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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4531 - 13.02 09:05

Hunger

Der IRA-Aktivist Davey Gillen (Brian Milligan) wird in den H-Block des Maze-Gefängnisses in Nordirland gesperrt. Die Zustände dort sind katastrophal. Wärter wie Raymond Lohan (Stuart Graham) und Gefangene machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle: Die IRA-Häftlinge sehen sich nicht als Kriminelle, sondern als Freiheitskämpfer und fordern die Privilegien politisch Gefangener. Da ihnen diese nicht zuerkannt werden, zetteln sie einen Waschstreik an. Außerdem weigern sie sich, Gefängniskleidung zu tragen und Gefängnisarbeit zu verrichten, weshalb sie die meiste Zeit nackt und nur mit Wolldecken bedeckt in ihren verunreinigten Zellen verbringen. Da lernt Davey den Anführer der IRA-Häftlinge, Bobby Sands (Michael Fassbender), kennen…

Trailer:



Intensiv gespieltes drama. Kein leichter Stoff für einen ruhigen Filmabend, fand ihn jetzt aber nicht "überragend" wie in vielen kritiken beschrieben.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4532 - 13.02 22:10

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Cover der Derrick Collectors Box 2, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 25 - Das Bordfest (Deutschland 1976)

Ein mittelständisches Unternehmen aus der Textilbranche, richtet den jährlichen Betriebsausflug auf einem Schiff aus. Die Stimmung ist gut und ausgelassen, doch als der Kahn wieder angelegt hat, wird Herr Kettwig (Wolfgang Reichmann) vermisst. Kettwig leitet die Firma gemeinsam mit Werner Solms (Ernst Schröder). Man macht sich Sorgen um den Verschwundenen, am nächsten Tag wird seine Leiche am Ufer des Gewässers aufgefunden, er wurde erstochen. Derrick findet schnell heraus, dass die Stimmung zwischen Kettwig und Solms getrübt war. Vor wenigen Tagen ereilten das Mordopfer unangenehme Erkenntnisse. Solms Sohn Walter (Matthieu Carriére) gestand dem entsetzen Kettwig, ein Verhältnis mit dessen Gattin Hetty (Herlinde Latzko) zu haben. Für den gehörnten Ehemann ein guter Grund, die gesamte Sippe Solms aus dem Unternehmen zu drängen. Vor allem ein Motiv für Solms Senior, um sich durch den Tod des Geschäftspartners Luft zu verschaffen. Doch auch Solms Ehefrau Agnes (Judy Winter) erregt die Aufmerksamkeit der Ermittler...

Regisseur Alfred Weidenmann konnte einmal mehr auf eine großartige Besetzung bauen. Ernst Schröder spielt den Verdächtigen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Matthieu Carriére seinen Sohn mit Hang zur Arroganz. Sehr fesselnd ist die Vorstellung von Judy Winter, die ihre Verbitterung hinter einer gleichgültigen Fassade verbirgt. Herlinde Latzko ist eine sehr hübsche junge Frau, deren Anwesenheit dem Betriebsklima offenbar nicht gut bekommt, aber die Augen des Zuschauer verwöhnt.

"Das Bordfest" ist eine sehr "seriös" angelegte Episode, die auf verbale Auswüchse und sonstigen Krawall verzichtet. Nur einmal kommt es zu einem lauten Moment, der dann aber umso heftiger auf den Zuschauer einwirkt, ich habe mich fast zu Tode erschrocken! Die Eröffungskulisse auf dem Ausflugsdampfer sorgt für Abwechslung, und führt die relevanten Charaktere treffsicher in die Handlung ein. Die Auflösung wirkt mir eine Spur zu konstruiert, passt meiner Meinung nach nicht zu der ansonsten sehr bodenständigen Ausführung der Folge. Immerhin, auch ein mittelprächtiger "Ermittler" wie ich erahnte die richtige Person, nur wurde das Motiv reichlich unrund reingewürgt. Letztlich eine gute Folge, die durch das Tatmotiv ein wenig beschädigt wird.

7/10 (gut)


Folge 26 - Das Superding (Deutschland 1976)

Bankdirektor Veicht (Ullrich Haupt) erhält einen merkwürdigen Anruf. Der Unbekannte am Telefon teilt ihm mit, dass seine Bank demnächst ausgeraubt werden soll, er könne den Plan gegen eine großzügige Entlohnung auffliegen lassen. Veicht ist zwar skeptisch, stimmt jedoch einem Treffen zu. Eine Stunde später wird vor der Bank ein Mann erschossen, vermutlich handelt es sich um den unbekannten Anrufer. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein zu einer Bekannten des Ermordeten, die in einer Discothek als Tänzerin arbeitet. Der Schuppen wird von einem Burschen namens Gerke (Horst Buchholz) geführt, der früher als Lehrer für Mathematik tätig war. Gerke plaudert aufgeschlossen über seine Vergangenheit, doch tatsächlich arbeitet er an der Umsetzung eines schier unglaublichen Vorhabens...

"Das Superding" ist eine grosse Show für Horst Buchholz, der hier in bester Spiellaune vom Leder zieht. Der eiskalt kalkulierende Logikmeister kann sich allerdings nicht zu 100% auf seine "Mitarbeiter" verlassen, deren Nervenkostüm teils sehr dünn gestrickt ist. So sehen wir Gottfried John als Freund des Mordopfers, John überzeugt als mehr und mehr die Contenance verlierendes Helferlein. Ulrich Haupt konnte in Folge 22 (Kein schöner Sonntag) glänzen, diesmal ist sein Part unscheinbarer, seriöser angelegt, schein Schauspiel erneut auf gutem Niveau. Gerhard Garbers ist als Bruder des Bankdirektors zu sehen, Jutta Kamann (Die Oberschwester aus "In aller Freundschaft" in einer kleinen Nebenrolle, Günther Stoll gibt mal wieder den dritten Mann hinter Derrick und Klein.

Wolgang Beckers Inszenierung mutet fast wie "Alfred Vohrer light" an, es gibt frivole Szenen zu bewundern, die Atmosphäre des Nachtlokals wurde gut eingefangen. Bei Vohrer wäre es sicher eine Spur wüster zugegangen, vermutlich wäre auch die Sprache von etwas ruppigerer Natur. Vor allem macht hier die Schlagseite in Richtung Heist-Movie Freude, dieses Element hat man sehr gekonnt in den Fall eingewoben. Für ein grosses Ausrufezeichen sorgt die Auflösung. Weniger die Enttarnung des Mörders, sondern das Motiv des "Hauptbösewichts"! Ungewöhnlich und packend!

8/10 (Sehr gut)

***

Ferner stand "Gesandter des Grauens" (Not of this Earth, 1957) auf dem Speiseplan, eines der frühen Produkte von Roger Corman. Der Streifen ist ein schöner SF-Gruselmix, mit einfachen Mitteln vortrefflich ausgeführt. Im Gegensatz zur mittelprächtigen DVD von Ostalgica, ist die limitierte Ausgabe von Subkultur Entertainment ein echtes Schätzchen! Der Film wurde liebevoll aufbereitet und mit netten Boni garniert. Leider sind nur 500 Exemplare dieser Scheibe veröffentlicht worden, die Preise ziehen bereits spürbar an. Wer sich dieses Perlchen sichern möchte, sollte schnellstmöglich aktiv werden.

6/10 für den Flick (Die DVD verdient grösstes Lob und sprengt jede Punkteskala).
ASCH

RANG God of Clanintern

#4533 - 14.02 21:39


Frontansicht der kleinen Hartboxen von Eyecatcher, links Cover A, rechts Cover B


Kiba - Der Leibwächter (Japan 1973, Originaltitel: Bodigaado Kiba: Hissatsu sankaku tobi)

Chiba (Sonny Chiba) ist mit dem Flieger unterwegs, plötzlich reissen Kriminelle die Gewalt über die Linienmaschine an sich. Kein Problem für den obercoolen Karatemegameister, er prügelt die Banditen kurzerhand windelweich. Um die Werbetrommel für seinen Kampfsport zu rühren, nutzt Chiba die Aufmerksamkeit der Presse geschickt aus, bietet seine Dienste als Leibwächter an. Wenig später steht eine junge Frau (Mari Atsumi) vor der Tür, Reiko möchte vier Tage lang von Chiba geschützt werden. Freudig nimmt der harte Bursche den Auftrag an, er ahnt noch nicht, dass die Kacke bald gewaltig dampfen wird. Seine Auftraggeberin ist die Witwe eines ermordeten Mafiabosses, sie will eine grosse Menge Drogen verkaufen. Die Aussicht auf das Geld lockt jede Menge Schmeißfliegen an, ergo gibt es für den Leibwächter jede Menge Fressen zu polieren und Knochen zu brechen...

Allzu viel gibt es nicht über diesen Film zu sagen. "Kiba" ist ein Starvehikel für Sonny Chiba, der hauptsächlich von ein paar netten Kloppereien lebt. Bei Sonny Chiba geht es stets kurz aber schmerzhaft zu. Jedoch reisst er in diesem Flick seinen Gegnern nicht die Eingeweide raus, ein Schurke verliert lediglich einen Arm, sonst sind keine weiteren Exzesse zu vermelden. Chiba ist -auch wenn es abgedroschen klingt- einfach ein cooler Typ, dessen harte Gesichtszüge einen Hang zur Arroganz und zum Sadismus ausstrahlen. Damit ist er gewissermaßen der ideale Held für Eastern-Action der rustikalen Sorte.

Die Story bleibt überschaubar, Chiba muss sich mit Gesindel aus unterschiedlichen Lagern beschäftigen. Die Mafia will die Drogen, drei irre Brüder wollen die Drogen. Ferner schleicht ein schleimig-schmieriger Typ durch das Szenario, freilich will sich auch dieser Kerl, die zu erwartenden Erträge unter den Nagel reissen. Die Zusammenhänge wirken mehr als einmal an den Haaren herbeigezogen, so spaziert man z.B. ganz locker in eine Kaserne der US-Streitkräfte, um einen gut gefüllten Sarg abzuholen. Optisch und technisch schwankt der Streifen zwischen Weltklasse und Murks. Es gibt grandios gefilmte Momente zu sehen, deren Atmosphäre mich vor Freude nahezu aus dem Sofa haut, dem stehen fahrig ausgeführte Schnitte, holprige Szenenwechsel gegenüber. Es mag aber auch sein, dass der Film Federn lassen musste, ich finde leider keine zuverlässige Quelle. Letztlich stören mich Schwächen bekanntlich nicht, oft tragen sie zum Charme kleiner Perlen und Schätzchen bei. So funktioniert auch "Kiba" für mich zufriedenstellend, auch wenn z.B. Chibas "Street Fighter" Flicks in einer weitaus höheren Liga angesiedelt sind.

An dieser Stelle ein paar Worte zu den Mitwirkenden. Zu Sonny Chiba habe ich mich bereits geäussert, der Kerl ist schlicht und ergreifend eine Macht, ein eigenwilliger Sympathieträger, und vor allem ein echter Typ, ein Charakterkopf! Als Gegenspieler tauchen mehr oder weniger bewährte Fratzen auf, erspart mit bitte die Aufzählung der japanischen Namen. Neben Sonny Chiba ist Mari Atsumi die Attraktion des Films. Mir kam ihr Gesicht gleich bekannt vor, tatsächlich sah ich sie erst vor wenigen Wochen im ersten Teil der Hanzo-Trilogie, als sie auf dem Dorn von Shintarô Katsu multiorgasmische Freuden erleben durfte. Mari Atsumi hat nicht viel mit den Klischees zu tun, die man mit einer hübschen, zarten, zerbrechlichen Dame aus Japan verbindet. Sie wirkt ein wenig grobschlächtiger, ist mit Sicherheit keine Schönheit. Doch die Frau hat eine sehr, sehr heisse Ausstrahlung, wirft jede Menge Sexappeal in die Waagschalen der Wonne. So passt die verruchte, undurchsichtige Rolle dann auch prima zu ihr, man hätte diesen Part kaum besser und treffsicherer besetzen können.

Fazit: Chiba, Atsumi, fiese Fressen, Fratzengeballer und Schmerzen, Pistolengeknalle und Tote, Drogen. Die Inszenierung von Tatsuichi Takamori bewegt sich zwischen Welt- und Kreisklasse, für gute Laune ist gesorgt. Kein Film für Einsteiger, jedoch ein sehenswerter Beitrag für Fans. Mir liegt die DVD von Eyecatcher vor, deren Qualität recht mittelprächtig ausfällt, zum Glück scheint das Bildformat korrekt zu sein. Die deutsche und die US-Synchro sind an Bord, mir gefällt der englische Zungenschlag in diesem Fall etwas besser. Im Bonusbereich findet man ein paar Kleinigkeiten, sowie diverse Trailer zu weiteren Titeln aus dem Programm des Labels. Wie üblich stehen unterschiedliche Cover zur Auswahl bereit, die DVDs kommen in kleinen Hartboxen ins Haus.

6,5/10 (Oberste Mittelklasse, inklusive Fan-Bonus)

Lieblingszitat:

"Legen sie Ihre Hände in den Nacken!"
"Fang schonmal an zu beten."





Frontansicht der Box


Macumba sexual (Spanien 1983, Originaltitel: Macumba sexual)

Lina im Rausch, Lina in der Wüste, Lina...

Alice (Lina Romay) und ihr Begatter (Antonio Mayans) geniessen den gemeinsamen Urlaub. Jedoch wird Alice von bizarren Albträumen heimgesucht, in denen ihr eine dunkelhäutige Schönheit (Ajita Wilson) erscheint. Zu allem Überfluss erhält Alice einen Anruf von ihrem Chef, sie soll einen Immobilienkauf abwickeln, es winkt eine fette Provision. Als Alice schliesslich auf die Kundin trifft, ist es die Frau aus ihren befremdlichen Träumen. Die rätselhafte Dame lässt sich von zwei Sklaven umsorgen, sie stellt sich als Prinzessin Obongo vor. Die Immobilie sei für sie nicht von Interesse, gleichwohl werde sie diese erwerben, sie habe Alice aber aus einen ganz anderen Grund zu sich gerufen. Alice stolpert in einen Taumel aus Lust und Wahn, die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Was führt Prinzessin Obongo im Schilde, welches Schicksal ist Alice bestimmt...???

"Macumba sexual" ist gewissermaßen eine Neuauflage von "Vampyros Lesbos"(1970). Im Jahre 1970 (bzw. 1971, Kinostart in Deutschland) nahm uns Jess Franco bei der Hand, mit auf eine wundervolle, psychedelische Traumreise, verwöhnte uns mit herrlichen Bildern, sowie den beiden Schönheiten Ewa Strömberg und Soledad Miranda. "Vampyros Lesbos" atmete den Geist der späten sechziger Jahre, ist durch und durch ein Kind seiner Zeit. Erstaunlicherweise schafft Franco es auf überzeugende Weise, diese Faszination zu einem großen Teil in die achtziger Jahre zu transportieren. Wir dürfen erneut einen Trip und Sinnesrausch erleben, auch wenn wir diesmal vielleicht nicht ganz so hoch und weit abheben können.

Die Kamera fängt stimmungsvolle Bilder ein, gewährt der Kulisse Raum zur Entfaltung. Es gibt bizarr anmutende Momente zu sehen, Ajita Wilson hält ihre Sklaven an der Leine, die wie Hunde neben ihr auf allen Vieren laufen. Die Prinzessin aus Transgenitalien *räusper* Obongo gräbt einen phallischen Fetisch aus dem Wüstensand hervor etc.. Den grössten Unterschied zum legendären Vorbild, macht die weitaus offensivere Darstellung der erotischen Szenen aus. Während "Vampyros Lesbos" von knisternder Erotik durchzogen war, weicht dieses Element in "Macumba sexual" sehr zeigefreudigen Sexszenen. Immer wieder schrammt Franco knapp am HC-Bereich vorbei, für ganz, ganz kurze Momente lässt er sich dorthin treiben. Freilich ist der Streifen kein Porno, doch wer sich generell mit Nacktheit, Gezüngel und einem geplegten Räppelchen nicht anfreuden mag, dürfte hier eine Überdosis weiblicher Reize erfahren. Es wäre ein Fehler, wenn man den Film auf diese Momente reduzieren würde. Franco jubelt uns geschickt diverse Standards des Vampirfilms unter, man beachte die Manipulation, die Abhängigkeiten usw., verpackt diese Klischees aber ganz anders, als man es aus gewöhnlichen Horrorbeiträgen kennt. So fügt sich letztlich alles zu einem betörenden Bild zusammen, sofern man sich auf diesen Stoff einlassen kann (und mag).

