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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4891 - 19.11 22:18

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 92 - Nachts in einem fremden Haus (Deutschland 1982)

Werner Stettner (Stefan Behrens) und seine Gattin Hilde (Susanne Beck) sind nach einer Party auf dem Heimweg. Das Ehepaar wird durch eine lästige Reifenpanne ausgebremst, zu allem Überfluss erweist sich auch der Ersatzreifen als unbrauchbar. Sie haben vor einem Privatgrundstück angehalten, sehen im Haus noch Licht brennen, die Haustüre steht offen. Obwohl sich seine Frau zunächst ziert, betritt Werner Stettner das Gebäude, der junge Mann macht sich mehrfach bemerkbar, erhält aber keinerlei Antwort. Eine unerwartete Entdeckung schockt die Eheleute, auf dem Fußboden liegt ein toter Mann, auf dem Weg nach draussen sehen sie einen PKW hektisch davonrasen, ihr eigenes Auto wird durch ein unglückliches Manöver des anderen Fahrers leicht beschädigt. Endlich auf der nächsten Polizeiwache angekommen, erwischen die Stettners dort noch Derrick und Klein, die die aufgeregten Zeugen umgehend zum vermutlichen Tatort begleiten. Dort öffnet ihnen die mürrische Haushälterin Frau Baum (Marilene von Bethmann), die nichts von den geschilderten Vorfällen bemerkt haben will, auch der wenig später auftauchende Hausherr Dr. Stoll (Heinz Bennent) und dessen Verwandter Erich Steuber (Thomas Astan) sind ratlos. Tatsächlich ist keine Leiche auffindbar, Spuren sind ebenfalls Mangelware. Dennoch glaubt Derrick nicht an einen üblen Scherz der Eheleute Stettner, das seltsame Verhalten Dr. Stolls weckt den Spürsinn des Ermittlers...

Heinz Bennent war schon mehrfach in der Reihe zu sehen, diesmal darf er ganz groß aufspielen. Seine Darbietung ist unglaublich exzentrisch, regelrecht bizarr, Bennent hat herrliche Szenen mit Horst Tappert, bei denen mich seine wirren Ausführungen -und der daraus resultierende Gesichtsausdruck Tapperts- fast vom Sofa gehauen haben, großartig, gigantisch, galaktisch! Vor allem unbeschreiblich, ich rate dringend zur Sichtung! Überhaupt mutet diese Folge wie ein Treffen der "Derrick-Veteranen" an, Thomas Astan spielte bereits in "Lissas Vater" (48) an der Seite von Heinz Bennent, in "Besuch aus New York" (60) überzeugte er als grenzdebiler Privatschnüffler. Hier bleibt Astan ein wenig im Hintergrund, wird (wie fast alle anderen Beteiligten) von Bennent an die Wand gespielt. Susanne Beck und Stefan Behrens sind ebenso "alte Bekannte", als offenbar glückliches Ehepaar fallen ihnen ungewonht zahme, normale Rollen zu. Marilene von Bethmann gruftet die freundlichen Beamten mit Ausdauer an, Ullrich Haupt gibt sich undurchsichtig, Hans Quest und Edith Schneider sind in kleinen Nebenrollen zu sehen. Wie immer eine starke Truppe, angeführt von Heinz Bennent, veredelt durch Horst Tappert!

Zunächst kommt "Nachts in einem fremden Haus" sehr mysteriös daher, bietet kaum einen greifbaren Ansatz für eigene Ermittlungen des Zuschauers. Nach und nach wird der Nebelschleier dünner, durchschaubarer, das Ende setzt jedoch mit einer kleinen und gelungenen Überraschung ein erneutes Ausrufezeichen. Der aufmerksame Zuschauer wird eventuell kleine Logikfehler bemängeln, mich stören diese vermeintlichen Ungereimtheiten freilich nicht, Logik ist eine "phantasiehemmende" Seuche. Ich verrate sicher nicht zu viel, Gier, Gier und Gier treibt die "Bösewichter" mit fatalen Folgen an. Helmuth Ashley sitzt inzwischen fest im Sattel, schon seit einiger Zeit habe ich nichts mehr an den von ihm inszenierten Folgen zu bemängeln. Auch hier lässt sich der Regisseur nicht lumpen, lässt seine Trümpfe Heinz Bennent und Horst Tappert gewähren, das grandiose Ergebnis wird mir nachhaltig im Gedächntnis bleiben! Über den Abspann hat Hans Hammerschmid eine hübsche ("irgendwie grotesk" tönende Komposition gelegt, die wie die berühmte Faust aufs Auge zu dieser Episode aus dem "Derrick-Universum" passt. Mindestens eine gute Folge, mein massiver Lachanfall sorgt für eine weitere Aufwertung, vielen Dank dafür!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Einer gegen das Imperium (Italien, Türkei 1983, Originaltitel: Il mondo di Yor)

Tapferes Goldlöckchen trifft den wahnsinnigen Herrscher der rotierenden Blechschädel

Yor (Reb Brown) streift durch eine urzeitliche Welt voller Gefahren und Rätsel, kein Feind oder Untier kann den blonden Hünen stoppen. Glück für Ka-Laa (Corinne Clery) und Pag (Luciano Pigozzi), deren Leben durch das beherzte Eingreifen Yors gerettet wird, ein gefräßiger Dinosaurier wollte die junge Schönheit und ihren väterlichen Begleiter verspeisen. Freilich verguckt sich Ka-Laa sofort in ihren Retter, der gestählte Leib des Helden bringt die Säfte der Dame in Wallung. Friedlich und freundlich begrüssen die Stammesgenossen der Geretten den furchtlosen Jäger, doch das nächste Unheil lässt nicht lange auf sich warten. Blutrünstige Höhlenmenschen fallen über den unvorbereiteten Stamm her, richten ein fürchterliches Blutbad an, Yor, Ka-Laa und Pag können dem Unheil knapp entkommen. Weiterer Ärger mit den Höhlenbewohnern steht bevor, allerdings sind diese Ereignisse nur Vorboten des Schreckens, auf unseren strahlenden Helden wartet eine weitaus dramatischere Begegnung. Schon immer trägt Yor ein goldenes Amulett, er kennt weder dessen Bedeutung, noch weiss er etwas über seine Eltern oder Herkunft. Bevor der Haudegen auf seinen wahren und gefährlichsten Gegner trifft, kreuzen weitere Freunde und Feinde seinen Weg, für Ka-Laa wird es mehrfach Anlass zur Eifersucht geben, Pag erweist sich als zuverlässiges Helferlein und sicherer Bogenschütze...

Antonio Margheriti zählt zu den wichtigsten und verehrungswürdigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos. Meist unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson unterwegs, verdanken wir dem eifrigen Filmemacher zahlreiche wundervolle Werke. Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen, will ich mich auf ein paar besonders liebenswerte Filme beschränken. 1968 kam der schöne Giallo "Sieben Jungfrauen für den Teufel" (Nude... si muore) in die Kinos, 1970 der starke und angenehm unheimliche Western "Satan der Rache" (E Dio disse a Caino), in dem Klaus Kinski großartig aufspielte. Sehr am Herzen liegen mir auch der "Grusel-Giallo" mit dem klangvollen Titel "7 Tote in den Augen der Katze" (La morte negli occhi del gatto, 1973), sowie der Söldner-Reisser "Kommando Leopard" (1985), mit dem damals massiv gehypten Lewis Collins in der Hauptrolle. Antonio Margheriti war in unterschiedlichen Genres aktiv, eines haben jedoch alle Filme (in deren Genuss ich bisher kam) gemeinsam, der Spassfaktor ist sehr hoch, auch wüster Unfug kommt nie ohne handwerkliches Geschick daher. So hat "Einer gegen das Imperium" beste Voraussetzungen mein Herz im Sturm zu erobern, was dem Flick dann auch ohne Mühe gelingt, sogar ein altes Mufflon ist noch immer zu tosenden Lachanfällen und ehrlicher Liebe fähig.

Zunächst mutet der Streifen wie eine knuffige Fantasy-/Barbaren-Sause an. Bereits der erste auftauchende Dino kündet unmißverständlich von einem gesteigerten Pegel des Irrsinns, Conan würde beim Anblick des geifernden Ungeheuers panisch auf dem Fellstiefel kehrtmachen. Später gibt sich weiteres Viehzeug die Ehre, mir hat es besonders der "Tödliche Nachtvogel" angetan, für den die Begegnung mit Yor zu einer schmerzhaften und endgültigen Erfahrung werden soll. Für Brüller sorgen die Antagonisten der ersten Filmhälfte, mit blauem Schlonz eingeschmiert und in einer Höhle hausend, glotzen sie wie eine Kreuzung aus Urmensch und Werwolf aus der Wäsche, gewissermaßen wie Waldemar Daninsky auf Crack. Diese Stinker -vorrangig deren Rudelführer- erweisen sich als anhänglicher und zunehmend lästiger Pöbel, Yor holt sich nicht nur Hautauschlag und Brechreiz, ihm saust auch eine Keule auf die harte Rübe. Alles sehr schön und herzallerliebst, genug für einen Eintrag im Register der unverzichtbaren Barbaren-Perlen. Damit gibt sich Margheriti aber nicht zufrieden, nach einer lustigen Seefahrt landen Yor und seine Begleiter im Zentrum des Grauens, sie treffen auf einen Schmalspur-Imperator, welcher von seinen Vasallen ehrfurchtsvoll "Der Höchste" genannt wird. Ja, dieser "Höchste" erinnert stark den den Imperator aus dem Sternenkrieg des Herrn Lucas. Nur hat sich der finstere Impi des guten George möglicherweise nicht zwei Tonnen Koks durch den Riechkolben gezogen, was der "Höchste" aber ganz offensichtlich mit Hingabe und Ausdauer getan hat, denn anders ist sein wirrer Geisteszustand kaum erklärbar. Mehr Wahnwitz passt nicht in die Tüte? Von wegen, ihr solltet euch die Androiden anschauen, die dem "Höchsten" als persönliche Mädchen für alles zur Seite stehen. Lustige Blechmützen zieren die laufenden Mülltonnen, Lord Vader dreht sich vor Zorn im Grabe um. Ferner gibt es noch die "normalen" Bewohner unter der Knute des Höchstenpopöchsten, die schon lange keinen Bock mehr auf den Größenwahn ihres Obermotzes haben. Es brodelt gewaltig unter der Oberfläche, den Blechköppen wird es an den Lack gehen...

Reb Brown ist wie geschaffen für die Hauptrolle, sein überwiegend debiler Gesichtsausdruck steigert den Unterhaltungswert enorm. Wo Arnold nur Muckis am Start hat, da wirft Reb zusätzlich eine gehörige Portion Schwachsinn in die Waagschale, Yor regiert Conan in den Staub. Bekanntlich machen die putzigen Helferlein und bösartigen Schweinebacken oft einiges mehr her, als so mancher aalglatter und langweiliger Held, erfreulicherweise lassen sich die Nebenfiguren auch in diesem Streifen nicht lumpen (der Fairness halber sei erwähnt, dass Reb Brown keinesfalls langweilig erscheint). Mein Oberknuffel ist eindeutig Luciano Pigozzi, den ich ausdauernd knuddeln möchte. Man kennt den Herrn mit dem Froschgesicht aus zahlreichen Italoknüllern, er wurde gern als Bösewicht besetzt, diesmal fungiert er als Sympathieträger erster Güte. Pigozzi ist ein toller Schauspieler, sein Talent kommt ihm im Rahmen dieses groben Unfugs zugute, er hatte sichtlich Spass an seiner Arbeit. Im lustigen Felldress ist der Mann mit Pfeil und Bogen immer zu Stelle, folgt seinem Freund bis in die hintersten Winkel der Welt. John Steiner taucht zwar erst spät auf, hinterlässt als völlig durchgeknallter "Höchster" aber bleibenden Eindruck. Er röchelt wie Vader, kleidet sich wie der Imperator, hängt faschistoidem Rassenwahn nach, hält sich für den Herrscher der Welt. Steiner hat mir schon so manchen Filmabend versüßt, für diesen Auftritt verdient er einen der oberen Plätze auf meinem Altar der Paranoia und Neurosen. Die Damen werden von Corinne Clery angeführt, die ich vor allem für ihre Darbietung in "Wenn Du krepierst - lebe ich" (Autostop rosso sangue, 1977) verehre, in dem sie sich mit Franco Nero und David Hess plagen musste (hervorragender Film, bitte anschauen!). Clery wacht mit Eifersucht über Yor, weibliche Konkurrenz treibt ihr im Eiltempo die Zornesröte ins Gesicht. Lustige Gestalten füllen das Ensemble ansprechend auf, auf jeden Mitwirkenden einzugehen erscheint mir unnötig, schaut euch gefälligst den Film an, ihr werdet euren persönlichen Liebling sicher finden!

Mit dem tollkühnen Sprung vom "Fantasy-Barbaren-Spielplatz" in Richtung Science-Fiction, vollführt "Einer gegen das Imperium" auch einen konsequenten Wechsel der Kulissen, der böse, böose, böööse Höchste macht keine halben Sachen, der Todesstern ist ein Spielzeug im Vergleich zu seiner Schaltzentrale der Macht! Die De Angelis Brüder haben einen flotten Titelsong beigesteuert, passt. Was "eigentlich" als vierteilige TV-Serie gedacht war, findet heute auf Spielfilmlänge gestutzt den Weg in unsere Player. Egal wie dieses Treiben ursprünglich angedacht war, die mir vorliegende Fassung funktioniert erstklassig, knapp 84 Minuten ohne eine Sekunde Leerlauf oder gar Langeweile (trotzdem würde ich zusätzlich gern die "vollständige" Version sehen). VZM hat diese Perle italienischer Filmkunst vor ein paar Jahren auf den Markt geworfen, die DVD kann der geneigte Süchtling für wenige Taler erstehen, entsprechende Angebote sind im Netz mühelos zu finden. Sicher, die Scheibe ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber der geringe Preis für den Silberling -und vor allem die Unverzichtbarkeit des Streifens!!!- lassen die technischen Schwächen der DVD zur Nebensache werden. Immerhin hat dieser Titel ein Wendecover im Gepäck, mit dem sich der allseits beliebte FSK-Flatschen tarnen lässt.

Gern würde ich weiter von diesem Film schwärmen, doch ich habe gleich eine dringende Verarbredung mit einem anderen Knuffel. Also genug der Sülze, beschafft euch die DVD!

8/10 (sehr gut + Knuffigkeit kennt keine Grenzen)

Lieblingszitat:

"Du verdammter Affenschädel!"
[LG]ASCH

RANG Kloputzer

#4892 - 22.11 21:21

Im Ultrakurzformat:


Gone in 60 Seconds - Die Blechpiraten (USA 1974)

Eine Bande von Autodieben nimmt einen riskanten "Großauftrag" an. Einer ihrer Denker und Lenker gerät ins Visier der Polizei, eine wilde Verfolgungsjagd mit unzähligen Blechschäden nimmt ihren Lauf...

Bevor die rund vierzig Minuten (!) dauernde Hatz losbricht, hat "Die Blechpiraten" leider nicht viel (eher gar nichts) zu bieten. Überwiegend talentfreie Laiendarsteller langweilen mit belanglosem Geschwätz, ferner mangelt es an Gespür für Bildkomposition, Schnitt und grauenvolle Musik quält die Ohren. Das wüste Gerase und Geschepper entschädigt für den vorherigen Gähnanfall. Mit einfachen Mitteln hat Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller H.B. Halicki erstaunliches vollbracht, abseits der grossen Studios seine Vision eines "Autofilms" mit jeder Menge Herzblut umgesetzt. Für diesen Einsatz verdient Halicki Respekt, auch wenn viele Unzulänglichkeiten in diesem Fall tatsächlich öde anstatt knuffig anmuten. Es gibt etliche besser gelungene Genrebeiträge, der Vollständigkeit halber sollte man "Gone in 60 Seconds" durchaus gesehen haben, sympathischer als das seelenlose Remake ist der Flick auf jeden Fall.

Die DVD von Mr. Banker wurde noch vor kurzer Zeit für wenige Taler verschleudert, sie bietet zwei unterschiedliche Schnittfassungen und ein paar Boni an, insgesamt eine brauchbare Scheibe.

5/10 (mittelprächtig, inkl. Sympathiebonus)


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GSI - Spezialeinheit Göteborg: Im Fadenkreuz (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) und seine Kollegen müssen sich diesmal mit Drogenhändlern aus Osteuropa beschäftigen. Johans Zuträger Frank Wagner (Joel Kinnaman) erweist sich erneut als sehr hilfreich, doch des Helferleins Freundin gerät "versehentlich" in Mühle der Zielpersonen. Nun hat Frank eine persönliche Rechnung zu begleichen, doch die zu befürchtende Eskalation könnte die Ermittlungen gefährden...

"Im Fadenkreuz" knüpft an das solide Niveau von "Waffenbrüder" an, schaltet aber im Bereich "Action" noch einen weiteren Gang herunter. Die dritte Folge der sechsteiligen Reihe bemüht sich redlich darum, den zentralen Charakteren zusätzliche Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verliehen. Einblicke in Johan Falks Privatleben entlarven den Ermittler als kleine Schweinebacke, Frank Wagner und seine Lebensgefährtin werden mehr und mehr zu tragischen Figuren. Falk ist mir inzwischen fast ein wenig zu konturlos angelegt, darüber täuscht auch sein eingestreutes Fremdgepoppe nicht hinweg, ich hoffe auf eine Aufwertung der Hauptfigur. Joel Kinnaman ist längst in seine Rolle hineingewachsen, sein Schicksal liefert die "Herzschlagmomente".

Der grosse Wurf gelingt noch immer nicht. Weiterhin wird angenehme Unterhaltung geboten, ich hoffe jedoch auf eine deutliche Steigerung.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4893 - 23.11 15:45



Als das Meer verschand

Ein sehr intensiv gespieltes Familiendrama voller Emotionen und einer tiefgreifenden Geschichte. Um es kurz zu machen hier ein link zu der filmstarts.de kritik, der ich voll und ganz zustimme:
http://www.filmstarts.de/kritiken/41684-Als-das-Meer-verschwand/kritik.html
ASCH

RANG God of Clanintern

#4894 - 23.11 21:31


Jess Franco Gold Collection aus dem Hause Galileo Medien AG, Frontansicht des Schubers


Jack the Ripper (Deutschland, Schweiz 1976, Originaltitel: Jack the Ripper)

Klaus schlitzt Lina auf (ich prangere das an)

Dr. Dennis Orloff (Klaus Kinski) geht am Tage einer ehrenwerten Tätigkeit nach. Der Arzt behandelt in seiner Praxis die armen Leute Londons, seine Patienten sind ihm dankbar und ergeben. In den finsteren Nächten fällt die Maske des Wohltäters, er fällt Prostituierte an und ermordet die Frauen auf bestialische Weise, von der Presse bekam er den Namen Jack the Ripper verpasst. Inspektor Selby (Andreas Mannkopff) kommt mit seinen Ermittlungen nicht voran, ausgerechnet ein blinder alter Mann (Hans Gaugler) ist momentan der zuverlässigste Zeuge. Tatsächlich kann der Blinde erstaunlich gute Angaben bezüglich des Täters machen, im Gegensatz zu den ansonsten meist widersprüchlichen Aussagen anderer Beobachter. Eines Tages fischt der Tagedieb Charlie (Herbert Fux) fischt eine abgetrennte Hand aus dem Wasser, kommt dadurch dem Ripper auf die Spur. Auch die Inspektor Selby nahestehende Cynthia (Josephine Chaplin) mischt sich in den Fall ein, sie verkleidet sich als Freudenmädchen um den Schlächter anzulocken. Mit ihrer waghalsigen Aktion will sie dem Kriminalisten unter die Arme greifen, ein fataler Fehler...???

