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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4381 - 06.11 22:47

Cujo (USA 1983, Originaltitel: Cujo)

Knuffelhund auf Abwegen

Die Cambers wohnen abgelegen vor den Toren der Stadt, Familenoberhaupt Joe (Ed Lauter) betreibt auf dem Anwesen eine kleine Autowerkstatt. Cujo, ein freundlicher Bernadiner, ist der Hund der Familie Camber, um den sich in erster Linie Brett -Joes John- kümmert. Eines Tages stellt der Hund einem Karnickel nach, als dieses in eine Erdhöhle flüchtet, scheut Cujo durch sein Nachsetzen Fledermäuse auf, die sich in ihrem Schönheitsschlaf gestört fühlen. Ein herzhafter Fledermausbiss in den Nasenschwamm infiziert den Hund mit Tollwut, doch niemand nimmt von der kleinen Wunde Notiz. Die in der nahen Kleinstadt lebende Familie Trenton, hat derweil ganz andere Sorgen. Die Ehe von Vic (Daniel Hugh Kelly) und Donna (Dee Wallace) läuft nicht mehr rund, Donna hat ein Verhältnis mit einem Typen namens Steve Kemp (Christopher Stone). Tad (Danny Pintauro), der kleine Sohn der Trentons, fürchtet sich in der Dunkelheit und wird von Albträumen heimgesucht. Donna beendet die Affaire mit Steve, bittet ihren Mann um Verzeihung. Der verletzte Vic begibt sich frustriert auf eine längere Dienstreise, seine Frau muss sich selbst um die Reparatur ihres Autos kümmern, die alte Karre raus zu Joe Camber bringen. Zusammen mit Söhnchen Tad macht sich Donna auf den Weg, ihre Schrottkiste schafft es mit letzter Kraft bis zur Werkstatt. Doch das Grundstück der Cambers scheint wie ausgestorben, offenbar ist die gesamte Familie unterwegs. Plötzlich bricht der pure Terror über Donna und ihr Kind herein. Cujo dreht völlig durch, greift die verängstigten Menschlein immer wieder an. Zwar bietet das Auto zunächst Schutz, doch wer soll Donna und Tad zu Hilfe kommen? Während die Verzweiflung im Auto wächst, setzt der wahnsinnige Hund zu neuen Attacken an...

"Cujo" ist eine von zahlreichen Stephen King Verfilmungen. Deren Qualität deckt bekanntlich eine grosse Bandbreite ab, die sich von "sehr gut" bis "miserabel" erstreckt. "Cujo" gehört -angenehmerweise- zu den besseren King Verfilmungen, Regisseur Lewis Teague -und seine Mitstreiter- haben gute Arbeit geleistet. Teague war kein Neuling im Bereich "Tierhorror", denn bereits 1980 sorgte er mit "Alligator" (Der Horror-Alligator), für einen sehr gut gelungenen Genrebeitrag. Man darf von "Cujo" alledings keine wüste Orgie der Gewalt erwarten. Der Body Count bleibt sehr überschaubar, die Angriffe und Kämpfe sind zwar eindeutig, verzichten aber auf ausufernde Härten. Der Film lebt von den sehr gut gewählten Darstellern, dem "Familiendrama-Drehbuch", sowie der erstklassigen Kameraarbeit von Jan de Bont. Besagter Herr de Bont, nahm später auch auf dem Regiestuhl Platz. Bereits sein Debüt "Speed" (1994), sorgte für jede Menge Aufsehen. Schon die Eröffnungsszene von "Cujo" ist herrlich inszeniert und gefilmt, einerseits ist es sehr putzig anzusehen, wie der tapsige Bernadiner das flinke Karnickel hetzt, andererseits deutet sich bereits eine erste Bedrohung an, wenn auch zunächst sehr subtil, unterschwellig. Kurz danach eine weitere Szene, in der Teague und de Bont wundervolle Arbeit abliefern. Wie sehen den kleinen Tad, wie er in seinem Zimmer das Licht ausschaltet, schnell auf sein Bett zurennt und hineinspringt. Was sich wenig aufregend liest, wurde optisch derartig packend und ansprechend umgesetzt, dass man den Hut vor den Machern ziehen muss. Wer den Film aufmerksam verfolgt, wird noch ein paar weitere Momente erhaschen, in denen man sich Fragen nach dem Motto: "Wie haben die das bloß hinbekommen..." stellt. Dabei verkommt "Cujo" keinesfalls zur Technikprotzerei, der Gesamteindruck überzeugt durch solides Handwerk, besser formuliert: Kunsthandwerk, kreatives Kunsthandwerk.

Nun ein kurzer Blick auf die Besetzung, die auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf. Star des Films ist eindeutig Dee Wallace, die noch heute sehr aktiv ist, in etlichen Produktionen mitwirkt. 1982 spielte sie in Steven Spielbergs Mega-Kassenschlager "E.T." eine Hauptrolle, wodurch sie einem sehr breiten Publikum bekannt wurde. Die Mutterrolle in "Cujo" ist ihr perfekt auf den Leib geschneidert. Ihr recht "bodenständiges" Erscheinungsbild, lenkt nicht durch "unnnötigen" Sexappeal vom Kern der Sache ab. Sie wirkt aber trotzdem noch attraktiv genug, um die ausserehelichen Reitstunden auf einen nachvollziehbaren Ständer zu stellen (Wie meinen?). Die Verzweiflung und Angst wird von ihr ebenso überzeugend rübergebracht, wie der Kampfgeist, der Wille ihr Kind um jeden Preis zu retten. Anerkennung verdient sicher auch Danny Pintauro, der während der Dreharbeiten erst sechs Jahre alt war. Für ein Kind ist seine Darbietung sehr glaubwürdig, allerdings ging mir sein Gekreische und Gekeife ab und an auf die Nerven (Was freilich noch stärker für das Talent des Rotzlöffels spricht). Daniel Hugh Kelly kam aus dem TV-Bereich, er liefert eine gute Leistung ab, hat aber weniger eindrucksvolle Szenen zu spielen. Der fürsorgliche Familienvater gibt halt nicht viel her. Besser haben mir Ed Lauter und Christopher Stone gefallen. Lauter verfügt sowieso über eine der markantesten Visagen des US-Kinos, er gibt den knurrigen Autoschrauber -mit eindeutigen Tendenzen in Richtung Hinterwäldler- absolut souverän. Christopher Stone hat ein paar sehr gute Szenen, er zeigt als abservierter Hengst psychotische Züge. Damit wären die relevanten Schauspieler aufgezählt, man muß dem Ensemble eine Topleistung attestieren, alle Achtung.

Der " tierische Bösewicht" schlägt sich nicht minder beeindruckend. Man hatte einige Hunde während des Drehs im Einsatz, der Film offenbart die sehr gute Arbeit, die von den fleissigen und fähigen Tiertrainern geleistet wurde. Ausgerechnet ein Bernadiner muss als Killerköter herhalten, wo doch keine andere Großrasse so extrem friedlich und knuffig aus dem Fell äugt. Ganz abgesehen vom "Bergretter-Image", dass die Rasse zumindest in Europa geniesst. Vielleicht wirkt die "Verwandlung" des liebenswerten Knuffels umso verstörender, denn hätte man z.B. auf einen Rottweiler oder Dobermann-Pinscher gebaut, wäre diesen sofort mit "Tierterror" in Verbindung gebracht worden. Die Maske lässt sich auch bei den Hunden nicht lumpen, das arme Getier wirkt im Verlauf des Films immer zerzauster, geifert und schäumt. Aber -es kann nicht oft genug betont werden- wir bekommen es bei "Cujo" mit einem recht ruhigen Film zu tun. Bevor der Horror überhaupt in die Gänge kommt, nimmt sich Teague einige Zeit, um die wichtigen Charaktere mit Leben zu erfüllen. Für hektische Zuschauer scheint mir "Cujo" daher kaum geeignet, sie werden spätestens nach einer halben Stunde nörgeln oder einschlafen.

Während Lewis Teague mit seinem "Alligator" auf der ironisch-lockeren Spur unterwegs war, ist "Cujo" ein ernsthaftes "Tierhorror-mit-echten-Charakteren-Drama" geworden. "Künstlerisch" hat der Hund sicher die Nase vorn, der Unterhaltungswert pendelt sich jedoch auf Augenhöhe ein. Würde der Entstehungszeitpunkt der Werke nicht so nah zusammenliegen, wäre der Vergleich sowieso kaum sinnvoll/noch sinnfreier. Die ganz grosse Karriere blieb dem Regisseur versagt, doch er konnte z.B. mit "Navy Seals" (1990) und "Wedlock" (1991), noch ein paar kleinere Ausrufezeichen setzen.

Die Blu-ray aus den USA, bietet "Cujo" in sehr schöner Qualität an (mir fiel nur kurz ein Schwächeln der Kompression auf, doch wir wollen nicht in Erbsenzählerei verfallen). Es existiert auch noch ein etwas längerer "Director's Cut", der aber keine weltbewegenden Änderungen aufweist. Der DC ist in Deutschland als DVD-Bootleg erhältlich, ich bin allerdings mit der normalen Fassung rundum zufrieden. Die Blu-ray hat zusätzlich die Dokumentation ""Dog days: The Making of Cujo" an Bord, die es auf eine Spielzeit von knapp 43 Minuten bringt. Die Sichtung lohnt sich, man erfährt interessante Details über die Produktionsumstände.

Cujo verbeisst sich mit Nachdruck im Herz des Tierhorrorfreundes, ergo ziehe ich solide 7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"What are you growling at?"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4382 - 07.11 09:53

Clive Barker's Dread
naaaja, zum teil arg langweiliger psycho-horror-folter-terror-film
4/10

Das Leichenhaus der lebenden Toten (Let sleeping corpses lie)
kunsthändler möchte auf seinem sommerhaus urlaub machen, doch wiederauferstandene tote versauen ihm seine freie zeit.

Kaum ernennenswerter zombiefilm aus dem jahre '74, also knapp 6 jahre nach "night of the living dead" der zwar hier und da atmosphärische schmankerl und interessante charaktere aufweist, aber im schnitt technisch und storymäßig viele schwächen aufweist. war nicht schlecht einen weiteren vertreter der frühen zombiedemie zu sehen, nochmal brauch ichs aber nicht.
5/10
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4383 - 07.11 10:48

Predators (2010)

Story kurz und knapp: Elite-Einzelgänger aus allen Teilen der Erde finden sich plötzlich in einem Dschungel wieder und werden von Aliens gejagt...

Für mich war es nen netter Film für "zwischendurch". Nicht mehr und nicht weniger. Ungeachtet des vermeitlichen (?) "Kultstatus" des Films mit Arnie würde ich beide fast auf eine Stufe setzen (der alte hatte irgendwie mehr).

Eigentlich passte alles, mit Ausnahme von Morpheus... Der fehlende "Tiefgang" der Charaktere stört mich nicht weiter, lediglich beim Doktor hätte ich mir mehr erwünscht.

6,5/10
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4384 - 07.11 13:41

Gestern im Kino Stichtag geschaut.
Super Teil, hab mich ordentlich weggeschmissen Man könnte aber durchaus noch ein paar Brüller mehr einbauen 8,5/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4385 - 07.11 18:49

Das Geheimnis der schwarzen Koffer (Deutschland 1962, Originaltitel: Das Geheimnis der schwarzen Koffer)

Inspektor ohne Durchblick

London wird von einer merkwürdigen Mordserie in Atem gehalten. Reisende finden ihre Koffer gepackt vor, wenig später werden die Herrschaften durch einen gezielten Messerwurf ins Jenseits befördert. Der leitende Ermittler, Inspektor Robert Finch (Joachim Hansen), ist sich zwar durchaus bewusst, dass er es mit einen Serienkiller zutun hat, doch es scheint keinerlei Verbindung zwischen den Opfern zu existieren. Selbst der erfahrene Kriminalexperte und Schriftsteller Humphrey Curtis (Hans Reiser), kann dem Inspektor keine hilfreichen Hinweise geben. Eine erste Spur führt Finch in die Praxis des Mediziners Dr. Bransby (Leonard Steckel), wo er auf dessen attraktive Mitarbeiterin Susan Brown (Senta Berger) trifft. Während der Doc offenbar nur zufällig mit zwei Opfern der Mordserie in Kontakt kam, erregt Susan zumindest die privaten Interessen des Kriminalisten. Weitere Morde geschehen, der öffentliche Druck auf Scotland Yard wächst. Finch unternimmt gar einen kurzen Abstecher in die USA. Er hofft auf die Hilfe des FBI, denn die Amerikaner halten einen brisanten Fall unter Decke, den man am liebsten totschweigen würde. Zurück in London, erweist sich der Vetter des Inspektors als unerwartete Unterstützung. Arnold Wickerley (Chris Howland) -besagter Vetter- läuft ständig mit einem Mikrofon durch die Gegend, er nimmt mit grosser Leidenschaft alle erdenklichen Geräusche auf. Eine dieser Aufnahmen lässt Finch die Ohren spitzen...

