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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4651 - 09.05 17:53


Ein Comic ist aber schwerer zu interpretieren, weil er mit seiner visuellen Gestaltung einem auch weniger Freiräume lässt.

quote of Warum nur!


Das genau ist doch der Punkt, warum ich "Sin City" so durchschnittlich finde. Die Macher halten sich sklavisch an die Vorlage, ich finde das weder spannend noch kreativ. Für Fans der Vorlage -wie bereits geschrieben- sicher ein Traum, für mich lediglich ein mittelprächtiger Film.

Ich finde es weitaus interessanter und prickelnder, wenn man eine Comic- oder Buchvorlage sehr frei interpretiert. Fraglos kommt "Sin City" dem Comic sehr nah, in dieser Hinsicht ist der Film erstklassig.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4652 - 09.05 21:36


Cover des Schubers


Das Geheimnis des gelben Grabes (Italien, Deutschland, Jugoslawien 1972, Originaltitel: L'etrusco uccide ancora)

Blutrote Schuhe

Der amerikanische Archäologe Jason Porter (Alex Cord) erforscht in Italien antike Grabstätten der Etrusker. Noch immer hängt er der gescheiterten Beziehung zu Myra Shelton (Samantha Eggar) nach, die inzwischen mit dem alternden Dirigenten Nikos Samarakis (John Marley) Tisch und Bett teilt. Porter lebt während seines Forschungsaufenthalts in Samarakis Anwesen, die Atmosphäre ist verständlicherweise aufgeladen. Eine besonders aufwendig verzierte Grabkammer fasziniert den Forscher, doch bald sollen grausige Ereignisse das Szenario überschatten. Auf dem Gelände der Ausgrabungen findet man ein getötetes Liebespaar vor, die jungen Leute wurden von ihrem Mörder äusserst grausam zugerichtet. Der leitende Ermittler Inspektor Giuranna (Enzo Tarascio) steht vor einem Rätsel. Zunächst scheint der Choreograph Stephen (Horst Frank) verdächtig, doch nach einer Vernehmung wird er wieder auf freien Fuß gesetzt. Die schreckliche Bluttat soll jedoch erst der Anfang einer bizarren Mordserie sein. Wenig später entgeht Igor Samarakis (Carlo De Mejo), der Sohn von Nikos Samarakis, nur knapp dem Tod, während seine Freundin die erneute Attacke des Killers nicht überlebt. Stets lässt der Mörder ein Paar rote Damenschuhe zurück, was die Lösung des Rätsels nicht unbedingt vereinfacht. Inspektor Giuranna fühlt Jason Porter auf den Zahn, denn der Archäologe ist nicht nur stark alkoholabhängig, er scheint auch ab und an die Kontrolle über sich zu verlieren...

Dieser schöne und unterhaltsame Giallo wurde von Armando Crispino inszeniert, in Deutschland wurde der Film unter dem Banner "Bryan Edgar Wallace" vermarktet. Ganz passend erscheint diese Maßnahme nicht, denn der Streifen ist durch und durch ein Kind des italienischen Genrekinos. Da der deutsche Produzent Artur Brauner jedoch seine Finger im Spiel hatte, ist die hierzulande vorgenommene Einordnung in das "Wallace-Universum" durchaus nachvollziehbar. Mit weiteren Gialli wurde ähnlich verfahren, als Beispiel bietet sich der Klassiker "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1969) von Dario Argento an. Selbst der Platzhirsch Rialto Film setze während der späten Wallace-Phase auf die Italiener. So gelang mit dem grandiosen "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972), welcher unter der Regie von Massimo Dallamano entstand, gar mein Liebling aller Wallace-Filme.

"Das Geheimnis des gelben Grabes" ist stark besetzt, stilvoll inszeniert und vor allem wunderschön fotographiert. Die Kamera wurde von Erico Menczer bedient, der bei "Die neunschwänzige Katze" (Il gatto a nove code, 1971) mit Dario Argento zusammenarbeitete, ergo verwundert das herrliche Ergebnis nicht. Die prächtige Landschaft, dazu faszinierende Kulissen wie die etruskische Nekropole, zusätzlich das malerische Spoleto, perfekt von einem echten Könner mit untrügbarem Gespür eingefangen. Nicht zu vergessen der sehr stimmungsvolle Score von Riz Ortolani, der zu jeder Zeit den perfekten Ton trifft. Armando Crispino setzt auf ein angenehm gemäßigtes Erzähltempo. Zwar haut man dem Zuschauer recht flott den ersten Doppelmord um die Ohren, doch im weiteren Verlauf legt der Film Wert auf die Beziehung der zentralen Figuren zueinander. Dabei steht weniger eine besonders tiefschürfende Zeichung der Charaktere im Vordergrund, sondern vielmehr das ständig aufgeladene Wechselspiel der Figuren. Zerstörte Liebe, verletzte Eitelkeiten, Verlangen und Begehren. Anfangs wird eine Prise Grusel eingestreut, denn in der Grabkammer wird die Darstellung eines etruskischen Dämon gefunden. Haben hier etwa finstere Mächte ihre untoten Knochenfinger im Spiel? Naja, diese Finte lässt sich leicht entlarven, oder hegen antike Unholde neuerdings eine Vorliebe für rote Damenschuhe? Vermutlich nicht, daher wendet der Zuschauer sich den geschickt gestreuten Verdachtsmomenten zu, die in der realen Welt beheimatet sind. Steckt vielleicht tatsächlich Jason Porter hinter den Morden? Hat ihn die Alkoholsucht in den Wahnsinn getrieben? Welche Rolle spielt der tuntige Stephen, dem man nicht so recht über den Weg trauen mag? Vielleicht treibt ein widerwärtiger Wächter sein Unwesen, der gern Insekten verbrennt und sich als Erpresser versucht? Im packenden Finale fällt die Maske, doch ich schweige wie ein Grab (Ach was...).

Alex Cord gefällt mir als aufbrausender Archäologe sehr gut, besser hätte man die Rolle kaum besetzen können. Mir ist sein Jason Porter durchaus sympathisch, vielleicht gerade wegen der offenkundigen Schwächen, vor allem wegen seiner brennenden Leidenschaft, die nicht nur seinem Beruf und dem Suff gilt. John Marley stellt gewissermaßen den Gegenspieler der Hauptfigur dar, beide buhlen um die Zuneigung einer schönen Frau. Marley spielt den verschrobenen Künstler -der seine besten Jahre längst hinter sich hat- ganz großartig. Wie Alex Cord steht er ständig unter Strom, zwei Vulkane am Rande der totalen Explosion, immer wieder kommt es kleinen und mittelschweren Ausbrüchen. Dazwischen die damals sehr attraktive Samantha Eggar, die grösste Mühe hat nicht im Mahlstrom der Gefühle aufgerieben zu werden. Nicht minder phantastisch Horst Frank, der als homosexuelles Tanzmäuschen für manchen Schmunzler sorgt, dabei aber nicht zur debilen Knallschote verkommt. Enzo Tarascio steht als beharrlicher Ermittler auf dem Plan, seine Rolle ist etwas unscheinbarer angelegt, doch er kann sich in diesem Fegefeuer der Begierden recht souverän behaupten. Carlo De Mejo wirkt im Gegensatz zu seinem Filmvater eher unscheinbar, Nadja Tiller glänzt in einer Nebenrolle, auf die ich wegen akuter Spoilergefahr nicht näher eingehen kann. Damit sind die wichtigsten Rollen kurz angerissen, die weiteren Nebendarsteller fügen sich ansprechend in das Gesamtbild ein.

Wer von einem Giallo immer nur schwarze Handschuhe, Rasiermesser und blanke Brüste erwartet, Killer die sich durch stylische Großstadtwohnungen metzeln, der wird sich mit "Das Geheimnis des gelben Grabes" vermutlich nicht auf Anhieb anfreunden können. Doch es lohnt sich wirklich ganz genau hinzusehen, denn man wird mit einem sehr schönen und ansprechend inszenierten Genrebeitrag belohnt!

Dank der DVD-Box von Universum Film, kann man sich den Ausflug nach Spoleto zum fairen Preis ins Haus holen. Das Set enthält ferner folgende Titel:

• Der Todesrächer von Soho
• Das Geheimniss der schwarzen Handschuhe


Von mir erhält die Box eine klare Empfehlung, doch ich will die (leider) vorhandenen Schwachpunkte nicht unterschlagen. "Das Geheimis der schwarzen Handschuhe" liegt nur in der gekürzten Fassung vor, wer die deutsche Synchronisation nicht benötigt, sollte sich zusätzlich die Blu-ray von Blue Underground beschaffen. "Das Geheimnis des gelben Grabes" erfreut mit einer ordentlichen Bildqualität, zusätzlich liegt der Film in der deutschen Kinofassung und der italienischen Langfassung vor. Beide Versionen sind gut und sehenswert, allerdings hat man bei der Langversion die damals nicht synchronisierten Szenen nicht untertitelt. Ein ärgerlicher Schnitzer, doch letztlich kann man gut mit der DVD leben.

Für Giallo-Fans sowieso Pflicht, jedoch auch für aufgeschlossene Einsteiger eine klare Empfehlung!

7,5/10 (Gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Es ist wirklich nicht meine Spezialität, mich in die Lage eines Mörders zu versetzen."
Das Ende

RANG Deckschrubber

#4653 - 11.05 14:31


Ein Comic ist aber schwerer zu interpretieren, weil er mit seiner visuellen Gestaltung einem auch weniger Freiräume lässt.

quote of Warum nur!


Das genau ist doch der Punkt, warum ich "Sin City" so durchschnittlich finde. Die Macher halten sich sklavisch an die Vorlage, ich finde das weder spannend noch kreativ. Für Fans der Vorlage -wie bereits geschrieben- sicher ein Traum, für mich lediglich ein mittelprächtiger Film.

quote of ASCH

Das natürlich die Geschichte nicht kreativ ist lasse ich gelten, aber die visuellen Effekte waren doch etwas besonderes. Das hat vorher keiner so gut hinbekommen. Stilistisch ist der Film nunmal einzigartig.

