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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4951 - 24.01 22:19


DVD von Optimum (Großbritannien)


Cry of the Banshee (Großbritannien 1970, Originaltitel: Cry of the Banshee)

Terror im ausklingenden Mittelalter

Lord Edward Whitman (Vincent Price) regiert den ihm untergebenen Landstrich mit kalter Härte, vor allem hat sich der "Edelmann" die Verfolgung und Vernichtung angeblicher Hexen auf sein Banner geschrieben. Eines Tages überfallen Whitman und seine Schergen die Hexe Oona (Elisabeth Bergner) und deren Anhänger, im Namen Gottes wird ein fürchterliches Blutbad angerichtet. Um Oona in besonderem Maße und mit sadistischer Freude zu demütigen, tötet Whitman die alte Frau nicht, er lässt sie mit dem Rest ihrer Gefolgschaft am Ort des Gemetzels zurück, schüttet Hohn und Spott über ihr aus. Oona verflucht den grausamen Lord, angetrieben von Hass und Rachsucht ruft sie Satan höchstpersönlich an. Tatsächlich erhört der Leibhaftige seine Dienerin, eine reissende Bestie dezimiert die Sippe Whitman ohne Gande. Lord Edward wird zunehmend von Angst und Paranoia ergriffen, die tödliche Schlinge zieht sich weiter und weiter zu...

Gordon Hessler inszenierte in der Zeit um 1969-70 mehrere Filme mit Vincent Price in der Hauptrolle. Darunter auch das hier kurz vorgestellte Werk, welches in Deutschland unter dem klangvollen Titel "Der Todesschrei der Hexen" vermarktet wurde. Wer sich für die Hammer-Steifen aus dieser Epoche interessiert, findet in dieser Produktion von AIP (American International Pictures) eine reizvolle Ergänzung. Hessler geht sicher eine Stufe ruppiger vor, als man es von Hammer, Amicus und Tigon kennt, doch die "grobe Kelle" steht der Thematik durchaus gut zu Gesicht. Die Handlung wurde im England des 16. Jahrhunderts angesiedelt, offenbar regieren noch die rohen Sitten des sich langsam verabschiedenen Mittelalters. Bereits die Titelsequenz von Terry Gilliam sorgt mit ihrer schaurig-schönen und humorigen Optik für beste Laune, stilvolle Kulissen und gute Kameraarbeit untermauern den sehr positiven Ersteindruck nachhaltig. Hessler lässt gewissermaßen alle Höllenhunde von der Leine, haut für damalige Verhältnisse mit Ausdauer und Kraft auf die Pauke. Es wird gefoltert und gemeuchelt, hier und da blitzen blanke Brüste auf, diverse Figuren schwanken zwischen vorzüglich gespieltem Wahnsinn und grotesk anmutenden Schwurbeleien. Nein, Schöngeister werden nicht bedient, greifen lieber zum wundervollen "Twins of Evil" (Draculas Hexenjagd, 1971) aus dem Hause Hammer.

"Cry of the Banshee" birgt jede Menge "Spalterpotential" in seinen fauligen Eingeweiden, bei Genrefans ist der Streifen keinesfalls unumstritten, erntet recht häufig Prügel. Hesslers barsche Gangart überträgt sich durch die Bank auf die Darsteller, sogar die Darbietung des ansonsten fast nie Frage gestellten Vincent Price sorgt in der Gemeinde für Uneinigkeit. Verdammt nochmal, was ist mit euch los? Price ist großartig! Er haut uns sein übliches (göttliches) Overacting mitten in die Fresse, erweckt den von Boshaftigkeit und Paranoia zerfressenen Landadeligen in Perfektion zum Leben! Ja, Lord Edward Whitman ist purer Abschaum, ein widerlicher und verachtungswürdiger Haufen Dreck, ich möchte Vincent Price für diese Leistung knutschen! So mancher Bösewicht erobert die Herzen der Zuschauer, von solchen Anflügen ist der hiesige Fiesling weiter entfernt als Graf Dracula vom freiwilligen Verzicht auf roten Lebenssaft. Seiner Gegenspielerin verleiht Elisabeth Bergner ein Gesicht, die ähnlich überzeichnet und irre agiert, Oonas Fratzen und Gegeifer sind ein echter Knüller! Essy Persson sehen wir als Eheweib des Lords, auch sie driftet in den Wahnsinn ab, droht gleichzeitig unter der Knute des Gatten zu zerbrechen. Carl Rigg und Stephan Chase sind als Söhne des Herrn Whitman am Start, Rigg zeigt sich eher milde, während Chase der Ekelhaftigkeit seines Erzeugers nacheifert. Hilary Heath mimt das Töchterlein des Lords, Patrick Mower den Stallburschen, Marshall Jones sehen wir als unsympathischen Geistlichen. Besondere Beachtung verdient Hugh Griffith, der ständig auf (und unter) dem Friedhof herumlungert und durchgedreht aus der Wäsche glotzt.

Hölle, was soll das verfluchte Gemecker, diese Sause bietet dem Fan eine feiste Prachtsuhle! Mit Wonne aale ich mich in kleinen Geschmacklosigkeiten, überzeichneten Charakteren, deblien Ritualen und tollen Kulissen, obendrauf gibt es ein wirklich mies ausgeführtes Ungeheuer (das aber sowieso kaum gezeigt wird). Ich liebe die kleinen Boshaftigkeiten, die Hessler uns mit Ausdauer auftischt. Beispiel gefällig? Junge Leute werden vor die Tafels des Lords gezerrt, bepöbelt und erniedrigt, schliesslich wie Vieh getötet. Will man dem Film einen Bezug zur damals aktuellen Lage der Gesellschaft zugestehen, lässt sich mühelos ein entsprechender Zusammenhang konstruieren: Friedliche und harmlose Blumenkinder tanzen in der Landschaft herum, die Staatsgewalt knüppelt sie ohne Sinn und Verstand nieder. Folglich mutieren die Hippies zu Radikalen, genauer gesagt zum Modewort der siebziger Jahre: Terroristen! Was auch immer uns der Film mitteilen will (falls überhaupt eine "Message" transportiert werden soll), mir hat "Cry of the Banshee" einen äusserst unterhaltsamen Filmabend beschert, vielen Dank dafür!

Optimum bietet das Werk in schöner Qualität an, leider gibt es lediglich einen Trailer als Zückerchen für den Fan. Wo bleibt eine Auswertung für den deutschen Markt? Der Film lief im Kino, erschien später auf Video, die Indizierung wurde bereits vor über zehn Jahren aufgehoben. Liebe Label, bitte bemüht euch um eine baldige Veröffentlichung, die der "Der Todesschrei der Hexen" redlich verdient hat!

Von meiner Seite begeisterte 8/10 (inkl. Fanbonus)

Lieblingszitat:

"Death will visit our house!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4952 - 26.01 22:30


Teutonen Western Collection von Koch Media


Das hier kurz vorgestellte Set aus dem Hause Koch Media enthält folgende Filme:

• Die Flußpiraten vom Mississippi
• Die Goldsucher von Arkansas
• Die schwarzen Adler von Santa Fe


Zunächst ein paar Worte zu "Flußpiraten" und "Goldsucher", ich werde meine Meinung zu "Santa Fe" (und dem in der Collection enthaltenen Bonusmaterial) nachreichen.


Die Flußpiraten vom Mississippi (Deutschland, Frankreich, Italien 1963, Originaltitel: Die Flußpiraten vom Mississippi)

Kelly (Horst Frank) befehligt eine Bande mieser Räuber und Mörder, regelmäßig überfällt das Gesindel brave Bürger und Siedler. In der Nähe des Piratennestes liegt die kleine Stadt Helena, der Trapper James Lively (Hansjörg Felmy) übernimmt den dortigen Posten des Sheriffs, nachdem der alte Gesetzeshüter einer Attacke der Mordbuben zum Opfer fiel. Lively hat noch eine Rechnung mit Kelly offen, der kantige Tom Cook (Brad Harris) steht seinem Freund zur Seite. Kelly will die Indianer für seine Zwecke mißbrauchen, tatsächlich geht deren Häuptling Schwarzer Adler (Tony Kendall) dem Schurken auf den Leim...

Regisseur Jürgen Roland bringt man hauptsächlich mit Kriminalfilmen (Edgar Wallace) in Verbindung, in der späten Phase seiner Karriere arbeitete er für das Fersehen ("Tatort", "Großstadtrevier". Doch unter deutscher Federführung entstanden in den sechziger Jahren auch Western abseits von Karl May, wie z. B. die hier kurz vorgestellten Streifen. "Die Flußpiraten vom Mississippi" geizt nicht mit schönen Landschaftsaufnahmen, die Geschichte kommt ohne Hänger aus (bietet als Sahnehäubchen eine überraschende Demaskierung), die Darsteller machen einen guten Job. Star des Films ist für mich Horst Frank, der sich herrlich fies und skrupellos geben darf, gewissermaßen in einer für ihn typischen Rolle zu sehen ist. Hansjörg Felmy in der Heldenrolle mutet zunächst ein wenig hüftsteif an, spielt sich aber schnell ins Herz des Zuschauers, Brad Harris steht im als kerniges Helferlein zur Seite. Tony Kendall sorgt als Indianerhäuptling für unfreiwillige (?) Schmunzler, die Rothäute haben den Verstand offenbar lediglich mit dem Teelöffel zu sich genommen. Karl Lieffen schleicht als geschäftstüchtiger Totengräber umher, die Damen werden von Sabine Sinjen, Dorothee Parker und Barbara Simon eine Spur zu bieder vertreten.

Fazit: Es muss nicht immer Karl May sein, die gierigen Flußpiraten sind eine sehenswerte Alternative/Ergänzung. Folglich setzt es dicke 7/10 (gut).


Die Goldsucher von Arkansas (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originatitel: Die Goldsucher von Arkansas)

In Marble City will sich ein Indianer haltlos besaufen, er schleppt einen Beutel voll feister Goldnuggets mit sich herum. Sofort wird die Gier der Anwesenden geweckt, doch bevor man der Rothaut entscheidende Informationen entlocken kann, wird diese von einem anderen Indianer getötet. Freichlich kommt die Stadt nun nicht mehr zur Ruhe, Goldsucher reisen aus allen Teilen des Landes an, der zwielichtige Geschäftsmann Matt Ellis (Mario Adorf) macht sich in Marble City breit. Phil Stone (Brad Harris) plagen derweil andere Sorgen, er will den Mörder seines Vaters erwischen, der Trapper Dan McCormick (Horst Frank) greift ihm nach Kräften unter die Arme. Bald haben die Goldsucher ein Camp errichtet, die Ausbeute lässt jedoch sehr zu wünschen übrig. Vor allem wird zunehmend der Zorn der ansässigen Indianer erregt, auf deren Gebiet die von den Weißen noch unentdeckte Bonanza liegt...

"Die Goldsucher von Arkansas" ist vor allem optisch deutlich opulenter als "Die Flußpiraten vom Mississippi" angelegt, die Kulissen sind aufwendiger, die Schauplätze vielfältiger, die Action- und Massenszenen eindrucksvoller. Auf dem Regiestuhl nahm Paul Martin Platz, dessen Laufbahn bereits in den frühen dreissiger Jahren begann. Hin und wieder dürfte die Inszenierung ein wenig straffer sein, Langeweile schleicht sich trotzdem nicht ein, die Enttarnung eines Charakters fehlt ebenso wenig. Diesmal macht uns Brad Harris den Oberhelden. Ich sehe den Burschen gern, er ist sicherlich nicht der allergrößte Schauspieler, gleicht darstellerische Defizite aber durch seine sympathische Art und vollen Körpereinsatz aus. Horst Frank ist ausnahmsweise nicht als Schurke unterwegs, er bleibt als Co-Held mit tragischer Vorgesichte ein wenig blass. Alles andere als unscheinbar agiert Mario Adorf, der als niederträchtiger Ganove durch das Szenario poltert. Ralf Wolter gibt den Depp vom Dienst, Dieter Borsche orgelt den Goldsuchern die Ohren voll. Dorothee Parker gewinnt erneut den Preis für die hübscheste Dame, Olga Schoberová spielt ihr braves Schwesterlein (hm, eventuell gefällt mir Schoberová sogar besser). Die Indianer sind schon wieder nicht die hellsten Köpfe, einmal mehr sind kleine Schmunzler die Folge.

Fazit: Ja, auch die Goldsucher unterhalten sehr angenehm, obschon ich den Flußpiraten knapp den Vorzug gebe. 6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Schon nach der Sichtung von zwei der drei im Set enthaltenen Filme, kann ich die "Teutonen Western Collection" jedem Freund gepflegter Eurowestern mit gutem Gewissen ans Herz legen. Bezüglich der Bildqualität haben die Goldsucher die Nase vorn, an den Flußpiraten gibt es aber nicht viel meckern, bei beiden Filmen zeigt der Daumen auch in dieser Disziplin nach oben. Die DVDs sind in einem schicken Digipak untergebracht, ein Schuber umhüllt das Set.


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 105 - Lohmanns innerer Frieden (Deutschland 1983)

Alexander Lohmann (Martin Benrath) wird nach fünfzehn Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Einst wurde er wegen des Mordes an einem Juwelier verurteilt, beteuerte aber stets seine Unschuld. Damals leitete der inzwischen pensionierte Kriminalbeamte Obermann (Hannes Messemer) die Ermittlungen, der Lohmann jedoch für unschuldig hält. Obermann sucht besorgt und nachdenklich Derrick auf, dem er von seiner Vermutung berichtet, überdies den ehemals ebenfalls verdächtigten Werner Schorff (Sieghardt Rupp) erwähnt. Besagter Schorff konnte seinen Hals aus der Schlinge ziehen, seinerzeit verschaffte ihm seine jetzige Ehefrau Hanna (Christiane Krüger) ein Alibi. Derweil kommt Lohmann bei seiner Schwester Helene Reichel (Christine Ostermayer) und deren Familie unter, Lohmanns Schwager Willi (Udo Thomer) ist offenbar davon überzeugt, dass der frisch Entlassene Rache üben will. Derrick und Klein verschaffen sich einen Eindruck von Lohmann und den Eheleuten Schorff, vor allem Hanna Schorffs Reaktion auf die Nachricht von Lohmanns Haftentlassung gibt den Ermittlern zu denken. Saß Lohmann tatsächlich viele Jahre unschuldig im Knast, welche Absichten verfolgt er nun...???

Martin Benrath gelingt die überzeugende Darstellung eines gebrochenen Charakters. Ein Mann auf der Suche nach Frieden, oder doch nur eine zur Schau getragene Maske? Die Leistungen der anderen Beteiligten sind überwiegend von solider Natur, leider gewährt das Drehbuch ihnen kaum Raum zur Ambivalenz. Sieghardt Rupp ist schlicht ein abstossender und feiger Bursche, Blondchen Christiane Krüger ein in sich zusammenstürzendes Nevenbündel. Christine Ostermayer sehen wir als gutherzige Schwester der Hauptfigur, Udo Thomer zeigt uns die fiese Fratze des braven Spiessbürgers. Stephan Hoffmann eifert seinem Filmvater Thomer nach, Karina Thayenthal bewegt sich auf der Schiene ihrer Filmmutter Ostermayer. Thayenthals Darbietung mutet ab und an eine Prise zu verschrobenen an, belebt das Szenario aber letztlich. Hannes Messemer und Hans Quest begnügen sich mit kleineren Nebenrollen, die Herren tauchten bereits mehrfach in der Reihe auf, Horst Tappert und Fritz Wepper spielen ihre Rollen mit gewohnter Routine.

Ex-Häftlinge sind kein neues Thema für Derrick. In "Schubachs Rückkehr" (55) agierte Udo Vioff als eiskalter Racheteufel, Peter Kuiper verhielt sich in "Der Untermieter" (87) wie die Axt im Walde. Während Vioff und Kuiper mit Konsequenz ihre Ziele verfolgten, wird Benrath zum Spielball seines Umfelds. Die liebe Verwandtschaft drängt ihm mit geradezu ekelerregender Hysterie ihre kranken Gedanken auf, die Folgen sind bitter, erschreckend und traurig. Problematisch ist der Verzicht auf eine vielschichtige Anlage der Charaktere, dieser Verzicht lässt "Lohmanns innerer Frieden" äusserst vorhersehbar ablaufen, immerhin entschädigt die Tragik des Finales für die vorherige Einfallslosigkeit der Geschichte. So grobschlächtig angelegt die Mehrheit der Figuren anmutet, so unpassend plärrt uns immer wieder die Musik von Frank Duval die Ohren voll. In "Tödliches Rendevous" (104) wurden seine Beiträge lediglich nicht unbedingt treffsicher eingesetzt, doch in diesem Fall gefällt mir die Musik nicht, zerrt fast ein wenig an meinen Nerven. Jürgen Goslar kann mit seiner Inszenierung die Schwachpunkte des Drehbuchs nicht übertünchen, der Derrick-Fan bekommt zumindest eine kurzweilige Folge serviert, die jedoch weit hinter den Höhepunkten der Reihe zurückbleibt.

6/10 (obere Mittelklasse)


Nun wurde bereits die siebte Box vollständig gesichtet, hier meine Lieblinge aus den Folgen 91-105:

• Folge 092 - Nachts in einem fremden Haus (Helmuth Ashley)
• Folge 094 - Ein Fall für Harry (Zbyněk Brynych)
• Folge 098 - Ein unheimliches Erlebnis (Theodor Grädler)
• Folge 100 - Die Tote in der Isar (Alfred Weidenmann)
• Folge 103 - Die kleine Ahrens (Günter Gräwert)

Hinter der Spitze tummeln sich gute Folgen, dazu ein paar Beiträge aus der Kategorie "solide Standardkost". Box 7 klingt auf kleiner Flamme aus, das folgende Set hält zum Auftakt einen Paukenschlag bereit! Fortsetzung folgt...
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4953 - 30.01 09:08



Dead Snow


Es war einmal eine Nazikompanie in den Bergen Norwegens...

So ungefähr fängt die Erzählung eines Fremden an, der in den verschneiten Bergen Norwegens auf eine abenteuerlustige Truppe trifft die gerade Fun-Urlaub in ihrer Blockhütte machen. Keiner von ihnen ahnt allerdings das sie bald selbst auf die lebendigen "Überreste" eben jener Nazi-Soldaten treffen werden...

Ein herrlicher Spass für Genrefans ist diese kleine Produktion aus Norwegen. Es treten absichtlich parallelen zu Genreklassikern auf und der Zuschauer merkt das die Produzenten und Darsteller wohl selbst Horror/Splatter-Fans sind. Einzig die Einführung der Geschichte bis zu dem Zeitpunkt in dem es "zur Sache" geht dauerte mir persöhnlch etwas zu lang, vorallem desshalb weil sich in dieser Zeit kaum Spannung aufbaut. Dann lässt "Dead Snow" die Nazi-Zombies los und der blutige Spass beginnt.
Ruft eure Kumpels an, besorgt ein oder zwei Kisten Bier und schmeisst "Dead Snow" in den Player, ihr werdet Spass haben
ASCH

RANG God of Clanintern

#4954 - 30.01 16:46

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 106 - Attentat auf Derrick (Deutschland 1983)

Derrick ist bekanntlich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, jedoch wird er bereits seit einiger Zeit von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Per Autotelefon kontaktiert er Harry Klein, gibt ihm seine akuelle Route durch. Tatsächlich passiert das Unglaubliche, mehrere Schüsse werden auf den Oberinspektor abgefeuert, der mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Harry geht der Anschlag auf seinen Freund und Kollegen sehr nahe, mit wilder Entschlossenheit reisst er die Ermittlungen an sich. Erste Spuren weisen auf das Umfeld eines gewissen Korda hin, der vor einigen Wochen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Derrick war damals der leitende Ermittlungsbeamte, im Gerichtssaal hatte der Angeklagte Drohungen ausgesprochen. Klein nimmt Kontakt mit dem ehemaligen Polizisten Jakobsen auf (Karl Renar), der den Gesetzeshütern bereits mehrfach hilfreiche Tipps geben konnte. Geschickt kann Harry Klein unerkannt das Vertrauen von Kordas Sohn Michael (Till Topf) gewinnen, aber kann er auch die clevere Ehefrau (Christine Wodetzky) des Straftäters täuschen?

Unfassbare Zustände in München, der Ermittler aller Ermittler wird zur Zielscheibe der Unterwelt! Obschon Horst Tappert gewissermaßen in eine Nebenrolle gedrängt wird, kann er aus dem Krankenhaus den Verlauf der Nachforschungen entscheidend beinflussen. Fritz Wepper macht sich gut in der Rolle des vorübergehenden Chefschurkenjägers, längst ist Harry über den Status des unscheinbaren Helferleins herausgewachsen, sehr angenehm. Willy "Berger" Schäfer kommt zu Beginn häufiger als üblich zum Zuge, verschwindet den aber doch recht flott aus der Handlung, erneut verweigert man dem dritten Ermittler eine tragende Rolle. Karl Renar wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Legalität und Halbwelt, bekennt allerdings schnell Farbe. Till "Tod eines Schülers" Topf überzeugt als naiver Sohn eines Schwerverbrechers, der Nachwuchs hat schwer an der brutalen Wahrheit zu knabbern. Christine Wodetzky füllt den Part der rachsüchtigen Gattin mit Leben, Gerd Böckmann kommt wie das Abziehbild eines rohen Gangsters daher. Böckmanns Charakter mag sich nach Karikatur anfühlen, trägt aber einen nicht unerheblichen Teil zum Unterhaltungswert bei. Ida Krottendorf und Dieter Eppler wirken in Nebenrollen mit.