Seit ich mich ein wenig intensiver mit dem Schaffen von Jess Franco beschäftige, werde nicht nur immer stärker von seinen Werken gepackt, sondern erliege mehr und mehr den Reizen seiner Gattin Lina Romay. Ehrlich, mir hängt vor Gier die Zunge aus dem Hals, war für eine Frau! Diese Augen, diese sinnlichen Lippen (alle), diese Rundungen, dieser Körper. "Macumba sexual" lässt Linas Reize nahezu zügellos auf den geneigten Zuschauer einwirken. Die mir vorliegende DVD bietet den Film im spanischen Originalton an, Lina klingt in dieser Sprache noch erotischer, auch wenn ich nahezu kein einziges Wort verstehe. Ajita Wilson bietet -in jeder Hinsicht- einen perlenden, harschen Kontrast zur drallen Weiblichkeit der Frau Romay. Lang und dürr, dunkelhäutig, mit einer eigenwilligen, puppenhaft-dämonischen Schönheit gesegnet. Dass Frau Wilson ursprünglich Herr Wilson war, ist ihr nicht im Ansatz anzusehen. Lina passt weitaus besser in mein Beuteschema, doch kann mich auch den Reizen und der Präsenz von Ajita nicht entziehen. Franco dosiert die Auftritte seiner Vampirin, Sukkubiene, Dämonin (der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt) genau auf den Punkt. Man wird Ajita Wilson nie überdrüssig, sie verkommt aber auch nie zur unbedeutenden Randnotiz. Gegen diese weiblicher Overpower haben die männlichen Nebendarsteller nicht viel zu melden. Jess Franco gibt sich auch vor der Kamera die Ehre, wirkt hier aber weitaus weniger irre und bedrohlich, als es in "Vampyros Lesbos" der Fall war. Man könnte zu der Erkenntnis gelangen, dass der gute Jess seinen ursprünglichen Part mit reichlich Ironie in den neuen Aufguß eingebaut hat. Antonio Mayans aka Robert Foster mimt Linas Ehemann. Ein unscheinbarer Auftritt, durchaus solide gespielt, aber eben nur als Ergänzung angelegt. Mayans taucht häufig in Filmen von Jess Franco auf. Lorna Green und ein Typ namens José Ferro dürfen die Sklaven der Prinzessin geben. Eine kleine, sehr feine Besetzung, Lina wird mich in vielen feuchten Träumen verfolgen.

"Macumba sexual" ist ein heissblütiger, die Seele wärmender Film, der in den frühen Jahren eines kalten Jahrzehnts entstanden ist. Zugegeben, ein Meisterstück wie "Vampyros Lesbos" ist Franco nicht ganz gelungen, aber fraglos ein sehr schöner Film, der den aufgeschlossenen Zuschauer zu entzücken vermag. Ich wiederhole mich gern, Franco hat erstaunlich viel Atmosphäre der späten sechziger/frühen siebziger Jahre gerettet, präsentiert diese in einem etwas weniger abgehobenen Rahmen. Selbst die musikalische Untermalung flirrt und zirpt dezent psychedelisch, obschon weniger zupackend als beim großen Vorbid. Mir erscheint "Macumba sexual" umso liebenswerter, wenn ich mir den Zeitpunkt der Entstehung vor Augen führe.

In Deutschland liegt leider keine DVD-Auswertung des Films vor. Daher lohnt der Griff zur "Jess Franco Collection 2" aus dem Hause Anchor Bay. Das Set aus Großbritannien bietet neben "Macumba sexual" fünf weitere Filme des Spaniers an:

• The sexual Story of O
• The inconfessable Orgies of Emmanuelle
• Downtown Heat
• Down Town
• Mansion of the Living Dead


Die sechs DVDs sind in Slimcases verpackt, eine stabile Pappbox hält die Scheiben zusammen. "Macumba sexual" kommt in schöner Bildqualität daher, Boni sind leider nicht an Bord. Der Ton liegt im spanischen Original vor, englische Untertitel sind zuschaltbar. "Down Town" ist gekürzt, doch mit diesem Manko kann man gut leben, denn die ordentliche DVD von Ascot sorgt für Abhilfe (Titel der Scheibe: Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt).

Fazit: Ich tauche mit Begeisterung tiefer und tiefer in das Franco-Universum ein, ich liebe Lina Romay.

Gut und schön = Dicke 7/10

Lieblingszitat:

"I've never travelled on a Camel before. I must smell a bit strange." (Hat zwar nicht viel mit der Stimmung des Films zu tun, wird aber von Lina unglaublich knuffig vorgetragen)
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4534 - 16.02 16:46

Hmm hab momentan nix gesehen, deswegen einfach mal was aus dem Fernsehen. Obacht!



Der Tag, an dem die Erde still stand

Ein superhochentwickeltes und superintelligentes Alien kommt auf die Erde und will vor der UN sein Anliegen unterbreiten. Die bösen Menschen wollen das aber nicht, und deswegen entschließt sich das Alien die Menschen von der Erde zu tilgen.
Dies begründet er damit, daß die Menschen die Erde zerstören werden, die Aliens aber ein Interesse an deren Erhalt haben, da sie komplexes Leben entwickeln kann.
Aber nein, ein Mathematik-Professor erklärt dem Alien, daß Menschen sich ändern, wenn sie an einem Abgrund stehen und somit beginnt das Alien zu zweifeln.

Gut das auch ein dummes Kind, welches Angst vor dem Alien hat, von dem Alien gerettet wird und es deswegen anfängt zu mögen. Sonst wäre dieses Wesen, welches klüger ist als alle Menschen zusammengefasst, niemals auf die Idee gekommen die Menschheit doch noch zu retten.

spoiler


Dieser Film hat mich echt umgehauen. Welchen halbwegs intelligenten Menschen wollen die eigentlich so eine Scheiße verkaufen? Da kommt ein hochintelligenter Repräsentant eines Zusammenschluss aus hochintelligenten Alien-Zivilisationen auf die Erde und entscheidet nach hochintelligenter Alienkonvention Menschen zu vernichten. Keine Widerrede!

Nein halt, ein Nobelpreisträger hat doch noch ein Argument gefunden! Ist es denn möglich, daß ein ordinärer Mensch tatsächlich ein Argument erdenken konnte, worauf Milliarden von höherintelligenten Aliens über Jahrtausende nie drauf gekommen sind? In diesem schwachsinnigen Film schon.
Diese gesamte Story ist so glaubwürdig wie die Unschuld Contadors.

Selbst das Menschenbild, welches der Film zeichnet, ist selbst mir als Misanthrop einfach viel zu Übel. Die gesamte Menschheit ist durchweg böse, aggressiv und paranoid. Das Alien kommt auf die Erde und wird direkt mal umgeballert. Einfach so. Interessiert auch niemanden warum.
Als nächstes kommt das Alien ins Gefängnis und wird verhört. Eigentlich wollte es vor der UN sprechen, aber die Menschen glauben das eine höhere Kultur immer die niedrigere auslöschen wird. Egal ob das in der menschlichen Historie bislang auch ohne Gewalt von statten ging. 6 Milliarden Idioten und keiner kann das differenzieren. Jedenfalls haben alle Angst vor einer Invasion, ganz gleich ob es dafür bislang nicht den geringsten Anschein gab. Alle bereiten sich panisch darauf vor die Aliens, die nie kommen werden und für die es keinen einzigen Anhaltspunkt einer Invasion oder feindlicher Absicht gibt, wegzuhauen. Das ist selbst mir viel zu bescheuert.

Natürlich gibt es dann noch die Protagonistin, Biologin und liebende Mutter des Quotennegers, die als einziger Mensch auf der Erde vernünftig bleibt. Dieser Film scheißt Stereotypen gerade so aus.
Da passt es ganz gut, daß das recht emotionslose Alien auch noch von der Einheitsmimik Keanu Reeves gespielt wird, der selbst die ungewollte Dummheit des Aliens mit seinem starren Blick auszudrücken weiß. Grandios.

Ich hatte mich in der Hoffnung bei dem Film gehalten, daß am Ende wenigstens noch ein ordentliches Menschenmassaker stattfindet. Selbst das war enttäuschend. Ein Schwarm kleiner Roboter breitet sich willkürlich aus und löst unaufhaltsam alle Menschen und alles Menschengemachte in Luft auf. Unaufhaltsam? Von wegen! Eine kleine Brücke im Zentral-Park bietet tapfer den Protagonisten Schutz. Wie hätte man auch sonst die Welt noch retten können? Macht ja nix, ich wollte mich sowieso schon kotzen. Der Epilog mit den peinlichen Treueschwüren tat sein übriges.

Fazit: Ich habe schon lange nicht mehr so eine hirnlose Hundekacke gesehen. Die Story ist noch dämlicher als Krieg der Welten und Skyline, und das will schon eine Kunst sein.
Wäre dieser Film ein Mensch, ich hätte minutenlang auf sein Spastigesicht eingeprügelt bis sich meine gebrochenen Fingerknochen in seine Augäpfel und Hirnreste gebohrt hätten. Ich hätte ihn eine Millionen mal umgebracht am liebsten.


Nein, der Film hat mir nicht gefallen
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4535 - 16.02 21:17

Der hat mir auch nicht gefallen ^^
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4536 - 17.02 17:23

Hmm hab momentan nix gesehen, deswegen einfach mal was aus dem Fernsehen. Obacht!



Der Tag, an dem die Erde still stand

Ein superhochentwickeltes und superintelligentes Alien kommt auf die Erde und will vor der UN sein Anliegen unterbreiten. Die bösen Menschen wollen das aber nicht, und deswegen entschließt sich das Alien die Menschen von der Erde zu tilgen.
Dies begründet er damit, daß die Menschen die Erde zerstören werden, die Aliens aber ein Interesse an deren Erhalt haben, da sie komplexes Leben entwickeln kann.
Aber nein, ein Mathematik-Professor erklärt dem Alien, daß Menschen sich ändern, wenn sie an einem Abgrund stehen und somit beginnt das Alien zu zweifeln.

Gut das auch ein dummes Kind, welches Angst vor dem Alien hat, von dem Alien gerettet wird und es deswegen anfängt zu mögen. Sonst wäre dieses Wesen, welches klüger ist als alle Menschen zusammengefasst, niemals auf die Idee gekommen die Menschheit doch noch zu retten.

spoiler


Dieser Film hat mich echt umgehauen. Welchen halbwegs intelligenten Menschen wollen die eigentlich so eine Scheiße verkaufen? Da kommt ein hochintelligenter Repräsentant eines Zusammenschluss aus hochintelligenten Alien-Zivilisationen auf die Erde und entscheidet nach hochintelligenter Alienkonvention Menschen zu vernichten. Keine Widerrede!

Nein halt, ein Nobelpreisträger hat doch noch ein Argument gefunden! Ist es denn möglich, daß ein ordinärer Mensch tatsächlich ein Argument erdenken konnte, worauf Milliarden von höherintelligenten Aliens über Jahrtausende nie drauf gekommen sind? In diesem schwachsinnigen Film schon.
Diese gesamte Story ist so glaubwürdig wie die Unschuld Contadors.

Selbst das Menschenbild, welches der Film zeichnet, ist selbst mir als Misanthrop einfach viel zu Übel. Die gesamte Menschheit ist durchweg böse, aggressiv und paranoid. Das Alien kommt auf die Erde und wird direkt mal umgeballert. Einfach so. Interessiert auch niemanden warum.
Als nächstes kommt das Alien ins Gefängnis und wird verhört. Eigentlich wollte es vor der UN sprechen, aber die Menschen glauben das eine höhere Kultur immer die niedrigere auslöschen wird. Egal ob das in der menschlichen Historie bislang auch ohne Gewalt von statten ging. 6 Milliarden Idioten und keiner kann das differenzieren. Jedenfalls haben alle Angst vor einer Invasion, ganz gleich ob es dafür bislang nicht den geringsten Anschein gab. Alle bereiten sich panisch darauf vor die Aliens, die nie kommen werden und für die es keinen einzigen Anhaltspunkt einer Invasion oder feindlicher Absicht gibt, wegzuhauen. Das ist selbst mir viel zu bescheuert.

Natürlich gibt es dann noch die Protagonistin, Biologin und liebende Mutter des Quotennegers, die als einziger Mensch auf der Erde vernünftig bleibt. Dieser Film scheißt Stereotypen gerade so aus.
Da passt es ganz gut, daß das recht emotionslose Alien auch noch von der Einheitsmimik Keanu Reeves gespielt wird, der selbst die ungewollte Dummheit des Aliens mit seinem starren Blick auszudrücken weiß. Grandios.

Ich hatte mich in der Hoffnung bei dem Film gehalten, daß am Ende wenigstens noch ein ordentliches Menschenmassaker stattfindet. Selbst das war enttäuschend. Ein Schwarm kleiner Roboter breitet sich willkürlich aus und löst unaufhaltsam alle Menschen und alles Menschengemachte in Luft auf. Unaufhaltsam? Von wegen! Eine kleine Brücke im Zentral-Park bietet tapfer den Protagonisten Schutz. Wie hätte man auch sonst die Welt noch retten können? Macht ja nix, ich wollte mich sowieso schon kotzen. Der Epilog mit den peinlichen Treueschwüren tat sein übriges.

Fazit: Ich habe schon lange nicht mehr so eine hirnlose Hundekacke gesehen. Die Story ist noch dämlicher als Krieg der Welten und Skyline, und das will schon eine Kunst sein.
Wäre dieser Film ein Mensch, ich hätte minutenlang auf sein Spastigesicht eingeprügelt bis sich meine gebrochenen Fingerknochen in seine Augäpfel und Hirnreste gebohrt hätten. Ich hätte ihn eine Millionen mal umgebracht am liebsten.


Nein, der Film hat mir nicht gefallen

quote of Warum nur!


Köstlich!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4537 - 17.02 21:55




The Executor - Der Vollstrecker (Italien 1983, Originaltitel: Gli sterminatori dell'anno 3000)

Die Dürre nach dem Knall

Nach einem gewaltigen Krieg liegt nicht nur die Zivilisation in Trümmern. Mutter Natur hat keine Lust mehr, es hat seit Jahren nicht mehr geregnet, der Planet wurde zur staubigen Hölle. In dieser feindseligen Welt lebt der kleine Tommy (Luca Venantini), dessen Vater die Siedlung auf der Suche nach Wasser verlassen hat. Der gute Mann ist längst überfällig, niemand glaubt noch an seine Rückkehr. Niemand? Naja, sein Söhnchen hält das Väterlein weder für tot, noch für einen lausigen Verräter. Ergo schleicht sich Tommy in die Kabine eines LKWs, als sich ein zweiter Trupp auf die nächste Mission zur Wasserbeschaffung begibt. Leider wird der kleine Convoy von Crazy Bull (Fernando Bilbao) und dessen Bande überfallen, bevor man eine Chance hatte die sagenumwobene Quelle zu erreichen. Natürlich metzelt das üble Gesindel alle braven Menschlein nieder, nur der Junge überlebt unerkannt in seinem Versteck. Auf dem Marsch durch die unwirkliche Landschaft, tritt Tommy auf den ruppigen Einzelgänger Tiger (Robert Iannucci). Obschon ein harter Knochen, ist Tiger auf die Hilfe des kleines Bürschleins angewiesen. Nach einem unangenehmen Unfall samt "Fahrerflucht", liegt er nahezu hilflos in der zerbeulten Karre gefangen. Tommy befreit Tiger aus der mißlichen Lage, bittet ihn nun seinerseits um Hilfe, bekanntlich braucht man in seiner Siedlung dringend jedes Tröpfchen Wasser. Zunächst lehnt der Outlaw den Jungen und dessen Anliegen ab. Doch als der Kleine in die Hände von Crazy Bull fällt, rettet er ihn durch einen waghalsigen Einsatz, bei dem er Kopf und Kragen riskiert. Tommy trägt durch die Folter der Schurken eine Verletzung davon, sein künstlicher Arm wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Das ungleiche Duo hofft auf die geschickten Finger von Peperoni (Luciano Pigozzi), der nahezu jeglichen Technikkram irgendwie reparieren kann. Tommy lernt die kämpferische Trash (Alicia Moro) kennen, die ihm bei seinem Vorhaben gern zur Seite stehen möchte, ohne Tigers Unterstützung sind die Erfolgsaussichten gering. Aber kann man einem Lone Wolf wirklich über den Weg trauen, dessen Verhalten und Ansagen in einem wenig vertrauenerweckenden Licht erscheinen...???

Die erste Hälfte der achtziger Jahre, bescherte uns einige sehr unterhaltsame Endzeitstreifen aus Italien. Der grosse Erfolg von "Mad Max" (1979) und "Mad Max 2" (1981) löste eine regelrechte Welle aus. Was die Australier können, bringen die Italiener ebenfalls locker auf die Kette, teils sogar mit noch höherem Spassfaktor. Giuliano Carnimeo mag nicht zu den Stars unter den italienischen Genre-Regisseuren zählen, ist aber keinesfalls ein unbekannter Vertreter seiner Zunft. Er inszenierte in den sechziger und siebziger Jahren diverse Italowestern, welche einen üppigen Anteil innerhalb seiner Filmographie beanspruchen. Aber auch der prächigte Giallo "Das Geheimnis der blutigen Lilie" (Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?, 1971), geht auf das Konto des Filmemachers (Immerhin ein Streifen mit der göttlichen Edwige Fenech, die mehrfach unter seiner Regie agierte).