Überhaupt was wäre denn an diversen Buchumsetzungen unter cineastischen (nicht dramaturgischen) Gesichtspunkten so kreativ?
ASCH

RANG God of Clanintern

#4654 - 11.05 17:55


1. ...aber die visuellen Effekte waren doch etwas besonderes.
2. Überhaupt was wäre denn an diversen Buchumsetzungen unter cineastischen (nicht dramaturgischen) Gesichtspunkten so kreativ?

quote of Das Ende


1. Unbestritten. Schon deswegen ein Volltreffer, weil das heutige Publikum eher auf Schauwerte konditioniert ist, während Inhalte immer mehr zur Nebensache verkommen. Wobei ich "Sin City" dies nicht ankreide, die Umsetzung ist gewollt nah am Comic, die Macher haben ganze Arbeit geleistet.

Wurde alles bereits gesagt, ergo soll es damit (von meiner Seite) genug sein.

2. Da sind der Phantasie doch keine Grenzen gesetzt. Gib mir 500.000€ und ich zeige es dir.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4655 - 11.05 21:45

Das "vervirte" Double Feature




Crazies (USA 1973, Originaltitel: The Crazies) Kurzkommentar von 2008, minimal überarbeitet

In der Nähe einer kleinen Stadt stürzt ein Militärflieger ab. Das wäre zunächst noch nichts besonderes, doch leider befinden sich biologische Kampfstoffe an Bord der Maschine. Zunächst hofft man auf einen unspektakulären Verlauf eventuell anstehender Ereignisse, doch bald leiden erste Einwohner des Ortes unter den Anzeichen einer Infektion. Die Betroffenen zeigen ein bedrohliches Krankheitsbild, sie werden extrem aggressiv, verfallen dem Wahnsinn. Das Militär riegelt die Stadt weiträumig ab, zeigt jedoch wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der teils panischen Bevölkerung. Es kommt zu Schiessereien zwischen den Zivilisten und den überforderten Soldaten. Wissenschaftler arbeiten an einem Impfstoff gegen das Virus, während Teile der Bevölkerung das Speergebiet verlassen wollen und die Situation unaufhaltsam eskaliert...

George A. Romero hat 1973 mit "The Crazies" einen stimmungsvollen Film inszeniert. Vermutlich kennt fast jeder den Streifen "Outbreak" (1995), der thematisch "The Crazies" sehr ähnlich ist, allerdings längst nicht dessen Intensität erreicht (Nachtrag: Romero klagt an, während "Outbreak" in erster Linie unterhält. Daher unterscheiden sich die Filme deutlich). Romero zeigt eine kleine Gruppe von Einwohnern die flüchten wollen, lässt uns in die provisorische Kommandozentrale des Militärs blicken, blendet ab und zu bornierte Entscheidungträger ein, die irgendwo in der Ferne (und in Sicherheit) über tausende Schicksale entscheiden.

Wie in den Klassikern "Night of the living Dead" und "Dawn of the Dead", gehen die Darsteller in der Atmosphäre des Filmes auf. Daher erscheinen mir die lediglich durchschnittlichen Leistungen der Akteure völlig ausreichend. Durch die vermeintliche Unscheinbarkeit der Schauspieler wirken die Figuren realer, fast wie in einer Dokumentation zufällig vor die Kamera geratene Opfer der Umstände.

Dass Romero ein Meister der intensiven Atmosphäre ist, weiss man spätestens seit dem grandiosen Klassiker "Night of the living Dead". Damit kommen wir zum "Problem" von " The Crazies". Der Film hat ohne Zweifel seine Qualitäten, ist eine klare Empfehlung wert. Jedoch erreicht " The Crazies" zu keiner Zeit die überragende Brillianz von "Night of the living Dead" oder "Dawn of the Dead". Daher komme ich letztlich "nur" zu einer Punktewertung von:

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Nachtrag: Ja, der ständige Vergleich mit Romeros "Überklassikern" mag unfair erscheinen, doch er lässt sich IMHO nicht gänzlich ausblenden. Die mir vorliegende DVD von Anolis, die damals noch von e-m-s vertrieben wurde, bietet eine ansprechende Bildqualität. Vor einiger Zeit wurde weitere Ausgabe von Anolis veröffentlicht, die eine Bonus-DVD im Gepäck hat.





The Crazies - Fürchte deinen Nächsten (USA, Vereinigte Arabische Emirate 2010, Originaltitel: The Crazies)

Ich erspare mir eine weitere Inhaltsangabe, da die Handlung des Originals weitgehend beibehalten wurde. Die Remakewelle hat nun auch diesen kleinen Romero-Klassiker erreicht, sein Meisterwerk "Dawn of the Dead" war bekanntlich bereits vor ein paar Jahren an der Reihe. "Dawn" machte in der Neuauflage eine sehr gute Figur, ordnete sich respektvoll hinter dem unerreichbaren Original ein. Nun steht "The Crazies" sicher nicht auf einem derartig massiven Sockel wie "Dawn of the Dead", doch auch in diesem Fall bleibt das Remake knapp hinter der Vorlage zurück.

Breck Eisner ist ein unterhaltsames Werk gelungen, dem ich in erster Linie ein wenig mehr Kraft wünsche. Die Hoffnungslosigkeit und Tristesse des Originals wird nicht erreicht, aber hin und wieder gelingen auch dem Remake grossartige Momente. Mit Timothy Olyphant und Radha Mitchell ist das "zentrale Paar" recht gut besetzt, nur selten stimmt die Chemie nicht, was meiner Meinung nach eher auf die nicht immer glücklichen Dialoge zurückzuführen ist. Bei Romero stand die "politische Aussage" im Vordergrund, Eisner vermittelt lediglich den Eindruck kurzweiliger Horrorunterhaltung.

Klar, es gibt diverse Kritikpunkte, doch insgesamt bin ich mit dem Remake zufrieden, freue mich auf die nächste Sichtung. Die Blu-ray bietet ein sehr gutes Bild, das Bonusmaterial habe erst zum Teil gesichtet.

7/10 (gut)




Kleine Hartbox aus der Eastern Collection von CMV (#8)


Der Silberspeer der Shaolin (Taiwan 1977, Originaltitel: Xue lian huan)

Schurkenschaschlik

Lung Fei Yung (Wang Yu) geniesst einen legendären Ruf, bewaffnet mit einem silbernen Speer, gilt der erfahrene Kämpfer als nahezu unbesiegbar. Dies ist auch der hinterlistigen Mei (Hu Chin) bekannt, sie bietet Lung Fei Yung eine stattliche Summe an, damit dieser drei gefährliche Auftragsmörder beseitigt. Die clevere Dame will damit ihren Widersacher Nan (Kon Tak Mun) schwächen, die Macht in der Provinz an sich reissen. Umgehend macht sich Lung an die Arbeit, tatsächlich gelingt es ihm die Killer auszuschalten. Doch nun soll der Tanz erst richtig in Fahrt kommen, den Nan denkt gar daran sich geschlagen zu geben. Er bringt einen alten Waffenkonstrukteur in seine Gewalt, zwingt ihn zum Bau des blutigen Rings, einer Waffe die ihrem Träger gewaltige Kampfkraft verleiht...

Wang Yu wurde durch seine Hauptrollen in Produktionen der Shaw Brothers zum Star. Doch auch nach dem Ende der Zusammenarbeit mit der bedeutsamen Filmschmiede, gelangen ihm noch einige sehr unterhaltsame Eastern. Meist sind diese Filme nicht so stilsicher und anmutig ausgeführt, wie der Fan es von Shaw-Streifen gewöhnt ist, dem Unterhaltungswert tut diese Tatsache jedoch (oft) keinen Abbruch. So macht auch "Der Silberspeer der Shaolin" jede Menge Freude, sorgt für einige herrlich groteske Momente.

Schon die Kämpfe gegen die drei Killer sind echte Knüller. Einer der Burschen lebt in einem See, entsprechend mutet die Geräuschkulisse fast wie in einem Film über U-Boote an. Damit nicht genug, denn der zweite Mörder lebt in einer Höhle, wirft mit gewaltigen Äxten um sich. Hier muss unser Held einstecken, geht aber letztlich als Sieger vom Feld. Die Verletzung nutzt man geschickt, um die liebliche Verwandtschaft vorzustellen, die im weiteren Verlauf eine nicht unerhebliche Rolle spielt (auf die ich wegen Spoilergefahr aber nicht näher eingehen werde). Der Kampf gegen den dritten Killer ist völlig durchgeknallt geraten. Der Bösewicht lebt auf einem Friedhof, umgeben von Skeletten und zahlreichen Giftschlangen. Wang Yu muss sich zunächst mit Knochenmännern plagen und Schlangengeschleim ertragen, bevor der Unhold endlich aus seiner Kiste springt. Nach diesem sehr schmackhaften Auftakt ist die Marschrichtung klar, die Stimmung ist tendenziell leicht finster, es kommt jedoch immer wieder zu überdrehten -manchmal nahezu irrsinnigen- Auswüchsen.

Wang Yu sehe ich immer wieder gern. Der Mann mag kein geschulter Material Arts Halbgott sein, aber das ist mir als Laie sowieso egal, denn die Kämpfe sind stets ansprechend in Szene gesetzt. Hier fuchtelt er souverän mit dem Speer herum, zur Not bekommen seine Gegner gepflegt was aufs Maul, Hauptsache sie liegen am Ende der Auseinandersetzung reglos auf dem Boden. Kon Tak Mun gefällt als machtgieriger Oberschurke, seiner von Hu Chin dargestellen Feindin springt ebenfalls die Boshaftigkeit aus dem Gesicht. Bevor ich mich nun mit den Namen der weiteren Mitwirkenden "verjongliere", weise ich der Einfachheit halber darauf hin, dass sämtliche Nebenrollen ansprechend besetzt wurden. Im Umfeld der beiden "Oberbösen" treibt sich intrigantes Gesindel rum, welches (mehr oder weniger geschickt) die eigenen Interessen verfolgt.

