Clanintern Clanintern Clanintern

Forum

Öffentliche Foren
FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
AUTOR BEITRAG
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4831 - 28.09 15:33

Blue Valentine

Der Film erzählt die Liebesgeschichte des jungen Ehepaares Cynthia und Dean, oder sagen wir eher mal deren Anfang und deren Ende. Cynthia ist eine hübsche Medizinstudenten, die davon träumt/träumte Ärztin zu werden, während Dean ein eher ungebildeter, aber herzensguter Möbelpacker, der sich unsterblich in Cynthia verliebt.
Im Laufe der Ehe scheinen sich beide aber sehr schnell auseinandergelebt zu haben, woran auch nichts ihre gemeinsame Tochter Frankie etwas zu ändern scheint.

Der Film wechselt alle paar Minuten das Zeitgeschehen. Im Vordergrund steht das Ende ihrer Ehe oder zumindest ihrer Liebe, während im Kontrast dazu ständig auch die Geschichte ihrer Zusammenkunft gezeigt wird. Es werden also quasi 2 Geschichten parallel erzählt, die aber beide ihre chronologische Ordnung haben.

Ich weiß nicht, ob es ein Autorenfilm ist, wirkte jedenfalls so. Für einen amerikanischen Film war er sogar relativ freizügig und durchweg authentisch. Viele Nahaufnahmen der Schauspieler bei Dialogen um die gute Mimik zu verdeutlichen. Die Dialoge sind, wie in europäischen Filmen eher üblich, sehr naturalistisch, was ich natürlich begrüße. So hat man eben das Gefühl auch ein echtes Ehepaar vor sich zu haben und sich in sie hineinzufühlen.

Leider wird die Geschichte mir aber nicht konsequent genug erzählt. Zwar haben beide Erzählungen ihrerseits eine gewisse Qualität und Ästhetik, allerdings fügt es sich nicht wirklich zusammen. Der Schnitt zwischen den beiden Geschichten ist einfach zu groß. Zwischen dem Beginn ihrer Liebe und dem Beginn ihrer ehelichen Katastrophe vergeht zuviel Zeit, zuviele Sprünge die man kaum nachvollziehen kann. Es wäre z.B. schön gewesen zu erfahren warum Cynthia keine Ärztin geworden ist und stattdessen ein Kind mit Dean haben wollte.
Man kann so etwas erzählerisch zwar auslassen, aber dann kann man doch zumindest in den späteren Dialogen darauf zu sprechen kommen. Aber immer wenn es mal etwas spezifischer werden könnte schweigen sich beide Seiten über ihre Motivation aus und prügeln stattdessen mit Vorwürfen auf sich ein.
Es wirkt dann ungefähr so als hätte man in der Zwischenzeit, wo der Film nichts zu berichten weiß, dieses Ehepaar wohl auch nie miteinandergesprochen. Es kommt mir jedenfalls zu rabiat rüber.


An sich also ein netter Film, der eine eher unkonventionelle Liebesgeschichte präsentiert, in letzter Konsequenz aber etwas undurchdacht scheint was der Immersion mit den Figuren schadet.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4832 - 28.09 20:23


Charles Bronson Double Feature aus dem Hause Warner (USA)


Telefon (USA 1977, Originaltitel: Telefon)

Telefonterror der besonderen Art

Der für den KGB tätige Major Grigori Borzov (Charles Bronson) erhält mit einen äusserst brisanten Auftrag. Er soll den flüchtigen Alt-Stalinisten Nicolai Dalchimsky (Donald Pleasence) aus dem Verkehr ziehen, der sich aus der Sowjetunion in die USA abgesetzt hat. Dalchimsky hat Zugriff auf ein tödliches Dokument, in einem kleinen Buch befinden sich die Daten von mehr als fünfzig Schläfern, die vor etlichen Jahren von den Russen in den Vereinigten Staaten "installiert" wurden. Damals hat man einen hypnotischen Befehl im Unterbewusstsein dieser Personen verankert, der beim Hören eines Gedichts ausgelöst wird, die Schläfer umgehend auf eine vorgegebene Sabotagemission schickt, Tod oder Freitod inklusive. Der Abtrünnige hat bereits erste Anschläge verübt, die Mission Borzovs ist daher von grösster Dringlichkeit. Da man seitens der russischen Verantwortlichen das damalige Projekt "Telefon" um jeden Preis unter der Decke halten will, müssen General Strelsky (Patrick Magee) und Oberst Malchenko (Alan Badel) auf die Fähigkeiten Borzovs setzen, der über einen zuverlässigen Spürsinn und ein fotografisches Gedächtnis verfügt. In den USA trifft Borzov auf die Agentin Barbara (Lee Remick), das Team tarnt sich als Ehepaar. Auf Seiten der USA tappt man zunächst im Dunkeln, kann sich die scheinbar unmotivierten Terrorakte nicht erklären, da die Täter zuvor nie auffällig wurden, allesamt als brave Staatsbürger ein mehr oder weniger unscheinbares Leben führten. Lediglich die clevere Analystin und Computerexpertin Dr. Dorothy Putterman (Tyne Daly) erahnt einen Zusammenhang mit der sowjetischen Innenpolitik, denn in der UdSSR werden momentan etliche Betonschädel aus der Stalin-Ära beseitigt...

Don Siegel hat im Laufe seiner Karriere einige Klassiker inszeniert. Als Beispiele möchte ich "Die Dämonischen" (Invasion of the Body Snatchers, 1956) und "Dirty Harry" (1971) nennen, bereits diese beiden Filme stechen das Gesamtschaffen manch anderer Regisseure locker aus. "Telefon" kommt als unterhaltsamer Agententhriller daher, Siegel setzt hier nur selten auf wüste Action oder sonstige Schauwerte, er vertraut der Story und seinem solide aufspielenden Ensemble. Erfreulicherweise reduziert man das Thema "Amis & Russen" nicht auf "Gut & Böse". Die Geheimdienste beider Staaten kommen nicht besonders gut weg, die auftauchenden Entscheidungsträger denken vor allem daran den eigenen Hintern zu retten. Immer wieder kommt zur Sprache, dass sich das Verhältnis zwischen den Supermächten entspannt, vor allem weil sich die Russen sich vom blinden Fanatismus der Stalin-Zeit distanzieren. Eine weitere Stärke des Streifens ist sein feiner Humor, der stellenweise gar recht subtil angelegt wurde, dem aufmerksamen Zuschauer wird häufig ein zufriedenes Grinsen übers Gesicht huschen. Hört euch den Lebenslauf eines aktivierten Terrorschläfers an, der vom US-Geheimdienstler einem Kollegen vorgetragen wird, ein vorbildlicher US-Amerikaner, Mitglied der Republikaner und viele weitere "erstrebenswerte" Dinge zierten seinen einwandfreien Lebenswandel.

Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Charles Bronson spielt seine Rolle mit souveräner Lässigkeit. Als Major Borzov muss er nur selten auf den Putz hauen, bei Bedarf handelt er jedoch kalt und präzise, sein analytischer Verstand hilft bei der Vermeidung schwerwiegender Fehler und sonstiger Nachlässigkeiten. Lee Remick ist mir durch "Das Omen" (The Omen, 1976) und "Der Schrecken der Medusa" (The Medusa Touch, 1978) in bester Erinnerung. Leider verstarb die talentierte Schauspielerin bereits 1991 im zarten Alter von lediglich 55 Jahren an Krebs. Zunächst mutet sie wie die typische "Alibi-Dame" an, aber ihre Rolle hat deutlich mehr zu bieten, wegen akuter Spoilergefahr gehe ich nicht weiter darauf ein. Mit den unzähligen denkwürdigen Auftritten von Donald Pleasence lassen sich vermutlich Romane füllen. Für mich ist er schon allein wegen seiner Darstellung des Dr. Sam Loomis unsterblich, er bereicherte "Halloween" (1978) und dessen Fortsetzungen ungemein, Loomis ist der wohl einer kauzigsten und neurotischten "Serienkiller-Antagonisten" der Filmgeschichte! In "Telefon" gibt Pleasence den Bösewicht, trägt ein paar lustige Verkleidungen zur Schau, darf aber leider nie die wilde Wutz von der Leine lassen. Dennoch unterhält auch ein ausgebremster Pleasence vortrefflich, geschickt vermeidet der Film die direkte Konfrontation mit Häscher Bronson, Borzov bekommt erst im Finale Zugriff auf den fanatischen Dalchimsky (oder vielleicht gar nicht? Überprüft es bitte selbst!). Tyne Daly durfte im dritten Dirty-Harry-Flick an der Seite von Clint Eastwood agieren, in "Telefon" sorgt sie für Witz und erntet jede Menge Sympathiepunkte, lässt ihre Vorgesetzen verdammt alt und dümmlich aus der Wäsche glotzen. Damit sind die herausragenden Rollen genannt, Patrick Magee deckelt die übrigen Militär- und Geheimdienstschädel mit seiner verschlagenen Fiesheit, General Strelsky ist perfekte Verkörperung der klassischen Arschkrampe.

Ich liebe Charles Bronson, der Mann mit dem kühlen Blick und dem kernig-kantigen Antlitz, war einer der ganz grossen Helden meiner Jugend. In den achtziger Jahren landeten seine Cannon-Streifen immer wieder im VHS-Kasten, teils hatte ich die Möglichkeit ein paar dieser Perlen damals im Kino zu sehen. Zug um Zug fanden weitere Werke mit Charlie den Weg in mein Herz, der auch in meinem Lieblingsjahrzehnt -natürlich den siebziger Jahren- in unverzichtbaren Filmen am Start war. Alte Liebe rostet bekanntlich nicht, so hat sich an meiner Verehrung für Charles Bronson nichts geändert, immer wieder sind seine Filme zu Gast in meinem DVD-Player, sie werden mich mit Sicherheit bis an mein Lebensende begleiten. Doch ich will nicht in unbändige Lobhuldigungen und Liebeserklärungen verfallen, es wird Zeit für die abschliessenden Worte zu "Telefon". Hektiker werden wenig Freude mit diesem Streifen haben, Siegel nimmt sich Zeit, lässt den Figuren und der Atmosphäre Raum zur Entfaltung. Eventuell hätte dem Gesamteindruck ein leichtes Anziehen der Spannungsschraube gut zu Gesicht gestanden, in dieser Hinsicht löst lediglich das Finale eine deutliche Beschleunigung des Pulsschlags aus. Dieser Kritikpunkt dämpft den Unterhaltungswert für meinen Geschmack kaum, nur das zu weichgespülte Ende passt mir nicht in den Kram, da war in den Siebzigern manch anderes Werk mutiger und konsequenter unterwegs.

