Respekt und höchste Anerkennung! Ich verneige mich vor den Mitwirkenden vor und hinter der Kamera, die diesen Film zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Solche Werke führen mir vor Augen, warum ich mir ein Leben ohne Filme schon lange nicht mehr vorstellen kann! Schöner und intensiver kann ein Freak seine Zeit nicht verbringen!

Die DVD von PK-Movies bietet den Film in recht ordentlicher Qualität an. Doch weder diese Scheibe aus Deutschland, noch die amerikanische DVD werden dem Film wirklich gerecht. "Blaubart" hätte eine prächtige Ausgabe mit Boni verdient. Vielleicht ein schickes Digi mit dickem Booklet. Dieser optische Leckerbissen würde sich sicher sehr gut auf einer Blu-ray machen, um in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu können. Doch ich will nicht nörgeln. Seien wir froh, dass diese Prachtperle zumindest als brauchbare DVD vorliegt, warten wir ab was die Zeit uns bringen wird. Bis dahin gilt: Kaufbefehl für die DVD!!!

Für diesen liebenswerten und verehrungswürdigen Film ziehe ich ganz dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!

Lieblingszitat:

"Warum wollen Sie mich abbringen, vom Wege des Herrn?"
"Ich bin auch ein Herr."
vengeance | ロロロロ

RANG God

#4104 - 29.06 09:15

Dann mach cich dir mal einen Zwischenpost.

Ich habe "PI" angeschaut. Aber wirklich weggerissen hat es mich nicht. Klar, das ist ne Klage auf hohem Niveau. Wenn auch mit vielen Schwächen hat mir "The Oxford Murders" um einiges mehr zu schaffen gemacht, bzw. Kopfzerbrechen bereitet. Vielleicht war ich nicht in der richtigen Stimmung für so schwere Kost.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4105 - 29.06 21:51

Motel - The First Cut (USA 2009, Originaltitel: Vacancy 2: The First Cut)

Der schmierige Gordon (David Moscow) leitet ein kleines Motel, das an einer abgelegenen Landstrasse liegt. Er und sein Helferlein Reece (Brian Klugman) haben in einem Zimmer diverse Kameras installiert, um damit junge Paare beim Sex zu filmen. Die daraus resultierenden Pornos verticken sie an einen nicht minder schmierigen Trucker. Als sie eines Nachts an den mundfaulen Smith (Scott G. Anderson) vermieten, hoffen die beiden Spanner auf ein neues Video, denn der Typ führt eine junge Dame mit sich. Als es im besagten Zimmer zur Sache geht, mögen die Bürschlein kaum ihren entzündeten Augen trauen. Smith entpuppt sich als Killer und schlachtet seine weibliche Begleitung brutal und gnadenlos ab. Weil man aufgrund der illegalen Eigenproduktionen keinen Kontakt mit der Polizei wünscht, wird der Mörder zunächst mit haushaltsüblichen Methoden ausser Gefecht gesetzt. Schliesslich taucht auch noch der Abnehmer der Videos auf, und es kommt zu einem teuflischen Pakt zwischen den "Produzenten" und dem Psychopathen. Snuff bringt mehr Kohle als Pornos, warum also nicht auf diese Schiene umsteigen?

Jessica (Agnes Bruckner), ihr Freund Caleb (Trevor Wright) und dessen bester Freund Tanner (Arjay Smith) haben bereits eine lange Autofahrt hinter sich. Caleb zieht raus aufs Land, zusammen mit Jessica in die Heimat ihrer Familie. Um entspannt am nächsten Vormittag am Zielort einzutreffen, entschliesst sich die kleine Gruppe dazu im nächsten Motel zu nächtigen. Dort warten Smith und seine neuen Kumpanen bereits begierig auf ihren Einsatz, besonders Smith kann kaum noch die Füsse stillhalten. Für die drei jungen Leute beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Gibt es ein Entrinnen aus dieser Hölle auf Erden...???