Sicher mutet "Der Silberspeer der Shaolin" zum Teil recht obskur an, der heutigen Sprachmode folgend würde man vermutlich "trashig" sagen. Doch wer sich für Eastern erwärmen kann, sollte diesem sehr unterhaltsamen Streifen auf jeden Fall eine Chance geben. Der Flick bietet alle Zutaten an, die man von einem entsprechenden Genrebeitrag erwartet: Den unbeugsamen und zielstrebigen Helden, verschlagene Finsterlinge, hübsche Damen, jede Menge anonyme Metzelmasse. Obendrauf gibt es schöne Kulissen, die Augen des Zuschauers werden sogar mit einer Schneelandschaft verwöhnt. Die Kämpfe machen Spass, geizen dabei nicht mit diversen Übertreibungen, schreit also bitte nicht nach "Realismus". Wo so mancher Film dieser Gangart über eine schwache (bis nicht vorhandene) Story stolpert, gibt sich "Der Silberspeer der Shaolin" selbst in dieser Disziplin keine Blöße. Im Gegenteil, der Plot kann mit kleinen Wendungen punkten, die überzeugend in die Erzählung eingebettet wurden, Rache und Familiendrama poltern zusätzlich durch das rasante Finale. Übrigens weckt der blutige Ring wohlige Erinnerungen an die fliegende Guillotine, eine gewisse Nähe ist nicht von der Hand zu weisen. Sehr knuffig: Der blutige Ring "weiss" immer genau welche Ziele er zerschneiden soll, den Besitzer freut es. Die Musik soll nicht unerwähnt bleiben, sie setzt sich auf angenehme Art in den Gehörgängen fest.

Dank der DVD aus dem Hause CMV, kann man "Der Silberspeer der Shaolin" in angemessener Qualität geniessen. Für Zeilenzähler und Qualitätsfetischisten ist die Scheibe sicher nicht geeignet, mir hat das "nostalgische" Bild allerdings gut gefallen. Leider sind wenige Szenen leicht gekürzt, doch immerhin findet man diese Einstellungen im Bonusmaterial. Keine Angst, der Film funktioniert in der vorliegenden Version sehr gut. Für Einsteiger mag dieser Streifen nicht erste Wahl sein, doch der geneigte Fan darf sich auf gute und sympathische Unterhaltung freuen, knapp 85 kurzweilige Minuten vergehen wie im Fluge.

Gut = 7/10 (An dieser Stelle sei mir erneut der Hinweis auf diverse Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte erlaubt, die man als Fan hinzurechnen darf!)

Lieblingszitat:

"Ich töte nicht zum Spass. Es muss sein!"
Das Ende

RANG Deckschrubber

#4656 - 13.05 14:00


1. ...aber die visuellen Effekte waren doch etwas besonderes.
2. Überhaupt was wäre denn an diversen Buchumsetzungen unter cineastischen (nicht dramaturgischen) Gesichtspunkten so kreativ?

quote of Das Ende


1. Unbestritten. Schon deswegen ein Volltreffer, weil das heutige Publikum eher auf Schauwerte konditioniert ist, während Inhalte immer mehr zur Nebensache verkommen. Wobei ich "Sin City" dies nicht ankreide, die Umsetzung ist gewollt nah am Comic, die Macher haben ganze Arbeit geleistet.

Wurde alles bereits gesagt, ergo soll es damit (von meiner Seite) genug sein.

2. Da sind der Phantasie doch keine Grenzen gesetzt. Gib mir 500.000€ und ich zeige es dir.

quote of ASCH


1. Kann diese Kritik verstehen und stimme dem überein. Wobei aber natürlich der Film auch ein Medium ist das extra für Schauwerte erschaffen wurde

2. Ich habe dieses Geld nicht. Ich wollte eigentlich von dir eine bereits bestehen Buchumsetzung genannt kriegen, die deine Bedingungen erfüllt hat.
Oder bist du der Meinung das gab es noch nie, aber du würdest es mit 500k € hinkriegen? ^^
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4657 - 13.05 16:02

Bruchreif

Morgan Freeman, Christopher Walken und William H. Macy als "alte" (alt sind sie ja wirklich schon ) Museumswächter die einen Raub ihrer Lieblingsstücke planen...

ein kleiner Heist-Geheimtipp unter den direct-on-dvd veröffentlichungen. Und das muss ich noch sagen, Walken ist und bleibt einfach eine coole Sau


Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile

Ha! Geht doch, kaum ist Vin Diesel wieder zusammen mit Paul Walker in aufgetunten Boliden unterwegs steigt auch die Qualität des Films. Am liebsten würd ich den "Tokyo Drift" komplett aus unserem Universum streichen. FatF 4 macht einfach spass, ein herrlicher No-Brainer!


und über die Tage verteilt:

Alias - Die Agentin Season 1

Ep 11-22

als Gaststars tauchen Quentin Tarantino und Roger Moore auf. Ferner steigert sich die Spannung pro Episode, eine wichtige Zentrale Schlüsselfigur tritt in Erscheinung, eine zweite kommt zum Seasonfinale. Zum Inhalt sei hier niht weiter eingegangen, weil es ohne zu Spoilern nicht möglich ist.

Die zweite Staffel hab ich auch bereits wieder aus dem Schrank hervorgeholt.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4658 - 13.05 17:20

Ich wollte eigentlich von dir eine bereits bestehen Buchumsetzung genannt kriegen, die deine Bedingungen erfüllt hat.
Oder bist du der Meinung das gab es noch nie, aber du würdest es mit 500k € hinkriegen? ^^

quote of Das Ende


Ich stelle keine Anforderungen an Filme, ich habe lediglich Wünsche und Vorlieben.

"Cineastisch" ansprechende Werke die nach Buchvorlagen entstanden, ohne sich sklavisch an die Vorlage zu halten. Da gibt es jede Menge, ich mag z.B. die Simmel-Verfilmungen von Alfred Vohrer sehr gern. Es wäre allerdings ermüdend nun eine lange Liste in die Tastatur zu kloppen.

Ob ich mit 500.000€ einen guten Film auf die Reihe bekäme? An Ideen würde es nicht mangeln, aber ich weiss es nicht. Vermutlich würde es im Chaos enden. Daher rückt auch kein Mensch den Zaster raus!
Austin*|*Powers

RANG Skilloser vom Dienst

#4659 - 13.05 20:34

Scream 4 -> lustig und für mich beste Fort
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4660 - 15.05 06:58

The book of Eli

Wäre dieser ganze glaubenskrimskram drumherum nicht, wäre der film gar nicht mal so übel.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4661 - 15.05 10:15

Diesmal im Ultrakurzformat:


Suspiria (Italien, 1977) - Neben "Deep Red" (Profondo Rosso, 1975) für mich der beste Film von Dario Argento, der mit jeder weiteren Sichtung wächst und wächst und wächst... Ein Rausch aus Farben und Klängen, jede Einstellung kommt einem Gemälde gleich. Die britische Blu-ray ist zwar nicht perfekt, aber eine deutliche Steigerung zu den zuvor verfügbaren DVDs.

10/10



Friss meinen Staub! (Eat my Dust!, USA 1976) - Harmloses Autofilmchen, leider mit einem schlappen Hauptdarsteller (Ron Howard) besetzt. Teils durchaus unterhaltsam, aber insgesamt eine Spur zu nett und belanglos. Die DVD von KNM bietet unter dem Titel "Car Crash Auto 2" den Flick "Highway Inferno" als Bonus, allerdings in sehr bescheidener Qualität. Das Hauptprogramm liegt in mittelprächtiger Verfassung vor, da der Preis der Scheibe fair ist, können Fans durchaus ein Auge riskieren.

5/10


Wolfman (USA 2010) - Der unsterbliche Klassiker wurde neu verfilmt, das Ergebnis kann sich sehenlassen. Gut besetzt, hübsche Optik und ein angenehm unhektisches Erzähltempo. Der grosse kommerzielle Erfolg blieb aus, vermutlich setzt sich der Film ein wenig zwischen alle Stühle. Für manche Filmfreunde zu modern und blutig, für das jüngere Publikum zu altbacken wirkend. Ich bin mit dem Streifen zufrieden, besonders Hugo Weaving gefällt mir in seiner Nebenrolle sehr gut. Die Blu-ray bietet die Kinofassung und den "Extended Director's Cut" an, bisher habe ich nur die lange Fassung geschaut.

7/10
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4662 - 15.05 14:42

bad lieutenant (2009)

nicolas cage? woah wenn das mal gut geht hab ich gedacht. ging allerdings tatsächlich erstaunlich gut. endlich mal wiedes was mit dem ollen cage wo ich nicht direkt wieder abschalten wollte. werner herzog inszeniert ebenso überzeugend, vor allem die szenen im rausch haben es mir sehr angetan, das war erfrischend.

7/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4663 - 15.05 21:10

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 55 - Schubachs Rückkehr (Deutschland 1979)

Der Rechtsanwalt Dr. Richard Homann (Claus Biederstaedt) und seine Gattin Helga (Christine Buchegger) leben in Angst. Nur noch wenige Tage, dann wird Willi Schubach (Udo Vioff) nach einer langjährigen Haftstrafe auf freien Fuss gesetzt. Helga war einst die Ehefrau Schubachs, sie liess sich kurz nach dessen Inhaftierung von ihm scheiden, um Dr. Homann zu heiraten, der zu allem Überfluss Schubachs Rechtsbeistand war. Richard Homann wendet sich an Derrick, erzählt ihm von den Mordabsichten Schubachs, die ihm von einem Ex-Mitinsassen zugetragen wurden. Derrick fühlt dem frisch entlassenen Schubach auf den Zahn, doch der gibt sich äusserst versöhnlich, will nichts von eventuellen Drohungen wissen. Unter dem wachsamen Auge des Oberinspektors kommt es zu einem Treffen der Beteiligten, noch immer zeigt Schubach keinen Groll oder gar schlimmere Absichten. Für Derrick ist das aalglatte Verhalten des Ex-Häftlings verdächtig, er setzt Harry auf Schubecks jüngeren Bruder Gerhard (Christian Reiner) an, bei dem Willi seit seiner Haftentlassung wohnt...

