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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4411 - 20.11 02:32

MacBeth (2006)

MacBeth auf das Mafia/Gangster/whatever Milieu portiert, dabei aber in großen Teilen den Original-Text beibehalten. Die Story um MacBeth von Shakespear kennt man, vermute ich...

Ich persönlich mag den Film. Sam Worthington passt gut als MacBeth, und auch die restlichen Schauspieler passten mMn.
Soweit man das Drama auf Englisch kennt und/oder gut Englisch kann sollte man sich den Film auf jedenfall in Englisch ansehen.

8.5/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4412 - 20.11 18:12

nach langer bedenkzeit kann ich eine bewertung zu antichrist abgeben:

8/10

für mich ist der film atmosphärisch sehr dicht mit wunderbar kunstvollen bildern eingefangen und einer düsternis die ich so noch nicht gesehen habe. Aber...die tatsache das er zum ende hin

zu einem torturporn wird und eine eklige handjob- sowie selbstbestümmelungs-szene bietet die der film nicht nötig gehabt hätte

spoiler
schlittert er an einer höheren bewertung und dem titel "meisterwerk" vorbei.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4413 - 20.11 22:11

Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (Großbritannien, Deutschland 1966, englischer Titel: The Brides of Fu Manchu)

Das Böse ist immer und überall

In Tibet wurde die Schreckensherrschaft des Dr. Fu Man Chu (Christopher Lee) auf explosive Art beendet. Zumindest glaubte man dies, doch der Schurke konnte einmal mehr entkommen. Längst arbeitet Fu Man Chu wieder an der Übernahme der Weltherrschaft, residiert in einer alten Tempelanlage, die im Atlasgebirge versteckt liegt. Erneut lässt er kluge Köpfe für sich arbeiten, macht sie durch die Entführung der Töchter gefügig. Auch Prof. Jules Merlin (Rupert Davies) gerät in die Fänge des gnadenlosen Fu Man Chu, seine Tochter Michèle (Carole Gray) befindet sich in der Gewalt des Chinesen. Um seine Pläne vorwärts zu treiben, benötigt Fu Man Chu ausserdem die Dienste von Prof. Otto Lenz (Joseph Fürst). Die Schergen des Asiaten gehen wie üblich vor, sie wollen zunächst die Tochter des Professors entführen. Marie Lenz (Marie Versini) ist mit dem deutschen Wissenschaftler Franz Baumer (Heinz Drache) liiert, der durch seinen schlagfertigen Einsatz den ersten Entführungsversuch unterbinden kann. Längst ist Nayland Smith (Douglas Wilmer) -der Ermittler ist Fu Man Chus Erzfeind- seiner Sache sicher, Fu Man Chu lebt und tyrannisiert erneut die Menschheit. Mit einem cleveren Schachzug wollen Smith und Baumer ihrem Gegner auf die Schliche kommen. Während sich Baumer in grösste Gefahr begibt, fühlen Smith, sein treuer Begleiter Dr. Petrie (Howard Marion Crawford), sowie der französische Ermittler Inspector Grimaldi (Roger Hanin), den "Aussendienstmitarbeitern" des Fu Man Chu auf den Zahn. Insbesondere der verschlagene Nikki Sheldon (Harald Leipnitz), erregt nachhaltig das Interesse der Kriminalisten. Ist Fu Man Chu noch zu stoppen, oder wird er seine neue Vernichtungswaffe bald zum Einsatz bringen? Ein fürchterliches Desaster kündigt sich an...

Nach dem sehr gelungenen Einstand "Ich, Dr. Fu Man Chu" (1965), nahm Don Sharp auch bei der Fortsetzung auf dem Regiestuhl Platz. Erneut übernahm Christopher Lee die Rolle des Superschurken, ein paar weitere -bereits aus dem ersten Teil- bekannte Gesichter gesellen sich hinzu. Es sind allerdings auch nicht allzu glückliche Umbesetzungen zu vermelden. Die Story der Fortsetzung funktioniert wie gehabt: Fu Man Chu lässt junge Frauen entführen, nötigt ihre Väter dadurch zur Mitarbeit. Wie schön, dass alle für die Zwecke des Schurken brauchbaren Wissenschaftler, grundsätzlich mit äusserst hübschen Töchtern gesegnet sind, grins. Doch diese hübschen Töchter, haben clevere, kernige Verehrer, die Fu Man Chu stets Ärger bereiten. Ein unterirdisches Versteck gibt es ebenso wieder zu bewundern, nur diesmal nicht in London, sondern im westafrikanischen Atlasgebirge (In der deutschen Fassung ist vom Libanon die Rede). Bezüglich der sehr schönen und stimmigen Ausstattung, muss sich der zweite Ritt des Fu Man Chu nicht hinter seinem Vorgänger verstecken. Zwar hat mir das "gruftige" Versteck unterhalb Londons ein wenig besser gefallen, jedoch ist das neue Hauptquartier sogar mit mehr Aufwand gestaltet, inklusive eines beeindruckenden Maschinenraums. Freilich fehlt auch die "Superwaffe" nicht, mit der sich -sofern sie einwandfrei funktioniert- ganze Städte ausradieren lassen. Im ersten Film arbeitete der böse Chinese mit dem tödlichen Extrakt einer seltenen Pflanze, nun wird mit einer "Hightech-Energie-Transport-und-Umwandlungsanlage" hantiert. Herrlich absurd, vor allem herrlich unterhaltsam, Nikola Tesla hätte seine Freude daran.

Werfen wir einen Blick auf die Bestzungsliste. Wie bereits erwähnt, sehen wir Christopher Lee wieder in der Rolle des Fu Man Chu. Seine Darbietung sorgt -wie nicht anders zu erwarten- für grösste Zufriedenheit meinerseits. Ich liebe Christopher Lee, Fu Man Chu ist -nach Dracula- eine seiner beeindruckendsten und wichtigsten Rollen. Obwohl man kaum glauben mag, dass ein hochgewachsener, eleganter Engländer einen chinesischen Superschurken zu spielen vermag, wirkt Lee rundum überzeugend und faszinierend, keinesfalls albern oder gar peinlich. Tsai Chin sehen wir erneut in der Rolle der Lin Tang, der treuen und bööösen Tochter Fu Man Chus. Als weiterer Fels in der Brandung dient Howard Marion Crawford, in seiner Rolle des gemütlichen Begleiters von Nayland Smith. Crawford kommt als Dr. Petrie sogar ein wenig besser zum Zuge als zuvor, da die Rolle des Nayland Smith, in der Fortsetzung deutlich schwächer besetzt wurde. Nigel Green war als Nayland Smith erstklassig, leider ist er nicht mehr mit von der Partie. Ein herber Verlust, denn Douglas Wilmer kann Green zu keiner Zeit das Wasser reichen. Vermutlich war den Machern diese Tatsache bewusst, denn die Rolle Nayland Smith wurde ein wenig zurückgefahren. In der deutschen Fassung hat man gar den Namen geändert, aus Nayland Smith wurde ein gewisser Terrence Spencer. Die Rolle des jungen Haudegen fällt diesmal Heinz Drache zu, der somit das Erbe von Joachim Fuchsberger antritt. Immerhin muss er nicht die gleiche Person darstellen, obschon sein Part eindeutig an den von Fuchsberger angelehnt ist. Schon in den Wallace Produktionen war mir Fuchsberger immer lieber als Drache, dies setzt sich in der Fu Man Chu Reihe fort. Schwach ist die Leistung von Heinz Drache keineswegs, der Verfall ist hier längst nicht so ausgeprägt, wie der durch die Umbesetzung der Figur Nayland Smith herbeigeführte Qualitätsverlust. Die Rolle der hilfsbedürftigen Schönheit liegt nicht mehr auf den hübschen Schultern von Karin Dor, aber in Form der beiden Nachwuchstalente Marie Versini und Carole Gray, bekommt der Geiferling zwei sehr ansprechende Damen geboten. Marie Versini erfreut in der englischen Version mit ihrem knuffigen Dialekt, Frauen aus Frankreich sind einfach... ...mmhhmm... (jaja, Klischee...). Rupert Davies kommt die Rolle des drangsalierten Wissenschaftlers zu, er spielt diesen Part weniger verschroben-herzlich als zuvor Walter Rilla, punktet aber mit seiner verschwitzt-grobschlächtigen Art. Harald Leipnitz soll nicht ohne Nennung bleiben, denn er ist mir besonders positiv aufgefallen. Als bösärtiger, skrupelloser Schurke gefällt er mir weitaus besser, als in der Rolle des "sachlichen Wallace-Ermittlers". Eine tolle Leistung, vielen Dank dafür! Die übrigen Darsteller fügen sich gut in das Gesamtbild ein, ich hätte mir ein wenig mehr Einblick in das "Lagerleben" der "13 Sklavinnen" gewünscht, doch bekanntlich ist das Leben kein Blaskonzert.

Die DVD aus dem Hause Kinowelt, bietet -wie beim ersten Teil der Reihe- die englische und die deutsche Schnittfassung des Films an. Erneut ist die englische Fassung eindeutig vorzuziehen, die kürzere Version für den deutschen Markt wirkt teils recht unglücklich gekürzt. Dafür gibt es in der deutschen Variante Momente zu sehen, die in der englischen Auswertung nicht vorhanden sind. Diese Szenen vermisse ich allerdings nicht, ich kann daher nur erneut unterstreichen: Die englische Fassung ist deutlich überlegen und stimmiger! Der Filmfreund schaut sich sowieso beide Versionen an, alles andere wäre Frevelei, die von Dr. Fu Man Chu gnadenlos bestraft wird. Auch Englischmuffel haben keine gültige Ausrede, denn die englische Fassung verfügt über zuschaltbare Untertitel. Im Bonusmenü findet man ein Interview mit Christopher Lee, der unterhaltsam aus dem Nähkästchen plaudert. Leider ist dieses Feature nur knapp 12 Minuten kurz, ich hätte gern mehr von Herrn Lee auf die Ohren (und Augen) bekommen. Ferner gibt es noch ein paar Texttafeln und andere Kleinigkeiten zu entdecken. Vielleicht sollte ich noch darauf hinweisen, dass die deutsche Version aus Quellen von unterschiedlicher Qualität zusammengestückelt wurde. Ich finde dies nicht tragisch, denn bei erneuter Sichtung der DVD, werde ich sowieso nur noch die englische Fassung schauen.

Zur Sicherheit der Hinweis auf den Inhalt der "Dr. Fu Man Chu Collection":

• Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
• Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
• Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
• Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
• Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)

Der faire Preis sollte jeden Interessenten überzeugen, für schlappe 20 Taler kommt die Box ins Haus.

Zwar kann "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" nicht die Klasse der Vorgängers halten, aber den Fan erwartet ein weiteres Date mit Fu Man Chu und seinen Schergen & Widersachern, welches für kurzweilige und liebeswerte Unterhaltung sorgt.

7/10 (gut, zuzüglich diverser Knuffel-/Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitat(e):

Aus der englischen Fassung:

"Remember, the snakepit is one of the quicker deaths, that awaits your daughter!"

Aus der deutschen Fassung:

"Das wird uns alle dem großen Ziel bedeutend näherbringen!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4414 - 21.11 23:12

Astro Zombies (USA 1968, Originaltitel: Astro Zombies)

Tyrannin Tura tötet teuflisch

Grausame Morde sorgen für Angst und Schrecken. Der wahnsinnige Wissenschaftler Dr. DeMarco (John Carradine) hat seine Forschungen so weit vorangetrieben, dass der (Alb)Traum vom Kunstmenschen zur Realität geworden ist. Aus toten Leibern bastelt DeMarco seine Kreationen, widerstandsfähig und schlagkräftig, versorgt durch eine eingebaute Energiezelle, welche durch das Licht der Sonne -oder Kunstlicht- aufgeladen wird. Aber schon der selige Dr. Frankenstein hatte mit Problemen zu kämpfen, warum sollte es Doc DeMarco besser ergehen? Das Hirn seiner Schöpfung wurde einem Psychopathen entnommen, der Robotermensch stapft nun durch die Landschaft und tötet vorzugsweise junge Damen. Ursprünglich forschte Dr. DeMarco im Auftrag der US-Regierung, künstliches Leben schien besonders im Hinblick auf die Raumfahrt sehr interessant. Holman (Wendell Corey) beauftragt seinen Agenten Eric Porter (Tom Pace) damit, den abtrünnigen Forscher aufzuspüren und dessen Umtriebe zu beenden. Doch nicht nur die US-Regierung bemüht sich Zugriff auf DeMarco zu bekommen. Satana (Tura Satana), eine skrupellose und sadistische Agentin, geht nicht nur mit rücksichtsloser Härte gegen ihre Widersacher vor. Es bereitet der Dame grösste Wonne, ihre CIA-Gegenspieler zu erniedrigen und zu töten, sie will um jeden Preis an das Wissen von Dr. DeMarco gelangen...

Obwohl er bereits über 80 Jahre auf dem Buckel hat, fabriziert Ted. V. Mikels noch immer seine kleinen Trashfilmchen. Er betätigt sich dabei nicht nur als Regisseur, sondern bedient ab und an auch die Kamera, sorgt für den Schnitt, verzapft die Drehbücher zu seinen Sausen, fungiert als unabhängiger Produzent. In Deutschland sind bereits seit einiger Zeit ältere Streifen von Mikels auf DVD erhältlich. CMV bietet im Rahmen der hauseigenen "Trash Collection", insgesamt vier Werke des Filmemachers an: "Treffpunkt Los Angeles", "Die Leichenmühle", "Die Blutorgie der Satanstöchter", "Das Kommando der Frauen". Die aufgezählten Flicks entstanden in der Zeit zwischen 1968 und 1973, ergo stellt der 1968 eingetütete "Astro Zombies" eine willkommene Ergänzung dar. Diesmal verdanken wir die Veröffentlichung jedoch nicht CMV, sondern dem Label Subkultur Entertainment, das mit dieser DVD seinen Einstand auf dem Markt feiert. Dazu später noch ein paar Worte, zunächst möchte ich kurz auf den Film eingehen.

Mikels lässt sich nicht lumpen, er haut dem Zuschauer Zutaten aus unterschiedlichen Genretöpfen vor den Latz. Da hätten wir den Mad Scientist, der noch einen Schritt weiter als Doktor Frankenstein geht. Als Aufhänger muss die Raumfahrt herhalten, damit für eine Prise Science-Fiction gesorgt ist. Dies untermauert der Anblick des Labors von Doc DeMarco, welches sich als Mischung aus Hightech-Elektronik-Bastelstube und Gothic-Folterkeller präsentiert. Freilich gehört auch ein verwachsener, williger Handlager zur Ausstattung, der als fleissige Gesichtsruine durch das Szenario buckelt. Damit nicht genug, denn Kriminalfilm, Serienkillerterror, Agentenmachenschaften und Monsterspinnerei runden das groteske Menü ab. Neben dem Doc zaubert Mikels noch weitere Bösewichte aus dem Ärmel, denn irgendwie haftet einem Mad Scientist stets eine tragische Komponente an, die beim Zuschauer für Mitgefühl und Verständnis sorgen könnte. Den bösen Part ohne jeglichen Hauch von Ambivalenz übernimmt Tura Satana, die sich 1965 durch die Mitwirkung in "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" (Die Satansweiber von Tittfield), ihren Platz in der Filmhistorie sicherte. Russ "Meister der Möpse" Meyer sei es gedankt. Frau Satana stöckelt auf High Heels umher, räumt ihre Gegner per Knarre aus dem Weg, räkelt sich sinnfrei auf dem Sofa, sondert Befehle an ihre Untergebenen ab. Leider bleiben ihre saftigen Früchte im Körbchen, eindeutig die tatsächlich tragische Komponente des Films. Tura Satana gehen zwei reichlich abstossende Schergen zur Hand, darunter ein verschwitzter Latino, der offenbar in sein Springmesser verliebt ist. Die Bösewichter halten bezüglich Ausstrahlung und Erinnerungswert klar das Ruder in der Hand. John Carradine ist als irrer Körperklempner herrlich, Tura Satana ein echter Hingucker, die "Neben- und Aushilfsbösen" sorgen ebenso für manche Schmunzler.