"The Executor" bringt sämtliche Zutaten an den Start, die einen gelungenen und unterhaltsamen Endzeitflick ausmachen. Der übliche Atomkrieg löschte vorab die ehemals bekannte Zivilisation aus. Im Bombenhagel verglühten sämtliche Regeln, jegliche Sicherheit, jede Art von Komfort. Die jämmerliche Anzahl der Überlebenden kämpft ums nackte Überleben, die "Guten" werden immer wieder von den "Bösen" drangsaliert. Da darf natürlich der rauhe Einzelkämpfer, Antiheld und hartschalige Haudrauf nicht fehlen, der sich letztlich immer auf die Seite der guten Menschen stellt, den Fieslingen einige gewaltige Tritte in den Allerwertesten verpasst. Solch ein Bild von einem Mann braucht natürlich ein anstädiges, angemessenes Gefährt unten dem eigenen Hintern. Wie der Cowboy einst seinen Gaul schätze, so liebt der heroische Endzeitkämpfer sein Automobil. Klar, der Lack ist zerkratzt, die Felgen sind nicht auf Hochglanz poliert, die letzte Wäsche liegt Jahre zurück. Kein Fall für den Mittelschichtspießbürger, der jeden Samstag brav seine Mittelklassekarre mit dem Schwamm massiert. Aber wer braucht solchen Schnickschnack, in einer Zeit, in der die Strassen längst unter einer meterdicken Schicht aus Sand, Blut und Tränen verschwunden sind? Eben, kein Schwein! ...und unser Held sowieso nicht! Tigers Wagen wurde auf den Namen Executor getauft, ausgestattet mit einigen Gimmicks, die ihm im Kampf gegen das omnipräsente Gesindel hilfreich sind. Damit sind ist die Speisekarte längst nicht völlständig vorgestellt. Hier gibt es nicht nur den üblichen Helden zu bestauen, ergänzt durch seinen kampfstarken Blechschlitten. Nein, hier taucht ferner ein standesgemäßer Oberbösewicht auf, der direkt aus "Mad Max 2" entliehen wurde. Crazy Bull ist nahezu eine makellose Kopie, der rechten Hand des Blechschädels aus dem besagten Aussie-Streifen. Noch immer findet die Liste kein Ende. Carnimeo bringt einen künstlichen Arm ins Spiel, der aus dem tapferen Tommy "1% Terminator + 3% Luke Skywalker" werden lässt. Wen wundert es, wenn am Rande offenbar mutierte Gesichtsruinen auftauchen. Es wäre müßig jede Einzelheit aufzuzählen, Freunde gepflegter Endzeitunterhaltung werden sich sofort gut aufgeboben fühlen, wenn sie "The Executor" über den Bildschirm/die Leinwand flimmern sehen.

Da es keine auffällig dominante Hauptrolle gibt, verteilt sich diese Last auf mehrere Schultern. Robert Iannucci füllt die Rolle des Tiger ansprechend aus, die Glanzlichter werden allerdings von anderen Beteiligten gesetzt. Der kleine Luca Venantini macht sehr positiv auf sich aufmerksam, was aus meiner Tastatur als grosses Lob zu verstehen ist. Kinder sehe ich "eigentlich" nicht gern in größeren Rollen, da ihre Anwesenheit oft für nervige Momente, oder gar eine "familienfreundliche" Schlagseite des betreffenden Films sorgt. In diesem Fall kann Entwarnung gegeben werden, denn Luca ist wirklich ein sympathischer Bengel, irgendwie muss man den Lütten mögen. Charakterschädel Luciano Pigozzi wurde gern als Ekelpaket besetzt, nun gibt er einen liebenswerten Kauz, der ebenfalls sämtliche Sympathien auf seiner Seite hat. Fernando Bilbao fungiert als sadistischer Bandenboss, seine Helferlein bleiben lediglich unscheinbare Metzelmasse von der Stange. Die Anwesenheit von Eduardo Fajardo soll nicht ohne Erwähnung bleiben. Mit ihm wurde ein weiteres markantes Gesicht verpflichtet, wie Pigozzi steht er diesmal auf der Seite der Guten. Alicia Moro mutet in der Rolle der Trash wie ein Alibiweichen an, vielleicht eine Spur zu unscheinbar. Doch auch Frau Moro kann man kaum nicht mögen. Ein durchaus angenehme Truppe, die Herr Carnimeo bei diesem kleinen Kracher einsetzen durfte.

"The Executor" ist einer dieser Filme, für die ich ohne jeden Vorbehalt meine Lieblingsworte "knuffig", "Wohlfühlatmosphäre" und "Sympathiepunkte" auspacke. Wenn ich seine Verwandtschaft zum Vergleich heranziehe, muss sich der unterhaltsame Film trotzdem mit einem Platz in der zweiten Reihe begnügen. "Metropolis 2000" (I nuovi barbari, 1982) von Enzo G. Castellari, "Fireflash" (2019: Dopo la caduta di New York, 1983) von Sergio Martino, "2020 - Texas Gladiators" (Anno 2020 - I gladiatori del futuro, 1982) von Joe D'Amato und George Eastman. Nicht zu vergessen der Knüller "The Riffs III - Die Ratten von Manhattan" (Rats - Notte di terrore, 1984) von Bruno Mattei/Claudio Fragasso, den ich ganz besonders ins Herz geschlossen habe! Gegen diese Flicks kann "The Executor" nicht anstinken. Aber was solls, ich möchte den Film auf keinen Fall missen!

Ascot Elite hat "The Executor" vor einiger Zeit auf DVD veröffentlicht. Als Vorlage musste vermutlich ein Tape herhalten, darauf weisen ein paar für das Format übliche Bildstörungen hin. Qualitativ reisst die Scheibe also keine Bäume aus, dazu kommen noch Kürzungen, die den Unterhaltungswert aber nicht nachhaltig trüben. Man kann mit der DVD leben, doch ich würde dem Film eine erneute und sorgfältige Aufbereitung/Auswertung wünschen.

6,5/10 (+Wohlfühlbonus) Eine höhere Punktewertung wird durch die starken Mitbewerber verhindert, siehe Hinweis.

Lieblingszitat:

"Diese Schweine wollen uns ihr Wasser nicht geben! Also holen wir es uns!"

***

Danach gab es noch ein Date mit Jean-Claude Van Damme, der gemeinsam mit Dennis Rodman gegen einen rachsüchtigen Mickey Rourke antritt. "Double Team" von Tsui Hark bietet kurzweilige Action, blöde Sprüche und angenehme Übertreibungen. Der Film ist im Laufe der Zeit gewachsen, bei der Erstsichtung vor ca. 11-12 Jahren gefiel er mich nicht ganz so gut.

7/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4538 - 18.02 21:53




Undisputed III: Redemption (USA 2010, Originaltitel: Undisputed III: Redemption)

Prügel bis die Schwarte kracht, Intrigen bis das Bankkonto lacht

Yuri Boyka (Scott Adkins) hat schwer an seiner Niederlage zu knabbern, bei der nicht nur eines seiner Knie zu Brei verarbeitet wurde. Gedemütigt wischt er die dreckigsten Ecken des Gefängnisses aus, für sein alten "Auftrageber" Gaga (Mark Ivanir) ist Boyka nicht mehr interessant. Gaga setzt längst auf seinen neuen Champion, der die ultraharten Knastkämpfe für ihn gewinnt. Boyka will unbedingt wieder in den Ring, will seine Selbstachtung zurückgewinnen. Von einem kaputten Knie lässt sich der gestürzte Champ nicht aufhalten, er trainiert unter Schmerzen, prügelt den neuen Knastmeister in Grund und Boden. Nun bleibt Gaga keine Wahl, denn ein grosses Turnier mit den acht besten Knastfightern aus aller Welt steht bevor. Die Veranstaltung soll die Kassen der Drahtzieher füllen, hinter den Kulissen manipuliert man im grossen Stil. Längst steht fest, welcher Kämpfer als Sieger aus den Kloppereien hervorgehen soll, ein irrer und drogensüchtiger Typ aus Kolumbien. Boyka gerät derweil mit Turbo (Mykel Shannon Jenkins) aneinander, der aus den USA herbeigeschafft wurde. Beide Kämpfer gewinnen ihren Auftaktfight, doch man drangsaliert sämtliche Teilnehmer mit Zwangsarbeit im Steinbruch. Nur der für den Sieg auserkorene Gigant aus Südamerika, schaukelt sich gemütlich die Goldstücke in der Sonne. Boyka wird klar, dass mal wieder eine riesige Sauerei im Gange ist. Schiebereien verletzten sein Ehrgefühl, er weiht Turbo in seine Gedankengänge ein. Werden die Kontrahenten letztlich an einem Strang ziehen? Kann Boyka sich gegen die dunklen Machenschaften stemmen, gegen skrupellose Geschäftemacher, die selbst vor Mord nicht zurückschrecken...???

"Undisputed 2" erfreute mich im Herbst des letzen Jahres, daher musste die Fortsetzung selbstverständlich der Sammlung und Sichtung zugeführt werden. In "Undisputed 2" war Boyka zwar noch der "Bösewicht", doch bereits dort wurde eindeutig klargestellt, dass der stahlharte Russe nichts von Manipulationen hält. Scott Adkins spielt seinen Part erneut mit zorniger Fratze, präsentiert sich im Ring als Kämpfer ohne Rückwärtsgang oder Sand im Getriebe. Noch immer ist Boyka kein braves Schoßhündchen, er taugt sehr gut zum knurrigen Antihelden, den man für seinen Willen und seine Prinzipien respektiert. Das Drehbuch legt der Figur Boyka recht glaubwürdig mehr Fleisch auf das Charakterskelett, Adkins gelingt auch abseits der Prügelszenen eine überzeugende Vorstellung. Statt Michael Jai White sehen wir nun Mykel Shannon Jenkins als zweite Hauptfigur. Auch Jenkins hat beeindruckende Szenen im Ring, ausserhalb der Arena, gibt er den üblichen -aber nicht unsympathischen- Klischeebuben ab. Neben den beiden schlagkräftigen Oberkampfschweinen, verdient sich Mark Ivanir eine Nennung, er spielt eine Prise variabler als im vorherigen Teil der Reihe. Sein rattenartiges Gesicht, passt ganz vorzüglich zum Part des listigen Abzockers. Die übrigen Prügelknaben, Wächter, Kriminellen etc. fügen sich gut ins Bild, sie füllen ihre Rollen solide aus, jeder überzeugt in seiner Disziplin.

Von einem Film mit der Thematik "Kampfsport-Turniere im Hochsicherheitsgefägnis", darf man völlig zu Recht gut ausgearbeitete Kämpfe erwarten. "Undisputed III" lässt sich nicht lumpen, es geht hart, blutig und sehr unterhaltsam zur Sache. Fratzen werden verbeult, Knochen brechen, der rote Saft wird aus den Muskelbergen und Schlünden geprügelt. Die Fights sind modern gefilmt, glücklicherweise aber nicht allzu heftig durch übertriebene Computerspielereien und extrem hektische Schnitte domiert. Auf Regisseur Isaac Florentine ist ganz offensichtlich Verlass. "Undisputed 2" war ein Treffer, "The Shepherd" mit Jean-Claude Van Damme gefiel mir ebenfalls gut (Scott Adkins war übrigens auch in dem Van Damme Vehikel an Bord). Leider fehlt mir noch Florentines "Ninja - Revenge will rise" (2009), in dem der bewährte Scott Adkins einmal mehr die Hauptrolle spielt. Klare Sache, da muss nachgebessert werden. Doch vor lauter Begeisterung über die Werke des talentierten Action-Directors, komme ich vom eigentlichen Thema dieses Kurzkommentars ab. Was gibt es noch über "Undisputed III" zu berichten? Nicht viel, die Zielgruppe wird sich mit ziemlicher Sicherheit für den Flick erwärmen. Für meinen Geschmack hätte die Optik eine Spur räudiger, dreckiger sein dürfen. Weniger Farbe, mehr Korn, so würde ich mir die Sause der Schmerzen wünschen. Aber ihr wisst ja: Das Leben ist kein verdammtes Wunschkonzert! Also, lieber Herr Blap, halten Sie die Fresse, geniessen sie den Stoff!

Manch findiger Zeitgenosse wird womöglich diverse Schwächen, Logikfehler und Plattheiten bemängeln, die "Undisputed III" zweifellos im Gepäck hat. Mich befremden solche Vorwürfe in den meisten Fällen. Wer Logik braucht soll Rechenaufgaben lösen, wer sich über Klischees aufregt, der soll... ? Keine Ahnung, eventuell am Daumen lutschen, es ist mir egal. "Undisputed III: Redemption" macht Spass, soviel ist amtlich! Knackige Eckschädel, fliegende Muskelmonster, blutiges Fratzengeballer, fiese Geldgeier, korrupte Staatsdiener, das volle Programm für einen gelungen Genreabend, vorzugsweise durch einen guten Malt in Faßstärke ergänzt.

Den Werdegang von Scott Adkins werde ich auf dem Schirm behalten, gleiches gilt für Isaac Florentine. An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der vorliegenden Scheibe. Die Blu-ray bietet den Film in guter Qualität an. Die deutsche Synchro geht in Ordnung, der englische Originalton ist vorhanden, lässt sich durch deutsche Untertitel ergänzen. Wer das Bonusmaterial schauen möchte sollte über Englischkenntnisse verfügen, denn Untertitel sind in diesem Bereich nicht vorhanden. FSK-Flatschenneurotiker werden sich über das Wendecover freuen. Insgesamt eine solide Standardscheibe, die weder positiv noch negativ ins Auge sticht.

Gut bis sehr gut = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Das hier ist Gorgon. Das hier ist die Hölle. Und ihr dürft darin wohnen."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4539 - 19.02 16:42

Five Minutes of Heaven

Nordirland: Alistair hat als junger Mann Jimmy vor den Augen von dessen jüngerem Bruder Joe getötet. Er hat dafür Jahre im Gefängnis verbracht und ist in dieser Zeit ein neuer Mensch geworden. 25 Jahre später will man ihn in einer Fernsehsendung zu einem Gespräch mit Joe bewegen. Der ist verbittert, hegt einen gewaltigen Groll, schwankt zwischen Panik und Aggressivität. Das Fernsehteam, insbesondere die junge Assistentin, versucht, es den beiden Männern einfacher zu machen, während sie ihre inneren Dämonen konfrontieren.

Trailer (OV):


Ein durchaus interessanter film, welcher den Zuschauer bis zum Schluss rätseln lässt was Joe letztendlich macht. Vergebung oder doch Rache? An einigen Stellen wirkt "Five Minutes of Heaven" etwas langatmig, welches durch die ruhigen Momente ohne großartige Handlung zum vorschein kommt. Liam Neeson und James Nesbitt tragen den Filmm durch ihre sehr gut verköperten Charaktere. Das Ende wurde aber letztendlich durch zuviel Oberflächlichkeit versaut.


Im Tal von Elah

Ein Anruf reißt den pensionierten Berufssoldaten Hank Deerfield aus dem Schlaf: Sein Sohn Mike, nach 18 Monaten Kriegseinsatz im Irak zurückkehrt, ist von seinem Armeestützpunkt desertiert. Beunruhigt von seinem letzten Telefonat mit Mike, in dem dieser seinen Vater verzweifelt bat, ihn nach Hause zu holen, macht sich Hank auf die Suche nach seinem Sohn. Seine unbestimmte Angst wird schnell zur schrecklichen Gewissheit: Mikes Leiche wird, schrecklich zugerichtet, unweit des Stützpunktes gefunden. Mit Hilfe der engagierten Polizistin Emily Sanders nimmt Hank selbst die Ermittlungen auf, immer die Bilder von Mikes Einsätzen vor Augen, die er aus dessen Handykamera rekonstruiert hat. Dabei stößt er auf ein Netz aus vertuschten Lügen, Bequemlichkeit und die ablehnende Haltung der Militärs, die auf jeden Fall ihr Gesicht wahren wollen. Ein schrecklicher Verdacht keimt auf.

Trailer:


Kritischer Film über den Irakeinsatz und den jungen Soldaten die in ihre Heimat zurückkehren. Eine Mischung aus Thriller und Kriegsdrama.
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4540 - 20.02 18:03




Undisputed III: Redemption (USA 2010, Originaltitel: Undisputed III: Redemption)

Prügel bis die Schwarte kracht, Intrigen bis das Bankkonto lacht

Yuri Boyka (Scott Adkins) hat schwer an seiner Niederlage zu knabbern, bei der nicht nur eines seiner Knie zu Brei verarbeitet wurde. Gedemütigt wischt er die dreckigsten Ecken des Gefängnisses aus, für sein alten "Auftrageber" Gaga (Mark Ivanir) ist Boyka nicht mehr interessant. Gaga setzt längst auf seinen neuen Champion, der die ultraharten Knastkämpfe für ihn gewinnt. Boyka will unbedingt wieder in den Ring, will seine Selbstachtung zurückgewinnen. Von einem kaputten Knie lässt sich der gestürzte Champ nicht aufhalten, er trainiert unter Schmerzen, prügelt den neuen Knastmeister in Grund und Boden. Nun bleibt Gaga keine Wahl, denn ein grosses Turnier mit den acht besten Knastfightern aus aller Welt steht bevor. Die Veranstaltung soll die Kassen der Drahtzieher füllen, hinter den Kulissen manipuliert man im grossen Stil. Längst steht fest, welcher Kämpfer als Sieger aus den Kloppereien hervorgehen soll, ein irrer und drogensüchtiger Typ aus Kolumbien. Boyka gerät derweil mit Turbo (Mykel Shannon Jenkins) aneinander, der aus den USA herbeigeschafft wurde. Beide Kämpfer gewinnen ihren Auftaktfight, doch man drangsaliert sämtliche Teilnehmer mit Zwangsarbeit im Steinbruch. Nur der für den Sieg auserkorene Gigant aus Südamerika, schaukelt sich gemütlich die Goldstücke in der Sonne. Boyka wird klar, dass mal wieder eine riesige Sauerei im Gange ist. Schiebereien verletzten sein Ehrgefühl, er weiht Turbo in seine Gedankengänge ein. Werden die Kontrahenten letztlich an einem Strang ziehen? Kann Boyka sich gegen die dunklen Machenschaften stemmen, gegen skrupellose Geschäftemacher, die selbst vor Mord nicht zurückschrecken...???