"Attentat auf Derrick" bietet Fritz Wepper viel Raum zur Entfaltung, was der Figur Harry Klein ohne Zweifel sehr gut bekommt. Das Band zwischen Derrick und Klein erweist sich einmal mehr als untrennbar, für seinen Freund setzt Harry sogar das eigene Leben aufs Spiel. Freilich wacht die graue Eminenz im Hintergrund, denn Stephan Derrick kennt die ungestüme Seite seines Kollegen bestens. Klar, hier werden viele Klischees bedient, negativ wirkt sich dies zu keiner Zeit aus, der Ausflug in das München abseits der Gutbürgerlichkeit macht Freude. Das Böse hat sich längst eine solch gutbürgerliche Maske aufgesetzt, hinter die der eigene Nachwuchs mit Grausen blickt, zum Blick gezwungen wird. Autor Herbert Reinecker lässt Harry von der Leine, der sich prompt und erwartungsgemäß wie ein Bullterrier in die Aufklärung des Falles verbeisst. Klein bietet gar den Bonzen der örtlichen Polizeibehörde die Stirn, besteht erfolgreich darauf den Fall nicht wegen persönlicher Befangenheit an Kollegen zu übertragen. Regisseur Zbyněk Brynych fängt die Halbweltatmosphäre einiger Szenen punktgenau ein und setzt geschickt Kontraste. Box 8 steigt auf gutem Niveau ein, die erste Folge ist kein Oberknüller, fraglos ein guter Grundstein. Gebt mir meeehr!

7/10 (gut)

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Die Nachlese zur Teutonen Western Collection von Koch Media:

Die schwarzen Adler von Santa Fe (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die schwarzen Adler von Santa Fe)

Captain Jackson (Joachim Hansen) befehligt eine Truppe Soldaten, sein Fort erwartet den Angriff der neuerdings wieder aggressiven Indianer. Washington sendet den Experten Cliff McPhderson (Brad Harris) zur Unterstützung, wenig später trifft der wehrhafte Journalist Blade Carpenter ebenfalls in der befestigten Außenstelle der Armee ein. Noch ahnen die Helden nicht von den wahren Absichten des in der Nähe ansässigen Ranchers Morton (Werner Peters), der mit Hilfe seines eiskalten Schergen Gentleman (Pinkas Braun) einen perfiden Plan in die Tat umsetzen will...

"Die schwarzen Adler von Sante Fe" bietet weniger aufregende Kulissen und Massenszenen als "Die Goldsucher von Arkansas", das Staraufgebot sorgt erneut für grosse Freude. Zu Beginn prescht der Film flott nach vorn, hängt im Mittelteil leider durch (öder SingSang und noch öderes Getanze), das starke Finale entschädigt jedoch für die (wenigen) spröden Minuten. Brad Harris zeigt dem Fan seine Muskelpracht, gewinnt selbstverständlich das Herz der schönsten Frau am Set (Olga Schoberová, seine spätere Ehefrau). Horst Frank mutete in "Goldsucher" unterfordert an, diesmal trifft er in der Rolle des Co-Helden mitten ins Schwarze, sein Blade Carpenter ist herrlich! Mondgesicht Werner Peters kennt man als Schurken aus unzähligen Wallace und Co. Produktionen, auch als widerlicher und geldgieriger Rancher ist der Mann mit dem Mondgesicht eine sichere Bank. Nicht minder stark Pinkas Braun, dem der abstossende Schurke namens Gentleman auf den Leib geschneidert wurde. Tony Kendall macht uns erneut den Indianerhäuptling, er kommt leider selten zum Zuge, fraglos weniger dümmlich als in "Flußpiraten". Joachim Hansen bleibt unscheinbar, im Vergleich zu seinen Kollegen wirkt er sehr hüftsteif und uncharismatisch, immerhin nicht unsympathisch. Dem Streifen gelingt gar ein kleiner Kunstgriff, die unerotische Nervensäge Edith Hancke ist hier nicht nur erträglich, nein, irgendwie mag ich sie sogar.

Würde sich die Sause sich nicht sinnloserweise mittendrin selbst ein Bein stellen, wäre "Die schwarzen Adler von Sante Fe" vermutlich der stärkste Film aus dem schicken Set von Koch Media. Doch was solls, letztlich macht der Film jede Menge Spass, schon wegen der tollen Besetzung kommt kein Fan an diesem Stoff vorbei. 6,5/10 (oberste Mittelklasse, Tendenz zu 7/10)

Noch ein paar Worte zur Box. Der Bonusbereich gibt Trailer und Bildergalerien her, Höhepunkt sind jedoch Interviews mit Brad Harris und Horst Frank. Brad Harris plaudert auf unterhaltsame Art aus dem Nähkästchen. Horst Frank zieht in seinem letzten Interview (1999) ordentlich vom Leder, der Mann war ein Ereignis, grossartig! Die Filme bewegen sich allesamt im Bereich von 6,5-7/10, der Sammelwert für Liebhaber entzieht sich dem lästigen Punkteraster. Das Set gehört in die Sammlung eines jeden Freundes von Eurowestern, knuffige Filme wurden ordentlich aufbereitet und durch interessante Boni ergänzt. Pflichtkauf, Pflichtkauf, Pflichtkauf!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4955 - 02.02 07:43





Red Hunter (USA 1988, Originaltitel: Black Eagle)

Kleine(r) Shô(w) auf Malta

Vor Malta stürzt ein Kampfjet der US-Truppen ab. Die Maschine war mit geheimen Hightech-Waffen bestückt, welche keinesfalls in die Hände der Russen fallen dürfen. Hektisch schickt man den Spezialisten Ken Tani (Shô Kosugi) auf die kleine Insel im Mittelmeer, grösste Eile ist geboten, denn die Sowjets suchen bereits eifrig nach dem Wrack. Ken verspürt wenig Lust auf den Job, er wollte die kommenden Wochen friedlich mit seinen Söhnen Brian (Kane Kosugi) und Denny (Shane Kosugi) verbringen. Selbstverständlich hat der Geheimdienst an alles gedacht, ergo wurden die Blagen bereits eingeflogen, Ken soll die brisante Mission gewissermaßen beiläufig durchziehen. Father Joseph Bedelia (Bruce French) steht Ken hilfreich zur Seite, auf Seite der Russen sorgt Kampfschwein Andrei (Jean-Claude Van Damme) für grobschlächtige Gegenmaßnahmen...

B-Action aus den achtziger Jahren geniesst bei mir stets Kredit, auch eher nachrangige Streifen wie der hier kurz vorgestelle "Red Hunter". Malta liefert eine beschauliche Kulisse, die angenehmerweise immer wieder angemessen zum Zuge kommt. Regisseur Eric Karson fehlt das Gespür für einen angenehmen Erzählfluss, die Actionsequenzen zählen ebenfalls nicht zu den Glanzlichtern des Genres. Wirklich überraschend kommt diese Einsicht nicht, denn der wenig später von Karson inszenierte Klopper "Angel Town" plätschert sehr zähflüssig vor sich hin.

Shô Kosugi ist ein sympathischer Bursche der Kämpfe und Ninja-Schnick-Schnack hervorragend beherrscht, als Schauspieler und "Typ" aber eher blass und glatt anmutet. Leider bietet "Red Hunter" zu wenig Action, Ninja-Schnick-Schnack gibt es lediglich ansatzweise im Finale auf die Augen. So werden wir Zeuge wie sich der liebe Shô mit seinen Söhnen plagt (die nicht nur im Film aus seinem Stall stammen). Klar, die Bengel wollen Papi in den Ferien für sich beanspruchen, aber der Dienst am Vaterland kann nicht warten, immerhin muss der freie Westen vor den fiesen Kommunisten geschützt werden! Für Jean-Claude Van Damme bleibt der Part des Bösewichts, er sieht sehr fit und durchtrainiert aus, darf seine Kampfkünste aber viel zu selten zur Schau stellen. Zu Beginn steht Van Damme nur als stumme Drohung in den Kulissen herum, später gesteht man ihm immerhin ein paar Sätze zu, verleiht ihm menschliche Züge. Bruce French fungiert als Sidekick Kosugis, Vladimir Skomarovsky macht uns den Russen-Offizier, William Bassett vertritt die Interessen der westlichen Welt, der Rest der Besetzung ist kaum der Rede wert.

"Red Hunter" bietet ein typisches Szenario an, spielt vor einer tollen Kulisse, hat mit Kosugi und Van Damme (der zu dieser Zeit mit "Bloodsport" seinen Durchbruch feierte) zwei vielversprechende Action-Helden im Angebot, in den Nebenrollen tauchen ein paar angenehme Fratzen auf. Diese Elemente sollten ein solides Fundament für unterhaltsame B-Action liefern, doch die Verantwortlichen vergeigen ihre Chance weitgehend. Kosugi wird zu wenig gefordert, darf seine Stärken nicht ausspielen, Van Damme kommt noch schlechter weg, welch sinnfreie Verschwendung! Trotz der zahlreichen Kritikpunkte hat mich der Film unterhalten, meine Fanbrille färbt auch mittelprächtigen Stoff freundlich ein, ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Abschliessend ein paar Worte zur DVD aus dem Hause HDMV. Der Film liegt in brauchbarer Qualität vor, das Bonusmaterial ist vermutlich für Kampfsportler interessant, das Wendecover (mit einem alternativen Motiv) kommt ohne FSK-Flatschen daher.

Fazit: Als Van Damme Sammler komme ich nicht an diesem Werk vorbei, überdies zwingt mich mein Herz für B-Action auch zum Kauf schwächerer Genrebeiträge. Blende ich meinen Wahn aus, muss sich "Red Hunter" mit einer Bewertung von 5/10 begnügen, gegen jede Vernuft lege ich jedoch ein kleines Pünktchen drauf. Nur für tolerante Fans und Süchtlinge interessant, Gelegenheitsglotzer/Einsteiger finden weitaus besser geeigneten Stoff!

Lieblingszitat:

"Ich bin ein Mann des Friedens, ich will ihn nicht ins Jenseits pusten!"

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Ferner im Player:


Terminal Invasion (USA 2002) - Bruce Campbell und ein paar andere Gestalten sind in einem Schneesturm gefangen, die Damen und Herren sitzen auf einem kleinen Privatflugplatz fest. Fiese Ausserirdische weilen getarnt unter der Gruppe, es kommt zum Kampf auf Leben und Tod.

Bei dieser netten TV-Produktion führte immerhin Sean S. Cunningham Regie (Freitag der 13.), die Musik steuererte F13-Komponist Harry Manfredini bei, in der Hauptrolle erfreut uns B-Movie Ikone Bruce Campbell. Tatsächlich zaubert Cunnigham mit einfachen Mitteln netten Unfug aus dem Hut, man sieht dem Streifen sogar den schlechten CGI-Murks nach. Im O-Ton deutlich witziger, obschon die deutsche Synchro ist nicht so schlecht ist.

Kann man sich als Campbell Jünger durchaus geben, normale Menschen sollten "Terminal Invasion" jedoch meiden. Die DVD von Universal bietet eine gute Bildqualität, Boni sind nicht an Bord.

Freundlich gestimmte 6/10

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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Das Testament des Dr. Mabuse (Deutschland 1962, Originaltitel: Das Testament des Dr. Mabuse)

Gert hat Schmerzen

Mortimer (Charles Regnier) befehligt eine ruchlose Verbrecherbande, die für einen geheimnisvollen Chef ertragreiche Raubzüge durchführt. Stets verbirgt sich der Auftraggeber und tatsächliche Boss hinter einem Vorhang, keiner der Ganoven bekommt das Antlitz des finsteren Obermotzes zu sehen. Als ein bewaffneter Goldtransport von den Gangstern überfallen wird, erinnert die Vorgehensweise den leitenden Ermittler Lohmann (Gert Fröbe) an die Methoden des legendären Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss). Bei nüchterner Betrachung scheint eine Mitwirkung des Supergangsters unmöglich, immerhin fristet Dr. Mabuse sein tristes Dasein hinter den verschlossenen Türen einer Nervenheilanstalt. Der Leiter der Einrichtung Professor Pohland (Walter Rilla) gewährt Lohmann ohne Schwierigkeiten einen Blick auf Mabuse. Tatsächlich sitzt das wahnsinnige Genie entrückt in seiner Zelle herum, verbringt die Tage mit wirren Kritzeleien, mit unglaublicher Ausdauer füllt der durchgedrehte Dr. Mabuse zahllose Blätter Papier. Derweil kümmert sich Mortimer um die Rekrutierung eines neuen Mitstreiters, mit hinterhältiger Cleverness wickelt er den Boxer Jonny Briggs (Helmut Schmid) ein. Dessen Freundin Nelly (Senta Berger) zeigt sich zunächst sehr erfreut über das Ende der Boxerkarriere ihres Liebsten, wird aber bald von einem sehr unguten Gefühl ergriffen...

Einige Monate nach "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erreichte der vierte Teil der von CCC-Film produzierten Reihe die deutschen Kinos. Fans freuen sich über die Rückkehr von Gert Fröbe, die Regie übernahm Werner Klingler. Besagter Klingler zeichnet für den recht durchwachsenen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1962) verantwortlich, den ersten Film aus der Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC-Film. An dieser Stelle kann sofort Entwarnung gegeben werden, der vierte Mabuse-Streifen reiht sich ohne nennenswerte Schwachpunkte neben seinen Vorgängern ein. Der geneigte Zuschauer wird mit den ersehnten Zutaten verwönht, der Treffpunkt der Gauner befindet sich gut gesichert unterhalb einer Gruft, die Überfälle der Bande sind launig ausgeführt, wohlige Atmosphäre macht sich breit. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erzeugte vor allem durch die unheimliche Präsenz unsichtbarer/schemenhafter Gestalten eine herrliche Gruselstimmung, nun sorgt Wolfgang Preiss für diese Momente, dazu mehr im nächsten Absatz.

Da ist er also wieder, der allseits geschätze und verehrte Gert Fröbe. Selbstverständlich lässt sich Fröbe nicht lumpen, seine energiegeladene Vorstellung packt diesmal sogar noch energischer zu, das Nervenkostüm des Kommissars ist durch die zurückliegenden Erfahrungen dünner geworden. So poltert Fröbes Lohmann immer wieder lautstark durch die Kulissen, gerät zu allem Überfluss in höchste Lebensgefahr! Klar, mit Lobgesängen auf Gert Fröbe könnte man noch viele Seiten füllen, ich will es beim Hinweis auf seine erwartungsgemäß hochklassige Darbietung belassen, der Mann war ein Naturereignis, ist durch seine Schauspielerei unsterblich geworden! Neben Fröbe haben mich drei weitere Mitwirkende sehr begeistert: Charles Regnier, Walter Rilla und Wolfgang Preiss. Regnier gibt den vornehmen Ganoven, der sich die Hände nicht gern selbst beschmutzt, im Ernstfall aber nicht vor Gewalt zurückschreckt. Während die untergebenen Bandenmitglieder sich im Sumpf des primitiven Knallschotentums suhlen, erspielt sich Regnier geschickt die Sympathie des Zuschauers, obwohl an der Haltung Mortimers nie Zweifel bestehen. Walter Rilla kommt zunächst als freundlicher und hilfsbereiter Mediziner daher, darf dem Part des Klinikchefs aber später ganz andere Facetten hinzufügen, die akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Ausführungen. Ganz, ganz großartig Wolfgang Preiss, der nun nicht nur als kaum sichtbares Schreckgespenst mit minimaler Spielzeit agiert, er versprüht in seinen Szenen eine regelrecht dämonische Präsenz, eine fantastische Darstellung des Dr. Mabuse! Schaut euch das Duell zwischen Rilla und Preiss an, mehr verrate ich nicht. Die bereits genannten Herren sind vier verdammt gute Gründe den Film als Pflichtprogramm zu deklarieren, die Nebenfiguren sollen jedoch nicht ohne Würdigung bleiben. Harald Juhnke sorgt für einen (erträglichen) Anflug von Klamauk, er eiert als debiler Kriminalassistent namens Krüger um seinen Filmboss Gert Fröbe herum, nagt mit Ausdauer an dessen Geduld. Der Depp vom Dienst scheint quasi unvermeidbar, Juhnke zieht den starken Gesamteindruck glücklicherweise nicht runter. Helmut Schmid tappt als naiver Boxer in die Falle, Leon Askin mutet wie eine weniger wilde Ausgabe von Adi Berber an. Für Schmunzler sorgen die Namen der Gauner, wir haben z. B. "Augapfel-Rolf", "Lachgas-Frankie" und "Paragraphen-Joe" im Angebot. "Paragraphen-Joe" wird übrigens von Albert Bessler vortrefflich dargeboten, Rolf Eden ist als "Jeton-Eddie" am Start. Damen finden nur am Rande statt, Senta Berger gewinnt mit fortschreitender Handlung an Boden, Ann Savo hört in ihrer kleinen Rolle auf den Namen "Wackel-Heidi".

Wer durch die drei vorherigen Beiträge gut unterhalten wurde, der wird sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem vierten Auftritt des schröcklichen Supergangsters anfreunden. Das Ensemble ist großartig, die Kulissen und Schauplätze sehr stimmungsvoll, die Handlung schreitet ohne Durchhänger dem Finale entgegen. Sicher sind die Zusammenhänge leicht durchschaubar, dennoch packt der Film den Zuschauer, rundum zufrieden und bei bester Laune lag ich nach kurzweiligen 85 Minuten auf dem Sofa. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.

Zunächst belasse ich es bei dicken 7/10 (gut), aber da geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Verräter bestraft der Chef mit dem Tode!"


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 107 - Die Schrecken der Nacht (Deutschland 1983)

Ein vermutlich irrer Serienmörder verbreitet Angst und Schrecken, er fällt junge Frauen an und erwürgt seine Opfer. Seine bisher letzte Beute ist die Studentin Erna Wilhelm (Simone Rethel), der Killer meuchelte sie in einer Station der U-Bahn. Der alternde Ermittler Ludewig (Dirk Dautzenberg) bearbeitet den brisanten Fall, doch in der Chefetage vertraut man den Methoden des schwerfälligen Kriminalisten offensichtlich nicht allzu sehr. Ergo greift Harry Klein dem Kollegen unter die Arme, Derrick steht nach seinem Krankenhausaufenthalt noch nicht zur Verfügung, für ihn sind zunächst Rehamaßnahmen in einer Kurklinik angesagt. Ludewig beäugt die Arbeitsweise des flotten Klein skeptisch, vor allem mißfällt ihm der Einsatz von Carla Meissner (Monika Baumgartner), die junge Beamtin ist in den Nächten als Lockvogel unterwegs, freilich durch Klein beobachtet und geschützt. Verdachtsmomente sind keine Mangelware, allerlei seltsame Gestalten bevölkern das nächtliche München. Ein entscheidender Hinweis lässt allerdings auf sich warten, obwohl sich der überspannt wirkende Alwin Bosler (Volker Eckstein) äusserst merkwürdig benimmt...

Horst Tappert überlässt erneut Fritz Wepper die Bühne, Derrick taucht nach dem Anschlag auf sein Leben auch in dieser Folge nur als Nebenfigur auf. Dirk Dautzenberg liefert eine herrlich grantige Vorstellung ab, phlegmatisch und desillusioniert schleicht er durch das Szenario, wacht aber hin und wieder aus seiner Lethargie auf, herrscht ihm verdächtig erscheinende Personen in seinem Ruhrpott-Dialekt an: "Wo wollense denn hin"? Ganz klar, Dautzenberg zaubert uns einen der knuffigsten Charaktere der Reihe auf den Bildschirm. Monika Baumgartner regiert selbstbewusst über die Schrecken der Nacht, erweist sich als äusserst wehrhaft und im wahrsten Sinne des Wortes zupackend. Michael Toost spielt einen Kneipenwirt, Werner Asam den Sohn der Wirtes, Volker Eckstein taucht mal wieder als Gestalt am Rande des Wahnsinns auf. Simone Rethel und Ilona Grübel glänzen in den ersten Minuten der Folge als ängstliche Mäuschen, nicht grundlos, wie der Zuschauer wenig später erfährt.

"Die Schrecken der Nacht" ist ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln! Regisseur Zbyněk Brynych lässt den Popanz schalten und walten, manch enger Stirn wird vor Zorn der Schädel platzen! Ungewöhnlich auch die Verknüpfung mit der vorherigen Folge "Attentat auf Derrick", der liebe Stephan philosophiert vor sich hin, die Reha bereitet ihm keine Freude. Das Gespann Wepper, Dautzenberg und Baumgartner entpuppt sich als erfrischender Einschub, Tappert fügt dem Treiben ein schmackhaftes Sahnehäubchen hinzu. München bei Nacht, Zombies und Sittenstrolche kriechen aus ihren Löchern hervor. Ein Schaulaufen der unterhaltsamsten Sorte, der notgeile Masseur, der schleimige Hundebesitzer, eine alternde Lesbe auf der Suche nach der schnellen Nummer, der abstossende Bock im Park usw.. Vor allem die Familie Bandener, ständig auf der Suche nach ihrer "Musch" (wahlweise auch Muschi gerufen), mit Ausdauer treibt sich das Katzentier der Kneipeninhaber draussen rum (ebenfalls riemig, verfluchtes Mistvieh) falls dem nicht so ist, lungert sie unerlaubt in der Küche herum. Arme Musch, dein Fehlverhalten bleibt nicht ungesühnt. Tja, irgendwie sind alle Gestalten auf der Suche, manche finden den Tod, andere wurden bereits vom Wahnsinn eingeholt. Hölle, der alte Dautzenberg knirscht so unglaublich genial durch die Kulissen, dazu die göttlich irren Dialoge aus fast allen Mündern, unpackbar! Damit längst nicht genug, der Killer schleicht auf schlecht gestopften Socken durch die U-Bahn-Station, der Leisetreter des Todes geht um! Im Taumel dieser Übertreibungen rückt der Kriminalfall in den Hintergrund, die Aufklärung haut man uns nebenbei um die Ohren, mit einem lachenden Horst Tappert verabschiedet sich "Die Schrecken der Nacht". Frank Duval bemüht redlich darum seiner Elektronik unheimliche Klänge zu entlocken, seine Komposition klingt ähnlich überdreht wie sich die gesamte Folge anfühlt, ergo passt die Musik perfekt zu dieser wundervollen und gewollten Selbstparodie. Zbyněk Brynych gehört zu den auffälligsten Regisseuren der Reihe, viele Derrick-Fans lieben ihn, nicht wenige Verehrer von Stephan und Harry wenden sich während der Sichtung von Brynychs Beiträgen mit Grausen ab. Ich zähle zur ersten Gruppe, mit diesem ganz besonderen Beitrag hat sich Tscheche einen noch grössen Platz in meinem Herzen erspielt! München, die Hölle auf Erden, des Satans Sündenpfuhl! So, ich muss jetzt die Musch suchen, melde mich hiermit ab.