Kein leichtes Spiel für die "Helden", die sich gegen eine üppig *räusper* ausgestattete Schurkenriege behaupten müssen. Tom Pace mutet wie ein durchschnittlicher Zahnpasta-Grinser aus den späten fünfziger Jahren an, glatt und weitgehend uninteressant. Sein von Wendell Corey gespielter Chef verfügt über mehr Profil, hinterlässt allerdings auch kaum bleibende Eindrücke. Lediglich Rotfüchsin Joan Patrick lässt die trüben Augen des Betrachters aufleuchten, wenn ihre Darbietung doch nur nicht so züchtig geraten wäre... Der kurze Auftritt von Ted V. Mikels höchstselbst, wirkt nachhaltiger als das Auftreten von Pace und Konsorten. Der gute Ted spielt Bongos in einem Club, schliesslich muss man die erwünschte Filmdauer erreichen. Vor lauter Begeistung für John Carradine und Tura Satana, bin im vorherigen Abschnitt nicht auf den Killer eingegangen, den "Astro Zombie", den "Roboter des Grauens". Man hat einem Typ eine völlig bescheuerte Maske über den Schädel gezogen, fertig ist die Laube. Völlig bizarr wird es, als dem "Astro Zombie" seine "Batterie" entrissen wird. Das Killerbürschlein taumelt mit einer Taschenlampe auf der Stirn davon, schliesslich ist eine Photozelle in der Stirn des Ungeheuers eingelassen, über die es normalerweise seinen "Akku" auflädt. Hört sich reichlich schwachsinnig an? Bitte, was erwartet ihr von Ted V. Mikels? Natürlich schreit dieser grobe Unfug zum Himmel (oder in Richtung Hölle...?). Die Szenen mit dem "Astro Zombie" gehören ganz klar zu den Höhepunkten des Films. Leider vergibt Mikels die Chance, sein putziges Monster häufiger von der Leine zu lassen. Schade, denn viel Aufwand wäre dazu nicht nötig gewesen.

Insgesamt geht die Inszenierung -setzt man einen passenden Maßstab an- durchaus als recht solide durch. Die Kamera ist meist auf der Höhe, der Schnitt passt, die Ausleuchtung der Kulissen ist Mikels schon weitaus mieser gelungen (Siehe z.B. "Die Blutorgie der Satanstöchter". Wer eine hektische -oder gar hysterische- Höllensause erwartet, wird vermutlich schnell gelangweilt sein. Denn nach dem stimmungsvollen Mord zu Beginn, ergeht sich der Streifen immer wieder in ausführlichen Dialogen, in denen die Akteure reichlich uninteressanten Schwachsinn absondern. Doch was vordergründig auf ungedulige Zuschauer ermüdend wirken mag, sorgt bei genauem Betrachten und Zuhören für Freude, auf solchen Blödsinn -wie ihn die Schiessbudenfiguren hier von sich geben- muss man erstmal kommen. "Astro Zombies" mutet eine Spur zu unscheinbar und brav an, zu ausgewalzt und zäh. Seine Reize wird der Streifen nur dann offenbaren, wenn man wirklich bereit ist, sich ganz und gar auf den Stoff einzulassen, keinerlei Fragen bezüglich Sinn und Nährwert stellt. Gegen einen explosiven Dampfhammer wie z.B. "I Drink Your Blood" (Die Tollwütigen, 1970), stinken die "Astro Zombies" gnadenlos ab. Daher mag ich "Astro Zombies" nur gestandenen Trashfans ans Herz legen, als Einstieg in die Niederungen des Exploitation-Films/Grindhouse-Kinos ist der Streifen denkbar ungeeignet.

Ja! Ted V. Mikels fehlt es an Gespür für Tempo und Spannung. Gelingt der Aufbau einer ansprechenden Atmosphäre, verschleppt Mikels diese, ergeht sich in überflüssigen Nichtigkeiten. Aber all diese Schwächen und Unzulänglichkeiten machen "Astro Zombies" aus, lassen den Film auf spezielle Art liebenswert wirken. Jeder kennt Sprüche wie: "Der Film ist so schlecht, dass er bereits wieder gut ist...". Doch trifft diese "Weisheit" auf Mikels Machwerk zu? Mikels wirft etliche Zutaten in sein Töpfchen, die die Trash-O-Logen unter uns erfreuen sollten. Doch er schafft es mit erstaunlicher Konsequenz, sein Süppchen auf zu kleiner Flamme dümpeln zu lassen, es gewissermaßen zu zerkochen. Ergo ist "Astro Zombies" einfach nur mies, gleichzeitig aber nicht mies genug, um wirklich unterhaltsam zu sein (!!!) ...und doch mag ich den Film (Na dann...). Fragt mich nicht woran es liegt. Sind es die Möpse von Tura Satana, die man leider nicht zu Gesicht bekommt, sind es ihre High Heels und Schenkel? Liegt es am irren Doc, dem Ärgernis über das viel zu selten gezeigte Monster, dem erbärmlichem Gehilfen des modernen Frankenstein? Ich habe keine verdammte Erklärung, aber mir hat "Astro Zombies" Spass gemacht. Die deutsche Synchronisation macht Laune, gehört aber nicht zu den Highlights, da gibt es noch weitaus wahnsinnigere Ergüsse. Übrigens sollte man IMHO den englischen O-Ton nicht unterschätzen, welcher der Atmosphäre des Films zuträglich ist.

Subkultur Entertainment hat es endlich geschafft, mit "Astro Zombies" liegt nun der erste Titel des Labels vor. Die DVD stellt gleichzeitig den Auftakt zur hauseigenen "Grindhouse Collection" dar, sie wird in einem schicken und stabilen Schuber ausgeliefert. Der Sammelschuber bietet Platz für sieben weitere Amarays, ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung der Reihe. Bei der Aufbereitung des Materials hat man gute Arbeit geleistet. "Astro Zombies" erfreut mit knackiger Schärfe und frischen Farben (unter Berücksichtung, dass wir es mit einer alten Mikels-Schöpfung zu tun haben). Glücklicherweise hat man den Film nicht "kaputtrestauriert", sondern ist mit viel Fingerspitzengefühl ans Werk gegangen. So sieht man noch immer Kratzer und Verschmutzungen, doch diese fördern das "Kinofeeling", lassen das Ergebnis sehr lebending wirken. Gleiches gilt für den Ton, es knistert fröhlich aus den Lautsprechern/dem Kopfhörer. Eine weitaus bessere Lösung, als durch übertriebenen Filtereinsatz jegliche Atmosphäre abzuwürgen. Zusätzlich wurde nettes Bonusmaterial zusammengetragen, Trailer, Radiospots, ein kurzes Interview mit Ted V. Mikels, sowie weitere Kleinigkeiten. Für Freude sorgt die gebastelte Trailershow, die man auf Wunsch vor dem Film betrachten kann, über das Menü lässt sich die bevorzugte Option auswählen. Die Gestaltung des Menüs möchte ich als liebevoll bezeichnen. Bei aller Sympathie für diese schöne Veröffentlichung, möchte ich zwei kleine Kritikpunkte nicht unerwähnt lassen:

- Ein Booklet hätte das Paket perfekt abgerundet
- Warum wurde kein Original Amaray verwendet? Bei einer Veröffentlichung der "20€-Klasse" (die ich sehr gern für diesen Titel zahle), mag ich keinen Amaray-Clone aufgedrückt bekommen

Insgesamt möchte ich Subkultur Entertainment zu diesem guten Einstand gratulieren. Die Box scheint bereits jetzt ausverkauft zu sein, ein schöner Erfolg zum Auftakt. Ein Satz wie: "Von Fans für Fans", mag abgedroschen klingen, aber genauso fühlt sich diese DVD an. Vielen Dank dafür, ihr seid auf dem richtigen Weg!

Ausnahmsweise gibt eine Bewertung für den Film und die DVD:

Film: 6/10 durch die wohlwollende Brille des Trash-O-Logen betrachtet
DVD: 8/10 sehr gut. Ein Einstand der Respekt verdient, im Detail ist noch Potential für Verbesserungen vorhanden

Lieblingszitat:

"Wenn ein Mensch keinen Sinn mehr für den Unterschied hat, zwischen dem Experiment an einem Luftwaffenoffizier und einem Kadaver, dann wird es höchste Zeit ihn zu entlassen."


***


Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

Derrick: Folge 11 - Pfandhaus (Deutschland 1975)

Herr Karruska (Max Mairich) ist der wohlhabende Besitzer eines Pfandhauses. Seine junge Lebensgefährtin Ursula (Doris Kunstmann) betrügt ihren Gönner, sie hat ein Verhältnis mit dem windigen Erich Forster (Klaus Maria Brandauer). Von Verzweiflung und Eifersucht getrieben, tritt Karruska telefonisch mit Forster in Kontakt. Von Forster barsch abgebügelt, greift der gekränkte Karruska zur Waffe, durch die geschlossene Wohnungstür schiesst er auf seinen Konkurrenten. Dabei kommt allerdings der Untermieter Forsters zu Tode. Forster packt die Gelegenheit beim Schopfe, er erniedrigt und demütigt den Pfandleiher nach allen Regeln der Kunst...

Max Mairich überzeugt als unscheinbarer Typ, der sich nur Dank seines Vermögens ein junges, attraktives Pferdchen halten kann. Sein Charakter ist interessant gezeichnet, denn er ist keineswegs nur das unschuldige Opfer. Klaus Maria Brandauer liefert eine extrem abstossende Vorstellung ab, bisher der ekelhafteste Bursche aus den frühen Derrick Folgen. Der Mann ist Österreicher, ergo wurde ihm der Unsympath quasi in die Wiege gelegt (Verzeiht mir diesen kleinen Scherz, liebe Schluchtis). Doris Kunstmann lässt sich Treiben, im wahrsten Sinne des Wortes. Derrick sehen wir in seiner Wohnung, seine Freundin Renate (Johanna von Koczian) verstört mit ihrer grässlichen Hornbrille.

Eine ruhiger angelegte Folge, die durch die sehr guten Leistungen von Mairich und Brandauer für gute Unterhaltung sorgt. Derrick hält sich zurück, offensichtlich gehen ihm gerade andere Gedanken durch den Kopf (kein Wunder, denn ohne Brille ist "Renate" durchaus reizvoll). Die teils nervöse Kamera peppt das Geschehen ein wenig auf.

Gut = 7/10
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4415 - 22.11 14:33

nach langer bedenkzeit kann ich eine bewertung zu antichrist abgeben:

8/10

für mich ist der film atmosphärisch sehr dicht mit wunderbar kunstvollen bildern eingefangen und einer düsternis die ich so noch nicht gesehen habe. Aber...die tatsache das er zum ende hin

zu einem torturporn wird und eine eklige handjob- sowie selbstbestümmelungs-szene bietet die der film nicht nötig gehabt hätte

spoiler
schlittert er an einer höheren bewertung und dem titel "meisterwerk" vorbei.

quote of El Mariachi - ~~Chilihead~~

nein, diese effekt-hascherischen szenen waren notwendig, weil der film tatsächlich sehr wenig substanz hat. es ist tatsächlich nicht mehr als die zuspitzung einer psychose.

es lohnt auch nicht darüber viel nachzudenken, da nahezu alle verknüpfungen sinnfrei und nur der symbolik entsprechend eingeführt wurden. es ist dennoch ein kunstvoller umgang mit elemten des horror-genres, den man so bestimmt noch nicht gesehen hat.

trotzdem meinte der regisseur das dies einer seiner schlechteren filme sei und da stimm ich mit ihm überein
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4416 - 22.11 15:15

The Social Network

Zu gut um wahr zu sein. Normalerweise mag ich biographische Filme überhaupt nicht. Reale Menschen sind langweilig und ihre Geschichten werden meist so etwas von bescheuert wiedergegeben, daß ich mich immer frage warum man überhaupt einen biographischen Ansatz genommen hat, statt direkt eine komplett fiktive Geschichte zu nehmen. Ausnahmen, wo Realität und Fiktion harmonisch ineinander fließen, gibt es selten, wie bei Lord of War z.B. (oder von mir aus auch 8 Mile den ich gestern mal wieder ein bisschen gesehen hab ^^)

The Social Network hingegen bemüht sich sichtlich um eine authentische Darstellung der Geschehnisse und vorallem aller involvierter Figuren. Natürlich wäre das immer noch langweilig, wenn man nur eine Allerweltsstory umgesetzt hätte. Aber die Geschichte hinter der Entstehung von Facebook und vorallem Mark Zuckerbergs Persönlichkeit haben mich sehr fasziniert.
Wenn ich gewusst hätte, was da alles hintersteckt, hätte ich mich schon vorher mit dem Thema mal beschäftigt.

Selbstverständlich weiß ich nicht, wie wahr und real der Film nun wirklich ist, verglichen mit den tatsächlichen Ereignissen. Aber er weiß eine überzeugende Illusion davon zu erzeugen. Die Harvard- und Silicon Valley Kulissen wirken zutreffend, die einzelnen Figuren sind weder überzeichnet noch stereotypisch, was vorallemdingen bei Zuckerbergs komplexem Charakter eine Meisterleistung darstellt.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4417 - 22.11 22:30

Chucky's Baby (USA 2004, Originaltitel: Seed of Chucky)

Glen or Glenda?

Bevor ihr groteskes Dasein ausgelöscht wurde, zeugten die Mörderpuppen Chucky und Tiffany Nachwuchs. Dieser fiel einem Möchtegern-Bauchredner in die Hände, der dem ünglücklichen Wesen den Namen Shitface verpasste. Eines Tages sieht "Shitface" seine vermeintlichen Eltern im Fernsehen, Nachbildungen von Chucky und Tiffany werden für einen Spielfilm benutzt. Der Brut gelingt die Flucht aus seinem Käfig, er reist als Frachtstück nach Hollywood. Dort angekommen findet er seine "Eltern" vor, jedoch handelt es sich nur um leblose Puppen. Als Shitface eine Beschwörungsformel vorträgt passiert das Unfassbare, Chucky und Tiffany erwachen erneut, sofort verrichten die Puppen erneut ihr blutiges Handwerk. Die Eltern sind sich jedoch nicht darüber einig, ob der Nachwuchs nun Söhnlein oder Töchterlein ist, Glen oder Glenda gerufen werden soll. Auch Glen/Glenda kann sich nicht so recht entscheiden. Doch den Nachwuchs plagen in erster Linie ganz andere Sorgen, denn er ist -im Gegensatz zu Mami und Papi- eine sehr friedliche Persönlichkeit, die kleiner Fliege etwas zuleide tun kann. In das junge Familienidyll gerät die Schauspielerin Jennifer Tilly (Jennifer Tilly), welche sich bald mit der Puppenfamilie auseinandersetzen muss. Blutige Zeiten brechen an...