Der grosse Erfolg der Edgar Wallace Filme aus dem Hause Rialto, veranlasste den Mitbewerber Artur Brauner dazu, sich den Namen Bryan Edgar Wallace zu sichern, immerhin der -ebenfalls schreibende- Sohn des legendären Edgar Wallace. "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" ist der erste Film aus dieser Reihe, die von Brauners CCC-Film produziert wurden. Wirklich rund läuft die Maschine noch nicht, im Vergleich zu den Rialto Produktionen, haben die schwarzen Koffer ganz klar das Nachsehen. Dabei ist die Handlung keineswegs schlecht erdacht, nur hapert es immer wieder an der Umsetzung, teils schwächelt die blasse Besetzung. Ein paar herrliche, atmosphärisch dichte Szenen erfreuen den Fan, doch selbst diese Momente kranken an Detailmängeln, wie z.B. der oft nach "Kirmes" tönenden Musik.

Filme dieser Machart, leben in erster Linie von ihrer Atmosphäre und interessanten Charakteren. Dem Ermittler kommt dabei eine -in jeder Hinsicht- tragende Rolle zu. Während uns Rialto mit Schauspielern wie Joachim Fuchsberger verwöhnt, wirkt Joachim Hansen wie ein müder Abklatsch von Blacky, selbst Heinz Drache versprührt mehr Charme. Es mangelt Hansen an Profil und Ausstrahlung, da hilft es auch nicht, wenn Senta Berger als Love Interest herhalten muss. Die Chemie zwischen den Hansen und Berger gibt kaum mehr als eine leichte Verpuffung her. Noch schwerer wiegt allerdings, dass der Inspektor als Kriminalist ein Versager ist. Ständig stellt sich die Frage, wieso der Bursche es nicht schafft, die Fäden endlich zusammenzufügen. Da bietet die von Hans Reiser gespielte Figur weitaus mehr Unterhaltungswert und Griffigkeit, gleiches gilt für den zwischen knurrig und freundlich schwankenden Leonard Steckel. Chris Howland muss als Eddi Arent Ersatz herhalten, was ihm leider zu keiner Zeit gelingt. Sicher, auch Arent wurde in manchen Rialto Filmen zur Last, war jedoch meist für einige Schmunzler gut. Howland kommt in zu debiler Verfassung daher, seine Anwesenheit halte ich für absolut verzichtbar. Aaaaber... Immerhin schenkt uns Brauner ein Date mit Senta Berger. Frau Berger spielt ihren Part unaufgeregt und solide runter, sticht nicht wirklich hervor. Zu voller Schönheit erblühte sie erst in den Folgejahren, ähnliches gilt für ihre schauspielerischen Möglichkeiten.

Wer von den Edgar Wallace Streifen nicht genug bekommen kann, findet in den Epigonen eine -mehr oder weniger- gelungene Ergänzung. "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" lohnt sich nur für unersättliche Fans der Filme, Einsteigern möchte ich von diesem Werk eher abraten. Universum bietet den Film im Rahmen der "Bryan Edgar Wallace DVD Collection 1" an, dort liegt der Film ungekürzt und in schöner Qualität vor. Im Bonusmenü findet man eine kleine Featurette, in der Artur Brauner, Chris Howland und Eva Ebner zu Wort kommen. Die Box enthält zwei weitere Filme aus der Reihe:

• Der Würger von Schloss Blackmoor
• Das siebente Opfer

Als Ausfall möchte ich "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" nicht abtun, doch zu Begeistungsstürmen kann mich der Film zu keiner Zeit hinreissen. Gute Ansätze sind vorhanden, zumindest der geneigte Fan, sollte diverse "Wohlfühlmomente" für sich entdecken können.

Selbstverständlich möchte ich auch diesen Streifen nicht missen, doch bis zur nächsten Sichtung wird einige Zeit vergehen. Letztlich reicht es für knappe 5/10, die bereits einen kleinen Sympathieaufschlag beinhalten.

Lieblingszitat:

"Mit einer Aufnahme von dieser Gießkannenstimme, werde ich in meinem Verein Präsident."
Quentin

RANG Ultimate 0wn3r

#4386 - 07.11 21:43

Irgendwann schau ich auch wieder Filme ...
TNT

RANG Deckschrubber

#4387 - 08.11 14:26

Predators (2010)

Story kurz und knapp: Elite-Einzelgänger aus allen Teilen der Erde finden sich plötzlich in einem Dschungel wieder und werden von Aliens gejagt...

Für mich war es nen netter Film für "zwischendurch". Nicht mehr und nicht weniger. Ungeachtet des vermeitlichen (?) "Kultstatus" des Films mit Arnie würde ich beide fast auf eine Stufe setzen (der alte hatte irgendwie mehr).

Eigentlich passte alles, mit Ausnahme von Morpheus... Der fehlende "Tiefgang" der Charaktere stört mich nicht weiter, lediglich beim Doktor hätte ich mir mehr erwünscht.

6,5/10

quote of Honigmelone*wü

Hab den auch vor kurzem gesehen, kann ich soweit zustimmen. Ganz unterhaltsam, aber nicht so gut wie das Original, obwohl sich sehr um einen Rodriguez ähnlichen Stil bemüht wurde. Leider mangelt es dann aber letztendlich an herausragenden stilistischen Merkmalen. War zuviel Fake mit bei.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4388 - 08.11 22:37

Blow Out - Der Tod löscht alle Spuren (USA 1981, Originaltitel: Blow Out)

Die im Dunkeln hört man doch (nicht)

Jack Terry (John Travolta) arbeitet als Tontechniker für eine Filmfirma, deren Schwerpunkt die Produktion kleiner Horrorstreifen ist. Als er eines Abends mit seinem Equipment unterwegs ist um Naturgeräusche aufzunehmen, wird er Augenzeuge eines schweren Autounfalls. Ein Fahrzeug kommt von der Strasse ab, stürzt in einen Fluss und versinkt rasch. Schnell hat Jack den ersten Schreck überwunden, er taucht mutig und entschlossen zum Fahrzeug hinab. Tatsächlich gelingt es ihm -dank seines flotten Eingreifens- eine junge Frau namens Sally (Nancy Allen) aus der Limousine retten. Für den männlichen Insassen kommt leider jede Hilfe zu spät. Im Krankenhaus erfährt der Tontechniker pikante Details. Bei dem im Auto ertrunkenen Burschen, handelt es sich um den aussichtsreichen Präsidentschaftskandidatenanwärter McRyan. Sally gehört nicht zur Familie oder zum sonstigen Umfeld des Toten. Man redet Jack gut zu, er möge Stillschweigen über die Vorgänge wahren, um der Familie des Opfers Ärger und Kummer zu ersparen. Zähneknirschend stimmt der junge Mann zu, doch seine Bandaufnahmen sprechen eine andere Sprache. Seiner Meinung nach, wurde auf den Wagen des Politikers geschossen, doch von solchen Vorgängen will die Polizei nichts wissen. Interessanterweise existiert auch eine Filmaufnahme des Unfalls, als Jack diese mit seiner Tonspur kombiniert, ist für ihn der endgültige Beweis erbracht: McRyan fiel einem Anschlag zum Opfer! Noch immer stösst Jack auf Unglauben, doch es soll noch viel dicker kommen. Sally hat Jack nicht die ganze Wahrheit gesagt. Schwerer wiegt jedoch die Gefahr, die bereits gierig im Hintergrund lauert. Ein eiskalter und völlig skrupelloser Profikiller (John Lithgow), arbeitet mit gnadenloser Konsequenz an der Beseitigung sämtlicher Spuren...

Nach dem sehr guten Horrorthriller "The Fury" (Teufelskreis Alpha, 1978), sowieso dem meisterlichen Thriller "Dressed to kill" (1980), kam "Blow Out" 1981 als Nachfolger großartiger Werke in die Kinos. Blickt man bis ins Jahr 1976 zurück, taucht auch noch der überragende Horrorbeitrag "Carrie", in der eindrucksvollen Filmographie von Brian De Palma auf. "Blow Out" hat wahrlich keinen leichten Stand, die Schatten der vorherigen Filme des Regisseurs, scheinen übermächtig auf den Streifen zu fallen. Aus heutiger Sicht kommt noch erschwerend hinzu, dass 1983 der legendäre Reißer "Scarface" über die Leinwände flimmerte, wodurch "Blow Out" noch weiter in den Hintergrund gedrängt wird.

Doch muss sich "Blow Out" tatsächlich hinter seinen bekannteren Geschwistern verstecken? Ich denke nicht, obwohl der Film nicht an die Genialität eines "Dressed to Kill" heranreicht. De Palma spielt bekanntlich gern mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. In dieser Hinsicht gelingt ihm mit der herrlichen Erröffnungssequenz, gleich ein -im doppelten Sinn- grandioser Start in den Film. Wir sehen eine Szene, die in jedem Slasher oder Giallo für sabbernde Verehrung sorgen würde. Ein Killer beobachtet ein Wohnheim für Studentinnen, in dem wild getanzt, gevögelt und masturbiert wird. Selbst die obligatorische Duschszene darf nicht fehlen. Die Klischees werden derartig breit und lustvoll ausgewalzt, dass der "De Palma erprobte" Filmfreund bereits ahnt, irgendetwas führt der Schelm im Schilde, da stimmt doch was nicht... Klar, die Szene stammt aus einem Film des Arbeitgebers der Hauptfigur Jack Terry, man sichtet im Vorführraum das gedrehte Material. Munter geht es mit bekannten Ingredienzien weiter, auch Split Screen darf da selbstverständlich nicht fehlen. Aber Vorsicht, denn die falsche Fährte, erweist sich bald als sehr deutlicher Kontrast zur aufgebauten Erwartungshaltung. De Palma inszenierte "Blow Out" erstaunlich bodenständig, die Kamera kommt meist weitaus "gewöhnlicher" zum Einsatz, als man es seinen anderen Filmen kennt. Stattdessen drängen sich Geräusche ein wenig weiter nach vorn, doch die Ermittlungen des Tontechnikers fallen nicht sonderlich spektakulär aus. Für seine Verhältnisse gibt sich De Palma recht konventionell, oft nahezu sachlich, nüchtern. Trotzdem gelingt der Aufbau einer gelungenen Atmosphäre, obschon man auch als De Palma Verehrer zugeben muss, dass sich die Logik ab und an wie ein glitschiger Aal windet.

John Travolta wirkte bereits in "Carrie" mit, blieb dort aber ein austauschbares Nebenrollengesicht. In "Blow Out" darf er unter Beweis stellen, dass er mehr auf der Pfanne hat, als er in peinlichen Filmchen wie "Saturday Night Fever" und "Grease" zeigte. Die Figur Jack Terry ist -vordergründig betrachtet- ähnlich "gewöhnlich" wie die -für De Palma Verhältnisse- Inszenierung des Streifens. Jack Terry ist kein strahlender Held, selbst die Rettungsaktion lässt ihn nicht in einem solchen Licht erscheinen. Der Charakter wird durch seine Behaarlichkeit interessant, durch das Aufbegehren gegen die nicht greifbaren Antagonisten (Also doch ein strahlender Held? Nein, aber überprüft es selbst). Travolta schaut ein wenig müde aus der Wäsche, was perfekt zu seiner Rolle passt. Man kann dem damals 27 Jahre jungen Schauspieler, ein gutes Zeugnis für seine Darbietung ausstellen. Nancy Allen war von 1979 bis 1983 mit Brian De Palma verheiratet, sie wirkte zuvor in "Carrie" und "Dressed to Kill" mit, konnte besonders in "Dressed to Kill" überzeugen. In "Blow Out" sehen wir Allen als beschränkte junge Frau, die in ein Mahlwerk gerät, in dem sie sich -ohne sich dessen bewusst zu sein- immer tiefer und tiefer verfängt. Obwohl der Horizont der naiven Sally arg überschaubar geraten ist, sorgt die Figur mit ihrer Mischung aus Flittchen und Naivität für ein Art Ankerstelle, lässt den Zuschauer nicht unberührt. Die Handlung konzentriert sich auf die Rollen von Travolta und Allen. Lediglich John Lithgow bekommt die Gelegenheit, ein paar starke Szenen für sich zu beanspruchen. Die Rolle des abgebrühten, arroganten Killers, wurde Lithgow gewissermaßen auf den Leib geschneidert.