Diesmal werden wir nicht mit einer bereits verübten Staftat konfrontiert, sondern mit der sorgfältigen Ausführung eines lange erdachten Racheplans. Oder ist am Ende doch alles ganz anders, und der vermeintlich rachsüchtige Ex-Ehemann/Ex-Häftling will lediglich seine Ex-Frau zurück? Theodor Grädler inszenierte eine Folge, deren Stärke in der Entwicklung der Charaktere liegt. Vor allem die Eheleute Homann sind sehr aufschlussreich gezeichnet, was kann eine Liebe aushalten, wie stark sind alte Bindungen, wie belastbar das Nervenkostüm...??? Claus Biederstaedt fungiert keinesfalls als Sympathieträger, er stellt einen feigen und recht einfältigen Anwalt dar, für den man kaum Mitgefühl entwickeln mag. Udo Vioffs Leistung ist nicht minder stark, Christine Buchegger wird zum naiven Spielball ihres Umfeldes. Christian Reiner ergänzt das kleine und gute Ensemble.

Ungewöhnliche Folgen können sehr reizvoll sein, aber "Schubachs Rückkehr" zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblingen. Teils zieht sich das Geschehen ein wenig in die Länge, doch das bittere Ende und die guten Schauspieler entschädigen dafür. Zwar erreicht die Auflösung nicht die maximale Boshaftigkeit, der Schlag verfehlt sein Ziel jedoch keinesfalls. Insgesamt hätte der Geschichte ein wenig mehr Mut gut zu Gesicht gestanden, vermutlich wollte man dem Publikum nicht zu viel zumuten.

6/10 (obere Mittelklasse)


Folge 56 - Ein unheimliches Haus (Deutschland 1979)

Ein Notruf führt Dr. Beck (Alf Marholm) zu einer langjährigen Patientin. Der Hausarzt kann nur noch den Tod der alten Dame feststellen, bitterer Mandelgeruch veranlasst den Mediziner die Polizei zu verständigen. Das Opfer war die Besitzerin einer Pension, in der überwiegend ältere Menschen zur Miete wohnen. Derrick und Klein treffen auf eine Ansammlung verschrobener Figuren, von denen jeder ein Motiv haben könnte, aber keines scheint stark genug für einen Mord zu sein. So sollte z.B. das Ehepaar Georg (Paul Hoffmann) und Elvira Kamenoff (Nora Minor) wegen Mietrückständen ausziehen, doch einen Mord mag man ihnen nicht zutrauen. Wieso gibt sich Oskar Sobak (Wolfgang Büttner) als Experte für Kriminalfälle aus, obwohl er offenbar nur als Gerichtsdiener tätig war? Hat Frau Schlör (Eva Kotthaus), die rechte Hand der Ermordeten, vielleicht ihre Finger im Spiel? Warum ist das Hausmädchen (Lisa Kreuzer) deratig nervös und verstört? Welche Rolle spielt die Enkeltochter des Opfers?

Der Kriminalfall mag in eine banale Auflösung münden, doch "Ein unheimliches Haus" kann mit anderen Stärken auftrumpfen. Es ist eine wahre Wonne, die älteren Herrschaften beim grotesken Kammerspiel zu beobachten. Paul Hoffmann will seine ängstliche Frau schützen, die von Nora Minor vortrefflich gespielt wird. Herrlich Wolfgang Büttner, der als aufgeblasener und aufbrausender Drangsaleur durch das Szenario poltert. Lisa Kreuzer und Eva Kotthaus kommen nicht mehr mit der heiklen Situation klar, besonders Lisa Kreuzer gelingt eine tolle Darstellung ihrer zerbrechlich angelegten Figur. Sascha Hehn schleimt hin und wieder durch das Haus, wie immer sitzt die Fönfrisur perfekt.

Alfred Vohrer konnte -wie so oft- auf ein tolle Schauspielertruppe zurückgreifen, die dann auch in bester Spiellaune vom Leder zieht. Mein Favorit ist ganz klar Wolfgang Büttner, der immer wieder lautstark auf die Pauke haut. Sein Oskar Sobak ist ein Aufschneider wie aus dem Bilderbuch, dessen kantigen Charakter ich "irgendwie" mag, ich kann ihm jedenfalls nicht böse sein. Man beachte übrigens die Einblendung des Episodentitels zu Beginn, die passend in "wallaceartiger" Schrift ausgeführt wurde.

7/10 (gut)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4664 - 16.05 12:55

gestern abend noch Robin Hood mit Russel Crowe gesehen, ganz angenehmer film ohne großartige Momente.
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4665 - 16.05 14:14

winter's bone

ausgezeichnet. obwohl ich es versucht habe kann ich eigentlich nichts kritisieren.
toller film über den mittleren westen der usa und ein 17 jähriges mädchen das versucht die leiche ihres vaters aufzutreiben. so grob. jedenfalls tolle farben, angemessenes tempo, dichte atmosphäre und eine grandiose hauptdarstellerin (jennifer lawrence).

8/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4666 - 16.05 21:28




Wanted: Dead or Alive (USA 1986, Originaltitel: Wanted: Dead or Alive)

Rutger füttert Gene

Auf den Staatsdienst verspürt Nick Randall (Rutger Hauer) seit einiger Zeit keine Lust mehr. Inzwischen verdient er seine Brötchen als Kopfgeldjäger, nimmt schwere Junge der Reihe nach hoch. Auch sein neuer Job ekelt Nick an, er plant von dem verdienten Zaster sein Boot wieder auf Vordermann zu bringen, möchte mit seiner Freundin Terry (Mel Harris) die Welt erkunden. Daraus soll zunächst nichts werden, denn der international gesuchte Terrorist Malak Al Rahim (Gene Simmons) ist illegal in die USA eingereist. Al Rahim will das Land mit einer Welle aus Gewalt und Angst überziehen, er schreckt vor keiner Grausamkeit zurück, sprengt zunächst ein gut besuchtes Kino in die Luft. Nun treten seine ehemaligen Kollegen an Nick heran, er soll sich um das äusserst unangenehme "Problem" kümmern. Sein alter Weggefährte Philmore Walker (Robert Guillaume) hält Nick sowieso für den am besten geeigneten Mann, um diesen heiklen Job schnell und zuverlässig über die Bühne zu bringen. Walker ahnt jedoch nicht, dass der CIA-Fatzke John Lipton (Jerry Hardin) mit gezinkten Karten spielt. Lipton nutzt Randall als Köder, denn Al Rahim will eine alte Rechung mit dem Haudegen begleichen. Doch so leicht lässt sich Nick Randall nicht vorführen...

Damals noch unter dem deutschen Titel "Gesucht: Tot oder Lebendig" vermarktet, war dieser Rutger Hauer Flick in den späten achtziger Jahren ein echter Renner, den ich mit Freuden mehrfach abgefeiert habe. Hollands coolster Export machte bereits in "Nachtfalken" (Nighthawks, 1981) als Gegenspieler von Sylvester Stallone auf sich aufmerksam. Noch einprägsamer war sein Auftritt in "Blade Runner" (1982), in dem er Harrison Ford mal eben locker an die Wand spielte. Zum verehrten "Kultstar" (damals hatte das Wort "Kult" tatsächlich noch eine Bedeutung. Jaja, ich bin einer dieser "früher war alles besser" Fritzen) wurde Hauer durch "Flesh + Blood" (Fleisch + Blut, 1985), und natürlich durch seinen genialen Auftritt im legendären "Hitcher, der Highway Killer" (The Hitcher, 1986). Ergo rannte "Gesucht: Tot oder lebendig" weit offene Türen ein, obwohl der Streifen nicht die Qualitäten eines zukünftigen Klassikers im Gepäck hatte, war er ein gern gesehener Gast in den gierigen Schlünden der VHS-Maschinen.

Auf eine offizielle DVD-Veröffentlichung mussten wir hierzulande lange warten, endlich wurde diese Lücke vor einigen Wochen geschlossen. Wie schlägt sich der Film nun nach all den Jahren, ist das Wiedersehen tatsächlich ein Grund zur Freude? Aber sicher, freilich hat der Streifen nichts von seinem rauhen Charme eingebüßt, im Vergleich zu akutellen Produktionen sogar zugelegt. Regisseur Gary Sherman kennt man eher aus dem Horrorfach, bereits 1973 tischte er uns den durchwachsenen "Tunnel der lebenden Leichen auf" (Death Line), legte 1981 den kleinen Klassiker "Tot & Begraben" (Dead & Buried) nach, lieferte 1987 den letzten Teil der Poltergeist-Reihe ab (Poltergeist III). "Gesucht: Tot oder lebendig" ist ein gelungener Ausflug in den Actionsektor, der die typischen Elemente des Genres aufbietet, die um einen brauchbar konstruierten Plot gestrickt wurden. Eine atemlose Hatz ist dieser Film nicht, denn Sherman streut immer wieder ruhige Momente ein, nimmt sich sogar ein wenig Zeit für eine Liebesgeschichte. Vielleicht mag sich mancher Genrefan mehr Krawall wünschen, doch wenn der Streifen auf das Gaspedal tritt, dann sind diese Szenen ansprechend inszeniert und mit gesunder Härte gesegnet.

Rutger Hauer kommt als Nick Randall wie das lebende "Überklischee" eines Ex-Agenten daher, cooler als die Antarktis, härter als Kruppstahl, blonder als Heino. Standesgemäß lebt Nick Randall in einem alten Industriebau, das "Wohnzimmer" dient nebenbei als Parkplatz für Auto und Moped, mit der hauseigenen Waffenkammer liesse sich vermutlich eine mittelgrosse Privatarmee angemessen ausrüsten. Nick Randall durchblickt jede Sauerei, trickst jeden Gegner aus, langt bei Bedarf kräftig zu, reichen Schläge und Tritte nicht aus, richten es Messer und Wumme. Um solch eine Rolle überzeugend auszufüllen, mag es nicht darauf ankommen der grösste Charakterdarsteller zu sein. Doch man muss ein echter "Typ" sein, und der ist Rutger Hauer ohne jeden Zweifel, ganz nebenbei mangelt es ihm keinesfalls an schauspielerischer Qualität. Gene Simmons dient als ähnlich übergross angelegtes Klischee, der unsagbar böse und völlig skrupellose Terror-Araber, der ohne mit der Wimper zu zucken auch Frauen und Kinder abschlachtet. Hauptberuflich als Bassist von Kiss unterwegs, löst Simmons seine Aufgabe sehr zufriedenstellend, seine von Natur aus fiese Fratze ist dabei sehr zuträglich. Wenn die Antagonisten pünktlich zum gelungenen Showdown aufeinanderprallen, sorgt Rutgers finale Abrechnung mit seinem Erzfeind für Lacher. Viele Erinnerungen werden von der Zeit verschlungen, doch diese Szene hat sich bereits bei der ersten Sichtung vor weit über 20 Jahren in mein Gedächtnis eingebrannt, jede neue Session mit Freunden sorgte für beste Laune (wer den Film bereits kennt weiss Bescheid). Neben Rutger Hauer und Gene Simmons dient die übrige Besetzung lediglich als Füllmaterial, doch immerhin als solide aufspielendes Füllmaterial. Robert Guillaume ärgert sich über die Methoden seiner Mitstreiter, Jerry Hardin gibt die übliche "fieser Schreibtischtäter" Nummer, William Russ spielt den besten Freund des Helden. Mel Harris sehen wir als Freundin Rutger Hauers, die bisher nicht von der tatsächlichen Tätigkeit ihres Lovers ahnte, von wegen "Versicherungsvertreter".