Der fünfte Film um Chucky ist der irrsinnigste der gesamten Reihe. Die Regie übertrug man diesmal Don Mancini, der bereits die Drehbücher zu den vorherigen Filmen verfasste. Bereits im vierten Aufguss "Bride of Chucky" (Chucky und seine Braut, 1998), wurde die Ausrichtung zunehmend albern, doch das ist noch gar nichts im Vergleich zu Sause #5! Jennifer Tilly sorgte bereits im vierten Teil für einige Lacher, nun gibt man ihr die Gelegenheit voll aufs Gas zu treten. Sie nimmt sich herrlich selbst auf die Schippe, spielt alle Klischees aus, die man einer Hollywood-Darstellerin aus der zweiten (oder dritten) Reihe andichten möchte. Sie drangsaliert ihre Assistentin, flirtet mit ihrem Chauffeur, biedert sich einem Regisseur an, sondert merkwürdige Weisheiten ab. Die Optik des billigen Flittchens steht Frau Tilly prima, wenn sie mit draller Oberweite auf High Heels durch die Kulissen stöckelt, weckt dies niederen Instinkte des Betrachters (sofern man auf "Schlampen" steht, wozu ich mich ausdrücklich bekenne). Ein Typ namens Redman ist als Regisseur zu sehen, eine (vermutlich) ebenso selbstironische Vorstellung. Leider kann ich seinen Auftritt nur eingeschränkt geniessen, da mir jeglicher Bezug fehlt, Redman war mir vor diesem Film kein Begriff. Er überzeugt im Zusammenspiel mit Frau Tilly, was will man mehr. Kultregisseur John Waters (hier scheint mir das Wort "Kult" in der Tat angebracht) kommt als schmieriger Papparazzo zum Zuge, Blondchen Hannah Spearritt gibt die Assistentin von Jennifer Tilly.

Die eigentlichen Stars des Films sind ganz klar die Puppen. Chucky und Tiffany werden von Leine gelassen wie nie zuvor, zusammen mit Jennifer Tilly dominieren sie das Geschehen nach Belieben. Lediglich der Nachwuchs "Glen/Glenda" gefällt mir nicht ganz so gut, obwohl er für einige Lacher sorgt. Schon der Gag den Ed Wood Streifen "Glen or Glenda" auszubeuten, bereitet mir eine gewisse Freude. Jennifer Tilly leiht Tiffany ihre Stimme, wodurch sich ihre Präsenz noch stärker in den Vordergrund spielt. Chucky wird im Originalton erneut von Brad Dourif gesprochen, der englische O-Ton bietet daher einen spürbaren Mehrwert. Alles wird durch den Wolf gedreht, so wird auch Chucky kräftig auf den Arm genommen. Die Mörderpuppe hat keinen leichten Stand, denn der Nachwuchs kämpt mit einer Identitätskrise, seine Frau will aufhören Menschen zu ermorden. Eine Familie kann selbst den härtesten Kerl in die Knie zwingen, den Stress macht kein Nervenkostüm mit. Die Puppen sind ansprechend animiert, den letzten Schliff erhalten sie durch die perfekt passenden Stimmen (Erneut sei mir der Hinweis auf den Originalton gestattet, obwohl die deutsche Synchronisation insgesamt recht brauchbar ist).

Besonders blutig ging es in den "Chucky" Filmen früher nicht zu, doch bereits "Bride of Chucky" kam eine Spur saftiger aus der Kiste. In "Seed of Chucky" wurde erneut ein wenig an dieser Schraube gedreht, es splattert ein wenig, doch den Härtegrad erhöht diese Tatsache keinesfalls. Die Kills sind derartig übertrieben, so herrlich absurd ausgeführt, dass man selbst in Deutschland lediglich FSK 16 zückte. Offenbar hat man die humorige Ausrichtung des Films entsprechend gewürdigt, was meiner Meinung nach sehr begrüßenswert ist. Es fällt mir nicht leicht "Seed of Chucky" zu bewerten. Sicher, das Treiben ist wunderbar überdreht, sorgt für kurzweilige Unterhaltung. Doch bereits die früheren Auftritte der Mörderpuppe, waren gewissermaßen eine Art Parodie auf den üblichen Slasherstoff. Inzwischen tischt man uns also eine "Parodie der Parodie" auf!? Treibt man es mit der Albernheit vielleicht zu weit? Verkommt Ironie nicht zu dümmlicher Comedy, wenn man sie dem Zuschauer mit dem Vorschlaghammer vor den Latz knallt? Chucky wandelt in seinem fünften Ausflug auf einem sehr schmalen Grat, taumelt arg auf seinem Seil umher.

Die DVD-Auswertung ist erfreulich geraten. Der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, es gibt diverse Boni zu entdecken. Auf der Scheibe wurde die R-Rated Fassung verewigt, ferner existiert eine Unrated Version, die man sich aber getrost verkneifen kann. Wer es genauer wissen möchte, sollte sich den Vergleich auf Schnittberichte.com ansehen. Ich teile die Ansicht des Verfassers, dass man mit der R-Rated Variante einen guten Griff tätigt.

7/10 Herzpunkte. Der Skeptiker möchte lieber 5/10 ziehen, da der Humor zu platt vorgetragen wird. Doch das Herz siegt (wie immer), daher bleibt es bei 7/10 (gut).

Lieblingszitat:

"Ich hatte mal 'ne Oscar-Nominierung, verdammte Scheisse, und jetzt f*cke ich mit 'ner Puppe!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4418 - 24.11 00:32

Blue Eyes of the broken Doll (Spanien 1973, Originaltitel: Los ojos azules de la muñeca rota)

Let's twist again

Gilles (Paul Naschy) sucht nach Arbeit, per pedes ist er im Norden Frankreichs unterwegs. In einer kleinen Dorfkneipe will man ihm nicht weiterhelfen, doch wenig später erhält er eine überraschende Offerte. Eine junge Dame namens Claude (Diana Lorys) sammelt Gilles auf der Landstrasse ein, sie unterbreitet ihm ein interessantes Jobangebot. Claude bewohnt gemeinsam mit ihren Schwestern Nicole (Eva León) und Ivette (Maria Perschy) ein stattliches Anwesen. Es gibt jede Menge zu tun, den Schwestern wachsen die anfallenden Arbeiten über den Kopf. Erschwerend kommt hinzu, dass Ivette an den Rollstuhl gefesselt ist, und Nicole der Sinn nach anderen Dingen als Haus- und Gartenarbeit steht. Gilles fühlt sich sichtlich wohl, wie der sprichwörtliche Hahn im Korb. Bald steigt die attraktive Nicole zu ihm ins Bett. Claude zeigt sich nicht begeistert von den Umtrieben ihrer Schwester, denn sie hat selbst ein Auge auf den kräftigen Burschen geworfen. Tatsächlich scheint Gilles nicht abgeneigt zu sein, doch Claude lässt niemanden an sich heran, sie leidet unter ihrer verstümmelten Hand. Ivette benötigt die Hilfe einer Krankenschwester, so kommt mit Michelle (Inés Morales) eine weitere Schönheit ins Haus. Als in der Gegend brutale Morde geschehen, fällt der Verdacht auf einen aggressiven Kerl, der kurz zuvor Gilles aus Eifersucht mit einem Messer attackiert hatte. Doctor Phillipe (Eduardo Calvo) beäugt allerdings den Neuling Gilles skeptisch, der örtliche Gesetzeshüter Inspector Pierre (Antonio Pica) verfolgt jedoch eine andere Spur. Es kommt zu weiteren Morden, bei denen der Täter blonden, blauäugigen Frauen die Augäpfel entfernt. Krankenschwester Michelle erlebt einen unangenehmen Zwischenfall mit Gilles, der kein gutes Licht auf den Streuner wirft. Welches dunkle Geheimnis hütet Gilles, der immer wieder von bizarren Albträumen gepeinigt wird? Sein Verhalten gegenüber Michelle wirft Fragen auf, doch ist Gilles tatsächlich ein geisterkranker Killer...???

Wenn der klangvolle Name von Spaniens Oberknuffel Paul Naschy ertönt, denkt man umgehend an wundervolle und liebenswerte Horrorfilme. Vor allem an die zahlreichen Werwolf-Streifen, in denen Paulchen seine Paraderolle "Waldemar Daninsky" verkörperte. Doch der Mann kann auch anders! "Blue Eyes of the broken Doll" ist ein reinrassiger Thriller, der sich eindeutig und gewollt beim herrlichsten Genre des italienischen Kinos bedient: Dem Giallo! Die Spanier bemächtigen sich bewährter Zutaten, transportieren den Giallo überzeugend von Italien auf die iberische Halbinsel. Naschy war in seinen Filmen auch häufig für die Regie verantwortlich, schrieb darüber hinaus etliche Drehbücher. Bei dem hier vorgestellten Werk nahm jedoch Carlos Aured auf dem Regiestuhl Platz, der insgesamt vier Filme mit Paul Naschy in der Hauptrolle inszenierte ("Blutmesse für den Teufel", "Die Todeskralle des grausamen Wolfes" und "The Vengeance of the Mummy". Für alle vier Titel wird 1973 als Produktionsjahr angegeben, eine kurze aber sehr fruchtbare Zusammenarbeit.

Paul Naschy ist prächtig aufgelegt, ganz in seinem Element, auch ohne Wolfspelz und Reißzähne. Gilles ist ein typischer Einzelgänger und Außenseiter, die Frauen verlangen nach seinem Körper, er nimmt offenherzige Einladungen zuvorkommend und eindringlich an (grins). Klar, wer würde sich nicht gern mit Filmschönheiten umgeben, dabei ungestraft an ihren Fruchtkörben naschen (Jetzt wird mir endlich klar, wieso sich Jacinto Molina Álvarez den Künstlernamen "Naschy" zulegte, der alte Lüstling, der bekennende Genießer). Kritiker werfen dem Spanier gern vor, dass seine darstellerischen Möglichkeiten eingeschränkt seien. Aber will sich anmaßen, die Qualitäten eines Schauspielers objektiv zu bemessen? Paul Naschy nehme ich seine Rollen jederzeit ab, er spielt mit viel Herzblut, hat jede Menge Ausstrahlung und Charme, meine ehrliche Zuneigung und Verehrung ist ihm sicher. Gilles ist nicht nur ein Außenseiter, er offenbart menschliche Abgründe, doch obschon dieser Charakter teils wenig erbauliche Züge offenbart, erscheint er in einem sympathischen Licht.

Die Handlung ist in Nordfrankreich angesiedelt, der Film wurde in der Nähe von Madrid gedreht. Die wundervolle Kulisse sollte erneut in einem Naschy Film auftauchen, dem extrem unterhaltsamen "Human Beasts" (El carnaval de las bestias, 1980). Das Gebäude wirkt romantisch und zugleich bedrohlich, die umliegende Landschaft erstahlt in herber Schönheit. Eine bessere Kulisse kann man sich kaum vorstellen, man muss die Verantwortlichen zu dieser Wahl beglückwünschen. Schönheit ist die passende Überleitung, um kurz auf die mitwirkenden Damen einzugehen. Diana Lorys strahlt eine stolze Attraktivität aus, in der Rolle der "Claude" lässt man sie ein wenig unscheinbarer auftreten, zumindest im Hinblick auf ihre optischen Vorzüge. Claude ist eine junge Frau die sich nach Nähe und Zuneigung sehnt, aber zunächst jeden Versuch einer Annährung schroff abblockt. Eva León geht als Nicole offensiv mit ihren Reizen um, erreicht damit aber nur kurzzeitig den gewünschten Effekt. Maria Perschy bleibt immer ein wenig im Hintergrund. Sie wirkt zerbrechlich und verängstigt, kann sich nicht aus dem Rollstuhl erheben, obwohl der behandelnde Arzt eine Diagnose stellt, die durchaus Anlass zur Hoffnung geben sollte. Dem Film gelingt es sehr gut, ein stetig pulsierendes Spannungsfeld zwischen den drei Schwestern zu erzeugen, welches auf alle anderen Figuren übergreift. Inés Morales gießt als Krankenschwester weiteres Öl in die lodernde Flamme. Eduardo Calvo und Antonio Pica fungieren in ihren Rollen als Ruhepol. Sie werden -im Gegensatz zu Paul Naschy- durch die Damen nicht in wandelnde Dampfkessel am Rande der Detonation verwandelt.

Prächtig aufspielende Darsteller, eine wundervolle Kulisse. Was will man mehr? Nun, hier geht noch einiges mehr! "Blue eyes..." gelingt das Kunststück, jeden relevanten Charakter mit einer gewissen Tiefe auszustatten. Niemand wirkt wie ein flaches Abziehbild, (fast) jeder trägt eine schwere Last mit sich herum, droht unter dieser Bürde zu zerbrechen. Die Spanier nutzen die Vorgaben des italienischen Giallo effektiv, spielen überzeugend die geliebten Vorgaben und Wendungen aus, schliessen mit einem nachvollziehbaren, glaubwürdigen Finale. Bevor wir alles wissen, legt das Drehbuch selbstverständlich eine flotte Sohle aufs blutige Parkett, ich bin begeistert. Ach ja, es mag nicht entscheidend sein, doch eine Prise Möpse und Blut hat man vortrefflich ins das Süppchen gerührt, ohne dabei den Geschmack des Gerichtes in eine falsche Richtung zu drängen. Wer Paul Naschy mag, der muss diesen schönen Film auf jeden Fall gesehen haben. Wer den Giallo zu schätzen weiss, findet in Form dieser spanischen Variante eine stimmungsvolle Ergänzung. Wer ein Herz für liebenswerte Filme aus den siebziger Jahren hat, der... Diese Liste könnte ich vor lauter Begeisterung endlos fortsetzen. Mein Herz hat "Blue eyes of the broken Doll" im Sturm erobert! Mit jeder weiteren Überlegung die ich im Bezug auf den Streifen anstelle, fühlt sich das Filmerlebnis intensiver, wohliger und herrlicher an. Lieber Paul, ich danke dir -einmal mehr- für die schönen Stunden. Ruhe in Frieden, es gibt nicht mehr viele Knuffel von deiner Art und Liebenswürdigkeit.

Aus den USA stammt die sehr ansprechende DVD von BCI. Der Film ist entweder als Einzeltitel zu bekommen, alternativ als Double Feature mit "Human Beasts", ferner als Teil der "Paul Naschy Collection". Die "Paul Naschy Collection" enthält folgende Titel:

• Exorcism
• Blue Eyes of the broken Doll
• Human Beasts
• Horror Rises from the Tomb
• Vengeance of the Zombies

Zu welcher Auflage man greift ist letztlich zweitrangig, Hauptsache man hat all diese Schätzchen in der Sammlung. Da BCI leider nicht mehr unter den Lebenden weilt, sollte man sich mit der Beschaffung der DVDs nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Mir liegt "Blue Eyes of the Broken Doll" als Einzeltitel vor, ein informatives Booklet liegt bei, der Film wird in schöner Qualität präsentiert. Ein aufmerksamer Blick in den Marketplace von Amazon.com kann hilfreich sein, eventuell kan auch eBay dienlich sein.