In Deutschland liegt bisher keine offzielle DVD zu "Telefon" vor, ein Bootleg wird rege und mit dreister Stumpfsinnigkeit vertrieben, ein Blick ins Netz gibt Aufschluss. Ich will keinesfalls den Moralprediger geben, doch ich habe lieber zur sehr preiswerten DVD aus den USA gegriffen, anstatt weitaus mehr Zaster für eine zumindest fragwürdige Scheibe auf den Tisch zu legen. Warner bietet leider nahezu keine Boni an, mehr als ein Trailer ist nicht zu finden. Auf der doppelseitigen DVD liegt weiterhin "St. Ives" vor, zu dem ich nach erfolgter Sichtung meinen Senf abgeben werde. Die Bildqualität geht in Ordnung, schwankt zwischen gut und befriedigend, einige Szenen schwächeln in der Diszilpin Schärfe, der englische Ton lässt sich durch Untertitel ergänzen. Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, tätigt mit diesem Bronson-Doppel einen sehr guten Kauf, die DVD bekommt man für wenige Taler regelrecht nachgeworfen.

Bronson cool und überlegen, auch ohne viel Getöse ein echter Gewinner!

Gut = 7/10

Lieblingszitat:

"Cleopatra says there will be snow from the West. Bang, Bang, Bang."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4833 - 29.09 10:58



True Grit

Der Western ist tot, es lebe der Western!

herrlich atmosphärisch dichter Western der alten Art. Rauh, düster und gnadenlos. Die Charaktere sind wunderbar ausgeleuchtet vorallem Hailee Steinfeld als schlagkräftige Göre hat mir sehr gut gefallen. Jeff Bridges zeigt einmal mehr was er kann und Mat Damon als Texas Ranger sorgt unfreiwillig für den ein oder anderen Lacher (liegt aber auch an der Synchro^^).
True Grit kann sich getrost neben den zwei anderen Genrevertetern der letzten Zeit "Todeszug nach Yuma" und "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" stellen.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4834 - 30.09 20:38


Grosse Hartbox von X-Rated


Durch Liebe weg vom Stoff (Frankreich 1979, Originaltitel: Une femme spéciale)

Frau Schubert auf dem Trip

François (Paul Pallardy) nutzt seine Gattin Yasmine (Karin Schubert) schamlos aus. Ständig schmuggelt Yasmine Drogen für ihren Mann über die Grenze, hinter ihrem Rücken treibt der Bursche es jedoch mit einer anderen Dame. Als schwere Jungs dem geldgierigen François ein besonders ertragreiches Geschäft in Aussicht stellen, lässt sich dieser trotz Bedenken seiner Freunde darauf ein. Diesmal soll Yasmine nicht Hasch transportieren, sondern den weitaus ertragreicheren Stoff Heroin. Zufällig beobachtet die Blondine ihren Göttergatten beim Akt auf verbotenem Terrain, wütend und verletzt entsorgt sie das Pulver im Meer, kehrt François kommentarlos den Rücken zu. Jean-Louis (Jean-Marie Pallardy), alleinerziehender Vater von zwei Kindern, hat ganz andere Sorgen. Seine erste Begegnung mit Yasmine verläuft wenig freundlich, denn er hat kein Verständnis für die Drogensucht der schönen Unbekannten, ihr persönlicher Bedarf endet ebenfalls in den Fluten. Kurzerhand packt sich der Fischer die widerspenstige Frau, will sie in seiner bescheidenen Behausung entgiften. Zunächst wehrt sich Yasmine gegen die unerwünschte Hilfsbereitschaft, dennoch fühlt sie sich zu dem konsequenten Jean-Louis und dessen Familie hingezogen. Wird sich Yasmine auf ein neues Leben einlassen, ihren untreuen und hinterhältigen Ehemann und die Drogen für immer abhaken? François hat derweil mächtig Ärger am Hals, denn seine "Geschäftspartner" wollen endlich Kohle sehen, fiese Schergen machen sich auf die Suche nach Yasmine...

"Durch Liebe weg vom Stoff" baut auf die Vorzüge Karin Schuberts, die keinesfalls etwas mit dem schauspielerischen Talent der Hamburgein zu tun haben. Frau Schubert vergnügt sich vorzugsweise am Strand mit Jean-Marie Pallardy, der neben der männlichen Hauptrolle auch die Regie beisteuerte. Diese Momente sind Klischee in Reinkultur, nackte Leiber zucken im Rausch der Lust, die bebenden Körper werden von den sanften Wellen umspült. Es mangelt Pallardy an Gespür für wirklich stimmungsvolle Kameraeinstellungen, einem Joe D'Amato kann er zu keiner Zeit das Wasser reichen. Keine Panik, der Flick bleibt auf Softkurs, die Schubert sollte bekanntlich erst ein paar Jahre später im HC-Sektor aktiv werden. So flach das Gerödel am Strand auch anmuten mag, ein gewisse Schönheit, Erotik und einen Hauch Romantik kann man den Szenen nicht absprechen, daran ändert selbst die teils unbeholfene Inszenierung nichts.

Seinen tatsächlichen Unterhaltungswert entfaltet der Streifen aber durch zahlreiche Absurditäten, teils auch durch die bescheuerte Synchronisation für den deutschsprachigen Raum, die Schwachsinn und handwerkliches Unvermögen perfekt miteinander verbindet. Yasmine und François scheinen in einer Art "Post-Hippie-Drogen-Kommune" zu leben, die sich durch den Handel mit soften Drogen finanziert, nebenbei werden gern Körpersäfte ausgetauscht. Damit sein Weibchen stets gefügig bleibt, wird Yasmine von François mit harten Drogen vollgepumpt, ein Gewissen ist dem Saukerl fremd. Freilich hört sich das noch nicht allzu beknackt an, die Leistungen der Darsteller (in Verdindung mit der deutschen Syncho) lassen aber von Beginn an auf ein besonderes Filmerlebnis hoffen. Ja, die Sause lässt sich im weiteren Verlauf tatsächlich nicht lumpen. Ganoven tauchen bei François und Konsorten auf, verschaffen sich per Prügel Gehör ("Durch Prügel zurück zum Stoff" wäre eine herrliche Alternative zum biederen Titel für den deutschen Markt). Naja, die Fieslinge vermöbeln Männlein und Weiblein, die bekifften Pseudo-Späthippies schauen unbeholfen zu. Nun ergießt sich der erste sinnliche Höhepunkt über den Zuschauer! Ein Hänfling springt auf, führt wilde Verrenkungen auf, vermutlich hat er zu viele Bruce Lee Filme geschaut, sein Gegenspieler kontert mit nacktem Oberkörper, beendet das Treiben -nach einigem wilden Gezappel- mit einem Tritt in die empfindliche Zone seines Widersachers. Was für ein debiles Gehampel, ich habe Tränen gelacht!

Gesichtsruine Gordon Mitchell spielt übrigens auch mit, naturgemäß gibt er ein Ekelpaket. Der liebe Gordon darf sich mit Jean-Louis kloppen, ein weiterer Hirni lässt die Fäuste fliegen, unsere Karin tritt zu, Gordon hört die eigenen Nüsse knacken. Karin hat genug, sie haut auf die Pauke, Ende im Gelände. Wer, wie, was??? Verdammt, überzeugt euch selbst davon, ich übertreibe nicht! Zusammenfassend prasseln entweder dümmliche Dialoge auf den Zuschauer ein, hagelt es Schläge, oder gibt sich Frau Schubert der Lust hin. Ihr wolllt es genauer wissen? Wollt erfahren wann (und ob) sich Yasmine endgültig für ein neues und besseres Leben entscheidet? Strand, Titten und flinke Finger, mehr sage ich dazu nicht.

"Durch Liebe weg vom Stoff" ist manchmal erotisch, immer auf besondere Art unterhaltsam, sorgt für viele (unfreiwillige?) Lacher, ist in erste Linie knuffig und saudoof. Für eine sehr angenehme Überraschung sorgt die DVD aus dem Hause Bethmann (X-Rated). Die Kinofassung läuft rund 74 Minuten, die knackig-kurze Spielzeit erweist sich nicht als Nachteil, kaschiert die arg schmale Story sehr gut. Diese Version wird in einer wirklich schönen Bildqualität präsentiert, ich bin begeistert. Als Bonus bietet die DVD eine deutlich längere Variante an, die es auf knapp 94 Minuten bringt. Dort sind ein paar HC-Szenen enthalten, allerdings auch ein paar zusätzliche Szenen die ein Scherflein zur Handlung beitragen. Zwar haben die HC-Szenen keinen sinnvollen Bezug zum Rest des Streifens, sind aber durch die Mitwirkung von Brigitte Lahaie interessant, die jedem Erotik- und/oder Rollin-Fan bekannt sein dürfte. In der SC-Version ist Lahaie nur mehrfach kurz zu sehen. Die lange Fassung wirkt weniger stimmig, stellt für Fans aber eine schöne Beigabe dar. Im Gegensatz zur Kinofassung liegt die HC-Version nicht anamorph vor, das Bild ist von "nostalgischer-80er-Videotheken-Qualität" (was ich in diesem Zusammenhang nicht negativ werte). Daumem hoch für diese Veröffentlichung!