8/10 (sehr gut, Tendenz steigend)


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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 108 - Dr. Römer und der Mann des Jahres (Deutschland 1983)

In einem Forschungslabor wird ein Computerfachmann erschossen. Kurz vor der Tat fällt Zeugen ein Mann (Erich Hallhuber) auf, der dem vor drei Monaten verstorbenen Computerentwickler Dr. Römer wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Professor Rauh (Hans-Dieter Zeidler), seines Zeichens Leiter der Einrichtung, mag die Angaben der Beobachter nicht glauben, schliesslich hielt er auf Dr. Römers Beerdigung eine Trauerrede. Derrick und Klein beschäftigen sich mit dem Lebenslauf des Toten, offenbar hatte Dr. Römer mit einer psychischen Erkrankung zu ringen, der Tod ereilte ihn in der Klinik des Psychologen Professor Rotheim (Ernst Schröder). Rotheim hielt grosse Stücke auf seinen Patienten, bestätigt allerdings ausdrücklich dessen Ableben. Weitere Ermittlungen führen den Oberinspektor in das Haus von Professor Rauh, nur knapp kann Derrick einen Mordanschlag auf den Professor vereiteln. Nun ist sich der bisher skeptische Rauh ebenfalls sicher, der Angreifer war der angeblich tote Dr. Römer! Leider konnte Derrick nur einen Schatten sehen, der Täter entkommt im Schutz der Dunkelheit. Kann eine Exhumierung zur Lösung des mysteriösen Falles beitragen...???

Klatsch! Nach der grandiosen Folge 107 - Die Schrecken der Nacht geht es sofort mit dem nächsten Knüller weiter. Zuvor jedoch der übliche Blick auf das Ensemble. Erich Hallhuber schleicht durch das Szenario, keine grosse Herausforderung für einen Schauspieler, die Glanzlichter werden von Kollegen gesetzt. Besonders interessant die Darbietungen von Hans-Dieter Zeidler und Ernst Schröder, die auf den ersten Blick äusserst unterschiedlich angelegte Charaktere auf den Bildschirm bringen. Gewissermaßen ein Fernduell zwischen "Technokrat" und "Philosoph", unvereinbare Gegensätze, vereinigt im Fanatismus. Gisela Stein ringt als Witwe (?) Römer um Fassung, Kristina Nel zaubert als Mitarbeiterin des Psychologen Rotheim einen unterkühlten (dennoch seltsam reizvollen) Sexappeal ins Spiel. Maria Singer füllt das Klischee der kernigen Krankenschwester aus, obendrein ein Nönnchen, die Dame wäre in jedem Nunsploitation-Film gut aufgehoben. Horst Tappert und Fritz Wepper wühlen sich tapfer durch den Wust wirrer (?) Gedankengänge der in den Fall involvierten Personen, Sklave Berger darf pünktlich zum Finale eingreifen.

Was möchte uns Herbert Reinecker mitteilen, hegte der Autor etwa eine Abneigung gegen Psychologen und/oder selbsternannte Philosophen? Ist die Tiefe nur eine Illusion, will Reinecker uns lediglich den alten Hut von den "Irrenärtzen, die selbst irre sind" unterjubeln? Was auch immer sein Antrieb war, in "Dr. Römer und der Mann des Jahres" steckt viel mehr, der gern bemühte Vergleich mit dem prallen Füllhorn passt perfekt. Technik vs Philosophie, Logik vs Emotion, die Bedrohung durch immer "intelligentere" Computersysteme, die Rüstungsindustie, die Angst vor dem Atomkrieg, eine Tour de Force (Tour de Farce?) in den engen Rahmen einer Stunde gepackt. Herrlich das Forschungslabor, futuristisch leuchtend und pulsierend, eine Geräuschkulisse wie aus verschrobenen Klanggemälden der Pioniere Elektonischer Musik entliehen. Sinnlicher Höhepunkt: Ernst Schröder dreht am Rad, im Rausch des Wahnsinns kaum noch zur Einnahme diverser Pillen in der Lage. Das Ende: Hans-Dieter Zeidler lässt den Mad Scientist per Vorschlaghammer auf den Zuschauer los, eine Explosion aus Licht, der Abspann still. Theodor Grädlers dynamische Inszenierung passt vortrefflich zu diesem Wechselbad der Gefühle, dem Wirbelsturm des galoppierenden Hirnficks. An dieser Stelle muss ich aus dem Song "HERRMANN HIESS ER" von Nina Hagen zitieren:

Der Wahnsinn ist eine Reise zur Hölle
Das Gehirn erkrankt und schwankt
In immer neue Dimensionen
Da wo die bösen Mächte wohnen (© by Nina Hagen)


Wir wissen was passiert, letztlich ist Herrmann hinüberrrr.

7,5-10/10 (Abgehoben, abgefahren, weggetreten, abgetreten)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4956 - 06.02 10:29



Trust

Zu aller erst: Lasst euch nicht vom Cover täuschen! Es suggeriert einen Actionthriller. Das ist "Trust" allerdings alles andere, so eine Fehlentscheidung bei der Coverauswahl hab ich selten gesehen. Es handelt sich nämlich um ein Familiendrama mit dem ernsten Thema "Kindesmissbrauch". Clive Owen hält nur in einer kurzen "Traumsequenz" eine Waffe in der Hand.

Annie ist gerade 14 geworden und gut aufgehoben in ihrer Familie. Während ihr älterer Bruder auszieht, probt sie selbst flügge zu werden und trifft sich mit ihrem heimlichen Internetfreund Charlie. Der ist freilich ein Mittdreißiger, der sie nicht nur belügt, sondern in einem Hotelzimmer auch vergewaltigt und sich, nachdem die Straftat herauskommt, als notorischer pädophiler Krimineller entpuppt. Das FBI jagt ihn vergebens, Annies Vater flüchtet sich in Rachephantasien und die Tochter hält zu ihrem vermeintlichen Lover.

quote


Sehr gut gespieltes ernstes Drama mit einer fast schon zu überzeugenden Liana Liberato als kleine "Annie". Owen und Keener machen ihre Sache ebenfalls gut. Ihre Charaktere die mit der Zeit immer mehr zerbröckeln sind glaubhaft dargestellt. Ein Film um hinterher Diskussionen zu führen. Hat mir sehr gut gefallen.




The Mechanic

In einer unmoralischen Welt, in der das Gesetz des Stärkeren gilt, erledigt Profikiller Arthur Bishop seinen Job stets mit höchster Professionalität und im Alleingang. Langsam ins Alter kommend, nimmt er sich erstmals einen Lehrling. Der skrupellose Steve McKenna lernt schnell, zu schnell, und wird für Bishop bald zu einer tödlichen Gefahr.

quote


Ein Statham wie wir in kennen und lieben. Kalt und tödlich spielt er den Auftragskiller in diesem Actionthriller das übrigens ein Remake von "Kalter Hauch" mit Charles Bronson ist. Der Unterschied zu Stathams vorherigen Filmen liegt in der ungewöhnlichen Ruhe von "The Mechanic". Sein Charakter schlägt nicht alles im Alleingang kurz und klein, im Gegenteil Fightscenes gibt es gar keine. Die Action bezieht sich auf die Ausführung der Aufträge die ebenfalls "ruhig" angehen. Der Höhepunkt ist dabei zum Ende des Films angesetzt in dem es richtig zur Sache geht. Für einen gemütlichen Abend durchaus zu empfehlen.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4957 - 07.02 20:46





Sumuru die Tochter des Satans (Großbritannien 1967, Originaltitel: The Million Eyes of Su-Muru)

Die kleine Schwester des Dr. Fu Man Chu

Sumuru (Shirley Eaton) will die Weltherrschaft, Frauen sollen über den Planeten regieren. Ihre freundlichen Mitarbeiterinnen haben bereits viele mächtige Herren unter Kontrolle, doch Sumuru hat ihr endgültiges Ziel noch nicht erreicht. Auf der Speisekarte der nach Macht gierenden Dame steht Präsident Boong (Klaus Kinski), Staatschef einer asiatischen Republik namens Sidonesien und dem weiblichen Geschlecht hemmungslos verfallen. Nun wird dringend ein Experte oberster Güteklasse benötigt, um die gefährlichen Pläne Sumurus nachhaltig zu unterbinden. Nick West (George Nader) wird auf den Fall angesetzt, in Hongkong soll er für Sicherheit des gefährdeten Regierungschefs sorgen. Doch Sumuru sollte man(n) keinesfalls unterschätzen, jeder Fehler kann tödlich sein...

Wie der legendäre Dr. Fu Man Chu, stammt auch die wilde Sumuru aus der Feder des englischen Schriftstellers Sax Rohmer. Beide Figuren eint das Streben nach Weltherrschaft, der unbedingte Wille zum Erfolg wird mit Vorliebe durch Mord und Totschlag untermauert. Fu Man Chu schaffte es bereits vor dem zweiten Weltkrieg auf die Leinwand (ab 1929), in den sechziger Jahren (1965-69) verwöhnten fünf Fu Man Chu Streifen den geneigten Filmfreund, in allen fünf Werken verkörpert der einzigartige Christopher Lee den skrupellosen Superschurken. Sumuru brachte es in den flotten Sixties immerhin auf zwei Filme. Auf den hier kurz vorgestellen "Sumuru die Tochter des Satans", folgte 1969 der von Jess Franco inszenierte Flick "Die sieben Männer der Sumuru" (The Girl from Rio). Lindsay Shonteff nahm beim ersten Höllenritt der lüsternen Amazone auf dem Regiestuhl Platz, der 2006 verstorbene Regisseur drehte immerhin mehr als zwanzig Filme, ist aber leider nur noch einem kleinen Publikum bekannt. Den Zuschauer erwartet eine kurzweilige Agentensause, coole Helden, schrullige Typen und eine stattliche Anzahl schöner und bööööser Frauen. Wer nach Logik, Sinn und Verstand schreit, der macht vermutlich besser einen weiten Bogen um diesen Film. Mit Sumuru taucht der Fan in ein herrlich prickelndes Abenteuer ein, kann mit Genuss in der Welt der sechziger Jahre versinken. Freunde dieser Epoche bekommen die Vollbedienung auf dem Tablett serviert, inklusive stimmungsvoller Kulissen, Klamotten und Knarren.

George Nader ist vor allem durch seine Darstellung des Romanhelden Jerry Cotton in Erinnerung geblieben, dem er in acht Filmen (1965-69) ein Gesicht gab. Mir kommt Nader oft wie ein Verwandter von Norman Bates vor, obschon er uns gern als kleiner Bruder von James Bond verkauft wird. Was solls, irgendwie eiert Nader auf liebenswerte Art durch den Film. Spätestens wenn Frankie Avalon ihm Blumen ans Krankenbett bringt und Nader diese Geste mit dem selbstironischen Spruch "Bin ich eine Diva?" quittiert, hat der gute George sich auch meine Zuneigung erarbeitet. Ein hagerer Homosexueller rettet die Welt und alle Frauen liegen ihm zu Füßen. Das nenne ich subversiv, mutig und herrlich erfrischend, sehr schön, ein Faustschlag in die Fratzen reaktionäner Betonköpfe. Frankie Avalon fungiert als Co-Held, in erster Linie hangelt er sich auch "irgendwie" durch das Szenario, taumelt nahezu ohne Atempause auf dem schmalen Grat zwischen Spassvogel und Nervensäge umher. Nicht minder grotesk Wilfrid Hyde-White in der Rolle des britischen Geheimdienstoffiziers, der seine Schäflein mit schelmischer Cleverness vor sich hertreibt. Der Mann bekommt was er erwartet, notfalls hat der Gentleman ein geeignetes Druckmittel in der Hinterhand, welches er bei Bedarf mit diebischer Freude genüsslich ausspielt. Klaus Kinski taucht zwar lediglich in einer kleinen Neben(doppel)rolle auf, zieht aber richtig fett vom Leder. Nein, er keift nicht hysterisch herum, diesmal gibt er einen dauerspitzen Bock, der sich als erstaunlich tuntiger Weiberheld präsentiert. Schaut euch ganz genau die Szene an, in der er der vor dem Gesicht holden Blondine Maria Rohm seine Zunge aus dem Maul springen lässt, ich bin vor Freude auf dem Sofa rumgehüpft! Kinski total irre, aber doch völlig anders als vermutet, grandios! Zeit für die Damen! Shirley Eaton gefällt mir als Sumuru sehr gut, macht bitte nicht den Fehler sie mit Chris Lee zu vergleichen, dessen Dominanz Eaton selbstverständlich zu keiner Zeit erreichen kann. Ehrlich, wer könnte sich mit Herrn Lee messen, also übt Nachsicht mit Frau Eaton! Sumuru ist böse, sexy und scharf, wer will ihr da den Griff in Richtung Weltherrschaft verübeln. Von mir aus, ich stelle mich gern als Lustsklave zur Verfügung. Maria Rohm gerät ins das nähere Umfeld der angehenden Weltherrscherin, ihr Schauspiel wirkt noch sehr hölzern, in den folgenden Jahren machte sie in dieser Hinsicht deutliche Fortschritte. Ansonten ist mir vor allem Patti Chandler aufgefallen, die als Helferlein Sumurus nicht viel mehr leistet als ständig ohne erkennbaren Sinn zu lächeln. Aber wie sie lächelt, mhhhm, da möchte ich sofort in den Bildschirm hüpfen. Damit genug zur vor der Kamera agierenden Riege, es wäre ermüdend die Namen der weiteren Schönheiten und Gesichtsruinen aufzulisten, dazu bleiben die Randfiguren zu beliebig.

"Sumuru die Tochter des Satans" pendelt "irgendwo" (schon wieder eines dieser "irgend..." Wörter) zwischen Fu Man Chu, James Bond und Irrsinn umher, manchmal eine Spur zu brav, hier und da eine Prise zu blöd (was eventuell auf das Konto der deutschen Synchronisation gehen mag), bekommt aber immer "irgendwie" die Kurve, ist zu keiner Sekunde langweilig. Ernsthaftigkeit kann man der deutschen Synchro nicht vorwerfen. Teils haut sie uns plumpe Kalauer um die Ohren, jedoch ist auch angenehme Ironie auszumachen, die Synchro ist durch und durch ein Kind ihrer Zeit, Tarnung zwecklos. Für mein persönliches Phrasenschwein: Sumurus erster Auftritt ist ein putziges Knuffelchen mit jeder Menge Wohlfühlatmosphäre! Sicher nicht die Speerspitze bester Unterhaltung aus den Sechzigern, aber für Fans und Süchtlinge eine wahre Wonne! Ich verzichte auf eine Bewertung per Punkteskala, warum Liebe und Leidenschaft immer in ein Korsett pressen?

Einsteiger greifen zunächst zu Dr. Fu Man Chu, die entsprechende DVD-Box mit allen fünf Filmen aus den sechziger Jahren ist zum kleinen Preis erhältlich. Ihr wollt mehr? Dann holt euch "Sumuru die Tochter des Satans" ins Haus! Die DVD ist der Startschuss zur Reihe "Special Screenings", bald folgt mit "Teufelskreis Y" (Twisted Nerve, Großbritannien 1968) die #2 der Kollektion (eine längst überfällige Veröffentlichung, die ich gern der bereits vorhandenen UK-DVD zur Seite stelle). "Sumuru die Tochter des Satans" wird auf der Scheibe in der ungekürzten Kinofassung angeboten, die längere Originalversion ist leider nicht enthalten. Kürzungen sind generell skeptisch zu betrachten, in diesem Fall kann aber mit gutem Gewissen von einer alternativen Version gesprochen werden. Die enthaltene Fassung funktioniert, trotzdem wäre ich sehr gern zusätzlich in den Genuss der längeren Version gekommen (bei dem für die DVD aufgerufenen Kurs kein unverschämter Wunsch). Dennoch will ich nicht nörgeln, der Dank überwiegt, ich habe mich sehr über die Verfügbarkeit des Streifens gefreut! Qualitativ wird dem Zuschauer ein schönes "Kinobild" geboten, die Schärfe ist solide, die Farben frisch. Kratzer und kleine Jump Cuts werden "Sterilglotzern" sauer aufstossen, aus meiner Sicht verstärken sie die das "wohlige Nostalgiefeeling". Der Bonusbereich gibt eine Wochenschau aus der Premierenwoche (28/1967) her, den deutschen Kinotrailer und eine hübsche Bildergalerie. Weiterhin liegt ein Booklet bei, die DVD kommt in einem Amaray-Clone daher (warum kein Original-Amaray, dieser Titel ist keine Wühltischware!), das Case steckt in einem Schuber. Besagter Schuber wurde ansprechend gestaltet, transportiert die Stimmung alter Motive mit gutem Gespür in die heutige Zeit.

Fazit zum Film: Für Fortgeschrittene, Fans und sonstiges Gezücht! Fazit zur DVD: Macht nicht wunschlos glücklich, stellt allerdings einen guten Auftakt der Reihe dar, die ich zukünftig sehr wohlwollend und interessiert im Auge behalten werde. Die eingeschlagene Marschrichtung passt, mit ein wenig Feinarbeit könnten folgende Veröffentlichungen echte Überflieger werden!

Lieblingszitat:

"Was soll das? Ich habe meine Krankenversichrung immer pünktlich bezahlt!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4958 - 09.02 12:48

Im Ultrakurzformat:


• Im Körper des Feindes - Face/Off (USA 1997) - Groteskes Actiondrama mit John Travolta und Nicolas Cage. John Woo war in Hongkong deutlich bissiger, dennoch bietet "Face/Off" gute Unterhaltung. Zur alten Flipper-DVD gesellt sich nun die Blu-ray, welche den Zuschauer mit schöner Bildqualität verwöhnt, aber leider sehr geizig ausgestattet wurde .

Guter Stoff, macht immer wieder Spass! 7/10


• Inferno in den Ardennen (Italien, Frankreich, Deutschland 1967) - Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs liefern sich in Holland die deutschebn Truppen Gefechte mit unbeugsamen Partisanen. Während der verantwortliche Genreral der Wehrmacht (Curd Jürgens) einen milden Kurs fährt, dreht der zuständige SS-Obermotz am Rad. In diesem Getümmel versucht ein Gauner (Frederick Stafford) von den Nazis geraubte Diamanten in seinen Besitz zu bringen.

Ursprünglich wurde der Film unter dem Titel "...und morgen fahrt ihr zur Hölle" gezeigt. Mit Italo-/Euro-Kriegsfilmen macht man mir meist Freude, dieser von Alberto De Martino inzenierte Streifen verschenkt viel Potential, trotz hübscher Schausplätze und einer guten Besetzung -bereits die Mitwirkung von Curd Jürgens und Adolfo Celi ist ein Fest, auch wenn die Herren nur in Nebenrollen zu sehen sind- kommt die Sause fast nie über das gepflegte Mittelmaß hinaus. Gewissermaßen ein kleiner Bruder des herrlichen "Stosstrupp Gold". Für Kriegsfilm-Fans sehenswert, für den Rest eher verzichtbar.

"Die grosse Kriegsfilm Box 2" aus dem Hause MIG bietet vier Filme auf 2 DVDs an. "Inferno in den Ardennen" liegt in brauchbarer VHS-Qualität vor, Zeilenzähler sind fehl am Platz.

Sympathisch. Mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen hätte der Streifen das Potential zum Volltreffer! 6/10


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#3 der Grindhouse Collection aus dem Hause Subkultur



Frauen hinter Zuchthausmauern (Philippinen, USA 1971, Originaltitel: Women in Cages)

Pam und der Weltschmerz

Carol Jeffries (Jennifer Gan) hat sich nicht den nettesten aller Macker ausgesucht, der fiese Drecksack schiebt der jungen Frau ein Päckchen mit Drogen unter, entzieht sich auf diese Art dem Zugriff der Gesetzeshüter. Zehn Jahre philippinischer Knast warten auf Carol, vor allem der fürchterliche alltägliche und ausdauernde Terror, den die sadistische Schliesserin Alabama (Pam Grier) mit Wonne ausübt. Alabama hat als Ober-Aufseherin fast völlig freie Hand, die verschrumpelte Direktorin lässt ihre beste Mitarbeiterin nach deren Belieben schalten und walten. Verzweifelt hofft Carol auf die Hilfe ihres feinen Freundes, der möchte die potentielle Belastungszeugin jedoch ausschalten, ergo setzt man die drogenabhängige Stoke (Roberta Collins) auf ihre Zellengenossin an. Gibt es eine Überlebenschance in dieser Hölle auf Erden, kann Carol zumindest auf Unterstützung durch die anderen Frauen hoffen, mit denen sie und Stoke die düstere Gefängniszelle teilen? Ein lediglich fahler Hoffnungsschimmer, denn Sandy (Judith Brown) und Theresa (Sofia Moran) buhlen um Alabamas Gunst, während Stoke ihren Auftrag zu erfüllen hat...