Sehr schön, sehr gut = 8/10 (Ihr ahnt es bereits: + unzählige Wohlfühl- und Knuffelpunkte!)

Lieblingszitat:

"I'm worried about what's going on in this House."



Die Masters of Horror Sause.

Zum Einsatz kommen die Blu-ray Veröffentlichungen von Anchor Bay (USA). Die Kommentare werden kürzer als üblich ausfallen.

Cigarette Burns (USA 2005)

Kirby (Norman Reedus) soll für den exzentrischen Bellinger (Udo Kier) einen als verschollen geltenden Film auffinden, selbstverständlich gegen üppige Bezahlung. Zwar beschleicht Kirby ein ungutes Gefühl, doch er hat Schulden beim Vater seiner Ex, die per Suizid aus dem Leben schied. Seine Forschungen führen Kirby nach Frankreich, ein Strudel des Schreckens scheint den jungen Mann aufzusaugen...

John Carpenter hat einige grandiose Filme inszeniert, die zum Kreis meiner ewigen Lieblinge zählen. "Assault on Precinct 13" (1976), "Halloween" (1978) und "The Thing" (1982), diese klangvollen Titel sollten als Beispiele ausreichen. Auch mit den oft gescholtenen Werken jüngeren Datums, kann ich mich ohne Schwierigkeiten anfreunden: "John Carpenter's Vampires" (1998) und "Ghosts of Mars" (2001), vor allem "Ghosts..." mag ich sehr gern. Wenn Carpenter einen knapp einstündigen Beitrag zu einer Fernsehserie abliefert, weckt dies bei mir zwangsläufig eine recht hohe Erwartungshaltung, in erster Linie jede Menge Vorfreude. "Cigarette Burns" lässt mich nach der Erstsichtung reichlich ratlos zurück. Der Plot ist nicht übel geraten, doch es mangelt für meine Geschmack ein wenig an Atmosphäre, vor allem an einem wirklich fähigen Hauptdarsteller. Norman Reedus mag als "Boondock Saint" die Hütte rocken, jedoch verlangt "Cigarette Burns" nach mehr als einem coolen Ballerburschen. Schade, Reedus überzeugt nur ansatzweise. Udo Kier spielt ohne Zweifel souverän, ekelhafte Typen stehen im bestens zu Gesicht. Sein Englisch ist noch immer unfassbar miserabel, selbst Herr Terminator Schwarzenegger kann diese "Leistung" nicht toppen (Ich mag dieses Versagen, es lässt Kier weitaus menschlicher wirken).

Auf die Story möchte ich nicht näher eingehen, lasst euch überraschen. Carpenter liefert eine Liebeserklärung an das Kino/den Film ab, vordergründig steuert "Cigarette Burns" jedoch in eine andere Richtung. Ich bleibe dabei, noch kann ich "Cigarette Burns" nicht einordnen, bekomme das Gesehene nicht zu fassen. Daher werde ich den Flick ein wenig sacken lassen, vielleicht packt mich der Stoff bei der nächsten Sichtung.

Zumindest zieht der Film nicht spurlos an mir vorüber. Aber während ich sonst nach dem Genuss eines Carpenter Films von tiefer Zufriedenheit erfüllt bin, nagt "Cigarette Burns" auf unangenehme Art und Weise an meinem Nervenkostüm. Früher hätte mich diese Tatsache zu Lob verführt, doch inzwischen möchte ich mich lieber in Wonne und Knuffigkeit suhlen. Ich bin zu alt und weich für den Sch*****.

Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I Volume I), bietet neben "Cigarette Burns" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:

• Dreams In The Witch-House
• The Fair-Haired Child

Das Bild liegt lediglich in 1080i vor. Die Qualität überzeugt weitgehend, lediglich bei Kameraschwenks kann zu einem leichten Ruckeln kommen. Leider ist die Ausstattung der Blu-ray mager geraten, die DVDs haben in dieser Hinsicht die Nase vorn.

Zunächst möchte ich keine Wertung in Zahlen abgeben. "Cigarette Burns" hat seine Reize, aber...

Lieblingszitat:

"Once you start this, you can't just shake it off and walk away. It gets inside you."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4419 - 25.11 10:49

In meinem Himmel

Erzählt wird die Geschichte eines ermodeten Mädchens aus ihrer Sicht in der "Zwischenwelt".

Man sollte meinen, dort wo Peter Jackson Regie führt kann nur etwas großartiges werden. "In meinem Himmel" beweist genau das Gegenteil. Vielversprechend beginnt der Film mit der Einleitung der Charaktere bis hin zum Mord. Ab da beginnen dann die Schwächen. Die Szenen in der "Zwischenwelt" sind zwar mit wunderschönen Bildern vollgepackt, dafür sind sie aber emotionslos und steril gehalten. Es ist schön anzusehen, mehr aber auch nicht. Spannung baut sich immer wieder auf, erreicht aber nie den Höhepunkt. Dieser Jackson-Film bleibt für mich persöhnlich nur im mittleren Bereich hängen. 6/10
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4420 - 25.11 13:20

Von Peter Jackson kann man nunmal auch keine Fantasie erwarten. Wo wäre das schonmal der Fall gewesen? Da halte ich es lieber mit Abe, der weiß wie man das abstrahiert.

Interessant klingt der Film aber trotzdem irgendwie. Werd ihn mir wohl mal ansehen, vielleicht werd ich doch überrascht ^^

Cigarette Burns klingt auch ganz nett.
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4421 - 26.11 00:24

Somewhere

Ganz kurz: Mag man Sofia Coppola wird man diesen Film lieben, wenn nicht vermutlich einschlafen.
Ich gebe: 8/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4422 - 26.11 21:33

Vinyan

wie auch in lars von triers "antichrist" wird in "Vinyan" versucht die seelische zerrisenheit eines Paares über ihr verstorbenes Kind aufzuzeigen, nur das der Tod in diesem Fall nicht sicher ist.
Eingefangen in surrealen bildern bietet vinyan spannung pur. Wird nicht jedem gefallen, da es lange dauert bis letzendlich etwas "passiert". In einem Genre lässt er sich auch nicht wirklich einordnen.
8/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4423 - 26.11 23:14

Halloween II (USA 2009, Originatitel: Halloween II)

Metzelmasse mit Charakter

Zwei Jahre sind ins Land gezogen, seit Michael Myers (Tyler Mane) in der Kleinstadt Haddonfield Terror und Tod verbreitete. Damals überlebten Laurie (Scout Taylor-Compton) und ihre Freundin Annie (Danielle Harris) nur knapp, Lauries Zieheltern wurden von Michael brutal abgeschlachtet. Die Mädchen leben mit Sheriff Lee Brackett (Brad Dourif), dem Vater Annies, in einem Haus ausserhalb von Haddonfield. Noch immer kämpfen die Überlebenden mit den Folgen des Unheils, Laurie unterzieht sich einer psychologischen Therapie, wird ständig von fürchterlichen Albträumen heimgesucht. Auch Dr. Loomis (Malcolm McDowall), der Michael seit dessen Kindheit psychologisch betreute, haben die Vorfälle verändert. Er schert sich einen Dreck um andere Menschen, verdient mit seinen Büchern über den Serienkiller gutes Geld. Die Leiche von Michael Myers ist kurz nach seinem vermeintlichen Ableben verschwunden, wodurch sich zusätzliche Unruhe und beklemmendes Unwohlsein verbreiten. Freilich weilt Myers noch immer unter uns, als schweigsamer Einzelgänger zieht er durch die Wälder und Felder des Umlands. Halloween steht vor der Tür, Michael hat in Haddonfield noch einen Job zu erledigen. Angespornt durch seine tote Mutter Deborah (Sheri Moon Zombie), die ihm immer wieder in Visionen erscheint und zu ihm spricht, macht sich Michael auf den Weg in die Stadt...

"Halloween" (1978) von John Carpenter zählt zum Kreis meiner absoluten Lieblingsfilme. Daher war ich recht skeptisch, als Rob Zombie 2007 ein Remake des Streifens an den Start brachte. Doch die Befürchtungen waren ohne Grund. Das Remake konnte zwar nicht mit dem Original mithalten, funktionierte als eigenständig betrachteter Film aber solide. Bevor ich "Halloween II" schaute, gab es vorgestern erneut ein Date mit Zombies erstem Streich, der positive Eindruck festigte sich. Bei "Halloween II" geht Rob Zombie noch einen Schritt weiter, seine Version/Vision von Michael Myers gewinnt der legendären Reihe ganz neue Aspekte ab. Ich musste durchaus um Fassung ringen, wenn Michael teils ohne Maske durch die Landschaft stiefelt, dabei ein Antlitz wie Rübezahl offenbart. Diese Ausrichtung lässt den Schlächter noch menschlicher als im Vorgängerfilm wirken, nimmt dem Killer einen Teil seiner erschreckenden, grausigen Anonymität, nagt am Mythos Michael Myers. Und doch, der Film packte mich von Beginn an, entließ mich bis zur letzten Sekunde nicht aus seinem gnadenlosen Würgegriff.

Zunächst sei ein kurzer Blick auf die Besetzung gestattet. In der Rolle der Laurie Strode, sehen wir erneut Scout Taylor-Compton, die diese zentrale Figur bereits im vorherigen Film spielte. Einst ein behüteter Teenie, aufgewachsen bei liebevollen Eltern, wurde Laurie durch die schrecklichen Ereignisse völlig umgekrempelt, traumatisiert und entwurzelt. Der Verfall ist sehr überzeugend dargeboten, Scout Taylor-Compton wird hier weitaus mehr abverlangt, als man es aus anderen Slasherfilmen gewöhnt ist. Während sich Lauries Verzweiflung immer wieder durch Albträume und hysterische Ausbrüche entlädt, wirkt Annie in sich gekehrter, leidet leise hinter ihrer zerkratzten Fassade. Danielle Harris wirkte bereits als Kind in der alten Halloween Reihe mit (Halloween 4 & 5). Inzwischen ist aus ihr eine junge, attaktive Frau geworden, die wie ihre Kollegin Scout Taylor-Compton eine tolle Leistung abliefert. Harris strahlt noch immer eine kindliche Unschuld aus, ein reizvoller Kontrast zu der von ihr in "Halloween II" dargestellen tragischen Figur. Brad Dourif sieht man überwiegend in der Rolle von Fieslingen, Zombie lässt ihn als besorgten Vater agieren. Es ist eine Wohltat den geschätzten Brad Dourif anders erleben zu dürfen, er liefert auch als "Guter" ein tadellose Vorstellung ab! Malcolm McDowell zeigt einen ganz anderen Dr. Loomis, als man ihn von Donald Pleasence kennt. Der alte Loomis schien stets am Rande des Zusammenbruchs und Irrsins zu stehen, war jedoch immer um seine Mitmenschen besorgt. Er wollte dem Treiben des Michael Myers ein Ende setzen, auch wenn er dafür sein eigenes Leben in die Waagschale werfen musste. McDowells Loomis ist ein selbstgerechtes, arrogantes und zynisches Arschloch, doch sein Verhalten ist letztlich auch nur eine Art der Flucht, der Versuch mit dem erlebten Schrecken und dem eigenen Versagen umzugehen. In Traumsequenzen und Visionen erscheint Sheri Moon Zombie, feenhaft und zugleich unterschwellig bedrohlich. Michael sehen wird mehrfach als Kind, ein junge namens Chase Wright Vanek hat diesen Part übernommen. Zuvor spielte ein gewisser Daeg Faerch jene Rolle, er wirkte eindrucksvoller, war diesem Part aber vermutlich bereits entwachsen. Der erwachsene Michael wird erneut von Tyler Mane verkörpert, ein beeindruckender Brocken. Damit soll genug zu den relevanten Figuren gesagt sein. Die Leistungen der Besetzung überzeugen durch die Bank, ganz besonderes Lob gebührt Scout Taylor-Compton.

Rob Zombie baut "Halloween II" nicht unbedingt auf Spannung auf, auch die Morde sind sehr unterschiedlich in Szene gesetzt. Teils gibt es deftige Metzeleinlagen aufs Auge, an anderer Stelle wird nur ein wenig gewürgt. Es gelingt Zombie allerdings immer den richtigen Ton zu treffen, die Untaten auf den Punkt genau zu inszenieren. Die Träume und Visionen, in denen Deborah Myers erscheint, werden ganz sicher nicht jeden Zuschauer ansprechen. Ich halte diese Szenen für sehr gelungen, sie unterstreichen eindrucksvoll die Eigenständigkeit des Streifens. Der Film hat eine rohe Atmosphäre, die gelungen zwischen grausiger Kälte und heisskalten, sleazigen Momenten pendelt. Als Beispiel sei die Szene in der schmierigen Bar genannt, zu der sich Michael Zutritt verschafft, während der Boss gerade eine Angestelle nagelt. Wie man es von Filmen des Rob Zombie kennt, ist die Sprache überwiegend von derber Natur, in dieser Hinscht empfindliche Zeitgenossen werden rote Ohren bekommen.

Mit "Haus der 1000 Leichen" (2003) und "The Devil's Rejects" (2005), lieferte Rob Zombie zwei herb-lustige, zur Hysterie neigende Schlachtplatten ab. Zwar rissen mich beide Filme nicht vom Hocker, doch sie sorgten dafür, dass ich den Werdegang des Burschen weiter beobachtete. Mit seiner Version von "Halloween" (2007) begab sich Herr Zombie auf dünnes Eis, doch zu meiner Überraschung brach er nicht in dieses ein. Sein zweiter Aufguss des Michael Myers Universums, spaltet die Fangemeinde offenbar sehr stark. Man liest üble Verisse, aber auch grosses Lob. Mir bereitete der Film, das gebe ich gern zu, auch gewisse Kopfschmerzen, doch letztlich hat mich das Ergebnis überzeugt. Mit "Halloween II" hat Rob Zombie seinen bisher ambitioniertesten, intensivsten und vor allem mutigsten Film an den Start gebracht. Die früheren Halloween Filme sind für mich Heiligtümer. Zombie fügt der Reihe ganz neue Facetten hinzu, doch er entwürdigt sie nicht, beschmutzt sie nicht durch Unkenntnis. Zombies "Halloween II" ist wohl der Film aus dieser herrlichen Reihe, der sich am deutlichsten von Horror-Mainstream abhebt. So gefällt dann selbst einem konservativen Slasher-Spiesser wie mir, das blutige Mahl des Grauens, welches wie der Faustschlag eines Giganten durch meine verfaulten Innereien wühlt.

Die deutschen DVD-/BD-Veröffentlichungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Zwar werden die Scheiben als "Director's Cut" vermarktet, tatsächlich sind sie aber einer Zensur unterzogen worden. In Österreich wurde die ungekürzte Fassung veröffentlicht, allerdings wird das Set zu Bordellpreisen gehandelt. Da mir die deutsche Synchronisation in diesem Fall nicht sonderlich wichtig war, habe ich mich für die Blu-ray aus den USA entschieden. Diese bietet tatsächlich den "Unrated Director's Cut" an, abgerundet durch eine Prise Bonusmaterial. Eine sehr anständige Veröffentlichung, die BD überzeugt mit einer perfekten Bildqualität, glücklicherweise hat man das Material nicht durch den Filterwolf gedreht. Da die Scheibe keine Regionalcodebeschränkung aufweist, steht dem Kauf nichts im Wege. Achtung: Die britische Auswertung enthält nur die Kinofassung, die kanadische zwar den DC, doch sie ist nicht codefree!