"Motel" (Vacancy, 2007) war zwar kein Überflieger, doch Luke Wilson und Kate Beckinsale mussten sich überzeugend eine bösartige Nacht um die Ohren schlagen. Für Spannung wurde gesorgt, der Film leistete sich keine nennenswerten Hänger. Mit "Motel - The First Cut" haut man uns nun ein Prequel vor den Latz, welches bis zum Zeitpunkt der Entstehung jener fragwürdigen Geschäftsidee namens Snuff-Produktion zurückblickt. Von den Fesseln befreit der breiten Massen gefallen zu müssen, präsentiert sich das Prequel tatsächlich ein wenig härter und dreckiger als der vorherige Streifen. Doch um so richtig auf den Schinken zu klopfen, fehlte den Machern dann letztlich doch der Mut, vielleicht mangelte es auch an Ideen. Das Problem des Films ist jedoch, dass nie wirklich packende Stimmung aufkommt. Es ist sicher ein netter Ansatz, diesmal nicht nur ein Pärchen zu jagen, sondern gleich ein Trio in die Knochenmühle zu stossen. Leider fiebert man aber nie richtig mit, zumindest mir blieben die Gestalten seltsam fremd und egal. Die Bösewichter taugen hier ebenso wenig zum Sympathieträger, immerhin sieht die eingesetzte "Fliegengittermaske" recht ansprechend aus. Weitere Kritikpunkte sind die IMHO uninspirierte Kamera, sowie die nicht besonders stimmungsvolle Wahl der Farben und der Ausleuchtung.

Die Schauspieler schlagen sich überwiegend ordentlich, wie erwähnt "packen" die Figuren den Zuschauer aber nicht stark genug am Kragen. Agnes Brucker mag ganz hübsch sein, zeigt aber eine Neigung zur Nervensäge. Trevor Wright bleibt austauschbar, während Arjay Smith diesen typischen Buddy gibt, den man spätestens nach einer Viertelstunde zum Teufel schicken möchte. Scott G. Anderson killte bereits im ersten Film, er darf hier (un)angenehm fies aus der Wäsche glotzen, klar die beste Leistung der hiesigen Besetzung. David Moscow und Brian Klugman spielen die Rolle der mit ihrem neuen Partner überforderten Kleinkriminellen gut, insgesamt ein klarer Punktsieg für die dunkle Seite der Macht. Einen Kritikpunkt muss ich leider noch vom Stapel lassen. Zunächst nimmt sich der Film rund zwanzig Minuten Zeit, um die Entstehungsgeschichte der Zusammenarbeit zwischen den Spannern und dem Killer zu erläutern. Dies gelingt gut und im passenden Rahmen. Danach verbleibt eine knappe Stunde für die Jagd auf die ersten Opfer. Diese Stunde erscheint recht knapp bemessen, doch sie zieht sich tatsächlich recht lahmarschig dahin, weil sich immer wieder Durchhänger einschleichen. Vermutlich liegt dies an der mangelnden Identifikation mit den gezeigten Charakteren.

Ich möchte den Film mögen. Doch "The First Cut" macht es mir wirklich nicht leicht. Ein bischen mehr von allen Zutaten, dann hätten wir ein schmackhaftes Menü auf dem Teller, eventuell gar eine delikate Schlachtplatte. In der vorhandenen Form versinkt der Streifen in der belanglosen Mittelprächtigkeit. Das ist schade, denn hier wäre mit ein wenig mehr Gefühl für Timing, Atmosphäre und besserer Anleitung der Darsteller, sicher deutlich mehr zu holen gewesen. An der DVD von Sony gibt es nichts zu mecken, inzwischen gibt es auch ein Doppelpack mit beiden Teilen.

5,5/10

Lieblingszitat:

"Warum nennt niemand sein Motel "Zur dicken Titte"? Da würde ich echt gern ein paar Tage absteigen!"
śףּø_Øќ

RANG Deckschrubber

#4106 - 30.06 14:21

spilce - monstersex ist nicht so meins 5/10
vertige - ganz ok 6/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4107 - 30.06 19:42

monstersex? Oo ^^
Zood!