Regisseur Gerardo de Leon inszenierte einen typischen Vertreter des Women in Prison Subgenres, der alle geschätzen und delikaten Zutaten kernig und punktgenau auf die Leinwand zaubert. Sex, Gewalt und Sadismus, klischeehafte Figuren, eine Suhle erster Güteklasse. Das Pendel schlägt hier ein wenig stärker in Richtung Gewalt aus, Nacktheiten spielen sich schon fast eine Spur zu brav ab, in dieser Disziplin bietet manch anderer Beitrag lustvollere Ein- und Ausblicke. Zu einem zünftigen Frauenknast-Reisser gehören möglichst schmuddelige Kulissen und eine räudige Atmosphäre, die diesmal sogar über den Knast hinaus geboten wird, dem Finale schippern wir fröhlich auf einem zum Bordell umfunktionierten Seelenverkäufer entgegen.

Stürzen wir uns mit angemessener Gier auf die Damenmannschaft. Dem Filmfreund werden erstaunliche viele wirklich attraktive Weibchen angeboten, hübsche Gesichter und wohlgeformte Körper bleiben nicht auf die "Heldin" und eine oder zwei Nebendamen beschränkt. Die tragische Hauptfigur muss sich auf meiner persönlichen Skala sogar sämtlichen relevanten Kolleginnen beugen. Jennifer Gan ist wahrlich kein Ausfall, überzeugt aber eher durch ihre recht gelungene Darstellung der naiven Carol, lüsterne Gedanken erzeugen andere Vertreterinnen des schönen Geschlechts. Klar, vor allem Blaxploitation-Göttin Pam Grier weckte meine Neugier. Anders als in späteren Vehikeln wie z. B. "Coffy" (1973) und/oder "Foxy Brown" (1974) gibt sie nicht die coole Superheldin, diesmal dürfen wir Pam als vor Sadismus und Hass überschäumende Aufseherin erleben. Per Drehbuch hängt man ein wenig Fleisch auf ihren Charakter, eine tragische Kindheit/Jugend in den USA sorgte für nachhaltige Verbitterung, die sie nun auf perverse Weise an ihren weitgehend hilflosen Opfer auslebt. Leider (Achtung: Chauvi-Alarm) bleiben Pams wunderschöne Brüste meist verborgen, selbst in den lesbischen Momenten erfüllt sich mein Wunsch nicht, schade. Egal, Frau Grier rollt wie ein Jagdpanzer durch das Szenario (nahezu) nicht aufzuhalten. Judy Browns Rolle bleibt zunächst ein wenig schwammig, was ihrem letztlich gar nicht so interessant angelegten Charakter zuträglich ist. Roberta Collins zieht die ganz, ganz böse Arschkarte, mehr verrate ich nicht. Sofia Moran gehört zu den schönsten philippinischen Frauen die ich je gesehen habe, sie hat ihre stärksten Szenen unter der Knute von Pam Grier (was durchaus wörtlich zu verstehen ist). Damit genug zu den Damen, zu den mitwirkenden Herren erspare ich mir Bemerkungen. Gut, ein Satz soll es sein: Fiese Fratzen und nicht ganz so fiese Fratzen ergänzen das Ensemble, Stars der Sause sind die Frauen, Ende der Durchsage.

"Frauen hinter Zuchthausmauern" ist für Women in Prison-Fans ein unverzichtbarer Beitrag, Einsteiger werden nicht durch allzu grausige Exzesse verstört. Gesittet und feinfühlig geht es freilich nicht zu. Sehr empfindliche Zeitgenossen sollten den Film meiden, wenn Pam zur Elektroschock-Therapie schreitet, dürfte sich manch zartes Pflänzchen fehl am Platze fühlen. Fazit: Schöne Frauen unter Druck und am Drücker, nahezu perfekt eingefangene Atmosphäre, tragische Momente (die vermeintliche Monster zu Menschen machen), Geballer und Fratzengeballer, Zuchthaus, Dschungel und ein Schiff voller Schweinebacken. Grosses Lob für das packend konstruierte Beziehungsgeflecht der vier in eine Zelle gepferchten Damen, denen man teils sehr unterschiedliche Auswege (?) spendiert hat. Nach knapp 80 Minuten fällt der Vorhang, die knackig-kurze Spielzeit lässt zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen.

Die dritte DVD aus der Grindhouse-Reihe von Subkultur ist ein Volltreffer! "Women in Cages" liegt in sehr solider Qualität vor, zusätzlich gibt es die deutsche Kinofassung in sehr ramponierter Verfassung (der geneigte Filmfreund wird sich vermutlich über das herrliche "Schmuddelfeeling" freuen. Ich bin fraglos begeistert, die Rödelinserts auf dem Schiff sind ein Augenschmaus, endlich Möpse). Ferner ist ein kurzes Interview mit der sympathischen Judy Brown vorhanden, diverse Trailer zum Thema "WIP" sorgen für eine weitere Steigerung der Begeisterung, von Subkultur gebastelter Unfug haut mich vom Sofa (wo kann ich die Handschuhe bestellen, ich habe noch ein paar Dinge mit einer Ex zu klären). Gekrönt wird die phantatische Veröffentlichung durch das Booklet, dort schreibt Pelle "Der gewaltig kommende Stern am Firmament einheimischer Exploitationexperten" Felsch unterhaltsam über das Thema Grindhouse. Er setzt damit seine Ausführungen aus dem Booklet zur vorherigen Scheibe der Collection ("Die Bestien"/"Der Schlächter" fort, in denen es zunächst um die hiesigen (leider verstorbenen) Bahnhofskinos ging. Pelle, ich liebe und verehre dich (aber das ist dir ja sowieso bekannt)!

"Frauen hinter Zuchthausmauern" mag ich "eigentlich" (widerliches Wort) keine Bewertung per Skala verpassen, aber bevor es wieder Boardmails hagelt: 7,5/10 (gut bis sehr gut). Die liebevoll gestaltete DVD verdient eine Wertung im Bereich der Höchstnote, klarer Kaufzwang!

Liebliingszitat:

"Niemand flieht aus meinem Gefängnis. Niemand!"
[LG]ASCH

RANG Kloputzer

#4959 - 11.02 23:06

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 109 - Das Mädchen in Jeans (Deutschland 1984)

Rita Hauff (Anja Jaenicke) ist geschockt, ihr Bruder Alwin wurde offensichtlich in der Wohnung der Geschwister vergiftet. Jemand platzierte tödliche Pralinen auf dem Wohnzimmertisch, ein leichtes Unterfangen, denn die Eingangstür zur Wohnung der jungen Leute ist nie verschlossen. Zunächst scheint es keine Ermittlungsansätze zu geben, Rita berichtet von einem grossen Freundeskreis, Feinde sind nicht erkennbar. Unerwartet gewinnen Derrick und Klein dennoch sehr schnell interessante Erkenntnisse. Rita Hauff ist mit dem gut situierten Professor Joachim von Haidersfeld (Herbert Fleischmann) befreundet, der Herr aus der oberen Gesellschaftsschicht wirkt wie ein Fremdkörper im Umfeld des Mädchens. Prof. von Haidersfeld steht ohne Umschweife zur Beziehung mit Rita, auch seine Ehefrau Dr. Ursula von Haidersfeld (Elisabeth Müller) ist über die ungewöhnliche Verbindung informiert. Während die Gattin des Gelehrten die Contenance wahrt, kann ihre Schwiegermutter Eliane von Haidersfeld (Alice Treff) den Unmut über den unerwünschten Lebenswandel ihres Sohnes nicht derartig souverän verbergen. Waren die giftigen Pralinen tatsächlich für Alwin Hauff bestimmt...???

Der von mir sehr geschätzte Herbert Fleischmann ist hier in einer seiner letzten Rollen zu bewundern. Leider verstarb er im Frühling des 1984, Fleischmann wurde lediglich 59 Jahre alt. Als Professor von Haidersfeld will er aus dem erzkonservativen Korsett der feinen Gesellschaft ausbrechen, unterschätzt bzw. negiert allerdings Reaktionen auf sein Verhalten. Dem Zuschauer wird ein sehr interessanter Charakter angeboten, der sich als "Rebell in den besten Jahren" einige Sympathien sichern dürfte, andererseits zu unbekümmert und egoistisch die eigenen Ziele verfolgt. Tatsächlich Ziele, oder will der Prof. letztlich nur ein wenig Abenteuerluft schnuppern, den Wünschen des dritten Frühlings nachgeben? Diese Fragen mag jeder Betrachter anders beantworten, fraglos gelingt Fleischmann eine erstklassige Darbietung. Anja Jaenicke agiert auf ihrer Ebene ähnlich sorglos wie ihr alternder Liebhaber, wird vom Drehbuch angnehmerweise nicht in das Klischee des geldgeilen Flittchens gezwängt. Elisabeth Müller und Alice Treff kommen tatsächlich wie klischeehafte Abziehbilder daher, stocksteif und auf die Wahrung der vornehmen Fassade bedacht. Ferner wirkt Anaid Iplicjian als Hausdame mit, Otto Bolesch sehen wir als etwas verschrobenen Nachbar der Geschwister Hauff. Fleischmann und Jaenicke sind die Zierde von "Das Mädchen in Jeans", Herbert Fleischmann hinterließ durch seinen viel zu frühen Tod eine schmerzhafte Lücke in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft.

Nach dem psychotronischen Ausritt in der vorherigen Folge (Dr. Römer und der Mann des Jahres), steuern Autor Herbert Reinecker und Regisseur Theodor Grädler nun wieder zurück auf die Piste der bodenständigen TV-Unterhaltung. Zunächst schmerzt die Erdung ein wenig, doch Fleischmanns starkes Spiel wischte meine trüben Gedanken rasch fort. Stellt Reinecker die Oberschicht an den Pranger, bewirft er die kleinen Leute aus der Nachbarschaft mit Dreck? Zynische Zwischentöne sind nicht zu überhören, jeder bekommt ein paar Backpfeifen verpasst, gleichfalls ist es nicht schwer Verständnis für alle agierenden Charaktere aufzubringen. Wie weit kann und darf Loyalität reichen, welche Dosis Demütigung hält ein Mensch aus, wie unvereinbar sind unterschiedliche Arten des Lebenswandels? Mir gefällt die vielleicht eine Spur zu schwammige Aussage dieser Folge, die Bitterkeit der Auflösung, welche im vorgegebenen Rahmen immerhin die gelungenste Variante hergibt. Zu Beginn lockt uns "Das Mädchen in Jeans" kurz in ein fieses Kneipenmilieu, Derrick stellt dort seine Gelassenheit unter Beweis, Klein seine Männlichkeit. Freilich dient diese Szene nur als Aufhänger, denn unsere Freunde und Helfer haben nie Feierabend, der Pieper meldet sich ohne Rücksicht auf Dienstpläne und Überstundenregelungen.

Knappe 7/10 (inkl. Fleischmann-Bonus)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4960 - 12.02 10:21



Cars 2

Leider nicht so gut gelungen wie der erste Teil, auch der Humor war im Erstling deutlich besser.




Le Mac - Doppelt knallt's besser

Zuhälter muss untertauchen um Drogenboss und Polizei zu entwischen. Letztere macht seinen Zwillingsbruder auswendig und überzeugt ihn davon undercover in seinen alten Posten zurückzukehren. Doch er ist nicht so ganz wie sein Bruder...

Aus Frankreich kommen so manche gute Comedy Filme, z.b. die zwei Teile der "OSS 117" Reihe mit Jean Dujardin in der Hauptrolle. "Le Mac" erreicht zwar lange nicht dessen Qualität, aber der teilweise unsinnige Brachialhumor sorgt allemal für gute Stimmung. Einen Blick könnt ihr riskieren, ich habs nicht bereut
ASCH

RANG God of Clanintern

#4961 - 12.02 22:44

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 110 - Die Verführung (Deutschland 1984)

Der Schüler Erich Wobeck (Hans-Jürgen Schatz) will die wilde Welt entdecken, doch seine neuen "Freunde" spielen ein falsches Spiel mit dem jungen Mann. Irgendwann steht Erich in einem fremden Haus, vor ihm liegen der ermordete Hausbesitzer und die zur Tat passende Waffe, Sekunden später ist die Polizei vor Ort. Einer der Ermittler kann den Anblick kaum fassen, Kommissar Wobeck (Gert Günther Hoffmann) steht seinem Sohn gegenüber! Sofort kontaktiert der Kommisssar seinen Kollegen Derrick, da er auf die Fähigkeiten des Oberinspektors vertraut. Erich berichtet von seinem Kumpel Willi Stein (Werner Stocker), der ins das Haus des Opfer eingestiegen war. Besagter Stein wird in einer Kneipe angetroffen, erhält jedoch durch die Aussagen des Gastes Karl Zander (Karl Obermayr) und dessen Sohn Heinz (Horst Kummeth) ein Alibi. Vor rund acht Jahren wurde Karl Zander durch Kommissar Wobeck überführt, wanderte damals wegen diverser Delikte ins Gefängnis. Offensiv stellt Zander seine Abneigung gegen Wobeck zur Schau, labt sich am Unglück des Kriminalbeamten...

Hans-Jürgen Schatz passt gut in die Rolle des biederen Bürschleins, sicher zum Zeitpunkt der Dreharbeiten etwas zu alt um einen Schüler zu spielen, doch darüber schaue ich gern hinweg. Erich Wobeck findet in seiner Familie keinen Halt. Die Mutter verstarb vor ein paar Jahren, dem Vater mangelt es an Einfühlungsvermögen, der ältere Bruder interessiert sich nicht für Erichs Gefühle und Gedanken. So liefert das Drehbuch die Erklärung für leichte Beeinflußbarkeit des Schülers gleich mit, ebenso für das Verhalten des offensichtlich völlig überforderten Vaters. Gert Günther Hoffmann ist vor allem als Synchronsprecher eine Legende, er überzeugt jedoch auch als verzweifelter Vater und hilfloser Ermittler. Richtig stark Karl Obermayr, ein verbitterter und von Hass zerfressener Krimineller, dessen unbändiger Zorn ihn über die Schwelle des Irrsinns treibt. Leider kommt Obermayr zu selten zum Zuge, da die Einleitung bis zum Mord bereits spürbar an der knapp einstündigen Spielzeit nagt. Horst Kummeth und Werner Stocker machen ihren Job ordentlich, gleiches gilt für Helmut Dauner, der als erster Lockvogel auf Schatz angesetzt wird.

"Die Verführung" bietet solide Durchschnittsware, einen Preis für Kreativität gewinnt Reineckers Plot ganz sicher nicht. Für Schmunzler sorgt Horst Tappert, der sich mehrfach über die Motive des Fieslings wundert, den hinterhältigen Plan als meschugge bezeichnet. Damit sollte vermutlich die erwartete Kritik abgeschmettert werden, schliesslich ist ein "Bekloppter" zu jedem wirren Gedankengang fähig, sei sein Plan auch noch so bescheuert. Mutlos, da traut manch andere Folge der Reihe dem Zuschauer mehr zu. Wenn schon auf den Gäulen namens Rachsucht und Wahnsinn geritten wird, dann hätte man Karl Obermayr mehr Raum zur Entfaltung gewähren sollen, die eigentliche "Verführung" komprimierter inszenieren können. Letztlich entsteht ein seltsam halbgares Gesamtbild, auf die sorfältige Einleitung folgt ein flaches Familendrama, obendrauf eine zu zahnlos gehaltene Rachesuhle. Ähnlich harmlos tönt die Musik von Hans Hammerschmid, die nie über unverbindlich-fröhliches Gedudel hinauskommt. Dank Horst Tappert und Fritz Wepper wird dem Fan immerhin der gewünschte Wohlfühlrahmen angeboten.

Knappe 6/10 (obere Mittelklasse)
TNT

RANG Deckschrubber

#4962 - 14.02 16:10

Esu, dann fingen wir mal an mit den Oscar-Kandidaten



The Descendants

Matts Frau liegt nach einem Speedboat-Unfall im Koma und wird aus diesem auch nicht mehr erwachen. Matt muss sich von nun an um seine beiden Töchter Scottie (10) und Alexandra (17) kümmern, für die er aufgrund seines Anwaltsjobs bislang nicht wirklich viel Zeit hatte. Scottie wird mit dem Verlust ihrer Mutter nur schwer fertig und deswegen bittet er Alexandra um Hilfe, doch erst einmal müssen die beiden die Schatten einer völlig verkorksten Ehe aufarbeiten, während Matt nebenbei auch noch als Treuhänder für ein gewaltiges Familiengrundstück auf Hawaii eintreten muss.

Der Film braucht ein wenig um in die Gänge zu kommen entfaltet sich dann aber zu einem packenden und amüsanten Familiendrama. Hawaii ist dabei als Schauplatz sehr gut gewählt, da es nicht nur ein unverbrauchtes Setting für Dramen ist, sondern gerade wegen dem Klischee des sonnigen und unbeschwerlichen Lebens einen starken Kontrast zur ganz menschlichen Normalität dieses Familienkonflikts bildet.

Der Film wird im ruhigen Tempo erzählt, was vor allem den Figuren sehr gut bekommt sich zu entfalten und situationsgemäß auszudrücken. Durchweg ist die Figurengestaltung und schauspielerische Darbietung des gesamten Ensembles großartig. Vor allem George Clooney, der mich schon in Up in the Air überzeugte, macht seinen Job auch hier wieder herausragend. Aber auch seine Tochter Alexandra weiß zu imponieren und faszinieren. Wenn die beiden zusammen der Vergangenheit ihrer sterbenden Mutter hinterherjagen erreicht der Film seine besten Momente.

Ganz zum Ende hin flacht die Erzählung allerdings wieder ab und verliert ein wenig an Substanz. Es fehlt irgendwie letztendlich ein großer Konflikt, der einen nochmal mitreissen könnte. Ein wenig mehr Handlung darf man einem Oscar-Film sicher schon zutrauen.
So wirkt das ganze letztendlich eher wie ein Pilotfilm zu einem TV-Drama statt wie ein eigenständiger Kinofilm. Allein diese ganze Geschichte um den Verkauf des Grundstückes hat kaum erkennbare Relevanz. Ich hätte mir am Ende schon gewünscht, daß es noch mehr Situationen gäbe, die diese Charaktere zu bestehen hätten.

Ich kann den Film trotzdem empfehlen, ist in jedem Falle sehenswert und interessant. Bin bei Oscar-Filmen eben nur eine Spur kritischer und Film des Jahres ist dieses Machwerk sicherlich nicht.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4963 - 14.02 22:29


Dr. Mabuse Box von Universum Film


Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (Deutschland 1963, Originaltitel: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse)

Beyond the pale

Dr. Mabuse hat seine sterbliche Hülle verlassen, sein Geist ist in den Körper von Professor Pohland (Walter Rilla) gefahren. Inspektor Vulpius (Werner Peters) interessiert sich für das Testament des wahnsinnigen Superverbrechers, welches momentan noch von Experten genauestens untersucht wird. Leider bleiben Vulpius die erwünschten Einblicke verwehrt, per Bombenanschlag wird die schriftliche Hinterlassenschaft Mabuses endgültig vernichtet. Derweil lässt Pohland/Mabuse den zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilten Briten George Cockstone (Dieter Borsche) gewaltsam befreien, weil er den Burschen als wichtiges Puzzleteil eines teuflischen Plans benötigt. Cockstone soll eine Erfindung an sich bringen, eine Erfindung die in den falschen Händen unermeßlichen Schaden anzurichten vermag. Professor Laurentz (Alfred Braun) hat einen Apparat entwickelt, mit dem sich Menschen unter eine Art Hypnose zwingen lassen. Tatsächlich ist dieses Gerät bereits funktionsfähig, wenig später wird Professor Laurentz unter merkwürdigen Umständen ermordet. Kann der britische Ermittler Bill Tern (Peter van Eyck) den gefährlichen Umtrieben Einhalt gebieten? Sein deutscher Kollege Vulpius vermutet längst eine Verbindung zu Mabuse, doch bekanntlich weilt das bösartige Genie nicht mehr unter den Lebenden. Pohland/Mabuse treibt den Bau weiterer Hypnosegeräte voran, gibt es für seine Gegenspieler eine Möglichkeit sich vor dem Einfluß des Apparates zu schützen...???

Dr. Mabuse geht in die fünfte Runde! Auf dem Regiestuhl nahm diesmal Paul May Platz, der mir vor allem durch die sehr unterhaltsame "08/15-Trilogie" (1954/55) in guter Erinnerung geblieben ist. Ärgerlich für die Kriminalisten, der Schurke ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen, übernimmt er doch frecherweise ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Bereits im vorherigen Film "Das Testament des Dr. Mabuse" agierte Mabuse durch Unterwerfung des Verstandes eines anderen Menschen. Hier geht der Grusel einen Schritt weiter, wir werden Augenzeugen wie Mabuses Geist gewissermaßen in sein Opfer fährt. Welche Marschrichtung schlägt die Reihe ein, driftet Mabuse in den Bereich Grusel/Horror? Nur ansatzweise, denn noch immer behalten Muster des Kriminalfilms die Oberhand, ergänzt durch Gruselelemente und Science-Fiction. Auf manchen Zuschauer mag diese Mixtur ein wenig unrund (vielleicht auch unentschlossen) wirken, meiner Meinung nach weht frischer Wind durch das Szenario, steht Mabuse noch immer unter Storm. Neu sind die klaren Ortsangaben, als Schauplatz in Deutschland wird Hamburg ins Feld geführt, auf dem Boden Englands dienen London und ländliche Gebiete als Handlungsorte.