Mich hat Rob Zombie mit diesem Film endgültig als Sympathisant gewonnen. Gut bis sehr gut = 7,5/10 (Tendenz zu 8/10)

Lieblingszitat:

"Now Blondie and jack-o'-lantern both have three holes."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4424 - 27.11 22:56

Grizzly - Eine Bestie läuft Amok (USA 1976, Originaltitel: Grizzly)

Bärenhunger


Ranger Michael Kelly (Christopher George) hat einen traumhaften Job. Er leitet eine kleine Truppe, die für Recht und Ordung in einem beschaulichen Nationalpark der USA sorgt. Eines Tages ist es schlagartig vorbei mit der Ruhe, ein wildgewordener Bär fällt Camper an und verspeist diese. Die erschreckenden Vorfälle sind zunächst nicht erklärbar, denn man hatte alle einheimischen Bären vor einiger Zeit in höhere Lagen vertrieben. Der Naturbursche Arthur Scott (Richard Jaeckel) glaubt bald zu wissen, wer Angst und Schrecken im Wald verbreitet. Nicht einer der verscheuchten Braunbären, sondern ein gigantischer Grizzly, der sich immer näher an die Siedlungen der Menschen wagt. Lokalpolitiker und Entscheidungsträger Charley Kittridge (Joe Dorsey) will nichts davon hören, schliesslich wurde seit vielen Jahren kein Grizzly mehr in der Gegend gesehen. Doch Scotty kennt die örtliche Fauna wie seine Westentasche, Ranger Kelly hält die Ausführungen seines Kumpels keinesfalls für Spinnerei. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Killerbär wütet unaufhaltsam, es kommt zu weiteren Todesfällen. Können Kelly und Scotty die Bestie stoppen...???

"Jaws" brachte dem Tierhorror die Beachtung der breiten Masse ein. Kurze Zeit nach Steven Spielbergs Hai-Attacke, liess Regisseur William Girdler seinen Grizzly von der Leine. Der Film entführt uns in eine malerische Landschaft, die sich friedlich vor dem Auge des Betrachters erstreckt, dabei in wundervoll herbstlichen Farben erstrahlt. Dank der sehr gelungenen Kameraarbeit, erhält die herrliche Kulisse einen angemessenen Raum, ist gewissermaßen der heimliche(?) Star des Films. Weil handlungsbedingt diverse Szenen aus der Luft gefilmt wurden, gewährt man uns immer wieder einen schönen Ausblick auf die liebreizende Gegend. In einigen Szenen wurde mit einem echten Bär gearbeitet, der Tiertrainer hat seinen Job sehr gut gemacht. Die Angriffe des blutrünstigen Riesen, mussten natürlich durch Special Effects dargestellt werden. Man hat die Effekte mit echten Momenten kombiniert. Dies wurde teils recht geschickt angestellt, manchmal wirken die Szenen ein wenig holprig, was aber letztlich dem Charme des Films zuträglich ist. Zwar gibt es keine wüste Orgie zu sehen, doch ab und an langt Meister Petz durchaus harsch zu. Da fliegt schonmal ein abgerissenes Körperteil durch die Luft, sogar ein Kind wird angegriffen und schwer verletzt. Mein Liebling ist die Szene mit dem Pferdekopf, doch ich will nicht zu viel verraten (Nein, ich mag Pferde, aber ich liebe die Arbeit der FX-Abteilung).

Prächtige Landschaft, aktiver Killer im Pelzkleid, sehr gute Voraussetzungen für eine gepflegte Tierhorror-Sause. Die Riege der Schauspieler wirkt im Vergleich dazu eine Spur unscheinbarer. Christopher George verstarb leider bereits 1983, er wurde lediglich 54 Jahre jung. Den Fans des italienischen Genrekinos, ist er durch seine Mitwirkung in "Paura nella città dei morti viventi" (Ein Zombie hing am Glockenseil, 1980) bekannt und ans Herz gewachsen, immerhin ein Klassiker des unvergessenen Lucio Fulci. George spielt den Ranger aus Leidenschaft überzeugend, kann mich aber nicht zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Ähnlich ist es um die Darbietungen von Richard Jaeckel, Andrew Pine und Joe Dorsey bestellt. Alle machen einen guten Job, doch die Kulisse und der Bär dominieren, die Schauspieler bleiben austauschbar. Ich werte diese "Unscheinbarkeit" keinesfalls als Nachteil, denn auf diese Weise gewinnt die Naturkulisse hinzu, behält die "Genrestimmung" die Oberhand.

Während "Jaws" längst -über das Genre hinaus- als Klassiker gilt, ist "Grizzly" wohl nur noch Fans ein Begriff. Ehrlich gesagt wundert mich diese Tatsache nicht, den der Streifen wird mit ziemlicher Sicherheit nur Liebhaber ansprechen können. Für einen Spitzenplatz im Bereich Tierhorror reicht es für "Grizzly" sicher nicht, doch ich wurde knapp 87 Minuten gut unterhalten.

"Grizzly" liegt in unterschiedlichen DVD-Auswertungen vor. Aktuell gibt es eine "Kaufhausversion" im Amaray von Voulez Vous Film, die unter dem Titel "Killer Grizzly" vermarktet wird. Wer es ein wenig schicker mag, kann zu den Hartboxen von Retrofilm greifen. Insgesamt werden vier Varianten angeboten, zwei kleine und zwei grosse Hartboxen. Die DVDs sollten weitgehend identisch sein, bei der Kaufhausversion fehlt lediglich die Trailershow. Der Film liegt in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation und der englische Originalton sind an Bord. Ich freue mich bereits auf "Panik in der Sierra Nova" (1977), den nächsten Streich von William Girdler, zu dem mir bereits eine kleine Hartbox von Retrofilm vorliegt.

Kein Überflieger, aber ein durchweg sympathischer Film. Tierhorror-Süchtlinge sollten den Killerbären auf ihre Speisekarte setzen.6,5/10

Lieblingszitat:

"Während Sie hier rumgesessen haben, auf ihrem fetten Arsch, ist der Wald ein Teil meines Lebens geworden!"



Twisted Nerve (Großbritannien 1968, Originaltitel: Twisted Nerve, deutscher Titel: Teufelskreis Y)

Menschliche Abgründe

Martin Durnley (Hywel Bennett) wird von seiner überfürsorglichen Mutter Enid (Phyllis Calvert) fast erdrückt, da deren anderer Sohn mit dem Down-Syndrom geboren wurde, und man diesen in ein vornehmes Heim abgeschoben hat. Zu seinem Stiefvater Henry Durnley (Frank Finlay) hat Martin kein gutes Verhältnis, die beiden Männer verachten sich gegenseitig aus tiefster Seele. Eines Tages erblickt Martin die hübsche Susan Harper (Hayley Mills). Er flüchtet sich in die Identität des hilflosen und zurückgebliebenen Georgie, erregt damit die Aufmerksamkeit der jungen Frau, die umgehend Mitgefühl für "Georgie" empfindet. In Martin reift ein teuflischer Plan, er will den verhassten Stiefvater endgültig loswerden, gleichzeitig in der Nähe von Susan verweilen. Mit List und Tücke gelingt es Martin/Georgie sich bei Susans Familie einzuschleichen, man lässt den vermeintlich geistig beschränkten Jungen im Hause Harper wohnen. Mit seinem kindlichen Charme, wickelt Georgie bald Susans Mutter Joan (Billie Whitelaw) um den Finger. Als sich Georgie in der Nacht aus dem Haus der Harpers schleicht, hat sein Stiefvater wenig später ein tödliches Zusammentreffen mit dem ungeliebten Stiefsohn. Familie Harper ahnt noch nichts von der Gefahr, der sie ihre Türen und Herzen geöffnet hat. Georgie zeigt erste Anzeichen von Eifersucht, seine Besessenheit bezüglich Susan wird jedoch nicht erkannt. Joan und ihr Partner Gerry Henderson (Barry Foster) sind mit sich selbst beschäftigt, denn eine Beziehungskrise nimmt ihren Lauf. Kann der Medizinstudent Shashie Kadir (Salmaan Peerzada) Georgie enttarnen. Shashie wohnt zur Miete im Haus der Harpers, läuft Georgie daher täglich über den Weg. Wird man im Hause Harper/Henderson rechtzeitig hinter die Fassade von Georgie blicken, oder ist das Unheil nicht mehr aufzuhalten?

Regisseur Roy Boulting tischt uns mit "Twisted Nerve" einen überwiegend ruhigen, aber dafür umso intensiveren Film auf. Die Story funktioniert vortrefflich als Kriminalfilm, darüber hinaus als Schilderung des tragischen Daseins eines psychisch schwer gestörten Menschen. Hinzu kommt noch das Element Familiendrama, gewissermaßen ist "Twisted Nerve" gar ein "doppeltes Familiendrama", welches gleich zwei Sippen in den Abgrund zieht. Der Streifen ist handwerklich auf sehr hohem Niveau inszeniert, die Kamera fängt die stimmigen Kulissen ansprechend ein, das Drehbuch leistet sich keine Hänger, der Score ist äusserst einprägsam geraten. Ich verabscheue es zwar, wenn ständig die "Tarantino-Keule" geschwungen wird, doch hier muss ich einfach den Hinweis loswerden, dass Herr Tarantino die Titelmusik von "Twisted Nerve" in "Kill Bill" verwendete. Die gepfiffene Melodie geht in der Tat sofort ins Ohr, leider wird sie auch häufig als Klingelton für Mobiltelefone mißbraucht, grrrrr.

Freilich würde "Twisted Nerve" nicht so vortrefflich zünden, wenn das Ensemble vor der Kamera nicht ebenfalls durchweg hochklassig agieren würde. Hywel Bennett passt perfekt in die Rolle des eher unscheinbaren Bürschleins, das mit debilem Kuhblick die Herzen der ihm Überlegenen für sich einnimmt. Tatsächlich lauert hinter dieser harmlosen Fassade, auch ein eiskalter und völlig gestörter Charakter. Hywel Bennett meistert seine sicher nicht leicht zu spielende(n) Rolle(n) mit Bravour. Hayley Mills ist eine nicht minder gelungene Wahl für den Part des unschuldigen, warmherzigen Mädchens. Noch besser als Hayley Mills gefällt mir Billie Whitelaw, die als ihre Filmmutter zu sehen ist. Bei ihr verbirgt sich hinter dem fürsoglichen Hausmütterchen viel mehr, als man zunächst annehmen mag, letztlich offenbart sie nahezu abstossende Eigenschaften. Barry Foster ist mir aus Alfred Hitchcocks "Frenzy" (1972) in bester Erinnerung. In "Twisted Nerve" wird er von den Hauptaktueren ein wenig in den Hintergrund gedrängt, doch er kämpft mit bissigem Humor tapfer dagegen an. Frank Finlay sehen wir als reichen Schnösel, dem die Geringschätzung für den ungeliebten Stiefsohn aus jeder Pore dringt. Phyllis Calvert hadert mit ihrem Schicksal, entzieht sich durch Schwäche der Verantwortung. All diese Charaktere faszinieren durch ihre mehr oder weniger stark ausgeprägte Doppelbödigkeit, die sie durch die Bank mit Tiefe und Glaubwürdigkeit ausstattet. Selbst die engelsgleiche Hayley Mills kann ihre Krallen ausfahren, mit spitzer Zunge feines Gift versprühen, Barry Foster ist in diesem Fall das "Opfer". Lediglich Salmaan Peerzada kommt nahezu frei von charakterlichen Schwächen daher, sein Part fällt aber vergleichsweise gering ins Gewicht.

Obwohl sich "Twisted Nerve" ein gemäßigtes Erzähltempo gönnt, vergehen die rund 112 Minuten Spielzeit wie im Fluge. Stets ist Spannung vorhanden, stets kann man sich an den Leistungen der Mitwirkenden erfreuen. Ab und zu wird an der Spannungsschraube gedreht, ganz selten kommt es zu kurzen Ausbrüchen von Gewalt, die aber nicht grafisch ausgewalzt werden. Brtisches Kino in bester Verfassung, eine klare Empfehlung für Freunde gepflegter Thriller-Unterhaltung!

Leider liegt in Deutschland keine DVD-Auswertung des Titels vor. Die britische DVD von Optimum glänzt mit sehr schöner Bildqualität. Lediglich das Bildformat scheint nicht ganz korrekt zu sein. Laut meiner Information wurde der Film in 1,66:1 produziert, die DVD präsentiert ihn aber in 1,33:1. Das liest sich dramatischer als es tatsächlich ist, denn die Bildkomposition wirkt zu keiner Zeit unstimmig. Leider gibt es keinerlei Extras, ein paar Hintergrundinformationen zum Film wären sehr angenehm. Auf englische Untertitel muss man ebenso verzichten, also bitte die Ohren spitzen (Die Dialoge sind glücklicherweise gut verständlich). Man kann mit der DVD aus dem Hause Optimum gut leben, eine Veröffentlichung für den deutschen Markt wäre trotzdem sehr wünschenswert.

Gut bis sehr gut = 7,5/10

Lieblingszitat:

"I saw it. The Bastard did it on purpose."



***


Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"



Derrick: Folge 12 - Ein Koffer aus Salzburg
(Deutschland 1975)

Abends auf dem Gelände der Deutschen Bundesbahn. Das Reinungspersonal hat die Züge gesäubert, eine Putzkraft hat ihre Handtasche in einem Wagen liegen gelassen. Die Frau wird erschossen, der Täter entkommt unerkannt, man sah ihn einen schweren Koffer mit sich schleppen. Dank sofort eingeleiteter Fahnung kann man den Kriminellen in die Enge treiben. Zwar wird der Mörder den Koffer noch rechtzeitig los, doch in einer Kneipe gelingt Derrick und Klein fast die Ergreifung des Flüchtigen. Dank einer zurückgelassenen Jacke samt Autoschlüssel, kann ein Kerl namens Scharwedder (Ralf Schermuly) ermittelt werden. Derrick zögert den Zugriff jedoch hinaus, denn man will die Hintermänner enttarnen, einen Schmugglerring sprengen. Keine leichte Aufgabe, denn Richard Hinz (Jacques Breuer), Sohn der getöteten Putzfrau, muss muss von diesem Anliegen überzeugt werden...

Eine stimmungsvolle Episode, die erneut die Bahn ins Spiel bringt (Man erinnere sich an die erstklassige Folge 5: "Tod am Bahngleis". Ralf Schermuly gefällt als skrupelloser Gauner, der sich selbst überschätzt, seine Hintermänner und vor allem die Polizei unterschätzt. Jacques Breuer war damals noch sehr jung, doch man erkennt ihn sofort. Die übrige Besetzung agiert solide, es mangelt lediglich an ein paar Glanzlichtern. Günther Stoll grantelt sich als Helferlein durchs Szenario. Tappert wie immer souverän, Klein wie immer klein. Ein Nebendarsteller haut das Zitat des Monats raus: "Halt die Klappe, wenn du mit mir redest!"