Die Zielgruppe ist klar: Rutger Hauer-Fans müssen diesen Film besitzen, Action-Süchtlinge sollten ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Der typische "80er-Jahre-Soundtrack" tönt wie üblich nach Plastik, doch ansonsten wird hier echte, ehrliche Hand- und Fussarbeit geboten (was auch immer uns der Verfasser damit sagen möchte). "Gesucht: Tot oder Lebendig" ist ein durchweg sympathischer und unterhaltsamer B-Action Beitrag, der sich auf liebgewonnene Klischees und starke Hauptfiguren stützt. Kein Klassiker, aber ein Film den ich alle Jahre wieder gern sehe, der immer wieder für gute Stimmung sorgt.

Qualitätsfetischisten werden sich mit der vorliegenden DVD nicht anfreunden können, das Bild verbreitet eher die Atmosphäre eines sehr gut erhaltenen Tapes. Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor, die angebotene Fassung ist ungekürzt, diverse Trailer zu anderen Titeln des Labels dienen als Bonusmaterial. Flatschenparanoiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Ich bin mit dieser Veröffentlichung zufrieden, endlich konnte eine lange Zeit klaffende Lücke geschlossen werden.

7/10 (gut) ...auch hier geht es nicht anders: Diverse Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte gibt es in Gedanken obendrauf!

Lieblingszitat:

"Pfeif auf den Bonus!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4667 - 17.05 08:31

Alias - Die Agentin Season 2

Ep 1 und 2

ein fulminanter auftakt dieser hierzulande unterschätzten Agenten-Serie um Doppelspionin Sidney Bristow.
Serienerfinder J.J. Abrams hat es geschafft der ohnehin schon genialen ersten Staffel noch mächtig eins draufzulegen. Er schuf ein eigenes kleines Mikrokosmus rund um Geheimdienste, mysteriöse Artefakte und Einblicke in das schwierige Privatleben der Agentin Bristow.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4668 - 17.05 21:29


Cover der italienischen DVD von RaroVideo


Napoli... Serenata calibro 9 (Italien 1978, Originaltitel: Napoli... Serenata calibro 9)

Ein Trällerklops nimmt Rache

Salvatore Savastano (Mario Merola) verdient seinen Lebensunterhalt als Schmuggler, er ist ein kleiner Gauner, der mit Mord und Totschlag nichts am Hut hat. Vor allem ist Salvatore ein Familienmensch, er liebt seine Frau und seinen kleinen Sohn über alles. Zur Kommunion des Sprößlings richtet der stolze Vater ein angemessenes Fest aus, die Stimmung ist fröhlich und herzlich. Ohne jede Vorwarnung bricht finsteres Unheil über Salvatore herein. Eine Bande maskierter Gauner überfällt die Feier, sammelt mit Waffengewalt die Habseligkeiten der Gäste ein. Als das Kommunionkind zu seinem Vater eilen will, eröffnet ein Gangster rücksichtslos das Feuer, tötet Salvatores Frau und Kind. Savastano ist ein gebrochener Mann, der nur noch von einem Gedanken angetrieben wird, er will Rache für seine ermordete Familie. Trotz eindeutiger Warnungen der örtlichen Polizei, beginnt der vom Schmerz gezeichnete Schmuggler mit Ermittlungen auf eigene Faust. Dabei trifft er auf den kleinen Gennario (Marco Girondino), der sich ohne Eltern irgendwie durchs Leben schlägt. Der pfiffige Junge erinnert Salvatore an seinen eigenen Sohn, doch die Gier nach Rache kann durch diese Freundschaft nicht gestillt werden...

In späten siebziger-/frühen achtziger Jahren, trug die Zusammenarbeit von Regisseur Alfonso Brescia und Hauptdarsteller Mario Merola einige Früchte. Zuvor hatte sich Merola bereits als Sänger einen Namen gemacht, als Schauspieler mag er nicht zu den Grössen seiner Zunft gehören, doch er hinterlässt ohne Zweifel einen gewissen Eindruck. Die Hauptfigur dieses sympathischen Streifens, weicht ein wenig von den üblichen Helden und Anti-Helden des italienischen Polizei- und Gangsterfilms ab. Salvatore Savastano ist weder ein eisenharter Kommissar, noch ein skrupelloser Verbrecher der über Leichen geht. Erst die schrecklichen Ereignisse machen ihn zum Rächer, aber er stellt sich dabei nicht besonders geschickt an, gerät immer wieder an seine Grenzen.

Gerade weil der wichtigste Charakter dieses Films ein "eigentlich" durchschnittlicher, unscheinbarer und recht unauffälliger Typ ist, erweist sich Mario Merola als gute Wahl für diese Rolle. Der dickliche Bursche agiert stets am Limit, ist seinen Qualen weder seelisch noch körperlich gewachsen. Aber die Rache treibt ihn immer wieder an, lässt ihn über sich hinauswachsen. Zu Beginn tischt uns Brescia die volle Dröhnung Kitsch auf, Salvatore Savastano schmettert zu Ehren seines Sohnes ein Liedchen, fast wähnt man sich im falschen Film. Dann verwandelt sich das nahezu groteske Treiben in einen reinrassigen Genrebeitrag, maskierte Gangster sorgen für Krawall, es wird gepöbelt und gestorben. Auch wenn der zuständige Commissario (Nunzio Gallo) den verzweifelten Savastano ins Gebet nimmt, mutet alles nach den üblichen Standards an. Sofort wird diese Stimmung aufgebrochen, denn die beiden "Hilfsermittler", die sich im Auftrag des Commissario an Salvatores Fersen heften, verfügen offenbar über die kriminalistischen Fähigkeiten von Toastbroten. Hinzu kommt noch die herrliche überdrehte Transe, die in den anfallenden Szenen im Polizeirevier für Stimmung sorgt. Eine ganz andere Richtung schlägt der Film bei der Schilderung der Beziehung von Salvatore zu seinem "Ersatzsohn" Gennario ein, die teils sehr rührselig angelegt wurde, dabei aber durchaus echte Emotionen zu Tage fördert, den Zuschauer kaum unberührt lassen dürfte. Alles mündet in einen Showdown, der Geballer und eine Verfolgungjagd mit Booten auffährt, der Ausklang drückt gewaltig auf die Tränendrüse.

"Napoli... Serenata calibro 9" ist freilich kein Klassiker seines Genres, aber die Konsequenz mit der Alfonso Brescia immer wieder weit über den Tellerrand blickt, ist auf besondere Art mutig und interessant. Überrascht hat mich der kleine Marco Girondino, der die Rolle des Strassenjungen wirklich grossartig spielt. Er hat nicht nur mit Mario Merola tolle Szenen, sondern auch mit seiner kleinen Freudin, deren Mutter es gar nicht gern sieht, wenn sich ihre Tochter mit einem "solchen Burschen" rumtreibt. Die Darbietungen der Kinder muten nie nach mühsamen Laienspielversuchen an, sie verdienen ein grosses Lob für ihre tollen Leistungen! Zugegeben, die oft extremen Unterschiede der gerade vorherrschenden Stimmung, lassen den Film hin und wieder in Stückwerk zerfallen. Teils muten die Sprünge unrund an, wirken geradezu befremdlich. Doch obschon der Plot mehr als einmal ins Taumeln gerät, bekommt der Flick auf charmante Art immer wieder die Kurve. Die gute Kameraarbeit von Silvio Fraschetti soll nicht unerwähnt bleiben, wir bekommen schöne Einblicke in das pulsierende Neapel. Auch der Score gefällt, selbst das Geknödel von Mario Merola passt.

Einsteigern möchte ich diesen Film nicht empfehlen. Er ist vermutlich besser bei toleranten Genrefans aufgehoben, die Lust auf einen besonderen und eigenwilligen Beitrag verspüren. Spätestens wenn der geradezu zwangsläufig auftauchende Hehler, seinen Knecht anweist den umgeschnallten Buckel abzunehmen, wird sich der nicht gänzlich unbedarfte Zuschauer vor Freude die Hände reiben. Die italienische DVD von RaroVideo bietet den Film im Originalton an, englische Untertitel lassen sich auf Wunsch zuschalten. Leider ist das Bild nicht anamorph. Schade, denn ansonsten ist die Bildqualität brauchbar. Auf Boni muss man verzichten, erfreulicherweise wird die Scheibe zu fairen Kursen gehandelt.

Erneut erweist sich eine Bewertung per Zahlenraster als sehr schwierig. Ich mag den Film sehr, doch mehr als 6/10 (obere Mittelklasse) sind nicht drin, die Verwandtschaft ist zu übermächtig. Genrefans, traut euch ran!

Lieblingszitat:

"I've been reduced to a wreck"
Apfelmann

RANG Deckschrubber

#4669 - 18.05 15:03

Der Name der Leute

Bahia, Tochter eines eingewanderten Algeriers und einer Hippiefrau, ist überzeugte Linke und wurde als Kind von ihrem Klavierlehrer missbraucht. Das sie aufgrund dessen als Erwachsene trotzdem ein sehr offen verstörtes Verhältnis zu ihrer Sexualität hat macht ihr nichts aus. Sie akzeptiert, daß sie eine Nutte ist und nutzt ihr Verlangen dazu mit Rechten ins Bett zu steigen um sie politisch zu bekehren.
Eines Tages trifft sie auf den politisch gemäßigten Tierarzt Arthur, in den sie sich verliebt. Er muss daraufhin lernen mit ihrer sexuell offenen Lebensart klarzukommen und sie entdeckt, daß Arthurs Name etwas in seiner Vergangenheit verbirgt.