Wir kommen nicht in den Genuss der Schauspielkunst des geschätzen Gert Fröbe, dessen ungeachtet muss sich das Ensemble keinesfalls verstecken. Peter van Eyck kehrt zurück, er war bereits im Erstling der Reihe (Die 1000 Augen des Dr. Mabuse, 1960) in einer Hauptrolle zu sehen, verkörperte damals jedoch eine andere Figur. In der Rolle des Ermittlers spielt sich van Eyck schnell in die Herzen der Zuschauer, vor allem die Szenen mit seiner Filmmutter Agnes Windeck sind allerliebst. Windeck mutet wie eine häuslichere Ausgabe von Miss Marple an, die ihren Sohn immer wieder mit ihrem messerscharfen Verstand beeindruckt, obendrauf gibt es eine warmherzige und humorvolle Schrulligkeit. Ja, Agnes Windeck sorgt für die besonders lustigen Momente dieses Films, sticht nebenbei alle Käuze (und manche Nervensäge) aus dem "Wallace, Mabuse und Co. Kosmos" aus, spielt sie mit ihrer Liebenswürdigkeit regelrecht an die Wand. War einleitend die Rede vom frischen Wind, trifft dies teilweise auch auf die dem "Stammpersonal" zugeteilten Rollen zu. So gibt Mondgesicht Werner Peters zur Abwechslung keinen schleimigen Bösewicht, er ist als engagierter und unbeugsamer Kriminalbeamter unterwegs. Ganz ohne Ausritt in die Finsternis kommt Peters nicht davon, ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Auch Klaus Kinski agiert anders als überwiegend üblich, freilich kommt er als Inspektor Joe Rank nicht ohne obskure Anflüge aus, bleibt dennoch recht bodenständig und erstaunlich "seriös". Walter Rilla fehlt die unheimliche Aura des "echten" Mabuse Wolfgang Preiss, ergo wird der Geist Mabuses gewissermaßen geerdet, gleichzeitig entgeht Rilla dem Vorwurf lediglich eine bemühte Kopie zu sein. Dieter Borsche wird zum wichtigen Helferlein des Geschöpfs Pohland/Mabuse. Die Nebenrollen geizen nicht mit bekannten Gesichtern, ein nahezu verschwenderischer Luxus, über den sich der Freund dieser Phase des deutschen Kriminalfilms freuen wird. Im Angebot haben wir Hans Nielsen als Yard-Boss, Wolfgang Lukschy als Gauner aus dem näheren Umfeld Mabuses, den knochigen Albert Bessler als Knallfrosch, Ady Berber macht uns den Galgentester. Fast hätte ich die Damen vergessen, da die wahre Dame Agnes Windeck ihre jüngeren Kolleginnen zur Randerscheinungen degradiert. Sabine Bethmann braucht Schutz, die kleine Liebesgeschichte an der Seite von Peter van Eyck war wohl unvermeidlich, Ruth Wilbert stellt eine entführte Prinzessin dar. Bethmann spielt hölzern, kann ihre schauspielerischen Schwächen leider nicht durch Sexappeal oder erhöhte Sympathiewerte ausgleichen. Zusammenfassend eine starke Truppe, kleinere Schwächen einzelner Darsteller sind unerheblich.

Sucht man nach einem Haar im schmackhaften Süppchen, könnte man dem Streifen wohl eine gewisse Unentschlossenheit anlasten. Mir gefällt die Sprengung des Genrerahmens, ebenso findet das abstruse Handlungskonstrukt meine Zustimmung. Auf den ersten Blick schmerzt die "entdämonisierung" der Figur Dr. Mabuse, doch letztlich verleiht der Film dem Superschurken einen frischen Anstrich. Die Atmosphäre packt mich, die Kulissen sind nach wie vor stimmungsvoll. Daher zeigt mein Daumen klar nach oben, das Ende macht Lust auf den nächsten Teil der Reihe, der übliche Kurzkommentar folgt nach der Sichtung. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar! Während die vier zurückliegenden Werke im damals gängigen "europäischen Breitbild" 1,66:1 präsentiert wurden, kommen die beiden letzten Beiträge in 1,33:1 daher. Kein Grund zur Besorgnis, alle Filme liegen damit im Originalformat vor!

Weniger als 7/10 (gut) möchte ich nicht ziehen, ich mag den Film vor allem wegen seiner kleinen und grossen Seltsamkeiten.

Lieblingszitat:

"Sie brauchen nicht zu verstehen, nur zu gehorchen!"


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Ferner im Player:

Dracula jagt Mini-Mädchen (Großbritannien 1972, Orignaltitel: Dracula A.D. 1972)

Ein älterer Ultrakurzkommentar:

Bei einem wilden Kampf im Jahre 1872 kommen Graf Dracula (Christopher Lee) und sein Widersacher Prof. Van Helsing (Peter Cushing) ums Leben. Ok, der Graf zerfällt natürlich zu Staub, tot ist/war er ja gewissermaßen schon. Ein Zeitsprung ins Jahr 1972. Jessica Van Helsing feiert in London wilde Parties mit ihren Freunden. Als Boss der Clique spielt sich Johnny Alucard auf. Während einer schwarzen Messe erweckt er seinen Meister per Blutspende erneut zum Leben. Dracula sinnt nach Rache an der Famile Van Helsing, doch ein Nachfahre seines damaligen Bezwingers stellt sich ihm in den Weg...

Zum sechsten Mal gab Christopher Lee in "Dracula A.D. 1972" für die Hammer Studios den blutsaugenden Grafen. Endlich steht ihm wieder Peter Cushing gegenüber. Ein Freudenfest für alle Hammerianer! Dazu gibt es tanzende und bekiffte Hippies in herrlich geschmacklosen Klamotten. Der deutsche Titel ist mal wieder völlig Banane, aber gerade deswegen irgendwie knuffig.

Diesen Film liebte ich schon als kleiner Pimpf. Ich liebe diesen Klassiker noch heute. Vielleicht mehr denn jemals zuvor!

10/10 - Einer meiner Überklassiker für die Ewigkeit!!!

Nachtrag: Die deutsche DVD bietet ein gutes Bild, bei der Ausstattung regierte ärgerlicherweise der Geiz. Die Synchronisation für unseren Markt ist gelungen, ich bevorzuge jedoch den englischen Originalton, Peter Cushing und Chris Lee ist im O-Ton noch grandioser! Freilich hätte der Film einen ausführlichen Kommentar verdient, aber wozu viele Worte, schaut euch diesen Schatz an!!!


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Species II (USA 1998) - Erneut müssen Michael Madsen und Marg Helgenberger die Welt vor Aliengezücht retten. Natasha Henstridge ist auch wieder dabei, ihre Rolle ist deutlich ambivalenter als zuvor angelegt.

Der Plot ist unfassbar bescheuert, doch genau dieses Versagen (?) macht den Film so sehenswert, hebt ihn aus der Masse belangloser Ami-Ware hervor. Die deutsche Synchro verpasst Marg Helgenberger eine fürchterliche Stimme. Da Michael Madsen im O-Ton sowieso massiv zulegt, empfehle nachdrücklich die auf der DVD vorliegende Fassung in englischer Sprache!

Grober Unfug mit hohem Spassfaktor! 6,5/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4964 - 17.02 10:03



Ironclad - Bis zum letzten Krieger

Im England des Jahres 1205 zwingt der aus einem Bürgerkrieg siegreich hervorgegangene Adel den unterlegenen König, eine neue Verfassung namens Magna Carta zu unterzeichnen. Der König aber ist ein schlechter Verlierer und holt heimlich ausländische Truppen ins Land, um mit ihnen einen Rachefeldzug gegen den geschwächten Feind zu beginnen. Auf der Festung Rochester verbarrikadiert sich ein winziges Häuflein von Adeligen, Wächtern und durchreisenden Tempelrittern, um der herannahenden riesigen Übermacht Widerstand bis zum letzten Mann zu leisten.

quote


Die Geschichte von "Ironclad" ist nicht sonderlich mit Tiefgang gewürzt. Mit einer Laufzeit von knapp 2 Std. gibt es leider auch den einen oder anderen Hänger. Dennoch ist der Film einen Blick wert, ist King John mit Charaktermime Paul Giamatti besetzt der herrlich böse seinen Rachefeldzug startet und auf Teutel komm raus seine Absichten durchsetzen will. Auf der Gegenseite stellt sich ihm James Purefoy als verstoßener Tempelritter der lieber Taten als Worte sprechen lässt. Und genau diese bringen dem Film dann "gewaltige" Actionszenen, und zwar sprichwörtlich. Die Brutalität sucht seinesgleichen, hier hat die FSK klar gepennt und den Film ab 16 freigegeben. Was allerdings anhand von abgetrennten Gliedmaßen, Folter und Gemetzel wirklich verwundert. Jonathan English zeigt uns mit seinem Werk schonungslos die Wirkung von Waffen in der damaligen Zeit.
Unterstrichen wird das ganze durch einen Genretypischen Score der zur Atmosphäre beiträgt.
Für Fans von Mittelalter Filmen ist er definitiv einen Blick wert, Storytiefgang sollte man aber nicht erwarten.




Priest

In einer postapokalyptischen Welt tobt seit Jahrhunderten ein unerbittlicher Krieg zwischen Menschen und Vampiren. Ein Priesterkrieger erfährt von erneuten Angriffen, die ihn persönlich betreffen: seine Nichte wurde von einem Schwarm grausamer Vampire entführt. Um sie zu retten, muss er seinen Friedenseid brechen und die Vampire jagen, bevor es zu spät ist.

quote


Eine Kriegergarde die aus Priestern besteht die ungewöhnlich starke Fähigkeiten haben? Dazu ein ewig dauernder Krieg mit Vampiren in einer postapokalyptischen Welt? Das sind Zutaten für einen mehr als ordentlichen Fantasy-Sci-Fi-Actioner!?
...Wenn das Wörtchen wenn nicht wär...denn "Priest" hält rein gar nichts von dem was er verspricht. Die Story ist langweilig und flach erzählt, die Charaktere zu 100% austauschbar und schlecht ausgearbeitet. Die Action sieht nach 08/15 aus, gepaart mit mittelmäßigen CGI-Vampiren.
Hier gilt einfach nur: Sehr gute Idee, schlecht umgesetzt.
Wirklich Schade, im Vergleich zu diesem Film sind die Underworld-Filme wahre Meisterwerke
ASCH

RANG God of Clanintern

#4965 - 17.02 13:53


DVD von Blue Underground (USA)



The Girl from Rio (Deutschland, Spanien 1969, Originaltitel: Die sieben Männer der Sumuru)

Heute Femina! Morgen die Welt!

Jeff Sutton (Richard Wyler) hat bei einem Raubzug satte zehn Millionen Dollar erbeutet, zumindest will man gewisse Personen davon überzeugen. Vor allem soll Sumuru (Shirley Eaton) auf Sutton aufmerksam werden, die in ihrer Stadt Femina eine stattliche Armee schmucker Damen befehligt. Sumuru arbeitet noch immer ehrgeizig an der Übernahme der Weltherrschaft, kann daher jede Finanzspritze gut gebrauchen. Klar, Jeff möchte nicht ohne Grund die Höhle der Löwin aufsuchen, doch inzwischen sind auch gewöhnliche Ganoven scharf auf den Zaster. Allen voran Unterweltboss Masius (George Sanders), der seinen Bluthund Carl (Herbert Fleischmann) auf Sutton ansetzt...

Bereits Sumurus erster Auftritt "Sumuru die Tochter des Satans" war ein wundervoller Ausflug in die zweite Hälfte der sechziger Jahre, Lindsay Shonteff inszenierte einen unterhaltsamen Ritt durch eine bunte und überdrehte Welt. Beim hier kurz vorgestellten Nachfolger übernahm Jess Franco die Regie. Der Spanier schenkt dem Zuschauer einen Ausflug in ein noch wilderes und verrückteres Universum, ich tauchte voller Wonne in diesen Kosmos ein, gleichzeitig fliegt das Werk kurzweiliger als ein Wimpernschlag über den Bildschirm, perfekte Unterhaltung der besonderen Art. Franco macht keine Gefangenen, bereits die Auftaktsequenz ist eine "erotisch-psychedelische Suhle" der herrlichsten Sorte. Es folgen wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft, darin eingebettet Sumurus Reich namens Femina, ein kühl-loderndes Gebilde aus Glas, Beton und Science-Fiction, garniert mit schönen Frauen und fiesen Folterinstrumenten. Erotik findet vor allem in Form von jeder Menge Schenkelgut statt, tiefere Einblicke bleiben die Ausnahme, eine eingestreute Lesbenszene hält sich recht brav zurück. Selbstverständlich sind die kämpferischen Amazonen in schlüpfig-schöne Uniformen gekleidet, nutzen phallisch anmutende Waffen und Hilfsmittel, irgendwie müssen die Herren der Schöpfung ihre Angst vor der emanzipierten Frau bewältigen.

Richard Wyler macht uns den Helden, er löst damit George "Jerry Cotton" Nader ab. Ob Agent, Detektiv oder Journalist, letztlich wollen die Herren allesamt kleine Brüder des omnipräsenten James Bond sein, Herr Wyler zählt zur Sorte der besseren Clone, liefert eine nahezu formvollendete Kopie. Über George Sanders kann man ähnliches berichten, Wyler macht uns den Bond, Sanders den kernigen Gegenspieler. Während Sumuru zu Hightech-Folterapparaturen greift, lässt Gangsterboss Masius seine Schergen lieber mit bewährter Handarbeit vorgehen. Während es Prügel hagelt, blickt Sir Masius belustigt in sein Popeye-Heftchen. Ausgerechnet mein Liebling Herbert Fleischmann ist als verlängerter Arm des Fieslings zu sehen, bei Bedarf schlägt der schleimige Drecksack auch Frauen, unglaubliche Zustände. Shirley Eaton führt die Damenmannschaft an, Sumuru hat nichts von ihrer Entschlossenheit verloren, geht zur Verwirklichung ihrer Vorhaben noch immer über Leichen. Maria Rohm fällt eine ambivalente Rolle zu, während die hübsche Marta Reves unter Sumurus Geiselhaft leidet, Elisa Montés und die zahlreichen anderen Damen fallen in die Kategorie schöne Dekoration.

Während Jess Franco mit dem britischen Produzenten Harry Alan Towers arbeitete, entstanden einige der zugänglichsten (kommerziellsten) Streifen des Spaniers. So ist auch "Die sieben Männer der Sumuru" ein für Einsteiger in Francos Schaffen gut geeignetes Werk, sofern der Zuschauer eine Vorliebe für die bunte Verschrobenheit der lautstark ausklingenden sechziger Jahre hat. Vielleicht wird sich manch "fortgeschrittener" Franco-Jünger über die Nähe zum Mainstream beschweren. Aus heutiger Sicht ist der Film vor allem durch und durch ein Kind seiner Zeit, ein Ausflug in die schöne Scheinwelt einer vergangenen Epoche. Erotisch, psychedelisch und grotesk, hier und da mit dem Hang zu bizarren Momenten, vor allem wunderschön!

Wo bleibt eine deutsche DVD zu diesem Film? Dank der Scheibe von Blue Underground kann man "The Girl from Rio" in schöner Qualität geniessen, dennoch hätte ich gern eine einheimische Veröffentlichung mit deutscher Tonspur in meiner Sammlung. Blue Underground bietet eine Featurette mit dem Titel "Rolling in Rio" an, dort kommen Franco, Towers und Eaton zu Wort, ferner gibt es eine Galerie mit Bildern zu bestauen und Texttafeln mit Informationen über Franco und Sumuru. Insgesamt eine sehr schöne Scheibe, jeder Franco-Fan muss zugreifen, Fans der späten Sechziger ebenfalls.

Verdammt, ihr wollt eine Bewertung in Zahlen? Mindestens 8/10 (sehr gut)! Wohlfühlfaktor = unermeßlich!

Lieblingszitat:

"If one of my girls isn't perfect, she must die!"

Bonuszitat:

"Let's get out of here, the party is getting rough!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4966 - 19.02 12:27

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 111 - Manuels Pflegerin (Deutschland 1984)

Als Dr. Wolfgang Rohm (Herbert Fleischmann) den befreundeten Dr. Masilke aus dem Hotel abholen will, muss der erfolgreiche Unternehmer eine fürchterliche Entdeckung machen. Masilke wurde liegt tot in seinem Zimmer, wurde offensichtlich Opfer eines kaltblütigen Mordes. Kurz zuvor hatte Rohm seinen per Zug angereisten Freund ins Hotel gebracht, Masilke wollte sich nach der langen Bahnfahrt ein wenig ausruhen. Zunächst ist zwar kein Motiv erkennbar, doch immerhin gibt es einen ersten Hinweis, der vermutliche Täter suchte sein Opfer in der Uniform eines Briefzustellers auf. Im Haus von Dr. Rohm treffen die Ermittler auf dessen Bruder Manuel (Sascha Hehn). Der junge Mann sitzt im Rollstuhl und wird von der attraktiven Ingrid Moorhof (Susanne Uhlen) betreut. Noch immer ergibt sich kein handfester Ansatz, wer sollte einen friedlichen, harmlosen und unscheinbaren Pensionär auf solch perfide Art töten? Der Blick auf die berufliche Vergangenheit des Ermordeteten fördert einen interessanten Arbeitgeber zu Tage, Dr. Masilke war in der Kernforschungsanlage Jülich tätig...

Der letzte Streich des von mir sehr geschätzten Herbert Fleischmann, mehr solide Vorstellung als imposanter Auftritt, die Fäden ziehen diesmal andere Gestalten. Fleischmann kümmert sich als Dr. Rohm liebevoll um seinen Bruder, zumindest sorgt er für eine angemessene Betreuung. Eine Rolle abseits des Klischees vom knallharten und gefühllosen Bonzen, trotz beruflichen Erfolges nagt das Gewissen ohne Unterlass am Nervenkostüm des Unternehmers. Sascha Hehn rollt munter durch das Anwesen, seine neue Pflegerin bringt den Hormonhaushalt des Querschnittgelähmten in Wallung. Hehn sehen wir in einigen Szenen in das schrecklichste Kleidungsstück aller Zeiten gestopft, das ekelhafte Polohemd von Lacoste, in den achtziger Jahren Erkennungszeichen aller Popper, Seitenscheitelträger und sonstiger Schleimbeutel. Hüstel, bevor ich völlig die Contenance verliere, attestiere ich Hehn eine durchaus brauchbare Leistung. Susanne Uhlen darf in erster Linie traurig aus ihren grossen Augen blicken, ein mörderisches Mahlwerk droht ihr kleines Leben zu zerquetschen. Franziska Stömmer sehen wir als eifrige Hausangestellte der Herren Rohm, Karl Lange (aka Carl Lange) stellt sein kantiges Gesicht für eine Nebenrolle zur Verfügung.

Nur kurzzeitig könnte der Zuschauer "Manuels Pflegerin" Pflegerin für ein übliches Rachedrama halten. Hier sind ganz andere Machenschaften im Gange, Derrick und Klein müssen sich mit Agentenpack aus dem finsteren Reich der Kommunisten plagen. Die Herkunft der Burschen wird nicht benannt, sollte aber für jeden Betrachter eindeutig sein. Vor allem zeigt die Folge auf, wie verkrampft der Umgang mit im Rollstuhl sitzenden Menschen vor knapp dreissig Jahren noch war. So mutet der übermütige und verliebte Sturz des Manuel Rohm ins Abenteuer sicher nicht allzu nachvollziehbar an, untermauert aber auf charmante Weise dessen berechtigten Anspruch auf ein Leben mit Inhalt und Leidenschaft. Ja, der Gesamteindruck mutet unrund an, die feindlichen Agenten sind nicht mehr als alberne Abziehbildchen, abgespulte Klischees. Derrick, Klein und Sklave Berger werden durch das engagierte Eingreifen eines Beteiligten zu Helferlein degradiert, daher bringt der Titel "Manuels Pflegerin" den Inhalt auf Punkt. Trotz diverser Kritikpunkte stimmt der Unterhaltungswert, vielleicht hätte Regisseur Helmuth Ashley ein wenig kerniger, ruppiger inszenieren sollen, doch das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Melancholische Klaviermusik lässt einen sympathischen Beitrag ausklingen, ich beschwere mich nicht über Sascha Hehn, was will man mehr? (Antwort: Zbyněk Brynych auf dem Regiestuhl!)

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

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Ferner im Player:


Species III (USA 2004) - Erneut geifert und ächzt ausserirdisches Gesindel umher, nun auf Teeniehorror-/Direct-to-DVD-Niveau (was nicht grundsätzlich schlecht sein muss, ich stehe bekanntlich auf billigen Schund). Naja, die Saat geht nur teilweise auf, kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Da ich die Box mit den Teilen i-III vor ein paar Jahren für weniger als 10€ erstehen konnte, will ich nicht zu hart mit dem Filmchen ins Gericht gehen.

5/10

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GSI - Spezialeinheit Göteborg: Riskantes Spiel (Schweden 2009) - Johann Falk (Jakob Eklund) und die anderen GSIler wollen einen Ring sprengen, der Frauen aus Osteuropa in Schweden zur Prostition zwingt. In einer Gastsrolle wirkt Anna Antonowicz (Lindenstrasse) mit.

Der Verdächtigen wirken eher wie Kleinkriminelle, der Einsatz einer Spezialeinheit scheint unangemessen. Leider bleibt die Hauptfigur Johann Falk recht blass, ausser ein paar Reibereien mit der direkten Vorgesetzen spielt sich nicht viel ab. Die Serie dümpelt weiter im Bereich der gehobenen Mittelklasse umher, auch in der fünften von sechs Folgen platzt der Knoten nicht vollständig, bleibt die Handbremse angezogen.

6/10
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4967 - 21.02 09:29



Wer ist Hanna?

Jahre sind vergangen, seitdem CIA-Agent Erik Heller (Adrian Brody) abgetaucht ist. Die Zeit hat er genutzt, in der skandinavischen Wildnis seine nunmehr 16-jährige Tochter Hanna (Saoirse Ronan) zu einer schier unbesiegbaren Mordmaschine auszubilden. Sie soll CIA-Agentin Marissa Wiegler ausschalten, die für den Tod von Hannas Mutter verantwortlich ist. Doch vorerst erwischt sie nur eine Doppelgängerin und wird auf ihrer Odyssee quer durch Europa von Wieglers Männer gejagt.