Der Score mutet ein wenig belanglos an, es mangelt dem Verantwortlichen an zündenden Einfällen. Trotzdem tönt die musikalische Untermalung nett, nur leider eine Spur zu nett. Mit dem "Schwabylon" offenbaren sich grausige Bausünden, wie sie in den siebtziger Jahren in vielen Städten entstanden.

Gut = 7/10


Derrick: Folge 13 - Kamillas junger Freund (Deutschland 1975)

Herr Kessler (Siegfried Wischnewski) erlebt eine unangenehme Überraschung. In den eigenen vier Wänden bedroht ihn ein Unbekannter mit einer Schusswaffe, verlangt die Ausstellung eines Barschecks über 50.000 DM. Als sich der Räuber von der Haushaltshilfe Martha (Käte Jaenicke) bedrängt fühlt, erschiesst er die alte Dame und flüchtet. Kamilla (Luitgard Im), die Gattin Kesslers, war zum Zeitpunkt der Tat ausser Haus. Derrick ahnt sofort, dass in der Ehe der Kesslers nicht alles eitel Sonnenschein ist. Den Mörder und seine Komplizen hält der Misserfolg nicht von einem weiteren Anlauf ab. Die nächste Überfall läuft nach identischem Strickmuster ab, die Ehe der Betroffenen fördert ähnliche Verhältnisse wie die der Kesslers zu Tage...

Regisseur Alfred Vohrer holte alte Weggefährten aus Wallace-Zeiten vor die Kamera. So gibt es ein Wiedersehen mit Ilse Page und Albert Bessler. Gerd Böckmann überzeugt als schmieriger Gigolo, Karl Walter Diess und Hans Georg Panczak als fiese Verbrechergesellen. Ach ja, Günther Stoll ist auch wieder an Bord, erneut recht mies gelaunt. Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Beteiligten auszuzählen.

Vohrer schöpft bei der Besetzung aus dem Vollen. Zwar fehlen grosse Stars, doch die zahlreichen Nebenrollen bieten eine stattliche Menge bekannter Gesichter auf. Der Score dudelt und quietscht angenehm unkonventionell, im Finale haut Vohrer auf die Pauke, lässt die Protagonisten rumballern. Da ich die mir bekannten Regiearbeiten von Alfred Vohrer sehr schätze, war die Vorfreude auf diese Folge gross. Leider kann sie die Erwartungshaltung nicht ganz erfüllen, Vohrer hat mit dieser Folge noch nicht richtig Tritt gefasst.

Oberste Mittelklasse = 6,5/10


Die Fortsetzung der Masters of Horror Sause.

Zum Einsatz kommen die Blu-ray Veröffentlichungen von Anchor Bay (USA). Die Kommentare werden kürzer als üblich ausfallen.


Dreams in the Witch-House (USA 2005)

Der Student Walter Gilman (Ezra Godden) mietet ein Zimmer in einem alten Haus. Das Anwesen ist eine ziemliche Bruchbude, der Vermieter ein unfreundlicher Prolet, doch die knappe Kasse beschränkt Walters Auswahlmöglichkeiten. Ein Lichtblick ist die hübsche Nachbarin Frances (Chelah Horsdal), die mit ihrem Baby das Zimmer neben dem Studenten bewohnt. Parterre wohnt ein älterer Herr namens Masurewicz (Campbell Lane), der Walter vor unheimlichen Mächten warnt, die das alte Gebäude seit langer Zeit heimsuchen. Tatsächlich wird Walter bald von grotesken Träumen geplagt, doch zunächst hält er diese für Produkte seiner Phantasie. Frances und Walter verstehen sich gut, der Student hilft der jungen Frau kurzfristig mit ein wenig Geld aus. Als Frances ihren neuen Nachbarn darum bittet, für ein paar Stunden auf ihr Baby aufzupassen, spitzt sich die Situation in dem unheimlichen Haus auf grausame Weise zu...

Die Vorlage zu dieser Episode aus der "Master of Horror" Reihe, stammt von niemand geringerem als H. P. Lovecraft. Mit Stuart Gordon hat sich ein fähiger Regisseur eingefunden, welcher der TV-Serie eine schöne und spannende Episode hinzufügt. Stuart Gordon sollte jedem Horrorfan ein Begriff sein. Wir verdanken ihm den Klassiker "Re-Animator" (1987), der wundervolle Streifen "Dagon" (2001) geht ebenfalls auf sein Konto. Auch Science-Fiction Kracher wie "Robot Jox" (1990) und "Fortress" (1992), sind unter seiner Anleitung entstanden. "Dreams in the Witch-House" plätschert keine Sekunde vor sich hin, jede Szene kommt exakt auf den Punkt. Trotz der -dem Format geschuldeten- kurzen Spieldauer, wirkt die Handlung erfreulicherweise nicht hektisch oder gar überstürzt, das Gespür für passendes Timing ist beeindruckend. Die Kamera fängt sehr stimmungsvolle Bilder ein, die Special Effects passen. Das Finale kommt nicht nur blutig daher, vor allem ist es bitterböse und kompromißlos, was ich ausdrücklich begrüße!

Die Saat geht auch deshalb so gut auf, weil Stuart Gordon sich auf seine Schauspieler verlassen kann. Ezra Godden arbeitete schon bei "Dagon" mit Gordon zusammen, in der erfolgreichen TV-Serie "Band of Brothers" ist er ebenfalls zu sehen. Godden ist die Idealbesetzung für den Part des freundlichen, hilfsbereiten Studenten. Er spielt diese Rolle absolut souverän. Man entwickelt umgehend Sympathien für ihn, leidet im Verlauf der Handlung mit Walter Gilman, feuert ihn in seinem verzeifelten Kampf gegen das Böse an. Nicht minder angenehm der Auftritt von Chelah Horsdal, die in den letzten Jahren in vielen TV-Serien zu sehen war. Wir kommen sogar in den Genuß ihrer Nacktheit, danke dafür, Herr Gordon. Campbell Lane sehen wir gebrochenen und verzweifelten alten Mann, während Jay Brazeau den fetten und unfreundlichen Hauswirt raushängen lässt. Die übrigen Rollen fallen recht klein aus, durch die Bank wird solides Schauspiel geboten. Der Star ist ganz klar Ezra Godden, dessen Leistung aller Ehren wert ist! ...aber auch die Rundungen der Frau Horsdal...äähmm, räusper...

Eine Episode die dem Horrorsüchtling viele schmackhafte Zutaten auftischt: Ein altes Haus mit einem finsteren Geheimnis, eine böse Hexe, eine Ratte mit menschlichem Antlitz, Möpse, Blut und Dramatik, erstklassig inszeniert und gespielt. Beide Daumen zeigen steil nach oben, hier wurde alles richtig gemacht. Diese Episode macht grosse Lust auf weitere Folgen der Reihe.

Die Blu-Ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume I), bietet neben "Dreams in the Witch-House", zwei weitere Episoden aus der "Master of Horror" Reihe an:

• Cigarette Burns
• The Fair-Haired Child

Das Bild liegt in 1080i vor, die Qualität ist sehr ansprechend, lediglich bei den Extras zeigt sich Anchor Bay recht geizig.

Für "Dreams in the Witch-House" setzt es dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Yeah, well, I don't believe in witches, okay?"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4425 - 30.11 09:34

Crossing Over

sehr gut gemachter Episodenfilm über Integration, der Einwanderungsbehörde und illegale Aufenthalte in den USA.
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4426 - 30.11 12:46

Wrong Side of Town

Mal wieder Wrestler (Rob van Dam und David Bautista ("Batista"), die meinen sie müssten Filme machen...

Kurz und knapp (mehr ist auch nicht drin im Film):
Ex-Seal gerät in Konflikt mit Kack-Sohn eines Drogenbosses (oder sowas ähnlichem), dabei stirbt der Sohn unglücklich. Der Drogenboss meint, dass der Ex-Seal dafür einen auf die Fresse verdient hat und zack geht es los...

Unterschied zu Dwayne "The Rock" Johnsons "Walking Tall" und John Cenas "The Marine" ist eigentlich nur, dass der Held zum Ende hin unterstüzung von nem anderen ehemaligen Seal bekommt...

Während "Walking Tall" noch gewisse Elemente hatte, welche den Film guckbar machten, fehlt es hier an Allem. Inklusive schauspielerischer Leistung. Nur der korrupte Bulle sticht mit einer etwa durchschnittlichen Leistung raus. Nach oben wohlgemerkt, die restlichen "Versuche" kann man durchweg vergessen.

Insgesamt: ein Film, den die Welt nicht braucht. Mir fehlte zudem auch jeglicher Trash-Faktor. 1/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4427 - 30.11 23:27

Requiem pour un Vampire (Frankreich 1971, Originaltitel: Vierges et vampires)

Der letzte Vampir, angewidert von der Bestie Mensch

Ein junger Mann und zwei junge Frauen rasen mit dem Auto durch die Landschaft. Sie werden von einem anderen Fahrzeug verfolgt, Schüsse fallen, der junge Bursche wird getroffen. Marie (Marie-Pierre Castel) und Michelle (Mireille Dargent) biegen in einen Feldweg ein, die Verfolger sind sie damit los. Ihr Begleiter stirbt an der Schussverletzung, die Mädchen setzen das Auto und den Toten in Brand. Die Flucht geht per Motorrad weiter, doch bald macht die Kiste schlapp. Zu Fuß geht es durch Felder und Wälder, auf einem kleinen Friedhof kommt es zu einem Zwischenfall, der glücklicherweise glimpflich verläuft. Schliesslich erreichen Marie und Michelle ein altes Kastell, wo sie zu ihrer Überraschung ein sehr einladendes Nachtlager vorfinden. Doch die Ruhe währt nicht lange. Aufgescheucht durch merkwürdige Geräusche, gerät das Duo in einen grotesken Albtraum. In dem alten Gemäuer residiert ein Vampir, umgegeben und umsorgt von seinen Schergen. Bizarre Rituale spielen sich ab, die verstörten Mädchen sollen der Gefolgschaft des Blutsaugers zugeführt werden...

Die kurze Inhaltsangabe zu "Requiem pour un Vampire", lässt ohne Zweifel Rückschlüsse auf einen Gothic Horror Beitrag zu. Aber Jean Rollin wäre nicht Jean Rollin, wenn er Hammer und Amicus, Mario Bava oder Paul Naschy kopieren würde. So unterschiedlich bereits die Werke der aufgezählten Firmen und Regisseure sind -man vergleiche Bava mit Naschy- Jean Rollin hat eine ganz eigene, andere Sicht auf die Dinge. Ab und an lockt uns Rollin auf eine falsche Fährte. Zum Beispiel im Moment, in dem der Vampir zum ersten Mal auftaucht, wähnt man sich tatsächlich für Sekunden in einem typischen Gothic Horror Streifen. Umgehend wischt Rollin dieses aufkommende Gefühl zur Seite, inszeniert wieder auf seine eigenartige, einzigartige Weise. Das faszinierende an diesem Film ist die unglaublich intensive, nahezu surreale Atmosphäre, die Rollin aus vordergründig unspektakulären Motiven zaubert. Wenn sich die Handlung nach einiger Zeit in das alte Gemäuer verlagert, ist die Erzeugung solcher Stimmungen nicht überraschend. Rollin gelingt dies aber bereits zuvor, allein durch sein Gespür für Motive und die richtige Position der Kamera. Da werden selbst vermeintlich banale Momente, in denen die jungen Frauen durch ein Feld laufen, zur gefilmten Poesie von unfassbarer Anmut. Ganz ohne Effekte oder Spektakel (abgesehen vom lauten Auftakt), ja zunächst gar ohne Dialoge. Lediglich der sehr stimmungsvolle Score wirkt zusätzlich verstärkend, ansonsten dominiert die Schönheit der Schlichtheit, die Schlichtheit der Schönheit...?¿ (Die zu keiner Sekunde schlicht wirkt. Es mag abgedroschen klingen, aber mit Worten lässt sich dieses Filmerlebnis nicht beschreiben, packen oder angemessen erfassen!)

Überhaupt ist der Film eine prall gefüllte Wundertüte, deren Inhalt lustvoll über den erwartungsvollen Zuschauer prasselt. Rollin steigt mit einer recht wilden Autoverfolgsjagd samt Ballerei ein. Dann dürfen wir die Mädchen bei ihrer weiteren Flucht geniessen. Eine kleine Verführungseinlage hier, ein Sturz ins Grab dort, bis sich die jungen Körper schliesslich über die uralten Gemäuer ergiessen, die Aufmerksamkeit des Bösen erregen. Doch wer ist wirklich "böse", wer ist tatsächlich "erregt"? Kennt man den Vampir sonst als Konzentrat aus Lust, Verführung und Verdorbenheit, fällt diese Rolle hier von ihm ab. Seine Schergen sind zügellos, gierig und bösartig, der Vampir selbst eine zurückhaltende, ja fast zerbrechlich wirkende Person. Bei genauer Betrachtung eine tragische Figur, gefangen in Melancholie und angeekelt von den Umtrieben seiner Geschöpfe. Diese unvollkommenen Geschöpfe, die längst nicht die ursprüngliche Kraft, den Charakter ihres Schöpfers, Mentors und Meisters geerbt haben. Er sei zu alt und zu schwach, so sinniert der einstige Fürst der Nacht, er könne seine Kraft nicht mehr auf seine Zöglinge übertragen. Sie werden nie wie er werden, sie bleiben Menschen, Menschen die lediglich in ihrer Ruchlosigkeit und Perversion gewachsen sind. Der letzte Vampir, ein melancholisches Wesen, erfüllt von der Sehnsucht nach ewiger Ruhe, Frieden, Stille. Die letzten Szenen -ich sehe in diesen Zeilen nicht die Gefahr von Spoilern- sind Melancholie pur, drücken aber nicht plump auf die Tränendrüse.

Jean Rollin sagt selbst, "Requiem pour un Vampire" sei auch von alten Comics beeinflusst, die er schon als Kind liebte. Ebenso offensichtlich sind Einflüsse aus der Ära des Stummfilms. Dieser Eindruck entsteht weniger durch die geringe Anzahl von Dialogen. Es sind vielmehr die herrlich schrillen Kostüme, das skurrile Makeup samt überlangen Fangzähnen, sowie das liebenswerte Overacting, die den Zuschauer an die Zeit vor dem Tonfilm erinnern. Freilich stehen die zahlreichen Nackt- und Erotikszenen im Kontrast zu diesen Eindrücken, doch erstaunlicherweise fügen sich diese Gegensätze(?) auf wundersame Weise stimmig zusammen. Erneut muss ich auf den wundervolllen Soundtrack hinweisen. Der Komponist namens Pierre Raph trifft immer den richtigen Ton. Egal ob sein Score eher psychedelisch flirrt oder klassisch angehaucht jubiliert, stets werden die jeweilgen Szenen perfekt untermalt. Wobei mir "untermalt" nicht als passendes Wort erscheint. Die Musik verschmilzt mit den Bildern zu einer wunderschönen Gesamtkomposition, Bilder und Töne gehen eine fruchtbare Symbiose ein.