In diesem Fall verweigere ich die Zahlenwertung! "Durch Liebe weg vom Stoff" (Eigentlich: "Aus Liebe weg vom Stoff", so ist es zumindest im Vorspann vermerkt) ist ein Film für Freunde groben Unfugs und wohlgeformter Damenkörper. Das Wiedersehen mit Karin Schubert war angenehm, ich erinnere mich noch schwach an ein paar HC-Streifen, die vor mehr als zwanzig Jahren zufällig den Weg in meine Tapemaschine fanden (Ähm, das tut nichts zur Sache, genug für den heutigen Abend). Vergesst bitte nicht, die Schubert ist auch in "Blaubart" am Start, in dem Richard Burton richtig feist vom Leder zieht! (Netter Versuch...)

Lieblingszitat:

"Sie haben den Führerschein wohl per Telefon gemacht!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4835 - 01.10 07:54



The Code - Vertrau keinem Dieb

ganz nett gemachte direct-to-dvd produktion in der vorallem banderas zu glänzen weis. die story ist einfach gestrickt, zwei meisterdiebe tun sich zusammen um einem juwelier seiner kostbaren "Eier" zu berauben. Das diese nicht einfach offen ausgestellt werden ist dabei klar.
kann man sich anschauen, aber liegt natürlich weit hinter den großen dieses Genres.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4836 - 02.10 19:35


Grosse Hartbox von X-Rated


Die Todeskarawane der Shaolin (Hongkong, Taiwan 1972, englischer Titel: The Adventure)

Blinde Rache, die Pelzmütze schlägt zu

Vor zehn Jahren fielen Meister Lo und seine Begleiter einem heimtückischen Überfall zum Opfer. Wang Yu (Wang Yu) hat Rache geschworen, will den/die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Der Zeitpunkt der Entscheidung rückt näher! Auch die Familie Wan, mit der Wang Yu befreundet ist, scheint in das Netz aus Machtspielen und Rachegelüsten verstrickt zu sein...

Die herrlichen deutschen Titel etlicher Eastern aus den siebziger Jahren, haben häufig wenig bis gar nichts mit den Originaltiteln zu tun. So wird der geneigte Fan auch hier weder "Shaolin" noch eine "Todeskarawane" vorfinden, für ein zufriedenes Schmunzeln sorgt die hiesige Namensgebung jedoch mühelos. Wang Yu ist nahezu ein Garant für kerniginuffige[/i] Easternunterhaltung, allerdings zählt "Die Todeskarawane" nicht zu den Höhepunkten innerhalb seiner Filmographie.

Keine Panik, ein Griff ins Klo ist der Flick keineswegs, er bleibt lediglich spürbar hinter den üblichen Qualitäten eines Streifens mit Wang Yu zurück. Die Kampfszenen muten teils holprig an, gleiten ab und an in unbeholfenes Gezappel ab. Ungewöhnlich, denn Wang Yu versteht es sonst blendend, seine nicht unbedingt meisterlichen Martial Arts Künste geschickt ins rechte Licht zu setzen. Zusätzlich sorgt der Gebrauch von Schusswaffen für ein "unrudes" Bild. Immerhin verhilft die unfassbar ungelenke Anwendung der Knarren dem Film zu zahlreichen Lachern, wen kümmert es da schon, dass diese Schenkelklpofer vermutlich nicht beabsichtigt waren. Wang Yu war in den frühen siebziger Jahren sehr beschäftigt, diesmal kommt er mir fast ein wenig lustlus und ausgelaugt vor. Es passt daher ins Bild, wenn der "Rachefeldzug" erstaunlich zahm und manchmal fast lahmarschig über den Bildschirm flimmert. Gegen Ende wird es sogar richtig unangenehm für den Helden, da hilft ihm selbst seine neckische Kopfbedeckung nicht weiter. In den Nebenrollen entdeckt man diverse Gestalten, die immer wieder in Beiträgen zum Genre auftauchen. Fiese Schurken, verschlagene Intriganten, tragische Figuren, hübsche Frauen. Handwerklich bestenfalls durchschnittlich, vor allem der Schnitt kommt mir holprig vor.

Einsteiger schauen sich besser an anderer Stelle um, Fans und Sammler kommen auf ihre Kosten. Die DVD aus dem Hause X-Rated reisst wahrlich keine Bäume aus, doch die Zielgruppe wird mit der gebotenen Qualität leben können. Mich stören die unzähligen Kratzer und sonstigen Verschmutzungen nicht, Technikfetischisten und Pixelzähler sollten die Scheibe meiden!

Fazit: Nette Unterhaltung. Von den Perlen des Genres ist "Die Todeskarawane der Shaolin" mindestens 999999 Kampfschreie & Knochenbrüche weit entfernt! Freundlich gestimmte 6/10 (Obere Mitttelklasse) von meiner Seite.

Lieblingszitat:

"Sag deinem Chef, ich werd' auf ihn warten! Um ihm das Genick zu brechen!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4837 - 04.10 09:31



Splice - Das Genexperiment

Das Forscher-Paar Clive und Elsa leistet bei der Züchtung von Tier-Hybriden Pionierarbeit. Als ihnen der Geldhahn abgedreht wird, arbeiten sie trotzdem heimlich weiter und erschaffen in ihrem Labor eine Kreuzung aus Mensch und Tier. Clive sieht das Kaulquappen-ähnliche Wesen als Fehlschlag, will es töten, doch in Elsa erwachen Mutterinstinkte. So wächst Dren bei ihnen fast wie das Kind einer Familie auf. Doch wird es immer schwieriger sie zu verstecken und als sie geschlechtsreif wird, wird sie zu einer Gefahr für alle.

quote


Unheimlicher Sci-Fi-Thriller der mich überzeugt hat. Die Thematik der Genkreuzung wird hier unterhaltend umgesetzt, ohne sich wirklich kritisch damit umzusetzen. Lediglich die Figur des Clive hat hin und wieder bedenken, aber die sind schnell wieder aus der Welt geschafft. Das Hybrid-Wesen wirkt erstaunlich echt und im späteren Verlauf der Story richtig unheimlich. Man ist hin und her gerissen zwischen Abscheu, Wohlwollen und Mitleid. Zum Ende hin dreht der Film nochmal um und setzt ein paar Horrorelemente ein.
Atmosphäre passt, Darsteller wissen zu überzeugen und die Thematik tut ihr übriges dazu das mir "Splice" wirklich gut gefallen hat.
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4838 - 04.10 15:20

I saw the devil

Ein Serienkiller ermordet die Frau eines Geheimagenten, der daraufhin Rache schwört. Als er jedoch den Mörder seiner Frau bei einer weiteren Tat erwischt tötet er diesen nicht und setzt ihn auch nicht der Polizei aus. Er schlägt ihn lediglich zusammen und lässt ihn weiter frei herumlaufen, nur um ihn jedesmal aufs neue fertig zu machen, wenn der Killer wieder ein Opfer gefunden hat.
Ein blutiges Rachespiel beginnt.

Zu Anfang fand ich den Film recht billig. Alles war eher klamaukhaft für ein vermeintlich ernstzunehmendes Drama. Die Regie wirkte unausgereift und die unterdurchschnittliche deutsche Synchro tat ihr übriges.

Aber spätestens mit der ersten Begegnung zwischen Rächer und Killer kommt der Film in eine faszinierende Spur und diese ganze schizophrene Darstellung zwischen Klamauk und Drama fängt an richtig Spaß zu machen.
Das ist zum einen, weil man sich darüber amüsiert wie bekloppt diese überzeichnete Welt des Films ist. Aktive Serienkiller findet man in Korea wohl an jeder Straßenecke, was natürlich leicht zu erklären ist, denn die Polizei im Film ist zuweilen das dümmste und unfähigste was mir seit Police Story untergekommen ist.
Während man darüber schmunzelt erlebt man zum anderen eine sehr ungewöhnliche Rachegeschichte, bei der die Rollen nicht zu jedem Zeitpunkt klar benannt werden können. Man erlebt sogar einen Hauch von Moral, denn was der Rächer letztendlich mit dem Killer anstellt ist fast ebenso fragwürdig wie die Serienmorde selber.

Ich habe mich ständig gefragt, ob ich als Rächender nicht ebenso leer sein könnte um zu solchen Taten irgendwie fähig zu werden. Sicher doch, aber letztendlich wissen wir doch alle, daß Gewalt auch immer eine Gegengewalt erzeugt.
Zumindest nach Betrachtung dieses Streifens wird man es sich zwei mal überlegen, selber ein Serienkiller zu werden
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4839 - 04.10 15:41

den hatt ich auch schon öfters in der hand, aber ist nie zur kasse mitgegangen ^^
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4840 - 05.10 08:18



Apocalypto

Gigantisches Abenteuer über die wohl letzten Tage der Maya.
Was Mel Gibson hier geschaffen hat, zieht den Zuschauer sofort tief in den Dschungel der Maya-Kultur ein. Es entwickelt sich eine enorme Atmosphäre, was auch der Originalsprache zu verdanken ist. Sowohl Schönheit als auch Brutalität des untergegangen Volkes bekommt man zu sehen und das schonungslos. Toll!
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4841 - 07.10 13:13

Der Film ist sehr unterschätzt trotz des großen Namens dahinter. Aber Mel Gibson hat es wirklich drauf. Nicht ganz so genial wie die Passion Christi aber doch ungefähr vom gleichen Kaliber


Und zu I saw the devil: Also wenn du die Vengeance-Trilogie (Oldboy, Lady Vengeance, Sympathy for Mr. Vengeance) kennst und sie dir gefallen hat bin ich mir sicher wird dir dieser Film auch zusagen.
teh nyan cat

RANG Master of Clanintern

#4842 - 07.10 16:41

Nicht ganz so genial wie die Passion Christi

quote
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4843 - 08.10 08:18



Steiner - Das Eiserne Kreuz

Nach langer Zeit uncut erhältlich beeindruckt dieser Anti-Kriegsfilm mit enormer Intensität, Brutalität und der Aussichtslosigkeit der Kriegsbeteiligten. Gefällt mir um Längen besser als "Der Soldat James Ryan".
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4844 - 09.10 10:10