Saoirse Ronan ist der klare Mittelpunkt in diesem Rachethriller der vor schönen Kulissen spielt und eine tolle Optik zu bieten hat. Sie war mir bis dato nur aus der weniger gelungenen Romanverfilmung "In meinem Himmel" und dem Sci-Fi-Streifen "City of Ember" bekannt und zeigt hier ihr volles Potential. Das die Story ihre Schwächen hat und nicht ganz logisch rüberkommt, sowie die Actionszenen mit Daddy teilweise lächerlich sind (liegt aber an Adrian Brody der einfach nicht als Agent geeignet ist ) kann ich nicht abstreiten. Dennoch kann ich "Wer ist Hanna" jedem Thrillerfan empfehlen. Lasst euch aber nicht vom Trailer täuschen, denn wie so oft werden die Erwartungen in die falsche Richtung gelockt.




Avatar - Aufbruch nach Pandora

Hab den Film damals in Kino in 3D gesehen und war dementsprechend beeindruckt auch wenn die Geschichte sicherlich 100mal in anderen Variationen erzählt wurde. Im Vergleich dazu kommt "Avatar" meiner Meinung nach im Heimkino nicht ganz so gut rüber, viel von der Atmosphäre die nunmal so ein großer Kinosaal hergibt geht verloren und die "normale" Version verliert ohne die tollen 3D-Effekte seinen "Wow"-Effekt. Was übrigbleibt ist ein langer, mit schönen Bildern verzierter Abenteuerfilm der eine 08/15 Story erzählt.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4968 - 22.02 12:24

Wegen Zeitmangel in Ultrakurzform:


In der Höhle des schwarzen Panthers (Hongkong, Japan, Thailand 1973) - Rache ist Blutwurst! Herr Chiba zieht sich Dope und Stromschläge rein! Die mir vorliegende Fassung wirkt unrund und unvollständig (leider gibt hkcinemagic.com keine hilfreichen Infos her), die Qualitäten des Flicks sind bekloppter Natur, Sonny China goes Selbstkarikatur. Die DVD aus dem Hause NEW kommt nicht im korrekten Bildformat daher, Höhepunkt sind die Trailer zu anderen Eastern aus dem Programm des Labels.

Es gibt trashige Eastern die mehr Spass machen, es gibt Filme mit Sonny Chiba die weitaus mehr Spass machen. Insgesamt nett und halbwegs unterhaltsam, die starke Verwandtschaft lässt jedoch nicht mehr als wohlwollende 5/10 zu.


Abrechnung in San Franzisko (Italien 1976) - Roger Moore als windiger Mafia-Anwalt, Stacy Keach als Mann für die groben Aufgaben. Eine italienische Produktion die sich nicht so ganz entscheiden kann, ob sie zu ihren Wurzeln steht oder "auf Ami machen" will. Mir wäre mehr Italo-Feeling lieber gewesen, statt Maurizio Lucidi hätte Umberto Lenzi auf dem Regiestuhl Platz nehmen sollen. Moore und Keach gegen Tomás Milián und Maurizio Merli ausgestauscht, dazu ein wenig aufs Tempo gedrückt, fertig wäre eine Italo-Perle mit Sahnehäubchen. Aber ich will nicht unfair sein, die Herren Moore und Keach machen ihren Job ordentlich, das gemäßigte Erzähltempo stört mich nicht. Immerhin tauchen Romano Puppo und Peter Martell in herrlichen Nebenrollen auf.

Koch Media präsentiert den Film in schöner Qualität, der Bonusbereich ist eher dünn ausgestattet, ein kleines Booklet liegt bei.

Knappe 7/10 (kein Film für ungeduldige Zuschauer)
Honigmelone*würzig*

RANG Lord of Clanintern

#4969 - 22.02 20:26

The Fountain

Ein 1000 Jahre (spielt angeblich im Jahre 1500, 2000 und 2500) umfassender Film über das ewige Leben, Sterben etc.

Ganz ehrlich: ich hab den Film nicht so komplett verstanden, vlt. muss ich mir den nochmal angucken, vlt. gab es aber auch gar nicht so viel zu verstehen...

Insgesamt: Sehr schön anzusehen, mehr kann ich dazu auch nicht sagen.


Montag inner Sneak:
The Grey

Liam Neeson stürzt mitten im Nirgendwo in Alaska ab und gerät dabei mit anderen Überlebenden in den "Tötungsradius" eines Wolfrudels...Da wollen die natürlich weg...

Ich bin mit gemischten Gefühlen daraus gegangen. Stellenweise unnötig blutig (was nicht soo furchtbar schlimm ist). Manchmal etwas wirr (bei weitem nicht so wie The Fountain ) und unglaubwürdig (oder der Versuch albern zu sein?). Das Gesamtwerk ist aber voll in Ordnung und kann man sich angucken.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4970 - 23.02 22:30





Das Pendel des Todes (USA 1961, Originaltitel: The Pit and the Pendulum)

Saures für die Ehebrecher

Francis Barnard (John Kerr) sucht das herrschaftliche Anwesen des Don Nicholas Medina (Vincent Price) auf. Der junge Mann möchte mehr über die Umstände erfahren, die zum frühen Tod seiner Schwester Elizabeth (Barbara Steele) führten, welche mit Don Medina verheiratet war. Don Medinas Schwester Catherine (Luana Anders) begegnet dem Besucher mit ehrlicher Freundlichkeit, bittet ihn aber inständig darum auf ihren Bruder Rücksicht zu nehmen. Tatsächlich ist Nicholas ein gebrochener Mann, der den Tod seiner geliebten Frau nicht verkraftet. Jedoch weckt das seltsame Verhalten des Witwers den Argwohn seines Schwagers, zusätzlich kommt es zu merkwürdigen Vorfällen, für die Francis zunächst Don Medina verantwortlich macht. Was geht tatsächlich in dem alten Gemäuer vor, in dessen Kellergewölben einst grauenvolle Dinge ihren Lauf nahmen...???

"Eigentlich" kann ich mir weitere Worte sparen. Roger Corman war während seiner "Poe-Phase" auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten als Regisseur, Vincent Price ist genial und Barbara Steele das Sahnehäubchen. Für jeden Freund geflegter Gruselunterhaltung Pflicht. Ende der Durchsage! Ok, ein paar Zeilen will ich mir nicht verkneifen, aber ich fasse mich kurz, versprochen.

Bereits die Eröffnungscredits sind ein wahrer Augenschmaus. Eine Augenweide, gegen die heutige CGI-Spielchen wie ein stinklangweiliger Witz anmuten (klar, jetzt kommt der alte Griesgram wieder mit seinem "Früher-war-alles-besser-Scheiss" aus der Kiste. Und? Die Wahrheit muss auf den Tisch!). Wir tauchen umgehend in eine wundervolle Gothic-Grusel-Atmosphäre ein, aus der uns das Werk während der gesamten Spieldauer nicht mehr entlassen wird. Ein Rausch aus herrlichen Farben, Licht und Schatten, stilvolle Kameraarbeit macht den Zugang leicht, die Optik geht runter wie ein erstklassiger Single Malt. Wie "Die Verfluchten" ("House of Usher", 1960) kommt auch "Das Pendel des Todes" als (etwas grösser angelegtes) Kammerspiel daher, wodurch die Intensität eine weitere Verstärkung erfährt.

Wenden wir uns den Darstellern zu. Vincent Price! Gepeinigt von Schuldgefühlen und einer düsteren Familienchronik, begegnet uns Don Medina zunächst als Nervenbündel, ein Wrack am Rande des endgültigen Zusammenbruchs. Herrlich verschroben und überspannt, wer könnte es besser als der Meister? Damit nicht genug, später stürzen wir mit Vincent Price in einen Taumel des Schreckens, aus Don Medina bricht ein dämonischer Sadist hervor, der Schlund der Hölle öffnet sich! Neben Price regiert Horror-Queen Barbara Steele das Szenario, die trotz recht weniger Szenen eine kaum minder beeindruckende Vorstellung abliefert. Steele wurde durch Mario Bavas Meisterwerk "La maschera del demonio" (1960) unsterblich, auch hier strahlt sie Boshaftigkeit und Verdorbenheit aus, sieht dabei aber schöner, betörender und atemberaubener denn jemals zuvor/danach aus. Es wäre unfair die weiteren Mitwirkenden als Statisten zu bezeichnen, da die Damen und Herren ihre Arbeit ohne Fehl und Tadel ausführen. John Kerr verkörpert überzeugend den nach der Wahrheit suchenden "Jungen Wilden", Antony Carbone erscheint in einem verdächtigen Licht, Luana Anders ist nett (nicht im Sinne der modernen Deutung des Wortes). Hinzu kommen weitere Nebenfiguren, deren Auflistung ich mir an dieser Stelle erspare.

Vincent Price in Bestform, Barbara Steele in Bestform, Roger Corman in Bestform, so schliesst sich der Kreis. Mir gefällt die Boshaftigkeit zum Ausklang natürlich sehr (der allerdings noch ein wenig fieser sein dürfte). Die deutsche Synchronisation ist von guter Qualität, ich rate allerdings zum Originalton. Vor allem während des quirligen Finales kommen Price und Steele im O-Ton noch besser rüber, überzeugt euch bitte selbst davon!

Über die DVD gibt es nicht viel zu sagen, der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, die Ausstattung ist gewohnt geizig (MGM).

Sehr gut = Dicke 8/10

Lieblingszitat:

"Kein Mensch wird jemals mehr diesen Raum betreten."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4971 - 24.02 22:56


US-DVD von MGM


Squirm (USA 1976, Originaltitel: Squirm)

Der Stadtmensch, die Landeier und das Gewürm

Ein heftiger Sturm zieht über Georgia hinweg, auf den ersten Blick scheint die kleine Ortschaft Fly Creek recht glimpflich davongekommen zu sein. Leider wurde die Hauptstromleitung beschädigt, der Saft klatscht nun mit voller Wucht in den feuchten Boden. Am Tag nach dem Sturm trifft Mick (Don Scardino) in Fly Creek ein, er will dort seine Bekanntschaft Geri (Patricia Pearcy) besuchen, die gemeinsam mit ihrer Schwester Alma (Fran Higgins) und Mutter Naomi (Jean Sullivan) auf einem kleinen Anwesen lebt. Die letzten Meter der Reise gestalten sich beschwerlich, da ein umgestürzter Baum die Strasse blockiert, muss der junge Mann den Bus vorzeitig verlassen. Kein Problem für den dynamischen Mick, er macht sich zu Fuss auf den Weg zu Geri, wenig später gabelt das Mädchen ihren Städter auf. Zwei Ärgernisse ungeahnten Ausmaßes stehen stehen unbeschwerten Tagen im Wege. Zunächst der vor Eifersucht schäumende Roger (R.A. Dow), des Nachbars Sohnemann hat schon lange ein Auge auf Geri geworfen. Damit nicht genug, die unter Strom stehenden Würmer drehen durch und erweisen sich als tödliche Gefahr...

Der amerikanische Regisseur Jeff Lieberman hat nicht allzu viele Filme inszeniert. Schade, denn bisher hatte ich stets Spass mit seinen Streifen. Der verschrobene "Blue Sunshine" (1978) erinnert an David Cronenberg, "Just Before Dawn" (Vor Morgengrauen, 1981) kommt als unterhaltsamer Backwood-Slasher daher. 2004 lieferte Lieberman "Satan's Little Helper" ab, ein schöner Horrorflick für den gepflegten Halloween-Abend. "Squirm" widmet sich der schleimigen Seite des Tierhorrors, eingebettet in ein ländliches Umfeld im heissen Südosten der USA.

Herrlich locker und frech aalt sich die Sause in bewährten Klischees. Die Einwohner von Fly Creek (allein der Ortsname ist Klischee pur) sind echte Hinterwäldler, fremdenfeindlicher Sheriff inklusive. Dazu ein kauziger Knacker, der auf seiner "Farm" eine offenbar sehr ertragreiche Würmerzucht betreibt. Lieberman verlieht trotzdem jeder Figur zumindest eine Spur Liebenswürdigkeit, geht nicht bösartig mit den Landeiern um, nimmt seine Charaktere liebevoll auf die Schippe. Ich kenne die deutsche Synchronisation nicht, im Orignalton bietet der Flick knuffigen Humor an, der sich angenehmerweise kaum in platter Kalauerei verliert. Wer auf heftige Ekeleffekte hofft wird eventuell enttäuscht sein, teils muten die Wurmaufnahmen eher albern als gruselig an, die "Massenszenen" beschränken sich auf Plastikgezücht, fröhlich wabert der schleimfreie Teppich auf und ab. Härte, Spannung und Ekel bleiben weitgehend auf der Strecke. Aus meiner Sicht völlig unproblematisch, denn "Squirm" hat andere Qualitäten anzubieten. Den treffsicheren Humor erwähnte ich bereits, die grosse Zierde des Films ist allerdings seine schwül-hinterwäldlerische Atmosphäre. Freilich trägt die geschickte Wahl der Schauplätze zur gelungenen Vollsuhle bei, die gut besetzen Darsteller füllen das Treiben mit Leben auf, tragen den Plot locker über die eine oder andere ereignisarme Minute hinweg. Die Schrulligkeit der Charaktere macht einfach jede Menge Freude, sorgt neben der abstrusen Begründung für den plötzlichen Wurmaufstand für manchen Schenkelklopfer.

Ergo sollen die wichtigsten Mitwirkenden nicht ungenannt bleiben, los geht es. Da hätten wir z. B. Don Scardino im Angebot. Zunächst wirkt das unscheinbare Bürschlein unbeholfen, später mausert sich Don zum Detektiv, Womanizer und Schmalspur-Superhelden. "Irgendwie" muss man den Typ mögen, daran ändert sogar sein Ohrfeigengesicht nichts. Spätestens wenn sich der Stadtmensch mit dem reaktionären Gesetzeshüter anlegt, hat das schmächtige Jünglein einen kleinen Platz im meinem grossen Herz erobert. Patricia Pearcy macht es dem Zuschauer leicht. Sie gibt das übliche Dorfmädchen, kokett wickelt sie den geifernden Nachbardepp um den Finger (zumindest zunächst), gibt sich dezent sexy, frech und fröhlich. Noch besser gefällt mir die Darbietung von Fran Higgins, die als kleine Schwester heimlich kifft, mit dem Freund ihrer Schwester beim Zahnarzt einbricht. Görentum liebenswert rübergebracht, wie sie unbeholfen auf ihren klumpigen Schuhen durchs Szenario taumelt, putzig. Jean Sullivan zerfällt im Verlauf der Ereignisse, die Mutter des Hauses verliert zunehmend die Contenance, präsentiert uns ein Häufchen Elend im Strudel der Wechseljahre (autsch!). Ein gewisser R.A. Dow macht uns den zunehmend sauren Nachbarn Roger, der den unliebsamen Besuch aus der Großstadt überhaupt nicht in seinem Revier gebrauchen kann. Rogerlein wurde mit den besten FX geschmückt die der Film zu bieten hat, mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Peter MacLean will als Sheriff ebenfalls keine fremden Fratzen in seiner Stadt sehen, überhaupt sind die verdammten Touristen sowieso an allem Schuld. Damit genug zu den Akteuren vor der Kamera. Moment, der ältere Herr namens Carl Dagenhart verdient einen Bonuspunkt, immerhin bekommen wir einen der kauzigsten Tierzüchter der Filmgeschichte zu Gesicht.

Als Kind der siebziger Jahre kommt "Squirm" nicht ohne boshaftes Finale aus, obschon vielleicht diverse Hauptcharaktere überleben (erneut verbietet mir die Gefahr massiver Spoiler weitere Details). Fazit: Am Arsch der Welt muss nicht immer ein maskierter Schlitzer lauern, es müssen nicht immer die üblichen Raubtiere sein, die den gehetzten Protagonisten als Leder wollen. Nein, auch Würmer haben das Recht auf Mord und Schleimschlag, Freiheit für die unterschätzten Erdkriecher! Danke für diesen Film!

Mir liegt die US-DVD zu "Squirm" vor, die Scheibe ist für wenige Taler erhältlich (aber mit RC1 "ausgestattet". Der Film liegt in sehr ordentlicher Qualität vor, Boni sind Mangelware, immerhin gibt es neben jeweils einem Trailer/TV-Spot einen Audiokommentar von Regisseur Jeff Lieberman (den ich mir noch nicht angehört habe). Wo bleibt eine offzielle Veröffentlichung für den deutschen Markt?

Auf Anhieb schafft "Squirm" den Sprung in den erweiterten Kreis meiner Tierhorrorlieblinge. Daher setzt es 8/10 (sehr gut)! Klar, inklusive Wohlfühlbonus!

Lieblingszitat:

"The little mother bit me. Jesus Christ!"

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 112 - Drei atemlose Tage (Deutschland 1984)

Harald Wiemann (Ekkehardt Belle) und Karl Schuster (Stefan Fleming) sind dicke Freude. Seit einiger Zeit sind die jungen Männer arbeitslos, lassen sich ziellos durch die Tage treiben. Angestachelt von Unvernunft und Übermut stiehlt das Duo eine Luxuskarosse. Wenig später macht Karl im Kofferraum des Wagens eine überraschende Entdeckung, eine Reisetasche mit mehreren prall gefüllten Beuteln Rauschgift. Karl wittert ein gutes Geschäft, er will den PKW zurückbringen, hofft auf einen großzügigen "Finderlohn" seitens des Eigentümers. Harald distanziert sich energisch von diesem Vorhaben, sein Kumpel macht sich folglich alleine auf den Weg. Am Abend taucht Karl nicht am vereinbarten Treffpunkt auf, am nächsten Morgen erfährt Harald vom Tod seines Freundes. Derrick und Klein erzählt Harald zunächst nur einen Teil der Geschichte, denn er will mit Hilfe eines im Auto gefundenen Notizbuchs auf eigene Faust Druck auf die vermutlichen Mörder ausüben...

Ekkehardt Belle taucht immer wieder in der Reihe auf. Auf den ersten Blick scheint die Figur Harald Wiemann ein gedankenloser Luftikus zu sein, doch echte Freundschaft ist für den jungen Mann nicht nur eine Worthülse. Sicher neigt er dazu die Tatsachen nicht zu erkennen, seine Naivität lässt ihn am Rande des Abgrunds taumeln. Noch naiver kommt der von Stefan Fleming dargestellte Charakter rüber, der offensichtlich glaubt mit Drogenbaronen locker plaudern zu können. Ute Willing spielt die Schwester des Mordopfers, die mit den Umtrieben ihres Bruders und dessen Kumpel nicht glücklich ist, mehrfach bekommt Harald ihre zornige und verzweifelte Trauer zu spüren. Willy Schultes stolpert als überforderter Großvater durchs Bild, ein alter Mann, der die Welt um sich herum nicht mehr verstehen kann/will. Sky du Mont macht uns den bösen Gangster, mehr als ein Abziehbild wird nicht von ihm verlangt.

Das Drehbuch zeichnet "junge Männer ohne Arbeit" nur vordergründig als potentielle Kleinkriminelle. Der Blick hinter die Fassade, zeigt den Wunsch nach Anerkennung, die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe, einem Anker im tosenden Sturm der tristen Tage (oh weh...). Naiv wie die Figuren Karl Schuster und Harald Wiemann mag der Plot angelegt sein, der Derrick als eine Art väterlichen Freund ins Spiel bringt. Der Oberinspektor müht sich nach Kräften, will seinen Schützling mit sanfter Bestimmheit zurück in die Spur schubsen. Für Schmunzler meinerseits sorgte Herr du Mont, der eine wundervolle Karikatur auf den Bildschirm zaubert. Alfred Vohrers Inszenierung kommt weitgehend ohne echte Grobheiten und Popanz aus, manchmal wünsche ich mir den wüsten Vohrer der sechziger/siebziger Jahre zurück. Frank Duval liefert gewohnte Kost ab, die Elektronik tönt im Stil der achtziger Jahre.

7/10 (gut)



Folge 113 - Tödlicher Ausweg (Deutschland 1984)

Hanna Schieda (Olivia Pascal) wird ermordert, die junge Frau wurde weder ausgebraut noch mißbraucht. Ihr Lebensgefährte Günter Hauser (Udo Vioff) ist geschockt, als Täter kommt er nicht Frage, er kann ein Alibi vorweisen. Hauser lebte seit einigen Monaten mit dem Opfer zusammen, für Hanna trennte er sich von seiner Ehefrau Antonia (Reinhild Solf). Vor ihrer Ermordung besuchte Hanna ein Aerobic-Center, die Vernehmung eines junges Mannes bleibt ohne brauchbare Erkenntnisse. Im Anwesen der Familie Hauser herrscht keine Trauer über den Tod der verhassten Geliebten. Antonia Hauser bekennt sich offen zu ihrer Nichteinwilligung in die vom Gatten gewünschte Scheidung, sie hält seine Liebschaft für einen vorübergehenden Irrweg. Der gemeinsame Sohn Rudolf (Pierre Franckh) neigt zu heftigen Reaktionen, er sieht in Hanna die Verantwortliche für den Zerfall seines Elternhauses. Auch Günter Hausers Vater Robert (Sigfrit Steiner) macht keinen Hehl aus dem Unverständnis für das Verhalten seines Sohns, er steht eindeutig zu seiner Schwiegertochter Antonia. Plötzlich geschieht ein zweiter Mord an einer jungen Frau, wie Hanna Schieda wurde sie erwürgt und aus dem Auto geworfen. Zielten die bisherigen Ermittlungen in eine völlig falsche Richtung...???