"Undisputed 2" erfreute mich im Herbst des letzen Jahres, daher musste die Fortsetzung selbstverständlich der Sammlung und Sichtung zugeführt werden. In "Undisputed 2" war Boyka zwar noch der "Bösewicht", doch bereits dort wurde eindeutig klargestellt, dass der stahlharte Russe nichts von Manipulationen hält. Scott Adkins spielt seinen Part erneut mit zorniger Fratze, präsentiert sich im Ring als Kämpfer ohne Rückwärtsgang oder Sand im Getriebe. Noch immer ist Boyka kein braves Schoßhündchen, er taugt sehr gut zum knurrigen Antihelden, den man für seinen Willen und seine Prinzipien respektiert. Das Drehbuch legt der Figur Boyka recht glaubwürdig mehr Fleisch auf das Charakterskelett, Adkins gelingt auch abseits der Prügelszenen eine überzeugende Vorstellung. Statt Michael Jai White sehen wir nun Mykel Shannon Jenkins als zweite Hauptfigur. Auch Jenkins hat beeindruckende Szenen im Ring, ausserhalb der Arena, gibt er den üblichen -aber nicht unsympathischen- Klischeebuben ab. Neben den beiden schlagkräftigen Oberkampfschweinen, verdient sich Mark Ivanir eine Nennung, er spielt eine Prise variabler als im vorherigen Teil der Reihe. Sein rattenartiges Gesicht, passt ganz vorzüglich zum Part des listigen Abzockers. Die übrigen Prügelknaben, Wächter, Kriminellen etc. fügen sich gut ins Bild, sie füllen ihre Rollen solide aus, jeder überzeugt in seiner Disziplin.

Von einem Film mit der Thematik "Kampfsport-Turniere im Hochsicherheitsgefägnis", darf man völlig zu Recht gut ausgearbeitete Kämpfe erwarten. "Undisputed III" lässt sich nicht lumpen, es geht hart, blutig und sehr unterhaltsam zur Sache. Fratzen werden verbeult, Knochen brechen, der rote Saft wird aus den Muskelbergen und Schlünden geprügelt. Die Fights sind modern gefilmt, glücklicherweise aber nicht allzu heftig durch übertriebene Computerspielereien und extrem hektische Schnitte domiert. Auf Regisseur Isaac Florentine ist ganz offensichtlich Verlass. "Undisputed 2" war ein Treffer, "The Shepherd" mit Jean-Claude Van Damme gefiel mir ebenfalls gut (Scott Adkins war übrigens auch in dem Van Damme Vehikel an Bord). Leider fehlt mir noch Florentines "Ninja - Revenge will rise" (2009), in dem der bewährte Scott Adkins einmal mehr die Hauptrolle spielt. Klare Sache, da muss nachgebessert werden. Doch vor lauter Begeisterung über die Werke des talentierten Action-Directors, komme ich vom eigentlichen Thema dieses Kurzkommentars ab. Was gibt es noch über "Undisputed III" zu berichten? Nicht viel, die Zielgruppe wird sich mit ziemlicher Sicherheit für den Flick erwärmen. Für meinen Geschmack hätte die Optik eine Spur räudiger, dreckiger sein dürfen. Weniger Farbe, mehr Korn, so würde ich mir die Sause der Schmerzen wünschen. Aber ihr wisst ja: Das Leben ist kein verdammtes Wunschkonzert! Also, lieber Herr Blap, halten Sie die Fresse, geniessen sie den Stoff!

Manch findiger Zeitgenosse wird womöglich diverse Schwächen, Logikfehler und Plattheiten bemängeln, die "Undisputed III" zweifellos im Gepäck hat. Mich befremden solche Vorwürfe in den meisten Fällen. Wer Logik braucht soll Rechenaufgaben lösen, wer sich über Klischees aufregt, der soll... ? Keine Ahnung, eventuell am Daumen lutschen, es ist mir egal. "Undisputed III: Redemption" macht Spass, soviel ist amtlich! Knackige Eckschädel, fliegende Muskelmonster, blutiges Fratzengeballer, fiese Geldgeier, korrupte Staatsdiener, das volle Programm für einen gelungen Genreabend, vorzugsweise durch einen guten Malt in Faßstärke ergänzt.

Den Werdegang von Scott Adkins werde ich auf dem Schirm behalten, gleiches gilt für Isaac Florentine. An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der vorliegenden Scheibe. Die Blu-ray bietet den Film in guter Qualität an. Die deutsche Synchro geht in Ordnung, der englische Originalton ist vorhanden, lässt sich durch deutsche Untertitel ergänzen. Wer das Bonusmaterial schauen möchte sollte über Englischkenntnisse verfügen, denn Untertitel sind in diesem Bereich nicht vorhanden. FSK-Flatschenneurotiker werden sich über das Wendecover freuen. Insgesamt eine solide Standardscheibe, die weder positiv noch negativ ins Auge sticht.

Gut bis sehr gut = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Das hier ist Gorgon. Das hier ist die Hölle. Und ihr dürft darin wohnen."

quote of ASCH

Köstlich dieser Film, vielen Dank für die Inspiration.
Jetzt geht's ab zum zweiten Teil.
Warum nur!

RANG Deckschrubber

#4541 - 21.02 15:48

Black Swan

Balletfilme sind nicht schwul, oder? Black Swan zumindest nicht...Naja vielleicht doch ein bisschen. Ist immerhin Topfavorit für den Oscar.

Die Ballettänzerin Nina erlebt den typischen Leistungsdruck seitens Mutter, Trainer, den eigenen Ansprüchen und im Scheitern ihrer Konkurrentinnen. Sie selbst ist technisch die beste Tänzerin ihres Ensembles und wird deswegen auch zur Hauptattraktion des "Schwanensees" ernannt. Dort soll sie die Schwanenkönigin tanzen, eine Rolle in der es nötig ist eine gespaltene Persönlichkeit zu mimen. Zwar macht Nina die Rolle der weißen Königin perfekt, scheitert aber als "Black Swan" an den leidenschaftlichen Ansprüchen ihres Regisseurs, der sie zu steif findet.
Der Regisseur Thoma und ihre Ersatztänzerin Lili versuchen Nina aus ihrer Verklemmtheit zu lösen und ihr ein Sexualleben einzuhauchen, das ihr die nötige Leidenschaft verleiten soll.
Tragischerweise leidet Nina aber selbst schon an einer Persönlichkeitsspaltung und die Umstellung auf ihre neue Rolle verstärkt diese nur bis das Nina an fatalen Halluzinationen und Wahnvorstellungen leidet.


Ich denke schon, daß dieser Film den Oscar gewinnen wird, denn er hat alles was einen Oscar-Gewinner ausmacht: Er ist ambitioniert, kunstvoll, substanzlos und deswegen immer noch durchschnittlich genug um auch von der Oscar-Jury verstanden zu werden.
Der Stil des Films dürfte dafür prägend sein. Kein Zweifel ist die Kameraführung originell und mitreißend, und steht im guten Einklang zur Filmmusik. Die ist allerdings wenig originell, denn sie besteht lediglich aus dem Schwanensee-Ballett. Das ist zwar eine schöne Idee und funktioniert auch in vielen Szenen, aber nicht in jeder. Teilweise wirkt die Musik zwanghaft, nur damit man dieses Stilmittel beibehält, weswegen sie manchmal auch aufgesetzt fehlplatziert und teilweise sogar nervig wirkt. Gibt es überhaupt eine Szene die ohne diese Musik abläuft?

Die zwanghafte und inkonsequente Stilistik des Films findet man in vielen Einzelszenen wieder, gerade wenn es um Ninas inneren Konflikt geht. Ihre Vorstellungen von Selbstverstümmelungen werden aufwendig und detailreich gezeigt. Sei es wie sich Nina etwas Haut vom Körper reisst oder sich eine gescheiterte Konkurrentin mit einer spitzen Nagelpfeile die Wangen einsticht. All das ist überwiegend präsent, obwohl es im dramaturgischen Kontext nur Nebensächlichkeiten sind.
Der Plot hingegen fokussiert sich auf Ninas Metamorphose, ihre Sexualität und ihre Erkenntnisse zu diesen Erfahrungen. Die werden allerdings nur sehr stiefmütterlich dargestellt. Eine Szene ist nahezu völlig absurd, wo Nina nackt in einer Badewanne liegt und masturbiert. Sah man vorher im ganzen Film dynamische und aufregende Kameraeinstellung sieht man hier lediglich einen Kopf aus dem Wasser ragen, der etwas Stöhnen imitiert. Dafür das man sonst alles sehr detailliert und schmuckvoll inszeniert, agiert man hier völlig lächerlich. Mit dieser prüden Darstellung verliert der Film plötzlich sämtliche Glaubwürdigkeit.
Man könnte sich noch damit abfinden, daß man eben nicht alles darstellen wolle, was anstößig ist. Muss auch nicht sein. Nur warum macht man dann bei den Gewaltszenen eine Ausnahme? Einige davon haben überhaupt keinen relevanten Bezug zur Geschichte und werden trotzdem sehr detailiert dargestellt. Das ist reine Effekthascherei, genauso wie bei gewissen Schockszenen.
Das hätte man sich alles sparen können. Stattdessen macht man die Einsparungen bei Szenen, die die Handlung erst interessant machen würden. Amerikanischer Schwachsinn.

Das gute Schauspieler-Ensemble weiß den Film aber dennoch das nötige Drama einzuhauchen, vor allem die Nebendarsteller. Natalie Portman brilliert in der Hauptrolle zwar nicht, spielt aber äußerst solide. Im Grunde fehlt ihr genau das, was man ihrer Figur im Film auch vorgeworfen hat: Die Leidenschaft. Welch Ironie.

And the winner is...
ASCH

RANG God of Clanintern

#4542 - 22.02 01:16

Das grosse "Gamera Double Feature"!

Frontcover der Blu-ray aus den USA (Regionalcode 0)


Gamera: Guardian of the Universe (Japan 1995, Originaltitel: Gamera: daikaijû kûchû kessen)

Knuffiges Schutzmonster

Erstaunlich grosses und dinosaurierartiges Vogelgezücht, sorgt auf kleinen Inseln für gewaltigen Ärger. Die bösartigen Urviecher picken gern wehrlose Menschlein auf, die sie genüßlich als Mittagsmahl verschnabulieren. Zu dieser Zeit beschäftigt ein merkwürdiges Atoll ebenfalls einige kluge Köpfe. Das rätselhafte Gebilde bewegt sich recht flott durch den Ozean, als man sich auf dem Eiland umschaut, findet man dort nicht minder geheimnisvolle Gegestände vor. Bald wird man mit Entsetzen feststellen, dass es sich keinesfalls um eine rasende Insel handelt, sondern um eine gigantische Schildkröte, die vor vielen, vielen Jahrtausenden auf den Namen Gamera getauft wurde. Derweil sorgen die Vogelmonster, die den klangvollen Namen Gyaos tragen, für weitere Unruhe. Man lockt die monströsen Flieger in ein Stadion, will sie dort einfangen und erforschen. Zunächst scheint die Mission erfolgversprechend, doch dann taucht Gamera aus dem Ozean auf und haut auf den Putz. Offenbar will die riesige Schildkröte die Dinovögel zu Mettgut verarbeiten. Sehr unangenehm, denn das Stadion wird beschädigt, ein überlebender Gyaos kann entkommen. Gamera sorgt aber nicht nur durch seine Ausmaße für Panik, der grosse Rückenpanzerträger kann sogar fliegen, jeder Düsenjägerpilot wird vor Ehrfurcht blass um die Nase. Natürlich verkennt das Militär die Lage, denn man hält Gamera für eine Gefahr, will die Schildkröte bekämpfen und vernichten. Der wahre Feind ist jedoch Gyaos, der grösser und grösser wird, bald als geflügelter Albtraum über Japan herfällt. In Tokio kommt es zum Duell der Giganten, dessen Ausgang nicht nur über das Schicksal Japans entscheiden wird...


Gamera 2: Attack of the Legion (Japan 1996, Originaltitel: Gamera 2: Region shurai)

Knuffelmonster vs. Teufelsbrut aus dem All

Kaum hat man den Schock des Kampfes zwischen Gamera und Gyaos halbwegs verdaut, ereilt eine noch weitaus größere Bedrohung die Menscheit, wie immer erwischt es zunächst Japan. Über Nippon geht ein Meteoritenschauer nieder, der etliche unerklärbare Vorfälle nach sich zieht. Die zunächst nicht greifbare Ungewissheit, soll schnell einem äusserst realen Schrecken weichen. Insektenartige Ungeheuer fallen Menschen an, die Fahrgäste einer U-Bahn werden teilweise zu Brei verarbeitet. Doch damit nicht genug, aus dem Untergrund wächst plötzlich eine gewaltige Pflanze heran, bei der es sich vermutlich um eine Art "Brutkasten" der feindlichen Lebensform handelt. Wissenschaftler sind zu der grausigen Erkenntnis gekommen, dass keine Möglichkeit besteht, mit den ausserirdischen Lebensformen in friedlicher Koexistenz die Erde zu bevölkern. Entweder man bekämpft und vernichtet die Eindringlinge mit aller Konsequenz, oder die gesamte Menschheit wird innerhalb kurzer Zeit vom blauen Planeten getilgt. Neben den mannshohen Insekten bricht ein unfassbares Monstrum aus der Erde, ein gigantisches Ungetüm, größer und gewaltiger als Gamera! Die Armee bekommt das Problem nicht in den Griff, sämtliche Waffensysteme versagen. Nur Gamera kann jetzt noch für Rettung sorgen, doch bei einer Konfrontation mit den Alienmonstern, wird die ansonsten sehr wehrhafte Riesenschildkröte ins Koma geprügelt. Aber Gamera kehrt zurück in den Ring, stellt sich erneut dem Kampf. Nun sollten nur noch diverse Militärschädel begreifen, dass man mit -nicht gegen- Gamera agieren muss...

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War das herrlich, war das schön! Gamera ereilte bereits in den sechziger Jahren die Leinwand, wurde zu einem der bekanntesten Mitbewerber von Godzilla. Nach einer längeren Pause, der bis dahin letzte Gamera Flick stammt von 1980, kehrte Gamera 1995 auf die Leinwand zurück. Die Fortsetzung kam nur wenig später an Land (1996), 1999 und 2006 folgten weitere Teile. Ich will mich nun recht kurz fassen, schon vorab sei jedem Fan von japanischen Monsterfilmen folgendes gesagt: Ihr müsst euch diesen prächtigen Filme unbedingt anschauen!

Ich bin bei den kurzen Inhaltseinblicken, bewusst nicht auf die Schauspieler ohne Monstersuit eingegangen, um den Rahmen nicht vollends zu sprengen. Fast schäme ich mich deswegen, denn die Leistungen der Akteure liegen deutlich oberhalb dessen, was man aus vielen anderen Genrebeiträgen kennt. Sicher, die liebenswerten Klischees werden auch hier bedient, doch die Figuren wirken nicht wie uninteressante Abziehbildchen. Im Gegenteil, man fühlt und hofft mit den Charakteren, Nervensägen sucht man in den beiden Gamera-Filmen glücklicherweise vergeblich. Ganz besonders sympathisch ist Ayako Fujitani, die in der Rolle der Asagi Kusanagi eine ganz spezielle Verbindung zu Gamera hat. Die junge Dame ist in beiden Streifen am Start, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Es wäre ermüdend nun die Namen der weiteren Schauspieler aufzulisten, daher sei Ayako Fujitani stellvertretend für die durchweg angenehmen Besetzungen beider Filme genannt. Die Handlung verkommt nicht zum langweiligen Beiwerk, sondern ist kurzweilig und ansprechend gestaltet.