Es mag "Blow Out" vielleicht ein wenig an spektakulären Momenten fehlen. Doch insgesamt erfreut das Ergebnis, das Gesamtbild ist stimmig und punktet mit liebevollen Details. So entdeckt man in den Räumlichkeiten von Jacks Arbeitgeber, einige Filmplakate zu knuffigen Perlchen der damaligen Zeit. Unter anderem hängt auf dem Flur ein Plakat von "Squirm" (1976), dem Erstling von Jeff Lieberman. Betrachtet man "Blow Out" ein wenig losgelöst von technischen Spielereien, dann wird mit jeder Minute der Laufzeit klarer, dass die vermeintliche Sachlichkeit eine der Stärken des Films ist. Erst durch die sorfältige Vorbereitung, kommt das eindrucksvolle Finale wirklich zum Zuge, kann sich in all seiner Bitterkeit entfalten (mehr kann ich nicht dazu schreiben, die Spoilergefahr wäre zu gross).

Wer die Arbeiten von Brian De Palma zu schätzen weiss, der kommt an "Blow Out" auf keinen Fall vorbei. Sollte die deutsche DVD-Auflage vergriffen sein, bietet sich die britische Ausgabe als Alternative an. Die Scheiben sind identisch, ergo ist die deutsche Synchronisation auch auf der englischen DVD zu finden. Bei einem De Palma Film, spielt die Bildqualität der Auswertung eine überdurchschnittlich bedeutsame Rolle. Die DVD präsentiert sich in brauchbarer, aber nicht ganz angemessener Verfassung. Die Schärfe schwächelt ein wenig, das Bild sieht insgesamt ein wenig zu sehr nach "Video" denn "Film" aus. Generell wäre eine erneute Aufbereitung der älteren De Palma Filme sehr wünschenswert, besonders im Hinblick auf den Datenträger Blu-ray. Da momentan keine bessere Variante zu bekommen ist, kann ich die DVD durchaus empfehlen, denn sie ist zu fairen Kursen erhältlich (Z.B. für schlappe 4.99€ bei play.com, Versandkosten fallen nicht an).

Gut, vielleicht sogar (fast) sehr gut. Die Bewertung in Zahlen fällt nicht leicht, doch ich ziehe zunächst 7,5/10 (gut bis sehr gut).

Lieblingszitat:

"Wenn ein Mann seine Hand in die Keksdose steckt, dann verdient er es, dass sie ihm abgeschnitten wird."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4389 - 09.11 22:28

Tödliche Versprechen - Eastern Promises (Großbritannien, Kanada, USA 2007, Originaltitel: Eastern Promises)

Die Hebamme und der Mut, die Russen und das Blut

London. Ein minderjähriges Mädchen aus Osteuropa, wird hochschwanger in ein Krankenhaus eingeliefert. Selbst noch ein halbes Kind, bringt sie per Kaiserschnitt ein kleines Mädchen zu Welt, die junge Mutter verstirbt bei diesem Eingriff. Die Hebamme Anna (Naomi Watts) ist sehr angerührt vom tragischen Ende des Mädchens, sie möchte mit den Hinterbliebenen in Kontakt treten, den Säugling der Familie zuführen. Leider kann man die Tote nicht identifizieren, Anna findet lediglich ein Tagebuch, sowie den Hinweis auf ein russisches Restaurant. Als sie das besagte Restaurant aufsucht, macht sie die Bekanntschaft des zuvorkommenden Besitzers Semyon (Armin Mueller-Stahl), der ihr anbietet das Tagebuch zu übersetzen. Anna hat selbst russische Wurzeln, zwar kann sie die Einträge nicht lesen, jedoch ist ihr Onkel Stepan (Jerzy Skolimowski) dazu in der Lage. Während sich Semyon zunächst mit einer Kopie des Tagebuches behelfen muss, erfährt Anna von ihrem Onkel erschreckende Details. Offenbar wurde das verstorbene Mädchen, von Semyon und dessen Sohn Kirill (Vincent Cassel) schwer mißhandelt und mißbraucht. Die Hebamme begibt sich auf dünnes Eis, denn das Tagebuch stellt eine Gefahr für Semyon und seine Sippe dar. Vor allem Kirill scheint ein sehr unbeherrschter Bursche zu sein, der ständig von seinem "Fahrer" Nikolai (Viggo Mortensen) beschwichtigt werden muss. Während Semyon nach und nach die Maske fallen lässt, behandelt zumindest Nikolai die mutige Anna mit Respekt. Welches Spiel spielt der undurchsichtige Nikolai, der vermutlich viel mehr als nur ein kleiner Gehilfe ist...?

Bereits 2005 arbeitete Regisseur David Cronenberg mit Viggo Mortensen zusammen. Mortensen übernahm die Hauptrolle in Cronenbergs Gangsterthriller "A History of Violence", das Ergebnis konnte rundum überzeugen. Auch die erneute Zusammenarbeit erweist sich als Glücksfall, der zweite Ausflug in die Unterwelt ist ebenfalls ein sehr ansprechender Film geworden. Vergleicht man Filme wie "A History of Violence" und "Eastern Promises", mit älteren Werken Cronenbergs, z.B. "Rabid" (1977) und "Die Fliege" (1986), ist sehr auffallend, dass die früheren Werke überwiegend auf ihre intensive Atmosphäre bauen. In der stets dominierenden Kälte, gehen die Figuren regelrecht auf, während die neueren Streifen die Charaktere mit mehr Tiefe ausstatten, den Schauspielern mehr Raum zur Entfaltung gewähren. Selbstverständlich verzichtet Cronenberg nicht auf die Erzeugung einer packenden Atmosphäre, nur erreicht er dies inzwischen mit anderen Mitteln. Jede Szene ist sorgfältig geplant und ausgeführt, die Farbgebung, die Ausstattung der Sets, hier wurde nichts dem Zufall überlassen, nichts geschieht ohne Bedacht.

Vor den großartigen Leistungen der Besetzung, muss man sich nahezu in Andacht verneigen. Naomi Watts mag ich sehr gern, ich schätze ihre natürliche Ausstrahlung, die selbst in einem Mega-Blockbuster wie "King Kong", nicht im allgemeinen Krawall und Effektspektakel untergeht. In "Eastern Promises" ist ihre Anna die Verkörperung von Anstand, Mut und Menschlichkeit, doch sie verkommt nicht zu glatten Engelbüste. Nein, auch Anna hat mit Tiefschlägen zu kämpfen, verlor ihr eigenes Baby vor der Geburt, hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Aber sie kämpft sich stets wieder an die Oberfläche, stellt unbequeme Fragen, gibt nicht nach. Ihre Leistung ist ohne Fehl und Tadel, aber trotzdem stehlen ihr die männlichen Kollegen ein wenig die Schau. Dies liegt keineswegs an den Fähigkeiten von Naomi Watts, es liegt schlicht und ergreifend an der Anlage der Rollen. Viggo Mortensen spielt ganz gross auf. Zunächst zurückhaltend, betont "übercool", bei aller "Coolness" aber nie ohne Tiefe, nie ohne Emotionen. In der beeindruckenden "Dampfbadszene" beweisst er Mut zur Nacktheit, hier bleibt es nicht beim Blick auf das blanke Hinterteil. Doch Nacktheit und Coolness allein sind es nicht, die den Auftritt in die Spitzenklasse erheben. Es sind die vielen Feinheiten, die er aus der -vermeintlich- klischeehaften Gangsterrolle herauskitzelt. Man beachte z.B. die Mimik, als er von seinem "Chef" dazu genötigt wird seine Männlichkeit zu beweisen. Vincent Cassel beeindruckt auf den ersten Blick gar noch stärker, er explodiert als mißratener Sohn des grossen Bosses, spielt seinen Part mit hysterischer Kraft. Schnell erkennt man jedoch, dass dieser Charakter längst nicht die Komplexität aufweist, wie der von Mortensen verkörperte Part. Aber Vorsicht, denn David Cronenberg ist ein gewitzter Bursche, im späteren Verlauf des Films, darf auch Cassel subtilere Töne anschlagen, die er mit gleicher Bravour meistert. Dann wäre da noch Armin Mueller-Stahl, der sich hinter der Maske des freundlichen Herren versteckt, gewissermaßen der Wolf im Schafspelz. Die Contenance kommt ihm -wenn überhaupt- nur im Ansatz abhanden, selbst wenn er prügelt, verliert er nie die Kontrolle. Ein abgrundtief verdorbener Charakter, souverän und stilvoll gespielt. Bei dieser geballten Kompetenz, mit der die tragenden Rollen von "Eastern Promises" besetzt wurden, sind die Nebendarsteller freilich lediglich schmückendes Beiwerk. Allerdings Beiwerk der besseren Sorte. Ich möchte -stellvertretend für alle anderen Mitwirkenden- auf Jerzy Skolimowski hinweisen, der als knurriger Onkel der weiblichen Hauptrolle überzeugt. Wenn ich weiter oben schreibe, Viggo Mortensen "verkörpert" seine Rolle, so ist dies durchaus auch wörtlich zu verstehen. Der "Körperlichkeit" spielt in "Eastern Promises" eine nicht unwichtige Rolle, die sich längst nicht auf die zahlreichen Tattoos der Protagonisten reduziert.

Dem aufmerksamen Zuschauer wird nicht entgehen, mit welcher Liebe zum Detail "Eastern Promises" gesegnet ist. Das bedrohliche Milieu der Unterwelt wurde auf überzeugende Weise eingefangen, ein erneuter Hinweis auf die perfekte Ausstattung etc. muss erlaubt sein. Dabei spielt London als Ort des Geschehens nur eine sehr untergeordnete Rolle, die Eigenarten der Metropole bleiben weitestgehend unberücksichtigt. Cronenberg verlässt sich stattdessen auf seine Schauspieler und die Sets, die Stadt sorgt hauptsächlich durch ihre Nennung für Griffigkeit, lässt den Film durch ihren Namen erdiger, realer erscheinen. Die Handlung schreitet konsequent und ohne Hänger vorwärts, doch für ungedulige Betrachter ist das Werk sicher nicht geeignet. Cronenberg ist dafür bekannt, sehr heftige und blutige Gewaltszenen in seine Filme einzubauen. Während sich in "A History of Violence" der Trend zeigte, die Gewalt als "Unterhaltungswert" zu präsentieren, kommt sie in "Eastern Promises" wieder erschreckender daher. Wie ein Faustschlag in die Magengrube, typisch Cronenberg, keinesfalls als Selbstzweck, der lediglich geifernde Blutgeier erfreuen soll (Ok, ich bin ein geifernder Blutgeier, doch das tut nichts zur Sache).

Alle Zutaten ergeben gemeinsam ein gelungenes Menü, doch erneut muss ich die Besetzung in höchsten Tönen loben. Vermutlich das beste Ensemble, welches David Cronenberg je vor der Kamera hatte. Der Engel mit Narben, der böse Wolf und sein Sohn. Doch in erster Linie der rätselhafte Nikolai, dessen Ambivalenz ihn über alle Maßen interessant -regelrecht faszinierend- erscheinen lässt. "Eastern Promises" lebt sicher nicht nur von einem besonders cleveren Thrillerdrehbuch (obwohl es nicht an entsprechenden Qualitäten mangelt), hier stehen die nicht vollends greifbaren Charaktere im Mittelpunkt, die sich in einem vollendet ausgestalteten Milieu bewegen. David Cronenberg mag mit seinen jüngeren Werken eingängiger geworden sein. Auch "normale" Filmfreunde können Zugang zu diesen Filmen finden. Aber kann man es wirklich so simpel auf den Punkt bringen? Ich denke nicht, denn hinter der bodenständigen Fassade, lauern noch immer tiefste Abgründe. Nur wer sich wirklich auf den Film einlassen kann, wird auch die Intensität erfahren, die nach wie vor von Cronenbergs Schöpfungen ausgeht. Wer den üblichen Gangsterschmonz ala Scorsese erwartet, wird vermutlich eine herbe Enttäuschung erleben, vielleicht aber auch eine neue Erfahrung machen, die Lust auf mehr macht...

Die Blu-ray zu "Eastern Promises" ist von sehr ansprechender Qualität. Der Film liegt in tadelloser Qualität vor, die Boni sind interessant. Klare Kaufempfehlung für alle Cronenberg-Fans, für alle die Fans werden sollen, für Filmfreunde mit Lust auf ein grosses Kinoerlebnis.