RANG Ultimate 0wn3r

#4108 - 30.06 20:20

Da I smell tentacle-rape
ASCH

RANG God of Clanintern

#4109 - 30.06 20:56

Massacre in Dinosaur Valley (Italien, Brasilien 1985, Originaltitel: Nudo e selvaggio)

Kevin Hall (Michael Sopkiw) sammelt fleissig prähistorische Knochen ein, er überredet Prof. Ibañez (Leonidas Bayer) ihm einen Platz in einem kleinen Flieger zu verschaffen. Besagtes Flugzeug wird auf Wunsch des Professors einen unangemeldeten Abstecher in ein abgelegenes Tal machen, ein Freundenfest für jeden Forscher und Knochensammler. Der Gelehrte hat seine hübsche Tochter Eva (Suzane Carvalho) dabei, die sich zunächst abweisend gegenüber Kevin verhält. Selbstverständlich gerät das kleine Flugzeug in schwere Turbulenzen, der Pilot kann die Maschine nur per Bruchlandung auf den Boden bringen. Nach dem Absturz fördert eine erste Bestandsaufnahme wenig erfreuliche Tatsachen zu Tage. Der Pilot ist tot, eine junge Dame ebenfalls, auch Prof. Ibañez verendet nach kurzem Todeskampf. Zu allem Überfluss ist das Funkgerät geschrottet. Mit der Hilfe eines Suchtrupps ist nicht zu rechnen, da die Maschine weit abseits der üblichen Routen flog. Ein großmäuliger Vietnam Veteran reisst das Kommando an sich, schliesslich kenne er sich im Dschungel aus, wer überleben will soll ihm unterwürfig folgen. So machen sich die sechs Überlebenden auf den Weg, man will möglichst schnell den Fluss erreichen, der noch kurz vor der dramatischen Landung zu sehen war. Leider tummeln sich Kannibalen in der Gegend, die Gewässer werden von allerlei Getier bevölkert, die fröhliche Reisegruppe erleidet weitere Verluste. Der Ex-Soldat entpuppt sich als irrer Tyrann, Kevin gerät mit ihm in eine handfeste Auseinandersetzung. Wie will man der grünen Hölle entkommen, wenn man sich bereits nach kurzer Zeit untereinander zerfleischt...???

Regisseur Michele Massimo Tarantini verzapfte diverse Erotik-Komödien, ritt kurz auf der Barbarenwelle mit und schenkte uns einen Frauenknastreisser. "Massacre in Dinosaur Valley" kam in Deutschland unter dem Titel "Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels" auf den Markt. Geboten wird ein bunter Genre-Mix aus Abenteuerfilm, Kannibalenterror mit ein paar Pfund Mettgut, jede Menge Möpse und Nippel, schliesslich noch eine ordentliche Prise Foltercamp, abgerundet durch eine Dosis debilen Humor. Der Streifen erinnert dabei mehr an den mittelamerikanischen Vertreter "Treasure of the Amazon" (Blutgericht am Amazonas, 1985), den der mexikanische Regisseur René Cardona eintütete, als die ruppigen "echten" Kannibalenfilme aus italienischer Produktion (Cannibal Holocaust, Cannibal Ferox, Lebendig gefressen etc.). Doch gerade die bunte Mischung macht den ganz besonderen Reiz von "Nudo e selvaggio" aus, sofern man sich darauf einlassen mag. Klar, hier wird auch ein wenig gemetzelt und geqüalt, doch wer auf der Suche nach einer möglichst wüsten Splatterorgie ist, befindet sich hier eindeutig an der falschen Adresse. Für mich funktioniert dieses Konglomerat sehr ansprechend. Zunächst als lockerer Abenteuerfilm am Start, sorgen die Konflikte in der Gruppe der Überlebenden für herrliche Momente, während sich die Menschenfresser immer enger an die Fersen ihrer Speisewünsche haften. Bösartiges Viehzeug schlägt erbarmungslos zu, plötzlich nagen Piranhas ein Beinchen bis auf den Knochen ab, wenig später schwimmen Krokodile umher. Nicht zu vergessen die stets bedrohliche Natur, heimtückischer Treibsand fordert seinen Tribut. Dass Tarantini im letzten Drittel dann auch noch die Foltercampkeule auspackt, macht die heisse Sause nur noch ansprechender. Die Mopsparade zieht sich durch den gesamten Film, was ich ausdrücklich und mit allem Nachdruck begrüße! Freilich geht es oft sehr trashig zu. Wo vor wenigen Sekunden noch die gierigen Fische am Schenkelchen nagten, prügelt man sich ausgiebig im Sud, doch das Getier interessiert sich plötzlich nicht mehr dafür.