Doch egal welche Mühe sich die Drehbuchautoren geben, wie gut der Regisseur seine Schauspieler anleitet, wie talentiert die Damen und Herren auch sein mögen... Die wahren Stars eines jeden Kaiju Eiga sind die Monster, mit ihnen steht und fällt jeder Beitrag zu diesem prächtigen, phantasievollen Genre! Ein ganz grosser Pluspunkt ergibt sich aus der Tatsache, dass man die grossen Monster noch immer per Suitmation (oder Teilmodellen) darstellt, Computereffekte nur zur Ergänzung des Gesamtbildes dienen. Ein Mensch im Monsterdress stampft durch detailreiche Modellstädte, die durch unzählige Schläge, Feuerbälle und Explosionen planiert werden, es ist eine wahre Wonne! Die beiden Gamera Beiträge müssen sich keinesfalls hinter den Werken von Toho verstecken, die mit Godzilla gewissermaßen den Platzhirsch des Genres im Stall haben. Man hat erstklassige Arbeit geleistet, die Modelle und Effekte erfreuen die Augen nachhaltig. Gamera wirkt gleichermaßen mächtig und knuffig, man muss die Riesenschildkröte einfach gernhaben, mein Herz hat sie im Sturm erobert! Wenn Gamera dann auch noch wie ein Raumkreuzer mit Plasmaantrieb abhebt, wild rotierend durch das Szenario kracht, vollführt meine alte Pumpe vor Freude kleine und grosse Hüpfer. Nicht ganz so herausragend ist der Gegner des ersten Films, Gyaos ist IMHO ein eher mittelprächtig geratenes Monster, da bietet das "Godzilla, Gamera und Co Universum" weitaus besser gestaltete Ungetüme an. Obschon optisch nur Durchschnitt, taugt Gyaos problemlos zur Verbreitung einer bedrohlichen Stimmung, überhaupt ist der Film von einer (für einen Kaiju Eiga) erstaunlich düsteren Atmosphäre geprägt. Immer wenn Gamera auftaucht, mutet der Film "düster-herzenswarm" an, wie eine wohlige Kuscheldecke für grosse Kindsköpfe. Im Nachfolger ist die als "Legion" bezeichnete Brut ein ganz anderes Kaliber, als der im direkten Vergleich nahezu harmlos anmutende Gyaos (Ein Beleg für die hervorragende Umsetzung der Legion, denn Gyaos aus dem ersten Teil wirkt durchaus erschreckend). Die kleinen Ungeheuer sind toll erdacht und umgesetzt, die grossen Exemplare lassen die Kinnlade des Fans nach unten kippen. Wirklich, ich bin beeindruckt! Die "warme Finsternis" des ersten Films, weicht im Nachfolger einer "kalten Boshaftigkeit", die selbst einen harten Burschen wie Gamera arg beutelt und abledert.

Der Monsterfan bekommt all die Zutaten geboten, die man von guten Genrebeiträgen erwartet. Mehr noch, denn Gamera schafft es nicht nur mühelos über die Meßlatte, sondern legt sie selbst ein Stück höher auf, um diese dann ganz locker und souverän zu überspringen. Ein extrem knuffiges Monster, überwiegend hochklassig ausgeführte Antagonisten, wundervolle Modelle und Effekte, gut aufspielende Menschlein, eine kurzweilige Handlung. Herz, liebes Herz, was willst du mehr? Na klar, auch alte Legenden und Sagen werden eingewoben, der erhobene Zeigefinger mahnt den verantwortungsvollen Umgang mit unserem Heimatplaneten an. Asagi, Gameras "menschliches Sprachrohr", hat es längst begriffen, die Schildkröte behütet in erster Linie unseren Planeten, nicht die Menschheit! Also trennt brav den Hausmüll, fahrt keine Spritschleudern und randaliert nicht im Stadtwald, sonst klopft Gamera vielleicht eines Tages an eure Tür! Haltet mich für bekloppt, aber ich fühlte mich nicht nur köstlich und liebenswert unterhalten, mir kullerten am Ende der Filme ein paar Tränchen über die faltige Fratze, der Knuffelkitsch geht mir zu Herzen.

Übrigens sind die Filme zum sehr fairen Kurs erhältlich. Die Blu-ray von Mill Creek Entertainment bietet beide Streifen auf einer Disk an, die Scheibe ist codefree. Das Bild dieser Veröffentlichung hat mir sehr gut gefallen, "Gamera" sieht wirklich nach "Film" aus, nicht nach sterilem Hochglanz. Der Ton liegt in japanischer und englischer Sprache vor, englische Untertitel sind vorhanden. Ich bevorzuge den japanischen Originalton mit englischen Untertiteln, denn die englischen Synchros tönen recht lieblos. In solchen Momenten wird mir immer wieder klar, wie gut doch der Großteil der deutschen Synchronisationen ist. Egal welches Genre bedient wird, wird sind die Weltmeister in dieser Disziplin, obwohl die Qualität in den letzten Jahren abgebaut hat. Doch ich komme vom Thema ab, Verzeihung. Schwachpunkt der -ansonsten ordentlichen- Blu-ray ist die Ausstattung, denn es gibt leider keinerlei Bonusmaterial zu bestaunen. Doch führt man sich den Kaufpreis vor Augen, kann man sich mit diesem "Makel" sehr gut arrangieren. Ich habe $5.99 (+ wenige Taler Versandkosten) gezahlt, in Anbetracht der prächtigen Filme ein nahezu lachhafter Preis!

Gamera: Guardian of the Universe - 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Gamera 2: Attack of the Legion - 8/10 (sehr gut)


Meine Lieblingszitate will ich euch nicht vorenthalten:

"Was the Investigation Team eaten by the Birds?"
+
"If we allow it to survive, we will die!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4543 - 24.02 17:17

Die Fliege

Endlich habe ich diesen Kultfilm angeschaut und für sehr gut befunden
ASCH

RANG God of Clanintern

#4544 - 24.02 20:52

Die Fliege

Endlich habe ich diesen Kultfilm angeschaut und für sehr gut befunden

quote of El Mariachi - ~~Chilihead~~


Sehr schön. Vincent Price regiert! Muss ich mir endlich auch mal wieder anschauen. Das Remake von Cronenberg ist auch ok, hat aber nicht den Charme des Originals.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4545 - 24.02 22:46

Stop. Ich hab die croneberg version gesehen :-)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4546 - 25.02 00:58

Ich hatte es mir bereits gedacht. Aber einen Versuch war es wert...
Warum nur!

RANG LLamah

#4547 - 25.02 14:03

ich kenne auch nur das remake mit jeff goldblum, find den aber klasse.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4548 - 25.02 21:55


Cover der mir vorliegenden kleinen Hartbox von Simple Movie, die DVD wurde mit mindestens fünf unterschiedlichen Covermotiven veröffentlicht.


Der Teufel mit den 7 Gesichtern (Italien 1971, Originaltitel: Il diavolo a sette facce)

Das Diamantenluder

Julie Harrison (Carroll Baker) bittet den Rechtsanwalt Dave Barton (Stephen Boyd) um Hilfe, die junge Frau fühlt sich verfolgt und bedroht. Zufällig ist gerade Daves alter Freund Tony Shane (George Hilton) anwesend, er kann Julie umgehend aus einer brenzligen Situation retten. Tony findet fühlt sich zu der attraktiven Julie hingezogen, er möchte ihr gegen die unbekannten Belästiger zur Seite stehen. Obwohl der smarte Bursche ein mutiger Draufgänger ist, muss auch er bald einsehen, dass offensichtlich verdammt üble Burschen an seiner neuen Bekanntschaft interessiert sind. In Julies Haus vor den Toren der Stadt, entgehen Julie und Tony nur knapp einer lebensgefährlichen Situation , bei der ein Polizist von den hektisch flüchtenden Gaunern erschossen wird. Inspector Rinker (Franco Ressel) hat eine harte Nuß zu knacken, denn weder Julie noch ihr Rechtsbeistand Dave erweisen sich als besonders auskunftsfreudig, die Anwesenheit von Tony verschweigt man dem Kriminalbeamten. Wenig später taucht ein Bursche namens Steve Hunter (Luciano Pigozzi) bei Barton auf, Hunter stellt sich als Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft vor. Julie hat eine Zwillingsschwester Mary, die einem schwerreichen Araber, einen rund eine Million US-Dollar wertvollen Diamanten entwendet haben soll. Nun hält man Julie für ihre flüchtige Schwester, die Lage spitzt sich mehr und mehr zu...

"Die Diamantenlady" aka "Der Teufel mit den 7 Gesichtern" wird gern dem Giallo zugeordnet. Kein Wunder, schliesslich handelt es sich bei dem Flick, um einen italienischen Krimi aus den frühen siebziger Jahren. Doch nicht jeder Italo-Krimi passt in diese (von mir sehr verehrte) Schublade. "Die Diamantenlady" kann kaum "gialloeske" Elemente vorweisen, daher möchte ich den Streifen einfach nur als Kriminalfilm bezeichen. Dies muss kein Hemmschuh sein, der einem gepflegten Filmabend entgegensteht, denn auch "normale" Krimis und Thriller haben bei mir stets Kredit. Leider versinkt dieser Film überwiegend im Mittelmaß, trotz seiner Herkunft, trotz seiner guten Besetzung, trotz der guten Kameraarbeit, trotz der schönen Musik von Stelvio Cipriani.

Regisseur Osvaldo Civirani gelingt es leider nicht, dem Film packende Spannung und/oder prickelnde Atmosphäre einzuhauchen. Die Handlung plätschert brav vor sich hin, der Plot ist viel zu leicht durchschaubar. Immerhin hat die Auflösung einen kleinen Gag im Gepäck, doch aus dem Sumpf der Mittelprächtigkeit rettet das den Streifen leider nicht. Dabei sind die Voraussetzungen nahezu ideal, doch es mangelt an allen Ecken und Enden an Gespür für die entscheidenden Feinheiten. Richtig hochklassig wird es für wenige Minuten, wenn sich Carroll Baker in einer alten Mühle gegen diverse Häscher und Mordbuben zur Wehr setzen muss. Diese Szenen sind sehr ansprechend, endlich wird der Zuschauer gepackt und mitgerissen. Leider kommt diese frische Brise viel zu spät in Gang, flaut schnell wieder ab, kurz darauf ist sowieso Sense. Verdammt, was hätte man aus dem Stoff rausholen können! Doch werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung, bevor ich einen Herzklappenabriss erleide...

Carroll Baker steht die Hauptrolle gut zu Gesicht, ich halte sie allerdings nicht für die Idealbesetzung. Eine Frau mit mehr Präsenz, einer ruchloseren Ausstrahlung würde für mehr Freude sorgen. Hey, wo waren Rosalba Neri oder Barbara Bouchet? Ich will nicht unfair sein, insgesamt kann man Baker eine solide Leistung bescheinigen. Es liegt ganz sicher nicht an ihr, dass die Sause nicht wie ein guter Single Malt mit einem langen, angenehmen Nachklang auftrumpfen kann. George Hilton kommt als Sunnyboy, Lebemann und Aufreisser vom Dienst daher. Der gute George darf nebenei den schnittigen Rennfahrer raushängen lassen, was Erinnerungen an Civiranis "Todespiste Le Mans" (Le Mans scorciatoia per l'inferno, 1970) weckt (Nein, Hilton war dort nicht mit von der Partie). Wer George Hilton mag, immerhin war der Mann damals einer der Topstars des italienischen Genrekinos, kann den sympathischen Herrn in brauchbarer Spiellaune erleben. Stephen Boyd bleibt als Anwalt ein wenig unscheinbar, allzu viel Substanz bietet sein Part sowieso nicht (Ein weiterer Schwachpunkt des Drehbuchs). Kantiger und eindrucksvoller sind die Auftritte der Herren Pigozzi und Ressel geraten, die man in etlichen Italofilmen erleben kann. Luciano Pigozzi darf mal wieder herrlich fies und bösartig sein, er bringt immerhin ein wenig Dynamik in den Film. Der heimliche Star ist für mich jedoch Franco Ressel, dessen süffisante Darstellung des leitenden Ermittlers wirklich köstlich ist. Da ist es mehr als gerecht und angemessen, wenn Ressel das finale Schenkelklopferchen auf seinem Konto verbuchen darf. Erwähnenswert scheint mir ferner der Auftritt von Lucretia Love. Sie präsentiert bizarre Frisuren/Perücken, mit denen sie den kaum minder absurden Schädelschändern der Hauptdame Carroll Baker ernsthafte Konkurrenz macht.

"Die Diamantenlady" ist ein Film, der bei mir offene Scheunentore einrennt. Hallo, ein Italokrimi aus den siebziger Jahren! Also ein Streifen aus meinem "Herz-Filmland", produziert in meinem Lieblingsjahrzent! Was bitte soll da noch schiefgehen? Tja, ab und an gerät selbst in meinen unbändigen Willen zur Zuneigung, ein Schäufelchen Sand ins Getriebe der Herzlichkeit. Schade, da orgelt Hilton über die Piste, geifert Pigozzi eklig wie (fast) immer, erfreut Ressel meine Gesichtsmuskulatur, stechen mir gar schröcklich-schöne Frisuren und Klamotten ins Auge... Doch Herr Civirani kocht nur ein eher fades Süppchen aus diesen vorzüglichen Zutaten. Schade, schade, schade...

Simple Movie hat das Werk unter dem Titel "Der Teufel mit den 7 Gesichtern" veröffentlicht. Wie üblich kommen die DVDs in Hartboxen daher, es wurden gefühlte 1000 unterschiedliche Cover auf den Markt geworfen. Das Bild geht es brauchbar durch, hat aber mit einigen Schwächen zu kämpfen. Man könnte zu der Vermutung kommen, hier hat ein Tape als Vorlage seinen Dienst getan. Es gibt eine kleine Bonussektion, insgesamt kann man recht gut mit der Scheibe leben.

Mehr als 5,5/10 kann ich mir nicht abringen, schon wegen der starken Verwandtschaft aus dieser wundervollen Zeit. Für Fans und Sammler sicher einen Blick wert, ich möchte nicht auf den Film verzichten, doch für Einsteiger und Gelegenheitsglotzer uninteressant.

Lieblingszitat:

"Nehmen Sie Zucker?"
"Zwei Zentner!"


***

Alle Jahre wieder packt mich das Jason-Fieber. Folglich wanderten folgende DVDs in den Player:

• Freitag der 13. Teil 2 (Paul, was ist hier los? Gar nichts...)
• Und wieder ist Freitag der 13. (Ich bin kein Arschloch, ich bin Schauspieler!)
• Freitag der 13. - Das letzte Kapitel (Wo habt ihr denn den Korkenzieher versteckt?)

Hach, ich liebe diese Filme, sie begleiten mich seit vielen, vielen Jahren. Für das Gesamtpaket der Teile 2-4 setzt es feiste 9/10 (überragend)!
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4549 - 26.02 18:16

Inside Hollywood

Robert De Niro spielt einen großen Hollywood-Produzenten.
Tjo, ich weiß nicht genau was ich von dem Film halten soll. Es ist mir auch nicht ganz klar als was sich der film sieht. Ist es eine Satire? ein Drama oder doch eine Komödie? Kann ich nicht sagen, jedenfalls ist die Story an sich über das Leben eines Hollywood-Produzenten interessant, die durchführung allerdings sehr mau. Inside Hollywood hat mich mehr gelangweilt als unterhalten.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4550 - 26.02 22:18

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Cover der Derrick Collectors Box 2, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 27 - Risiko (Deutschland 1976)

Eine dreiköpfige Bande überfällt im Umland von München LKW-Fahrer, flüchtet mit deren Fahrzeugen. Doch ein Coup gerät ausser Kontrolle, da man nicht mit dem zweiten Fahrer in der Kabine gerechnet hat, der sich bereits der Nachruhe hingeben wollte. Der erzürnte Brummikapitän reisst einem der Räuber die Maske vom Gesicht. In einer panischen Überreaktion erschiesst ein anderes Bandenmitglied den unbequemen Zeugen. Einige Stunden später wird Horst Habinger (Christian Reiner) ebenfalls erschossen, bei dem jungen Mann handelt es sich um den zuvor demaskierten Gauner. Derrick und Klein staunen nicht schlecht, als sie den Schlüssel des ersten Mordopfers in der Kleidung des zweiten Toten vorfinden. Doch wie hängen die Fälle zusammen, wiese sollte ein junger Mann aus gutem Hause, der noch die Schule besucht, in eine schwere Straftat verwickelt sein?

Diese Episode stellt eine der vermutlich schwierigsten Beziehungskisten überhaupt in den Mittelpunkt, den ewigen Konflikt zwischen Vater und Sohn. Unverständnis und/oder Gleichgültigkeit der älteren Generation, führen zu Zorn und Protest der Zöglinge. Der Plot dominiert in diesem Fall die Darsteller, die zwar solide aufspielen, aber letztlich in der Geschichte aufgehen. Michaela May sehen wir als verzweifelt trauernde Schwester, Wolfgang Müller als besten Freund des zweiten Opfers, Günther Ungeheuer und Werner Bruhns in den Rollen der Väter. Auch mein liebster Derrick-Sklave ist wieder dabei, Günther Stoll in seiner Stammrolle als Kriminalbeamter Schröder.