Against the Dark

Seagal gegen Zombies? Ja so ist es, sehr ungewöhnlich für den alten molligen Haudegen. Aber ist das auch gut? Nein, ganz und gar nicht Die Gore-Effekte sind lachhaft, die Story...moment sowas wie eine Story hab ich nicht gemerkt und die Darsteller...naja lassen wirs mal.
Lieber Herr Seagal, hast du solche Geldnöte das du einen Schund nach dem anderen drehst? Es würde auch reichen wenn du nur einen Film pro Jahr machst, statt einen jeden Quartal...
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4845 - 10.10 15:58

Achja Steiner, den muss ich mir auch noch anschauen

@nyan
Was hast du gegen die Passion? Atheistische Doktrin?
teh nyan cat

RANG Master of Clanintern

#4846 - 12.10 06:50

nö bloß das Fünkchen Mehr an gesundem Menschenverstand, solchen Schund nicht abzufeiern.
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4847 - 12.10 15:07

Mal wieder eine sehr differenzierte Begründung. Du hast eine erstaunliche Überzeugungskraft für mich
teh nyan cat

RANG Master of Clanintern

#4848 - 12.10 16:22

du musst mich mit jemandem verwechseln den das interessiert
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4849 - 13.10 10:08



Der letzte Tempelritter

Zuerst einmal wundere ich mich über den deutschen Titel, der hat mit dem Film an sich kaum etwas zu tun Im Original heißt es "The seaseon of the witch" und trifft es schon genauer.

Nicolas Cage und Ron Perlman spielen zwei Deserteure der Tempelritterschaft die keine lust mehr auf sinnloses Blutvergießen im Namen der Kirche haben. Doch wie der Zufall so will, werden sie gezwungen ein letztes Mal in den christlichen Dienst zu treten um eine scheinbare Hexe zu einem Klosterorden zu begleiten damit diese ihre Gerechte Strafe erhält...

"Der letzte Tempelritter" fängt stark an, verliert sich aber schnell in typische Genrekost. Mysterie und Horror werden vermischt, auf dem Weg lauern allerlei Hindernisse auf die Gefährten und die Hexe kann auch nicht still in ihrem Käfig sitzen. Cage und Perlman ist es zu verdanken das der Film nicht komplett absackt (ja ich mag die beiden einfach^^), sie bringen Schwung und derben Humor rein müssen aber auch ihre 08/15 Dialoge ablassen.
Für einen netten unterhaltsamen Abend taugt der Film schon, solange die Erwartungen nicht hoch angesetzt sind.
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4850 - 14.10 12:47

@Nyan
Ich mach mich einfach nur gerne über die Dummheit von Atheisten lustig
teh nyan cat

RANG Master of Clanintern

#4851 - 14.10 21:59

ASCH

RANG God of Clanintern

#4852 - 14.10 22:25


Kleine Hartbox von Eyecatcher, Cover A


Blutiger Schweiss (Italien 1976, Originaltitel: Poliziotti violenti)

Der unbeugsame Eckschädel

Major Altieri (Henry Silva) stellt gern unbequeme Fragen, will illegale Machenschaften innerhalb des Militärapparates aufdecken und anprangern. Seinen Vorgesetzten passt diese Gangart nicht in den Kram, daher wird der lästige Offizier von Rom in Richtung Mailand abgeschoben. Immerhin lernt er während einer Zugfahrt die attraktive Anna (Silvia Dionisio) kennen, auf dem beruflichen Abstellgleis möchte er dennoch nicht versauern. Als Schurken vor seinen Augen einen kleinen Jungen entführen wollen, greift Altieri beherzt ein, rettet das Kind aus den Fängen der brutalen Verbrecher. Freilich lässt sich die lokale Unterwelt eine solche Frechheit nicht bieten. Altieri kassiert wenig später eine heftige Abreibung, die ihm eine lädierte Visage samt Krankenhausaufenthalt einbringt. Während man ihm die Kauleiste mit Anlauf verschönerte, bemerkte der geschundene Major eine beunruhigende Ungeuerheuerlichkeit. Die Gangster waren mit neuen Automatikwaffen ausgestattet, auf die bisher offiziell lediglich die Armee zu Testzwecken Zugriff hatte. Kommissar Tosi (Antonio Sabato) zeigt sich als zuständiger Ermittler zunächst wenig erfreut über Major Altieris Eifer, doch nach und nach lernen sich die Streiter für Recht und Ordnung schätzen, ziehen tatkräftig an einem Strang...

Denkt der Fan an die kernigen italienischen Polizeifilme der siebziger Jahre, kommen ihm vermutlich sofort klangvolle Namen wie Umberto Lenzi und Fernando Di Leo in den Sinn, denn diese Regisseure fügten dem Genre einige seiner grössten Klassiker hinzu. Michele Massimo Tarantini mag nicht zur ersten Garde der Poliziesco-Macher zählen, ein Streifen wie "Blutiger Schweiss" -der früher auch unter den besser gewählten Titel "Die Ratten von Milano" bekannt war- ist für jeden Freund dieser Filmgattung gleichwohl unverzichtbar.

Neue Aspekte kann der Flick nicht unters Volk bringen. Egal ob Drebuch, Inszenierung oder Darsteller, Tarantini und seine Mannschaft bedienen sich bekannter und bewährter Zutaten. Oft mutet "Blutiger Schweiss" wie "Lenzi-light" an, ohne dabei die Qualität des Meisters zu erreichen. Es wird geballert und geprügelt, geraubt und geschändet, selbstredend wird nicht auf geschrottete Autos und rasende Motorräder verzichtet. Hin und wieder geht es blutig zur Sache, der gewaltsame Tod unbeteiligter und harmloser Passanten untermauert die klare Ansage: In der Stadt ist das Pack unterwegs, brave Bürger müssen ständig und überall um ihr kleines Leben fürchten! Angenehmerweise tritt die Sause nicht ständig mit voller Wucht auf die Tube, immer wieder nimmt sich Tarantini Zeit für ruhige Einstellungen, stellt die (durchaus vorhandene) Schönheit der Stadt kurzzeitig in den Vordergrund. So lässt er seinen Helden Major Altieri durch ein stimmungsvoll beleuchtes Altstadtambiente schreiten, bricht den kleinen Anflug von Großstadtromantik aber sofort auf, kehrt ihn in die räudig-überzeichnete Polizieso-Realität um. Ihr ahnt es bereits, plötzlich taucht eine Horde fieser Fratzen auf, vermöbelt den unerwünschten Störenfried nach allen Regeln der Kunst. Klar, von solchen Bestrafungsaktionen lässt sich ein Recke wie Major Altieri nicht unterkriegen, mit zunehmendem Gegenwind schwillt der Kamm des Militärschädels heftiger und heftiger an.

Damit sind wir bereits beim üblichen Blick auf die Riege der Schauspieler angekommen. Henry Silva gehört ohne Zweifel zu den ganz grossen Namen des Genres. Sein markantes Gesicht prägt sich sofort nachhaltig ein, sein minimalistisches und effektives Spiel hat verständlicherweise noch immer viele Freunde, auch ich bin ein bekennender Verehrer des ruppigen Eckschädels. Egal ob sich Silva als Bulle um einen durchgeknallten Schwerverbrecher kümmern muss (Der Berserker, 1974), oder ob er selbst als Drecksack auf den Putz (und die bemitleidenswerte Frau Bouchet) haut (Die Rache des Paten, 1974), Henry Silva bleibt immer in Erinnerung, kann den Filmen seinen Stempel aufdrücken, zumindest eine eindeutige Duftmarke hinterlassen. Später setzte er ultraharten Superduperkampfbartklopskloppern wie Chuck Norris (Cusack - Der Schweigsame, 1985) und Steven Seagal (Nico, 1988) zu, fegte zuvor mit dem stählernen Besen durch die zerstörte Bronx (The Riffs II - Flucht aus der Bronx, 1983). Vor lauter Begeisterung möchte ich weitere Glanztaten des Herrn Silva aufzählen, doch das würde den Sinn dieses Beitrages sprengen (Lieber Chuck, lieber Steven. Nehmt mir die freundliche Umschreibung nicht übel, ich liebe euch, das wisst ihr doch!). Silva agiert in "Blutiger Schweiss" üblich, selten huscht fast ein kleines Lächeln über sein Gesicht, zeigt sich ein Anflug von Milde. Antonio Sabato hat als Co-Held keinen leichten Stand gegen die Präsenz Silvas, macht seinen Job dennoch gut, bleibt gleichzeitig aber weit von der Explosivität eines Maurizio Merli entfernt (was sich nicht als schädlich erweist, ich möchte lediglich keine "falsche" Erwartungshaltung erzeugen). Silvia Dionisio durchlebte "Horror-Sex im Nachtexpress" (1979), erlebte "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" (1975). Als Freundin des Helden lebt sie nicht nur in ständiger Sorge um ihren Liebsten, sie wird mit in den Strudel der Gewalt gesogen, wird so zur Antriebsfeder der finalen Eskalation aus Zorn und Gewalt. Dionisio zeigt sich hier als eher biedere und unauffällige Durchschnittsfrau, kann ihre grosse Attraktivität aber erfreulicherweise nie verstecken. Schon ein Blick in ihre Augen beschleunigt meinen Puls, daran ändert die brav-dezente Anlage ihrer Rolle nichts (Lustgreise aller Länder, hechelt mit mir!).