Michael Sopkiw hatte zwar nur eine kurze Filmkarriere, doch er wirkte in gelungenen Werken mit. Der von Sergio Martino 1983 inszenierte Endzeitknaller "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York) war der Einstand für Sopkiw, gleich ein absoluter Volltreffer. Danach folgten 1984 zwei Filme unter der Fuchtel von Lamberto Bava. Zunächst der schwer unterhaltsame "Blastfighter", anschliessend "Der Monster-Hai" (Shark rosso nell'oceano), welcher nicht ganz so erbaulich ausgefallen ist. Da man "Massacre in..." auf jeden Fall auch als Treffer deklarieren kann, sind immerhin drei von vier Filmen mit Sopkiw Pflichtprogramm. Der monströse Hai dürfte nur Komplettisten reizen. Wie gehabt gibt Sopkiw den locker-flockigen Helden, überzeugt als Frauenschwarm und sorgt für gute Stimmung. Ich hätte ihn gern in weiteren Rollen gesehen, aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Die weibliche Hauptrolle hat man mit Suzane Carvalho ebenfalls gut besetzt. Die aus Brasilien stammende Dame gab sich nach wenigen Filmauftritten aber leider dem Motorsport hin, dies immerhin recht erfolgreich. Die Besetzung funktioniert durch die Bank gut, Milton Rodríguez gefällt als widerlicher Veteran, Leonidas Bayer stirbt sehr grotesk vor sich hin. Auch der Typ namens Andy Silas soll nicht unerwähnt bleiben, er gibt den fetten, verschwitzten und vor allem sadistischen Sklaventreiber, der vor kaum einer Schweinerei (im wahrsten Sinne des Wortes) zurückschreckt. Den Machern gelingt es mit recht einfachen Mitteln eine tolle Atmosphäre zu erzeugen, die Kamera ist immer auf Höhe, die Landschaft Brasiliens kommt prächtig zur Geltung. Achso, Dinosaurier gibt es übrigens nicht zu sehen, doch was solls...

"Massacre in Dinosaur Valley" ist Exploitationkost in Reinkultur. Durch den Mix diverser Genres vielleicht nicht für jeden Fan von Interesse, doch aufgeschlossene Freunde des italienischen Genrekinos sollten sich auf diesen kurzweiligen Trip begeben. In Deutschland wurde der Film von Dragon veröffentlicht, die Scheibe trägt den Titel "Amazonas". Da diese Ausgabe vergriffen ist, habe ich zur US-DVD von Shriek Show gegriffen. Diese präsentiert sich in sehr guter Verfassung, der Film liegt in schöner Qualität vor, im Bonusmaterial findet man sehr sehenswerte Interviews mit Hauptdarsteller Sopkiw und Regisseur Tarantini. Die DVD gibt es einzeln, alternativ zum Sparpreis im Dreierpack zusammen mit "Eaten Alive" (Lebendig gefressen) und "Jungle Holocaust" (Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch). Das Set wird unter dem Titel "Jungle Horrors Triple Feature" angeboten. Obwohl ich die beiden anderen Titel bereits auf einheimischen DVDs vorliegen hatte, habe ich gern zum Set gegriffen, doppelt hält besser. Zu beachten ist die RC1 Einschränkung, die aber kaum ein Problem darstellen sollte.

Ausdrücklich angeraten sei der Genuss in Verbindung mit "Blutgericht am Amazonas" (am besten zur Hartbox aus der CMV Trash Collection greifen). Damit holt ihr euch ein liebenswertes Doppelpack ins Haus, dem es an keiner im Dschungel möglichen Gefahr mangelt. Die Bewertung von "Massacre in Dinosaur Valley" fällt mir nicht leicht. Am liebsten würde ich begeisterte 8/10 ziehen, die ich auch "Blutgericht..." verpasst habe. Ich sehe "Blutgericht..." aber leicht vor "Masscare...", daher muss sich der Erguss des Herrn Tarantini zunächst mit dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut) begnügen.

Lieblingszitat:

"Don't try being familiar with me, just because you saw me naked in my Shower. Voyeur."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4110 - 01.07 20:22

Final Destination 4 (USA 2009, Originaltitel: Final Destination 4)

Da ist er nun, der vierte Teil der "Final Destination" Reihe. Das bewährte Thema wird erneut verwurstet, dieses Mal hat ein Typ namens Nick eine Vision, die ihn und ein paar andere Menschlein vor dem Tod rettet. Zumindest zunächst, doch bekanntlich lässt sich Gevatter Tod nicht übertölpeln, ergo rafft es die Überlebenden nach und nach dahin. "Final Destination" (2000) war spannend und clever, der zweite Teil von 2003 bot -trotz geringfügig schwächeren Drehbuchs- sogar noch kurzweiligere Unterhaltung. Mit Teil 3 (2006) machten sich erste und unübersehbare Abnutzungserscheinungen breit, dieser Trend tritt beim aktuellen Aufguss noch deutlicher in den Vordergrund. Woran liegt es?