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"Halten Sie sich fern, von Menschen wie mir."
TNT

RANG Deckschrubber

#4390 - 10.11 16:27

Kann ich bestätigen. Der Film war sehr lustig und trotzdem vielschichtig. Wer auf Gangster-Dramen steht sollte den auf keinen Fall missen
Quentin

RANG Ultimate 0wn3r

#4391 - 11.11 00:51

Bin ich auch mit einverstanden. Auch wenn ich History of Violence immer noch vorziehe.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4392 - 11.11 23:01

Ich, Dr. Fu Man Chu (Großbritannien, Deutschland 1965, englischer Titel: The Face of Fu Manchu)

Die gelbe Gefahr, das Grauen so nah

Jahrelang hat der Brite Nayland Smith (Nigel Green), den chinesischen Superverbrecher Dr. Fu Man Chu (Christopher Lee) gejagt. Endlich konnte der Schurke gefasst werden, in China wird Nayland Smith Zeuge der Hinrichtung des Fu Man Chu. Als der Wissenschaftler Professor Merten (Walter Rilla) in London entführt wird, findet man wenig später die Leiche seines Chauffeurs auf. Die Spuren sprechen eine deutliche Sprache, Smith ist schnell davon überzeugt, dass Fu Man Chu noch immer unter den Lebenden weilt. Tatsächlich irrt sich der erfahrere Ermittler nicht, Fu Man Chu heckt in seinem Versteck einen teuflischen Plan aus. Zunächst will der gnadenlose Chinese die Macht über die britische Insel erringen, doch letztlich gibt es nur ein Ziel für Fu Man Chu, die Weltherrschaft! Professor Merten konnte ein Extrakt aus dem Schwarzen Bergmohn -einer seltenen Pflanze, die in Tibet gedeiht- gewinnen. Diese Substanz kann bereits in geringen Mengen unzählige Menschen töten, ganze Städte und Landstriche in wenigen Sekunden entvölkern. Zunächst verweigert der Entführte die Mitarbeit, doch flugs lässt Fu Man Chu die Tochter des Gelehrten ebenfalls kidnappen. Maria (Karin Dor) kann sich dem Zugriff der finsteren Schergen nicht entziehen, nun hat der verschlagene Asiate den Professor endgültig in der Hand. Nayland Smith erhält derweil nicht nur durch seinen Vertrauten Dr. Petrie (Howard Marion Crawford) Unterstützung, auch Karl Janssen (Joachim Fuchsberger) -der Assistent des Professors, sowie Lebensgefährte von Maria- hilft bei der Suche nach Fu Man Chu und den Vermißten. Smith und Janssen stossen bei ihren Nachforschungen auf den Geschäftsmann Hanuman (Peter Mosbacher), der als Gehilfe des Schwerverbrechers enttarnt werden kann. Die Männer geraten dabei in eine bedrohliche Lage, denn Lin Tang (Tsai Chin) -die Tochter Fu Man Chus- tarnt sich als Vorzimmerdame von Hanuman, freilich erkennt sie den alten Feind Smith sofort. Doch so leicht lassen sich die beiden Haudegen nicht aus dem Spielfeld schlagen, sehr zum Ärger des machtgierigen Drahtziehers. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Fu Man Chu droht per Radioansprache damit, seine Macht in einer kleinen Ortschaft unter Beweis zu stellen. Unfassbare Schrecken stehen der englischen Bevölkerung bevor. Können Smith und Janssen den machtgierigen Chinesen rechtzeitig stoppen? Wird Janssen seine geliebte Maria retten können...?

Bereits in den Jahren 1929-1932, entstanden insgesamt vier "Fu Man Chu" (engl: Fu Manchu) Verfilmungen. Der Schurke wurde von Sax Rohmer erdacht, war der "Held" diverser Romane des 1959 verstorbenen Rohmer. "Ich, Dr Fu Man Chu", ist der erste von fünf Filmen, die in den sechziger Jahren gedreht wurden. In diesen fünf Streifen, spielt stets Christopher Lee die Rolle des Fu Man Chu. Bei den beiden ersten Filmen der Reihe, nahm der in Australien geborene Don Sharp auf dem Regiestuhl Platz. Sharp hat im Laufe seiner Karriere, einige sehr ansprechende Filme mit seiner Regie beglückt. Für Hammer inszenierte er z.B. den herrlichen Vampirflick "Der Kuss des Vampirs" (The Kiss of the Vampire, 1964), oder auch den erfrischenden "Rasputin - Der wahnsinnige Mönch" (Rasputin: The Mad Monk, 1966). Die "Fu Man Chu" Reihe wurde von Harry Alan Towers produziert, der bis ins hohe Alter aktiv war. Towers verstarb erst kürzlich, im Sommer 2009.

"Ich, Dr. Fu Man Chu", sorgt für einen prachtvollen Auftakt der Reihe. Die Sets sind liebevoll gestaltet, wirken zu jeder Zeit angemessen und stilsicher. Besonders das unterirdische Versteck von Fu Man Chu gefällt mir sehr gut, dort hat der Chinese seine Schergen und Geiseln ständig unter Kontrolle. Es fehlt nicht an kleinen Boshaftigkeiten, wie z.B. ein "Notausgang", mit dem sich unbequeme Personen problemlos in der Themse entsorgen lassen. Wie es sich für einen zünftiges Versteck und Hauptquartier gehört, erfolgt der Zugang selbstverständlich über einen Friedhof. Der Film wirft viele Zutaten in die Waagschale, die nachhaltig für einen gesteigerten Appetit des geneigten Fans sorgen. Da hätten wir den Superschurken, der -wie sollte es anders sein- sich nicht mit weniger als der Weltherrschaft zufriedenstellen lässt. Er geht zu diesem Zweck über Leichen, egal ob kleine Morde unter Feinden, oder gleich mehrere Tausend unschludige Opfer, Hauptsache es ist seiner Sache dienlich. Mit Nayland Smith hat man Fu Man Chu einen dauerhaften Gegenspieler in den Pelz gesetzt, quasi eine Art James Bond der etwas dezenteren Art. Die Eröffnungssequenz bringt gar eine Prise Easternfeeling ins Wohnzimmer, hingegen verbreiten Friedhof und Versteck dezente Gruselstimmung. Ein Kriminalfilm mit zahlreichen "Erweiterungen". Ein bunter Mix, der letztlich doch angenehm eigenständig und markant anmutet, mein Herz im Sturm erobert. Bekanntlich mag ich die Edgar Wallace Filme sehr gern. Wem diese jedoch eine Spur zu brav und bieder sind, der sollte Fu Man Chu eine Chance gewähren (Wobei ich es für einen Fehler halte, die Wallace Streifen als brav und bieder abzutun).

Die Besetzung sorgt für Luftsprünge meinerseit. Ehrlich, wer würde als Fu Man Chu ähnlich beeindrucken, wie der verehrungswürdige Christopher Lee? Seine elegante Erscheinung, seine natürliche Autorirät, seine Mimik und Gestik, seine Darbietung lässt keine Wünsche offen. In den Dracula Filmen von Hammer, wirkte Chris Lee sogar noch dominanter. Obwohl er dort (meist) nur in einer recht überschaubaren Anzahl von Szenen zu sehen war. Fakt ist jedoch, auch die Rolle des Fu Man Chu ist wie für Lee geschaffen. Es macht einfach jede Menge Spass, den Umtrieben des Superschurken zusehen zu dürfen. Im Vergleich mit Fu Man Chu, wirkt so mancher Bond-Bösewicht wie armseliges Gewürm. Wen wundert es, dass man Christopher Lee später als Fiesling namens Scaramanga, gegen 007 antreten ließ (Der Mann mit dem goldenen Colt, 1974), kein leichter Job für Roger Moore. Nigel Green spielt als Nayland Smith recht sachlich auf -zumindest im Vergleich zu seinem Antagonisten- er verkörpert diese Rolle sehr ansprechend. Nicht zu aufdringlich, nicht zu überzogen, aber zu keiner Zeit langweilig oder gar uninteressant. Joachim Fuchsberger hat den ungestümeren Part erwischt, schliesslich will er seine Dame aus den Fängen des Schurken befreien. Green und Fuchsberger ergänzen sich vortrefflich. Howard Marion Crawford rundet die Riege der Ermittler ab, kann als freundliches Helferlein aber nicht aus dem Schatten der Hauptfiguren treten. An seiner untadeligen Leistung ändert dies nichts, die Rolle ist so angelegt und entsprechend gespielt. Walter Rilla nimmt man den Wissenschaftler ohne Kritikpunkte ab. Vor lauter Begeisterung über neue Erkenntnisse, vergisst er zum Teil die bedrohlichen Umstände, die lauernde Gefahr. Passt hervorragend, so stellt man sich den in seiner Arbeit aufgehenden Professor vor. In einer kleineren Rolle sehen wir Harry Brogan, der einen weiteren Professor zum Besten gibt. Brogan -ein wenig bekannter Schauspieler- darf einen liebenswerten und verschrobenen Part spielen, dem leider äusserst übel von Seiten des Schurken mitgespielt wird. Die geschätzten Damen Karin Dor und Tsai Chin, erfreuen die entzündeten Augen des Filmfanatikers. Karin Dor kommt nicht über die übliche "Bitte beschütze mich" Rolle hinaus, sie wird zum wehrlosen Spielball ihrer Widersacher. Halt... Zumindest trifft dies nicht zu 100% zu, denn sie greift tatsächlich kurz -aber beherzt- in eine dramatische Situation ein. Wer Karin Dor gern sieht, wird mit ihrer Leistung durchaus zufrieden sein. Ich (Achtung: Chauvi-Alarm) muss leider ihr zu kurzes Haupthaar bemängeln, mit längeren Haaren (auf dem Kopf) gefällt sie mir deutlich besser (Wenn man sonst keine Sorgen hat, alter Ochse). Tsai Chin dient ihrem Vater mit Hingabe, ist aber wenig erfreut, wenn Papi sie nicht die Peitsche schwingen lässt. Ein böses Mädchen, das offensichtlich den Charakter seines Filmvaters geerbt hat, schöne Leistung.

Nicht unwichtig ist der Hinweis auf die zwei unterschiedlichen Schnittfassungen, die sich angenehmerweise beide auf der DVD von Kinowelt befinden. Während es die englische/internationale Version auf rund 92 Minuten Spielzeit bringt, ist bei der deutschen Fassung bereits nach etwas über 83 Minuten Sense. Bekanntlich muss eine längere Fassung nicht automatisch die bessere Wahl sein. Hier ist der Sieger jedoch leicht zu ermitteln. Die englische Fassung bietet mehr Atmosphäre, der Schnitt wirkt stimmiger, runder. Die Dialoge sind in der englischen Version ebenfalls ansprechender. Der Zungenschlag ist eine Spur harscher, dynamischer. Die deutsche Synchronisation ist keinesfalls schwach, muss sich aber der englischen Ausgabe beugen. Die längere Version liegt nur in englischer Sprache vor, deutsche Untertitel lassen sich auf Wunsch zuschalten. Der deutschen Fassung fehlen nicht nur einige Szenen, es gibt auch Momente zu sehen, die wiederum in der längeren, englischen Fassung nicht enthalten sind. Doch während die deutsche Fassung spürbar unter den entfallenen Szenen leidet, sind die nur in der kurzen Version enthaltenen Szenen verzichtbar. Alles klar?

Obschon die englische Version eindeutig überlegen ist, rate ich zur Sichtung beider Fassungen. Die DVD bietet den Film in schöner Qualität an, die deutsche Fassung beinhaltet (wenige) verzeihbare Qualitätsschwankungen. Kinowelt hat die fünf "Fu Man Chu" Filme als schickes Boxset veröffentlicht. Das Set enthält folgende Titel:

• Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
• Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
• Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
• Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
• Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)

Die fünf DVDs kommen in einem hübschen Digipak ins Haus, welches in einem Schuber steckt. Das Set ist inzwischen zu Kursen unterhalb von 20€ erhältlich. Ein echter Freundschaftpreis, denn bereits der erste Filme aus der Box, wäre diese Summe locker wert (Nicht nur das, die Perle ist unbezahlbar. Aber das wisst ihr ja selbst...)

8/10 (sehr gut, inklusive Knuffigkeitsbonus, exklusive unzähliger Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitat(e):

Aus der englischen Fassung:

"Now the wheel of fate has turned full circle!"