Filme zum Thema "Jack the Ripper" gibt es alle Jahre wieder, auch der von mir sehr geschätzte Spanier Jess Franco nahm sich des Stoffes an. Der Film entstand im Rahmen der sehr fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich, für dessen Unternehmen Franco in der Zeit von 1975 bis 1977 tätig war. Für die Titelrolle konnte man Klaus Kinski gewinnen, der seinen Part mühelos aus dem Ärmel schüttelt, herrlich. Obwohl aus Kostengründen in der Schweiz gedreht wurde, kommt die "neblige Londonatmosphäre" sehr schön rüber, bleiche Schwaden ziehen wie seidige Leichentücher durch die engen Gassen (oh weh, die Medikation des Verfassers muss erneut angepasst werden). Das Drehbuch baut nicht auf eine spannende Enttarnung des Killers, die Maske fällt bereits in der Anfangsphase des Streifens. Problematisch ist diese Ausrichtungs keinesfalls, denn im Mittelpunkt steht die kernige Leistung Kinskis, sowie die nicht minder überzeugende Truppe der Nebendarsteller, die teils knuffig-groteske Auswüchse vom Stapel lassen.

Klaus Kinski bleibt unvergessen, sicher für manche Menschen noch immer ein Reizthema, ohne Zweifel ein kantiges und kauziges Denkmal der Filmgeschichte. Egal ob seine oft skurrilen Auftritte nur der Imagepflege dienten oder echt waren, langweilig war Klaus Kinski nie. Als Ripper glotzt er mit beängstigend stechenden Blicken auf seine Opfer herab, verliert abseits seiner Untaten (zunächst) nur erstaunlich selten die Contenance. Eine meiner liebsten Szenen ist die Zurechtweisung der aufdringlichen Vermieterin, die den Arzt offensichtlich enger an sich binden möchte, ihm nicht nur die Tür ihres Hauses zu öffnen gedenkt. Keine Chance, Doc O. pöbelt sie im Schnellverfahren nieder, armes MILF-Tantchen. Die Seelenqualen des Rippers werden thematisiert, die Erklärungsansätze bieten jedoch keine Überraschungen. Andreas Mannkopff bleibt als Inspektor Selby recht blass, nicht nur Kinski lässt ihn in den Hintergrund rücken. Passt schon, denn das übrige Ensemble sorgt für etliche Glanzpunkte, darunter auch des Chefermittlers Helferlein Sergeant Ruppert (Peter Nüsch). Josephine Chaplin hat weitaus mehr Feuer unterm Hinters als ihr dröger Bullenfreund Selby, Ursula von Wiese nagt als bes­ser­wis­se­rische Alte an den Nerven der Beamten, sie mahnt Moral und Züchtigkeit an, ihr Gezeter zauberte mir mehrfach ein feistes Grinsen aufs Gesicht. Hans Gaugler spielt den klugen, feinfühligen Blinden großartig, nebenbei sehr sympathisch und warmherzig. Gesichtsruine Herbert Fux sehen wir passenderweise als verschlagenen Erpresser und Taugenichts, seine abstossende Fratze muss man einfach lieben. Für die nötige Erotik sorgt Francos Gattin Lina Romay, die als Bartänzerin einen unfassbar scharfen Auftritt hinlegt. Wie so oft hing mir bei ihrem Anblick die Zunge vor Gier aus dem Hals, bei Lina kommt sogar ein scheintoter Knacker auf Touren. Leider fällt Lina dem böööösen Herrn Kinski zum Opfer, Franco nutzt diese Tat zum einzigen wirklich ruppigen Gewaltausbruch dieses Films. Vor dem Mord jagt der Ripper sein Opfer durchs Gebüsch, nimmt sie dann aufgeschlitzt ran, versucht sich wenig später als Metzger. "Irgendwie" passt diese plötzliche Exzessflut nicht zum Rest, allerdings wird sie nur sehr empfindlichen Zuschauern an die Nieren gehen (uuaaahhh...). War Jess sauer auf seine Lina, man(n) zerhackt diesen feuchten Traum doch nicht einfach so (grins)?

"Jack the Ripper" punktet mit seiner bemerkenswerten Mannschaft vor der Kamera, bietet eine überwiegend sehr schöne und gruselige Atmosphäre, hat Humor und eine Prise Erotik im Gepäck. Auch "Franco-Skeptiker" dürfen einen Blick riskieren, der Film gehört zu den bodenständigeren Werken des Regisseurs. IMHO bietet sich ein unterhaltsames Double Feature mit "Im Schatten des Mörders an" (La noche de los asesinos), ebenso ein für "normale" Menschen zugänglicheres Kind des Spaniers. Für mich zählt "Jack the Ripper" nicht zu den Höhepunkten Francos, gute und kurzweilige Unterhaltung werden aber zu jeder Sekunde geboten (daran ändert auch Linas unangemessenes Ende nichts). Der Flick liegt mir als Beitrag zur "Jess Franco Gold Collection" vor, das Set enthält weiterhin die folgenden Sausen:

• Greta - Haus ohne Männer
• Blue Rita
• Love Letters of a portugese Nun
• Women in Cellblock 9
• Voodoo Passion
• Barbed Wire Dolls
• Wicked Women


Die DVD bietet den Film ungekürzt und in solider Qualität an. Das Set kommt als schickes Digi mit Schuber, für Franco-Fans (eventuell auch für mutige Neulinge) ein klarer Pflichtkauf! Alternativ kann man den Film auch einzeln erwerben, ergo sind Ausreden ungültig!

7/10 (gut + diverse Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitate:

"Zum Teufel! Sie verdammte Kröte!"

&

"Sie hatte ihre letzte Periode zu Methusalems Zeiten."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4895 - 26.11 12:16

Im Ultrakurzformat:


Nightmare on Elm Street 3 - Freddy Krueger lebt (USA 1987)

Nancy Thompson (Heather Langenkamp) ist inzwischen als Psychoklempnerin am Start, in einer Anstalt für auffällige Jugendliche treffen sie und ihre Schützlinge erneut auf Freddy Krueger. Patricia Arquette ist in einer der Hauptrollen zu sehen, Laurence Fishburne gibt den freundlichen Pfleger, Kultschädel John Saxon und Robert "Freddy" Englund runden das durchaus bemerkenswerte Ensemble ab.

Nightmare on Elm Street 2 - Die Rache (1985) ist IMHO zwar besser als sein Ruf, doch erst mit dem dritten Teil verpasste man dem legendären Erstling (Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume 1984) einen wirklich stimmigen Nachfolger, Teil 2 bleibt ein (angenehmer) Sonderling im Rahmen der Reihe. Der dritte Aufguß bietet eine ausgewogene Mischung aus Horror, Härte und Humor, blödsinniger Klamauk gewinnt nie die Überhand. Die deutsche Synchronisation sorgt mit ihrer teilweise politischen Inkorrektheit für diverse Schmunzler (Neger & Bimbo wurden ausgerechent Herrn Fishburne in den Mund gelegt), Freddy selbst macht im Originalton allerdings deutlich mehr Freude, daran ändert auch die beste Synchro nichts. Einige FX sind großartig, den "Freddy-Wurm" und den "Fernseher-Freddy" liebe ich besonders, "Skelett-Freddy" ist knuffig, die "Ader-Marionette" bereitet mir auch nach fast 25 Jahren noch immer Schmerzen (wuuarrgh).

Fast so gut wie der Auftakt. Teil 3 haut lauter und heftiger auf die Pauke, Teil 1 behauptet sich mit seiner auf den Punkt eingefangenen Atmosphäre.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


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Bordello of Blood (USA 1996)

Abgewrackter Privatschnüffler (Dennis Miller) gerät in einen brisanten Fall, er sucht den verschollenen Bruder (Corey Feldman) einer attraktiven Blondine (Erika Eleniak). Vampirin Lilith (Angie Everhart) hat andere Vorstellungen von einem gelungen Abend...

Die TV-Serie "Tales from the Crypt" schwappte Mitte der neunziger Jahre bis in die Kinos. 1995 gab es den gelungenen "Ritter der Dämonen" auf die Augen, ein Jahr danach folgte "Bordello of Blood". Mehr als "nette Horrorunterhaltung" vermag der zweite Streifen nicht zu bieten, der Humor wirkt auf mich oft zu krampfig, die Darsteller bleiben blass (besonders der öde Dennis Miller), das reizvolle Bordell-Szenario wird nicht angemessen sexy genutzt. Der "Dauer-Halbstarke" Corey Feldman geht mir langsam aber sicher auf die Nerven.

Lieber erneut "Ritter der Dämonen" schauen. Noch besser: Gleich zum Amicus-Klassiker "Tales from the Crypt" (1972) greifen, der den gesamten Stoff aus den neunziger Jahren locker in den Sack steckt! Die DVD aus dem Hause CMV ist ordentlich, war man von der alten Universal-Scheibe nicht behaupten konnte. Im Bonusbereich findet der Fan zwei sehenswerte Episoden aus dem "Tales from the Crypt" Kosmos, leider trifft man dort erneut auf Corey Feldman.

6/10 (obere Mittelklasse)


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 93 - Die Fahrt nach Lindau (Deutschland 1982)

Martin Gericke (Klaus-Jürgen Wussow) wird seit einiger Zeit immer wieder durch Drohanrufe belästigt, ein unbekannter Mann kündigt den baldigen Tod des erfolgreichen Geldjongleurs an. Als Gericke eines Abends mit seinem PKW von München nach Lindau aufbrechen will, erreichen die beunruhigen Anrufe eine neue und erschreckende Qualität. Offenbar ist der rätselhafte Telefondrangsalierer bestens über die Reisepläne seines Opfers unterrichtet, er hat Kenntnis von der geplanten Fahrt, sagt Gerickes Tod für die kommenden Stunden voraus. Gericke lässt sich auch durch die Warnungen seines Mitarbeiters Wörner (Klaus Herm) nicht von seinem Vorhaben abhalten, er nimmt die fernmündlichen Drohungen nicht ernst. Sogar seine Gattin Wilma (Lotte Ledl) kann ihn nicht umstimmen, unter den Augen Wörners braust der Finanzexperte in seinem schicken Daimler davon. Wenig später erhält Wilma Gericke eine niederschmetternde Nachricht, ihr Gatte ist mit dem Auto verunglückt, verbrannte in seinem Wagen. Die Polizei findet Hinweise auf eine Straftat, der Mercedes weist mehrere Einschusslöcher auf, Derrick und Klein nehmen die Ermittlungen auf. Wilma Gericke erleidet einen Zusammenbruch, ihre Kinder Malte (Ekkehardt Belle) und Mona (Anne Bennent) leiden ebenfalls sehr unter dem Verlust des geliebten Vaters. Jedoch wartet eine unfassbare Überraschung auf die Familie, die besonders den aufgeweckten und sensiblen Malte zu unangenehmen Gedankengängen veranlasst...

Klaus-Jürgen Wussow spielt seine Rolle routiniert, seine Filmfamilie übertrumpft ihn aber locker (was in erster Linie der Anlage der Rollen geschuldet ist). Ekkehardt Belle scheint wie geschaffen für den Part den "aufgewühlten jungen Mannes", den er z. B. in "Ein tödlicher Preis" (70) mit Bravour meistert. Ich bin nicht unbedingt ein grosser Fan Belles, doch auch diesmal gibt es nichts an seiner Darbietung zu bemängeln. Vielleicht mutet er schon fast ein wenig zu alt an, um den "noch im Elternhaus lebenden Sohn" zu verkörpern, aber dies kann man ihm freilich nicht anlasten. Anne Bennent nimmt man die Tochter schon eher ab, die schauspielerischen Glanzpunkte muss sie jedoch Ekkehardt Belle überlassen. Lotte Ledl gibt die erschütterte Dame, ein interessanter Kontrast zu ihrem Auftritt als "Hure mit Herz" (Folge 80 - Am Abgrund). Blieb Sissy Höfferer in "Das sechste Streichholz" (85) recht unscheinbar, überzeugt sie nun als verschlagen wirkende Sekretärin des Opfers. Man macht sich weniger Gedanken darüber ob sie an den Vorfällen beteiligt war, sondern stellt sich eher die Frage nach ihrem Gewicht innerhalb des Netzes. Auch Klaus Herm tauchte bereits mehrfach in der Reihe auf, sein unscheinbares Äußeres passt perfekt zum Klischees des biederen Buchhalters, des unterwürfigen Zuarbeiters. Heinz Ehrenfreund spielt einen windigen Burschen, dem Derrick mit Nachdruck auf den fauligen Zahn fühlt. Das Ensemble agiert auf gewohnt gutem Niveau, Ekkehardt Belle rückt zunehmend in den Mittelpunkt.

Die "Verschwörung" ist zwar schnell erkennbar, aber ihre Details treten erst Schritt für Schritt aus der Dunkelheit hervor, die Kälte der Ausführung verpasst dem Betrachter ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Erwartungsgemäß verabreicht Derrick seinem "Hauptschuldigen" zum Ende eine philosophische Ohrfeige, saust die Moralkeule mit Wucht auf den Bösewicht hernieder (der erhobene Zeigefinger vor des Publikums Nase ist nicht zu übersehen/überhören, dank der maßvollen Dosierung gleichwohl unproblematisch). Für meinen Geschmack hätte das Drehbuch den Fokus noch stärker auf die Familie Gericke legen dürfen, die knappe Spieldauer einer TV-Episode hätte dann vermutlich zu wenig Raum für die übrigen Figuren gelassen. Wäre das Leben ein Wunschkonzert -oder ich der Autor dieser Folge- hätte das Geschehen eine deutlich fiesere Wendung genommen, aber den Spruch bezüglich Leben & Wunschkonzert kennen wir ja (leider?) allesamt. Alfred Vohrer belässt es bei einer sachlichen und handwerklich ansprechenden Inszenierung, ich vermisse die alte Wüstheit des von mir sehr geschätzten Regisseurs. Frank Duval hat seine Musik teils eine Spur kantiger als üblich gestaltet, was ausdrücklich und vorbehaltlos meine Zustimmung findet. Insgesamt ein unterhaltsamer Beitrag zum "Derrick-Universum", dem etwas mehr Kernigkeit und Bitterkeit gut zu Gesicht gestanden hätten.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)


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DVD von Shriek Show (USA)


Die Screaming Marianne (Großbritannien 1971, deutscher Titel: Schrei nach Leben)

Verwandte sind eine ererbte Krankheit. Mit den übrigen Leuten infiziert man sich per Zufall. (© by Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck, verbogen durch Das Blap™)

Marianne (Susan George) ist auf der Flucht vor zwielichtigen Typen, gehetzt springt dem Engländer Sebastian (Christopher Sandford) fast vors Auto. Schnell kommt man sich näher, zwei Wochen später will Sebastian seine Eroberung mit einer spontanen Hochzeit überraschen. Obschon sich ihre Begeisterung in Grenzen hält, lässt sich die junge Frau vor den Standesbeamten zerren, Sebastians guter Freund Eli (Barry Evans) hält als Trauzeuge her. Durch einen grotesken Bearbeitungsfehler der ausstellenden Behörde, weist der Trauschein Eli überraschenderweise als Mariannes Ehegatten aus. Sebastian ist mächtig sauer, Marianne geht sein Verhalten dermaßen auf die Nerven, dass sie ihrem "Fast-Ehemann" ohne Vorwarnung den Laufpass gibt. Eli ist ihr sowieso weitaus sympathischer, erfreut nimmt der "irrtümliche Ehemann" seine Angetraute bei sich auf. Nach und nach erfährt Eli mehr über die Marianne, die offenbar von ihrem Vater (Leo Genn) gesucht wird, denn bald wird sie Zugriff auf brisante Dokumente und jede Menge Geld haben. Derweil nutzt der eifersüchtige Sebastian seine Kenntnisse für ungute Zwecke, will sich für die erlittene Schmach an dem Liebespaar rächen...

Pete Walker erfreute mich bereits mit mehreren guten Horrorstreifen, besonders der herrliche Flick "The Flesh & Blood Show" (1972) hat es mir angetan. Das bekannteste Werk des Regisseurs und Produzenten ist vermutlich "Frightmare" (1974), ein kleiner und sehenswerter Genreklassiker. "Die Screaming Marianne" ist nicht im Horrorsektor unterwegs, hier bekommen wir es mit einem Thriller zu tun. Was auf den ersten Blick ruhig und durchschaubar anmutet, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als stetig brodelnder Dampfkessel, gewährt Blicke die Abgründe der menschlichen Existenz. Walker tritt die rührige "Love & Peace Atmosphäre" der späten sechziger Jahre mit Anlauf in den Hintern, die Siebziger regieren, die Schweinepriester suhlen sich mit Wonne und Ausdauer im Sumpf aus Gier, Neid und Hass. Als stimmungsvolle Schauplätze dienen London und Portugal, im Häusermeer der Großstadt lauert das Verderben, im sonnigen Süden bricht das Übel aus allen Poren hervor, zieht die Protagonisten in einen finsteren Abgrund. Nach und nach offenbaren sich dem Zuschauer Details über Marianne und ihre liebe Verwandtschaft, geschickt dreht das Drehbuch mit Bedacht an der Spannungsschraube. Für Hektiker ist "Die Screaming Marianne" keine geeignete Anlaufstelle, dieser Film verlangt mit Nachdruck nach einem aufgeschlossenen Publikum, nach Filmfreunden die sich mit Herz und Bauch auf das Werk einlassen können/wollen. Wüste Schauwerte werden kaum geboten, die Bälle bleiben im Körbchen, die Säfte jeglicher Art kochen im Leib der Charaktere vor sich hin. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist der Film verdammt packend, verdammt sexy und verdammt faszinierend.