Franz Peter Wirth inszeniert recht sachlich, feine Zwischentöne fallen weitgehend unter den Tisch. Doch immerhin wird die "Message" nicht mit dem Vorschlaghammer verkündet. Auf den ersten Blick eine eher unscheinbare Folge, doch letztlich gute und unterhaltsame Krimikost. Sicher hätte man "Risiko" auch weitaus reisserischer präsentieren können. Aber gerade die immer wieder auftretenden Kontraste innerhalb der Reihe, sorgen nachhaltig für zusätzlichen Genuss und kurzweiligen Sehspass.

7/10 (gut)


Folge 28 - Pecko (Deutschland 1976)

Jakob Lange (Pierre Franckh) wird von allen nur Pecko gerufen, der junge Bursche träumt von einer Karriere als Radballspieler. Eines Tages taumelt ein Mädchen in seinem Alter aus einem Hauseingang, bricht vor seinen Augen tot zusammen, in ihrem Rücken steckt ein Messer. Derrick ist sich sicher, Pecko muss den Täter im Flur des Hauses gesehen haben. Doch trotz diverser Bemühungen, kann der Oberinspektor keine verwertbare Aussage zu Tage fördern, Pecko besteht darauf nur einen Schatten bemerkt zu haben. Holger (Karl Walter Diess), Peckos älterer Bruder, fordert den Träumer dazu auf, für einige Zeit aus der Stadt zu verschwinden. Derweil führen die Ermittlungen Derrick und Klein in eine fragwürdige Ausbildungsstätte für Tänzerinnen, in der auch das Mordopfer sein Handwerk erlernte...

Pierre Franckh darf in der Rolle des Pecko gross aufspielen. Zwischen irgendwie sympathischen Spinnereien, romantischen Gedanken und einem kantigen Sturkopf, pendelt Franckh jederzeit absolut souverän und packend umher. Alexander Malachovsky liefert als verschrobener Widerling ebenfalls eine tolle Leistung ab. Harald Juhnke gibt den schmierig-schleimigen Oberschurken, Karl Walter Diess den Handlager zwischen Loyalität zum Boss und Angst um den kleinen Bruder. Als weiteres Schurkenhelferlein kommt Stefan Behrens zum Zuge, mein zerknirschter Knuffel Günther Stoll ist einmal mehr als zusätzlicher Ermittler unterwegs.

"Pecko" wirft ein hochklassiges Ensemble in die Waagschale, die Herrschaften zeigen sich allesamt bei bester Spiellaune. Wenn sich Pierre Franckh mit seiner Filmmutter regelrechte Keifduelle liefert -wegen vermeintlich belangloser Kleinigkeiten- klingeln die Ohren des Zuschauers. Zbynek Brynych lässt die Folge nie in zu starke Überzeichnungen abdriften, obschon Malachovsky und Juhnke als "Klischee-Knallschoten" am Start sind (Aber genau das macht den Reiz ihrer Darbietungen aus). Pierre Franckh kann man nicht oft genug für diese Vorstellung loben, ich ziehe meinen Hut. Die Atmosphäre kommt kommt punktgenau ins Haus, die Kamera fängt das kernige Hinterhof-Milieu stimmungsvoll ein. Eine sehr ansprechende Folge!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

***

Ferner gab es noch den Hitchcock-Klassiker "Der unsichtbare Dritte" (North by Northwest, 1959). Immer wieder ein herrliches Filmerlebnis, garniert mit Spannung, Humor und prachtvollen Schauplätzen. Die Blu-ray Auswertung ist sehr ansprechend, obendrauf gibt es einen dicken Schlag Bonusmaterial.

8/10 (sehr gut)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4551 - 28.02 10:32




Gefangene Frauen (Schweiz 1980, Originaltitel: Gefangene Frauen)

Der bumsfidele Frauenknast

Der Präsident einer südamerikanischen Bananenrepublik ist beunruhigt, denn die UN will in seinem Staat diverse Kontrollen durchführen. Da passt es nicht besonders gut ins Bild, wenn man die ausländischen Zwangsprostituierten entdeckt, die in die Bordelle des Landes verschleppt wurden. Doch Carla (Karine Gambier) hat die rettende Idee. Die Freundin des Regierungschefs will die Dirnen auf eine kleine Insel transportieren lassen, auf der sich ein alter und seit einiger Zeit leerstehender Gefängnisbau befindet. Sofort setzt man den Plan in die Tat um, Soldaten der Regierung sammeln die verdächtigen Damen ein. Carla lässt es sich nicht nehmen, auf der Insel höchstselbst ein strenges Regiment zu führen. Nebenbei gehört ihr heimliches Verhältnis zum Wachpersonal, also nutzt sie die Gelegenheit für nette Strandräppelchen mit ihrem Lieblingssoldaten (Eric Falk). Auch Rita (Brigitte Lahaie) wurde auf die Insel deportiert, sie teilt sich ihre Zelle mit zwei Kolleginnen. Obschon die Chefin ein fieses Luder ist, lässen sich die feschen Mädel nicht entmutigen. Jeden Abend freuen sie sich auf den Besuch von drei Wachmännern, die für die Befriedigung wichtiger Bedürfnisse sorgen. Freilich hindert das Vergnügen nicht daran, ganz nebenbei die Flucht vorzubereiten, notfalls sägt man sich mit Hilfe von Nagelfeilen in die Freihheit...

Lieber Erwin C. Dietrich, vielen Dank für diesen herrlichen Film! Der bekannteste und fleissigste Lustmolch der Schweiz hat wieder zugeschlagen, es ist eine wahre Pracht! Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, tischt uns der liebe Erwin eine unglaublich putzige Frauenknastgroteske auf. Oft herrschen in diesem Genre Gewalt, Notzucht und Sleaze in Reinkultur vor. Dietrich nutzt die bewährten Zutaten auf eine etwas andere Art, wodurch "Gefangene Frauen" zu einem ganz besonderen Erlebnis wird. Die verschleppten Damen werden zwar kalt abgeduscht, dazu gibt es ab und zu ein paar verbale Schellen seitens der gestrengen Kommandantin. Aber solche Kleinigkeiten können Rita und ihre Gefährtinnen nicht aus der Ruhe bringen, gut gelaunt geben sie sich Reiterspielchen mit den Wachen hin. Selbst wenn eine unartige Dame per Stöckchen gezüchtigt wird, muten die Szene mehr belustigend als "böse" an. Erwin muss ein guter Mensch sein, wie ist sonst zu erklären, dass der Film mit einer "Miss Busen Wahl" beginnt?

Das gesamte Machwerk ist eine Anhäufung grotesker Momente, wirrer Dialoge und dämlicher Fratzen. Halt, die Dummfratzen findet man hier ausschliesslich in der Männermannschaft, die Damen erfreuen nachhaltig die Augen des Betrachters. Lassen wir den geschlagenen Herren also wenigstens im Kurzkommentar den Vortritt, um diese "Nebensächlichkeit" flugs abzufrühstücken. Der Präsi mutet wie eine Mischung aus Che Guevara und Fidel Castro an, doch im Vergleich zu seinen Untertanen wirkt er nahezu unscheinbar. Da hätten wir den abstossend hässlichen Arzt, der den Damen in die Röhre schaut, aber vor allem Nacktfotos ausschneidet und aufklebt. Welchen Zweck diese Sammlung erfüllt kann man sich denken, glücklicherweise geht man an dieser Stelle nicht ins Detail. Das perverse Ärztchen ist dann auch die einzige Person, die als kleine Brise Sleaze durch den Flick weht. Gesichtsruine Eric Falk ist der bekannstste Vertreter des männlichen Geschlechts. Falk sorgt für Schenkelklopfer, er kassiert in einem Kampf reichlich Prügel, wohlgemerkt von einer Insassin. Dadurch verliert er die Achtung seiner Chefin, die sich stattdessen mit der Siegerin in den Laken wälzt. Ja, die Carla hat es faustdick hinter ihren süssen Öhrchen. Wenn die Rittmeisterin beledert auf hohen Hacken durch die Arena stiefelt, weckt ihr Anblick gewisse *räusper* Gelüste. In der Filmographie von Karine Gambier findet man überwiegend HC-Einträge, da wundert ihre Freizügigkeit in "Gefangene Frauen" kaum. Doch bevor es Mißverständnisse gibt, es handelt sich nicht um einen Pornofilm, auch wenn die Region unterhalb des Nabels gern gezeigt wird. Brigitte Lahaie kann ebenfalls auf eine "Mischkarriere" zurückblicken, der leider kürzlich verstorbene Jean Rollin öffnete ihr in dieser Hinsicht vermutlich einige Türen, die sie weit über den Tellerrand des HC-Films blicken liessen. Bei der Lahaie frage ich mich noch immer, wie dieser "mittelprächtige" Kopf auf diesen wundervollen Körper geschraubt werden konnte. Hölle, schaut euch diese Kurven an, welch verlockende Sünde! Spätestens seit der Sichtung des beindruckenden "La nuit des traquées" (1980), halte ich mich mit Kritik in Richtung der Dame zurück. Zu sehr hat sie mich in diesem intensiven, packenden und faszinierenden Werk begeistert. "Gefangene Frauen" fordert ihr natürlich keine schauspielerischen Qualitäten ab, hier sind wieder ganz klar ihre weiblichen Reize gefragt.

Zur restlichen Besetzung gibt es nicht allzu viel zu sagen. Die übrigen Damen sind teils nett anzuschauen, teils möchte man eher den Mantel des Vergessens über ihnen ausbreiten. Passt schon, denn mit Karine Gambier und Brigitte Lahaie bekommt man bereits Blickfänge geboten, die kaum noch Wünsche offenlassen. Als harter WIP-Exploiter geht "Gefangene Frauen" nicht durch, dazu ist der Streifen viel zu zahm geraten. Selbst der Knast wirkt recht hell und freundlich, ferner bekommen wir immer wieder sehr schöne Landschaftseinstellungen zu sehen. Härte und Sleaze sollte man also nicht erwarten. Dem Genuss ist dies keinesfalls abträglich, denn der Film hat andere Stärken. Erwin C. Dietrich setzt auf die Reize seiner weiblichen Stars, die absurde Handlung sorgt für Lachtränen, die Inszenierung ist handwerklich überwiegend solide ausgeführt. Wer einen "bösen" und "brutalen" Reisser erwartet, ist hier mit ziemlicher Sicherheit an der falschen Adresse! Freunde liebenswerter Erotikstreifen (von mir aus nennt es "Softsexfilmchen" könnten ihre Freude haben, sofern man sich für die infantile Handlung erwärmen kann. Mir hat "Gefangene Frauen" jede Menge Spass gemacht, ich habe viele Lachtränen vergossen. Es wird sogar "politisch", im Finale nimmt man südamerikanische Militärregimes aufs Korn. Selbstverständlich auf eine so naive Art und Weise, dass es perfekt zur Ausrichtung des Films passt.

Grosses Lob verdient sich auch die DVD von ABCDVD, die "Gefangene Frauen" in toller Qualität anbietet. Im Bonusbereich findet man vier Trailer zu weiteren Werken, allesamt aus dem Dietrich/Franco Kosmos, zu denen ich bald ein paar Worte schreiben werde.

Ein weichgespülter WIP-Erguss, extrem sympathisch und äusserst knuffig! Sehr gern ziehe ich dicke 8/10 (sehr gut), vielleicht sogar noch ein halbes Pünktchen mehr.

Lieblingszitat:

"Das schwache Geschlecht bringt dir das Fürchten bei!"


***

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Cover der Derrick Collectors Box 2, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 29 - Der Mann aus Portofino (Deutschland 1976)

Auf dem Weg in den Gerichtssaal, ergreift ein Untersuchungsgefangener die Flucht. Doch er kommt nicht weit, als der den vermeintlichen Fluchtwagen besteigen will, fällt aus dem Auto ein tödlicher Schuss. Derrick wundert sich über den waghalsigen Fluchtversuch, denn das Mordopfer sollte "nur" wegen eines Autodiebstahls belangt werden. Allerdings ist der Eigentümer des gestohlenen Fahrzeugs seit ca. drei Monaten spurlos verschwunden. Der Wagen gehört Dr. Pinaldi, einem Arzt aus Italien. Derrick und Klein wollen den Weg nachzeichnen, die letzten Tage vor dem Verschwinden des Medizinier rekonstruieren. Die Ermittlungen führen ins bayrische Hinterland, wo man auf abweisende Gestalten trifft, denen man jedes Wort aus der Nase ziehen muss. Luise Bachler (Maresa Hörbiger) scheint mehr zu wissen, doch die junge Frau hat panische Angst vor ihrem tyrannischen Onkel (Alexander Golling). Auf dem Gut der Familie Parenge hofft Derrick auf weitere Hinweise, aber er trifft erneut auf eine Mauer aus Schweigen...

Der Blick ins Landleben des Bergvolks fällt erschreckend aus. Ein Klima aus Angst, Terror und Gewalt regiert, unliebsame Vorfälle werden um jeden Preis vertuscht. Die erste Hälfte der Episode mutet nahezu bizarr an, da die Charaktere stark überzeichnet wirken (vermutlich sind sie sogar recht realistisch ausgeführt, aber ich bin kein "Bayernkenner", grins). Zu den abweisen Knarzschädeln gesellen sich absurde Momente, die teils von elektronischen Klängen untermalt werden. Derrick trifft aus Schnupftabak, das Ergebnis muss man gesehen (bzw. gehört) haben! Schaut euch den Gesichtsausdruck von Horst Tappert an, den er bei den Befragungen auflegt. Die letzte halbe Stunde ist konventioneller ausgeführt, die musikalische Untermalung passt sich der Ausrichtung an.

Vor lauter Begeistung habe ich glatt ein paar Zeilen zu den Mitwirkenden unterschlagen. Alexander Golling darf fies und abstossend aufspielen, Maresa Hörbiger ist als verängstigte Nichte glaubwürdig. Kurt Meisel sehen wir als wohlhabenden Gutsherrn, Eva Rieck als dessen Tochter. Günther Stoll und Gerhard Bormann rücken später als Verstärkung an. "Der Mann aus Portofino" ist eine dieser Folgen, in der die Schauspieler von Atmosphäre und Plot dominiert werden. Hätte man den Irrsinn der ersten halben Stunde durchgehalten, wäre die Folge ein Überflieger geworden. In der vorhandenen Form eine gute bis sehr gute Episode, die das Potential zum Serienklassiker teils verschenkt. Aber sehen wir es positiv, das Glas ist halbvoll, nicht halbleer.

7,5/10 (gut bis sehr gut)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4552 - 01.03 06:55

Der Kautions-Cop

Ex-Mann (Butler) erhält Auftrag seine Ex- Frau (Aniston) ins Gefängnis zu bringen.
Locker leicht gespielte Comedy für einen unbeschwerten Abend.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4553 - 02.03 11:05


Links das Cover der Box, rechts das Cover der DVD


Der Todesrächer von Soho (Deutschland, Spanien 1971, spanischer Titel: El muerto hace las maletas)

Horst im Zwielicht

In London geht die Angst um. Wer seinen Koffer gepackt vorfindet, endet wenig später mit einem Messer im Rücken. Inspector Rupert Redford (Fred Williams) baut auf die Hilfe seines Freundes Charles Barton (Horst Tappert), einem recht erfolgreichen Autor von Kriminalromanen. Doch Barton treibt seine eigenen Ermittlungen auf riskante Weise vorwärts, was in bald in grosse Gefahr bringt. In einem Nachtclub wird offenbar mit Drogen gehandelt, aber warum zeigt der Schriftsteller derartig grosses Interesse an den dortigen Umtrieben? Inspector Redford hat derweil ein Auge auf den windigen Mediziner Dr. Bladmore (Siegfried Schürenberg) geworfen, der zur Tatzeit stets in der Nähe der Opfer gewesen sein muss. Barton greift derweil zu radikalen Methoden, um der verruchten Celia (Barbara Rütting) Informationen zu entlocken...

"Der Todesrächer von Soho" ist gewissermaßen ein Remake des 1961 produzierten Streifens "Das Geheimnis der schwarzen Koffer". Der eher zähflüssige, von Werner Klingler inszenierte Vorläufer, wird von der Neuauflage ganz locker und lässig gedeckelt. Jess Franco erfreute bereits mit seinem Edgar Wallace Flick "Der Teufel kam aus Akasava", der innerhalb des "Wallace-Universums" ein echter Geheimtipp für aufgeschlossene Filmfreunde ist. Sein Beitrag zur "Bryan Edgar Wallace" Reihe fällt zwar deutlich hinter "Akasava" zurück, konnte mich aber trotzdem ansprechend (und vor allem sympathisch) unterhalten.

Zunächst fällt auf, dass Franco die Kamera weniger "pulsierend" einsetzt, als man es aus vielen anderen seiner Filme kennt. Mit Kameramann Manuel Merino arbeitete Franco -der bekanntlich auch gern selbst diesen Job übernahm- häufiger zusammen, ich mag seine kreativen und teils ungewöhnlichen Einstellungen sehr gern. Die musikalische Untermalung passt gut zum Treiben auf der Leinwand, die Kulissen weisen ab und an auf ein kleines Budget hin. Man schaue sich nur das angebliche Büro von Scotland Yard an, welches mehr nach Kellerräumen denn Behörde anmutet, aber dadurch umso knuffiger und liebenswerter wirkt.