Die übrigen Gestalten suhlen sich vornehmlich im Sumpf des Verbrechens, kleine und mittelgrosse Schweinebacken treiben den Zornespegel der Helden ausdauernd in die Höhe. Überall regiert die Verdorbenheit, korruptes Pack in den Büros, brutaler Pöbel auf der Strasse. Wie bringt es einer der Schweinepriester sinngemäß auf den Punkt: "Alle sind koruppt, nur der Preis ist unterschiedlich". Vielleicht hätte ein echter Antagonist dem Film zusätzliche Reize verliehen, allerdings erfüllt die konturarm wabernde Verbrecherflut ihren Zweck, unterstreicht die geringen Erfolgsaussichten der Aufrechten. Da passt dann auch das Finale pefekt ins Bild, über dessen Verlauf ich mich allerdings nicht auslassen werde.

Michele Massimo Tarantini hat dem Genre mit "Poliziotti violenti" keinen Höhepunkt zugefügt. Solides Handwerk und schmackhafte Ingredienzien vereinen sich zu einem unterhaltsamen Beitrag für Liebhaber, Neulinge werden nicht abgeschreckt, finden aber bei Lenzi und/oder Di Leo geeignetere Einstiegsdrogen. Den Score steuerten übrigens die De Angelis Brüder bei, daher wird auch in dieser Disziplin guter Stoff aufgeboten. Dank der DVD aus dem Hause Eyecatcher liegt der Film in ansprechender Verfassung vor, neben der deutschen Synchronisation befinden sich auch der italienische Originalton und die englische Variante an Bord. Im Bonusbereich gibt es Trailer zu weiteren Titeln des Labels zu bestaunen. Ursprünglich wurde die Scheibe in Hartboxen ausgeliefert, inzwischen dient ein herkömmliches Amaray-Case als Verpackung. Über die Seriösität der Label Eyecatcher, NEW (usw.) wurde bereits häufig diskutiert, ich will mich an dieser Stelle nicht dazu äussern.

Zieht man die Spitze des Genres zum Vergleich heran, müsste sich dieser Streifen mit einer Bewertung im Bereich 6-6,5/10 begnügen. Durch meine stets freundlich eingefärbte Fanbrille erblicke ich jedoch eine kleine 7/10 (gut).

Lieblingszitat:

"In dieser verdammten Stadt scheint es nur Gewalt zu geben."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4853 - 16.10 11:10

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 81 - Kein Garten Eden (Deutschland 1981)

Ingo Rolfs (Markus Boysen) taucht im Büro von Derrick, Klein und deren Sklaven auf. Der junge Mann berichtet von schriftlichen Morddrohungen gegen seinen Stiefvater Rudolf Voss (Thomas Holtzmann). Ingo will nichts mit diesen Briefen nichts zu haben, allerdings nehme der Gatte seiner Mutter die Drohungen nicht ernst. Weil sein Verhältnis zu Rudolf Voss sehr angespannt ist, will der Stiefsohn bereits im Vorfeld einer eventuellen Straftat jede Schuld von sich weisen. Als Harry die Wohnung von Voss betritt, findet er dort dessen Leiche vor. Sofort fällt der Verdacht auf Ingo Rolfs, seine Mutter Nadine (Ellen Schwiers) hält ihren Sohn jedoch für unschuldig, zu einer derartigen Tat unfähig. Ulrich Reber (Michael Degen) und seine hübsche Gattin Ute (Rita Russek) wohnen über Voss, im Gemäuer knisterte es gewaltig. Die Kriminalbeamten tauchen in ein verzwicktes Beziehungskonstrukt ein, in das offenbar alle Bewohner des Hauses verstrickt sind...

Markus Boysen spielt den eifersüchtigen, milchbärtigen Sohnemann sehr gut, pendelt gekonnt zwischen Nervosität, Unsicherheit und Wut umher. Ellen Schwiers bleibt zurückhaltend, hat ihre stärksten Szenen während der Rückblenden, in denen sie mit Thomas Holtzmann agiert. Holtzmann zeigt uns ein tragisches Opfer, getrieben von der Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit, dabei zunächst durchaus um ein gutes Verhältnis zu seinem Stiefsohn bemüht. Rita Russek werden viele Zuschauer aus der ZDF-Reihe "Wilsberg" kennen, die 1952 geborere Schauspielerin ist noch immer eine attraktive Frau. In den frühen achtziger Jahren war dies nicht anders, doch mir gefällt nicht nur die anziehende Optik der Russek, auch ihre Darbietung der "kokett-naiv-verdorbenen" Ute Reber ist großartig. Derricks Dauersklave Berger (Willy Schäfer) ist wieder für ein paar kleine Schmunzler gut. Er wird von seinem Chef "Tippse" genannt, verhält sich erstaunlich unterwürfig und grenzdebil.

"Kein Garten Eden" präsentiert uns eine Gruppe Menschlein, die allesamt auf der Suche nach Nähe, Zuneigung und Anerkennung sind. Letztlich kommt keiner zum Zuge, bleiben allen Charakteren bestenfalls kurze Momente des Glücks. Derrick veranlasst diese Tatsache zu philosophischen Ausführungen, die er uns in den letzten Sekunden der Folge in die Ohren massiert. Besonders wird dieser Beitrag zur Reihe durch den teils grotesk anmutenden Umgang der zentralen Charakte miteinander, einer seltsamen Mischung aus Gedankenlosigkeiten und Begierden, der stetigen Überbewertung der eigenen Bedürfnisse, bei gleichzeitiger (bewusster und/oder unbewusster) Herabwürdigung der anderen Beteiligten. Diverse Schludrigkeiten (Schatten des Mikrofons, kleine Anschlussfehler) muten ebenfalls ungewöhnlich an, da die Reihe ansonsten durch solides Handwerk geprägt wird. Zur musikalischen Untermalung dient Trompetenterror, nebenbei kommen Pink Floyd mit Auszügen aus ihrem grandiosen Album "Wish You Were Here" zum Zuge. Günter Gräwert inszenierte einen kantigen und erfrischenden Beitrag. Kein Höhepunkt, dennoch sehr sehenswert.

7/10 (gut)


***


Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 82 - Eine ganz alte Geschichte (Deutschland 1981)

Arne Reuter (Mathieu Carrière) berichtet Derrick und Klein von einem Mord. Bei dem Opfer soll es sich um Reuters Onkel handeln, den vermeintlichen Täter kann der junge Mann ebenfalls nennen. Allerdings fand die Tat bereits 1946 statt, als die damalige Zonengrenze häufig illegal überschritten wurde. Laut Arne Reuter hat ein gewisser Alfred Answald (Herbert Fleischmann) den Mord verübt, um auf diese Weise in den Besitz wertvoller Edelsteine zu gelangen, die das Opfer über die Grenze schmuggeln wollte. Answald lebt mit seiner Frau Andrea (Elisabeth Wiedemann) und den beiden gemeinsamen Kindern Almuth (Verena Peter) und Erwin (Sascha Hehn) in München, die Familie führt ein glückliches Dasein und ist offenbar wohlhabend. Reuter hat ein altes Vernehmungsprotokoll an sich gebracht, tatsächlich wurde Alfred Answald damals zu dem besagten Mordfall vernommen. Jedoch wird Answald durch dieses Protokoll nicht belastet, zunächst ergeben sich keine ernsthaften Verdachtsmomente. Da Arne Reuter sehr fanatisch und gleichzeitig mit kalter Berechnung vorgeht, weist Derrick den selbsternannten Ermittler mehrfach in die Schranken. Nach und nach rückt Reuter mit weiteren Informationen raus, während der bedrängte Answald zunehmend in Panik gerät...

Mathieu Carrière ist wie geschaffen für die Rolle des "gnadenlosen Rächers", der ohne Rücksicht auf Verluste seiner Version von Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen will. Der völlige Verzicht auf übliche Gewaltandrohungen lässt den Charakter Arne Reuter keinesfalls schwächer wirken, sein scharfer (aber auch blindwütiger) Verstand erweist sich als weitaus gefährlichere Waffe. Sein Gegenspieler wird von Herbert Fleischmann nicht minder grandios gespielt, der Verfall des erfolgreichen Geschäftsmannes und glücklichen Familenvaters gelingt Fleischmann absolut fantastisch. Elisabeth Wiedemann darf erneut unterstreichen, dass sie mehr kann als "Else Tetzlaff" (obwohl ich sie in Folge 58 (Tandem) sogar noch beeindruckender fand). Ihrem Gatten den Vornamen Alfred zu verpassen, werte ich als gelungenes Witzchen des Autors. Verena Peter und Sascha Hehn runden das sterbende Familienidyll ab, bleiben aber stets in der zweiten Reihe, sie präsentieren sich als solide Nebendarsteller. Berger ist diesmal sogar zu eigenen Gedankengängen fähig, erweist sich als brauchbarer Handlager seiner Meister Derrick und Klein.

"Eine ganz alte Geschichte" punktet massiv durch das sehr starke Ensemble, ich verneige mich vor Mathieu Carrière und Herbert Fleischmann. Eine glückliche Familie wird innnerhalb weniger Tage zerstört, niemand kann Arne Reuter stoppen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kann Derrick die Täterschaft des beschuldigten Answald nicht ausschliessen, muss aus unterschiedlichen Gründen am Ball bleiben. Tappert darf Carrière mehrfach harsche Ansagen machen, das Finale hält dem Zuschauer einen "riesigen Mahnzeigefinger" vor die Nase, stürzt aber dennoch (und erstaunlicherweise) nicht in moralinsaure Gefilde ab. Zbynek Brynych legt eine starke Folge vor, lässt den gepeinigten Herbert Fleischmann nahezu jede mögliche Stimmung durchleben, durchleiden. Ein Fall für die vorderen Ränge des "Derrick-Universums", zunächst belasse ich es bei dicken

7,5/10 (gut bis sehr gut)
CI ist überhaupt nicht kacke

RANG Deckschrubber

#4854 - 17.10 12:44

@nyan
Wie soll ich diese Narretei drangeben, wenn du mir nicht beschreibst was daran närrisch ist? Du bist manchmal schon ein ziemlicher Volltrottel, oder?