In Folge 55 (Schubachs Rückkehr) durften wir Udo Vioff als eiskalten Rachesatan bewundern, nun sehen wir ihn als verzweifelten Mann auf der Suche nach Halt, Liebe und Wärme, die Auswirkungen seiner Handlungen unterschätzend. Eine sehr gelungene Vorstellung, noch besser gefällt mir jedoch Reinhild Solf. Die Rolle der verlassenen Ehefrau ist vielschichtig angelegt, sie begegnet den Kriminalbeamten als unterkühlte Dame mit nahezu formvollendeter Contenance. Ihrem Gatten zeigt sie sich versöhnlich, milde und verständnisvoll, später brechen psychotische Züge hervor. Von Pierre Franckh bekommen wir genau die Vorstellung geboten, die wir von dem blonden Ohrfeigengesicht erwarten. Das Söhnlein ist völlig überspannt, überdreht, scheint zunehmend in den Wahnsinn abzugleiten, selbstverständlich inklusive Gegeifer und Gekeife. Gila von Weitershausen wirkt in einer Nebenrolle mit, für Olivia Pascal bleibt neben dem Auftakt eine Rückblende. Es muss erneut betont werden, Reinhild Solf spielt großartig auf! Pierre Franckh zu ertragen ist sicher nicht für jeden Zuschauer möglich, in angemessener Dosierung sehe ich das Bürschlein gern.

...und wieder ein Familiendrama. Das Gefüge funktioniert schon lange nicht mehr, gemeinsam einsam. Vor allem sind die Charaktere mit ihren eigenen Begierden und Ängsten beschäftigt, suchen die Verantwortung für das eigene Leid nicht bei sich selbst. Zwischen diesen Mühlsteinen ist kein Platz für weitere Menschen, ein Mahlwerk das Außenstehende und die eigene Substanz ohne Unterlass zerstört. An dieser Sippe würde sich so mancher angesehene Familientherapeut nachhaltig die Zähne ausbeissen. Das Finale gehört nicht zu Herbert Reineckers glaubwürdigsten Schöpfungen, mit gefällt diese fiese Bitterkeit. Erneut führte Alfred Vohrer Regie, die hysterischen Momente besorgt der von der Leine gelassene Pierre Franckh, Vohrer kommt seriös aus der Kiste.

7/10 (gut)
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4972 - 26.02 21:59

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 114 - Keine schöne Fahrt nach Rom (Deutschland 1984)

Sabine Reis (Beate Finckh) und ihr Freund Martin Maurus (Thomas Schücke) wollen gemeinsam nach Rom trampen. Zunächst findet sich keine Mitfahrgelegenheit, doch irgendwann hat Sabine endlich einen LKW aufgetan. Als Martin einsteigen möchte, verpasst man dem jungen Mann einen Tritt vor die Brust, der Laster braust ohne ihn davon. Immerhin kann Martin wenige Sekunden später einen PKW stoppen. Dessen Fahrer (Heinz Reincke) zeigt sich zunächst hilfsbereit, wirft den ungebetenen Mitfahrer jedoch nach einigen Kilometern auf einem Parkplatz aus dem Auto. Am nächsten Morgen wird Sabines Leiche gefunden, das Mädchen wurde geschändet und wie Abfall entsorgt. Martin Maurus bekam die Insassen des Lastkraftwagens zwar nicht zu Gesicht, kann aber Angaben zum Namen der Spedition machen. Kollege Hamann (Wolfgang Müller) vom Raubdezernat berichtet von LKW-Diebstählen, offenbar wurde das betreffende Fahrzeug bereits vor Sabines Tötung von einer gut organisierten Bande gekapert, die Fahrer der Spedition wurden bei diesem Überfall leicht verletzt. Maurus stellt auf eigene Faust Nachforschungen an, bewusst hält er Informationen zurück, obschon Derrick ihn auf die Gefahren aufmerksam macht. Lässt sich der junge Mann auf ein lebensgefährliches Spiel ein, will er Rache für die Vergewaltigung und Ermordung seiner Freundin üben...???

Im Gegensatz zu seinen Darbietungen in den Folgen "Am Abgrund" (80) und "Das sechste Streichholz" (85), spielte Thomas Schücke in "Tödliches Rendezvous" (104) recht hölzern auf. Nun scheint er teils zur Salzsäule erstarrt, geistert wie ein Beamter auf Valium durch das Szenario. Ist das genialer Minimalismus, ist das Arbeitsverweigerung? Ich weiss es nicht. Gleichwohl passt Schückes "konsequentes Nicht-Schauspiel" gut zur inneren Leere der Figur Martin Maurus, nach dem gewaltsamen Tod seiner Freundin fällt der Bursche in ein tiefes Loch, hinzu kommen selbstzerstörerische Vorwürfe, hatte er den besorgten Eltern Reis doch versprochen auf ihr Mädchen zu achten. Heinz Reincke windet sich wie ein schleimiger Wurm, dem sympathischen Schauspieler gelingt mühelos die Darstellung eines widerlichen und feigen Menschen. Udo Thomer und Christiane Hammacher sehen wir als Eltern des Mordopfers, Thomer wurde diesmal nicht als Ekel besetzt, eine erfrischende Maßnahme. Sabine Reis kommt als aufgeweckter Sonnenschein daher, umso härter trifft ihr Tod den Zuschauer. Wolfgang Müller gehört nicht zur Riege der Superbullen, Harry gibt dem Kollegen hilfreiche Tipps. Ulli Kinalzik muss (mal wieder) als skrupelloser Fiesling herhalten, geschmacklose Cowboystiefel inklusive, meine Augen schmerzen noch immer.

Fahrt nicht per Anhalter, es könnte euer letzter Trip sein! Der Hinweis ist nicht zu übersehen/überhören, allzu penetrant wird der erhobene Zeigefinger angenehmerweise nicht erhoben. Der Fall entwickelt sich zu einem kurzweiligen Drama um einen trauernden Menschen, der in seinem Schmerz und der allumfassenden Hoffnungslosigkeit jegliche Vernunft abstreift, dabei gleichzeitig sehr methodisch und abgeklärt vorgeht. Das Finale unterstreicht die Eigenschaften der Protagonisten, letztlich sollte damit auch der schnarchigste Zuschauer klare Einblicke erhalten. Triste Kulissen (Autobahn, Speditionsgelände) untermalen vortrefflich die melancholische Stimmung. Frank Duval steuerte den Song "Living Like a Cry" bei. Leider zählt das Stück nicht zu den Sternstunden des Musikers/Komponisten, zu allem Überfluß wird das Geplärre sehr ausdauernd eingesetzt, keine gute Entscheidung. Regisseur Alfred Weidenmann inszeniert mit gutem Gespür für Tempo und Atmosphäre, daran ändert auch Duvals Geseier nichts. Vielleicht noch ein paar Worte zu Horst Tappert. Erneut versucht Derrick einen Betroffenen über die väterliche Schiene zu erreichen (siehe Folge 112 "Drei atemlose Tage", scheitert aber diesmal bereits im Ansatz, da die zu umsorgende Person bereits zu tief in der eigenen Gefühlswelt gefangen ist. Freilich wirft unser Oberinspektor nicht die Flinte ins Korn, obwohl er den Bengel am liebsten übers Knie legen möchte. Herrliche Dialoge:

Harry: "Er sucht offenbar die Konfrontation mit den Tätern, eine persönliche Konfrontation."
Stephan: "Ein Irrer!"

Einer geht noch:

Stephan: "Wir müssen rein, der Junge ist in Lebensgefahr! Was sollen wir tun!?"
Harry: "Reingehen!"
Stephan: "Ich hau ihm den Arsch voll."

7,5/10 (gut bis sehr gut)
ಠ_ಠ

RANG Master of Clanintern

#4973 - 27.02 14:11

(liegt aber an Adrian Brody der einfach nicht als Agent geeignet ist

quote
vielleicht hat der deshalb auch lieber eric bana rangelassen
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4974 - 27.02 18:50

Ja da hast recht hab den namen vertauscht ^^
ASCH

RANG God of Clanintern

#4975 - 27.02 20:59

Die Fortsetzung der "Masters of Horror" Sause


Blu-ray von Anchor Bay (USA)


Incident On and Off a Mountain Road (USA 2005)

Ellen (Bree Turner) saust mit ihrem Auto durch die Nacht, der Vollmond wirft sein fahles Licht auf die einsame Nebenstrecke. Plötzlich scheppert es gewaltig, Ellen hat einen anderen PKW gerammt. Nach wenigen Augenblicken kommt die junge Frau wieder zu Bewusstsein, glücklicherweise hat sie sich keine Verletzungen zugezogen, nur ihre Karre springt ärgerlicherweise nicht mehr an. Noch leicht benommen betrachtet Ellen das andere Fahrzeug, vom Besitzer keine Spur. Eine Blutspur, eine Frau schreit um Hilfe, aus dem Unterholz schleicht eine grosse Gestalt herbei. Näher und näher stapft das Ungetüm herbei, ohne Vorwarnung fällt der grauenvolle Unhold Ellen an, ein gnadenloser Kampf auf Leben nimmt seinen Lauf...

Diese Episode zur TV-Serie "Masters of Horror" steuerte Don Coscarelli bei. Horrorfans verbinden vor allem die vier Streifen umfassende Reihe "Phantasm" ("Das Böse" 1979-98) mit Coscarelli, nicht zu vergessen die knuffige Komödie "Bubba Ho-tep" (2002), mit B-Movie-Ikone Bruce Campbell in einer seiner besten Rollen. "Incident On and Off a Mountain Road" bietet dem Zuschauer kurzweiligen und sehr atmosphärischen Backwood-Horror.

Rund 50 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge, ohne Umschweife wird der Zuschauer mitten in die Handlung geworfen. Immer wieder gibt es Rückblenden aus dem Leben der Hauptfigur zu sehen. So werden wir Zeuge wie Ellen ihren späteren Gatten Bruce (Ethan Embry) kennenlernt, die Beziehung sich nach und nach in einen Albtraum verwandelt. Die geschickt eingesetzen Flashbacks sorgen für die Nachvollziehbarkeit von Ellens Verhaltensweisen, die zweite Handlungsebene verleiht dem Gesamtbild ferner mehr Tiefe und Griffigkeit. "Incident..." kommt mit einer kleinen Besetzung aus, alle Rollen wurden mit Sorgfalt besetzt. Bree Turner gibt Ellen nicht nur ein hübsches Gesicht, auch in den ruppigen Passagen versteht sie es sich zu behaupten, in ihrer Verzweiflung puscht sich Ellen mehr und mehr hoch, bis der attraktive Kessel unter Volldampf steht und explodiert. Dem Killer wurde der Name Moonface verpasst, John DeSantis ist eine beeindruckende Gestalt, dem Kerl möchte man wirklich nicht in einem nächtlichen Wald begegnen. Moonface ist ein Backwood-Killer wie aus dem Bilderbuch, gehört ohne Zweifel zu den besseren Schöpfungen seiner Gattung (dieser Bösewicht verdient einen abendfüllenden Spielfilm!). Im Keller des Schlächters gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Angus Scrimm, der in der Phantasm-Reihe den legendären Tall Man darstellt. Scrimm zieht ordentlich vom Leder, der Wahnsinn springt ihm regelrecht aus der Fratze! Ethan Embry soll nicht unterschlagen werden, er fungiert in den Rückblenden überzeugend als Fiesling.

Starke Darsteller, tolle Atmosphäre und gesunde Boshaftigkeit ohne plumpe Kalauer, gewissermaßen Vollbedienung für Freunde gepflegter Backwood-Horror-Unterhaltung! Der Plot punktet mit einer gelungenen und zynischen Überraschung, zu der ich gern noch ein paar Zeilen schreiben würde, aber es ist und bleibt Gesetz: Spoiler sind unverzeihbar!

Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume III) bietet neben "Incident On and Off a Mountain Road" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:

• Dance of the Dead
• Pick me up


Wie bei den vorherigen Scheiben gilt: Ordentliche Bildqualität, karge Ausstattung.

Die dritte Blu-ray zur ersten Staffel der Reihe, ein verdammt starker Einstieg! "Incident On and Off a Mountain Road" ist ein Volltreffer!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Ellen, you can survive anything."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4976 - 28.02 22:21


Dr. Mabuse Box von Universum Film


Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse)

Die letzte Runde

Professor Pohland (Walter Rilla) fristet ein trauriges Dasein als Insasse einer Nervenklink. Noch immer beteutert der Mediziner seine Unschuld an den Ereignissen vor der Einweisung, der Geist des Dr. Mabuse habe von ihm Besitz ergriffen. Bei einem Verhör durch den britischen Agenten Major Anders (Peter van Eyck) kommt es zu einem Zwischenfall, der Professor verschwindet spurlos. Zuvor kam ihm das erschreckende Wort "Todesstrahlen" über die Lippen, kein "Hinweis" der beruhigenden Sorte. Anders wird nach Malta geschickt, zwecks Tarnung begleitet ihn die naive Schönheit Judy (Rika Dialina). Auf Malta arbeitet Professor Larsen (O. E. Hasse) an einer Superwaffe, mit deren Todesstrahlen sich ganze Städte in Sekunden auslöschen lassen. Offenbar wird Larsen nicht von bösartigen Absichten angetrieben, doch in den falschen Händen könnte man mit Hilfe seiner Erfindung die gesamte Menschheit unterjochen. Rege Aktivität von Sardinen-Booten und Froschmännern geben Anlass zur Besorgnis, die Lage spitzt sich mehr und mehr zu. Kein leichter Job für Major Anders, denn seine Tarnung ist gewissermaßen schon vor seiner Ankunft aufgeflogen...

Der letzte Film aus der Mabuse-Reihe der sechziger Jahre geht andere Wege. Waren die vorherigen Werke typische Beiträge zur damaligen Welle von Kriminalstreifen, die durch den Erfolg der Edgar-Wallace-Filme aus dem Hause Rialto Film ausgelöst wurde, schielte Produzent Artur Brauner (CCC-Film) nun in Richtung James Bond. Bereits der Vorspann macht keinen Hehl aus der neuen Marschrichtung, techische Gerätschaften und kämpfende Taucher flimmern über den Bildschirm/die Leinwand. Tatsächlich sind im Film diverse Szenen mit Tauchern zu bewundern, die wie eine kleine (und flottere) Ausgabe des später produzierten Bond-Flicks "Thunderball" (1965) anmuten. Eindeutig wurde "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" vom ersten Bond "Dr. No" (1962) beeinflusst, wahrlich keine schlechte Referenz. Erwartet also bitte keinen weiteren Krimi mit Gruselatmosphäre, die Reihe klingt im Gewand des Eurospy-Films aus.

Trotz neuer Marschrichtung wurde auf bewährte Darsteller gebaut, die Hauptrolle vertraute man erneut Peter van Eyck an (der Name seines Charakters wurde ein weiteres Mal geändert, obschon die Figur aus dem Vorgängerwerk sehr ähnlich angelegt ist). Herr van Eyck macht uns den Schmalspur-Bond, er zieht sich weitgehend souverän aus der Affaire, lediglich eine extrem schlecht gedoubelte Prügelszene sorgt für Schmunzler. Auf wessen Kappe dieser Murks geht ist mir nicht bekannt, eventuell waren "versicherungstechnische Gründe" im Spiel? Dem Unterhaltungswert sind solche Schnitzer nicht abträglich, sie tragen gar zum kantigen Charme des Streifens bei. Peter van Eyck darf mit hübschen Damen in den Nahkampf gehen, wer wäre da nicht gern Agent im Geheimdienst ihrer Majestät? O. E. Hasse gefällt mir als knurriger Wissenschaftler sehr gut, Walter Rilla blickt als Häufchen Elend ins Leere. Dieter Eppler taucht als fieser Handlanger auf, Leo Genn mimt den Chef Peter van Eycks. Rika Dialina fällt in die Schublade mit der Aufschrift "Klischeeblondchen". Zu ihrer eigenen Sicherheit bringt man sie auf Malta in einem Bordell unter, was bei ihrem Begleiter nur kurzzeitig für einen Hauch von Widerstand sorgt (diese Szenen werden sauertöpfigen Emanzen die Zornesröte ins Gesicht treiben, Schenkelkloper pur!). Ferner hätten wir Yvonne Fourneaux als lüsterne Nichte des Professor Larsen im Angebot, dazu die hübsche Yoko Tani als Helferlein des Bösen. Damit sind die wichtigsten Akteure genannt, nur Gustavo Rojo hätte ich fast unterschlagen.

Wallace-Epigonen mutieren zum Bond-Clon, geht die Rechnung auf? Mir gefällt die neue Ausrichtung, da ich mich in beiden Genres wohlfühle. Das Publikum war dem Film damals weniger wohlgesinnt, der Erfolg an den Kinokassen hielt sich in Grenzen. Ergo ging die Rechung für den geschäftstüchtigen Artur Brauner nicht auf, weitere angestrebte Beiträge zur Reihe blieben in der Schublade. Schade, denn Mabuse funktioniert auch als Eurospy-Sause. Ein Bösewicht strebt die Weltherrschaft an, die Handlung spielt in hübschen Kulissen und vor einer prächtigen Landschaft (Italien musste als Malta herhalten), die Darsteller sind bei guter Spiellaune. Oskar Sala steuerte einen Teil der Musik bei, sein Mixtur-Trautonium ertönte mehrfach in CCC-Produktionen (und nicht nur dort). Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den sechsten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar! Während die vier zurückliegenden Werke im damals gängigen "europäischen Breitbild" 1,66:1 aufgetischt wurden, kommen die beiden letzten Beiträge in 1,33:1 daher. Kein Grund zur Besorgnis, alle Filme liegen damit im Originalformat vor! Auf der DVD zu "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" findet der Fan eine kurze Doku und einen Beitrag über die bezaubernde Daliah Lavi.

6,5/10 (mit steigender Tendenz)

Lieblingszitat:

"Bringen Sie den Herrn Professor zur Elektrotherapie"

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Mädchen die sich selbst bedienen (Schweiz 1974, Originaltitel: Mädchen sie sich (selbst) bedienen)

Dralle Sexgöttinnen und flachbrüstige Bohnenstangen, Onkel Erwins kleiner Ritt durch den hauseigenen Rödelkosmos...

Ein Lüstling schaut sich in einem Sexshop diverse Kurzfilme an, zwischendurch werden wir Zeuge seiner geistreichen Kommentare. Es folgt ein kurzer Einblick in die Episoden.

1. Rita Waldenberg macht im knappen Minikleid die Mitglieder einer Bowlingtruppe an. In der Umkleide wartet sie auf ihre Stecher, die Jungs kommen nacheinander zum Zuge. Frau Waldenberg ist eine echte Sexbombe, pralle Möpse, ein hübsches Gesicht und langes Haupthaar. Mir hängt noch immer vor Gier die Zunge aus dem Mäulchen, was für ein geiles Vollweib! Vielleicht die beste Episode der Sause, nicht nur (aber auch) wegen Rita! Nach dem Fick schnell mit dem Tuch das Pfläumchen abwischen, der nächste Stecher kommt bestimmt. Ihr letzter Besucher leckt und schleckt, lässt die Maus aber offensichtlich unbefriedigt zurück. Vermutlich lag im der Geschmack seiner Vorgänger zu bitter auf dem Lecklappen, zu viel Eiweiß ist sowieso ungesund.
2. Christa Free kümmert sich im Krankenhaus liebevoll um einen Patienten, lässt sich genüsslich die Muschel auslecken. Christa machte uns bereits die Miss Jonas, sie ist fast so heiss wie Rita Waldenberg, ihre Episode ist leider recht lieblos inszeniert.
3. Marianne Dupont fängt ihre Beute in der Sauna ein. Später modelliert sie in ihrem Atelier einen feisten Riemen, lässt sich anschliessend reiten. Dupont war als Beifick in "Der Teufel in Miss Jonas" am Start, mir ist das Blondchen zu dürr und flach. Immerhin kommt ihr Auftritt in einem unterhaltsamen Gewand daher.
4. Nun erreichen wir den Tiefpunkt. Eine unattraktive Dame namens Claudia Fielers lässt sich in der Toilettenkabine eines Flugzeugs vögeln. Eine schnelle Nummer im Sanitärbereich versprüht zwar immerhin einen gewissen "Grundsleazegehalt", wirkt aber nicht wirklich anregend.
5. Gesichtsruine Eric Falk glotzt in seinem kleinen "Heimkino" pornographische Filme, die Nachbarin (Esther Studer) schaut auf ein paar Stößchen vorbei. Eric Falk ist (wie erwartet) ein echtes Brechmittel, der Typ ist hässlicher und ekelhafter als ein Hundehäufchen im Kühlschrank. Esther Studer hat ein hübsches Gesicht, leider aber unter fehlenden Rundungen. Die humorvollste Episode, der Trickfilm-Porno ist ein Brüller.
6. Der Geiger geigt uns einen und Monika Rohde wird spitz. Langweilig inszeniert und mittelprächtig anschaubare Dame. Naja...
7. Während das Paar nebenan mit Ausdauer rammelt, kann der "Held" dieser Geschichte nicht friedlich einschlafen. Ergo stöhnt er ein Tonband voll, will seine Nachbarn damit auskontern. Bald stellt sich Erfolg ein, als der eigene Herr pennt, schleicht die notgeile Nachbarin (Martina Domingo) herbei. Leider bringt der Bubi es nicht, flugs lässt sich Madame ordnungsgemäß in der eigenen Bude nehmen. Tja, ins Knie gefickt. Doof und lustig, Martina Domingo spricht mich weniger an.

Nach seinen Erlebnissen betrachtet unser Filmfreund die Schaufensterauslage des Shops, versinkt in Träumereien. Erwin nutzt die Chance zur einer netten Vibratorshoweinlage, es gibt ein kurzes Wiedersehen mit der ultrascharfen Rita und der mittelscharfen Martina. Obendrauf noch ein blöder Gag, fertig ist die Laube, knapp 72 Minuten sind vorbei.