Ein Schwachpunkt von "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" war nicht nur die biedere Inszenierung, sondern vor allem auch die sehr unscheinbare Besetzung. Da konnte selbst Senta Berger nicht viel retten, die erst wenige Jahre später in voller Schönheit erstrahlte. Jess Franco stand ein deutlich interessanteres Ensemble zur Verfügung, selbst kleinere Nebenrollen können für Begeisterung sorgen. Fred Williams (der als Friedrich Wilhelm Löcherer geboren wurde) war auch in "Der Teufel kam aus Akasava" in einer Hauptrolle zu sehen, seine Darbietung als leitender Ermittler überzeugt und wirkt erfrischend. Auch Horst Tappert wirkte in "Akasava" mit, seine Anwesenheit erfreut mich als Derrick-Fan natürlich sehr. Tapperts Rolle bietet mehr Raum zur Entfaltung, da er nicht wie Williams an die Fesseln eines Staatsdieners gebunden ist. Am herrlichsten finde ich Horst Tappert immer dann, wenn er sein schelmisches, breites Grinsen aufsetzt, welches er später in seiner Paraderolle Derrick perfektionierte. Barbara Rütting hat sogar einen ihrer besten Auftritte überhaupt! Die Rolle der kalten, bösartigen und verruchten Halbweltdame, passt perfekt zu ihrer kantig-charaktervollen Ausstrahlung. Die Szene in der Tappert seine Gegenspielerin auf harsche Weise "verhört", gehört zu den stärksten Momenten des Films. Ein weiterer Höhepunkt poltert in Form von Siegfried Schürenberg durchs Szenario, der hier nicht in seiner Stammrolle als "Sir John" zu sehen ist. Die Rolle des Scotland Yard Bonzen übernahm ein Bursche namens Ángel Menéndez, der ein paar schrullige Szenen mit Fred Williams veredelt. Rainer Basedow taucht als Sergeant auf, Dan van Husen sehen wir kriminelles Helferlein mit Bart (steht im gut, sollte er häufiger tragen). Sehr gut geraten ist der kurze Auftritt von Wolfgang Kieling, der in verschwitzter Panik durch die Kulissen taumelt. Herr Franco lässt es sich nicht nehmen, ebenfalls in einer kleinen Rolle aufzutauchen. Elisa Montés und Eva Garden sorgen für weibliche Anmut, insgesamt hält sich der Film im Bereich Erotik aber (leider) sehr bedeckt.

Wirft man die eingefahrene Erwartungshaltung über Bord, kann man mit "Der Todesrächer von Soho" seinen Spass haben. Wer generell nichts mit Filmen von Jess Franco anfangen kann, wird vermutlich auch mit dieser Sause nicht glücklich werden. Für einen Franco aus den frühen Siebzigern kommt der Todesrächer recht bodenständig daher, unterscheidet sich aber trotzdem deutlich von anderen Filmen aus dem "Wallace Universum". Auch wenn "Der Teufel aus Akasava" mich auf Anhieb weitaus stärker beeindrucken und packen konnte, bin ich mit "Der Todesrächer von Soho" durchaus zufrieden. Zwar scheint der eigentliche Fall manchmall ein wenig zur Nebensache zu geraten, doch warum sollte ich mich daran stören, wenn ich mich wohlig in der warmen, dezent schmuddeligen Atmosphäre suhlen darf!? Sicher kein Höhepunkt im Schaffen von Jess Franco, aber ein kantiger und beachtenswerter Film, der zusätzlich mit seiner sehr guten Besetzung punkten kann.

Die DVD aus dem Hause Universum geht völlig in Ordnung. In der "Bryan Edgar Wallace DVD Collection 3" sind neben "Der Todesrächer von Soho" folgende Filme enthalten:

• Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
• Das Geheimnis des gelben Grabes


Es soll nicht verschwiegen werden, dass "Handschuhe" lediglich gekürzt und in mittelprächtiger Qualität vorliegt. Ergo sollte man sich bezüglich "Handschuhe" nach einer brauchbaren Alternative umschauen, die Box lohnt aber schon allein wegen "Todesrächer" und "Grab". Das Set ist für weniger als 20€ zu bekommen, was für zwei solide DVDs völlig in Ordnung geht.

Zunächst 6,5/10 (oberste Mittelklasse) ...aber da geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Und wenn Sie mich auch totschlagen, ich bin nur ein kleiner Fisch."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4554 - 03.03 22:44


Cover der grossen Hartbox von X-Rated


Torso (Italien 1973, Originaltitel: I corpi presentano tracce di violenza carnale)

Möpse, Morde & Maskenmann

Hübsche Kunststudentinnen fallen einem brutalen Killer zum Opfer. Der irre Mörder erdrosselt die jungen Damen mit einem Halstuch, anschliessend macht er sich auf bestialische Art an den Leichen zu schaffen. Daniela (Tina Aumont) verdächtigt Stefano (Roberto Bisacco), der ihr schon seit einer gefühlten Ewigkeit nachstellt. Für ihre Freundin und Kommilitonin Jane (Suzy Kendall) läuft es momentan besser, sie versteht sich sehr gut mit Professor (John Richardson), zaghafte Bande gegenseitiger Zuneigung zeichnen sich ab. Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu, Daniela wird von Stefano immer energischer bedrängt, der Bursche ist regelrecht besessen von ihr. Um ein wenig abzuschalten, dem Trubel der Stadt zu entkommen, fahren Daniela, Jane und zwei weitere Freundinnen raus aufs Land. Danielas Onkel besitzt dort ein grosszügiges Anwesen, welches ausserhalb eines beschaulichen Dorfes liegt. Die jungen Frauen geniessen ihr neues Umfeld, endlich können sie die grausigen Vorfälle hinter sich lassen. Jane hat diesmal nicht das Glück auf ihrer Seite, sie stürzt eine Treppe hinab, verstaucht sich dabei den Knöchel. Der herbeigerufene Arzt (Luc Merenda) kommt den Mädchen bekannt vor, man war sich zuvor in einem Zugabteil begegnet, vielleicht sogar bereits im Umfeld der Universität? Daniela glaubt den aufdringlichen Stefano hinter einem Gebüsch erkannt zu haben. Schlägt ihre Phantasie nervöse Kapriolen, oder ist der Student den Freundinnen tatsächlich bis in die abgelegene Gegend gefolgt? Bald soll unfassbares Grauen über die Bewohnerinnen der Villa hereinbrechen, schrecklicher als jeder fürchterliche Albtraum...

Sergio Martino hat in den frühen siebziger Jahren fünf herrliche Gialli abgeliefert, der 1973 gestartete Torso war der letzte Film dieser Phase. Ich liebe sie allesamt, doch der wunderschöne "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1971) überstrahlt seine Verwandtschaft, thront nicht nur an der Spitze der Filmographie des Herrn Martino. "Der Killer von Wien" zählt zu meinen Lieblingswerken aus dem Bereich Giallo, mehr noch, er zählt zu meinen ewigen "Top 50", in denen er einen der vorderen Plätze für sich beanspruchen darf. Doch ich will mich nicht in Liebeserklärungen für diesen Edelstein mit Edwige Fenech ergehen -obwohl mir die Beherrschung sehr schwer fällt- schliesslich soll hier kurz "Torso" vorgestellt werden. Besagter "Torso" gefiel mir bereits bei der Erstsichtung gut, stand aber ein wenig im Schatten seiner glorreichen Geschwister. Seit letzter Nacht ist dem nicht mehr so, es hat nicht nur sanft in meiner Rübe geklickt, der Film eroberte mein Herz im Sturm!

Schon der Auftakt ist eine Wohltat, an Atmosphäre und Stilsicherheit kaum zu toppen. Nackte Schönheiten räkeln sich lustvoll vor den Augen des Betrachters, doch in dieser Wonne platziert Sergio Martino gnadenlos ein kleines, gemeines und zupackendes Ausrufezeichen! Eine nicht identifizierbare Gestalt drückt einer Spielzeugpuppe die Äuglein ein, sofort wird die prickelnde Erotik durch eine böse Vorahnung befleckt. Danach gewährt uns "Torso" einen Moment der entspannten Neugier. Während der Professor mit verhaltener Leidenschaft über sein Fachgebiet referiert, blickt die Kamera in den Hörsaal, präsentiert uns relevante Gesichter, erste Verdachtsmomente und Anhaltspunkte werden gestreut. Dann folgt ein früher Ausbruch, ein Paar gibt sich im Auto dem Liebesspiel hin, plötzlich entdeckt der stramme Liebhaber einen vermeintlichen Voyeur. Der Hahnenkamm des gestörten Begatters schwillt in Rekordzeit an, der Spanner soll eine Abreibung kassieren, beide Herrschaften verschwinden in der Dunkelheit. Stille, Finsternis, dann leise knirschende Schritte auf dem Schotterboden. Die junge Frau wird von Unwohlsein befallen, welches schnell panischer Gewissheit weichen soll. Maskierter Killer, Halstuch, Brüste und eine Klinge. Diese ersten Minuten machen keine Gefangenen! Wenn man sich wirklich voll und ganz auf den Film einlässt, ist bereits jetzt keine Flucht mehr möglich, sitzt der Stachel der Faszination tief und fest verankert in Leib und Seele. Oft wird "Torso" als Vorlage für spätere Slasherfilme bezeichnet, ähnliches gilt für "Im Blutrausch des Satans" (Reazione a catena, 1971) von Altmeister Mario Bava. Es wäre ein Fehler die Flicks darauf zu reduzieren, doch ihr Einfluss auf den Slasherfilm ist tatsächlich bis in die heutige Zeit ungebrochen. Martino setzt Maßstäbe, derartig beeindruckend, intensiv und fesselnd, dass mir vor Ehrfurcht eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt. Hippies dampfen und musizieren, mittendrin eine Studentin, bei deren Anblick sich nicht nur das Herz öffnet. Mit zwei Herren gibt sich aufkeimender Lust hin, doch dann lässt sie die Möchtegernrittmeister barsch abblitzen, macht sich verärgert aus dem Staub. Was nun kommt, ist "Backwoodhorror-Feeling" in Perfektion. Berauscht torkelt die holde Maid durch ein Waldstück, versinkt knöcheltief im Morast. Nebelschwaden, eine Gestalt im Gehölz, Angst dampft aus jeder Pore, dann ein erneuter Mord, der braune Sumpf wird zum blutroten Grab. Auch das Finale ist ein Herzterrorist erster Güteklasse, Suzy Kendall schwankt zwischen blankem Entsetzen, Hoffung und verdammt bösen Überraschungen. Wenn dieser Stoff kalt lässt, der sollte sich besser gleich in Spiritus einlegen lassen. Seitenweise könnte ich jede Szene woller Wonne umschreiben, doch das würde eindeutig zu weit führen, entdeckt diesen Film auf eigene Faust, das macht viel mehr Freude!

Früher bemängelte ich das Fehlen einer echten Hauptrolle, sowie die nahezu völlig durch Abwesenheit glänzenden Ermittlungsbehörden. Welch blinde und engstirnige Sicht der Dinge! "Torso" hat mit Suzy Kendall und Tina Aumont zwei toll aufspielende "Hauptdamen" im Gepäck, deren Leistungen ich erst jetzt wirklich zu schätzen gelernt habe. Und wer zum Geier benötigt unbedingt den Polizeiapparat als tragendes Element in einem Film dieser Art? Entsprechende Handlungsstränge würden vermutlich zu einer unnötigen Aufblähung des Films führen, die wichtigen Rollen sind überzeugend angelegt und besetzt. Die Atmosphäre spielt in eine Hauptrolle, aber trotz ihrer massiven Präsenz und Eindringlichkeit, verkommen die Akteure nicht zu Randnotizen. Es gelingt Sergio Martino über die gesamte Laufzeit, stets die richtige Balance zu finden. Hinzu kommt die sehr ansprechende Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando, sowie der wundervolle Soundtrack der De Angelis Brüder. Ein paar Worte zu den Darstellern seien mir noch gestattet. Suzy Kendall mag auf den ersten Blick ein paar Jährchen zu alt für ihre Rolle wirken. Sie ging damals stramm auf die 30 zu, sah auch entsprechend aus (was keinesfalls abwertend gemeint ist). Diese kleine Klippe umschifft man sehr elegant. Aus einer Unterhaltung zwischen Jane (Suzy Kendall) und ihrem Prof erfahren wir, dass sie zuvor bereits studiert hatte, zwischendurch für zwei Jahre selbst als Lehrkraft tätig war. Suzy Kendall spielt im "Herzschlagfinale" großartig, Angst, Abscheu und Verzweiflung werden regelrecht greifbar. Tina Aumont kam mir bisher immer sehr hübsch vor, ihren Part empfand ich jedoch als ein wenig anstregend, wollte einen Hang zur Nerverei entdeckt haben. Keine Ahnung was mir damals durch den Schädel geisterte, ich kann mich inzwischen ohne Vorbehalte an der Leistung der Schauspielerin erfreuen. Luc Merenda fungiert als fleischgewordener Verdachtsmoment, wie eigentlich alle männlichen Nebendarsteller in "Torso". Roberto Bisacco mutet psychotisch an, John Richardson eine Spur zu freundlich. Damit nicht genug, Ernesto Colli gibt einen abstossenden Strassenhändler, nebeibei treffen wir auf den seltsamen Milchmann, den geknechteten Dorftrottel, den "irgendwie" extrem hilfsbereiten Tankwart...

"Torso" mag auf den ersten Blick ein guter Giallo sein, gleichzeitig ein mehr als deutlicher Fingerzeig in Richtung Slasher. Auf den zweiten, dritten Blick ist der Film allerdings noch viel mehr! Eine Prachtsuhle, bis zum oberen Rand gefüllt mit Zutaten der besten Sorte. Ein unheimlicher Killer, selbstverstädlich stilsicher maskiert, ruppig ausgeführte Morde. Knisternde Erotik, wohlgeformte Früchtkörbe, dezent provokante Lesbenszenen. Treffsicher ausgewählte Kulissen, von schaurig bis schön, von wohnlich bis waghalsig. Erstklassig fotographiert, mit schöner Musik untermalt.

Die DVD-Auswertung von X-Rated mag nicht perfekt sein, insgesamt bin ich aber zufrieden mit der Scheibe. Sehr erfreulich ist die Möglichkeit, dem Soundtrack per Menü lauschen zu dürfen. Freilich wäre eine beigefügte Bonus-CD noch angenehmer, aber wie war das noch, mit dem Leben und dem Wunschkonzert!? Vielleicht beschaffe ich mir zusätzlich die britische DVD von Shameless, gewissermaßen als Ergänzung zur X-Rated Scheibe, man gönnt sich ja sonst nichts.

Es ist passiert! "Torso" hat mich endgültig gepackt, ich bin beglückt, verzückt, entrückt! Sicher, den Überflieger "Der Killer von Wien" kann "Torso" nicht vom Sockel stossen. Aber der Vorstoss in die Spitzengruppe des Giallo ist gelungen! Was bei diesem extrem starken Feld, als ein ganz besonders grosses Lob zu verstehen ist! Sogar Herr Hitchcock rotiert vor Freude, grins.

Dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend!)

Lieblingszitat:

"Meine Bestimmung ist tief in mir verwurzelt."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4555 - 05.03 18:34

Frankenstein's Rache

Nach langer Abstinenz konnte ich wieder in den genuss eines weiteren "Hammer"-Grusel-Klassikers kommen.

Die Sets und Kostüme sind wie gewohnt liebevoll und teils gruselig gestaltet, allen vorran frankensteins laboratorium mit allerlei gefäßen und brodelnden substanzen. Peter Cushing gibt einfach wundervoll den Doc der diesmal von den Scharfrichtern entkommt und in einem anderen Städtchen unter abgekürzten Namen weiter seinem Meisterwerk nachgeht: die erschaffung eines neuen Menschen aus Teilen verstorbener. Was ich sehr schade finde in diesem zweiten Frankenstein-Abenteuer ist das Monster, das diesmal weniger grausam/gruselig dargestellt wird, sondern sehr viel menschlicher daherkommt.

Hat mir wirklich gut gefallen und warte auf den nächsten Klassiker der Hammerstudios der bei mir ins Haus strudelt

edit:

hier hab ich was ganz witziges gefunden über den film:

Die britische Zeitung Daily Telegraph war über den Film derart schockiert, dass sie 1958 berichtete, der Film müsse von der BBFC eine spezielle Klassifizierung bekommen: „Nur für Sadisten geeignet.“

Laut den Verantwortlichen bei Hammer forderte die BBFC die Streichung der Szene, in der zu sehen ist, wie Karls Gehirn von einer Schale aus in ein Glas mit Flüssigkeit gleitet. Diese Szene sorgte bereits während des Verfassens des Drehbuchs für Diskrepanzen, ist aber seit der Veröffentlichung des Filmes in allen zugänglichen Versionen enthalten.

quote


immer wieder lustig kommentare/trailer/filmplakate aus der damaligen Zeit zu sehen, was würden die wohl sagen wenn sie einen der heutigen horrorfilme zu gesicht bekämen
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4556 - 05.03 22:25

Idiocracy

Private Joe Bauers, the definition of "average American", is selected by the Pentagon to be the guinea pig for a top-secret hibernation program. Forgotten, he awakes 500 years in the future. He discovers a society so incredibly dumbed-down that he's easily the most intelligent person alive.

quote

imdb

Nette Unterhaltung mit Owen Wilsons Bruder, Luke Wilson, den ich immer mehr mag, in der Hauptrolle.
Der Plot ist zwar so behämmert wie die Menschen in der Zukunft aber dennoch hab' ich mich köstlich amüsiert.