Fighter in the Wind

Ein koreanischer Kriegsgefangener lebt nach dem 2. Weltkrieg in Japan, wo er sich auf der Straße behaupten muss. Nachdem er in aller Öffentlichkeit von Yakuza gedemütigt wurde in dem er Schuhe lecken und seine eigene Pisse trinken durfte beschließt er Karate zu lernen. Als sein eigener Meister von Yakuza getötet wird flüchtet er in die Einsamkeit der Berge und lehrt sich einen neuen Karate-Stil.

Dies sollte wohl ein biographischer Film über das Leben und Wirken des Mas Oyama sein, dem vermeintlichen Erfindes des Vollkontakt-Karate. Wirklich authentisch fühlt sich daran aber nichts an.
Die dramatischen Kontrastpunkte sind viel zu extrem. Er wird zu Anfang noch als der letzte Versager und Bückling dargestellt nur umso später als absolut geläuteter Held gefeiert werden zu können.

Darüber hinaus ist die japanfeindliche Propaganda viel zu deutlich. Das hat mir in Ip Man viel besser gefallen. Wie realistisch kann eine Filmgeschichte schon sein, wenn sie so klar in Gut und Böse unterteilt?

Auch die Kämpfe hauen einem nicht vom Hocker. Viel zu verwaschen und zerschnitten alles. Keine Aufnahmen, wo man wirklich etwas von Martial Arts erkennen könnte. Das erinnert eher an einen JCVD-Film als an asiatisches Kino.

Zum Ende hin wird der Film zwar ein wenig besser, trügt aber nicht darüber hinweg, daß er insgesamt zu einfältig und billig daherkommt und vor allem nur schemenhaft irgendetwas mit dem echten Lebenslauf des Mas Oyama zu tuen haben dürfte.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4855 - 17.10 20:55




Werwolf - Der Kuss der Bestie (USA 1990, Originaltitel: Meridian)

Full Moon im Schongang

Gina (Charlie Spradling) arbeitet in Italien, momentan restauriert die junge Künstlerin alte Gemälde. Catherine (Sherilyn Fenn) ist die Erbin eines mittelalterlichen Schlosses, gelegen in einer malerischen Ecke des Stiefellandes. Nach längerer Zeit sehen sich die Freundinnen endlich wieder, Gina folgt Catherines Einladung auf deren Anwesen. Als ein kleiner Wanderzirkus ganz in der Nähe eine Vorstellung gibt, überredet Gina die skeptische Catherine zum Besuch der Show. Da Gina von den Zirkusleuten begeistert ist, lässt sich die noch immer skeptische Catherine auf Drängen ihrer Freundin darauf ein, alle Mitglieder des Ensembles zu einem üppigen Mahl auf das Schloss zu bitten. Besonders der rätselhafte und charismatische Lawrence (Malcolm Jamieson) regt die Phantasie der Damen an, unbemerkt mischt man Catherine und Gina ein berauschendes Mittel in den Wein. Die Schlossherrin erlebt eine unfassbare Nacht, im Rauschzustand glaubt sie von einer haarigen Bestie geliebt zu werden. Am nächsten Morgen sind beide Frauen zerknirscht, der Zirkus scheint weitergezogen zu sein, Gina verlässt das Schloss und stürzt sich in ihre Arbeit. Catherine wird von erschreckenden Trugbildern gepeinigt, die vergangene Nacht wird nicht ihre letzte Begegnung mit Lawrence und dessen Begleitern gewesen sein. Welch fürchterliches Geheimnis umgibt den Magier und seine Truppe, welches Schicksal lauert auf Catherine...???

(Nicht nur) unter dem Full Moon Banner hat Charles Band zahlreiche Filme produziert und teilweise inszeniert, Band war bereits zuvor ein sehr umtriebiger Filmemacher. Full Moon bereicherte die bunte Welt der B-Movies um schöne Beiträge, als Beispiele möchte ich die Reihen "Puppet Master" und "Subspecies" anführen. "Der Kuss der Bestie" (der Zusatz "Werwolf" taucht erst seit der Veröffentlichung der DVD im Titel auf) zählt zu den ruhigeren Werken der Filmschmiede, präsentiert sich erstaunlich zahm, "überwiegend seriös" und krawallarm.

Band drehte in Italien, nutzt geschickt die reichlich vorhandene Ausstrahlung der alten Gemäuer, in denen sich der grösste Teil der Handlung abspielt. Die malerische Umgebung wird weniger konsequent eingebaut, in dieser Hinsicht wäre eine Prise mehr Fingerspitzengefühl angenehm. Trotzdem gelingt der Aufbau einer stimmigen Atmosphäre, die hauptsächlich durch die dunkle Romantik der tragischen Liebesgeschichte abgerundet wird, ein angehmer Schuss Erotik thront als schmackhaftes Sahnehäubchen auf dem Geschehen. Der Name Charles Band steht häufig für groben Unfug, Trash und diverse Kaputtheiten. Dieser Beiträg schwimmt ein wenig gegen den Strom, lediglich die nicht wirklich gelungene Aufmachung des Werwolfs sorgt für unfreiwillige(?) Grinser. Zugegeben, die Story ist reichlich abgenudelt, wurde schon unzählige Male ausgeschlachtet, einen Preis für Kreativität verdient das Drehbuch sicher nicht. Dennoch sind manche Klischees und Dauerwürste immer wieder für einen netten Filmabend gut, daher schaue ich gern über den Mangel an Innovation hinweg.

Sherilyn Fenn wurde durch den grossen Erfolg der TV-Serie "Twin Peaks" in den frühen neunziger Jahren zum Star, der Hype um das attraktive Nachwuchstalent löste sich jedoch schnell in Wohlgefallen auf. Seither taucht die hübsche Sherilyn immer wieder in Fernsehproduktionen auf. Aus der ganz grossen Karriere wurde nichts, doch immerhin versank Frau Fenn nicht im Meer der bedeutungslosen Eintagsfliegen. Die Rolle der Catherine passt wunderbar zu ihr, denn sie baut hauptsächlich auf ausdrucksstarke Augen und einen schönen Körper. In diesen Disziplinen zählt Sherilyn Fenn ganz eindeutig zur Oberklasse, nebenbei umgibt sie stets der reizvolle Hauch einer verführerischen Mixtur aus Naivität und Verdorbenheit. Charlie Spradling kann zwar nicht mit der Ausstrahlung Fenns mithalten, passt aber optisch noch besser in mein Beuteschema. Reduziere ich mich auf einen triebgesteuerten Lustgreis (wie bitte, mehr ist da sowieso nicht?), hängt mir die Zunge bei Frau Spradling noch ein Stück weiter aus dem geifernden Schlund. Beide Damen haben in den erotischen Szenen die Gelegenheit ihre Reize ansprechend zu präsentieren (leider nicht mit-/auf-/unter-/ineinander). Nur kurzzeitig gleiten die Erotikszenen in Klamauk ab, warum hat man den haarigen Unhold nicht stilsicherer ausgeführt? Malcolm Jamieson füllt seine Doppelrolle ohne Fehl und Tadel aus, Phil Fondacaro peitscht als zorniger Zwerg durch die Kulissen, der vielbeschäftigte Vernon Dobtcheff wird jedem Filmfreund bekannt sein, er ist als Kirchenmann zu sehen. Hilary Mason soll nicht unerwähnt bleiben, sie wirkt als gute Seele des Schlosses mit, dient Sherilyn Fenn/Catherine als zuverlässiger Rettungsanker.

Statt durchgeknalltem Trash gibt es wohlgeformte Rundungen auf die Augen, gerne hätte Band seine anziehenden Damen häufiger ausziehen dürfen! Die Momente der Nacktheit muten nie allzu offensiv an, der Streifen setzt ganz eindeutig auf Erotik, nicht auf Sex. Die Altersfreigabe (FSK 18) verwundert, denn Möpse sind vermutlich auch ab 16 unbedenklich, Gewalt und Mettgut finden nahezu nicht statt. Die DVD aus dem Hause Voulez Vous geht in Ordnung, Pixelzähler und Technokraten sollten allerdings die Finger von dieser Veröffentlichung lassen. Im Bonusbereich findet der Fan ein paar Trailer und andere Kleinigkeiten, das Wendecover zeigt auf der Rückseite das schönere Cover des alten Tapes, kommt ohne den dicken "FSK-Flatschen" aus (oben ist das neue Cover abgebildet). Wer von Charles Band und Full Moon nicht genug bekommen kann, darf sich diese Scheibe ohne Bedenken in die Sammlung stellen, der günstige Kaufpreis sollte die Entscheidung positiv beeinflussen.

Kein Knüller, aber schöne Frauen und knuffiger Grusel haben bei mir zu jeder Zeit Kredit!

6/10 (obere Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Ein perfekter Körper. Sanft und klassisch."
(Das kann ich bestätigen! Hechel, sabber, stöhn...)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4856 - 18.10 07:33



Die Borgias Teil 1

Im Rom des ausklingenden 15. Jahrhunderts wähnt sich der spanischstämmige Rodrigo Borgia als frischbestellter Papst Alexander VI. auf dem Gipfel der Macht. Nun müssen nur noch Imperium und Verantwortung verteilt werden auf die vier erwachsenen Kinder. Doch nicht jeder zeigt die gleiche Bereitschaft wie Schwesterchen Lukrezia, so einfach den von Papa gefundenen Partner zu heiraten oder eine steile Laufbahn im Klerus einzuschlagen. So lassen militante Verwerfungen unter den streitlustigen Brüdern nicht auf sich warten.

quote


gestern lief also auf ZDF der erste Teil der Reihe um die christliche Adelsfamilie der Borgia's. Für einen TV-Teiler echt nicht schlecht gemachte Produktion um Intrigen, Morde und Machthungrige Christen in höheren Stellungen der katholischen Kirche. Teil 2 läuft am Mittwoch um 20:15.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4857 - 18.10 21:10


#9 der Koch Media Western Collection


Der letzte Zug nach Durango (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Un treno per Durango)

Herr Steingesicht macht Spass

Gringo (Anthony Steffen) und Lucas (Enrico Maria Salerno) schlagen sich mühevoll durchs Leben, gerade haben sie einen erfolglosen Trip auf der Suche nach Platin hinter sich. Nun soll die Reise per Zug nach Durango führen, für die Tickets gehen Gäule und Knarren drauf, denn die Taschen des Duos sind völlig leer. Im Zug trifft Gringo auf die äusserst anziehende Journalistin Elène (Dominique Broschero), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Plötzlich knallt und scheppert es gewaltig, eine wilde Bande mexikanischer Schurken überfällt den Zug, Ziel ihrer Begierden ist ein Tresor voller Gold. Es kommt jedoch nicht dicker, Gringo wird von einem Banditen niedergeschossen, Elène fällt in die Hände der ruchlosen Verbrecher. Immerhin hat Gringo Glück im Unglück, die Kugel des Killers wurde durch ein zuvor gestohlenes Zigarrenetui gestoppt. Auch Lucas überlebt die Attacke der wüsten Horde, ferner finden die ungleichen Freunde die beiden zum Tresor gehörigen Schlüssel. Nun beginnt ein aufregendes Abenteuer für unsere Helden, die sich umgehend an die Fersen der Mexikaner heften, zumindest unternehmen sie den Versuch dazu. Selbstverständlich geraten Gringo und Lucas in jede Menge brenzlige Situationen, aus denen sie immer wieder ein rätselhafter Bursche (Mark Damon) rettet...