Stimulierende Wirkung kann ich "Mädchen die sich selbst bedienen" nicht attestieren, knuffig ist der Streifen dennoch. Erwin C. Dietrich verlässt sich auf saublöde Dialoge und hässliche Kerle, bietet Damen für (fast) jeden Geschmack an. Die Schauplätze erfreuen teilweise mit schrillen Farben, die volle Dröhung siebziger Jahre, ich liebe es. Interessanterweise wird es bei Onkel Erwin nie ausufernd sleazy, seine Rödeleien wirken immer recht clean, dazu handwerklich recht solide ausgeführt. Der erste Beitrag mit Rita Waldenberg verbreitet zumindest eine Prise Sleaze, billiger, nuttiger und schneller Sex in der Umkleide, sehr angenehm. HC wird in "Mädchen die sich selbst bedienen" lediglich im Ansatz geboten, übliche Penetration im Detail und saugende Aktivitäten an der Rute gibt es nicht zu sehen. So fällt der Streifen in die Schublade mit der Aufschrift "Sexfilmchen", zum Porno hat es nicht gereicht. Fast ein wenig schade, Rita und Christa hätte ich gern eindringlicher kennengelernt. Wer auf Stoff dieser Gangart steht, darf sich über eine sehr ordentliche DVD freuen, die Scheibe von ABCDVD bietet den Film in ansprechender Qualität an, der Bonusbereich beschränkt sich auf vier Trailer zu weiteren Dietrich-Produktionen.

Eine Wertung in Zahlen fällt mir schwer. Der Unterhaltungswert der Episoden bewegt sich zwischen 3-8, die Steilheit der Zähne zwischen 4-10. Bitte mehr von Rita und Christa (entsprechender Stoff wurde bereits beschafft), bitte weniger von Hackfresse Eric Falk.

5-6/10?

Lieblingszitat:

"Komm doch endlich, du blöder Spritzer!"
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4977 - 01.03 21:21


Kleine Hartbox von X-Cess



The Riffs II - Flucht aus der Bronx (Italien 1983, Orignaltitel: Fuga dal Bronx)

Den Stock im Arsch, den Eckschädel im Nacken, die Bronx in Trümmern. Harte Zeiten für Mr. Trash!

Inzwischen geht es in der Bronx richtig zur Sache. Politik und Wirtschaft möchten das ungeliebte Viertel von der Landkarte tilgen, ein neuer Hightech-Stadtteil soll auf dem Gebiet entstehen. Die Bewohner werden "umgesiedelt", wer sich zur Wehr setzt wird kurzerhand von den Truppen des fiesen Floyd Wrangler (Henry Silva) gekillt, vorzugsweise per Flammenwerfer. Auch die Eltern von Trash (Mark Gregory) fallen den sadistischen Söldnern zum Opfer. Trash will sich mit aller Macht gegen die korrupte und völlig skrupellose Obrigkeit zur Wehr setzen. Doch die ehemaligen Gangs sind zerschlagen, haben sich zum Teil unterhalb der Bronx versteckt. Immerhin steht die eifrige Journalistin Moon Grey (Valeria D'Obici) auf der Seite des geschundenen Bewohnertums, macht Konzernen und Politikern mit ihrer Arbeit das Leben nicht leicher, stellt mit Nachdruck ungemütliche Fragen. Derweil sichert sich Trash die Unterstützung des Anführers Dablone (Antonio Sabato) zu, der mit einer stattlichen Anzahl ehemaliger Mitglieder verschiedener Gangs im Untergrund haust. Trash und der eigensinnige Strike (Giancarlo Prete) wollen einen gewagten Plan durchziehen, der ihnen ein Druckmittel gegen die Bonzen in die Hände spielen soll. Doch den gut bezahlten Massenmörder Flody Wrangler sollte man nicht unterschätzen...

Da vor einiger Zeit endlich eine offizielle DVD zu diesem Streifen den deutschen Markt erreichte, wurde es Zeit den alten Kurzkommentar nach Sichtung der Scheibe ein wenig zu überarbeiten.

Weiter geht der Spass in der Bronx. Mark Gregory gibt erneut den cleveren Rebellen Trash, die Rolle passt erstklassig zu dem langhaarigen Kettenschwinger. War unser Held im vorherigen Film nebenbei noch ein heißblütiger Liebhaber, konzentriert er sich nun völlig auf den Kampf gegen die gnadenlosen und Bonzen und ihre Schergen. Dies führt zu einer eindimensionaleren Darstellung des Hauptcharakters, Trash wurde auf einen abgebrühten Kämpfer mit Ramboqualitäten reduziert. Keine Angst, Mark Gregory sorgt trotzdem für beste Laune beim Zuschauer. Leider müssen wir diesmal auf Fred Williamson und George Eastman verzichten, doch Henry Silva darf -wie so oft- herrlich fies vom Leder ziehen. Der knuffigste Eckschädel der Filmgeschichte schreckt vor keiner Sauerei zurück, Mord und Totschlag sind sein Lebenselixier. Antonio Saboto ist ebenfalls immer sein Geld wert, er nimmt die Rolle des überdrehten Anführers der Gangüberreste ein. Giancarlo Prete rundet die Besetzung ab, er spielt durchaus solide, erreicht jedoch nicht die intensive Ausstrahlung der anderen zentralen Figuren. Für einen Typen der in der Kanalisation haust und angeblich kein Menschenfreund ist, kommt der liebe Giancarlo reichlich brav rüber. Sexy geht es nicht zu, die sympathische Valeria D'Obici hat andere Qualitäten zu bieten. Sie sieht sich als Sprachrohr der Unterdrückten, mitunter ein verdammt gefährlicher Job.

Die "Endzeit" scheint hier schon weiter fortgeschritten zu sein, totale Verwüstung in der Bronx, die Hoffnungslosigkeit hat viele der ehemaligen Widerständler in die Verzweiflung getrieben. Erstaunlicherweise sind die im Untergrund hausenden Gestalten nun weniger durchgeknallt gezeichnet, die schrillen Auswüchse und Bandenkriege haben die Damen und Herren hinter sich gebracht, nun sind alle im Frust vereinigt. Auch die Auseinandersetzungen mit den Horden des faschistoiden Herrn Wrangler sind konventioneller angelegt, Hieb- und Stichwaffen werden durch Schusswaffen in den Hintergrund gedrängt, meist beschränkt sich die Sause auf übliche Ballereien, Flammenwerfer und Explosionen. Ja, es geht weniger überdreht zu, dennoch hat sich Enzo G. Castellari nicht lumpen lassen, der Spassfaktor ist nach wie vor in hohen Sphären angesiedelt, Atmosphäre, Härte und Humor passen, Durchhänger sind nicht erkennbar.

Eine Fortsetzung der besten Sorte. Wer mit "The Riffs - Die Gewalt sind wir" (1982) seine Freude hatte, der wird auch mit dem zweiten Teil glücklich werden. Für mich hat der Vorgänger die Nase vorn, doch dies ändert nichts an dem erstklassigen Unterhaltungswert des Nachfolgers. Die DVD aus dem Hause X-Cess bietet den Film ungekürzt und in brauchbarer Qualität an (nicht für Zeilenzähler geeignet), eine kleine Dosis Bonusmaterial erfreut den Fan.

Sehr gut! Dicke 8/10!

Lieblingszitat:

"Wir wollen lieber nicht zu früh jubeln. Diese Schweine haben es faustdick hinter den Ohren."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4978 - 02.03 21:19





Concept of Fear (Kanada 2001, Originaltitel: Hidden Agenda)

Dolph

Jason Price (Dolph Lundgren) hat ein komplexes System namens Daedalus entwickelt, um damit in Bedrängnis geratene Personen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Er und sein Team arbeiten auf eigene Rechnung, ab und zu übernimmt man Aufträge für die NSA oder das FBI. In einem Gerichtsgebäude kommt es zu einem Blutbad, der von allen gefürchtete Cleaner löscht mehrere wichtige Zeugen aus, niemand scheint die wahre Identität des abgebrühten Profikillers zu kennen. Wenig später taucht Paul Elkert (Serge Houde) bei Jason auf und bitte verzweifelt um Hilfe, denn auch er ist zum Ziel des Cleaners geworden. Die Jungs vom FBI sind mächtig sauer, sie benötigen Elkerts Aussage, sind auf Price wegen eines anderen Vorfalls nicht gut zu sprechen. Damit nicht genug, plötzlich will auch Jasons bester Freund Sonny Mathis (Ted Whittall) die Vorzüge von Daedalus nutzen. Bisher galt das System als absolut sicher, wieso wird Sonny trotzdem getötet, wo ist die undichte Stelle? Eine lebensgefährliche Suche beginnt, Jason und seine Mitarbeiterin Connie Glenn (Brigitte Paquette) haben keine leichte Mission vor sich...

Marc S. Grenier inszenierte diesen B-Action-Thriller mit gutem Gefühl für Tempo und Atmosphäre (sofern man kein hektisches Actionspektakel erwartet, der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Thriller). Die vorhandenen Actionsequenzen bleiben recht bodenständig, Dolph teilt ordentlich aus und muss einiges einstecken. Eine dünne Story kann man dem Flick nicht vorwerfen, der Plot verstrickt sich allerdings immer wieder, mutet zunehmend wirr an. So überzeugt das Finale vor allem durch eine handwerklich solide ausgeführte Ballerei, hingegen wurde die Auflösung recht mühsam gestickt. Machts nichts, ich fahre bekanntlich sehr auf Stoff dieser Art ab.

Für mich ist Dolph Lundgren sowieso der echte Last Action Hero, ich liebe den alten Schweden. Um die Jahrtausendwende entstanden nicht unbedingt die besten Werke seiner Karriere, ganz sicher gehört auch "Concept of Fear" nicht zu Lundgrens Höhepunkten. Der hier kurz vorgestelle Film ist der letzte Beitrag aus dieser Phase, bereits mit dem 2003 veröffentlichten "Detention - Die Lektion heißt Überleben" (Detention) zeigt die Formkurve wieder steil nach oben. Seither sind überwiegend nur Treffer und Volltreffer entstanden, teilweise übernahm Dolph auch die Regie. Eine gute Entwicklung, Knüller wie z. B. "The Mechanik" (2005) und "Command Performance" (2009) zählen zu meinen liebsten B-Actionern. In "Concept..." spielt mein Herzbube routiniert seinen Stiefel herunter, der Fanboy in mir ist zufrieden. Ted Whittall bleibt undurchsichtig, wer möchte einen Kerl wie Sonny zum besten Freund haben? Serge Houde schleimt sich ein, den gut beschäftigen Alan Fawcett hat vermutlich jeder Film-/Fernsehfreund irgendwo in einer Nebenrolle gesehen, die Aufzählung der weiteren Fratzen schenke ich mir. Zwei mitwirkende Damen will ich nicht unterschlagen, Brigitte Paquette kommt als zuverlässiges Helferlein daher, die hübsche Maxim Roy gibt Rätsel auf (unvermeidliche Liebesszene inklusive).

Zielgruppe? Dolph Lundgren Verehrer und/oder B-Action-Thriller-Allesglotzer. Damit genug, Fans greifen zu, der Rest wendet sich mit Grausen ab. Übrigens bietet die mir vorliegende DVD den Streifen nur im Vollbild an, eine neuere Auflage macht es besser (die Bildkomposition ist auch auf der alten Scheibe meist stimmig, was freilich keine Entschuldigung sein kann).

6/10 Fanpunkte

Lieblingszitat:

"Es gibt vermutlich bald jemand den Löffel ab."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4979 - 04.03 12:21

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 115 - Ein Spiel mit dem Tod (Deutschland 1984)

Wer tötete Georg Hossner? Bruder Holzbein oder der Muschimann?

Martin Kussloff (Rudolf Wessely) ist ein Einbrecher alter Schule, mit handwerklichem Geschick verschafft er sich Zugang zu noblen Anwesen, öffnet Tresore ohne grössere Mühe. Bei seinem letzten Einbruch springt jedoch plötzlich die Alarmanlage des Hauses an, Kussloff verlässt überstürzt das Gelände und kann mit seinem PKW flüchten. Am nächsten Tag liest der Gauner in der Zeitung einen erschreckenden Bericht. In dem Haus in das er in der Nacht eingestiegen ist, wurde offenbar ein Mord verübt, es wird vermutet ein Einbrecher habe den Hausherrn Georg Hossner erschossen. Glaubwürdig versichtert Kussloff seiner Tochter Lena (Verena Peter) nichts mit dem Mord am Hut zu haben, seine Tochter glaubt ihm, schliesslich wurde ihr Vater bei seinen Raubzügen noch nie gewalttätig, besitzt keine Schusswaffe. Derrick stösst bei der Rekonstuktion des Tathergangs auf Widersprüche, die Befragung der anderen Haubewohner bringt allerdings keine brauchbaren Erkenntnisse. Die Witwe Agnes Hossner (Kristina Nel) wirkt überspannt, Ulrich (Wolf Roth), der Bruder des Opfers, lebt in den Tag hinein. Im Gartenhaus wohnt der Angestellte Herr Muschmann (Edwin Noel), welcher ein enger Mitarbeiter des Ermordeten war. Derweil will Lena ihren Vater zu einem Geständnis drängen, damit zumindest der Mordverdacht aus der Welt geschafft werden kann. In ihrer Verzweiflung sucht die junge Frau Derrick und Klein auf, in der Wohnung des Verdächtigen finden die Beamten die Leiche Martin Kussloffs, der Einbrecher wurde mit einem gezielten Stich ins Herz getötet...

Rudolf Wessely als Einbrecher mit Anstand, keine Gewalt, kein Vandalismus. Freilich ein Klischee (na und?), "gute" Einbrecher und Panzerknacker gibt es nicht, fragt die Opfer ihrer Taten. Wessely zeigt den Ganoven glaubwürdig als gebrochenen Charakter, gewissermaßen süchtig nach seinem Job, nicht dazu in der Lage seine handwerklichen Fähigkeiten legal zum Einsatz zu bringen. Verena Peter redet ihrem Vater ins Gewissen, stellt die besorgte und überforderte Tochter sehr sympathisch dar, abseits von Gezeter und hysterischen Keifereien. Kristina Nel bleibt schwammig, eine hohle Hülse. Über den von Wolf Roth gespielten Ulrich Hossner erfahren wir vor allem das er eine Beinprothese trägt und keiner Arbeit nachgeht. Wie seine Schwägerin eine seltsam leere Person, daran ändert auch ein (wenig überraschendes) Liebesgeständnis nichts (naja, ganz so dünn bleibt das Brett nicht, Ansätze von Arroganz und Verletzlichkeit werden später auf das Charakterskelett modelliert). Ähnliches gilt für Edwin Noel, wobei sein Herr Muschmann sogar noch glatter durchs Szenario flutscht. Uwe Dallmeier sehen wir als Wirt einer zwielichtigen Kneipe, eine sehr starke Vorstellung, knarzig und kernig, letztlich mit Gespür für Recht und Unrecht. Volker Bogdan macht uns in einer kleinen Nebenrolle den Mann für die groben Arbeiten. Übrigens sehen wir endlich wieder eine Frau an Derricks Seite, dargestellt von der attraktiven Margot Medicus.

"Ein Spiel mit dem Tod" kann zwar lediglich einen mittelprächtig konstruierten Kriminallfall aufbieten, aber das "Drumherum" sorgt für eine knappe Stunde herrlicher Unterhaltung. Horst Tappert zeigt einmal mehr seine Klasse, als väterlicher Beschützer, Schreck der kleinen und grossen Gauner, aufmerksamer Ermittler und kultivierter Liebhaber. Der Blick ins Privatleben des Oberinspektors bindet den Zuschauer noch enger an den liebenswerten Charakter, die gemeinsamen Szenen mit Margot Medicus werden stets von beruflichen Pflichten eingeholt, was zu humorigen und nahezu tragisch-romantischen Momenten führt. Natürlich darf eine Prise Chauvi nicht fehlen: "Für die meisten Männer ist der Beruf ein Teil ihres Lebens". Tappert haut einige Knüller raus, auch abseits der Chauviebene, grandios! Die Folge startet mit dem detailreich inszenierten Einbruch, sofort ziehen Spanung und Atmosphäre den Betrachter in ihren Bann. Nach der Vorstellung der Bewohner des Einbruchhauses rätseln wir bereits wer seine Hände in diesem Spiel in Blut getaucht hat, in diese Gedankengänge hagelt der Mord am "freundlichen" Einbrecher, das tragische Ende einer gescheiterten Existenz (fünf Taler ins Phrasenschwein). Regisseur Theodor Grädler kann sich auf die Qualität seiner Schauspieler verlassen, die das durchschnittliche Drehbuch (bezogen auf die Story, die Dialoge sind sehr stark) durch ihre Präsenz in den Hintergrund drängen. Es macht einfach jede Menge Spass Derrick und Klein bei ihrer Arbeit zu beobachten, Vollsuhle für den Fan! Frank Duval liefert gute Arbeit ab, kein nervenaufreibendes Geplärre wie in "Keine schöne Fahrt nach Rom" (114).

7,5/10 (gut bis sehr gut)
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4980 - 04.03 22:30

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 116 - Ein Mörder zu wenig (Deutschland 1984)

Gier ist auch (k)eine Lösung

Walter Kramer (Wolfgang Wahl) überredet seinen Freund und Arbeitskollegen Alois Bracht (Dirk Dautzenberg) einen Lottoschein auszufüllen. Kramer soll den Wisch für Bracht abgeben, Bracht vergisst jedoch seinen Namen auf dem Tippschein einzutragen. Als Kramer seine von ihm getrennt lebende Frau Marianne (Karin Baal) aufsucht, schickt er den gemeinsamem Sohn Holger (Andreas Voss) zur Lotto-Annahmestelle. Da auf einem Tippschein die Daten des Spielers fehlen, trägt der Junge ohne böse Absicht Name und Anschrift seines Vaters im Adressfeld ein. Als Alois Bracht wenige Tage später in die Zeitung schaut, traut er zunächst kaum seinen Augen, seine Zahlen wurden tatsächlich gezogen! Es gibt keinen Zweifel, denn er tippte sein eigenes Geburtsdatum und das seiner verstorbenen Frau. In freudiger Erregung berichtet er seinem Stiefsohn Alfons (Volker Eckstein) von dem bevorstehenden Geldsegen. Längst hat Walter Kramer den Volltreffer ebenfalls festgestellt, eiskalt lässt er den aufgeregten Alois abblitzen, schliesslich stehe Brachts Name nicht auf dem Los, ergo kein Gewinn. Nachdem weitere Tage verstrichen sind, fällt dem Arbeitgeber Kramers dessen unentschuldigtes Fehlen unangehm auf. Die verständigte Ehefrau des Vermissten sucht widerwillig dessen Wohnung auf, dort findet sie die Leiche ihres Gatten vor. Bei der ersten Durchsuchung der Räumlichkeiten fällt Derrick die Gewinnbenachrichtung der Lottogesellschaft in die Hände. Eineinhalb Millionen Mark sind ein verdammt starkes Mordmotiv!

Da ist er wieder, der knuffige Grummler Dirk Dautzenberg. Vor Freude fährt er mit seinem Rad fast in ein Auto, alles kein Problem, die Begeisterung über den unverhofften Reichtum verdrängt alle Sorgen. Dautzenberg meistert das Umschalten von freudiger Erregung zu schäumender Wut souverän, gleiches gilt für die drauf folgende Depression. Ganz anders (aber nicht weniger stark) Wolfgang Wahl, der nicht eine Sekunde daran denkt seinem "Freund" den Gewinn zu überlassen, den Zaster zumindest zu teilen. Geradezu vor Gier geifernd und lechzend verteidigt er seine Ansprüche, jahrelange Verbundenheit ist plötzlich nichts mehr wert. Karin Baal hat eine interessante Rolle erwischt. Zunächst mutet sie durchschnittlich, regelrecht unscheinbar an. Fassade? Tarnung? Ein Wandel der nach dem Gewinn einsetzt? Oder entfesselt der Gewinn lediglich bisher schlummernde "Talente"? Volker Eckstein wird gern als "Psychobübchen" besetzt, diesmal bleibt er jedoch erstaunlich bodenständig, normal und beherrscht. Hans Brenner schleicht als neugieriger Schleimbeutel umher, nervt seinen Nachbarn Kramer mit aufdringlicher, unangenehmer Indiskretion.

Was macht Geld mit Menschen? Wird der brave Bürger ohne Vorwarnung zur Bestie? Ein Sechser im Lotto, der grosse Traum eines Volkes, hier als Trip in die Hölle der Verdorbenheit angelegt. Alte Freunde werden über Nacht zu Feinden, zu lästigen Insekten. Was will uns der Autor damit sagen? Gebt dem Pöbel nicht zu viel Kohle in die Hand? Naja, ich möchte Herbert Reinecker keine fiesen Absichten unterstellen. Der Titel "Ein Mörder zu wenig" könnte nicht treffender gewählt sein, akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Äußerungen dazu. Da sich das Drehbuch und Regisseur Alfred Vohrer Zeit zur Vorstellung der wichtigen Figuren nehmen, fällt es dem Zuschauer nicht schwer deren Gedankengänge und Triebfedern zu erkennen. So kommt die Auflösung kaum als grosse Überraschung daher, versetzt dennoch einen kleinen Stich, löst vielleicht gar Gefühle zwischen sadistischer Schadenfreunde und eiskaltem Entsetzen aus, manchmal kommt das Böse eben doch davon, sogar wenn der Ermittlungsbeamte den klangvollen Namen Stephan Derrick trägt (oder...? Überprüft es auf eigene Faust!). Bereits mehrfach beklagte ich den fehlenden Popanz in den späten Arbeiten des von mir sehr geschätzen Alfred Vohrer. Erneut bleibt Vohrer in dieser Disziplin zurückhaltend, lässt zum Ausklang der Handlung ganz kurz einen kleinen Saubratz von der Leine. Schaut genau hin, Derrick muss seine Sklaven nicht ansprechen, ein Fingerschnippen genügt und der Abschaum wird abgeführt. So funktionert die moderne Führung von Mitarbeitern.

7/10 (gut)