Susan George wird mancher Filmfreund aus "Straw Dogs" (1971) kennen, sie spielte in diesem grandiosen Thrillerdrama von Sam Peckinpah an der Seite von Dustin Hoffman. Die Rolle der Marianne meistert Susan George äussert überzeugend. Die Hauptfigur wird zum Spielball ihres Umfelds, Susan jongliert als Marianne mit Trotz, Trauer, Hoffnung, aufkeimender Liebe und vielen weiteren Gefühlen, bleibt stets glaubwürdig und berüht den Zuschauer nachhaltig. Aber nicht nur Frau George darf ihr Talent unter Beweis stellen, die Riege der Fieslinge liefert ebenso vorzügliche Darbietungen ab, die teils an Ekelhaftigkeit kaum zu übertreffen sind. Christopher Sandford darf zunächst der lockere und freundliche Retter in der Not sein, doch hinter der glatten Fassade lauert ein verdorbenes Bürschlein der üblen Sorte. Als Widerling aus der Amateurklasse sollte man seine Mitstreifer jedoch mit Bedacht wählen, gegen die unstillbare Perversion einer Judy Huxtable (spielt die Halbschwester Mariannes) kann der Hänfling nicht allzu viel ausrichten. Ich bin in der kurzen Inhaltsangabe ganz bewusst vage geblieben, daher fiel Judy Huxtable dort unter den Tisch (hoho). Lasst euch von ihrer gnadenlosen Verschlagenheit an die Wand nageln, zu genaue Vorkenntnisse wären nur hinderlich. Leo Genn agiert als Oberschurke unfassbar göttlich, hat vor allem gemeinsam mit Judy Huxtable beeindruckende Szenen. Wenn sich Vater und Tochter auf unangemessene Weise wie Raubtiere umschleichen, greift eine eiskalte eiserne Faust nach dem Nacken des Zuschauers. Kenneth Hendel soll nicht unerwähnt bleiben, er sorgt als Genns Bediensteter für zusätzliche Anspannung, scheint ständig drohend über Marianne und Eli zu schweben. Die übrigen Mitwirkenden bleiben auf kleinere Nebenrollen beschränkt, daher gehe ich nicht weiter auf diese Darsteller ein.

Ich betone es erneut und mit Ausdauer, man muss sich wirklich auf diesen Film einlassen können, dann wird man mit einem prächtigen Erlebnis belohnt. Pete Walker packt prickelnde Konstraste auf den Tisch, die ausklingene Hippiezeit geht in der moralischen Verdorbenheit übler Gesellen auf. Susan George tanzt während des stilvollen Vorspanns im Bikini, eine Augenweide, Portugal präsentiert sich malerisch, Leo Genn bewohnt ein herrlich gelegenes Anwesen, als pensionierter Richter hat man offensichtlich Geschmack. Was sich zu Beginn als knuffiges Liebesfilmchen tarnt, erweist sich als packender Kriminalfilm der besten Sorte! Mit unnachgiebiger Konsequenz zerhackt Pete Walker alle Beschaulichkeit, Gewinner sind in diesem Spiel nicht vorgesehen (oder lügt der Verfasser?). Klar, der "eigentliche" Thrillerstoff begnügt sich mit althergebrachten Motiven und Zusammenhängen, die Charaktere und ihre tollen Darsteller machen "Die Screaming Marianne" zu einem packenden Werk, heben den Film weit über den biederen Durchschnitt hinaus.

Die mir vorliegende DVD aus den USA geht als solide durch, eine deutsche Auswertung ist bisher leider nicht erfolgt (eine VHS-Cassette war erhältlich). Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein deutsches Label um den Film bemühen würde!

7,5/10 (Gut bis sehr gut + zahlreiche Herzpunkte)

Lieblingszitat:

"Did you fornicate with Marianne?"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4896 - 29.11 08:58



Killshot

Eigentlich wollte sich Mafiakiller Armand zur Ruhe setzen. Doch das Geld ist knapp und der junge, von Gangsterfantasien getriebene Hitzkopf Richie erinnert ihn an seinen Bruder, der bei einem Auftragsmord ums Leben kam. So lässt sich Armand von Richie zur Erpressung eines Maklers überreden. Doch als sie ihr Opfer mit Stahlarbeiter Wayne verwechseln, setzt sich dieser vor den Augen seiner Frau zur Wehr, zwingt das Duo zur Flucht. Von nun an verfolgt Armand nur noch ein Ziel: das Ehepaar, das gegen ihn aussagen könnte, zu töten.

Mickey Rourke, Thomas Jane und Diane Lane geben sich die Klinke in die Hand in diesem B-Movie-Actioner der zwar stark anfängt aber sehr schnell ins untere Mittelmass fällt. Muss man nicht anschauen, aber Killshot ist immerhin besser als die Fliessband-Produktionen von Herrn Seagal.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4897 - 29.11 21:32





Eine Armee Gretchen (Schweiz 1973, Originaltitel: Eine Armee Gretchen)

Ausgebombte Hirne und nackte Ärsche

Frauen an die Front! Der Mediziner Dr. Felix Kuhn (Carl Möhner) stellt die Einberufung etlicher junger Damen zurück, zur Behlohnung landet er irgendwo an der Ostfront. Dank der freundlichen Mithilfe der Herren von der allseits beliebten Gestapo, dürfen auch seine Töchter Marga (Elisabeth Felchner) und Eva (Karin Heske) in den Krieg ziehen. Marga freundet sich mit der flotten Ulrike von Menzinger (Renate Kasché an, die jedoch vor allem wilde Bettgeschichten mit strammen Herren im Sinn hat. Das Gras knistert, die Betten quietschen, mit jedem Stoß kommt auch die Front einen Schritt näher...

Fast möchte ich auf einen kurzen Inhaltseinblick verzichten, denn die schlappe Story lockt sowieso keinen Köter hinter dem Ofen hervor. Bei Filmen von Erwin C. Dietrich geht es in erster Linie um nackte Tatsachen, ergo lassen sich auch die Gretchen zumindest in dieser Disziplin nicht lumpen. Bei der Auswahl der Damen bewies Herr Dietrich nicht immer ein glückliches Händchen, doch meist entblätterten sich in seinen Machwerken immerhin ein, zwei, drei hübsche Weibchen. Achtung, diesmal sind erotische Fehlzünder(innen) am Start, die Fräulein von der Armee sind weder hübsch noch fotogen, dem Schundfaktor ist diese Schwäche freilich eher zuträglich, nackt sind die B-Klasse-Hühner sowieso in jeder (un)möglichen Lebenslage zu "bewundern". Wer nun auf Gewalt und Geballer statt Erotik hofft, wird sich bei der Sichtung dieser Sause vermutlich vor Wut die Haare raufen, denn auch in dieser Hinsicht haben die Gretchen (fast) nichts zu bieten.

Hm, keine erotischen Damen, kein Mett, sowieso keine fesselnde Handlung. Wer zum Geier sollte an diesem Schwachsinn Freude haben? Ihr ahnt es bereits, es gibt solche Personen, Namen werden nicht genannt. Die "Stärken" des Films sind unglaublich dämliche Dialoge, egal ob Männlein oder Weiblein, alle Beteiligten sondern nur debilen Mumpitz ab. Selbstverständlich werden beiläufig und völlig sinnfrei immer wieder die Namen diverser Naziobermotze eingestreut, hier ein kleiner Hitler, da ein gammliger Himmler, Pseudo-Provokation aus der untersten Schublade, ich habe mehrfach Tränen gelacht. Erwin wollte gegen Ende des Treibens auf die Kacke kloppen, streute daher ein paar zum Himmel schreiende Kampfszenen ein. Russische Panzer rollen auf deutsche MG-Nester zu, die stolzen Arier ballern mit MGs und Karabinern (!) auf die Panzer, die Russen verziehen sich in eine andere Richtung (Mitleid? Angst sich mit Doofheit zu infizieren?). Erstaunlich, erstaunlich, wieso haben wir den Krieg verloren, es muss wohl an der Taktik des dämlichen Österreichers gelegen haben. Das Ende versucht krampfhaft auf Tragik zu machen, ist aber grotesk und dümmlich angelegt, weitere Brüller sind garantiert (wenn man bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten hat). Mit einer Auflistung der Unzulänglichkeiten des Streifen könnte man Seiten füllen, aber wie bereits erwähnt macht dieses Versagen auf ganzer Linie den Reiz aus.

Egal welche Aspekte des Films man unter die Lupe nimmt, stets wird man auf totalen Blödsinn treffen. Vergleicht der geneigte Zuschauer "Eine Armee Gretchen" jedoch mit den überzogenen Entgleisungen der Nazisploitation-Werke aus Italien, die ab Mitte der siebziger Jahre als kleine Welle durch die Kinos schwappten, ist Herr Dietrichs Beitrag ein reichlich biederer, harmloser und schauwertarmer Schlappschwanz, der zarte Gemüter zwar nicht erfreuen wird, diese aber immerhin nicht in eine Lebenskrise stürzt. So hohl der "Inhalt" auch sein mag, Kamera, Schnitt und Beleuchtung liefern solides Handwerk ab, erreichen mühelos übliches "Dietrich-Niveau". Wer nach einer fiesen und geschmacklosen Sleaze-Suhle giert, sucht im DVD-Regal lieber nach den bizarren Perversionen aus dem Stiefelland. Den kleinen Hunger auf großen Schwachsinn können die willigen Gretchen stillen, noch immer legt sich ein feistes Grinsen über meine alte Ekelfratze. Bitte keine Aufregung wegen angeblicher Verharmlosung der Thematik, ich halte mich an folgendes Motto: Darf man sich über Nazis lustig machen? Nein, man muss!

Richtig gut ist übrigens die DVD geworden, die den Film ungekürzt und in schöner Qualität präsentiert. Im Bonusbereich findet der Filmfreund Trailer zu weiteren Perlen aus dem Dietrich-Kosmos, schön.

Die Zahlenwertung entfällt, ich kann keine Verantwortung für auftretende Nebenwirkungen übernehmen.

Lieblingszitat:

"Was ist denn hier los? Haben wir etwa den Krieg siegreich beendet?"


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Nightmare on Elm Street 4 (USA 1988)

Freddy Krueger wurde im dritten Teil ordentlich eingeschenkt, doch der Bursche schleicht sich zurück in die Köpfe und Träume seiner potentiellen Opfer...

Regisseur Renny Harlin hat ein paar starke Actionflicks inszeniert, "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) gehen auf sein Konto, ferner die herrliche Komödie "Ford Fairlane - Rock'n'Roll Detektiv" (1990). Der vierte Beitrag zur Reihe um den alten Schnitter Freddy ist im gediegenen Mittelfeld anzusiedeln, im Vergleich zum starken Vorgänger baut diese Fortsetzung deutlich ab. Alles wirkt überstürzt aus dem Ärmel geschüttelt, unterm Strich kommt nicht mehr als eine brauchbare "Mindestbefriedigung für Fans" dabei heraus. Hauptdarstellerin Lisa Wilcox sah damals recht hübsch aus, ansonsten bleibt (ausser Robert "Freddy" Englund) kein Darsteller in Erinnerung.

Als Horrorfanatiker komme ich selbstverständlich nicht an Freddy Krueger vorbei. Dieser Teil führt mir jedoch glasklar vor Augen, warum ich Jason Voorhees und Michael Myers schon immer weitaus inniger als Freddy Krueger liebte.

6/10 (obere Mittelklasse)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4898 - 01.12 17:08



Sideways

Tragiecomedy/Road Movie mit einem glänzenden Paul Giamatti

Eine kleine Inhaltsangabe geliehen von filmstarts.de ^^

Die besseren Zeiten von Schauspieler Jack (Thomas Haden Church) sind vorbei. Rollen in TV-Soaps bekommt er schon lange nicht mehr, nun muss er sich mit dümmlichen Werbespots durchschlagen. Eine Woche vor seiner Hochzeit mit Victoria (Jessica Hecht) holt ihn sein bester Freund Miles (Paul Giamatti) ab, um gemeinsam die letzte Woche in Freiheit vor der Ehe zu verbringen. Der Lehrer und verhinderte Autor Miles möchte seinem alten Collegekumpel die Liebe zum Wein näher bringen und auf Sightseeingtour durch das kalifornische Weinland gehen. Jacks Ziele sind einfacher. Er will noch einmal richtig die Sau rauslassen. In einem kleinen Kaff, in dem sie Station machen, organisiert Jack ein Doppeldate mit den Kellnerinnen Stephanie (Sandra Oh) und Maya (Virginia Madsen). Während der geile Fast-Ehemann sein williges „Opfer“ Stephanie gleich ins Bett kriegt, ist Miles zunächst viel zu verklemmt und blockiert, um auch nur daran zu denken. Er kennt Maya noch von früher und redet lieber über Wein. Die alleinerziehende Mutter Stephanie hat sich sofort in Jack verliebt, was ihn vor eine schwere Entscheidung stellt und eine Kettenreaktion von Schwierigkeiten und Komplikationen auslöst.

quote


Der mit sieben Nominierungen für den Golden Globe "Sideways" ist eine kleine Filmperle die ich für mich persöhnlich entdeckt habe. Die Leistung Giamattis den depressiven aber dennoch liebenswerten Miles zu Verkörpern zeigt was richtiges Schauspielern bedeutet. Bis ins kleinste Detail weckt er diesen tragischen aber auch komischen Charakter zum Leben. Dazu eine herzerwärmende und mitfühlende Geschichte, gespickt mit kleinen lustigen Momenten und einer guten Portion Liebesfilm machen dieses Independent-Werk zu einem Must-See für Freunde des Niveuvollen Films. I love it
ASCH

RANG God of Clanintern

#4899 - 01.12 21:10


Dr. Mabuse Box von Universum Film


Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (Deutschland, Italien, Frankreich 1960, Originaltitel: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse)

Es muss nicht immer Edgar Wallace sein...

Kommissar Kras (Gert Fröbe) bekommt es mit einem äussert rätselhaften Mordfall zu tun. Ein Journalist wurde mit einer hochmodernen Waffe getötet, die kleine Stahlnadeln mit verheerender Präzision verschiessen kann. Derweil hat der schwerreiche Henry B. Travers (Peter van Eyck) grosse Mühe ein anderes Leben zu retten. Er kann die lebensmüde Marion Menil (Dawn Addams) vor dem finalen Sprung in die Tiefe bewahren, die junge Frau wollte sich aus einer der oberen Etagen des Hotel Luxor in den Tod stürzen. Interessanterweise scheint das Hotel in Zusammenhang mit einigen Straftaten zu stehen, die Ermittler fühlen sich an den legendären Superverbrecher Dr. Mabuse erinnert, der allerdings seit etlichen Jahren unter der Erde liegt. Kras nimmt das Luxor genauer unter die Lupe, er trifft dort auf den aufdringlichen Versicherungsfritzen Hieronymus B. Mistelzweig (Werner Peters), den hilfsbereiten Hotelangestellten Berg (Andrea Checchi) und weitere -teils fragwürdige- Gestalten. Die Ermittlungen erweisen sich als verdammt harte Nuss, welches Geheimnis verbirgt sich in dem von den Nazis erbauten Gebäude...???

Fritz Lang inszenierte bereits die Mabuse-Klassiker aus den zwanziger und dreissiger Jahren, ergo lag es nahe ihm auch für den Neustart die Regie zu übertragen. Einer der Produzenten war der clevere Geschäftsmann Artur Brauner (CCC-Film), der mit Dr. Mabuse auf der Krimiwelle der damaligen Zeit ritt, welche 1959 durch die Rialto-Produktion "Der Frosch mit der Maske" ausgelöst wurde. Der Rest ist Geschichte, bekanntlich war "Der Frosch mit der Maske" die erste deutsche "Nachkriegs-Wallace-Verfilmung". Mehr dreissig als Streifen folgten unter dem Banner Edgar Wallace, auch dessen Sohn musste herhalten (Bryan Edgar Wallace), Dr. Mabuse brachte es in den sechziger Jahren auf immerhin sechs Filme. Auffällig ist die Abgrenzung zu den Wallace-Filmen, während man dort gern auch auf Humor (manchmal Klamauk) baute, gibt sich Dr. Mabuse ernsthafter -obschon nicht humorlos- fraglos deutlich subtiler in der Disziplin Vertiefung der Lachfältchen. Fritz Lang verzichtete nicht nur weitgehend auf Albernheiten, er reduzierte auch die üblichen Schauwerte auf ein Minimum, Nebelschwaden und finstere Gewölbe sind hier Mangelware. Weniger gut kommt die Presse davon, Reporter kreisen wie gierige Aasgeier über dem Szenario, schaulustige Passanten offenbaren widerwärtige Charaktereigenschaften. Die Kamera wurde von Karl Löb bedient, einem erfahrenen Könner, der zum Gelingen etlicher Wallace- und Karl May-Streifen beitrug, sogar den unvergessenen Heinz Erhardt für die Nachwelt auf Film bannte.

Lang konnte auf ein grandioses Ensemble bauen, beim ersten Blick auf die Besetzungsliste bleiben die Augen freilich am Namen Gert Fröbe kleben. Fröbe spielt erwartungsgemäß stark, wirkt auf mich aber stets ein wenig gebremst, ich vermisse lautes Gepolter und bissige Kernigkeit. Aber! Hier ist die Rede von Gert Fröbe, er ist auch mit 90% Einsatz ein Ereignis, selbst wenn er nur stumm in der Ecke sitzen würde, hätten viele vermeintlich "grosse" Schauspieler seiner beeindruckenden Präsenz kaum etwas entgegenzusetzen. Peter van Eyck gibt den zielstrebigen und bemüht charmanten Mann von Welt, mir gefällt er als ruchloser Fiesling besser, als Beispiel sei "Der Schnorchel" (The Snorkel, 1958) genannt. Werner Peters sorgt dann doch für eine kleine Prise Humor, er darf ordentlich aufdrehen, ist für mich der heimliche Star des Streifens. Andrea Checchi ringt ständig mit der Contenance, der von mir sehr geschätzte Ekelschädel Howard Vernon ist in einer kleinen Nebenrolle als kaltblütiger Killer zu sehen. Dawn Addams ist nicht mehr als eine nette "Damenbeigabe", so manchens Fräuleinwunder aus Deutschland hätte Frau Addams locker ausgestochen, die mir eine Spur zu bieder und glatt anmutet. Gestandene Schauspieler wie z. B. Wolfgang Preiss und Albert Bessler sind zu bestaunen, wegen Spoilergefahr möchte ich nicht näher auf weitere Mitwirkende eingehen. Der Film bietet eine starke Truppe auf, die jedoch zum Teil ihre Möglichkeiten nicht vollständig ausspielt.