Eine französische Romantik-Komödie. Normalerweise stehe ich nicht auf französische Filme, aber dieser hier hat mir wirklich gefallen. Die politische Verbohrtheit und wahnwitzige Umgangsart mit ihrer sexuellen Psychose macht die Protagonisten auf eine sehr humorvolle Weise sympathisch.
Überhaupt ist er für einen Liebesfilm erstaunlich witzig. Es gibt auch einige tragische Momente, allerdings werden die nicht bis zum Ertrocknung der Tränendrüse ausgekostet. Im Grunde werden hier sogar jede Menge politisch inkorrekter Themen verballhornt. Vielleicht nicht ganz auf dem Niveau eines "Das Leben ist schön", aber dennoch weiß der intelligent vorgetragene Humor zu glänzen.

Zum Ende hin wird die Handlung etwas abrupt, um einige Schlusspointen nicht zu sehr der Dramaturgie zu opfern. Hätte mir anders sicher besser gefallen, man bleibt aber dennoch mit einem guten Eindruck zurück, weil man einfach etwas anderes geboten bekommen hat als der übliche dämliche Kinoklamauk.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4670 - 18.05 20:34




The Ultimate Warrior - New York antwortet nicht mehr (USA 1975, Originaltitel: The Ultimate Warrior)

Glatze sticht zu

2012 ist nicht mehr viel mit der Menschheit los. Doch obwohl es den Großteil unserer Art längst daringerafft hat, hält dies die Überlebenden erwartungsgemäß keinesfalls davon ab, sich gegenseitig mit Ausdauer an die Gurgel zu gehen. In einer Ecke von New York, hat sich eine Gruppe Menschlein um einen charismatischen Burschen geschart, der von seinen Leuten respektvoll "Der Baron" (Max von Sydow) genannt wird. Man lebt in einem halbwegs abgesichterten Häuserblock, und verfügt mit Cal (Richard Kelton) über einen Pflanzenexperten, dem trotz der widrigen Umstände die Nachzucht einiger Gemüsearten gelungen ist. Doch der Baron wird von beständig wachsenden Sorgen geplagt. Vor den dünnen Toren des gesicherten Viertels, scheinen der sadistische Carrot (William Smith) und seine Schlägerbande nur darauf zu warten, endlich über den Baron und seine Leute herzufallen. Da taucht der rätselhafte Carson (Yul Brynner) genau zur rechten Zeit auf, der Baron kann jeden guten Kämpfer gebrauchen, denn seine kleine Gemeinde ist bereits viel schwächer, als es der ruchlose Pöbel um Carrot ahnt. Carson erweist sich als sehr wehrhafter Recke, kann mit seinen Fäusten und dem Messer bestens umgehen. Der Baron erkennt schnell das Potential des neuen Weggefährten, nur Carson wäre dazu befähigt, den gewagten Plan des vorausdenkenden Mannes in die Tat umzusetzen...

Es ist merkwürdig. Das Kino der siebziger Jahre liegt mir mehr am Herzen als jede andere Phase der Filmgeschichte, ich liebe Endzeitfilme, ich sehe Yul Brynner und Max von Sydow sehr gern. Trotz dieser gewissermaßen perfekten Voraussetzungen, ist mir "The Ultimate Warrior" bisher völlig durch die Lappen gegangen. Als ich bei meinem üblichen "Forschungen" auf dieses Werk aufmerksam wurde, musste die glücklicherweise verfügbare DVD umgehend ins Haus. Auch der Regisseur ist kein unbeschriebenes Blatt, Robert Clouse inszenierte immerhin den Bruce Lee Klassiker "Der Mann mit der Todeskralle" (Enter the Dragon, 1973). Um keine überdimensionale Erwartungshaltung aufzubauen, wanderte die Scheibe sofort nach der Lieferung in den Player, reihte sich nicht zunächst in die Regale mit den jungfräulichen Silberlingen ein.

Vermutlich eine gute Entscheidung. Ich nehme es gleich vorweg, ein (von mir) bisher vergessener, übersehener und/oder sträflich ausgelassener Klassiker ist "The Ultimate Warrior" (leider) nicht. Dies liegt nicht an der durchaus gelungenen Optik, ein kleiner Ausschnitt des verwahrlosten New York wurde ansprechend umgesetzt. Auch an der Kameraarbeit von Gerald Hirschfeld gibt es nichts zu meckern, der Score von Gil Melle ist ebenso recht stimmig geraten. Eine vielversprechendes Ensemble befindet sich am Start, die "Endzeit-Thematik" steht bei mir hoch im Kurs. Es mutet schon nahezu sträflich an, dass die Erzählung immer wieder vor sich hinplätschert. Wenn Yul Brynner und/oder sein Gegenspieler William Smith (oder diverse Nebenfiguren) nicht gerade für blutige Randale sorgen, eiert das Drehbuch vor sich hin, wirkt bemüht aus den Figuren echte Charaktere herauszuarbeiten. Letztlich entsteht der Eindruck, dass der Mut zum "totalen Krawall" fehlte, es aber gleichzeitig nicht zur tiefschürfenden Anlage der zentralen Figuren reichte. So ist der Flick stets dann am stärksten, wenn er sich tatsächlich auf Action konzentriert, im Finale gesellt sich sogar Spannung hinzu, angereichert mit einer kleinen Dosis Kitsch (die das Mahl glücklicherweise nicht verdirbt).

Nun habe ich mein Fazit bereits gezogen, doch auf ein paar Worte zu den Schauspielern möchte ich nicht verzichten. Yul Brynner trägt als "Endzeit-Kämpfer" zwar keine Muskelberge spazieren, aber man nimmt ihm den konsequenten und unbeugsamen Helden sofort ab. Brynner überzeugt mit seiner kantig-kultigen Erscheinung, strahlt eine natürliche Autorität aus. Max von Sydow erweist sich als nicht weniger gut besetzter "Rudelführer", dessen "Baron" sich durch seine Intellektuelle Überlegenheit Respekt verschafft. 1975 war der 1929 geborene von Sydow noch keine 50 Jahre alt, sieht hier aber deutlich älter aus, was freilich sehr zuträglich ist, denn es passt perfekt zu seiner Rolle (Dem Makeup Artist gebührt Anerkennung). Gerade die Rolle des "Baron" hätte gern ein wenig mehr "echte" Tiefe vertragen können, doch dies lässt die überschaubare Laufzeit von rund 90 Minuten nicht zu. Immerhin, es gelingt im Rahmen der verfügbaren Spieldauer, den "Baron" nicht wie ein völlig flaches Abziehbild zu zeichnen. William Smith war nie ein grosser Star, doch sein markantes Gesicht kennt man aus unzähligen Filmen. Ich sehe Smith gern, für ihn wirkt sich die Synchronisation (einmal mehr) nachteilig aus, denn seine eigene Stimme ist sehr einprägsam. Da die DVD auch den englischen Originalton enthält, hat jeder Zuschauer die Möglichkeit sich selbst davon zu überzeugen. Brynner, Smith und von Sydow sind eindeutig die Platzhirsche in dieser Arena, bieten uns "Den Guten, den Bösen & den Intellektuellen". Die Nebendarsteller agieren auf ordentlichem Niveau, bleiben aber recht austauschbar. Im Finale kommt Joanna Miles zum Zuge, zuvor fällt Richard Kelton als Mann mit dem grünen Daumen auf.

Von den grossen Klassikern des dystopischen Films unterscheidet sich "The Ultimate Warrior" deutlich, da sich die übliche "Gesellschafts-/Systemkritik" der Action unterordnen muss. Ganz ohne eindeutige Fingerzeige kommt der Streifen nicht daher. Besonders gelungen sind die Momente, in denen sich die "guten und friedlichen" Menschen in reissende Bestien verwandeln, wegen Spoilergefahr kann nicht mehr dazu schreiben. "The Ultimate Warrior" fühlt sich nach einem Vorläufer der Endzeitfilme an, die nach dem grossen Erfolg von Mad Max (1979) über die Leinwände flimmerten. Während der Sichtung stellte ich mir mehrfach die Frage, warum Robert Clouse immer wieder die Zügel schleifen lässt, manche Chance nicht nutzt. Das Finale wertet den Film auf, denn dort versucht sich der Streifen nicht mehr als dystopischer Beitrag zu tarnen, sondern lässt endlich die Maske fallen, steht zu seiner wahren Ausrichtung: Endzeitkrawall!

Die aus dem Hause Warner stammende DVD präsentiert den Film ungekürzt, der Ton liegt in englischer und deutscher Sprache vor, die Bildqualität ist zufriedenstellend. Leider muss der Filmfreund auf jegliche Boni verzichten, typisch für Titel aus dem Backkatalog des Labels.

6,5/10 = oberste Mittelklasse, fast gut. Da ich ein grosser "Endzeit-Fan" bin, ist bei der nächsten Sichtung eventuell noch ein wenig mehr drin.

Lieblingszitat:

"Dieser Baron... Der Mann ist wirklich einmalig."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4671 - 19.05 18:29

Die Vorahnung

Linda (gespielt von Sandra Bullock) träumt eines Nachts vom Tod ihres Mannes. Der Traum ist so real und scheint die dauer eines ganzen Tages zu sein, das sie etwas verwirrt erwacht und erst mal geschockt und froh ist ihren Mann in der Küche lebend vorzufinden. Von nun an träumt sie jede Nacht den Traum weiter und zwar tagesweise. Bald kann sie nicht mehr zwischen Realität und Traumwelt unterscheiden und ahnt das etwas schlimmes passieren wird...