"Der letzte Zug nach Durango" nutzt die mexikanische Revolution als "Hintergrundszenario", beschäftigt sich aber nur am Rande mit Politik. In erster Linie ist der Streifen ein typischer Italowestern, der durch die Zugabe einer ordentlichen Portion Humor in Richtung Komödie tendiert. Im Vorfeld sorgte das Wort "Komödie" für Sorgenfalten auf meiner alten Stirn, denn mit den üblichen Klamaukreissern kann ich (oft) nicht allzu viel anfangen. Glücklicherweise war meine Sorge unbegründet, der Humor rasselt hier nicht mit dem Vorschlaghammer samt "Kalauer-Synchronisation" auf den Zuschauer hernieder. Nein, dieser Film kann tatsächlich mit wirklich lustigen Momenten aufwarten, besonders die herrlich selbstironische Darbietung von Anthony Steffen sorgt für jede Menge Schmunzler (der Vollständigkeit halber: Antonio Luis von Hoonholtz de Teffè. Oder in der Kurzform: Antonio De Teffè. Regisseur Mario Caiano wirkte bei der Entstehung der Story mit, auch Duccio Tessari war involviert, der Fan des italienischen Genrekinos nimmt es mit Wohlgefallen zur Kenntnis.

Anthony Steffen ist noch immer für viele Italowestern-Fans ein Reizthema, oft wirft man ihm seine eingeschränkte Mimik vor, stempelt ihn als hüftsteif und hölzern ab. Unbestritten ist jedoch, dass Steffen zur grossen Zeit des Genres einer der gefragtesten Akteure war, daran können selbst seine grössten Skeptiker nicht rütteln. Ich mag Herrn De Teffè, seine Gestalt und sein markantes Gesicht reichen mir aus, um ihn zum erweiterten Kreis meiner liebsten Westernhelden zu zählen. Vielleicht lassen sich diesmal sogar die Nörgler zu einem milden Urteil bewegen, denn Steffen nimmt sich so treffsicher und gelungen auf die Schippe, wie soll man ihn da noch verteufeln? Also ihr spitzfindigen Meckermäulchen, gebt euch einen Ruck, es lohnt sich! Klar, Steffen profitiert ungemein von der Zusammenarbeit mit Enrico Maria Salerno, der die ihm zugeworfenen Bälle mit lockerer Meisterschaft zurückspielt, die beiden "tragisch-komischen Möchtegern-Helden" ergänzen sich vortrefflich. Bereits die zahllosen knuffigen Augenblicke zwischen Steffen und Salerno verleihen der Sause jede Menge Liebenswürdigkeit, der sich sogar ein Mufflon wie ich nicht entziehen kann. Mark Damon taucht stets zur rechten Zeit auf, hilft den überforderten "Schmalspur-Giganten" aus der Patsche. Bei Bedarf tuckert er mit seinem zwölf Pferdestärken aufbietenden Automobil herbei, lässt den Colt sprechen, im Ernstfall auch das Maschinengewehr rattern. Als undurchsichtiger "James-Bond-Ersatz" macht er eine gute Figur, obschon die Helden nur ungern und unfreiwillig auf seine Unterstützung bauen. Dominique Boschero sorgt für die weiblichen Reize, versteht es aber ebenso sich als wehrhafte Kratzbürste zu behaupten. In den Nebenrollen tauchen bekannte Gesichter auf, die jedem Freund des Italokinos ans Herz gewachsen sind. Namen wie Aldo Sambrell, Roberto Camardiel und José Bódalo sollten in dieser Hinsicht für sich sprechen. Wem diese Namen kein Begriff sind, sollte nach Bildern suchen, dadurch dürften sich einige "Ahaaaa-Momente" einstellen.

Mario Caiano stand ein solides Ensemble zur Verfügung, aus dessen Kreis vor allem Anthony Steffen mit einer bemerkenswerten Vorstellung im Gedächtnis bleibt. Die Kamera wurde von Enzo Barboni bedient, der später diverse Spencer & Hill Schoten als Regisseur verantwortete. "Un treno per Durango" bietet dem Fan ein wohlschmeckendes Mahl an. Es wird fleissig geballert und gestorben, der Humor ist für einen Western erstaunlich geistreich, eine Prise Revolution und ein Hauch Erotik runden den positiven Gesamteindruck ab. Übrigens beissen etliche Gesellen in den Staub, bei genauer Betrachtung offenbaren sich ab und an zynische Zwischentöne. Dass der Flick letztlich gar nicht soooo furchtbar typisch daherkommt, ist vor allem ein Verdienst des gelungenen Humors. Auf den Punkt gebracht: Überwiegend typisch, jedoch keinesfalls abgenudelt, angenehm frisch, frech & fröhlich!

Die Western Collection aus dem Hause Koch Media -wegen der farbenfrohen Covergestaltung gern "Regenbogen-Collection" genannt- ist für jeden Italowestern-Freund eine Quelle der Lust. Neben Klassikern des Genres ("Der Gehetzte der Sierre Madre" (1966) und/oder "Töte Amigo" (1967)) bietet die Reihe vor allem kleinere Perlen an, die auf ansprechende Weise aus dem Strudel der Vergessenheit gerettet wurden. "Der letzte Zug nach Durango" präsentiert sich sehr gut aufbereitet, die Bildqualität lässt kaum noch Wünsche offen, viel mehr geht auf einer DVD nicht. Im Bonusbereich plaudern Regisseur Mario Caiano und Darsteller Mark Damon aus dem Nähkästchen, ferner gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Wie üblich befindet sich die DVD in einem aufklappbaren Digipak, welches im Inneren einen lesenswerten Textbeitrag und hübsche Bilder anbietet. Noch ist die Scheibe für rund 10€ zu bekommen, in Anbetracht des Gebotenen ein geradezu unverschämt günstiger Preis, also greift schnellstmöglich zu!

Fraglos bleibt "Der letzte Zug nach Durango" deutlich hinter meinen Lieblingen zurück, dennoch ist dieser Streifen eine Bereicherung für jede Sammlung, für Fans sowieso unverzichtbar. Eine "sachlich-nüchterne" Bewertung (haha, als ob ich dazu in der Lage wäre) würde ich im Bereich 6,5-7/10 ansiedeln. An dieser Stelle muss ich einmal mehr in die grosse Kiste mit den Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkten greifen, die der geneigte mit dem Herzen schauende Filmfreund bitte hin­zu­ad­die­ren möge.

Lieblingszitat:

"Schmeiß ihn irgendwo hin. Wir suchen erstmal den Geldschrank."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4858 - 20.10 10:09

Da zu den folgenden Filmen bereits unzählige Beiträge im Netz zu finden sind, werde ich mich diesmal auf ultrakurze Kommentare beschränken.


Psycho (USA 1960)

Die Story wird jedem Filmfreund bekannt sein. Meine letzte Begegnung mit dem Film lag bereits recht lange zurück, daher wurde es höchste Zeit die günstig erhältliche BD zu kaufen. Hitchcock inszenierte mit "Psycho" ein richtungsweisendes Meisterwerk, einen DER ganz grossen Klassiker der Filmgeschichte. Legionen von Regisseuren werden bis in die heutige Zeit durch "Psycho" inspiriert, herrliche Genres wie z.B. der Giallo und der Slasher berufen sich immer wieder und stetig aus Hitchcocks Überflieger.

Besser geht es nicht. Perfekte Besetzung, Spannung, Schockmomente, fasziniernde Atmosphäre. Aber das wisst ihr alles selbst, also schaut euch den Streifen mal wieder an, es lohnt sich immer! Die BD zeigt den Film in schöner Qualität, abgerundet durch jede Menge Bonusmaterial. Übrigens ist die "50th Anniversary Edition" zu bevorzugen, denn bei der Steelbook-Ausgabe fehlt das Booklet. Das leidige Thema um die gekürzten Szenen... ...kann leider auch die BD nicht aus der Welt schaffen.

10/10

---

Die Goonies (USA 1985)

Bei "familienfreundlicher" Unterhaltung ergreife ich gern die Flucht. Doch es geht auch anders, die Goonies mochte ich bereits in den achtziger Jahren. Damals gab man als "junger Wilder" zwar nur ungern zu einen solchen "Softie-Streifen" zu mögen, doch "irgendwie" hatte fast jeder die knuffigen Goonies gern. Ist euch aufgefallen, dass "Sloth" der Bruder von Shannen Doherty sein könnte? Die Stellung der Augen passt, gewissermaßen wie die Faust aufs Auge.