Das Drehbuch kommt ohne Hänger daher, der Zuschauer wird an die Handlung gefesselt, die Auflösung ist gelungen. Hin und wieder wird auf die Nazivergangenheit des Schauplatzes hingewiesen, für das Deutschland der späten fünfziger-/frühen sechziger Jahre durchaus mutig, wollte man doch am liebsten nichts mehr von den Umtrieben des wahnsinnigen Österreichers und seiner willigen Vasallen wissen. "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" ist ein stilsicherer und sehr unterhaltsamer Kriminalfilm, eine sehenswerte Ergänzung/Erweiterung des Horizonts, der von den Platzhirschen aus dem "Edgar Wallace Kosmos" dominiert wird. Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert den Auftakt der Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Fazit: Guter Start einer packenden Reihe, auch wenn das unbestimmte Gefühl zurückbleibt, dass die Beteiligten vor und hinter der Kamera zu (noch) mehr fähig gewesen wären.

7/10 - dickes, fettes und knuffiges GUT!

Lieblingszitat:

"Schreibt ihr schon so gesalzene Rechungen, dass eure Gäste aus dem Fenster springen?"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4900 - 02.12 22:31


Paul Naschy Double Feature von BCI


Vengeance of the Zombies (Spanien 1972, Originaltitel: La rebelión de las muertas)

Im Keller säuft der Deibel warmes Blut

Elvire (Carmen Romero aka Rommy aka Romy) ist von dem warmherzigen Guru Krishna (Paul Naschy) fasziniert. Doch der Inder fühlt sich in der pulsierenden Metropole London nicht wohl, er zieht sich auf einen Landsitz im abgelegenen Llangwell zurück. Elvire folgt Krishna, der ihr nahestehende Lawrence (Víctor Alcázar) ist darüber nicht sonderlich begeistert. Derweil verübt ein maskierter Killer grauenvolle Morde, die offenbar Teil eines grotesk anmutenden Voodoo-Rituals sind. Scotland Yard kommt mit den Ermittlungen nicht voran, Lawrence steht den Kriminalbeamten als Berater zur Seite. Elvire wird von bizarren Albträumen gepeinigt, zudem ist die eifersüchtige Kala (Mirta Miller) alles andere als erfreut über die Anwesenheit der unerwünschten Nebenbuhlerin. Weitere Morde geschehen, alle Beteilgten geraten in einen Strudel des Schreckens, aus dem es keine Rettung mehr zu geben scheint...

León Klimovsky und Paul Naschy, zwei Legenden des spanischen Horrorkinos! Angenehmerweise arbeiteten die Herren häufiger zusammen, Klimovsky inszenierte den hier kurz vorgestellten Film, Naschy steuerte das Drehbuch bei und übernahm gleich mehrere Rollen. In Deutschland wurde der Streifen unter verschiedenen Titeln vermarktet:

- Die Rebellion der lebenden Leichen
- Die Beschwörung des Teufels
- Blutrausch der Zombies


Egal wie man das Kind nennt, letztlich passen "irgendwie" alle aufgelisteten Namen. Ohne Zweifel erfüllt die Sause sämtliche Klischees, die man sich in Verbindung mit spanischem Horror aus den siebziger Jahren vorstellt. Es geht hier und da blutig zur Sache, irre Masken und lustige Kostüme kommen zum Zuge, die internationale Fassung hat Möpse im Gepäck. Mit einem vermeintlichen Standard (dessen Existenz ich sowieso bestreite) kann das Werk jedoch nicht dienen! Hm...? Von wegen simple Story, dünnes Drehbuch ohne Inhalt. Naschy schüttet ein unbeschreibliches, wundervolles und pralles Füllhorn abgefahrerner Ideen über dem frohlockenden Zuschauer aus! Es taumeln keineswegs lediglich ein paar untote Gestalten durchs Szenario, Voodoo wird für niederträchtige Fiesheiten mißbraucht, der Leibhaftige ist zu sehen, die Bullen blicken nicht durch, alte Familiendramen erreichen Ausmaße gigantischen Grauens. Einblicke in das flotte Leben des London der frühen siebziger Jahren werden geboten, malerische Landschaften und ein ländliches Anwesen bilden den reizvollen Kontrast, der Score von Juan Carlos Calderón schlägt immer die passenden Töne an.

Paul Naschy! Denke ich an den leider 2009 verstorbenenen Spanier, kommen mir liebenswerte Horrorfilme und weitere Filmknuffel in den Sinn. Hinreißende Filme, die mich durch viele Nächte begleitet haben, die fraglos immer ein Platz in meinem Herzen bewohnen (kitschiges Geschleim, na und?). Naschy stand in zahlreichen Streifen vor der Kamera, lieferte etliche Stories und Drehbücher ab, führte bei einigen Filmen Regie. Es ist keine Seltenheit, dass Paul Naschy in einem Flick gleich mehrere Rollen übernahm, so wie in "Vengeance of the Zombies". Wie dürfen ihn in als gütigen Guru, gewandet in bunte Tücher, geniessen. Sehen in als dessen abgrundtief bösen und entstellten Bruder des freundlichen Krishna, als Krönung geifert er als vermutlich putzigster Teufel der Filmgeschichte umher! Verdammt, ich liebe diesen Typ! Klar, die übrigen Herren werden zur Nebensache, schlagen sich aber tapfer. Víctor Alcázar (aka Vic Winner) behauptet sich eifrig, in einer kleinen Rolle sorgt Luis Ciges für ein paar Schmunzler. Doch genug von den Kerlen, denn wo Naschy unterwegs ist, da sind auch hübsche Damen am Start. Carmen Romero ist in der weiblichen Hauptrolle nett anzuschauen, die wahre Augenweide kommt jedoch in Form der zunehmend gereitzen Mirta Miller daher, was für ein scharfes Rasseweib (habt Nachsicht mit einem alten Lüstling). Blondchen María Kosty ist Genrefreunden ein Begriff, weitere Perlen tänzeln als lustige Zombienen umher.

Egal ob ich nun noch seitenweise von diesem Film schwärme, Naschy-Jünger werden mir sowieso mit ziemlicher Sicherheit beipflichten, die üblichen Naschy-Skeptiker werden verständnislos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wer sich noch nicht mit dem Schaffen des Oberknuffels auseinandergesetzt hat, und ein Herz für ganz besondere Filmschätzchen aus der Gruselgruft im Leib trägt, der sollte sich schnellstmöglich auf eine Verabredung mit Paule einlassen! Mir bietet "Vengeance of the Zombies" all die Zutaten an, für die ich spanischen Horror aus den siebziger Jahren verehre. Paul Naschy wirkt polarisierend, seine Arbeiten kann man wohl nur lieben oder ablehnen.

Zusammen mit dem nicht minder prächtigen "The Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981), stellt das BD-Set von BCi einen glasklaren Pflichtkauf für Naschy-Fanatiker dar! Noch sind die Scheiben zum kleinen Preis erhältlich, also greift bitte zu! Technikfetischisten sind nicht an der richtigen Adresse, der Schwarzwert ist nicht optimal, die Kompression schwächelt gelegtlich. "Vengeance of the Zombies" liegt im Format 1,33:1 vor, für mich sieht das Bild nach Open Matte aus, es scheinen also keine seitlichen Bildanteile zu fehlen. Nutzt man die Zoomfunktion des Wiedergabegerätes (z. B. bei einem Panasonic-Plasma "Zoom 2" wirkt die Bildkomposition sehr stimmig.

Feiste 8/10 (sehr gut) + unzählige Wohlfühlpunkte und monströse Knuffigkeit die jede Skala sprengt!!!

Lieblingszitat:

"Free yourselves, because Nirvana approaches soon, approaches soon..."


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 94 - Ein Fall für Harry (Deutschland 1982)

Kaum hat sich Stephan für ein paar Tage in den Urlaub verabschiedet, wartet ein in besonderem Maße aufwühlender Fall auf Harry. Nachts wird der wohlhabende Heinrich Gruga (Karl Lieffen) durch verdächtige Geräusche geweckt, offenbar haben sich Einbrecher Zutritt zu seiner Villa verschafft. Flugs weckt Gruga seinen "Hausmeister" auf, Herr Bennecke stürzt sich auf einen Gauner, wird aber von diesem im Kampfgetümmel erschlagen. Grugas Aussage erweist sich als nicht besonders hilfreich für Harry, dem Ermittler kommt der Geschäftsmann jedoch sofort merkwürdig vor. Bei einem weiteren Arbeitsbesuch in Grugas Haus, trifft der Kriminalbeamte auf die äusserst hübsche Herta Klinger (Irina Wanka), Klinger stellt das Mädchen als seine neue Haushälterin vor. Herta wirkt sehr schüchtern, regelrecht verstört und ängstlich, sofort meldet sich Harrys Beschützerinstinkt. Weitere Nachforschungen führen ihn zur Familie des Mädchens, er tritt auf Hertas spröde Mutter (Ida Krottendorf), ihren hilflosen Vater (Karl Renar) und die anderen Kinder der Eheleute Klinger. Richard Klinger (Sven-Eric Bechtolf), der älteste Sohn, arbeitet als Kellner in einem Betrieb Grugas, welches merkwürdige Band besteht zwischen Gruga und den Klingers...???

Fritz Wepper darf sich diesmal als Chefermittler betrachten, mit Herz und Verstand verbeisst er sich in diesem tragischen Fall. Auf Horst Tappert müssen wir dennoch nicht vollständig verzichten, er telefoniert mehrfach mit Harry, kann auch im Urlaub nicht wirklich abschalten. Willy Schäfer kommt trotz Tapperts "Fast-Abwesenheit" nicht ausführlicher als sonst zum Zuge, er bleibt die übliche Randnotiz. DER Gaststar dieser Folge ist fraglos Karl Lieffen, der eine absolut grandiose Vorstellung hinlegt. Der von ihm dargebotene Heinrich Gruga ist ein unglaublich widerwärtiger, abstossender und ekelhafter Charakter, man möchte dem Mistkerl mit Wonne den Hals umdrehen. Lieffen erweckt einen schleimig-verschlagenen Drecksack zum Leben, der sich bei Bedarf in cholerischen Ausbrüchen ergeht, fantastische Arbeit! Klar, der Zuschauer wird massiv gegängelt, denn Lieffens Opfer ist ein hübsches und blutjunges Mädchen, die verzweifelte, still leidende Herta schliesst man sofort ins Herz, nicht nur in Harry regt sich verständlicherweise der eifrige Beschützer. Sven-Eric Bechtolf gleitet zunehmend in die Rolle des "zornigen jungen Mannes", Karl Renar leidet still, ähnlich wie seine Tochter, Ida Krottendorf begegnet der Situtation mit kantiger Kratzbürstigkeit. Tolle Leistungen des Ensembles, Wepper schwingt das Zepter, Lieffen gibt das Hassobjekt, Irina Wanka möchte man(n) ohne Zögerlichkeit retten.

Der Mordfall wird in den Hintergrund gedrängt, die Hochspannung zwischen "Ermittler", "Fiesling" und "Opfer(n)" steht im Mittelpunkt. Auf eindeutig schlüpfrige Szenen wurde verzichtet, es reicht vollkommen aus, wenn der vor Gier geifernde Bonze an der Tür der holden Maid scharrt, die sich ängstlich in ihrem Zimmer eingeschlossen hat, dank Lieffens fantastischem Spiel ergiesst sich Sleaze in Reinkultur über diese Szene. Der verschlagene Bonze beutet die wehrlosen Proletarier aus, es ist mir nicht bekannt, ob Autor und/oder Regisseur eine entsprechende "Message" unters Volk bringen wollten. Ida Krottendorf hat ihren stärksten Moment als stummes Mahnmal, dessen Präsenz in eine durchschlagende und feige Verzweiflungstat mündet. Ohne Moralkeule geht es nicht, das Finale ist mir eine Spur zu gradlinig und einfallslos gestaltet, mehr Bitterkeit und Tragik würde die gelungene Folge zusätzlich aufwerten. Zbynek Brynych lässt seinen Darstellern Raum zur Entfaltung, egal ob schleimig-explosiv oder still-melancholisch, alle relevaten Mitwirkenden hinterlassen einen bleibenden Eindruck. "Ein Fall für Harry" mag zwar kein besonders clever konstruierter Kriminalfall sein, krallt sich aber mühelos am Zuschauer fest. Diese Episode transportiert jede Menge Emotionen, in und vor der Glotze die volle Breitseite, eine Suhle der Gefühle. Frank Duval liefert seinen üblichen Stoff ab, solide Arbeit, die der starken Folge nicht immer gerecht wird.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Im Ultrakurzformat:


Frau Doktor kann's nicht lassen (Italien 1978)

Laura Gemser kommt als neue Ärztin in die Stadt, die Körpersäfte der Herren geraten in Wallung.

Debiler Schwachsinn aus der untersten Schublade. Die "Handlung" verdient diese Bezeichnung nicht, der Humor ist unfassbar, die unerotischen SC-Rödeleien sind teils angenehm "sleazy". Was Mario Bianchi sich hier geleistet hat, können vermutlich nur hirntote Italo-Allesglotzer ertragen. Für den kleinen Hunger, doof, harmlos und irgendwie unterhaltsam, schon wegen der saublöden Synchronisation für etliche Schenkelklopfer gut.

Die DVD von X-Rated soll nicht ganz vollständig sein, die Qualität ist bei diesem Film sowieso unwichtig. Erneut: Nur für Bekloppte! Mag ich, die Zahlenwertung streikt jedoch.

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Warlock - Satans Sohn (USA 1989)

Julian Sands will die Schöpfung auslöschen, Richard E. Grant und Lori Singer treten ihm in den Arsch.

"Warlock" mochte ich schon immer sehr gern, nach vielen Jahren gab es nun endlich ein Wiedersehen. Julian Sands ist großartig, die Rolle des bösartigen Hexenmeisters steht im perfekt. Richard E. Grant kommt wir vor wie eine dynamische Ausgabe von Tom Hanks, Lori Singer schliesst man schnell ins Herz, sie mutet lediglich in den ersten Minuten ein wenig nervig an. Mir gefällt die Thematik des Streifens, ich liebe die zahlreichen Verweise auf magische Rituale, Hexen und den Deibel persönlich. Ich finde fliegende Menschen extrem gruselig, auch wenn diese Szenen in "Warlock" nicht immer ganz gelungen sind. Herrlich das fiese Grinsen von Julian Sands, als er sich mit der "fehlenden Zutat" für seinen Flugzaubertrank unterhält.

Da wir im deutschsprachigen Raum sehr lange auf eine offizielle DVD/BD warten mussten, an dieser Stelle ein paar Worte zur BD/DVD-Combo von NSM (Österrreich). Mir gefällt das Bild der BD gut, es gibt angenehmerweise keine "Extrem-Filterwolf-Hochglanz-Überarbeitung" auf die Augen, "Warlock" sieht sehr nach echtem Film aus, ich begrüße dies ausdrücklich! Zur deutschen Tonspur gesellt sich der englische Originalton, der Film liegt in ungekürzter Form vor. Das Set kommt in einem Mediabook daher (offensichtlich der neue Trend in der hochpreisigen Abteilung), die Verpackung macht einen hochwertigen und ansprechend gestalteten Eindruck, zu den Scheiben gesellt sich ein Booklet. Für den Preis hätten es ein paar Boni mehr auf die Scheibe schaffen dürfen, immerhin gibt es Trailer, Bilder und weitere Kleinigkeiten zu sehen. Keine perfekte Veröffentlichung, aber ein solides und durchaus hübsches Paket, für Fans eine feine Angelegenheit.

7,5/10 (gut bis sehr gut) Ja, vermutlich überbewertet, aber ich mag den Streifen seeehr geeerrrrn!
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4901 - 08.12 09:50



Haus der 1000 Leichen

Rob Zombie lässt seine Freaks wüten und es macht ne Menge Spass denen bei ihren "Albernheiten" zuzuschauen. Zugegeben hier scheiden sich wirklich die Geister, man liebt "House of 1000 corpses" oder man hasst ihn. Eine Mittelzone gibt es einfach nicht bei diesem Werk. Ich liebe ihn, könnt ihn immer wieder anschauen.




Solitary Man

Michael Douglas spielt hier einen Autoverkäufer der nach gescheiterter Ehe und verlorener Händlerlizenz wieder versucht auf die Beine zukommen. Dabei verspielt sich der Womanizer im Verlauf der Story seine Möglichkeiten und verliert zudem Freunde und Geschäftspartner.
Eine Tragiekomödie mit einem brillianten Darsteller, tollem Nebencast und großartigen Dialogen. Erschien hierzulande als direct-to-dvd Produktion.
Riskiert ruhig einen Blick, es lohnt sich.
ಠ_ಠ

RANG Master of Clanintern

#4902 - 09.12 15:24

Eine Mittelzone gibt es einfach nicht bei diesem Werk.

quote

Also ich find den schon ziemlich mittelmäßig
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4903 - 09.12 16:18

ASCH

RANG God of Clanintern

#4904 - 09.12 21:35





Der Stein des Todes (Deutschland, Sri Lanka 1986, Originaltitel: Der Stein des Todes)

Brad im Busch

Jane (Birte Berg) und Kumar (Albert Fortell) sind ein glückliches Liebespaar. Eines Tages findet Jane am Strand von Sri Lanka einen hübschen Stein, doch angeblich ist das gute Stück mit einem Fluch belastet. Die junge Frau pfeift auf derartigen Aberglauben, lässt den Stein zu einem Schmuckstück umarbeiten. Als Jane eine Freundin (Katja Flint) aus dem Drogensumpf retten will, gerät sie in die Fänge eines eiskalten Dealers (Christian Anders), der sie gegen ihren Willen mit Alkohol und Drogen vollpumpt und schändet, Jane überlebt diese perverse Attacke nicht. Kumar verliert jegliche Beherrschung, er tötet den Dealer im Verlauf eines wüsten Kampfes, ausgerechet der Polizeibeamte Vic (Ravindra Randeniya) muss seinen guten Freund verhaften. Zumindest kann Kumar auf einen fähigen Verteidiger hoffen, denn die wohlhabende Geschäftsfrau Kris Patterson (Elke Sommer) stellt eine größzügige Spende zur Verfügung. Derweil ergreift Kumar die Flucht, irgendwo im Dschungel trifft er auf Brain (Brad Harris), Hemingway (Siegfried Rauch) und deren Mitstreiter, die schlagkräftigen Vietnam-Veteranen verdienen ihre Brötchen mit diversen Gaunereien. Kumar will mit den Drogenbossen aufräumen, gemeisam mit Brain und dessen Truppe sollen Drogengelder geraubt werden. Leider läuft der Überfall nicht ganz nach Plan, die attraktive Blondine Merryl (Heather Thomas) wird als Geisel eingesackt. Pikant, denn Merryl ist mit Kris verwandt, hat brisante Informationen über deren Lebensgefährten Miguel (Tony Kendall) zu bieten. Noch hat Kris andere Sorgen, ihr Söhnchen Frank (Serge Falck) verliert zunehmend die Kontrolle über sich, was den jungen Mann in allergrösste Gefahr bringt...