Mysterie meets Thriller in diesem gut gespielten Werk von Mennan Yapo, der leider hier und da vorhersehbar ist. Für einen gemütlichen Abend aber durchaus sehenswert.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4672 - 19.05 21:08




Tödliche Ferien (Großbritannien 1970, Originaltitel: And soon the darkness)

Englische Angst auf französischem Boden

Die jungen Engländerinnen Jane (Pamela Franklin) und Cathy (Michele Dotrice), wollen gemeinsam einen schönen und erholsamen Urlaub in Frankreich verbringen. Per Fahrrad bewegt man sich entspannt durch das französische Hinterland. Während Jane den Trip ohne Vorbehalte geniesst, ist Cathy zunehmend gelangweilt und lechzt nach ein wenig "Action". Als die Freundinnen eine kleine Pause einlegen, fällt der Cathy ein knackiger Bursche (Sandor Elès) auf, der ihre Gedanken sofort in feucht-fröhliche Bahnen lenkt. Ohne den attraktiven Unbekannten angesprochen zu haben, setzt das Duo seine Reise auf den Drahteseln fort. Wenig später überholt sie der junge Mann auf seinem Motorroller, noch ein wenig später begegnen sie ihm erneut, diesmal steht still er am Strassenrand. Cathys Unzufriedenheit nimmt zu, sie besteht darauf eine kleine Pause einzulegen. Jane drängt nach einiger Zeit zur Weiterfahrt, es kommt zum Streit, Jane fährt ohne ihre Freundin weiter. Bald beschleicht Jane ein ungutes Gefühl, schliesslich fährt sie zu dem kleinen Wäldchen zurück, an dessen Rand sie ihre Begleiterin zurückgelassen hatte. Jane findet Cathy nicht mehr vor, nach und nach verstärkt sich die Angst um ihre Freundin. Plötzlich taucht der Unbekannte Rollerfahrer wieder auf, stellt sich als Paul vor, und bietet der verunsicherten Touristin seine Hilfe an. Immer tiefer wird Jane in ein Geflecht aus Sorge und Angst verstrickt, schnappt zu allem Überfluß erschreckende Sprachfetzen der Einheimischen auf. Vor ein paar Jahren wurde in der Gegend ein junge Frau ermordet, die offenbar vom Typ her der verschwundenen Cathy sehr ähnlich war...

Regisseur Robert Fuest erfreute mich mit den beiden herrlichen Dr. Phibes Filmen, in denen Vincent Price als durchgedrehter Rächer Angst und Schrecken verbreitete ("Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes" (1971) & "Die Rückkehr des Dr. Phibes" (1972)). "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien" entstand kurz zuvor, beschreitet allerdings völlig andere Wege. Geschickt lockt uns der Film auf eine falsche Fährte, was in der heutigen Zeit vermutlich noch besser als vor 40 Jahren funktioniert, weil inzwischen viele Zuschauer auf typische Schlitzereien konditioniert sind. Alles deutet zunächst auf einen frühen Slasher mit "Backwood-Feeling" hin. Tatsächlich nimmt "Tödliche Ferien" viel von der Atmosphäre entsprechender Werke vorweg, funktioniert aber als reinrassiger Thriller, verzichtet (fast) vollständig auf Gewalt und Gegeifer, lediglich das Finale zeigt "sanft-rustikale" Ansätze.

Mit recht einfachen Mitteln wurde ein intensiver und packender Film auf die Beine gestellt, der in allen Disziplinen rundum zu überzeugen vermag. Während des Vorspanns verbreitet der beschwingte Titelsong gute Laune, Kameramann Ian Wilson fängt prächtige Bilder ein. Überhaupt ist die Kameraarbeit erstklassig, man lässt der wundervollen Landschaft viel Raum zur Entfaltung, doch die überschaubare Anzahl der Figuren verliert sich nicht in diesen Bildern, sondern kommt gleichberechtigt zum Zuge. Geschickt dreht Robert Fuest an der Spannungsschraube, zieht den Filmfreund mit vermeintlichen Kleinigkeiten tiefer und tiefer in den Strudel. Plötzlich ist ein Kleidungsstück verschwunden, dann ein Fahrrad zerstört, aus dem Unterholz ertönen leise Geräusche... Aufgrund ihre geringen Kenntnisse der französischen Sprache, fühlt sich Jane noch hilfloser und isolierter. Wie ich bereits schrieb kommt der Film ohne Brutalitäten aus, wer auf eine Schlachtplatte hofft ist an der falschen Adresse. Suspense ist der passende Begriff, in dieser Disziplin ist "Tödliche Ferien" geradezu ein Lehrstück!

Die Besetzung besteht aus drei zentralen Figuren, die durch eine überschaubare Anzahl Nebenfiguren ergänzt wird. Michele Dotrice und Pamela Franklin spielen vortrefflich zusammen, Dotrice hinterlässt einen bleibenden Eindruck, obschon sie bereits frühzeitig aus dem Spiel genommen wird. Ob sie wieder auftaucht? Das erfahrt ihr bei der Sichtung des Streifens! Pamela Franklin fällt somit die grösste Rolle zu, die sie mit ihrer natürlichen Ausstahlung sehr ansprechend ausfüllt. Mir fiel im Verlauf des Films mehr und mehr die hübsche Erscheinung der jungen Dame auf, die auf den ersten Blick fast unscheinbar anmutet. Vielleicht ein "psychologischer Effekt", da ich mit Pamela um die Wette fieberte, das Rätsel um die verschwundene Freundin lösen wollte, Angst um die knuffige Hauptdarstellerin hatte. Bezüglich Sandor Elès war ich skeptisch, denn in der Hammer Produktion "Comtesse des Grauens" (Countess Dracula, 1971), kackte er im Schatten der göttlichen Ingrid Pitt massiv ab. Aber meine Befürchtungen wurden von Elès mit erstaunlicher Souveränität hinweg gewischt. Der aus Ungarn stammende Schauspieler liefert eine tadellose Leistung ab, erweist sich sogar als geradezu perfekte Wahl für die Rolle des rätselhaften Fremden. Ja, Elès verkörpert gewissermaßen den interessantesten Charakter des Films. Nach und nach wirft man dem gebannten Zuschauer Informationen hin, aber kann man diesen Erkenntnissen trauen? Welches Spiel spielt der Bursche? John Nettleton sehen wir als knarzigen, hüftsteifen Gendarm, Hana Maria Pravda als unfreundliche Gastwirtin, Claude Bertrand als unheimlichen Gatten der Dame, Clare Kelly als hilfsbereite -in Frankreich lebende- Engländerin. Jeder Figur bringt eine Portion beunruhigende Charakterzüge ins Spiel, mal offensichtlich, mal hintergründig. Erneut: Suspense vom Feinsten!

Sucht man mit dem Willen zur Nörgelei nach einem Schwachpunkt, kann man eventuell das eher gewöhnlich anmutende Finale bemängeln. Dort bricht dann doch noch kurzzeitig ein wenig Gewalt aus dem Unterholz hervor, die Geschichte mündet in eine nicht allzu kreative Auflösung. Mir steht der Sinn allerdings nicht nach Genörgel. Vielleicht hätte man das Ende offener gestalten können, doch ich finde den Kontrast interessant, der sich in den letzten Minuten zu dem restlichen Werk gesellt (Ich benutze ganz bewusst nicht das Wort "entgegenstellt".

Schon länger stand die britische DVD von Optimum auf meiner Einkaufsliste, doch dank der Veröffentlichung von Kinowelt konnte ich nun zu einer deutschen Scheibe greifen. Die DVD bietet den Film in guter Qualität an, neben der deutschen Synchronisation ist auch der englische Originalton an Bord. Der Bonusbereich gibt lediglich diverse Trailer her, Flatschenfeinde dürfen sich über das Wendecover freuen.

Von meiner Seite verdient sich "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien eine ganz dicke Empfehlung! Mit Sicherheit werde ich mir auch das 2010 produzierte Remake anschauen, welches sich dem Vergleich mit einem sehr starken Orignal stellen muss!

Sehr gut = 8/10 (da geht noch mehr...)

Lieblingszitat:

Cathy: "Hat man dir in den Hintern gekniffen?"
Jane: "Nein, so etwas machen sie nur in Italien."
Cathy: "Was machen wir dann in Frankreich?"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4673 - 20.05 14:51

Cop Out

actioncomedy mit einem sichtlich lustlosen bruce willis. Darüber hinaus stimmt die Chemie zwischen ihm und seinem Partner Tracy Morgan absolut nicht was den film noch weiter runterzieht. Hier und da sind zwar ein paar kleinere schmunzerl gegeben doch an sich wirkt der film belanglos und langweilig inszeniert.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4674 - 21.05 13:42

Slumdog Millionär

einfach nur herrlich!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4675 - 22.05 13:04

Die letzten Flicks im Ultrakurzformat:


Days of the Dead 3 - Evilution (USA 2008) - Eher schwacher Zombiestreifen, der sich durch ein paar gute Ansätze ins unterste Mittelfeld rettet. Da ich ein Herz für Zombies habe: 4/10. Die BD gibt es zum kleinen Preis, nur für absolute Zombiefetischisten (eingeschränkt) empfehlenswert.


Verfluchtes Amsterdam (Niederlande 1987) - Herrlicher Thriller aus Holland, der an Italiens schönstes Filmgenre -den Giallo- erinnert, zusätzlich "Wallace-Atmosphäre" in die Waagschale wirft. Immer wieder ein Freudenfest. Die Neuauflage der DVD ist endlich uncut und in brauchbarer Qualität. Sehr guter Stoff = 8/10


Inglorious Bastards aka Ein Haufen verwegener Hunde (Italien 1978) - Enzo G. Castellari lässt Bo Svenson und Fred Willamson von der Leine, Raimund Harmstorf schaut auch vorbei. Extrem kurzweiliges WWII-Abenteuer, gehört in jede Italo-Sammlung. Zur DVD von Koch Media hat sich nun eine BD gesellt, die den Film in solider Verfassung präsentiert. Sehr gut = 8/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4676 - 23.05 14:48

Alias - Die Agentin Season 2
Ep 3+4

In diesen folgen wird Sydney nach Sybirien geschickt um ein Rambaldi-Artefakt aus dem Eis zu holen. Zark ist ebenfalls hinter dem Objekt her.
In Ep4 muss sydney in die russische staatsbibliothek einbrechen um ein buch zu bestimmtes buch zu holen damit der rambaldcode entschlüsselt werden kann.
Apfelmann

RANG Deckschrubber

#4677 - 23.05 15:31

Ich bin Nummer 4

Aliens sind vor noch böseren Aliens auf die Erde geflüchtet. Bei uns wurden die 9 stärksten Hoffnungsträger, allesamt Babys, untergebracht um irgendwann für den eigenen Fortbestand zu sorgen. Die bösen Aliens haben schon 3 von den Guten erwischt. Der 4. flüchtet nun vor den Bösen und entwickelt Kräfte, mit denen er sich zur Wehr setzen kann.
Als er auf seiner Flucht in einer neuen Schule anheuert verliebt er sich nicht nur in ein menschliches Mädchen, sondern trifft auch noch irgendeinen Nerd, dessen Vater zufällig herausfinden kann, wo man Nummer 5-9 findet. Ist nunmal wichtig, weil man sich dann besser gegen die bösen Aliens wären kann.