Aus der deutschen Fassung:

"Einen Moment! Sie können doch die toten Chinesen nicht einfach so hier liegen lassen, oder?"
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4393 - 12.11 22:24

Harry Potter und der Halblutprinz

Buch vor ~5 Jahren gelesen, Film das erste mal vor nem guten Jahr auf Englisch (mit dauer-kirchernden schwedischen Mädchen vor mir) gesehen -> nicht so viel verstanden.
Heute dann mal auf Deutsch.

Nunja... Inhalt... Da Teil Nr. 6 verzichte ich mal drauf... entweder man kennt es (inkl. der 5 Teile davor) oder es bringt einen auch nicht weiter...
Durch die 5 Jahre zwischen Buch und heute kann ich leider nur schwerlich sagen, wie nah beide an einander liegen. Stellenweise hatte ich das Gefühl es fehlten gewisse Teile (>600 Seiten auf 2,5 Std. zu bringen ist auch nich unbedingt einfach...)

Ich mag sowohl die Bücher als auch die Filme. Auch dieser bildet keine Ausnahme. Besonders gut empfand ich die "Skrupel" von Malfoy, wenn ich sie auch vom ersten Mal besser in Erinnerung hatte als diesmal.

Insgesamt... schwer zu sagen...7.5-8/10

Bin sehr gespannt auf Teil 7.2.
Soweit ich mich aus den Büchern erinnere kann man bei 7.1 nicht viel falsch machen, soweit man den (bzw. die) Stil(e) der vergangenen 6 nicht großartig ändert.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4394 - 12.11 22:58

The Art of War (Kanada, USA 2000, Originaltitel: The Art of War)

Zwischen den Fronten

Im Auftrag der Vereinten Nationen, erledigt Neil Shaw (Wesley Snipes) besonders heikle Missionen. Nachdem er bei einem Job verletzt wurde, gönnt sich der Agent eine mehrmonatige Auszeit. Seine Auftraggeberin Eleanor Hooks (Anne Archer), die eine enge Mitarbeiterin und Vertraute des UN-Generalsekretärs Douglas Thomas (Donald Sutherland) ist, reaktiviert den zuverlässigen Shaw. Bei einem Empfang kommt der chinesische Botschafter zu Tode. Man schiebt Shaw die Schuld in die Schuhe, doch kurz nach seiner Verhaftung wird er von einem Spezialkommando der Chinesen entführt. FBI-Agent Frank Capella (Maury Chaykin) überlebt den Anschlag auf den Gefangenentransport. Der erfahrene Bursche ahnt bereits, dass die Vorgänge von Hintermännern manipuliert werden, er haftet sich jedoch an die Fersen Shaws. Der "Befreite" kann sich seinen Entführern entziehen, es gibt weitere Tote. Immerhin kann Shaw die UN-Dolmetscherin Julia Fang (Marie Matiko) aus einer lebensgefährlichen Situation retten. Die junge Frau soll aus dem Weg geräumt werden, widerwillig lässt sie sich auf die Zusammenarbeit mit Shaw ein. Derweil erwischt es eine alte Weggefährtin des Mordverdächtigen, die Neil nicht vor einem Killerkommando retten kann. Wer will mit aller Gewalt das angestrebte Handelsabkommen zwischen den USA und China verhindern? Die Verschwörung reicht bis weit nach oben, unangenehme Erkenntnisse warten auf Neil Shaw...

Regisseur Christian Duguay (Scanners II & III, Hydrotoxin), stand für "The Art of War" ein recht stattliches Budget zur Verfügung. So protzt die Eröffnung dann auch gleich ordentlich, kommt optisch opulent rüber. Das Drehbuch möchte mit cleveren Einfällen punkten, strickt ein Verschwörungshemdchen mit überraschenden (?) Wendungen. Der Film ist gewillt in der A-Liga mitzuspielen, erreicht aber zu keiner Zeit die Qualitäten von Streifen wie "Lethal Weapon I-IV", "Stirb langsam I-IV" etc.. Dies wäre nicht tragisch, denn obwohl ich die genannten Titel sehr mag, schlägt mein Herz besonders für Actionstreifen aus dem B-Sektor. Den Charme und die Härte dieser Regionen, verfehlt "The Art of War" allerdings ebenso. Der Flick setzt sich für meinen Geschmack zwischen die Stühle. Dies kann im Einzelfall sehr reizvoll sein, hier mutet es jedoch seltsam unbefriedigend an.

Wesley Snipes reisst seinen Stiefel solide runter, doch man hat ihn schon in besserer Spiellaune gesehen. Mit Anne Archer und Donald Sutherland tauchen zwei gestandene Größen auf, denen aber nicht viel abverlangt wird. Besonders Sutherland wirkt gelangweilt, vermutlich hatte er gerade keine lukrativeren Angebote abzuarbeiten. Besser gefällt mir der Part von Maury Chaykin, der als FBI-Ermittler mit Ecken und Ausstrahlung agiert. Michael Biehn -der immerhin den "Terminator" in den Arsch getreten hat- gewann in den Jahren an Profil, seine Leistung kann man ebenfalls als gelungen verbuchen. Cary-Hiroyuki Tagawa gibt sich verschlagen, man kennt sein Gesicht aus zahlreichen Produktionen. Marie Matiko ist ganz nett anzusehen. Wichtiger jedoch: Sie wurde von meiner heiss und innig geliebten Nana Spier synchronisiert, was ihre Dialoge für mich zu kleinen Freudenfesten werden lässt. Die Besetzung spielt insgesamt ordentlich auf, einige Akteure bleiben unterfordert. Gute Mittelklasse, nicht mehr, aber auch nicht weniger...

Mir gefallen die B-Actioner gut, in denen Wesley Snipes seit fünf, sechs Jahren zu sehen ist. Filme wie "7 Sekunden", "The Marksman", "The Detonator" und "The Contractor", wurden in Osteuropa produziert, wo es auch alte Recken wie Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme und Steven Seagal hinzieht. Ich fahre auf diese erdigen und -teils- ruppigen Streifen ab, sie gefallen mir einfach deutlich besser, als "Möchtegern-A-Action" wie "The Art of War". Vielleicht hätte man gut daran getan, mehr Gewichtung auf Geballer und Härte zu setzen, anstatt den Versuch zu unternehmen, einen ach so pfiffigen Thrillerplot unters Volk zu bringen. Ich muss mich wiederholen, für mich sitzt "The Art of War" zwischen den Stühlen. Ein Ausfall ist der Streifen sicher nicht, doch man hätte IMHO deutlich mehr aus dieser Besetzung herausholen können/müssen.

In Deutschland existiert eine gekürzte Fassung ab 16, glücklicherweise aber auch eine ungekürzte Auswertung ohne Jugendfreigabe. Süchtlinge können zugreifen, Pflicht ist die Scheibe aber nicht. Schon aus Neugier werde ich mir auch den Nachfolger "The Art of War II: Betrayal" (2009) anschauen, in dem Snipes erneut als Neil Shaw zu sehen ist. Immerhin führte dort Josef Rusnak Regie, der mit Snipes den gelungenen "The Contractor" eintütete. Es existiert auch noch ein dritter Aufguss, der allerdings ohne Wesley Snipes auskommen muss.

"The Art of War" verdient sich knappe, wacklige 6/10 (obere Mittelklasse). Nicht übel, aber es wurde zu wenig aus den gegebenen Möglichkeiten gemacht.

Lieblingszitat:

"Regierungen kommen und gehen. Aber McDonalds, die wird es immer geben."
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4395 - 13.11 12:40

Paranormal Activity

Joa, wollt den damals unbedingt im Kino sehen. Hab ihn nu mit meiner Freundin geschaut (weil ich mit ihr den zweiten Teil im Kino schauen soll) un muss sagen: zum Glück hab ich mir das Geld gespart. War recht enttäuschend. 6/10 sind zwar noch drin, aber hätte mir ne 8-9 erhofft. Nu bin ich auch nimmer so erwartungsvoll beim zweiten Teil :-/
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4396 - 13.11 17:55

Pandorum

dieser sci-fi-horror-streifen hat mir echt gut gefallen, atmosphäre war genug da, nette action und die bedrohung war von anfang an spürbar.
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4397 - 14.11 09:38

Rampage

Falling Down auf Uwe Boll Art?! Naja, junger Typ (vlt. Anfang/Mitte 20) läuft Amok. Mehr braucht man eigentlich nicht sagen, weil mehr ist in dem Film auch nicht drin. Fein gespickt mit (Stammtisch-)Parolen um dem Amoklauf noch nen scheinbaren Sinn zu geben.

Leider hat sich der Boll mehr Gedanken darüber gemacht, wie man denn so Amoklaufen könne statt dass er sich um den Film gekümmert hat.

Gelegentlich mögen Bolls Filme nen Trash-Wert oder so haben. Der hier nicht. Einfach nur langweilig. 3.5/10


edit: Bevor das falsch rüberkommt: Eigentlich hab ich nichts gegen Boll Filme...
ASCH

RANG God of Clanintern

#4398 - 14.11 20:18

Der Würger von Schloss Blackmoor (Deutschland 1963, Originaltitel: Der Würger von Schloss Blackmoor)

Ratz Fatz - Rübe ab

Lucius Clark (Rudolf Fernau) hat beste Laune, er soll bald von der Queen in den Adelsstand erhoben werden. Aus diesem Anlass empfängt er Gäste auf Schloss Blackmoor, das er von Lord Edgar Blackmoor (Walter Giller) gemietet hat. Nach einem kleinen Fest mit Bekannten, taucht plötzlich eine maskierte Gestalt auf, bedroht Clark mit einer Waffe. Der Unbekannte verlangt die Herausgabe von Edelsteinen, doch so leicht lässt sich der Bedrohte nicht einschüchtern. Als Clark einen Boten nach London entsendet, wird dieser von der maskierten Gestalt brutal ermordet. Offensichtlich hat der unbekannte Erpresser seine Drohung sehr ernst gemeint. Der schmierige Rechtsverdreher Dr. Tromby (Richard Häussler) sitzt Lucius Clark im Nacken, der zunehmend in Bedrängnis gerät. Clark wird allerdings ncht nur von Dr. Tromby belagert, auch der Butler Anthoney (Dieter Eppler), der über eine ganz spezielle Fähigkeit verfügt, sorgt zunehmend für Ärger. Claridge Dorsett (Karin Dor), die junge Nichte von Lucius Clark, lebt ebenfalls auf Schloss Blackmoor. Sie ahnt jedoch nichts von den Umtrieben ihres Onkels, der tatsächlich eine stattliche Anzahl Diamanten unter Verschluss hält. Sollte der leicht verschrobene Lord Blackmoor seine Finger im Spiel haben? Der Edelmann könnte eine Finanzspritze gut vertragen, da der das Turmzimmer auf Blackmoor bewohnt, hat er stets alles im Überblick. Damit nicht genug, denn schliesslich taucht auch noch eine vermeintliche Adelige auf, die vorgibt das Anwesen erwerben zu wollen. Weitere Tote sind zu beklagen, kein leichter Fall für Inspektor Mitchell (Harry Riebauer), den seine Ermittlungen nicht nur nach Blackmoor, sondern auch in eine fragwürdige Spelunke führen...

War "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" noch ein recht durchwachsenes Filmchen, ist der zweite "Bryan Edgar Wallace" Steifen von CCC-Film schon ein ganz anderes Kaliber. Unter der Regie von Harald Reinl, entstand ein sehr unterhaltsamer Krimi, der jeden Freund derartiger Produktionen erfreuen sollte. "Der Würger von Schloss Blackmoor" bietet alle Zutaten, die man von einem ansprechenden Wallace Film erwartet. Eine herrschaftliches Anwesen auf dem Land, alte Gewölbe, eine miese Spelunke, finstere Gestalten. Vermisste man bei den schwarzen Koffern einen Ermittler mit Ausstrahlung, Joachim Hansen war eine arg blasse Erscheinung, gefällt Harry Riebauer als Inspektor weitaus besser. Die Optik des Würgers -mit Maske und Handschuhen- weist in Richtung Giallo, der in den kommenden Jahren die Kinoleinwände erobern sollte. Erstaunlich muten kleinere Härten an, in einer Kiste findet man einen abgetrennten Kopf vor, später kommt einem Mopedfahrer ebenfalls die Rübe abhanden. Das Spiel mit Schatten und Licht funktioniert bestens, Reinl und sein Team verstanden ihr Handwerk vortrefflich.