Der aus Österreich stammende Regisseur Franz Josef Gottlieb ist Filmfreuden vor allem durch seine Beiträge zur Krimiwelle der sechziger Jahre in Erinnerung geblieben. So gehen z. B. die von Rialto Film produzierten Edgar Wallace Streifen "Der schwarze Abt" (1963) und "Die Gruft mit dem Rätselschloss" (1964) auf sein Konto, ebenso "Konkurrenzprodukte" wie z. B. "Der Fluch der gelben Schlange" & "Das Phantom von Soho", aber auch Karl May Verfilmungen und diverse Komödien entstanden unter seiner Verantwortung. 1986 lieferte er mit "Der Stein des Todes" eine sehr unterhaltsame Sause mit vielen bekannten Darstellern und einer ordentlichen Dosis Action und Irrwitz ab. Heute ordnet man den Film wohl unter "Krautsploitation" ein, jede Schublade (egal welcher Größe) hat ihren Namen. Dem aufgeschlossenen Zuschauer wird jede Menge schmackhafter Unterhaltung aufgetischt, Sri Lanka als exotisch anmutende Kulisse, Prügel und Geballer, flotte und/oder debile Sprüche/Dialoge, das tragische Ende einer grossen Liebe, ein Familendrama, sogar eine Prise Erotik wurde nicht vergessen. Klar, "eigentlich" bekommt man lediglich eine Art "Drogenkrimi mit Rache ist Blutwurst" vorgesetzt, jedoch macht die Präsentation jede Menge Spass, herrlichstes Schund-Kino der liebenswerten Sorte flimmert über den Bildschirm/die Leinwand.

Bei dieser durchaus imposanten Besetzungsliste, ist ein kurzer Blick auf die Akteure vor der Kamera unvermeidbar. In der Rolle des Helden sehen wir Albert Fortell, der sich in diesem Becken voll grosser Fische gut behaupten kann. Es ist keine Seltenheit, dass in "Exploitern" der "Gute" von kantigen Bösewichtern an die Wand gespielt wird, Fortell kann sich diesem Schicksal entziehen. Unbeugsam und zielstrebig vollführt er seine Rachemission, bändelt nebenbei mit Heather Thomas an, offenbar eine gute Methode um über den Verlust der "grossen Liebe" hinwegzukommen. Brad Harris gibt den "Co-Helden", der US-Muskelprotz zeigt sich als üblicher harter Bursche, in dessen Leib ein aufrechtes, ehrenhaftes Herz schlägt. Für Siegfried Rauch bleibt da nur die Rolle des "Gehilfen des Co-Helden", dem obendrein meist barsch über den Mund gefahren wird. Rauch glotzt oft ein wenig bedröhnt aus der Wäsche, haben die Herren etwa die eine oder andere Pfeife geraucht? Tony Kendall ist als schmieriger Drogenbonze und hinterhältiger Mistkäfer großartig, ein Fiesling der vor keiner Tat zurückschreckt, so muss ein mieser Obermotz aus der Kiste kommen, perfekt! Nicht weniger eindrucksvoll gerät der Auftritt von Christian Anders, der in der Frühphase des Streifens für reichlich Krawall und Verdorbenheit sorgt. Er zieht alle Register seines "Könnens", krönt seine Performance mit nervösem Gezappel. Freilich bleibt der legendäre Knüller "Die Brut des Bösen" (1979) der Höhepunkt in der Karriere des Herrn Anders, nie war K(r)ampfsport kaputter! Ferner hätten wir Serge Falck im Angebot, der als verzogenes Söhnchen manchmal zur Nervensägerei neigt, ein kleines Ohrfeigengesicht kann der Flick aber ganz locker verkraften. Ravindra Randeniya wirkt als anständiger, unbestechlicher Ordnungshüter mit, damit genug zu den Herren. Birte Berg soll sich die Sympathie des Zuschauer erschleichen, ihr frühzeitiges und brutales Ende die Rachegelüste des Helden fett unterstreichen. Frau Berg macht ihren Job ordentlich, die damals noch nahezu unbekannte Katja Flint hat ein paar gute Szenen an ihrer Seite. Elke Sommer hatte den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten, was gleichfalls auf ihre Schönheit zutrifft, obschon sie damals erst 46 Jahre jung war (manch liebliches Blümchen verblüht frühzeitig, nicht jedes Röschen reift zu einer begehrenswerten MILF heran, sorry Elke. Anmerkung: Medikation des Verfassers überprüfen). Für den unverzichtbaren Hauch Erotik sorgt Heather Thomas, die durch einige TV-Serien zu einem gewissen Bekanntheitsgrad kam. Mir ist Heather Thomas zu sehr das "typische US-Blondinchen", unansehnlich ist sie dennoch nicht, dies muss sogar ein Meckerhannes wie ich zugeben. Die relevanten Gestalten sind somit genannt, erneut unterstreiche ich: eine starke Besetzung!

Wer eine halbwegs "anspruchsvolle" und/oder "ernsthafte" Umsetzung der Story erwartet, der wird sich bereits frühzeitig aus dem Rennen verabschieden müssen. Der "Stein des Todes" dient übrigens nur als Titelgeber, zur Story trägt das kleine Stück Geröll gewissermaßen (fast) nichts bei. Vollbedienung auf Sri Lanka, da brennt der Busch! Leute, was wollt ihr mehr? Die Fäuste fliegen, die Kugeln peitschen, ab und zu wird blutig gestorben, Liebe, Hass und Intrigen, Gier, Lust und Leid, Brad Harris! Die Kamera von Klaus Werner ist stets auf der Höhe, der Score tönt schröcklich-schön im Sound der schröcklich-schönen achtziger Jahre. Also? Was zum Henker wollt ihr noch? Schnell die DVD bestellen, die seit Anfang Dezember erhältlich ist!

Pidax hat erneut eine kleine Perle veröffentlicht, das Label hat bei mir seit der DVD zu "Perrak" sowieso einen Stein (des Todes?) im Brett. "Der Stein des Todes" kommt in brauchbarer Qualität daher, Wunder sollte man nicht erwarten, aber Pixelzähler werden sich kaum für diesen Stoff interessieren. Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, als Bonus gibt es ein aktuelles Interview mit Brad Harris. Der alte Herr plaudert rund 45 Minuten fröhlich drauflos, nur auf den ersten Blick ist er ein arroganter Ami-Großkotz, die erfrischende Selbstironie des knuffigen Brad wirkt nachhaltig entwaffnend, zauberte mir durchgehend ein sehr zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Mehrfach kam während des Interviews die Filmreihe "Kommissar X" ins Spiel, bitte liebe Leute von Pidax, bringt diesen Stoff auf den Markt!

Zunächst dicke 7/10, aber das geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Manchmal ist Rache Gerechtigkeit!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4905 - 10.12 23:42

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 95 - Das Alibi (Deutschland 1982)

Martina Busse (Dietlinde Turban) schleppt sich mühsam durch die Nacht, jeder Schritt scheint ihr Qualen zu bereiten. Harry Klein wird auf die junge Frau aufmerksam, begleitet sie bis nach Hause, auf die besorgten Fragen des Kriminalbeamten reagiert sie beschwichtigend, wiegelt Hilfe weitgehend ab. Da die freundliche Vermieterin (Tilly Lauenstein) im selben Haus lebt, kann sich Harry einigermaßen beruhigt verabschieden. Freilich lässt ihm der Zustand der attraktiven jungen Dame keine Ruhe, am nächsten Morgen will sich Harry nach ihrem Befinden erkundigen. Die Vermieterin Frau Degenhardt wundert sich über die von innen abgeschlossene Tür, auch auf Zurufe erfolgt keine Reaktion. Kurzerhand bricht Klein die Tür auf, der Anblick ist erschreckend, Martina Busse hat sich mit Schlaftabletten das Leben genommen. Obschon es sich offensichtlich um einen Selbstmord handelt, kann Harry nicht zur Tagesordnung übergehen, tatsächlich weist die Obduktion der Leiche auf eine eventuelle Vergewaltigung hin. Mit wem hatte die Kunststudentin zuletzt Kontakt, wer könnte ihr dermaßen übel zugesetzt haben? Martina war mit ihrem Kommilitonen Ulrich Schumann (Karl-Heinz von Liebezeit) befreundet, der nicht leugnet sie am Vorabend noch gesehen zu haben. Derrick und Klein schöpfen sofort Verdacht, doch Ulrichs Vater (Lambert Hamel) ist ein cleverer Rechtsanwalt, er bereitet seinen Sohn und dessen Freunde auf die Begegnung mit der Polizei vor. Martina war zu Besuch bei Ulrich, vermutlich wurde sie dort von drei jungen Burschen vergewaltigt. Stephan und Harry sind von der Kaltschnäuzigkeit der Verdächtigen angewidert, doch eine andere Person gewährt brennenden Rachegelüsten freien Lauf, der Fall zieht weitere Kreise...

Wieder kümmert sich Harry Klein rührend um eine junge Dame, selbstverständlich geht das Unterfangen nicht ohne Tragik über die Bühne. Fritz Wepper und Horst Tappert unterstreichen einmal mehr eindrucksvoll ihr großartiges Zusammenspiel, bevor die Beamten Kenntnis vom Tod der jungen Frau haben, nimmt Derrick den besonders fürsorglichen Klein liebevoll auf die Schippe. Karl-Heinz von Liebezeit gibt überzeugend den unsymphatischen Mistkerl, einer seiner Freunde wird von Gammelfratze Ekkehardt Belle kaum weniger abstossend dargestellt. Lambert Hamel passt vortrefflich zum Klischee des abgebrühten Rechtsverdrehers, der Zuschauer wundert sich daher nicht über die Stumpfheit seines Filmsohnes. Elfriede Kuzmany verkörpert eine Bürokraft, die den Studentinnen der Kunsthochschule zur Seite steht, Robert Atzorn sehen wir als zurückhaltenden Dozenten. Dietlinde Turban bleibt nur der Auftakt, ihre wenigen Szenen meistert sich auf hohem Niveau, man nimmt ihr die alles verschlingende Verzweiflung ohne Vorbehalte ab. Einige Studentinnen sind von der Schuld Ulrich Schumanns felsenfest überzeugt, vor allem Petra Verena Milchert und Pia Haenggi bleiben als zornige Frauen in Erinnerung. Für Willy Schäfer bleibt (wie so oft) nur die Rolle des sklavischen Zuarbeiters Berger.

Die Fronten sind schnell geklärt. Auf der einen Seite die gefühllos anmutenden Vergewaltiger, denen scheinbar jegliches Schuldbewusstsein fremd ist. Auf der anderen Seite die Reihen der "Guten", wütende Studentinnen und eine mütterliche Verwaltungsmitarbeiterin. Derrick und Klein sind redlich bemüht den Schaden irgendwie zu begrenzen, machen allerdings keinen Hehl aus ihrer Abscheu, es gibt mehrfach klare Ansagen in Richtung der vermutlichen Vergewaltiger. Selbstjustiz wird dennoch nicht toleriert, dadurch würden die Charaktere unserer Helden unnötigerweise stark beschädigt, Chaos und Anarchie sind keine Weggefährten der Herren Derrick und Klein. Vielleicht wird der Zaunpfahl mit der dicken Aufschrift "Verfall der Moral" eine Spur zu häufig geschwungen, ein Abgleiten in krampfig-wahnhafte Spiessbürgeransichtigen kann man den Inspektoren jedoch nicht unterstellen. Die Kälte und Gleichgültigkeit der Schänder berühte mich unangenehm, das Drehbuch drängt den Zuschauer zu Verständnis für die selbsternannten Richter, die "Message" wird durch die klare Position Derricks in geregelte Bahnen gelenkt, der Oberinspektor bekennt sich -bei allem Verständnis für die Wut einiger Figuren- eindeutig zu unserem Rechtsstaat. Regisseur Alfred Vohrer jubelte dem braven TV-Konsumenten der frühen achtziger Jahre nackte Kerle unter, irgendwas müssen die angehenden Künstler schliesslich zeichnen. Überhaupt scheint der Lehrplan nichts anderes als Aktmalerei herzugeben, egal wann die Ermittler die Uni aufsuchen, die Studenten sind immer mit diesem Thema beschäftigt. Schelm Vohrer lässt hier und da einen Po oder Riemen aufblitzen, bietet dem geneigten Betrachter später sogar eine hüllenlose Dame an. Frank Duval war bei dieser Folge mutig, seine Musik tönt angenehm kantig und elektronisch flirrend aus den Lautsprechern. Ich bin sehr zufrieden mit "Das Alibi", die Auflösung ist zwar nicht die ganz grosse Überraschung, hätte eventuell noch eine Spur harscher ausfallen dürfen.

7/10 (gut)


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 96 - Hausmusik (Deutschland 1982)

Berthold Dettmers (Sky du Mont) wird vor seinem Haus von einem PKW überfahren, der junge Mann ist sofort tot. Laut der Aussage eines Augenzeugen handelte der unbekannte und flüchtige Autofahrer mit Vorsatz, Derrick und Klein übernehmen die Ermittlungen. Das Opfer lebte in einer luxuriös eingerichteten Wohnung, seine Bankunterlagen weisen Berthold Dettmers als wohlhabend aus. Den Kriminalbeamten kommt das Vermögen des Getöteten verdächtig vor, denn offenbar ging dieser keiner geregelten Tätigkeit nach. Auch Wilhelm Dettmers (Wolfgang Reichmann), der Vater des Toten, hat keine Erklärung bezüglich der Einkünfte seines Sohnes, gleiches gilt für seine noch bei ihm lebenden Kinder Anita (Ute Willing) und Rudolf (Till Topf). Immerhin lässt sich recht schnell ein Verdächtiger ausmachen, der kleine Gauner Andreas Kober (Dirk Galuba) ist flüchtig, eine erste Spur führt zur Wohnung der wenig kooperativen Lena Schärer (Franziska Bronnen), bei der Kober vermutlich seit einiger Zeit Unterschlupf gefunden hat...

Im Zentrum dieser Folge steht die Familie Dettmers, deren tragisches Dasein den Zuschauer leider nicht berührt, denn das Drehbuch wirkt arg bemüht, die Figuren blieben mir fremd. An den durchaus soliden Darbietungen der Schauspieler liegt es nicht. Problematisch ist das "unrunde und befremdliche Familienkonstrukt", welches gleichzeitig nicht grotesk genug ausfällt, um sich auf "andere Art" des Betrachters zu bemächtigen. Ohne kurze Würdigung sollen die Herrschaften dennoch nicht zu den Akten gelegt werden. Wolfgang Reichmann bemüht sich um die Aufrechterhaltung der Fassade, hinter der längst alles in Schutt und Asche liegt. Er bringt den Zerfall seiner Figur glaubwürdig rüber, wird aber zwischen Überzeichnungen und Belanglosigkeiten aufgerieben, schade. Till Topf und Ute Willing bleiben völlig austauschbar, nicht besser ist es um die im Sanatorium lebende Mutter bestellt, die von Doris Schade gespielt wird. Sky du Mont soll einen eiskalten, gefühllosen und berechnenden Charakter verkörpern, erhält jedoch keine Gelegenheit zur Entfaltung. Dirk Galuba macht uns den üblichen Ganoven, Franziska Bronnen sein Liebchen, Alf Marholm taucht in einer kleinen Nebenrolle auf.

Eventuell war die "seltsame Belanglosigkeit" der Familie beabsichtigt, um ihre totale Ausgebranntheit auf diese Weise abzubilden. Menschen die bereits das Stadium tiefer Verzweiflung und panischer Angst durchlaufen haben, von denen tatsächlich nur noch leere Hüllen ohne jegliche Perspektive übrig sind. Sollte dies der Fall sein, ist es weder Autor Herbert Reinecker noch Regisseur Alfred Weidenmann gelungen, die zerstörten Personen in angemessener Form anzulegen. Drogen dienen als Aufhänger, der erhobene Zeigefinger bewegt sich mühevoll vor der Nase des Zuschauers umher. Horst Tappert und Fritz Wepper haben ein paar starke Momente, die einen erfrischenden Kontrast zur "gehaltvollen Inhaltlosigkeit" von "Hausmusik" bilden. Ein Sprung in den Tümpel der durchgekautesten Klischees? Ein kleiner Geniestreich? Ein Spätzünder? Ich weiss es nicht!

6/10 (obere Mittelklasse)


--


Red Scorpion (Südafrika, Namibia, USA 1988)

Actionfanatiker werden diesen kleinen Dolph-Klassiker kennen, ich verzichte daher auf eine Inhaltsangabe. Ok, zumindest ein Anhaltspunkt: Dolph gibt einen russischen Elitesoldat, er soll in Afrika den Anführer der schwarzen Bevölkerung killen. Der von den Kommis geschickte Killer mutiert zum schlimmsten Albtraum seiner Dienstherren, Leichen pflastern seinen Weg...

Dolph Lundgren gefällt mir zwar heute noch besser als in der frühen Phase seiner Karriere, doch in "Red Scorpion" präsentiert er sich in toller Verfassung und ist in guter Spiellaune. Die Actionszenen machen Laune, kernig-doofe Dialoge/Sprüche machen Spass, eine Prise Humor verleiht zusätzliche Würze, die ruhigen Phasen sind ebenfalls sehr unterhaltsam, die Landschaft darf sich von den Augen des Zuschauers entfalten. Klar, der Flick spricht lediglich Fans des Genres an, die IMHO äusserst angenehm bedient werden. Mein Dolph hat immer bei mir Kredit, im Finale dreht er richtig auf, dagegen ist Rambo lediglich ein freundlicher Sozialarbeiter und Sterbehelfer. Prächtig auch die klaren Fronten, die Russen und Kubaner sind Kommi-Abschaum der fiesesten Sorte, die schwarzen Widerständlicher aufrechte Helden, ehrliche Kämpfer für die gute Sache, grrrrins...

Längst war eine ordentliche DVD und/oder BD zu diesem Film fällig, bisherige Ausgaben für den deutschen Markt fielen eher bescheiden aus. Splendid hat sich erbarmt, der rote Skorpion ist nun endlich wahlweise auf DVD oder BD erhältlich. Mir liegt die BD vor, die den Flick in schöner Verfassung anbietet. Keine durch massiven Filtereinsatz abgewürgte Hochglanzrestauration, sondern in kerniges und "kinoartiges" Bild, sehr angenehm. Der Bonusbereich bietet lediglich diverse Trailer zum Labelprogramm an, dafür liegt aber ein hübsches Booklet bei, als Verpackung dient eine Blechdose (auch Steelbook genannt). Eine gute Scheibe, allerdings nichts für Leute, die "HD-Feeling" mit aalglatten Filterorgien verwechseln.