6.5/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4557 - 06.03 12:07


Cover der britischen BD-/DVD-Combo


Ninja Assassin (Deutschland, USA 2009, Originaltitel: Ninja Assassin)

Ninjageschnetzeltes

Mika Coretti (Naomie Harris) verdient ihre Brötchen als kleines Rädchen im Europolgetriebe. Ihre Recherchen weisen auf uralte Clans hin, die entführte Kinder zu Ninja ausbilden, welche später als perfekte Tötungsmaschinen gnadenlose Auftragsmorde erledigen. Ihr Vorgesetzter Ryan Maslow (Ben Miles) ist zunächst wenig angetan, doch er muss nach und nach erkennen, dass Mika offenbar keinen wirren Verschwörungstheorien nachhängt. Die Ermittlungen bleiben nicht verborgen, bald hat Mika eine ganze Horde Ninja an den Hacken kleben. Wie aus dem Nichts taucht Raizo (Rain) auf, der die Agentin vor den Killern beschützt. Raizo wurde unter der harten Knute von Ozunu (Shô Kosugi) ausgebildet, doch er scheint nun andere Absichten zu verfolgen. Kann Mika dem Fremden trauen? Gibt es eine Chance den tödlichen Häschern zu entgehen...???

Bisher konnte mich Regisseur James McTeigue nicht wirklich überzeugen. "V wie Vendetta" wird IMHO maßlos überbewertet, seine "Ergänzungarbeiten" am flauen Hirschbiegel-Flick "Invasion" sind auch nicht der Rede wert. Mit "Ninja Assassin" ist ihm immerhin ein unterhaltsamer Actionreisser gelungen, der durchaus eine Sichtung wert ist.

McTeigue gelingt es allerdings noch immer nicht, sich vollständig aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit zu befreien. Ich will gar nicht den dünnen Plot des vorliegenden Streifens bemängeln, auch die oberflächliche Zeichnung der Charaktere, geht für einen rasanten Actionfilm völlig in Ordnung. Was "Ninja Assassin" fehlt sind markante Gesichter, echte Typen. Naomie Harris bleibt stets austauschbar, jede "Fernsehserien-Ermittlerin" hat mehr Profil, einen grösseren Wiedererkennungswert. Auch ihr Filmboss Ben Miles bleibt beliebig, hinterlässt keinen nachhaltigen Eindruck. Der Bursche namens Rain ist zwar sympathisch, wirkt auf mich aber leider fast ebenso blass. Gleiches gilt für die übrige Besetzung, abgesehen von zwei sehr löblichen Ausnahmen. Das Wiedersehen mit Shô Kosugi ist sehr erfreulich, er kommt als knallharter Clanboss gut rüber. Den zweiten Glanzpunkt kann Eleonore Weisgerber setzen, die in ihrer kleinen Nebenrolle ganz locker mehr Charakter versprüht, als z.B. die schlaffe Naomie Harris im gesamten Film.

Die Actionsequenzen sind blutig und schnell, ab und an wird das wüste Treiben ein wenig unübersichtlich. Pixelblut spritzt in zahllosen Gigabyte durchs Bild, Körperteile werden abgetrennt, der Body Count erreicht erstaunliche Ausmaße. "Computerblut" wirkt oft sehr "bescheiden", doch "Ninja Assassin" leistet sich bei diesen Effekten nur kleinere Schnitzer. Was freilich nichts daran ändert, dass mir traditionelles Gepansche weitaus lieber ist. Zugegeben, die "CGI-Fontänen" passen zum Look des Films. Recht gut gelungen sind die Rückblenden, in denen der Zuschauer mehr über den Werdegang von Raizo erfährt. Ansonsten habe ich nicht mehr viel über den Film zu berichten. Achja, wer Berlin mag, wird sich vielleicht über ein paar nette Einstellungen freuen.

"Ninja Assassin" ist ein rasanter Actionfilm, der leider mit wenig erbaulichen Hauptdarstellern auskommen muss. Letztlich kurzweilig, aber kein Film der mich wirklich packen und begeistern kann. Die britische BD-/DVD-Combo gibt es zum kleinen Preis, Englischmuffel werden sich über den deutschen Ton freuen.

Obere Mittelklasse = 6/10 (von "Wohlfühlpunkten" und "Knuffigkeit" keine Spur, in dieser Disziplin nahezu eine Nullnummer)

Das Lieblingszitat entfällt, es blieb leider nichts hängen.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4558 - 06.03 22:38

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Cover der Derrick Collectors Box 2, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 30 - Yellow He (Deutschland 1976)

Der erfolgreiche Unternehmer Dr. Georg Rabes (Wolf Ackva) wird erschossen, weder sein Geld noch die Papiere fehlen. Erika Rabes (Maria Schell) trauert nicht um ihren getöteten Ehemann, die Beziehung war schon länger erkaltet. Albert Rabes (Karl Lieffen), der bisher wenig erfolgreiche Bruder des Ermordeten, hat ganz offensichtlich ein Verhältnis mit der (un)lustigen Witwe. All diese Vorfälle beeindrucken Alberts Sohn, der von allen nur Ali (Martin Semmelrogge) genannt wird, nicht sonderlich. Der junge Mann ist frisch verliebt, er will seine neue Freundin Yellow He (Susanne Beck) schnellstmöglich heiraten. Zwar ergeben sich diverse Verdachtsmomente, doch eine wirklich heisse Spur bleibt aus, Derrick kommt nicht zum Zuge. Helga Schirrmayer (Liane Hilscher) war die Sekretärin des ermordeten Dr. Rabes, sie stand ihrem Chef sehr nahe. Als ihr Ex (Arthur Brauss) betrunken bei ihr auftaucht, hoffen Derrick und Klein auf einen neuen Ermittlungsansatz...

"Yellow He" fährt eine dicke Ladung grotesker Charaktere auf. Martin Semmelrogge stolpert als debiles Söhnchen durchs Szenario, seine neue Flamme mit dem merkwürdigen Spitznamen verdreht ihm gehörig den Kopf. Karl Lieffen kommt mindestens genauso knallschotig rüber, ein armes Würstchen, nun auf dem Sprung an die Macht, hatte er doch gegen seinen Bruder nie eine Chance auf die Firmenleitung. Maria Schell zeigt sich vordergründig gefühlskalt, spielt eine innerlich längst gebrochene Frau, die kurzzeitig einen Silberstreif am Horizont zu erblicken glaubt. Volker Eckstein sehen wir als windig-schleimiges Bürschlein, Arthur Brauss als unsympathischen Säufer, Günther Stoll einmal mehr als Helferlein.

Die Auflösung mag ein wenig zu waghalsig konstruiert anmuten. Sie passt aber meiner Meinung nach vortrefflich zu den merkwürdigen Charakteren, die sich hier quasi die Klinke in die Hand geben. Zbynek Brynych wandert auf dem schmalen Grat zwischen Seriösität und Popanz, mit "Yellow He" ist ihm erneut eine gute, unterhaltsame Folge gelungen. Kein Höhepunkt, aber ein solider Ausklang der zweiten DVD-Box.

7/10 (gut)




Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 31-45 enthält


Folge 31 - Hals in der Schlinge (Deutschland 1977)

Die Geschwister Heli (Helga Anders) und Ingo (Willi Kowalj) kommen von einer Party mit Freunden zurück. Heli findet den Aktenkoffer ihres Vaters am üblichen Platz vor, doch das Familienoberhaupt ist nicht auffindbar. Sehr merkwürdig, denn sonst läuft alles nach einem bekannten Schema ab. Nachdem Schwester und Bruder fast das komplette Haus durchsucht haben, macht Heli schliesslich eine grauenhafte Entdeckung. Auf dem Dachboden findet sie ihren Vater, er baumelt leblos an einem Strick. Der sofort herbeigerufene Hausarzt kann nur noch den Tod feststellen, sämtliche Anhaltspunkte weisen auf einen Selbstmord hin. Heli ist jedoch fest davon überzeugt, dass ihr Vater sich nicht umgebracht hat, sie schaltet die Polizei ein. Derrick ist skeptisch, denn eine Befragung in der Firma des Toten, fördert finanzielle Schwierigkeiten von grösseren Ausmaßen ans Licht. Zusätzlich berichtet der langjährige Mitarbeiter Herr Ludemann (Herbert Fleischmann) von der Niedergeschlagenheit seines Chefs. Heli besteht mit Nachdruck darauf, ihr Vater wurde ermordet! Der vermeintliche Selbstmord geht Derrick nicht aus dem Kopf, noch hat er den Vorgang nicht endgültig abgehakt...

Helga Anders und Willi Kowalj überzeugen als Geschwister, die mit sehr unterschiedlichen Gemütern ausgestattet sind. Heli ist beharrlich und klug, während Ingo eher wankelmütig und gängelbar angelegt wurde. Herbert Fleischmann sehe ich immer gern, Günter Strack ist als abstossender Baulöwe im Spiel. Ulrich Beiger gibt sich in einer kleinen Rolle die Ehre, er wird vom schelmischen Derrick vorgeführt. Christine Kaufmann hat ebenfalls nur einen kleinen Part erwischt, sie mutet lediglich wie hübsche Dekoration an. Ihr ahnt es bereits, auch Günther Stoll darf nicht fehlen, darf diesmal sogar Derrick begleiten, während Harry kurzzeitig in die Röhre schaut.

Für eine von Alfred Vohrer inszenierte Folge, mutet "Hals in der Schlinge" sehr bodenständig und regelrecht "seriös" an. Der reisserische Titel kann nicht darüber hinwegtäuschen. Vohrer baut auf bewährte und frische Gesichter, ihm stand ein gut aufgelegtes Ensemble zur Verfügung. Die Zusammenhänge sind vielleicht ein wenig zu leicht durchschaubar, diverse Details verhindern aber den Absturz in ein zu simples Konstrukt. Die Kulissen sind mit Bedacht gewählt, stets eine Stärke von Vohrer. Für mich sind Helga Anders, Willi Kowalj und Herbert Fleischmann die Stars dieser Episode. Aus heutiger Sicht wirkt die -damals selbstverständliche- Rollenverteilung der Geschwister Heli und Ingo fast schon befremdlich, doch dank der Anlage ihrer Rolle, kann Helga Anders diese Strukturen aufbrechen, sogar teilweise umkehren. Vohrer kann auch ernsthaft, mir gefällt dieses Gesicht des Regisseurs, obschon ich seine Wüstheiten liebe. Die dritte Box eröffnet auf gewohnt gutem Niveau.

7/10 (gut, Tendenz zu 7,5/10)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4559 - 07.03 18:13

Der Solist

ein gut gemachtes drama das einen berührt aber auch seine schwächen hat.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4560 - 07.03 22:01


Cover des Schubers der Erstauflage


Die Gruft der toten Frauen (Großbritannien 1965, Originaltitel: Devils of Darkness)

Böser Franzose aus der Hölle

Der Brite Paul Baxter (William Sylvester) ist in Frankreich unterwegs. Bekannte des Reisenden logieren im selben Hotel, sie kommen auf sehr merkwürdige Art zu Tode. Einheimische berichten von fürchterlichen Umtrieben und satanischen Ritualen, doch Baxter hält die Warnungen für unsinnigen Aberglauben. Verdächtig erscheint ihm allerdings das Verhalten von Inspector Malin (Peter Illing). Der zuständige Gesetzeshüter scheint nicht besonders an einer genauen Untersuchung der Todesfällle interessiert. Wieder in der Heimat angekommen, erwartet Baxter die Särge mit den Leichen, er will eine Obduktion durchführen lassen. Tatsächlich überkommt den abklärten Herrn langsam ein unbehagliches Gefühl, denn die Särge verschwinden samt Inhalt spurlos. Längst weilt Graf Sinistre (Hubert Noël) in der Nähe, er will um jeden Preis das magische Medallion wieder in seinen Besitz bringen, welches Baxter in Frankreich als Fundstück an sich nahm. Während Paul weitere Nachforschungen anstellt, spitzt sich die Lage nach und nach zu. Die Wohnung des Schriftstellers wird in dessen Abwesenheit durchwühlt, ein befreundeter Wissenschaftler verstirbt unter rätselhaften Umständen. Soll sich Baxter endlich Inspector Hardwick (Victor Brooks) anvertrauen, oder wird ihn der Kriminalbeamte für einen irren Spinner halten? Im Verborgenen spinnt Graf Sinistre sein teuflisches Netz, doch Paul soll Schützenhilfe von unerwarteter Seite erhalten...

Abseits der Klassiker und Perlen von Hammer, Amicus und Tigon, entstanden im Großbritannien der sechziger Jahre hier und da weitere Gruselfilme. Regisseur Lance Comfort verdiente sich seine Sporen in anderen Genres, tatsächlich beschreitet "Devils of Darkness" teilweise andere Wege. Der Schwerpunkt wurde nicht ausschliesslich auf eine gepflegte Horroratmosphäre gelegt, oft mutet der Film wie ein gewöhnlicher Thriller an. Durchaus ein interessanter Ansatz, leider geht die Rechnung nicht ganz auf. "Die Gruft der toten Frauen" ist immer dann am stärksten, wenn sich die Handlung typischen Horrorelementen hingibt. Sicher, wenn während der Eröffnungssequenz eine Fledermaus aus einem gesprengten Sarg entflieht, haut man dem Zuschauer die volle Klischeebreitseite vor den Latz. Aber genau diese Momente sind auf den Punkt inszeniert, erfreuen das Herz des Genrefans. Die Vampirthematik vermischt sich mit okkulten Ritualen, die in ein stimmungsvolles Finale münden. Der tatsächliche Schlusspunkt hätte vielleicht -selbst für einen Klischeeverehrer wie mich- eine Spur kreativer sein dürfen.

Die Besetzung muss ohne die geschätzen Stars auskommen, die man in zahlreichen Horrorschätzen dieser Zeit antrifft. Freilich muss dies nicht zwangsläufig ein Hemmschuh sein, warum sollen frische Fratzen nicht auch einen guten Job abliefern können. William Sylvester spielt die Hauptrolle mit solider Sachlichkeit, ein wenig mehr Griffigkeit und Eigenständigkeit wäre wünschenswert. Hubert Noël gibt den satanischen Blutsauger mit nahezu androgyner Kälte, wirkt daher meist eine Spur zu glatt, kann nicht auf ganzer Linie überzeugen. Immerhin bietet man mit Carole Gray und Tracy Reed hübsche Damen auf, die der "vampirischen Beziehungskiste" eine interessante Schlagseite verleihen. Peter Illing und Victor Brooks sollen nicht unerwähnt bleiben, besonders Illing erfreut mit seiner putzigen Verschrobenheit. Insgesamt ein brauchbares Ensemble, dem es ein wenig an echten Glanzpunkten mangelt.

Ich schrieb es bereits weiter oben, der Streifen punktet immer dann, wenn er sich auf die erwarteten Horrorzutaten einlässt. Ich will aber nicht die kleinen Höhepunkte unterschlagen, die sich neben dem Grusel eingeschlichen haben. Wenn eine Antiquitätenhändlerin (Rona Anderson) in ihrer dem Ladenlokal angeschlossenen Wohung eine Party feiert, kommt eine herrlich bunte und turbulente "Swinging Sixties Stimmung" auf, die man einfach mögen muss. Die Kameraarbeit ist gelungen, die musikalische Untermalung ebenso. Auf den ersten Blick mag "Die Gruft der toten Frauen" ein unscheinbarer Streifen sein, der zu wenig Horroratmosphäre ins Wohnzimmer transportiert. Gibt man dem Flick jedoch eine faire Chance, präsentiert er sich als kleine Wundertüte, aus der sich feiner Grusel, knuffige sechziger Jahre, hübsche Frauen, Eifersuchtsdramen und eine nahezu märchenhafte Farbenpalette ergiessen.

Dank der lobenswerten DVD aus dem Hause e-m-s, kann man "Die Gruft der toten Frauen" in schöner Qualität geniessen. Bei der Erstauflage steckt das Amaray in einem Schuber, ein kleines Booklet rundet das Paket ab (Dieser Titel ist als #8 der Reihe "DER PHANTASTISCHE FILM" erschienen). Sicher, der Film ist kein Höhepunkt seines Genres, es gibt weitaus besser gelungene Werke aus dieser schönen Zeit. Trotzdem verdient dieser sympathische Streifen Aufmerksamkeit, wobei er sich ganz klar an Liebhaber richtet, Einsteiger und Gelegenheitsglotzer werden bei Hammer und Amicus besser bedient.

Mag ich! (6/10)

Lieblingszitat:

"Schwört im Namen des Satans, euch den Mächten der Finsternis zu unterwerfen!"