Die weibliche Hauptrolle wurde mit Karin Dor besetzt, die häufig in den Filmen ihres Ehegatten Harald Reinl zu sehen war. Einmal mehr gibt sie die sympathische, schutzbedürftige Schönheit, die vor allem die Gelüste des Inspektors weckt. Harry Riebauer steht die Rolle des Kriminalisten gut zu Gesicht, er wirkte später in weiteren Wallace Produktion von CCC-Film und Rialto mit. Riebauer mag vielleicht nicht den Charme eines Joachim Fuchsberger besitzen, vor einem Darsteller wie Heinz Drache, muss sich Riebauer aber keinesfalls verstecken. Der ebenfalls kriminalfilmerprobte Rudolf Fernau, macht als zunehmend gestresster "Möchtegern-Aufsteiger" eine gute Figur. Nicht minder stark die verschwitzt-eklige Vorstellung von Dieter Eppler, dem zunehmend die Contenance abhanden kommt, der von seiner Gier und Leidenschaft übermannt wird. Richard Häussler nimmt man den verschlagenen Anwalt zu jeder Zeit ab, es mangelt in "Der Würger von Schloss Blackmoor" keinesfalls an Fieslingen. Hans Reiser hatte in "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" sogar den etwas interessanteren Part erwischt, diesmal kommt er weniger häufig zum Zuge, zumindest vordergründig betrachtet. Die humorig angelegten Parts, sind bei den Wallace Filmen immer eine Gratwanderung. Eddi Arent war in manchen Filmen eine Bereicherung, in anderen neigte er zur Nervensägerei. Ganz schlimm die fürchterliche Vorstellung, die Chris Howland in "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" ablieferte. Walter Giller zeigt als Lord Blackmoor eine der ansprechendsten Darbietungen, die man im Bereich der "albernen" Wallace Charaktere finden kann. Man muss den knuffigen Lord einfach mögen. Ingmar Zeisberg ergänzt die Damenriege, sie stellt gewissermaßen den Gegenpol zur sauberen Karin Dor dar.

Für die musikalische Untermalung sorgte Oskar Sala, der mit seinen Klängen bereits "Der Fluch den gelben Schlange" (1962) veredelte. Erneut ertönt sein Mixturtrautonium, das für eine angenehm ungewöhnliche, frische und interessante Klangkulisse sorgt. Für manchen Fan mag Salas Werk nicht zugänglich sein, doch es lohnt sich wirklich genauer hinzuhören. Ansonsten wird bewährte, routinierte Arbeit geboten, erneut kann man Harald Reinl ein gutes Zeugnis ausstellen.

"Der Würger von Schloss Blackmoor" liegt in schöner Verfassung auf DVD vor. Gemeinsam mit

• Das Geheimnis der schwarzen Koffer
• Das siebente Opfer

bildet der Film den Inhalt der "Bryan Edgar Wallace Collection 1". Das Set ist zum fairen Preis erhältlich, die Filme stellen eine schöne Ergänzung zu den bekannteren Rialto Produktionen dar. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde gelungener Kriminalfilmunterhaltung aus deutschen Landen! Lediglich das Ende hätte eine Dosis Kitsch weniger vertragen können, wirklich störend fällt dieser Moment aber nicht ins Gewicht.

Gut = 7/10

Lieblingszitat:

"Vorläufig ist es zwar nur ein dünner Draht, aber vielleicht wird eines Tages ein solider, dicker Strick daraus."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4399 - 15.11 06:13

Percy Jackson - Diebe im Olymp

unterhaltsamer fantasymix mit humor und gut gemachten cgi, der aber ein paar schwächen hat was inhalt und dialoge betrifft.
6/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4400 - 15.11 23:07

Und Jimmy ging zum Regenbogen (Deutschland, Österreich 1971, Originaltitel: Und Jimmy ging zum Regenbogen)

Blei statt Gold

Manuel Aranda (Alain Noury) trifft in Wien ein, der junge Mann -der in Argentinien lebt- will die Leiche seines Vaters in die Heimat überführen. Aranda Senior wurde von einer Buchhändlerin namens Valerie Steinfeld (Ruth Leuwerik) mit Gift getötet. Die Täterin hinterließ auf einem Tonband ihr Geständnis, danach verübte sie Selbstmord. Manuel will unbedingt herausfinden, warum die ihm völlig unbekannte Frau seinen Vater tötete, er kann zunächst keinerlei Verbindung zwischen der Mörderin und ihrem Opfer erkennen. Hofrat Groll (Heinz Moog), ein ranghoher Kriminalbeamter, rät dem jungen Aranda zur baldigen Abreise, sein Leben sei in grösster Gefahr. Tatsächlich brodelt es gewaltig hinter den romantischen Kulissen der österreichischen Hauptstadt. Agenten aus den USA, Frankreich und der Sowjetunion, haben Manuel längst im Visier, geraten sich dabei immer wieder gegenseitig ins Gehege. Es kommt gar zu einem Attentat auf das Leben des junges Mannes, doch der Mordanschlag kann unbemerkt vereitelt werden. Manuel lernt Irene Waldegg (Doris Kunstmann) kennen, er beginnt Gefühle für die attraktive Frau zu entwickeln. Seine Nachforschungen führen ihn auch in jene Buchhandlung, in der die Mörderin Valerie Steinfeld tätig war. Der erste Besuch verläuft unbefriedigend, der Buchhändler Martin Landau (Konrad Georg) erweist sich als wenig auskunftsfreudig. Vielversprechender könnten die Gegenstände sein, die man ihm Gepäck des toten Aranda Senior vorfand. Unter diesen befindet sich auch ein verschlüsseltes Dokument, an dem seitens der Geheimdienste grösstes Interesse besteht. Der tatsächliche Inhalt der Papiere bleibt Manuel zunächst verborgen, doch der junge Mann kommt seinem Vater schliesslich auf die Schliche. Erschreckende Abgrüde tun sich auf, weitere Ermittlungen führen Manuel in das Edelbordell von Nora Hill (Judy Winter), die ihrerseits am Tropf der Geheimdienste hängt. Während Aranda Junior weitere Details ans Licht befördert, rotieren die Flügel der Geheimdienste schneller und schneller...

Nach der äusserst erfolgreichen Zeit bei Rialto, wechselte Regisseur Alfred Vohrer zu Roxy-Film, der Produktionsfirma von Luggi Waldleitner. Die Ära der Wallace Filme ließ Vohrer damit hinter sich, für Waldleitner inszenierte Vohrer -neben anderen Werken- sechs Verfilmungen von Romanen des Erfolgsautors Johannes Mario Simmel. Der erste Streifen aus dieser Reihe ist "Und Jimmy ging zum Regenbogen", der von Anfang November bis Ende Dezember 1970, in Wien und München gedreht wurde. Im März 1971 lief der Film erfolgreich in den Kinos an.

Der liebenswerte Popanz der Wallace Filme bleibt unter Verschluss. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" ist ein ernstes und bitteres Werk, bei dem Vohrer unter Beweis stellen konnte, dass er sein Pulver noch längst nicht verschossen hatte. Der Zuschauer taucht in die trügerische Scheinwelt der späten sechziger/frühen siebziger Jahre ein, die durch Rückblenden ergänzt wird, welche in der Zeit des dritten Reichs angesiedelt sind. Vohrer brennt kein actionsreiches Feuerwerk aus Knalleffekten und Verfolgungsjadgen ab. Auch auf Nebelschwaden und düstere Gewölbe sollte man nicht hoffen. Der angenehm unhektisch erzählte Film, nimmt den Zuschauer nach und nach gefangen. Trotz der ruhig fliessenden Erzählweise, kommt zu keiner Sekunde ein Anflug von Langeweile auf. Im Gegenteil, das etwas mehr als zwei Stunden lange (kurze) Werk, hätte für meinen Geschmack noch mehr Laufzeit gut verkraftet. In dieser Hinsicht setzten finanzielle und zeitliche Möglichkeiten sicher Schranken, spielten kommerzielle Erwägungen eine gewaltige Rolle. Insgesamt kann man mit dem vorhandenen Ergebnis aber sehr zufrieden sein. Die Kamera von Charly Steinberger präsentiert sich dynamisch und neugierig, manchmal vielleicht eine Spur zu unruhig. Steinbergers Arbeit wirkt noch heute erstaunlich frisch, regelrecht modern, ohne dabei durch allzu hektisches Gewackel zu nerven. Die Besetzungsliste von "Und Jimmy..." liest sich nicht nur beeindruckend, die grossen Namen erfüllen die nicht minder grosse Erwartungshaltung sehr souverän. Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Riege der Schauspieler.

Die Hauptrolle wurde mit dem noch recht unerfahrenen Alain Noury besetzt. Dieses Wagnis erweist sich als kleiner Glücksgriff, denn Noury wirkt angenehm unverbraucht, dabei sympathisch und glaubwürdig. Seine Darbietung überzeugt, es mutet aus heutiger Sicht erstaunlich an, dass Noury keine grosse Karriere gelang. Freilch muss er die Last nicht allein tragen, das Ensemble ist bis in die Nebenrollen grossartig aufgelegt. Vor lauter Begeistung über die zahlreichen Könner, fällt es schwer nicht in ausufernde Schwärmereien zu verfallen. Ich lasse -abgesehen vom Hauptdarsteller- den Damen den Vortritt. Allen voran muss Judy Winter genannt werden. In der Gegenwart des Films sehen wir sie als alte, gebrochene Frau, die sich nach Außen noch immer selbstbewusst und stolz zeigt. Ihre Zerbrechlichkeit offenbart sich in einer Szene mit Peter Pasetti, in der ihre Verzweiflung, der Ekel vor ihren Auftraggebern (und sich selbst) zu Tage kommt. Während der Rückblenden in die Nazizeit, sehen wir Winter als verführerische Doppelagentin, die über die furchtbar banalen Gelüste eines Versagers stolpert. Eine tragischer und ungemein faszinierender Charakter, ich verneige mich vor dieser phantastischen Leistung! Ruth Leuwerik machte sich zum Entstehungszeitpunkt von "Und Jimmy ging zum Regenbogen" bereits rar, ihr gelingt eine kaum weniger beeindruckende Vorstellung. Gerade auch die gemeinsamen Szenen mit Judy Winter sind grossartig. Zwischen diesen schier übermächtig präsenten Damen, bleibt der Part von Doris Kunstmann fast ein wenig unscheinbar. Zwar fällt Kunstmann die Rolle des Love Interests der Hauptfigur zu, doch eben dieser Part lässt nicht annährend die Tiefe zu, die man Winter und Leuwerik gewährt. Doris Kunstmann spielt ohne Fehl und Tadel, nur sind die Schatten ihrer Kolleginnen schlicht und ergreifend länger.

Die Herren legen sich nicht minder stark ins Zeug, doch Judy Winter hat mit ihrer Leistung mein Herz erobert, niemand aus der Besetzung kann an ihrem Thron rütteln. Das Füllhorn giesst mit nahezu verschwenderischer Güte, seinen wundervollen Reigen der Schauspielkunst über dem Zuschauer aus. Da hätten wir Heinz Moog in der Rolle des väterlichen Kriminalisten, der mit allen Wassern gewaschen ist, doch trotz seiner Erfahrung und Cleverness, die Dinge nicht nach seinen Vorstellungen zu lenken vermag. Heinz Baumann, Peter Pasetti und Herbert Fleischmann geben der Geheimdienstfraktion ein Gesicht, vielmehr eine zunehmend abstossende Fratze. Baumann bleibt ein wenig unscheinbar. Während Pasetti eine herrlich eklige Vorstellung liefert, scheint Fleischmann stets unter Strom zu stehen, ein Vulkan kurz vor dem massiven Ausbruch. Im dritten Reich spinnt Horst Frank sein Netz in einer ähnlichen Position. Man hatte sogar den Mut, seiner Figur menschliche Züge zu verleihen, jedoch in Kombination mit eisiger Kälte und tödlicher Präsizion. Konrad Georg agiert in der Vergangenheit und Gegenwart, er meistert seine Rolle mit erlesener Klasse. Ein sensibler Charakter, der unter Druck zur Höchstform aufläuft, von seiner Umwelt gern unterschätzt wird. Horst Tappert sehen wir in den Rückblenden als durchaus mutigen Rechtsanwalt, ein interessanter Kontrast zu seinen Darbietungen als "Derrick" oder "Perrak". Damit dieser Kurzkommentar nicht zu ausufernd gerät, sie nur noch kurz auf die kleine Rolle von Klaus Schwarzkopf hingewiesen, der wie ein frische Brise durch das Szenario huscht.