Stundenlang könnte ich mich in Schwärmerein über diesen Film ergehen. "Requiem pour un Vampire" erobert mein Herz auch deshalb im Sturm, weil Rollin sich weit, weit vom Mainstream abhebt, sich aber nie zu verquaster, pseudointellektueller Sülzerei hinreissen lässt, mit deren Hilfe man den Dampfhammer-Schreiberlingen des "Fülletong" in den Arsch kriecht. ""Requiem pour un Vampire" ist ein ganz wundervolles und liebenswertes Filmerlebnis der besonderen Sorte. Ein echtes Kleinod, voller Momente die sich tief im Herzen und der Seele verankern. Wen es kalt lässt, wenn Louise Dhour in der Nacht auf dem Friedhof auf dem Flügel spielt... dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen. Dann wäre da noch Marie-Pierre Castel, die blonde Versuchung mit diesen unglaublichen Augen, dem sinnlichen Mund. Zart wie ein sanfter Windhauch, der an den ersten Tagen des Frühlings über meine Wangen streicht... (Hrrrmmmrrm! Heute eine Überdosis eingeworfen?) Ihre Begleiterin Mireille Dargent, nicht annährend so schön wie Marie-Pierre, doch auf eigenwillige Weise kaum minder anmutig und sinnlich... (Jaja, nun soll es genug sein!)

Um ein wenig Boden unter den Füßen zu gewinnen, möchte ich flugs zu den nüchternen Fakten kommen. Zu "Requiem pour un Vampire" existieren weltweit diverse DVD-Veröffentlichungen. Der deutsche Markt erweist sich leider als unbespielt, im englischsprachigen Raum trägen die Auswertungen den Titel "Requiem for a Vampire". Die wohl schönste Veröffentlichung stammt aus den Niederlanden. "Requiem pour un Vampire" kommt von Encore als "3-Disc Collector's Edition" ins Haus, die DVDs stecken in einem schicken, aufklappbaren Digipak. Das Digi ist in einem nicht minder hübschen Schuber verstaut, dem Set liegt ein üppiges Booklet (64 Seiten) bei. Der Bonusbereich bietet interessante Interviews, alternative Szenen, Trailer und weiteren Stoff. Der Ton liegt im französischen Original vor, ergänzt durch die englische Synchronisation. Untertitel sind in zahlreichen Sprachen an Bord, auch deutsche Zeilen lassen sich auf Wunsch zuschalten. Ok, man hätte die Boni auch komplett auf der zweiten DVD unterbringen können. Anstatt einer dritten DVD, wäre z.B. der Soundtrack auf CD eine vortreffliche Beigabe gewesen. Trotzdem gilt: Wer ein wenig tiefer ein die Tasche greifen möchte, tätigt mit dem prachtvoll gestalteten Set von Encore den bestmöglichen Kauf!

Für aufgeschlossene, entdeckungsfreudige Filmfreude -aber nur für diese Gattung- lohnt sich die Entdeckung von "Requiem pour un Vampire". Ein wundervolles Filmerlebnis! Die Bewertung per Zahlenraster bereitet mir erneut grosse Qual. Aber bitte: 8,5/10 (sehr gut bis überragend, mit Spielraum nach oben!)

Lieblingszitat:

"Lass uns in die Gruft gehen."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4428 - 01.12 08:57

Whale Rider

wunder wunderschöner film der von einem bezauberndem score begleitet wird. eine intensive geschichte über das ureinwohnervolk Maori von Neuseeland.
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4429 - 01.12 09:57

Resident Evil Extinction & Afterlife

Afterlife: Unfassbar. Schlecht. Wirklich eigentlich eine Beleidigung. In keinster Weise originell, spannend, interessant oder sonst was. Dazu auch noch massive Löcher in der Handlung mit echtem wtf?! Effekt.

Bombe im Flugzeug? WTF?!

spoiler

2/10, Ein Punkt für die Olle.

Zu Extinction: Ich hatte Afterlife zuerst angeschaut und dann festgestellt, dass mir offensichtlich ein Film der Reihe durch die Lappen gegangen ist. Im Vergleich ist der Film wirklich stark. Setting ist die Wüste Nevadas, das bringt schön ein Endzeitgefühl rüber. Das kann der Film allgemein ganz gut, Endzeitstimmung. Natürlich kein Vergleich zu den echten Knüllern wie Mad Max (für die Wüste) oder 28 days later (für die Zombie), aber im Vergleich zu Afterlife kann der Film wenigstens überhaupt irgendwas.
6/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4430 - 01.12 13:23

Geb ich dir vollkommen recht. Afterife ist eine seelenlose trickkiste.
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4431 - 01.12 14:31

ist afterlife der letzte film gewesen der auch 3d war? ich verlier da auch langsam den überblick
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4432 - 01.12 19:18

Ja, ist der letzte Film der auch in 3D in den Kinos war.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4433 - 02.12 23:14

Sister Street Fighter (Japan 1974, Originaltitel: Onna hissatsu ken)

Fratzengeballer mit Soße

Koryu (Etsuko Shihomi) ist das Brüderlein abhanden gekommen. Der Bursche war als Undercover-Ermittler tätig, hatte sich erfolgreich Zugang zu einer mächtigen Drogenbande verschafft. Der Arm des Gesetzes bittet Koryu um Hilfe bei der Suche, die schlagfertige Kampfsportlerin lässt sich nicht lange bitten. In Japan trifft Koryu auf ihren Onkel Gyokudo (Hiroshi Kondo), der sich ebenso betroffen über die vermutliche Entführung seines Neffen zeigt. Die junge Frau glaubt fest daran, dass ihr Bruder noch unter den Lebenden weilt. Tatsächlich befindet sich der Unglückliche in den Krallen des Gangsterbosses Kakuzaki (Kengo Miyaji), der ihn in eine Zelle gesperrt hat und fleissig mit Drogen vollpumpt. Kakuzaki ist nicht nur ein grausamer Schinder und Schlächter, er hält sich nebenbei auch noch eine stattliche Sammlung von Killern. Besonders Inubashiri (Masashi Ishibashi) erweist sich als eifriger Scherge seines Bosses, kein Auftrag ist ihm zu schmutzig. Derweil nimmt Koryu mit einer Dame namens Fang Shing (Xiu-Rong Xie) Kontakt auf, die -wie Koryus Bruder- in die Bande um Kakuzaki eingeschleust wurde. Ein verdammt gefährlicher Job, der nicht nur Fang Shing in allergrösste Lebensgefahr bringt. Bald findet sich Koryu mitten in einem Strudel aus Mord und Totschlag wieder, wie soll sie gegen die Übermacht von Kakuzaki bestehen? Einen Trumpf hat die todesmutige Kämpferin in der Hinterhand, den freundschaftlichen Kontakt zu einer örtlichen Kampfsportschule. Allen voran könnte sich Hibiki (Sonny Chiba) als grosse Hilfe erweisen, denn er pflügt bei Bedarf, wie ein gewaltiger Panzer durch die Reihen der Unterwelt...

Ufff... Das Drehbuch dieses japanischen Klassikers mag nicht viel Staat mit seinem Inhalt machen. Die Handlung ist ohne Ausschweifungen erzählt, die zahlreichen Kämpfe sind die Höhepunkte, die Dreh- und Angelpunkte der gesamten Sause. immerhin hat man eine Prise Familiendrama untergemischt, inklusive Verrat und tränenreicher Tragik. Regisseur Kazuhiko Yamaguchi treibt den Plot stetig voran, wie einst Bauer Meier seine Schweine durchs Dorf, gradlinig und gnadenlos. Die Hauptrolle wurde mit der sehr sympathischen Etsuko Shihomi besetzt, die sich als erstaunlich wendig und schlagkräftig erweist. Wäre die Dame annährend so sexy, wie ihre Kampfkünste tödlich, es wäre kaum auszuhalten. So flimmert die gute Etsuko mehr als sportlicher Kumpeltyp über die Mattscheibe, der man freudig beim Austeilen von Schlägen und Tritten zuschaut. Freilich darf der "echte" Street Fighter nicht fehlen! Sonny Chiba ist zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, bekommt aber im Finale die Chance ordentlich aufs Mett zu klopfen. Die Bösewichter sorgen mit herrlichen Grimassen und Verrenkungen für beste Unterhaltung. Allen voran Masashi Ishibashi, den man bereits aus Sonny Chibas "Street Fighter" Kloppereien kennt.

Der Streifen zaubert absurde Einfälle aus dem Hut, es ist eine wahre Pracht! Ein Gangsterboss, der sich Horden von Killern hält, die in den abenteuerlichsten Outfits durch das Szenerio eiern und geifern. Cheffe selbst trägt eine obercoole Sonnenbrille, im Notfall packt er seine tödliche Kralle aus. Herrlich auch die Helferlein des "Oberkillers" Inubashiri. Dieser hält sich eine kleine Leibgarde von Prügelknaben, die mit einer Art Mülleimer aus Bast unterwegs sind, die sie sich über ihre Schädel gestülpt haben. Besser ist es, denn die armen Kerle bekommen ständig was auf die Fresse, offenbaren sie ihre Schönheit, glotzen sie stets reichlich verbeult und dämlich aus der Wäsche. Natürlich darf man hier keine tiefere Zeichung der Charaktere erwarten, wozu auch, die Prioritäten sind ganz anderer Art. Die überaus klischeehaften "Guten" und "Bösen" passen -im wahrsten Sinne des Wortes- wie die berühmte Faust aufs blutige Auge.

"Blutig" ist ein gutes Stichwort. Wer die "Street Fighter" Filme mit Sonny Chiba kennt, wird sich bereits dort an diversen Metzeleien geweidet haben. Schwester Strassenkämpfer lässt in dieser Disziplin im grandiosen Showdown die wilde Wutz von der Leine. Etsuko erlebt ihren sinnlichen Höhepunkt, als sie einem Gauner den Kopf verdreht, exakt um 180 Grad. Der Ärmste schafft es trotzdem noch -mit unfassbar belämmertem Ausdruck im Gesicht- eine Treppe hinab zu schreiten, bevor sein erbärmliches Lebenslicht endgültig erlischt. Hinzu kommen ein paar hübsche Fontainen des roten Lebenssaftes, ein buntes Allerlei an Tötungsinstrumenten, sowie ein erbaulicher Body Count. Wenn Etsuko Shihomi Köpfe verdrehen darf, kann Meister Chiba sich nicht lumpen lassen. Der geschätzte Sonny gönnt sich seinen Orgasmus per Leibesöffnung eines Feindes, der seine Eingeweide beim Austritt bestaunen darf. Sonny Chiba drängt Etsuko Shihomi aber nicht zur Seite, die Abrechnung mit dem Haupt-Ober-Super-Duber-Bösewicht, überlässt er artig seiner emsigen und effektiven Kollegin.

Ihr wollt Fratzengeballer? Bitte, hier bekommt ihr Fratzengeballer! "Sister Street Fighter" unterhält launig und kurzweilig, erfüllt locker die Erwartungshaltung des Eastern-Freundes, sofern sich dieser für die rustikale Gangart begeistern kann. In Deutschland vermarktete man den Film unter dem Titel "Die Karate-Tiger". Eine DVD-Auswertung existiert hierzulande nicht, schade. Ich habe mir die Blu-ray von BCI gegönnt, die ausserdem "Sister Street Fighter: Hanging by a Thread" (Onna hissatsu ken: Kiki ippatsu, 1974) enthält. Das Bild wird Pixelzähler sicher kaum befriedigen, mit gefällt der "Kino-Look" der Blu-ray sehr gut. Der Ton liegt in englischer und japanischer Sprache vor (beim zweiten Film nur in japanisch, ergänzt durch englische Untertitel). Ein paar Trailer runden das Paket ab. Noch ist die Scheibe zum kleines Preis erhältlich, Interessenten sollten zugreifen, denn bekanntlich weilt BCI nicht mehr unter uns. Die BD kommt ohne Regionalcode Beschränkung ins Haus, also immer ran an den Speck!

Guter Stoff, mehr davon! Dicke 7/10

Lieblingszitat:

"I don't like racehorses,so I keep killers. Hahaha!"
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4434 - 03.12 12:09

Max Payne

Schlecht wäre der Film schon ohne die beiden Spiele im Hintergrund gewesen, aber wenn man weiß was hier für eine Vorlage existiert hat ist man wirklich sprachlos.
Warum? Was soll das? Seltsame Mystik in die Story einzubauen war schlichtweg unnötig, und dafür einen der essentiellsten Teile des Spiels einzutauschen, nämlich painkiller, empfinde ich als im höchsten Maße dumm. Sich aber trotzdem an Szenen aus dem Spiel zu bedienen (e.g. Anfang, Toilette) erscheint dann geradezu dreist.
Und überhaupt: Was hat Mark Wahlberg in dem Film verloren?

Wütende 2 von 10 Punkten.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4435 - 04.12 11:14

Sopranos - Season4 Ep 1-3

Tony ist einfach eine coole Sau B-)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4436 - 05.12 00:05

Big Foot - Das größte Monster aller Zeiten (USA 1970, Originaltitel: Bigfoot)

Mumpitz im Wald

Eine junge Frau rettet sich per Fallschirm aus ihrem abstürzenden Flugzeug. Zwar landet die blonde Schönheit sicher in einem lauschigen Waldgebiet, doch die Freude währt nicht lange. Bizarre Gestalten tauchen auf und verschleppen die Dame. Wenig später wird die Freundin des Mopedfahrers Rick (Christopher Mitchum) ebenfalls von den affenartigen Wesen entführt, Rick wird von ihnen niedergeschlagen. Als der junge Mann nach Hilfe sucht, wird der fahrende Händler Jasper B. Hawks (John Carradine) auf ihn aufmerksam. Jasper wittert das grosse Geld, will eines der Ungetüme einfangen und gegen Bezahlung ausstellen. So machen sich Rick, Jasper und dessen Gehilfe Elmer (John Mitchum) auf den Weg in das Waldgebiet, angetrieben von höchst unterschiedlichen Motiven. Der örtliche Sheriff namens Cyrus (James Craig), hält die Geschichten um Unholde und Monster für blanken Unsinn, doch er soll bald eines besseren belehrt werden. Weitere Menschlein machen sich auf die Suche nach den Vermissten. Doch die wahre Gefahr geht nicht von den grotesken Urmenschen aus...

Du meine Güte, was für ein herrlich bekloppter Schlock aus dem Amiland! Purer Trash ohne Sinn und Verstand, der reichlich gute Laune verbreitet, sofern man sich für Abfall dieser Gangart erwärmen kann. Knarzschädel John Carradine ist der unbestittene Star der Sause, seine Darbietung des geldgeilen Händlers und Blenders ist grandios! John Mitchum -der jüngere Bruder von Robert Mitchum- gibt den Teilhaber von Carradine, fett, verschwitzt und feige, zu allem Überfluss auch noch reichlich debil. Mit Christopher Mitchum ist ein weiterer Ableger der Mitchum-Sippe an Bord, immerhin der Sohn von Robert Mitchum. Chris Mitchums Leistungen wirken meist ein wenig blass und unscheinbar, seinen Auftritt als sympathischer Möchtergern-Biker meistert er mit seiner üblichen Mittelmäßigkeit, die man ihm aber "irgendwie" nicht anlasten mag (Ausserdem hat er bei mir wegen "Summertime Killer" einen Stein im Brett). In weiteren Rollen bekommen wir ein paar hübsche Damen zu Gesicht, ergänzt durch mehr oder weniger bekannte Akteure aus der zweiten und dritten Garde.