Aus den Kinderstars wurden teils brauchbare Schauspieler, z. B. ist Sean Astin kaum aus den "Herr der Ringe" Werken von Peter Jackson wegzudenken. Nicht zu vergessen Josh Brolin, auf dessen Dienste die Coen Brüder bauten. Joe Pantoliano und Gesichtsruine Robert Davy als trottelige Gangster, Körperruine Anne Ramsey als deren gar schröckliche Mamaaaa. Die BD wird Technokraten eventuell nicht komplett befriedigen, tatsächlich schwankt die gebotene Qualität, insgesamt aber eine solide Präsentation.

Weniger als 7/10 mag ich nicht ziehen, denn noch immer sind die Goonies "irgendwie knuffig".
TNT glaubt an Clanintern

RANG Deckschrubber

#4859 - 21.10 12:50

Wie kann denn Psycho in HD sein? Das ist doch bestimmt nur hochskaliert.

Ist vielleicht auch besser sich solche Filme wie gewohnt anzusehen, sonst merkt man nachher noch, daß es doch nur Schokolade war
ASCH

RANG God of Clanintern

#4860 - 21.10 22:39

Wieso sollte "Psycho" nicht "HD" sein? Auch die Auflösung von älterem Filmmaterial ist deutlich höher als 1920x1080 Pixel, daher liegt auch auf einer BD nur ein komprimiertes Bild vor.

Gerade ein so stimmungsvoller Film profitiert ungemein durch den Wegfall der üblichen Schwächen der DVD (deutlich sichtbare Kompression bei grösseren Diagonalen etc.).




---



UK-DVD von Optimum


She (Großbritannien 1965, deutscher Titel: Herrscherin der Wüste)

Usch Undress - Heisser als der glühende Wüstensand

Leo Vincey (John Richardson), Major Holly (Peter Cushing) und des Majors Diener und Vertrauter Job (Bernard Cribbins ) sind mutige und erfahrere Abenteurer. Eines Abends trifft Leo in einer Spelunke auf die junge Schönheit Ustane (Rosenda Monteros), mit der sich er wenig später an einen stilleren Ort zurückziehen will. Leider tappt der erwartungsfrohe Leo in eine Falle, wird von geheimnisvollen Gestalten hinterrücks ausser Gefecht gesetzt. Ustane soll jedoch nicht die Krönung dieser Nacht gewesen sein, denn plötzlich steht der Abenteurer vor der atemberaubend schönen und rätselhaften Ayesha (Ursula Andress), die ihm einen antiken Ring und eine alte Karte überreicht. Gemeinsam mit Holly und Job begibt sich Leo auf eine Reise voller Gefahren und Entbehrungen, die Karte soll den Gefährten den Weg zur sagenumwobenden Stadt Kuma weisen. Werden die Suchenden ihr Ziel erreichen, wird Leo die mysteriöse Ayesha wiedersehen, welche Pläne verfolgt die rätselhafte Grazie...???

Neben den herrlichen und prachtvollen Gothic Horror Werken, sorgte die britische Filmschmiede Hammer für viele andere reizvolle Streifen. "She" kommt als erbaulicher Abenteuer-/Fantasy-Mix daher, erfreut das Auge mit stimmungsvoller Ausstattung, vor allem mit einer erstklassigen Besetzung. Auf dem Regiestuhl nahm Robert Day Platz, in dessen Filmographie nicht nur einige Kinofilme auftauchen, sondern auch jede Menge Beiträge zu erfolgreichen TV-Serien. Keine Angst, "Die Herrscherin der Wüste" schrumpft zu keiner Sekunde auf TV-Format zusammen. Im Gegenteil, der Flick bietet sehr feine Hammer-Kost, obschon in diesem Fall nicht bewährte Größen wie Terence Fisher, Freddie Francis oder Roy Ward Baker für die Inszenierung verantwortlich zeichnen.

Hammer tischt uns all die schmackhaften Zutaten auf, die einen unterhaltsamen Abenteuerfilm mit deutlicher Schlagseite in Richtung Fantasy ausmachen. In der Wüste wird gekämpft, Durst und Hitze nagen mit Nachdruck an der Substanz der Helden. Wilde Wüstenkrieger setzen unseren Helden zu, wütende Schwarze sorgen für Krawall. Die Herrscherin der Wüste umgibt sich mit einer wehrhaften Leibgarde, deren Erscheinungsbild an römische Legionäre erinnert. Ein verschlagener Hohepriester darf nicht fehlen, ein magisches Feuer weckt gefährliche Begierden, im Finale wird ordentlich auf den Putz gehauen, bis dieser nicht nur von den Wänden fällt. Die tollen Außenaufnahmen werden durch gelungene Studiokulissen ergänzt, man sieht dem Film deutlich an, dass wird es hier mit einer der höherpreisigen Produktionen aus dem Hause Hammer zu tun haben.

Dennoch ist die beeindruckende Besetzungsliste die allergrösste Zierde des Streifens. John Richardson spielte 1966 die männliche Hauptrolle in "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" (One Million Years B.C.), einer ebenso legendären Hammer-Schöpfung. In "She" bekommt er es mit den verehrungswürdigsten Kollegen des britischen Kinos zu tun, er hält sich erstaunlich gut, meistert seine schwierige Aufgabe ohne Fehl und Tadel. Freilich mutet Richardson oft wie ein Spielball an, dies ist der Rolle geschuldet, er verkommt trotzdem nie zur austauschbaren Randnotiz. Nun aber zu den Meistern, den Göttern, den Legenden, den Über-Helden (Contenance, Contenance)!!! Peter Cushing, Peter Cushing, Peter Cushing! Muss ich wirklich noch mehr schreiben? Ich liebe ihn, egal ob er sich todesmutig Dracula in den Weg stellt, oder den Todesstern unter seiner Knute hat, Cushing ist immer eine absolut sichere Bank, ein Schauspieler der unvergessen, unsterblich ist! Die Rolle es Ex-Militärs füllt er mit feinem Humor aus, bei Bedarf mit klugen Worten, im Notfall auch mit Taten. Damit nicht genug, in der Rolle des Hohepriesters sehen wir Christopher Lee, ein weiterer Liebling, ein Mann wie eine Edeltanne (hä?), ein Fels in der Brandung. Ich liebe ihn (wie überraschend)! Lee darf als Scheinheiliger ganz eigene Ziele verfolgen, die Maske fällt im Finale, mehr verrate ich nicht. Als wären wir damit noch nicht genug verwönht, präsentiert uns Hammer obendrein einen Star aus der zweiten Reihe, der sich brav hinter Cushing und Lee einordnet. Ja, der gute André Morell, der (wie alle Herren) unter der Fuchtel Ayeshas steht, den Vater der lieblichen Ustane (Rosenda Monteros) darstellt. Bernard Cribbins spielt sehr unterhaltsam den Diener Peter Cushings, das dynamische Duo ist ein knuffigesTeam, man möchte die beiden Burschen ständig knuddeln.

Ich will die Damen keinesfall in die zweite Reihe verbannen, doch das starke Geschlecht beschränkt sich auf lediglich zwei relevante Rollen (aber die haben es in sich!). Rosenda Monteros umschwärt als "Gute" den Abenteurer Leo, kämpft verzweifelt um dessen Liebe und Leben. Montereros passt vortrefflich in die Rolle der Ustane, fungiert als perfekt ausgewählter Kontrast zur "Bösen", der einzigartigen Ursula Undress (Andress! Verdammt!!!). Ok, Frau Andress wird nicht zu Frau Undress, der Fummel bleibt (leider) am Leib. Das "Original-Bond-Girl" darf als Herrscherin der Wüste auftrumpfen, trägt schrille und schöne Kostüme zur Schau, regiert mit gnadenloser Härte über ihre Untertanen. Wer sich IHR in den Weg stellt, der endet schnell im feurigen Schlund des Todes, wird vor ihrem Thron in ein glühendes Loch geworfen (nicht in IHR glühendes Loch, ihr Ferkel! Ich Ferkel?). Letztlich sehnt sich die mächtige Despotin nach Liebe, ihre Methoden sind allerdings von extrem fragwürdiger Natur, grrrrinsss. Ursula Andress ist umwerfend, ich kann meine Augen nicht von ihr lassen, gleite voller Freude mit Ayesha durch dieses kurzweilige Abenteuer.

"She" ist nicht nur ein sehr beachtlicher Abenteuerfilm, er punktet zudem mit einem konsequenten Ende. Ob dieses Ende nun freundlich oder fies daherkommt, davon müsst ihr euch schon selbst überzeugen, es lohnt sich! Eindrucksvoll ausgestattet und gefilmt, ein Drehbuch ohne Hänger, ausgezeichnet besetzt! Was will man mehr?

Weniger erfreulich stellt sich die Lage auf dem DVD-Markt dar. In Deutschland wurde der Film bisher nicht ausgewertet, daher dient mir die britische DVD als Ersatz. Von Optimum liegen mir diverse Scheiben vor, die Ausstattung ist in der Regel mager, die gebotene Qualität stimmt jedoch meist. Leider kann ich der DVD zu "She" kein gutes Zeugnis ausstellen. Das Bildformat ist nicht korrekt, überhaupt geht die Präsentation bestensfalls als "halbwegs brauchbar" durch. Hier wäre dringend eine Nachbesserung nötig, denn dieser feine Film hat es nicht verdient mit einem mittelprächtigen Scheibchen abgespeist zu werden! Da die UK-Scheibe zum kleinen Preis erhältlich ist, kann man zumindest einigermaßen mit ihr leben. Lieber nehme ich eine weniger gelungene Auswertung in Kauf, als völlig auf reizvolle Filme zu verzichten. Aaaber! Bitte, liebe Leute von Koch Media oder Anolis, kümmert euch um "Die Herrscherin der Wüste", sonst wird euch eines Tages Ayesha Zorn treffen!

Mir liegen die wundervollen Hammer-Gothic-Grusler noch mehr am Herzen, aber "Die Herrscherin der Wüste" verdient zweifellos dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)!

Lieblingszitat:

"Her wisdom is limitless, her anger boundless!"