Dolph 'n' Roll! Feiste 7,5/10 (gut bis sehr gut)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4906 - 12.12 10:30



Firefox

Eastwood brilliert vor und hinter der Kamera in diesem tollen Agenten-Action-Werk der frühen 80er. Die Blu-ray bietet zudem für das alter des Films ein hervorragendes Bild.




Slaugter

Vorsicht, das Cover täuscht...

...der film ist einfach nur schlecht und langweilig! Dialoge, Darsteller, Story...alles zum Einschlafen. Zudem dauert es gute 60 Minuten Spielzeit bis überhaupt etwas geschieht und wenn es soweit ist geht die schlechte Inszenierung und Langeweile trotzdem weiter. Finger weg.
Superturd

RANG Deckschrubber

#4907 - 12.12 16:34

Citizen Kane

Der Medien-Mogul Charles Foster Kayne stirbt einsam und verlassen in seinem Schloss. In seinem letzten Atemzug nennt er noch das Wort "Rosebud". Ein Team von Dokumentarfilmern will etwas über den Menschen Kane erfahren und stellt deswegen Nachforschungen zu seinem Privatleben an. Dabei erhofft man sich herauszufinden was Kane mit "Rosebud" eigentlich meinte.

So habe ich mir diesen Klassiker der Filmgeschichte aus dem Jahre 1941 mal angesehen, war aber doch recht ernüchtert. Das lag sicher nicht an der aufregenden und originellen Regie, die zu der Zeit sicher als äußerst innovativ galt. Ich fand es selbst teilweise unglaublich wie die Kamera mit Licht zu spielen wusste und was man damals schon an Spezialeffekte kannte um prächtige Kulissen zu erstellen war schon recht faszinierend.

Von der Geschichte her fand ich den Film allerdings recht verbraucht. Sicher mag auch das damals etwas völlig neues gewesen zu sein, aber für mich und für meinen heutigen Zeitgeist war mir die Moral der Geschicht zu flach und belanglos. Da bin ich Tiefsinnigeres gewohnt.
Honigmelone*würzig*

RANG Lord of Clanintern

#4908 - 12.12 21:44

Nightmare before Christmas

Hab mich Anfangs etwas schwer getan mit dem Gesinge "klarzukommen" (sprich da auch ordentlich zu zuhören). Werd ihn wohl bei Gelegenheit nochmal sehen.

Ansonsten ein schöner Film mit vielen schönen kleinen Details. Das Ende fand ich persönlich etwas zu schnell, da hätte man evtl. das auch noch sinnvoll in die Länge ziehen können.


Und alle Jahre wieder: Die Muppets Weihnachtsgeschichte
Ich mag den Film einfach unglaublich gerne
ASCH

RANG God of Clanintern

#4909 - 12.12 23:11


Grosse Hartbox Nr. 109 von X-Rated (Cover A)


Jäger der Apokalypse (Italien 1980, Originaltitel: L'ultimo cacciatore)

Die italienische Sicht auf den amerikanischen Albtraum

Captain Henry Morris (David Warbeck) wird mit einer brisanten Mission beauftragt. Irgendwo tief im Dschungel hat der Feind einen Radiosender installiert, der die Moral der US-Soldaten mehr und mehr der Zersetzung anheimfallen lässt. Bereits die "Anreise" zum Ausgangspunkt des Auftrages wird zum Höllenritt, die Hubschrauber geraten ins Visier der erbarmungslosen Widersacher. Als Morris schliesslich wieder Boden unter den Füßen hat, trifft er in der grünen Hölle auf einen kleinen Unterstüzungstrupp, aus dem sich bald George Washington (Tony King) und Carlos (Bobby Rhodes) als zuverlässigte Helferlein hervortun. Über die Anwesenheit der Journalistin Jane Foster (Tisa Farrow) ist Morris zunächst weniger begeistert, man arrangiert sich jedoch nach einer kurzen Anlaufzeit. Immer wieder geraten Morris und seine Mannschaft in Bedrängnis, ist die Mission zum Scheitern verurteilt...???

Wenn der von mir sehr geschätzte Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl sitzt, dann wird dem Freund des gepflegten Eurokinos fast immer herrliche Unterhaltung geboten. Wir verdanken Margheriti stimmungsvolle Krimis (teils mit Mystery-Schlagseite), starke Western, bekloppten SF-Trash und vieles mehr. Hier ein minimaler Auszug aus seinem Schaffen, fünf Werke die mir ganz besonders am Herzen liegen:

• Sieben Jungfrauen für den Teufel (Nude... si muore, 1968)
• 7 Tote in den Augen der Katze (La morte negli occhi del gatto, 1973)
• Satan der Rache (E Dio disse a Caino, 1969)
• Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor, 1983)
• Kommando Leopard (1985)

"Jäger der Apokalypse" trägt den Originaltitel "L'ultimo cacciatore", die Übersetzung lautet "Die letzten Jäger". Von dem vielsagen Wort "Apokalypse" versprach sich der deutsche Vertrieb damals vermutlich mehr, immerhin flimmerte in den späten siebziger Jahren das bildgewaltige Epos "Apocalyse Now" von Francis Ford Coppola über die Leinwände der Nation. Tatsächlich bedient sich Antonio Margheriti hier und da bei Coppola, streut einige pseudo-dramatische Szenen ein, die dem Zuschauer so etwas wie Tiefgang vorgauklen sollen. Zu Beginn der Selbstmord eines durchgeknallen Kameraden der Hauptfigur, zum Finale ein mit bombastischen Klängen untermalter Hubschrauberangriff. Weitere Beispiele sind mühelos während der Sichtung erkennbar, eine Aufzählung wäre ermüdend, ich rate daher dringend zum Genuss der Sause! Keine Bange, zu einem verquasten "Anti-Kriegsfilm" wird Margheritis Beitrag zu diesem US-Trauma nie, viel zu reisserisch sind die Action-/Gewaltszenen angelegt, die Dialoge und Sprüche greifen mit Beigeisterung in die unteren Schubladen. Um es mit einem Wort/Satz aus dem aktuellen Sprachschatz des Filmfreundes zu beschreiben: "Jäger der Apokalypse" ist extrem "exploitativ" angelegt, bleibt stets ein wüster Reisser, mutiert nie zur ernsthaften Anprangerungsveranstaltung. Klartext: das Teil ist und bleibt zu 100% ein wunderbarer Exploitationfilm, Margheriti gehört zu den Meistern seines Fachs. Damit ist "eigentlich" genug gesagt. Wer sich nicht bereits angewidert abgewendet hat, der sollte sich schnellstmöglich eine geeignete DVD beschaffen und Spass haben!

Ich erlaube mir dennoch ein paar Zeilen zur Besetzung, die Damen und Herren vor der Kamera sollen nicht ungewürdigt bleiben. David Warbeck, jeder Freund des italienischen Horrorfilms erkennt ihn sofort, der gute Mann spielte in Lucio Fulcis Knüller "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) eine Hauptrolle, agiert dort an der Seite der sympathischen Catriona MacColl. Als kantiger und zielstrebiger US-Offizier macht Warbeck einen guten Job, dazu benötigt er keine Muskelfleischberge auf den Knochen, es geht auch ohne "Rambo-Look". Auch Tisa Farrow hatte unter der Anleitung von Lucio Fulci ihren grössten Momente, sie ist im grandiosen "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) am Start, dazu im unvergessenen "Man-Eater" (Antropophagus, 1980) des geschätzten Joe D'Amato. Dank Warbeck und Farrow sind die Hauptrollen folglich mit einem hohen und angenehmen Wiedererkunngswert ausgestattet, das dynamische Duo findet meine volle Zustimmung. Als Co-Helden fungieren Tony King und Bobby Rhodes, die mit ihren flott-dämlichen Sprüchen immer wieder für Schmunzler sorgen. Überhaupt gefällt mir sehr gut, dass man einem schwarzen Sergeant den Namen George Washington verpasst hat. Aus den Nebenfiguren ragt John Steiner hervor, er gibt den schrulligen Major Cash, der im Dschungel auf verlorem Posten einen Sauhaufen von abgewrackten und ausgebrannten Knalltüten befehligt. Die stets liebenswerte Froschfratze Luciano Pigozzi sehen wir als "Barmann", Massimo Vanni legt ein flottes Solo hin, getrieben durch feindliches Feuer. Damit genug, diverse Gesichtsruinen fülllen das Ensemble angemessen auf.

Antonio Margheriti versteht es sein Publikum zu unterhalten. "Jäger der Apokalypse" spult treffsicher sämtliche Klischees ab, das Ergebnis ist ein äusserst kurzweiliger und zeitweise angenehm räudiger Kriegsactioner. Die Action ist stilsicher inszeniert, Freunde rustikaler Momente kommen bei diversen Panschereien auf ihre Kosten. Bevor ich nun in endlose Beigeistungsstürme verfalle, gibt es abschliessend den Blick auf die mir vorliegende DVD-Auswertung. X-Rated hat ursprüglich eine gekürzte Fassung veröffentlicht, die zusätzlich durch ihr falsches Bildformat unangenehm auffiel. Mit der nachgereichten "Perfect 2.35 Uncut Edition" kann ich gut leben, lediglich die Kompression schwächelt ab und zu, insgesamt könnte das Bild eine Prise mehr Schärfe vertragen. Perfekt ist die Scheibe sicher nicht, insgesamt aber eine brauchbare und zufriedenstellende DVD zu einem unverzichtbaren Film!

7,5/10 (gut bis sehr gut - Tendenz steigend)

Lieblingszitat:

"Angenehmes Bad und gute Reise!"
"Arschloch!"


Zur Feier des Tages geht noch ein weiteres Zitat:

"Was schlagen Sie vor?"
"Ich schlage nichts vor, ich folge Befehlen."


(Ich habe bewusst zahme Beispiele gewählt. Die vollständige Wundertüte überschüttet den Zuschauer mit diversen Auswüchsen, herrlich!)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4910 - 14.12 21:48


Links: Kleine Hartbox (Nr. 80) aus der CMV Trash Collection, Cover A / Rechts: US-DVD von Troma Retro



Der Totenchor der Knochenmänner (Spanien, Italien 1972, Originaltitel: La orgía de los muertos)

Paul verehrt sterbliche Überreste

Serge (Stelvio Rossi aka Stan Cooper) reist in eine abgelegene Gegend, er soll dort das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten. Die Einheimischen erweisen sich nicht als zugänglich, ein älterer Herr warnt den Neuankömmling vor unheimlichen Begebenheiten, doch der selbstbewusste Serge pfeift auf das schrullige Geschwätz. Wenig später soll dem jungen Mann tatsächlich der Schrecken in die Glieder fahren, er entdeckt eine erhängte Frau, deren Leiche an einem Ast baumelt. Serge nimmt die Beine in die Hand, seine verzweifelten Hilferufe werden von der liebenswerten Dorfbevölkerung ge­flis­sent­lich ignoriert. Schliesslich trifft er ausser Atem am Ziel seiner Reise an, wo er von der Bediensteten Doris (Dyanik Zurakowska) freundlich empfangen wird. Noch offenherziger wird Serge von der Witwe seines verblichenen Verwandten begrüßt, flott landet er mit Nadia (Maria Pia Conte) im Schmuddelbettchen. Nicht alle Bewohner des Anwesens freuen sich über den neuen Hahn im Korb, bevor Serge mit Nadia die Kissen umpflügen kann, muss er zunächst den eifersüchtigen Diener (Carlos Quiney) gewaltsam aus dem Haus entfernen. Vom Baum herab hing übrigens die Tochter des Erblassers, das Testament weist nun Serge als Begünstigten aus, Nadia wird zu ihrem Ärger mit einer belanglosen Kleinigkeit abgespeist. Andere Sorgen hat Professor Leon Droila (Gérard Tichy), Wissenschaftler und nebenbei Vater der bezaubernden Doris, er macht sich Gedanken um die weitere Förderung seiner Forschungen, die ihm der alte Schloßherr über einen längeren Zeitraum ermöglichte. Noch sind nicht alle Fragen bezüglich des Selbstmordes geklärt, wirkte eventuell eine weitere Person am Ableben der jungen Frau mit? Schnell gerät der seltsame Totengräber Igor (Paul Naschy) in Verdacht, der zuständige Ermittler (Pasquale Basile) findet in der Behausung des Burschen äusserst befremdliche Dinge vor. Bald sind weitere Tote zu beklagen, die schreckliche Wahrheit sprengt jegliche Vorstellungskraft...

Spanischer Horror aus den siebziger Jahren, einer der herrlichsten Spielplätze für mein altes Herz. Die Regie übernahm in diesem Fall nicht einer der üblichen Verdächtigen, weder León Klimovsky noch Amando de Ossorio waren am Start, der umtriebige Paul Naschy sollte sein Regiedebüt sowieso erst wenige Jahre später feiern. José Luis Merino nahm auf dem Chefsessel Platz, ein Mann der nur selten im Horrorsektor unterwegs war. Immerhin geht der schöne Grusler "Das Geheimnis von Schloß Monte Christo" (1970) auf seine Kappe, wahrlich kein schwacher Arbeitsnachweis. "Der Totenchor der Knochenmänner" wurde in Deutschland auch unter dem Titel "Die Bestie aus dem Totenreich" vermarktet. Noch abstruser muten einige internationale Schöpfungen an, aus "La orgía de los muertos" (Die Orgie der Toten) wurde z. B. "Bracula - Terror of the Living Dead"! Nein, das ist kein Tippfehler, es soll in der Tat "Bracula" heissen, vermutlich waren Drogen im Spiel.

Den geneigten Zuschauer erwartet ein typischer Genrebeitrag, was keinesfalls abwertend gemeint ist, spanischer Horror ist immer für knuffige Unterhaltung gut. Da wäre zunächst die malerische Ortschaft, die in ein schönes Bergpanorama eingebettet ist. Gruften, Gräber, Gänge und stilvoll eingerichtete Räume gesellen sich hinzu. Nicht weniger ansprechend und reizvoll sind die Charaktere angelegt, da hätten wir den jungen und dynamischen Helden im Angebot, das ruchlose Flittchen, das warmherzige Dienstmädchen. Das reicht euch bereits? Von wegen, der nicht allzu clevere Schmalspur-Ermittler, ein überspannter Wissenschaftler und ein aufbrausender Butler sollen nicht unterschlagen werden. Vor allem giert der Fan nach Paul Naschy, der als durchgeknallter Leichenschlabberer prächtig aufspielt. Obschon ihm nur eine Nebenrolle zufällt, kann er dem Streifen seinen Stempel aufdrücken, hinterlässt eine nachhaltige Duftmarke (ähmm...).

Bevor es zu ausufernd wird, folgt flugs der übliche Blick auf das Ensemble. Stelvio Rosi (unter seinem Künstlernamen Stan Cooper am Start) war offensichtlich das Vorbild für den prachtvollen Haarschnitt von Helge Schneider, zumindest war das mein erster Gedanke, als ich Herrn Cooper auf meinem Bildschirm erblickte. Die Darstellung des cleveren Lebemannes gelingt dem Italiener gut, er geht nicht im Taumel der teils skuriller angelegten Nebenfiguren unter. Richtig stark Gérard Tichy in der Rolle des Professors, der dem erstaunten Neuankömmling eindrucksvolle Einblicke in seine Arbeit gewährt, aber hinter dessen braver Fassade noch viel, viel mehr zu entdecken ist. Pasquale Basile macht uns den "Möchtegern-Holmes", was mir mehrfach ein wohlwollendes Schmunzeln entlockte, ferner fällt Carlos Quiney auf, der in der frühen Phase der Sause mehrfach in die Fäuste von Stan Cooper laufen darf. Wie bereits erwähnt, ist selbstverständlich der einmalige, einzigartige und unvergessene Paul Naschy die Hauptattraktion, mit irrem Blick geifert er als nekrophiler und wahnsinniger Igor durch die Kulissen, es ist eine wahre Wonne. So abstossend und verdorben Igor auch sein mag, in erster Linie ist der Totengräber ein bemitleidenswerter Einzelgänger am Rande der kleinen Dorfgemeinschaft, sein Dasein mutet gleichzeitig bizarr und tragisch an. Schon sind wir in den Reihen der Damen angekommen, die in spanischen Horrorfilmen meist das Auge des gierigen Lüstlings erfreuen. In dieser Disziplin geht "Totenchor" eher im Mittelfeld über die Ziellinie, so machner verwandte Flick hat schönere Frauen im Gepäck, gewährt überdies etwas großzügigere Einblicke. Bitte versteht mich nicht falsch, hier sind keinesfalls hässliche Lappen am Start! Maria Pia Conte gewinnt klar den ersten Preis, der Wirkung ihrer Augen kann ich mich nicht entziehen, als kleines Flittchen hat sie sowieso sofort meine Zuneignung erobert. Dyanik Zurakowska fällt die Rolle des braven Gegenpols zu, sie zieht nur unter Druck blank, gefällt mir verhüllt besser, ihr Obstkorb ist mir zu dürftig bestückt (ja, ich bin ein widerlicher und unverbesserlicher Chauvinist!). Aurora de Alba kommt nur kurz zum Zuge, damit will meine Bemerkungen zur Besetzung beschliessen.

Mir liegen zwei DVD-Auswertungen zu diesem Film vor, die deutsche Scheibe aus dem Hause CMV, die US-DVD von Troma Retro, beide Silberlinge haben Stärken und Schwächen. Bei der CMV-DVD säuft das Bild zu oft in Dunkelheit ab, zudem schwächelt die Kompression sehr deutlich. Troma hat in diesen Disziplinen die Nase vorn, dafür fehlen die Farben, das Bild ist sehr braunstichig. Schade, denn "Der Totenchor der Knochenmänner" ist ein -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr schöner Film, dessen Anmut unter den Einschränkungen der DVDs leidet. Zeilenzähler und Pixelonanisten werden sich sowieso nicht für den Streifen interessieren, der tolerante Fan kann mit diesen DVDs IMHO recht gut leben. Erfreuliches gibt es über die Ausstattung zu berichten. CMV bietet angenehme Extras an, Trailer, Bilder und alternative Szenen sind die Stichworte. Die grösste Zierde dieser Veröffentlichung ist jedoch die Sonderausgabe des von mir sehr geschätzten Magazines Creepy Images, für die die schnöde Bezeichnung "Booklet" glatt eine Beleidigung wäre. Thorsten Benzel hat sich nicht lumpen lassen, der Macher des Magazines steuerte Bildmaterial aus seiner Sammlung bei, toll! Den Sympathiepreis für besondere Leistungen hat die CMV-Scheibe damit bereits sicher, doch auch Troma hat sich nicht lumpen lassen. So bietet die US-Scheibe u. a. Interviews mit Paul Naschy und Jose Luis Merino an, weitere Boni gesellen sich hinzu, obendrauf sogar ein Bonusfilm (Sweet Sound of Death). Als Verehrer des Eurokinos sollte man beide Ausgaben besitzen, Material von Thorsten Benzel findet sich übrigens auch auf der Troma-DVD. Ich rate zum Besuch der Website: http://www.creepy-images.com

Wenn ich "nur" 7/10 (gut) ziehe, dann ist diese Bewertung den übermächtigen Brüdern und Schwestern geschuldet, die das spanische/europäische Horrorkino der siebziger Jahre so einzigartig machen. Daher sind diese 7/10 ein echtes Schwergewicht, die Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte sprengen sowieso jede Skala!