Alfred Vohrer hat mich -einmal mehr- mit einer seiner Regiearbeiten sehr ansprechend unterhalten. Die Story hinterfragt die Umtriebe der Geheimdienste, der Staatsgewalt, die abseits von Recht und Gesetz agiert (und viele Dinge mehr. Doch sich darüber auszulassen, würde die Grenzen eines Kurzkommentares endgültig sprengen). Wer dem Plot nicht wohlgesonnen ist, mag eventuell eine gewisse "moralische Gängelung" des Zuschauers bemängeln. Ich habe mich allerdings nicht durch einen erhobenen Zeigefinger belästigt gefühlt, IMHO lässt die Handlung genug Spielraum für eine eigene Interpretation. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" ist stilsicher inszeniert und fotografiert, die Besetzung treibt dem Filmfreund zahlreiche Freudentränen in die Augen. Die Ausstattung gefällt, die Atmosphäre ist packend, kommt dabei ohne Krawall und plumpe Effekthaschereien aus. Ich freue mich bereits jetzt auf die Sichtung weiterer Simmel Verfilmungen.

Die DVD aus dem Hause Kinowelt bietet eine ordentliche Bildqualität an. Leider liegt das Material in 1,33:1 vor, und nicht im Originalformat 1,85:1. Dies liest sich schlimmer als es tatsächlich ist, nur in wenigen Momenten wirkt die Bildkomposition dadurch ein wenig unstimmig. Man kann mit der DVD leben, ich würde mir aber eine erneute Auswertung im korrekten Format wünschen. Warum sich Kinowelt eines falschen Formates bediente, ist mir bisher leider nicht bekannt. Wer entsprechende Informationen hat: Immer raus damit! Eine Kaufempfehlung gibt es trotzdem, mir diese Auswertung eindeutig lieber, als auf diese Perle des deutschen Films verzichten zu müssen.

Gut bis sehr gut = 7,5/10 (+ unzählige Herz- und Sympathiepunkte)

Lieblingszitat:

"Sie feiern und sie saufen gemeinsam, aber sie bringen einander auch um, falls es gewünscht wird."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4401 - 17.11 00:39

JCVD (Belgien, Frankreich, Luxemburg 2008, Originaltitel: J.C.V.D.)

Geballte Ladung Universal Shepherd ohne Ausweg

Jean-Claude Van Damme (Jean-Claude Van Damme) ist momentan glücklos. Der Streit um das Sorgerecht für seine Tochter ging verloren, das Geld ist knapp, die Rollenangebote unbefriedigend. Der Actionstar reist in seine Heimat Belgien, er möchte dort seine Eltern besuchen. Als er in einer Postfiliale Geld abheben will, gerät der frustrierte Jean-Claude unfreiwillig in ein groteskes Szenario. Drei überforderte Gauner haben Geiseln genommen, ein Schuss fällt, die Polizei hält den Schauspieler für den Geiselnehmer. Die Kriminellen mißbrauchen Van Damme für ihre Zwecke, vor den Toren des Gebäudes glaubt man tatsächlich, der Filmstar wäre nun völlig aus der Spur geraten. Während sich die Polizei in Kompetenzstreitereien ergeht, hat sich in der Nähe der Post die halbe Gemeinde versammelt, mit Sprechchören bekunden die Menschen ihre Sympathie für Jean-Claude Van Damme. In der abgeriegelten Postfiliale spitzt sich die Lage mehr und mehr zu, droht gar auf gefährliche Weise zu eskalieren. Einer der Gangster sucht die Nähe zu seinem Idol, einer glotzt hauptsächlich blöd aus der Wäsche. Gefahr geht in erster Linie vom dritten Typ im Bunde aus, der sich als Anführer aufspielt und offenbar ein rücksichtsloser Gewalttäter ist...

Jean-Claude Van Damme spielt Jean-Claude Van Damme. Spielt Jean-Claude Van Damme wirklich nur Jean-Claude Van Damme, oder zeigt sich Jean-Claude Van Damme hier von seiner privaten, wenig glamourösen Seite? Ist der Film lediglich clever kalkuliert, will auf kreative Art für Aufmerksamkeit sorgen, oder ist "JCVD" wirklich ein ehrlicher, ernstzunehmender Seelenstriptease? Die Antwort kennt nur die Hauptfigur selbst. Doch -egal ob aufrichtig oder nicht- der Streifen rührt an, versinkt dabei aber nicht in peinliches Geschwafel.

Vor allem darf man von "JCVD" weder Selbstbeweihräucherung, noch einen wüsten Actionreisser erwarten. Zu Beginn führt uns der junge Regisseur Mabrouk El Mechri an der Nase herum. Wir sehen Van Damme in einer typischen, ausufernden Actionsequenz, in der alle liebgewonnenen Klischees verbraten werden. Der Held pflügt sich durch Scharen böser Burschen, es wird geballert und geprügelt bis der Bestatter anrückt, eine Übertreibung folgt der nächsten. Plötzlich fällt eine Kulisse um, die Szene ist versaut. Ja, wir befinden uns am Set zu einem neuen Actionflick, Van Damme ist angenervt von den Produktionsumständen, der asiatische Regisseur versteht ihn nicht, zeigt sich nicht minder genervt. Gleich geht es mit dem nächsten Tiefschlag weiter. Vor Gericht lässt sich der gegnerische Anwalt über die "fragwürdige" Karriere des Belgiers aus, der verzweifelt um das Sorgerecht für seine Tochter ringt. Erneuter Szenenwechsel, Van Damme ist inzwischen in Belgien angekommen. Zwei Filmfreaks sichten ihren Helden, als dieser gerade aus einem Taxi steigt. Kurzer Smalltalk, Fotos, wenig später verschwindet Van Damme in der Post, ein Schuss fällt. Mabrouk El Mechri operiert mit kleinen Zeitsprüngen, schildert die Situation teilweise aus verschiedenen Blickwinkeln, klärt den Zuschauer nach und nach auf.

"JCVD" lässt sich in keine Genreschublade stecken. Action gibt es hier nur am Rande, in kleiner Dosierung. Der Film punktet mit viel Humor, der zwischen "einfach lustig" und "ironisch-tragisch" pendelt, allerdings nie in dümmliche Comedy abdriftet. Es sind die unzähligen Details, welche ein liebevoll erdachtes -und gekonnt inszeniertes- humoriges Drama entstehen lassen. Kenntnisse über die Karriere des Belgiers -und über das Actiongenre allgemein- erhöhen den Unterhaltungswert deutlich, sind aber nicht zwingend notwendig. Mit besagter "Vorbildung" steigert sich der Genuß allerdings nachhaltig. Schon die Unterhaltung der beiden Burschen in der Videothek, kurz bevor sie Van Damme entdecken, ist einfach nur köstlich. Wir bekommen einen Ausschnitt aus "Delta Force" mit Chuck Norris zu sehen, die Filmfreaks philosophieren über das Genre, prächtig! Grandios die Unterhaltung zwischen Jean-Claude und einem der Geiselnehmer. John Woo bekommt sein Fett weg, Steven Seagal wird spitzbübisch auf die Schippe genommen. Aber auch Spannung und Dramatik, welche aus der Geiselnahme resultuieren, werden nicht vergessen, obschon die Gewichtung nur zu einem überschaubaren Teil auf diesen Elementen liegt. Wer sich nun darüber beschwert, dass der Film nicht "spannend" genug sei, zu wenig "Action" biete, hat -sorry- vermutlich nicht die Befähigung, nicht die Lust, nicht den Mut, nicht die Neugier, um über den Tellerrand zu blicken, beim Namen Van Damme die eingefahrene Erwartungshaltung auszublenden.

Als grosser Fan der Van Damme Filme, die in den letzten Jahren entstanden, aber von der breiten Masse kaum wahrgenommen wurden, blieb mir die schauspielerische Entwicklung des Belgiers nicht verborgen. Ob man Van Damme nun mag oder nicht, seine schauspielerischen Leistungen in Filmen wie "Wake of Death" (2004) und besonders "Until Death" (2007), reichen deutlich über die "Standardanforderungen an einen Actionheld" hinaus. Für "JCVD" gilt dies in Fettschrift mit Ausrufezeichen! Jean-Claude Van Damme offenbart hier souveräne Fähigkeiten als Charakterdarsteller, die ich ihm vor noch vor wenigen Jahren nicht in dieser Form zugetraut hätte. Ganz, ganz gross ist die Szene, in der Van Damme quasi "aus der Kulisse" nach oben schwebt, vor der Kamera über sein Leben, seinen Werdegang sinniert. Er schwebt nicht abgehoben, übermenschlich aus der Kulisse. Im Gegenteil, er trägt einen längeren Monolog vor, der von Grund auf ehrlich und selbstkritisch wirkt. Seine Verzweiflung, Trauer und Verletzlichkeit werden nicht nur spürbar, sie werden regelrecht greifbar. Mich hat dieser Moment tief bewegt, ich bin beeindruckt von dieser mutigen Vorstellung. Ich schrieb es bereits weiter oben, nur Jean-Claude Van Damme wird wisssen, was echt und was gespielt ist, wie viel -oder wenig- er tatsächlich von sich preisgibt. Doch ich halte dies für unerheblich, denn vor allem zählt die großartige Leistung des Schauspielers Jean-Claude Van Damme!

Für manchen "Fan" wird der Film eine Enttäuschung sein, da sein Held nicht so "funktioniert" wie erwartet. Doch vielleicht kann Van Damme endlich einige Skeptiker davon überzeugen, dass er weit mehr Qualitäten zu bieten hat, als lediglich einen durchtrainierten Körper und Kampfsport-Gezappel. "JCVD" präsentiert sich auch in optischer Hinsicht kantig, fast kratzbürstig. Die Farben wurden stark zurückgefahren, der Look mutet trist an. "Schön" ist das sicher nicht. "Schön" will "JCVD" auch gar nicht sein, eine "Bonbon-Hochglanzoptik" würde den Film unnötig beschädigen. Wer noch immer nach einem Haar in der Suppe sucht, wird vielleicht das Argument ins Feld führen, die Idee sich selbst zu spielen sei nicht neu. Man denke z.B. an "My Name is Bruce" (2007), in dem sich B-Movie Legende Bruce Campbell selbst auf den Arm nahm. Ja, dabei kam Freude auf. Doch "JCVD" gibt sich nicht mit gefälliger Selbstironie zufrieden, geht viel tiefer und viel weiter. Die emotionale Intensität baut aber -glücklicherweise- nicht lediglich auf Tränendrüsendrückerei, sie kommt durch die -ich muss mich wiederholen- fantastische Leistung von Jean-Claude Van Damme zustande. Bei allem Lob für Van Damme, soll nicht die tolle Arbeit von Regisseur Mabrouk El Mechri unterschlagen werden. Mit seinen erst 34 Jahren, steht El Mechri hoffentlich erst am Anfang einer grossen Karriere. Ich bin sehr auf die Werke gespannt, die wir in Zukunft von diesem Talent zu sehen bekommen werden. Bei all der Begeisterung für die Leistung von Jean-Claude Van Damme, habe ich es bisher glatt versäumt, auf die sehr gut aufspielenden Nebendarsteller hinzuweisen. Jeder Part wurde passend und überzeugend besetzt, unverbrauchte Gesichter, die ich gern in weiteren Produktionen sehen möchte. Es würde den hiesigen Rahmen sprengen, noch weiter ins Detail zu gehen.

Zum Abschluss noch kurz ein Blick auf die in Deutschland verfügbaren Scheiben. "JCVD" ist als DVD oder Blu-ray erhältlich, es gibt unterschiedliche Ausstattungen und Verpackungsvarianten. Mir liegt die einfache Blu-ray Ausgabe vor, die nur eine geringe Menge Bonusmaterial bietet. Die alternative Variante bietet eine zusätzliche Bonus-DVD, über deren "Mehrwert" ich leider keine Aussage tätigen kann. Vielleicht wäre der Griff zur üppiger ausgestatteten Version klüger gewesen, da mich der Film sehr fasziniert, ich gern weitere Boni gesichtet hätte. Der Film liegt auch in der einfachen Ausgabe in deutscher und französischer Sprache vor. Deutsche Untertitel und ein Audiokommentar des Regisseurs sind ebenso an Bord. Koch Media hat "JCVD" in ansprechender Form ausgewertet. Klarer Kaufzwang, ich will keine Ausreden hören!