Eine weitere Episode der Hollywood-Serie: Schwachsinnige Alienfilme. Gab es in letzter wohl anscheinend nicht genug von. Aber in Hollywood sitzt offenbar noch genug kreativer Hirnkot rum, um noch einen draufzusetzen.
Das Ergebnis penetriert einen dann mit einem Alien-Sonnyboy, amerikanischen Teenie-Liebes-Kitsch und einer der dämlichsten und unlogischsten Alien-Geschichten, die jemals augeschissen wurden.
Nahezu nichts aus der Handlung ergibt irgendwie einen Sinn.


Hat man sich durch diesen Storymüll durchgekämpft bekommt man sogar noch etwas ansehnliche Action geboten. Leider aber auch nur ganz am Ende. Das Feuerwerk erlischt schon nach 10 Minuten wieder und man ruft danach nur noch den Credits ein wütendes "Ihr blöden Arschlöcher!" entgegen.


Slumdog Millionär

einfach nur herrlich!

quote of El Mariachi - ~~Chilihead~~


Fand ich nicht. Charaktere waren langweilig, Story völlig abgedroschen. Irgendwie ein unsympathischer Film.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4678 - 24.05 20:56


Cover der US-DVD von Mondo Macabro


The Devil's Sword (Indonesien 1984, Originaltitel: Golok setan)

Sword & Sorcery aus Indonesien: Conan auf Pattex

Die böse Krokodil-Königin (Enny Christina) ist ständig auf der Suche nach jungen, knackigen und vor allem standfesten Burschen, mit deren Hilfe sie ihre unbändigen Gelüste auf wüste Reiterspiele befriedigen kann. Eines Tages überfällt ihr Scherge Banyunjaga (Advent Bangun) eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft, mit dem Auftrag den Bräutigam der riemigen Rittmeisterin zuzuführen. Die erzürnte Braut (Rita Zahara) will ihren Burschen nicht hergeben, folglich verarbeitet Banyujaga das kleine Dorf zu Kleinholz, verwandelt das Szenario in einen Schlachthof. Mandala (Barry Prima) wird Zeuge des Gemetzels, kann aber erst zu spät eingreifen. Banyujaga entkommt mit seiner Beute, doch für Mandala soll der Ärger erst beginnen. Der Meisters des edlen Kriegers berichtet von einem magischen Schwert, dessen Besitzer sogar in der Lage wäre die grausame Krokodil-Königin zu bezwingen. Nicht nur Mandala möchte Zugriff auf das Schwert erlangen, auch sein Widersacher Banyujaga und weiteres Gesindel lechzen nach der mächtigen Waffe...

Holla, dieser Streifen schüttet wirklich eine prall gefüllte Wundertüte über den Zuschauer aus. Nur in einer Disziplin hält sich "The Devil's Sword" bedeckt, Nacktheit und Gerödel werden nur angedeutet, bleiben weitgehend der Phantasie des Zuschauers überlassen (Was bei einem Film aus Indonesien nicht überrascht). Ansonsten drückt die Sause mit voller Wucht auf die Tube, der Spassfaktor ist nicht zu verachten. Trotz der Laufzeit von gut 100 Minuten, schleicht sich keinerlei Leerlauf oder sonstiges Geschwächel ein, das kernig abgeschmeckte Süppchen köchelt nie auf Sparflamme vor sich hin.

Gut und Böse kloppt und schneidet sich durch herrliche Kulissen, die mit ihrer billig-bunten Art extrem knuffig² anmuten. Schaut euch die Behausung der Krokodil-Königin an, es ist eine wahre Pracht! Die auftauchenden Figuren fallen gar noch eine Spur grotesker aus, natürlich sind die Bösewichte und Unholde weitaus bekloppter als der strahlende Held angelegt. Zunächst sei jedoch ein kurzer Blick auf den Überhelden des Films erlaubt. Barry Prima (wer denkt sich solche Künstlernamen aus, genial!) passt vortrefflich in die Rolle des unbeugsamen und furchtlosen Streiters für die Gerechtigkeit. Klar, die Darstellung des Mandala verlangt in erster Linie eine stattliche Erscheinung und körperliche Fitness, doch Herr Prima verfügt darüber hinaus auch über die nötige Portion Charisma, die ihn nicht zum "Langweiler-Helden" verkommen lässt. Advent Bangun ist ähnlich gestrickt, agiert als Bösewicht ebenfalls uberzeugend. Enny Christina glotzt als fiese Herrscherin mehr schräg als lüstern aus der Wäsche, aber die Damen aus dem Raum Indonesien, Thailand etc. fallen sowieso nicht in mein Beuteschema, ich bevorzuge anmutige Geschöpfe aus Japan (Das Chauvischwein bedankt sich für die grosszügige Spende). Rita Zahara steht Herrn Prima zur Seite, kann den zunächst skeptischen Krieger mit ihrer Entschlossenheit und Kampfstärke überzeugen.

"The Devil's Sword" reitet schamlos auf der Sword & Sorcery Welle der frühen achtziger Jahre mit, deren bekannstester Vertreter "Conan - Der Barbar" (Conan the Barbarian, 1982), nicht nur im fernen Osten diverse Klone nach sich zog. Ferner ist ein deutlicher Einfluss der unzähligen Eastern aus Hongkong und Taiwan unübersehbar, der sich in einigen Figuren und den Kämpfen widerspiegelt. Der alte und weise Meister des Helden erinnert sofort an die zahllosen Langbärte, die in diesem schönen Genre als Mentoren der Helden (und mancher Fieslinge) auftauchen. So lernten Mandala und Banyujaga einst beim selben Meister, doch einer kam vom rechten Weg ab. Die Oberbrüller huschen in Form der "Nebenbösen" durchs Bild. Wir treffen auf eine dreiste Kopie der fliegende Guillotine, dazu geifert eine alte Hexe umher, ein Scherge des Schreckens nutzt einen Schlangenstab als Waffe. Die hässliche Hexe stellt wohl den Gipfel des Wahnsinns dar, selbst in zwei Hälften zerteilt ist sie nicht aufzuhalten, mir laufen noch jetzt etliche Lachtränen über die Wangen. Gerade fallen mir die Krokodil-Kämpfer ein, nicht zu vergessen der sehr knochige Fährmann, schon wird der Tränenfluss erneut angeregt, unpackbar! Überzeugt euch bitte selbst davon!

Immer wieder kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen, bei denen ab und an eine kleine Fontäne Lebenssaft entweicht, hin und wieder eine Rübe abgetrennt wird. Diese Szenen muten jedoch nie "hart" oder "brutal" an, mit ein wenig Humor betrachtet, sorgen die Effekte für etliche Lacher und Schenkelklopfer. Hey, besser kann man die ranzige Gesichtsmuskulatur nicht auf Trab bringen. Was gibt es noch zu berichten? Die Kamera arbeitet ausdauernd auf der Höhe der Ereignisse, der Score schwurbelt unauffällig vor sich hin. Passt!

In Deutschland liegen zwar offizielle DVD-Auswertungen zu diesem Flick vor, leider sind diese Scheiben stark gekürzt und auch ansonsten für die Tonne. Für Abhilfe sorgt die solide US-DVD von Mondo Macabro, die insgesamt betrachtet eine gute Figur macht. Der Ton liegt in englischer Sprache vor, auf Untertitel wurde verzichtet. Im Bonusbereich findet der Fan ein Interview mit Barry Prima, dessen Geblubber allerdings nicht sonderlich interessant aus den Lautsprechern tönt. Dazu sind diverse Texttafeln, ein Trailer zum Film, sowie eine Trailershow zum Mondo Macabro Programm an Bord.

Genug der Worte, schaut euch diesen Film an! Pflichtprogramm! Sehr gut = Dicke 8/10 (mit Luft nach oben!)

Lieblingszitat:

"This whip will soon smell of your death, if you're not careful!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4679 - 25.05 22:12

Synedoche, New York

eines dieser filme die mehr kunstwerk als film an sich sind. etwas schwierig anzusehen, man sollte sich schon vollkommen darauf einlassen ohne dieses Werk zu hinterfragen. Am Ende werden keine Fragen beantwortet, man seht selbst da mit einer Fülle an Emotionen und versucht sich selbst darüber im Klaren zu werden was man gesehen hat.
Synedoche, New York ist wunderbar fotografiert, mit erstklassigen Schauspielern besetzt und einem ruhigen nicht in den vordergrund tretenden Score.
Wird nicht jeden Geschmack treffen, viele werden S, NY als langweilig und sinnlos betiteln. Mir hat er jedenfalls gefallen und die 2 std. laufzeit sind wie im flug vergangen.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4680 - 26.05 01:08

Die Hard 4.0

analoger antiheld trifft auf digitalen gegner. So könnte man den vorerst letzten auftritt von john mclane betiteln. Bruce Willis ist für mich seit kindheitstagen DER Actionheld schlechthin. Habe damals die ersten Die Hard Teile schlichtweg verschlungen und sehe sie mir auch heute noch gerne an. Seinen vierten Auftritt als coolen Cop hab ich nun auch mehrmals gesehen und gefällt mir recht gut, an die ersten kommt er aber nicht ran. Ich stelle ihn auf einer stufe mit dem dritten.