Lieblingszitat:

"Der Kerl bewahrt hier Damenunterwäsche auf."
"Vielleicht ist er ein Fetischist!?"


...aus der englischen Fassung:

"I'm afraid, we just have to start looking for a new Butler. Good Night."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4911 - 15.12 08:19



Die Träumer

Dieser Film ist für mich wieder ein Beweis wie unterschiedlich die Ansichten sein können. Ich wollt ihn sehen da er ziemlich oft als "Meisterwerk" betitelt wurde. Ich empfand ihn dagegen recht belanglos und teils langweilig, vielleicht hab ich aber auch keine Ader für solcherlei Werke ^^
Und hierum geht es in "Die Träumer":

Das Jahr 1968 ging in die Geschichte ein. Von Paris aus breitete sich die studentische Rebellion in Europa aus. Angefangen hatten die Demonstrationen mit der Schließung der berühmten Cinmathque Francaise im Palais de Chaillot. Hier hockten Abend für Abend die Filmfreaks der damaligen Zeit und konnten nicht genug kriegen von alten Hollywoodfilmen und neuen der Nouvelle Vague. Als Henri Langlois, der Leiter der Cinmathque entlassen wird, empören sich die Filmfreaks und demonstrieren friedlich für Langlois. Auch Theo und seine Zwillingsschwester Isabelle sind erbost. Gemeinsam mit dem schüchternen Amerikaner Matthew, der das Pärchen verehrt, stehen sie vor den geschlossenen Türen ihres Kino-Paradieses. Da die Cinmathque noch geschlossen ist und die Demonstrationen sie nur wenig interessieren, lädt das Geschwisterpaar Matthew ein, bei ihnen zu Hause zu essen. Der findet es einfach toll, in einer französischen Familie eingeladen zu sein und lehnt nicht ab, als man ihm anbietet, in der Wohnung zu übernachten. Da die Eltern ans Meer in Urlaub fahren, schlagen die Geschwister Matthew vor, doch bei ihnen zu logieren. Er nimmt das Angebot gerne an und schon bald zieht er mit Sack und Pack in die großbürgerliche Wohnung im Quartier Latin. Nachdem die Eltern weggefahren sind, haben die Drei irgendwann keine Lust mehr, in die Schule oder zum Einkaufen zu gehen, schotten sich von der Außenwelt total ab. Sie diskutieren über Filme und beginnen ein Ratequiz. Abwechselnd stellt einer von ihnen Filmszenen nach, die anderen müssen den Film raten. Wer verliert, zahlt ein paar Francs in die Gemeinschaftskasse. Aber irgendwann bleibt es nicht beim Geld und das zunächst harmlose Film-Ratequiz wandelt sich peu peu in ein gefährliches Spiel um Lust und Begierde. Es gibt weder Tabus noch Pardon in dieser "Mnage trois"...

quote
Mülltonn´

RANG God of Clanintern

#4912 - 15.12 22:38

Max Payne

Mit null Erwartungen gesehen, und fand ihn (deswegen vll) recht gut sogar !
Superturd

RANG Deckschrubber

#4913 - 16.12 13:13

Was war denn daran gut? Sone Scheiße traust du dich doch sowieso nur zu schreiben, weil wir hier keine Mods mehr haben, die dich bannen könnten.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4914 - 18.12 13:24

Bruce Lee im Ultrakurzformat

Bruce Lee Kollektion von Universum Film


In den letzten Tagen war die Sichtung der Box aus dem Hause Universum fällig. Meine letzte Begegnung mit den Filmen lag viele Jahre zurück, dementsprechend gross war die Vorfreude. Da der Inhalt sowieso bekannt sein dürfte, fasse ich mich diesmal besonders kurz.


Die Todesfaust des Cheng Li (Hongkong 1971)

Cheng ist ein gutmütiger, aber auch recht naiver junger Mann. Sein neuer Arbeitgeber ist ein fieser Drogenboss, als mehr und mehr lästige Mitwisser beseitigt werden, muss Cheng seine Kampfkünste auspacken...

Nach "Enter the Dragon" mein Liebling mit Bruce Lee. Freilich sind die tollen Kämpfe die Zierde des Films, doch auch abseits fliegender Fäuste und brechender Knochen ist das Teil sehr unterhaltsam. Lee lässt sich fast von den Bösewichtern einwickeln, findet aber schnell auf den richtigen Pfad zurück.

Macht immer wieder Freude! 7,5/10 (gut bis sehr gut)


Todesgrüsse aus Shanghai (Hongkong 1972)

Hier müssen die Japaner als Bösewichte herhalten, in Filmen aus Hongkong wahrlich keine Seltenheit. Als sein Meister unerwartet verstirbt, erhält unser Held nach und nach erschreckende Einblicke, ergo müssen die bööösen Japse zur Rechenschaft gezogen werden. Deren Obermotz hat einen feisten Russen zu Gast, doch Bruce Lee ist nicht zu stoppen...

Das Drehbuch mutet reichlich einfallslos an, wandelt auf breit ausgetretenen Pfaden. Spass macht der Flick selbstverständlich trotzdem (oder gerade deswegen), das hier vorherrschende beschränkte Weltbild sorgt immer wieder für Schmunzler, die guten Chinesen, die abgrundtief verdorbenen Japaner.

Guter Stoff = 7/10


Die Todeskralle schlägt wieder zu (Hongkong 1972)

Bruce Lee muss sich in Rom mit schleimigen Gaunern rumschlagen. Die hübsche Nora Miao führt in der Hauptstadt des Stiefellandes ein Restaurant, unerwünschte Drecksäcke setzen der jungen Frau mit Nachdruck zu. Bruce Lee hört diesmal auf den Namen Tang Lung, nachdem er Horden von Verbrechern verkloppt hat, hetzt ihm der hinterlistige Gangsterboss Chuck Norris auf den Leib. An dieser Stelle wird es albern, schliesslich wissen es alle Männlein und Weiblein, Chuck Norris ist unbesiegbar, grins...

Bruce Lee übernahm die Regie, der Film schielt deutlich auf den westlichen Markt, nicht nur die gewählte Location Rom spricht Bände. Neben den Kämpfen wird der Streifen von jeder Menge Humor durchzogen, der den Helden noch sympathischer und knuffiger erscheinen lässt. Chuck Norris erfreut das Auge mit wuchernder Körperbehaarung (würg), damals war ein Mann noch Mann, musste ein Mann tun, was ein Mann tun muss.

Guter Stoff, mit leichten handwerklichen Abstrichen bei der Regie = 7/10


Bruce Lee - Mein letzter Kampf (Hongkong, USA 1978)

Lee gibt den erfolgreichen Schauspieler Billy Lo, der sich gegen die Machenschaften eines mächtigen Verbrechersyndikats wehrt...

Für diesen Film fügte man bereits gedrehte Fragmente mit Teilen aus Bruce Lees früheren Filmen und neu produzierten Szenen zusammen. Überraschend ist diese "Leichenfledderei" nicht, immerhin prügelten sich etliche Bruce Lee-Clone durch jede Menge billig produzierte Eastern, ein eigenes Genre namens "Bruceploitation" entstand nach dem Tod des Stars. Warum also nicht auch das Original weiter ausschlachten...

Manches ist gelungen, teils wird der Flickenteppich überdeutlich sichtbar. Insgesamt unterhaltsam, auf die übliche Zahlenwertung verzichte ich aus Respekt vor den anderen Lee-Sausen.

---

Vielleicht noch ein paar Worte zur Qualität der BD-Auswertungen. "Todesfaust", "Todesgrüsse" und "Mein letzter Kampf" gehen IMHO als solide durch, bei "Todesgrüsse" sollte man ein Auge zudrücken. Boni sind sehr dünn gesät, der faire Preis entschädigt jedoch für die schmale Ausstattung. Fazit: Kein perfektes und luxuriös ausgestattetes Set, insgesamt jedoch ansprechend und klare Pflicht für alle Bruce-Sympathisanten!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4915 - 18.12 19:15

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 97 - Der Mann aus Kiel (Deutschland 1982)

Dora Korin (Heidelinde Weis) erhält einen beunruhigen Anruf. Karl Waginger (Edwin Marian) meldet sich bei der attraktiven Frau, die mit dem wohlhabenden Geschäftsmann Georg Korin (Peter Pasetti) verheiratet ist. Der aus Kiel angereiste Waginger verbüßte zuvor eine mehrjährige Haftstrafe wegen Diebstahls, seine Ehe mit Dora wurde nie geschieden, die holde Gattin machte sich nach Karls Haftantritt aus dem Staub. Längst hat Dora mit ihrem alten Leben abgeschlossen, will den für sie unverzichtbaren Luxus nicht gefährden. Sie verschleiert vor Georg die Tatsachen, Korin ahnt nichts von der Vergangenheit seiner Frau, Karl Waginger wird als neuer Gärtner und Chauffeur eingestellt. Wenig später wird die Mordkommission zum Anwesen der Familie Korin gerufen, der Hausherr Georg Korin wurde in seinem Garten erstochen. Dessen noch im Haus lebende Kinder Maria (Kristina Nel) und Ulrich (Hans-Jürgen Schatz) sind geschockt, doch auch sie ahnen noch nichts von der Vorgesichte ihrer Stiefmutter oder der Herkunft Karl Wagingers. Derrick und Klein stossen bei ihren Ermittlungen auf die Akte Wagingers, aber ist ein Dieb zu einem kaltblütigen Mord fähig...???

"Der Mann aus Kiel" bietet vor allem eine Bühne für die bezaubernde Heidelinde Weis, in deren Augen man(n) lustvoll versinken möchte. Der schöne Schein soll sich als sehr trügerisch entpuppen, hinter der anziehenden Fassade wütet die Verdorbenheit. Ich verrate an dieser Stelle sicher nicht zu viel, denn der Kriminalfall ist fraglos recht leicht durchschaubar. Weitaus interessanter ist das Beziehungsgeflecht der Charaktere, in dem bald die wahre Spinne im Netz erkennbar wird. Vielleicht wird der Zaunpfahl ein wenig zu heftig geschwungen, wenn man nebenher die von Weis gespielte Dora Korin als Schauspielerin bei einer Theaterprobe beobachten darf. Edwin Marian agiert als aufdringlicher Ex-Häftling weniger grobschlächtig als z. B. Peter Kuiper in "Der Untermieter" (Folge 87). Die zunächst unterschwellig bedrohliche Ausstrahlung weicht zunehmend, übrig bleibt ein tragischer und armseliger Wicht, eine starke Vorstellung (letztlich ergibt sich daher durchaus eine Parallele zu Kuipers Part in Folge 87). Peter Pasetti gibt zu Beginn den leicht unterkühlten und sachlichen Herrn des Hauses, als Opfer wird er früh aus dem Spiel genommen. Hans-Jürgen Schatz erliegt den Reizen von Heidelinde Weis, Kristina Nel bleibt unscheinbar, Ingeborg Lapsien sehen wir als freundliche Haushälterin. In einer kleinen Nebenrolle ist Helen Vita als unfreundliche Pensionswirtin am Start, Alf Marholm unterstützt die Ermittler mit telefonischen Auskünften.

Alfred Vohrer inzenierte bodenständig, hin und wieder blitzt feiner Humor auf, die Beziehung zwischen Heidelinde Weis und Hans-Jürgen Schatz sorgt für einen zarten Hauch Sleaze. Auf den ersten Blick mag Schatz zu sehr ein biederes Bürschlein sein, doch eben diese Eigenschaft lässt ihm zum idealen Spielball werden. "Der Mann aus Kiel" brodelt von Beginn an, dank des starken Ensembles fesselt die Folge den Zuschauer bis zur letzten Sekunde, obschon sich das bittere Finale schon lange zuvor abzeichnet. Frank Duval untermalte das Geschehen mit angemessenen Tönen. Ein unterhaltsamer Beitrag zur Reihe der auf starke Darsteller baut, während für Freunde des Rätselratens weniger Substanz geboten wird. Habe ich etwas vergessen? Klar, für Berger bleiben erneut nur Handlangerarbeiten übrig, manchmal frage ich mich, ob Willy Schäfer als Sklave in der Abstellkammer gehalten wurde.

7/10 (gut)
Superturd

RANG Deckschrubber

#4916 - 20.12 16:19

Colombiana

Als Cataleya 9 Jahre alt ist werden ihre Eltern von der kolumbianischen Mafia ermordert. Ihr wird trotzdem die Obhut der Mafia angeboten, doch Cataleya entschliesst sich zu flüchten und bei einem Onkel in Chicago unterzutauchen. Getrieben von Rache lässt sie sich zu einer Profikillerin ausbilden und versucht Jahre später mit einer Mordserie den Mörder ihrer Eltern zu provozieren.

Auch wenn Luc Besson als Produzent tätig war hat der Film nur sehr wenig mit "Leon - der Profi" gemeinsam. Zwar werden in beiden Filmen Episoden von Profikillern erzählt, allerdings setzt Colombiana deutlich mehr auf die Action-Schiene als auf Drama.

Und von der Action her weiß der Film auch zu unterhalten. Die Killer-Szenen sind abgehoben, aber nicht allzu unglaubwürdig. Es wirkt durchaus durchdacht, was einem geboten wird. Das die Actionszenen selbst sich ziemlich überzeichnen ist auch nicht weiter tragisch, weil es schon ziemlich nett anzuschauen ist.

Allerdings führt das hin und wieder doch zu völlig skurillen Szenen.
Zum Beispiel wo Cataleyas Onkel Emilio vor ihrer Schule auf offener und belebter Straße in ein Auto reinballert, einen Verkehrsunfall verursacht, nur um seiner Nichte zu erklären, daß sie erstmal noch zur Schule gehen soll.

Im Grunde scheint die Welt, mal abgesehen von einigen Polizisten, nur aus Vollidioten zu bestehen, allen voran die Protagonistin, der man in jeder 2. Szene das berühmte Homer Simpson-Zitat in den Mund legen könnte: "Warum müssen meine Handlungen auch immer wieder Konsequenzen haben!"

Von der Faszination eines Leon ist dieser Film mit solch plumben Figuren und einer selbstlaufenden Geschichte weit entfernt. Dennoch kann man ihn sich durchaus mal ansehen, denn er sorgt für gute Unterhaltung in Gesellschaft.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4917 - 20.12 23:21





The Dead (Großbritannien 2010, Originaltitel: The Dead)

Zombies in Afrika! ...nur in Afrika?

US-Lieutenant Brian Murphy (Rob Freeman) ist in Afrika stationiert, zu den Aufgaben des Ingenieurs zählt die Instandsetzung technischer Gerätschaften. Momentan sitzt er gemeinman mit vielen anderen Menschlein in einem von ihm notdürftig zusammengeflickten Flugzeug, nahe der westafrikanischen Küste stürzt die Maschine in die Fluten, der Lieutenant überlebt den Absturz und wird an Land gespült. Die panische Flucht war nicht grundlos, der Landstrich wurde von Zombies überschwemmt, die Lage entpuppt sich auch am Ort des Absturzes als völlig unübersichtlich, chaotisch. Ruhe wird Murphy nicht gegönnt, an Land muss er sich sofort gegen nahende Untote zur Wehr setzen. Halbwegs brauchbar bewaffnet gibt er Fersengeld, wenig später findet er einen PKW, macht die alte Karre flott, schleicht mit seinem Gefährt durch die Landschaft. Als er sich im unwegsamen Gelände festfährt, gerät er abermals in eine lebensgefährliche Situation, glücklicherweise wird Murphy in letzter Sekunde vom einem afrikanischen Soldaten gerettet. Sergeant Daniel Dembele (Prince David Oseia) ist desertiert, nachdem er in seinem Heimatdorf die grausam verstümmelte Leiche seiner Frau vorfand, er will seinen verschwundenen Sohn um jeden Preis suchen und retten. Um in dieser unüberschaubaren Hölle zu überleben, müssen die Männer ihr gegenseitiges Mißtrauen überwinden...

Längst wurde der Markt regelrecht mit Zombiefilmen geflutet, was meiner Vorliebe für diese Gangart freilich sehr zuträglich ist. Zugegeben, längst nicht jeder Beitrag erreicht zumindest ein unterhaltsames "Mittelklasse-Niveau", jedoch ragen immer wieder besonders gut gelungene Beiträge aus der Untotensuppe mit Fleischeinlage hervor. "The Dead" zählt zu den bemerkenswertesten Streifen der letzten Jahre, die Brüder Howard und Jonathan Ford haben tolle Arbeit geleistet. Die Zombies hat man ganz bewusst "klassisch" gehalten, hier sind keine Flitzer mit nahezu übermenschlichen Kräften am Start. Die Damen und Herren schlurfen mit trauriger Miene durch den Staub, ihr Erscheinungsbild entspricht den üblichen Gammelfratzen. So entsteht eine gewisse "Balance", denn gegen moderne "Superzombies" könnten sich die noch lebenden Akteure in diesem weitläufigen, offenen und nahezu gebäudefreien Areal nicht behaupten. Obwohl der Hauptcharakter ein talentierter Schrauber ist, soll sich das wiederbelebte Fahrzeug nicht als ultimativer Hoffungsträger erweisen, da es an halbwegs entspannt befahbaren Pisten mangelt, das "Helden-Duo" eiert im Schleichgang durch die Landschaft. Den Ford Brüdern gelingt es ganz vortrefflich, mit recht einfachen Mitteln eine stetige Bedrohung und Spannung köcheln zu lassen. Nirgendwo tut sich ein sicheres Schlupfloch auf, die finsteren Nächte legen sich wie ein verschlingender Albtraum über das Szenario. Sehr geschickt die Dosierung der Zombies, meist tauchen zwar nur wenige untote Lappen auf, die dann aber immer für Angst und Schrecken sorgen.