Sehr gut bis überragend, ein großartiger Film = 8,5/10

Lieblingszitat:

"...und dessen ganze Karriere ausschliesslich auf Filmen basiert, mit fragwürdigen Wertvorstellungen, die keine verantwortungsvollen Eltern ihren Kindern jemals vermitteln würden..."
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4402 - 17.11 09:12

The social network

Ein Film über die Gründung Facebooks / Mark Zuckerberg. Inwiefern die ganze Geschichte korrekt dargestellt wird kann ich nicht beurteilen, ich hatte mich mit dem Thema davor nicht auseinandergesetzt. Allerdings wird man so oder so enorm gut unterhalten.
Jesse Eisenberg überzeugt mich als Mark Zuckerberg und schafft es quasi im Alleingang den ganzen Film zu tragen. Mark Zuckerberg ist ein Arschloch und dafür muss man ihn lieben!
Der restliche Cast ist solide, mit Justin Timberlake als kleine Überraschung. Den hatte ich davor noch nicht auf der großen Leinwand gesehen - war aber gar nicht so übel.

Die Geschichte ist gut erzählt und durchaus interessant. Ein straffes Erzähltempo sorgt für Spannung und passt ausserordentlich gut zur Story sowie zur Kurzlebigkeit des Internets.

Ich sprech' eine Empfehlung aus. Nicht unbedingt für den Gang ins Kino, aber zu Hause sollte man den Film mal gesehen haben. Immerhin besitzt Mark mit inzwischen über 500 Millionen Usern die größte Community im Internet und ich denke es ist doch ganz nett mal ein wenig mehr über diesen Kerl zu erfahren.

7/10
Species0001 *Kein Post ohne :ugly:!!!*

RANG Lord of Clanintern

#4403 - 17.11 17:10

Der restliche Cast ist solide, mit Justin Timberlake als kleine Überraschung. Den hatte ich davor noch nicht auf der großen Leinwand gesehen - war aber gar nicht so übel.

quote of т

Black Snake Moan nicht gesehen?
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4404 - 17.11 21:52

Nein. Empfehlung?
Species0001 *Kein Post ohne :ugly:!!!*

RANG Lord of Clanintern

#4405 - 17.11 23:55

Durchaus. ^^
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4406 - 18.11 08:11

Fein. ^^
Tötet TNT, sonst....

RANG Deckschrubber

#4407 - 18.11 14:13

Machete

Was haben Machete und Tarantinos "Inglorious Bastards" gemeinsam? Sicherlich eine hohe Erwartungshaltung.
Beide Filme wurden von den bekanntesten amerikanischen Regisseur-Stilikonen realisiert und jeweils wussten sie in ihrem Universum nichts neues zu liefern.

Machete mag zu Anfang noch durch gut inszenierte Gewalt zu glänzen und durchweg mit einer Prise Humor. Genausogut ist die äußerst rassistisch anmutende Geschichte politisch fragwürdig genug rübergebracht, um sich ein Grinsen nicht verkneifen zu können. Auch das mittlerweile übliche Staraufgebot kann sich mal wieder sehen lassen.

Dennoch wird der Film in der zweiten Hälfte ziemlich schwach. Die typischen Stilelemente finden nur noch selten eine Steigerung. Die Figuren werden zu nichtssagenden Randerscheinungen. Die Inszenierung der Action- und Gewaltsequenzen wirkt größtenteils zerschnitten und verstümmelt. Zu erst dachte ich eine deutsche Cut-Fassung zu sehen, aber es wurde selbst auf Schnittberichte extra betont, daß auch in deutschen Kinos alles uncut ist.

Stattdessen fand ich aber raus, daß es sich auch bei der amerikanischen Version um eine Unrated Fassung handelt, bei der neben Gewaltszenen auch einige Story-Sequenzen dem Schnitt zum Opfer fielen.
Da frag ich mich doch: Warum bringt man so einen halbgaren Film in die Kinos?
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4408 - 18.11 21:13

Antichrist

kann momentan keine beurteilung abgeben da ich selbst nicht weiß wie ich den film betrachten soll.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4409 - 18.11 22:12

Die Unbesiegbare (Hongkong 1993, englischer Titel: Undefeatable)

Fratzengeballer & Fönfrisuren

Kristi Jones (Cynthia Rothrock) ist eine fitte Kampfsportlerin. Sie hängt gern mit ihrer Gang rum, verdient ab und an ein paar Dollar bei illegalen Kämpfen. Der Polizist Nick DiMarco (John Miller) beobachtet die Umtriebe der jungen Frau sehr skeptisch, denn er mag Kristi, will sie nicht auf der schiefen Bahn enden sehen. Doch Kristi kämpft nicht aus Geldgier. Sie unterstützt mit dem Zaster ihre Schwester Karen (Sunny David), die als Studentin an einer Hochschule eingeschrieben ist. Bald werden dramatische, tragische Ereignisse über die Schwestern hereinbrechen, die Kristi unweigerlich erneut mit Nick in Verbindung bringen. Ein brutaler Prügelfritze, der unter dem Namen Stingray (Don Niam) bekannt ist, wird von seiner Lebensgefährtin verlassen, die er ständig geschlagen und geschändet hat. Stingray, ebenfalls ein schlagkräftiger Kampfsportler, dreht nun völlig durch. Erblickt er Frauen die seiner geflüchteten Ex ähnlich sehen, packt er die Damen und tötet sie auf grausame Weise. Schliesslich erwischt es auch Kristis Schwester, Kristi schwört bittere Rache. Derweil ist der wahnsinnige Stingray weiter auf Mordtour, können Di Marco und die Strassenkämpferin den Serienkiller aufhalten...???

Wenn Godfrey Ho für einen Film als Regisseur verantwortlich zeichnet, dann erwartet den Filmfreund vor allem eines: Bekloppter Unfug, durchgeknallter Trash. Die Ninja-Streifen des Herrn Ho sind schon nahezu "legendär". Auch ein kleiner Klopper wie "Die Unbesiegbare" macht da keine Ausnahme. Der Plot präsentiert sich in recht bodenständiger Verfassung. Doch was man aus der eher gewöhnlichen Serierkiller-Sause "gezaubert" hat, das spottet in der Tat nahezu jeglicher Beschreibung. Unsinnige Dialoge, fiese Frisuren und geschmacklose Klamotten, gehören bei diesem Film zu den harmloseren Ausfallerscheinungen, all diese Elemente kann man auch in miesen TV-Serien wie z.B. "Miami Vice" bewundern. Der Knüller sind die unfassbar miserabel agieren Darsteller, deren Leistungen von jeder Laienspielgruppe deutlich übertroffen werden. Ein Kasperletheater der völlig beknackten Sorte. Man fragt man sich ernsthaft (naja), warum der Regisseur nicht zumindest den Versuch unternommen hat, seine Schützlinge ein wenig anzuleiten, ihnen die totale schauspielerische Bankrotterklärung erspart. Aber: Wer den Schaden hat... ...spottet jeder Beschreibung. Der Trash-O-Loge wird es geniessen.

Cynthia Rothrock blockierte mit ihren Filmchen die Schächte der Videorekorder. Zumindest seit den späten achtziger Jahren, diese Phase dauerte bis ungefähr zur Mitte der neunziger Jahre an. Damals habe ich einige Filme mit Cynthia geschaut, nur ist mir "irgendwie" keiner davon in Erinnerung geblieben. Ja, selbst im Zeitalter der DVD -und einer seither stetig wachsenden Sammlung- konnte Frau Rothrock nicht wieder den Fuß in die Tür des Aschregals bekommen. Das liegt sicher nicht an ihren überschaubaren schauspielerischen Möglichkeiten, es liegt auch nicht an ihrem unscheinbaren Aussehen, denn "irgendwie" (schon wieder) mochte ich das Mädel immer gern. Sympathisch agiert sie auch in "Die Unbesiegbare", zeigt erstaunliche Verrenkungen und prügelt sich unterhaltsam durchs Szenario. Cynthia Rothrock ist die Verkörperung des "weiblichen Kumpels", eine Frau mit der man Spass haben kann, ohne dabei ständig an Schweinkram zu denken (Sie sind (waren) ein primitiver Triebmensch, Herr Asch). Nun denn, auch in diesem Machwerk verhaut sie den Fieslingen ordentlich die Hintern, bleibt dabei stets locker aber aufmerksam. Sicher, ihr "Schauspiel" tendiert in Richtung talentfrei. Wer aber auf die Vorstellungen von John Miller und Don Niam trifft, möchte Cynthia glatt zu ihrem ausgeprägten Können gratulieren. Prügel teilen Miller und Niam auf gelungene Art aus, obwohl die Inszenierung überwiegend Mumpitz verzapft, aber ihre Schauspielversuche, oh weia! Entweder der Zuschauer wendet sich mit Grausen ab, oder er geniesst diesen nahezu unglaublichen Mist, den die Typen vor der Kamera veranstalten. John Miller schaut meist belämmert aus Wäsche, immerhin sitzen Scheitel und Bundfaltenhose, selbst beim K(r)ampf auf Leben und Tod. Aber das ist gar nichts im Vergleich zu Don Niam! Der Kerl hat einen Blick drauf, als würde man seine Prostata mit einem Pressluftbohrer stimulieren. Passend, denn er sammelt (hoffentlich nur in der Rolle des Killers) die Augen seiner Opfer. Vermutlich als Ersatz für die eigenen Glupschkugeln, die kurz vor dem finalen Austritt aus den Höhlen stehen. Die Nebendarsteller bleiben unscheinbar, Cynthia wird von einer Gruppe debiler Asiaten begleitet, deren Vorstellung sich dem Niveau dieses Kunstwerkes anpasst.

Wäre der Härtegrad des Films annährend so ausufernd wie seine Blödheit, bekämen wir es mit einer wüsten Origie der Gewalt zu tun. Zwar lässt Murksbruder Godfrey Ho auch in dieser Hinsicht nicht lumpen, allzu heftig geht es dann aber doch nicht zu. Die Entfernung der Augen wirkt alles andere als schockierend, diese Momente zeugen eher vom Unvermögen der Verantwortlichen hinter der Kamera. Das Finale punktet mit -unter trashigen Gesichtspunkten- herrlichen Kämpfen, besonders wenn die "grossen Drei" sich am Ende gegenüberstehen. Cynthia & John vs. Don "Der Blick des Grauens" Niam. Jetzt gibt es richtig auf die Fresse, erwartungsgemäß bis zum bitteren(?), lustigen(?), geschmacklosen(?) Ende. Die Fäuste fliegen, die Fratzen glühen unter Schlägen und Tritten, es wird geschrien, gestöhnt und gepöbelt, eine wahre Wonne! Wenn Johnny sich das Hemd vom Leib reisst, dann weiss man Bescheid: Jetzt hat der Bösewicht es endgültig übertrieben. F*ck nie den Admin!

Wer mit dem Schaffen des Herrn Ho noch nie viel anfangen konnte, der sollte sich diesen Film ersparen. Ich bin jedoch recht positiv davon angetan, dass es der Streifen in Deutschland endlich auf DVD geschafft hat. Es gab bereits von ein paar Jahren eine Veröffentlichung, die aber leider stark gekürzt war. Die aktuelle Scheibe von Voulez Vous/Intergroove bietet "Die Unbesiegbare" uncut an. Alternativ gibt es die Schnittfassung für Hongkong zu bestauen, die einige Minuten kürzer daherkommt. Die Hongkongvariante unterscheidet sich bereits zu Beginn, teils sind völlig andere Szenen enthalten. Allerdings habe ich nur kurz in die Alternativfassung reingeschaut, zunächst brauche ich eine kleine Erholung von diesem Film. Qualitativ bekommt man Tapequalität geboten, was bei diesem Flick völlig in Ordung geht. Die DVD ist im Rahmen der Reihe "Eastern Sensation" erschienen, der Preis liegt deutlich unterhalb von 10€ (z.B. 7.98€ im OFDB-Shop).

Möchte man den Film mit "angemessener Vernunft" bewerten, wird sich "Die Unbesiegbare" mit 3/10 begnügen müssen. Daher rate ich "normalen" Menschen ganz klar von der Sichtung des Streifens ab, ich will nicht an eurem Ärger schuld sein. Wer sich für Trash mit Fratzengeballer erwärmen kann, ein Herz für dilettantischen Murks im Leibe trägt, kann sich eventuell zu (un)soliden 6/10 hinreissen lassen.

Lieblingszitat:

"Dein Arsch gehört mir!"

Neee, viel besser:

"Waaah, Aaaaargh, Huaaaarrrh"
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4410 - 19.11 12:32

Charlie und die Schokoladenfabrik

Schöne Geschicht, wirrer Depp, einiges an Witz ... hab Schlechteres erwartet. 7/10