Sicher, das flotte Autorennen zu Beginn ist recht ansprechend gefilmt und sorgt umgehend für eine feiste Dosis Mettgut. Damit kommen wir gleich zum ersten Kritikpunkt. Es ist nahezu unfassbar, wie gross die qualitativen Unterschiede der Metzelmomente ausfallen. Wo zunächst ein Reifen ansprechend für kopfloses Durcheinander sorgt, werden wenig später Körper auf so schlecht gemachte Art zerteilt, dass man unweigerlich an zwei Jahrzehnte alte Computereffekte denken muss. Bekanntlich bin ich sowieso eher ein Freund von traditionellen Panschereien. Doch sehe ich durchaus ein, dass ein Film wie dieser, für seine auf modern getrimmte Optik kaum auf CGI verzichten kann. Dann bitte konsequent hochwertig oder vor mir aus konsequent dilettantisch, aber bitte nicht so unpassend und zusammenhanglos wie hier geschehen. Eben noch professionell ausgeführt, scheint sich beim nächsten Opfer ein talentfreier Praktikant um die Gestaltung gekümmert zu haben. Groteske Gegensätze können durchaus reizvoll sein, doch in diesem Fall geht der Schuss übel nach hinten los, gewissermaßen ins Auge. Im Abspann werden einige "Künstler" genannt, die an den FX gearbeitet haben, vielleicht sollte man -falls ein fünfter Teil geplant ist- in Zukunft besser auf eine fähige Firma setzen, anstatt etliche Köche an die Schlachtplatte zu beordern. Richtig ärgerlich ist die Schlussszene, am liebsten hätte ich vor Wut in den Eimer gespeichelt, doch der war gerade nicht in Reichweite. Also einmal sauer runtergewürgt und zornig den Abspann in mich reingefressen. Der nächste Schwachpunkt offenbart sich in Form der Darsteller. Kein Mensch wird von den Schauspielern in einem Film aus der "Final Destination" Reihe Höchstleistungen verlagen, so blass und austauschbar waren die Fratzen aber in keinem der drei Vorgänger. Da passt es dann auch vortrefflich ins Bild, dass ein Typ nur "Rassist" genannt wird, sein Name lediglich beiläufig nach seinem Ableben auftaucht.

Uninteressante Gestalten sterben mehr oder weniger gelungen vor sich hin. Was bleibt da noch an Faszination, wer will das sehen, wer kann sich dafür begeistern? Immerhin hat man einige Kills wirklich gut erdacht und ansprechend umgesetzt, doch insgesamt ist das Gezeigte einfach zu unstimmung und vor allem zu wenig packend. Regisseur David R. Ellis hat auch den zweiten Teil der Reihe inszeniert, ferner den ordentlichen Thriller "Final Call" mit Kim Basinger. Nicht zu vergessen "Snakes on a Plane", jene humorige B-Movie Verbeugung mit Samuel L. Jackson in der Hauptrolle. Der Mann kann es also! Davon ist leider in "FD4" nicht allzu viel spürbar, schade, schade.

Meine Vorliebe für Horror ist kein Geheimnis, ich möchte jeden Genrebeitrag ins Herz schliessen. Beim vierten Beutezug des Todes funktioniert dies leider nur eingeschränkt. Der Unterhaltungswert ist so schwach nicht, ich würde durchaus 6/10 ziehen wollen. Die teils miese Ausführung und die langweiligen Abziehbilder die hier am Start sind, dämpfen den Gesamteindruck aber hinab auf 5/10, ins Tal der Mittelmäßigkeit. Immerhin dürfte die Blu-ray auch Technikonanisten befriedigen. Das Bild ist sehr farbenfroh und "clean", zumindest in der herkömmlichen Version. Wer seine Augen quälen möchte, kann sich alternativ die 3D Variante antun, ich hatte keine Lust dazu.

Lieblingszitat:

"Gehen wir. Wir sollten nicht hier sein. Gehen wir."