Natürlich gibt es in diesem Film keine grossen Stars zu sehen, doch immerhin besteht die Besetzung nicht aus Nobodys (Schade, schade, ich mag frische Fratzen). Bei manchen Mitwirkenden fragt man sich durchaus, wie sie in einer derartig trashigen Groteske landen konnten. Die Antwort ist vermutlich sehr einfach: Sie waren jung/alt und brauchten das Geld. Obwohl... Geld? Naja, ein paar Kröten werden wohl zur Verfügung gestanden haben, als dieser Streifen unter der Regie von Robert F. Slatzer gedreht wurde. Die Dialoge befördern unzählige Unfassbarkeiten ans Tageslicht, nicht zu vergessen die durchgeknallten Kostüme der Urmenschen. Die Begründung für deren Existenz bekommt der Zuschauer frei Haus geliefert: Es muss sich bei diesen Wesen um das fehlende Bindeglied zwischen Neandertaler und dem heutigen Menschen handeln. Hey, mit diesem Film unternehmt ihr etwas gegen den Verfall eurer grauen Zellen! Bildungstrash, gewissermaßen. Der grösste Brüller ist jedoch, dass die in der Gegend agierenden Gesetzeshüter noch nie seltsame Wesen gesehen haben, aber jeder durchreisende Vollidiot sofort und überall deren Spuren entdeckt, mit hoher Wahrscheinlichkeit entführt oder zumindest angefallen wird. Bigfoot taucht erst recht spät auf, er sieht ähnlich beknackt wie seine unfreiwilligen Gehilfen aus.

Das gesamte Machwerk ist ein grosser Haufen Sondermüll. Das Drehbuch wurde offenbar unter dem massiven Einfluss von Opioiden verzapft, die Regie zeichnet sich durch weitgehende Abwesenheit von Talent aus. Danke dafür, Herr Slatzer! Wer diesen Stoff drücken möchte, darf zur ""Rocker & Biker Box Vol. 5"" aus dem Hause MIG greifen. Dort findet man auch den guten Flick "Das Northville Massaker" aka "Rockerschlacht in Northville" vor. Big Foot - Das größte Monster aller Zeiten (In der Box als ""Big Foot und die Rockerbande" bezeichnet), hat "eigentlich" nichts in einer "Rocker & Biker Box" zu suchen. Hier gurken zwar ab und an ein paar Typen auf Mopeds durch die Landschaft, doch "Rocker" sind diese zarten Gestalten wohl kaum. Egal, dem Spass bricht deswegen kein Zacken aus der Gabel. Achjo, die Bildqualität fällt sehr bescheiden aus, doch die Zielgruppe wird sich wenig darum scheren. Die Box ist übrigens falsch beschriftet, denn man preist dort "Die rasenden Rocker vom Thunderstrip" an, geboten wird jedoch "Bigfoot". Die rasenden Rocker gibt es in der sechsten Box auf die Augen.

Die Klasse der Rocker & Biker Boxen 1 und 2, verfehlt Box Nummer 5 um Längen. "Das Northville Massaker" stellt ohne Zweifel eine Bereicherung dar, "Bigfoot" betrachte ich als nette Zugabe.

6/10 Trashpunkte! "Normale" Menschen ziehen bitte mindestens 3 Punkte ab!

Lieblingszitat:

"Wovon redest du überhaupt?"
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4437 - 05.12 10:42

So wache ich Sonntag Morgen gerne auf, Asch du bist der beste!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4438 - 06.12 08:29

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Folge 14 - Der Tag nach dem Mord (Deutschland 1975)

Dem Schüler Horst Wegmann (Oliver Grimm) zerreist es das schwermütige Herzlein. Sein italienischer Kumpel Mario (Renzo Martini) knutscht mit Andrea (Anita Lochner), in die Horst mit Haut und Haaren verliebt ist. Als der junge Bursche seinen Freund zur Rede stellt, versucht Mario die Situation zu entschärfen, wirbt bei Horst um Verständnis für seine Zuneigung zu Andrea. Für einen Moment verliert Horst die Kontrolle, er sticht mit einem Schraubenzieher auf Mario ein. Umgehend packt den Schüler das schlechte Gewissen, er will Mario zu einem Arzt bringen. Als Horst nach Hause kommt, verstirbt Mario auf dem Beifahrersitz. Horsts Vater (Alexander Kerst) will den Vorfall vertuschen, er parkt das Auto des Toten vor einer einschlägig bekannten Kneipe, Marios Leiche lässt er auf dem Beifahrersitz zurück. Derrick wird schnell klar, dass er es hier nicht mit einer üblichen "Szene-Straftat" zu tun hat. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein auch zu den Wegmanns. Dort liegen die Nerven blank, die Zerwürfnisse innerhalb der Familie brechen hervor...

Ein kurzer Kontrollverlust löscht ein Leben aus, verbaut dem jugendlichen Täter die Zukunft. "Der Tag nach dem Mord" ist eine recht ruhige, unhektisch inszenierte Folge. Das zentrale Familendrama ist mit guten Leistungen der Darsteller gesegnet. Oliver Grimm wirkt schon vor der Tat verloren, Alexander Kerst überzeugt als Vater mit Hang zum Zynismus. Krista Keller sehen wir als Mutter des Täters, die in erster Linie um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist. Derrick muss nur ein wenig an der Schraube drehen, um den Verdächtigen massiv unter Druck zu setzen. Das Finale wirkt auf den ersten Blick ein wenig einfallslos, setzt aber den passenden Schlusspunkt.

Diese Folge mit Alexander Kerst und Günter Mack zwei weitere bekannte Gesichter. Die Namen der Schauspieler mögen nicht jedem Zuschauer ein Begriff sein, doch ihre Gesichter wirken sofort vertraut. Insgesamt macht die Besetzung einen frischen und unverbrauchten Eindruck. Vermutlich weil die Nebenrollen mit weniger bekannten Darstellern besetzt sind, die ihren Job sehr solide ausüben. Besonders Oliver Grimm zeigt eine sehr gute Leistung. Zu Beginn tönt der Score recht flott aus den Lautsprechern, im Verlauf der Handlung verschwindet die musikalische Untermalung in den Hintergrund. Folge 13 ist solide, muss sich aber der starken Konkurrenz aus eigenem Hause beugen.

Oberste Mittelklasse = 6,5/10
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4439 - 06.12 15:44

The Human Centipede - First Sequence

Einer der anerkanntesten Spezialisten für die Trennung von siamesischen Zwillingen kommt auf die Idee den Spíeß umzudrehen und statt zu trennen auch mal zu vereinen. Nachdem er dies probeweise mit seinen drei geliebten Hunden machte will er sein Werk nun am Menschen vollenden.
Hierfür entführt er ausländische Rucksackstudenten um sie operativ zu einem menschlichen Tausendfüßler zusammenzuflicken.

Was ein richtig guter Film hätte werden können scheitert leider an den oftmals unnötigen Thriller-Passagen, die allesamt spannungsarm und dumm sind. So gibt es viele Klischees, wie eine US-Studentin, die nach Tagen und Stunden der Gefangenschaft urplötzlich auf die Idee kommt das sie ja ihre Fesseln durchkauen kann. Blitzmerker.
Die darauffolgende Verfolgungsszene war nervenaufreibend, aber nicht weil man dem Mädchen die Flucht gönnte, sondern eher weil man endlich hoffte das sie wieder eingefangen wird, weil man doch endlich diesen verdammten Tausendfüßler sehen will!
Ein Film macht immer etwas falsch, wenn man sich auf die Seite des Bösewichts stellt.


Als besonderen Service darf aber jeder, der diesen Film nicht sehen will, gerne folgenden Spoiler durchlesen:

Die Idee des Tausendfüßlers wird wie folgt umgesetzt: Der Mundbereich einer jeweiligen Sequenz wird mit dem Arsch des Vorgängers verwebt. An den Hintern wird aus Haut eine Halterung gemacht, in der das Gesicht des Nächsten eingefaßt wird. Der Sinn dahinter ist, daß sämtlicher Fäkalausgang an die nächste Sequenz abgegeben wird. Sprich: Der Vordermann kackt und pisst seinem Hintermann immer ungewollt in den Hals.

Damit dies auch funktioniert werden Anus und Harnröhre zusammengelegt und im Mundbereich Zähne, Lippen und griße Teile der Wangen entfernt (u.a. auch um mit der Halterung des jeweiligen Hinterns verwebt zu werden.)
Die hinteren Teile des Tausendfüßlers haben also nur noch einen oberen Gesichtsteil übrig mit Augen und Ohren.
Darüber hinaus werden allen die Kniegelenke entfernt, damit die Beine in einem rechten Winkel über den Boden kriechen, ohne das sich jemand erheben kann.

Nur der allervordereste Teil hat noch ein voll funktionsfähiges Gesicht. Irgendein Teil muss ja mit normalen Essen und Wasser ernährt werden. Fragwürdig find ich daran nur, ob es wirklich für die hinteren Sequenzen reicht, wenn sie sich ausschließlich von der Scheiße des Anderen ernähren müssen. Immerhin kriegt ja auch nur der Anfang die guten Nährstoffe ab.

Deswegen folgt auch daraus, daß die hinteren Teile schwächer werden, bis letztendlich auch eine daran erstickt das sie die Scheiße wieder auskotzen wollte. Nur wohin?

spoiler

Zumindest liefert der Film aber einen netten stell-dir-vor-du-wärst-das-Effekt
ASCH

RANG God of Clanintern

#4440 - 06.12 22:28

Transsiberian (Großbritannien, Deutschland, Spanien, Litauen 2008, Originaltitel: Transsiberian)

Spur N wäre gern H0

Die US-Amerikaner Jessie (Emily Mortimer) und Roy (Woody Harrelson), wollen nach einem wohltätigen Arbeitsaufenthalt in China, mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau reisen. Zunächst haben die Eheleute ein Abteil für sich, irgendwann steigen Abby (Kate Mara) und Carlos (Eduardo Noriega) zu. Das Pärchen gibt sich locker und entspannt, man plaudert ein wenig und Roy nimmt einige Drinks mit Carlos. Als der Zug in Irkutsk hält, schaut sich Roy die dort abgestellten Dampfloks an, die für den Modelleisenbahner eine prachtvolle Augenweide darstellen. Wenig später stellt Jessie beunruhigt fest, dass ihr Mann offensichtlich nicht mehr im Zug verweilt. Hat Roy die Abfahrt vor lauter Begeisterung für die alten Schnauferl verpasst? Eine Kontaktaufnahme ist nicht möglich, was bei Jessie für zusätzliche Anspannung sorgt. Sie beschliesst an der nächsten Station auszusteigen, dort will sie auf Roy warten, der vermutlich mit dem folgenden Zug am nächsten Tag eintreffen wird. Abby und Carlos schliessen sich Jessie an, Carlos scheint ein Auge auf Jessie geworfen zu haben. Bei einem kleinen Ausflug ohne Abby, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall in einer abgeschiedenen Gegend. Was will Carlos von Jessie? Ist der Bursche in kriminelle Machenschaften verwickelt? Tatsächlich kommt Roy mit dem nächsten Zug an, auf der Fahrt hat er den freundlichen Polizisten Grinko (Ben Kingsley) kennengelernt. Jessie wirkt angeschlagen, doch was auch immer passiert ist, es werden noch weitaus schrecklichere Dinge geschehen...

Da ich eine Vorliebe für Filme hege die in Zügen spielen, war ich auf "Transsiberian" selbstverständlich besonders neugierig. Nicht zu vergessen, dass Regisseur Brad Anderson mit "The Machinist" (2004), einen wirklich guten (obschon IMHO leicht überbewerteten) Streifen an den Start brachte. "Transsiberian" erfreut mich mit seinem angenehm unhektischen Erzähltempo, Anderson gewährt dem Plot Zeit zur Entfaltung (zumindest versucht er es). Auch die Schauspieler leisten durchweg gute Arbeit, als dickes Sahnehäubchen tischt man herrliche Landschaften auf, abgerundet durch das stimmungsvolle Zug-Szenario.

Bei diesen sehr guten Vorzeichen, muss der Flick doch fast zwangsläufig ein Volltreffer sein, mein altes Herz gewissermaßen im Sturm erobern? Leider geht die Rechung nur zum Teil auf. Aber woran liegt es? Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Emily Mortimer agiert als zentrale Figur überzeugend, ihr Charakter gewinnt im Verlauf der Handlung an Tiefe. Woody Harrelson gefällt als simpler Gutmensch. Man könnte nun bemängeln, dass Harrelsons Figur zu flach und uninteressant sei, doch er passt als "Anker" recht gut in das Treiben. Eduardo Noriega gibt das Gegenstück zu Harrelson, ein von Anfang an verdächtiger Typ, dem man nicht über den Weg trauen mag. Kate Mara agiert solide, man gesteht ihrem Part allerdings kaum Entwicklungsmöglichkeiten zu. Ben Kingsley hat eine die beste Nebenrolle erwischt, Thomas Kretschmann gefällt als wortkarger Verbrecher ohne Skrupel. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau. Es mangelt jedoch an "echter Tiefe", denn wirklich packend sind die Erkenntnisse über Jessie (Emily Mortimer) nicht, Carlos (Eduardo Noriega) bleibt durchschaubar und flach.

Ähnlich ist es um die Spannung und die Tiefe des Plots bestellt. "Transsiberian" gibt vor mehr zu sein, als man dem Zuschauer letztlich anbietet. Brad Anderson legt die Latte hoch auf, springt aber ein ganzes Stück unter dieser hindurch. Der Film möchte gern eine Charakterstudie sein, ist dazu geneigt in prächtigen Landschaftsaufnahmen zu schwelgen, will als Thriller mit Spannung und Überraschungen punkten, inklusive Schmuggel und Korruptiuon. Im Ergebnis ist der Sud jedoch seltsam fad und vorhersehbar. Am Ende tappt "Transsiberian" in eine weitere Fußangel, liefert kramphaft eine Rechtfertigung für eine von Jessie begangene Tat. Da rettet auch die kleine "sympathische Genugtuung", für die von Kate Mara gespielte Abby nicht mehr viel.

Die Voraussetzungen für einen hochklassigen Thriller mit Tiefgang könnten kaum besser sein. Leider hat man es nicht geschafft den Spannungsbogen unter Strom zu halten, das Tempo an den richtigen Stellen passend zu dosieren. Immer wieder gibt es gute Ansätze, scheint der Durchbruch in Richtung "grosses Kino" jeden Moment über uns hereinzubrechen. Aber... Leider Fehlanzeige. So lässt mich "Transsiberian" nach 111 Minuten recht ratlos zurück, sicher auch enttäuscht, ob der verschenkten Möglichkeiten. Nein, ein schlechter Film ist die Zugfahrt durch den Schnee nicht, keineswegs. Doch der Flick verschluckt sich an den eigenen Ambitionen. Hier wollte jemand mit den Grossen um die Wette pinkeln, hat aber leider den kürzeren Riemen gezogen. Zu mutlos, zu durchschaubar. Irgendwie schade, fast ein wenig tragisch.

Mir liegt "Transsiberian" als Blu-ray vor. Das Bild ist ordentlich, ein paar Boni runden das Paket ab.

Obere Mittelklasse = 6/10

Lieblingszitat:

"Wenn du all meine Dämonen tötest, sterben vielleicht auch meine Engel."