"The Dead" kommt mit einer kleinen Besetzung aus (bezogen auf die Überlebenden), die Hauptlast ruht auf den Schultern des talentierten Rob Freeman. Lieutenant Brian Murphy ist kein in strahlender Superheld, ebenso wenig ist er ein schmuddeliger Antiheld oder verkappter Bösewicht. Nein, der von Freeman zum Leben erweckte Murphy ist ein durchschnittlicher Typ mit Stärken und Schwächen, gewissermaßen ein "echter" Charakter, dessen Kampf ums nackte Überleben den Zuschauer berührt. "Normalos" haben ab und an damit zu ringen, dass sie als langweilig und flach empfunden werden. Davon ist Lieutenant Murphy angenehmerweise nie betroffen, Rob Freeman bringt seine Figur überzeugend und sympathisch rüber. Übrigens erinnert mich Freeman deutlich an Peter Kremer, der vielen TV-Krimifans als ZDF-Ermittler "Siska" ein Begriff ist. Ein gewissser Prince David Oseia füllt die zweite Hauptrolle aus, er begleitet Rob Freeman über einen längeren Zeitraum. Oseia mag nicht die Präsenz seines Mitstreiters besitzen, macht seinen Job aber insgesamt sehr ordentlich. Auf die übrigen Darsteller gehe ich nicht ein, dazu sind ihre Rollen schlicht zu klein, lediglich David Dontoh taucht kurzzeitig als nennenswerte Ergänzung auf. Rob Freeman war bisher überwiegend in TV-Produktionen zu sehen, den Werdegang des Schauspielers sollte man im Auge behalten, vielen Dank für diese starke Darbietung!

Bewährte Zutaten erfreuen das Herz des Zombiefanatikers. Langsam und trotzdem tödlich taumeln die Untoten durchs Bild, den Zuschauer wirft das Drehbuch ohne vorheriges Geplänkel mitten ins Geschehen, auf irgendwelche Erklärungsversuche wird verzichtet, das Finale passt wie der berühmte Arsch auf den Eimer. Was macht "The Dead" dann zu einem ganz besonderen Beitrag zum Zombietum, welches von mir seit Jahrzehnten verehrt und geliebt wird? Die sehr gut ausgeprägte Fähigkeit der Herren Ford, mit einfachen Mitteln einen sehr ansprechenden Streifen auf die Beine zu stellen? Die herrlich "altmodischen" Untoten? Der bestechend stark aufspielende Rob Freeman? Vielleicht auch die treffsicher und stilsicher eingestreute Portion Mettgut? Die mehr und mehr um sich greifende Hoffnungslosigkeit? Ja, diese Elemente leisten allesamt ihren Beitrag, die ganz grosse Zierde und Stärke des Films ist jedoch die (für eine Zombiesause) ungewöhnliche Kulisse! Die Dreharbeiten fanden grösstenteils in Burkina Faso und Ghana statt, die weite und anmutige Landschaft erweist sich als echter Glücksgriff, malerische An- und Ausblicke, die einen Konstrast zum Horror bieten. Flucht scheint in alle Richtungen möglich, aber wohin rennen ohne Schutz und Verpflegung, wenn hinter jedem Busch ein Untoter auf dich wartet? Ausgerechnet die Gluthitze Westafrikas verpasst dem Genre eine erstaunliche Frischzellenkur! Dem Film sehr zuträglich: im Busch gibt es kein Internet, keine Mobiltelefone, vielleicht darf zaghaft darauf gehofft werden, irgendwo ein intaktes Funkgerät vorzufinden. "The Dead" fühlt ebenso bewährt (Story) wie erfrischend (Umgebung) an, ein großartiger Film!

Savoy/Intergroove hat hat "The Dead" als DVD und BD veröffentlicht, im Handel findet der geneigte Interessent Ausgaben mit und ohne Bonus-Disc. Mir liegt die "2 Disc Edition" vor, die den Film auf BD anbietet, Zusatzmaterial wurde auf eine DVD gepackt, das BD-Case steckt in einem Schuber. Der Film liegt ungekürzt und in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation geht in Ordnung, der englische Originalton gefällt mir vom Zungenschlag her etwas besser.

7,5/10 (gut bis sehr gut / in Gedanken addiere ich einen weiteren Punkt für die grandiosen Locations, obendrauf einen Bonuspunkt für "100%-Wohlfühlsuhlenatmosphäre")!

Lieblingszitat:

"Ich möchte doch nur überleben."
Superturd

RANG Deckschrubber

#4918 - 22.12 15:25

Klingt nach ner Filmversion von Resi5.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4919 - 22.12 22:26


Grosse Hartbox (#117) von X-Rated


Fascination - Das Blutschloss der Frauen (Frankreich 1979, Originaltitel: Fascination)

Biggi und die Sense

Der kleine Gauner Marc (Jean-Marie Lemaire) ist auf der Flucht vor seinen Komplizen. Das Schlitzohr beabsichtigte die ehemaligen Mitstreiter zu übertölpeln, nun rennt er um sein Leben. In einem alten Schloss findet Marc ein geeignetes Versteck, seltsamerweise trifft er dort nur auf die beiden Schönheiten Elisabeth (Franca Mai) und Eva (Brigitte Lahaie). Die jungen Damen wecken die Neugier des Eindringlings, beantworten Fragen nur ausweichend, immer wieder ist von einer Zusammenkunft um Mitternacht die Rede. Mehr und mehr stürzt Marc in einen Taumel aus Verlangen und Lust, überspielt die eigene Unsicherheit mit einer aufgesetzten Mixtur aus Arroganz und Kühlheit. Als seine Verfolger plötzlich auftauchen, lernen die Schurken Eva auf eine besonders eindringliche und endgültige Art kennen. Marc wähnt sich derweil noch immer in einem harmlosen Spielchen überdrehter Weibsbilder. Er glaubt die Lage unter Kontrolle zu haben, daran ändert auch das Auftauchen der gestrengen Hélène (Fanny Magier) und weiterer Damen nichts...

Es war wieder an der Zeit sich einem von Jean Rollin inszenierten Filmerlebnis hinzugeben. Wer mehr über das Schaffen des leider 2010 verstorbenen Franzosen erfahren möchte, soll sich bitte im Netz nach entsprechenden Beiträgen umschauen. Ich verzichte an dieser Stelle auf das verdiente Loblied, da ich ansonsten vor lauter Begeisterung völlig die Contenance verlieren würde. "Fascination" lässt die Geschlechter aufeinanderprallen, das vermeintlich starke Geschlecht unterliegt dem ach so schwachen Geschlecht in jeder Hinsicht. Das Werk ist eine Liebeserklärung an die Frau, gleichzeitig verstrickt in ein Geflecht aus Begierden, Lust und Angst.

Zunächst zeichnet Rollin den männlichen Protagonisten als cleveren und abgebrühten Typ, der seine Komplizen weder achtet noch ernst nimmt. Überlegen im Wortschatz, besser gekleidet, hat Marc nur Gelächter für die groben Bauerntölpel übrig. Im Schloss angekommen weicht die Belustigung, den ihm gegenüberstehenden Schönheiten fühlt er sich dennoch überlegen. Mit Jean-Marie Lemaire hat Rollin diesen Part treffsicher besetzt, der Bursche verfügt über eine leicht schmierige und überhebliche Ausstrahlung, hat etwas "schäbig-schönes" an sich. Franca Mai und Brigitte Lahaie begegenen ihrem neuen "Gast" mit unverschämter Koketterie, deren Tragweite der Ankömmling nicht zu fassen imstande ist. Während sich Marc lustvoll zwischen Evas Schenkeln aufreibt, hat er sich bereits in einem gnadenlosen Netz verfangen, seine einbildete Dominanz verschleiert den Blick auf die kommenden Ereignisse. Längst hat der aufmerksame Zuschauer erkannt, wer in diesem Spiel die Geschicke lenkt, Marc bleibt diese Erkenntniss verwehrt, er verwehrt sie sich selbst. Später betritt Hélène die Bühne, an diesem Punkt glaubt der Herr der Schöpfung noch immer fest im Sattel zu sitzen. Mit der sich ankündigenden Mitternacht bricht schliesslich seine Unsicherheit hervor, die aufkeimende Angst lugt unübersehbar unter der harschen Tarnkappe hervor.

Kurz möchte ich auf die Qualitäten der Damen eingehen, zumindest die drei zentralen Charaktere Elisabeth, Eva und Hélène würdigen. Franca Mai ist in der Rolle der Elisabeth die menschlichste, schwächste (tatsächlich?) im Bunde, eine hübsche Frau die mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat (Spiel? Maskerade?). Brigitte Lahaie habe ich früher gern kritisiert, ihr Körper faszinierte mich schon immer, ihr Gesicht weniger. Spätestens seit der Sichtung des grandiosen "La nuit des traquées" (1980), verliere ich kein schlechtes Wort mehr über die Lahaie, dazu nötigte mir ihre Darbietung viel zu viel Respekt ab. "Fascination" drückt den Stachel weiter in mein altes Herz, zu bezaubernd wirkt Brigitte Lahaie, ich kann und will mich ihren Reizen nicht mehr entziehen (wer hat jemals behauptet, die Frau habe kein hübsches Gesicht? Unfassbar!). Rollin weiss um die optischen Qualitäten seiner Königin der Erotik, er entlockt ihr aber weitaus mehr als den sowieso omipräsenten Sexappeal. Als Eva pendelt Brigitte gekonnt zwischen aufgesetzter Naivität, wilder Lust und zieht als (h)eisskalte Erntemaschine alle Register. Der Zaunpfahl des Herrn Rollin ist eine Sense, hier erscheint euch nicht der alte Gevatter Tod, der klapprige Sensenmann, hier tilgt euch pure Schönheit mit todsicherer Präzision aus dem irdischen Dasein! Fanny Magier rundet die weibliche Dominanz ab, verleiht dem Triumph des starken Geschlechts den letzten Schliff. Damit genug zu den Mitwirkenden vor der Kamera, entdeckt diesen Film auf eigene Faust, das ist viel aufschlussreicher als mein verzweifelt um die passenden Worte kämpfendes Gesülze.

Wie man es von Rollin kennt und erwartet, verwöhnt uns selbstverständlich auch "Fascination" mit herrlichen Bildern und Farben, durch die die schaurige Schönheit der Damen und die herrliche Gruselgeschichte (?) in einen geschmackvollen Rahmen gebettet werden. Die Frau, Krönung der Evolution, überschäumender Fleischeslustpalast, Rausch der Sinne und Emotionen, rote Liebe, rote Verführung, rot rinnt das Leben aus dem Leib der Opfer und/oder Erlösten (?) (Übrigens sollte der Zuschauer jegliche Erwartungen in Richtung Mettgut vergessen, Rollin baut auf eine dem Theater ähnliche Darstellung/Ausführung entsprechender Szenen. Übliches Gepansche wäre IMHO sowieso unangemessen, störend. Siehe die Beschädigungen, die dem ansonsten durchaus reizvollen "Les raisins de la mort" (1977) dadurch zugefügt wurden). Rollin stellt viele Fragen, die Beantwortung bleibt dem Zuschauer überlassen, den zahllosen Hinweisen (?) kann jeder Betrachter in der eigenen Phantasie nachhängen. Die Frau als Essenz des Lebens, zerbrechlich und zugleich hart und kalt wie eine stählerne Klinge, verführerisch und sündig, klug, naiv, dem Spieltrieb folgend... Was bleibt da noch für uns Männer? Der ausgepresste Mann, ein trauriges Extrat ohne Nährwert? Immer wieder schreibe ich, dass man sich auf manche Filme mit Haut und Haaren einlassen muss, für Werke von Jean Rollin gilt dies in ganz besonderem Maße! Wer auf übliche Spannungsbögen, Abläufe und Logik konditioniert ist, sich nicht von diesen Hemmschuhen befreien kann/mag, der wird vermutlich wenig mit den Schöpfungen dieses grossen Filmachers anfangen können. Genug des Geschwafels, schaut euch den Film an!

Mir liegt "Fascination" auf einer DVD aus dem Hause X-Rated vor. Die gebotene Qualität geht in Ordnung, die angefertigte Synchronisation ist überraschend gut gelungen, leistet sich nur kleine und verzeihbare Schnitzer. Angenehmerweise bietet die Scheibe auch den französischen Originalton an, der sich auf Wunsch durch deutsche Untertitel ergänzen lässt. Zugegeben, im O-Ton wirkt die Lahaie noch verführerischer. Vorsicht: Die "Kaufhausversion" von VZM ist stark gekürzt, Finger weg! Mit der X-Rated DVD kann ich gut leben, der angekündigten US-BD sehe ich trotzdem erwartungsvoll entgegen, die wundervollen Bilder verdienen die bestmögliche Aufbereitung (hoffentlich bauen die Herrschaften keinen Mist).

Wenn ich "nur" extrem dicke 8/10 (sehr gut) ziehe, liegt es lediglich daran, dass andere Filme des Meisters die höheren Werte bereits für sich beansprucht haben. Die Punkteskala verkommt zur armseligen Krücke, dieses Schätzchen entzieht sich jedem Zahlenraster!

Lieblingszitat:

"Jetzt bist du in der Welt von Elisabeth und Eva. In der Welt von Wahnsinn und Mord."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4920 - 25.12 20:32


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 98 - Ein unheimliches Erlebnis (Deutschland 1982)

Anita Schneider (Louise Martini) ist sauer, ihr Gatte schenkt ihr auf einer Betriebsfeier zu wenig Aufmerksamkeit. Charmeur Answald Hohner (Claus Biederstaedt) nutzt die Gelegenheit, bietet der attraktiven Frau seine Dienste als Fahrer an. Freilich möchte Hohner sich eindringlicher mit der von ihm begehrten Dame befassen, ergo sucht man in einem Hinterhof ein unbeobachtetes Eckchen. Doch bevor die Körpersäfte fliessen können, fährt den Lüstlingen mit Nachdruck der Schrecken ins Gebein. Drei finstere Gestalten zwingen Hohner mit Waffengewalt dazu, eine offensichtlich verletzte vierte Person umgehend ins Krankenhaus zu transportieren. Als Anita und Answald einen etwas genaueren Blick auf den Fahrgast werfen, können sie nur noch den Tod des Mannes feststellen. Um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, platziert man die Leiche dekorativ auf einer Parkbank und sucht das Weite. Derrick und Klein übernehmen die Ermittlungen, denn der Banksitzer weist eine Schusswunde auf. Für Derrick ist der Tote kein Unbekannter, er hatte vor seiner Zeit bei der Mordkommission mehrfach mit dem Berufseinbrecher zu tun. Frau Engler (Agnes Fink), die Witwe des Getöteten, legt keinen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Polizei. Lieber ruft sie ihren ältesten Sohn Udo (Michael Wittenborn) herbei, der junge Mann studiert seit einiger Zeit in Heidelberg. Mutter Engler will Rache, drängt Udo zu Nachforschungen auf eigene Faust. Steuert die Familie auf eine weitere Katastrophe zu...???

Zunächst stehen Louise Martini und Claus Biederstaedt im Mittelpunkt, die im Verlauf der Folge noch mehrfach zu sehen sind. Während die von Martini dargestellte Anita Schneider in erster Linie um ihren Ruf besorgt ist, wird Biederstaedt in der Rolle des Answald Hohner nicht müde, die Frau seiner lüsternen Wünsche weiter zu umgarnen. Biederstaedt umgibt stets dieser Hauch eines durchschnittlichen Spiessbürgers, oft unangenehm schleimig, hinter dessen Fassade "unanständiges" Verlangen wütet. Angenehmerweise wurde Answald Hohner nicht so flach und einseitig angelegt, wie es der Zuschauer auf den ersten (und zweiten) Blick vermutet, Claus Biederstaedt meistert diese Aufgabe souverän. Interessante und erschreckende Einblicke in die Familie des Opfers dominieren nach der Frühphase, vor allem Agnes Fink spielt als "Albtraum-Mutter" großartig auf, fies, verbittert und fehlgeleitet. Ohne Skrupel drängt sie ihren ältesten Sohn zur Selbstjustiz, bemängelt mit Ausdauer dessen Wunsch nach einem Leben abseits krimineller Umtriebe. Michael Wittenborn hat es nicht leicht gegen die nahezu dämonische Präsenz seiner Filmmutter anzukommen, zieht sich aber durchaus achtbar aus der Affäre. Pascal Breuer und Viola Seth sehen wir als jüngere Geschwister Wittenborns, während Breuer starke Momente für sich beanspruchen kann, bleibt Seht unscheinbar und austauschbar, ihre Rolle gibt nicht viel her. Dirk Dautzenberg und Dieter Eppler wirken als Gauner und Komplizen des Erschossenen mit, Dautzenberg spielt erwartungsgemäß sehr launig auf, Eppler gibt kaum weniger überzeugend den kernigen Bösewicht.

Wie weit geht Familie? Wie ausgeprägt kann der Wunsch nach Rache sein? Würde eine Mutter die Zukunft ihres Kindes opfern, es als Werkzeug für die eigenen Vergeltungswünsche mißbrauchen? "Ein unheimliches Erlebnis" gibt klare und unmißverständliche Antworten auf diese Fragen. Sicher, die Phantasie des Betrachters wird in diesem Fall nicht gefordert, ihre Wirkung verfehlt die Folge dennoch nicht. Sehr positiv fällt auf, dass der erhobene Zeigefinger diesmal in der Tasche bleibt, eine Gängelung des Zuschauers findet nicht statt. Sogar dem windig-schleimigen Burschen dem Claus Biederstaedt Leben einhaucht, gesteht das gut gelungene Drehbuch eine gewisse Ambivalenz zu. Schön anzusehen das stimmungsvoll eingefangene Hinterhof-Milieu, in dessen Herz sich weite Teile des Daseins der Famlie Engler abspielen. Frank Duval legte seine Musik elektronisch geprägt an, mit gefällt der Soundtrack zu dieser Folge sehr, sehr gut, für meinen Geschmack hätte die Musik häufiger zum Zuge kommen dürfen. Regisseur Theodor Grädler liefert solide Arbeit ab, vielleicht hätte hier und da ein wenig mehr Schmutz und Popanz für zusätzliche Freude gesorgt, nötig hat "Ein unheimliches Erlebnis" dies jedoch nicht. Stark!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Die letzten Abende in Stichworten:

• Nightmare on Elm Street 5 - Das Trauma - Es geht weiter abwärts mit Freddy Krueger, immerhin ist die (damals) süsse Lisa Wilcox erneut am Start. Mehr als 5,5/10 sind nicht drin.

• Nightmare on Elm Street 6 - Freddys Finale - Bemüht sich um frischen Wind, leider machen die schlappen Hauptcharaktere einiges kaputt. Erneut reicht es für 5,5/10.

• Species - Viele Bekannte Gesichter plagen sich mit einem besonders cleveren und gefährlichen Alien. Sehr doof und ziemlich unterhaltsam! 6,5/10