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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4981 - 05.03 21:28


Candybox #1


Das Schwedenmädchen Anita (Schweden 1973, Originaltitel: Anita - ur en tonårsflickas dagbok)

Die Kraft der Liebe

Achtung: Nicht völlig frei von Spoilern!

Anita (Christina Lindberg) fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut. Die Eltern verstehen das "mißratene Kind" nicht, sorgen sich vor allem um den eigenen Ruf, den sie durch das Verhalten ihrer Tochter gefährdet sehen. Immer wieder zieht es das Mädchen nach Stockholm, dort geht sie ihrer Sucht nach schnellem Sex nach, sie nimmt jeden Kerl den sie bekommen kann. Eines Tages trifft Anita auf den Psychologie-Student Erik (Stellan Skarsgård), der junge Mann hat statt Sex seine Schulter und Ohren anzubieten...

"Das Schwedenmädchen Anita" ist weder ein exploitativer Reißer noch ein verquaster Problemfilm, das Werk zeigt uns ein verzweifeltes, verletztes und einsames Kind an der Schwelle zur Frau, auf der Suche nach Zuneigung, Anerkennung und sich selbst. Nebeibei entlarvt Regisseur Torgny Wickman die Verlogenheit des braven Bürgertums. Eltern die die Nase über das eigene Kind rümpfen, gleichzeitig die jüngere Schwester in den Himmel heben. Lehrer die sich über das Fehlverhalten der unzüchtigen Schülerin beschweren, dennoch höchstselbst aus der verdorbenen Quelle schöpfen. Ja, sogar Altersgenossen die zunächst gern der Versuchung nachgeben, um die "Hure" später mit Hohn und Verachtung zu konfrontieren. Auch vor der Klassischer Musik fröhnenden Stundenschaft um Erik schreckt man nicht zurück, dort sieht sich Anita sogar dem schlagkräftigen Übergriff einer eifersüchtigen Hysterikerin ausgesetzt. Der alltägliche Terror im Elternhaus beinhaltet übrigens keine Prügel, die lieben Erziehungberechtigten betätigen sich ausdauernd in der Disziplin Erniedrigung per herablassender Worte, Blicke und Gesten. Wickman inszeniert teils nahezu dokumentarisch, ergreift aber trotzdem Partei, schnell gewinnt Anita die Sympathie des Zuschauers, weckt Mitgefühl, Beschützerinstinkte und Verständnis, aber hält uns auch den Spiegel vor die Nase. Sicher, die Kritik an der gutbürgerlichen Gesellschaft mag hier und da sehr plump ausgeführt sein, der Gegenpol Erik eine Spur zu großherzig und verständnisvoll anmuten. Ab und an regiert der Holzhammer, Papi platziert die Pantoffeln pendatisch vor dem Ehebett, der verantwortungsbewußte Erik verweigert einem Alkoholsüchtigen den Nachschub, die Liste wäre ohne Mühe verlängerbar. Gleichwohl regte sich bei mir kaum der Wunsch nach einem subtileren Drehbuch, der Film funktioniert trotz mancher Grobschlächtigkeit vortrefflich. Dank der anrührenden Hauptdarsteller und der gut gewählten Schauplätze bleibt der Motzkoffer verschlossen in der Ecke liegen.

Christina Lindberg verkörpert Anita in Perfektion, ich hatte nie den Eindruck sie würde ihre Rolle spielen, sie ist Anita! Mädchenhafte Zerbrechlichkeit unterstreicht die Hilflosigkeit, die Verzweiflung, die fehlende Kraft sich aus dem Abwärtsstrudel zu befreien. Ihre Attraktivität verhilft den Sexszenen (sinnvollerweise) kaum zu erotischer Wirkung, der eindringliche Nahkampf bleibt auf Suchtbefriedung reduziert, im Extremfall gar in Verbindung mit physischer Qual (das psychische Leiden ist sowieso omnipräsent). Enttäuschung und Zorn entladen sich über den eigenen Körper, werden zum mächtigen und unkontrollierbaren Bumerang, gipfeln in beginnender (fortgeschrittener?) Selbstzerstörung, die einsamen Nächte gewähren den traurigen Blick auf einen jungen Menschen ohne Selbstwertgefühl, ohne Halt. Lediglich die finale Vereinigung in Liebe sprengt die Fesseln Abhängigkeit, wird zum Akt der Erlösung. Stellan Skarsgård spielt den feinfühligen Studenten nicht minder überzeugend, ist durchaus in der Lage sich Gehör zu verschaffen, kämpft um Anitas (und die eigene) Zukunft. Eine Betrachtung der übrigen Akteure kann ich mit gutem Gewissen unterlassen. So spielen z. B. Danièle Vlaminck und Michel David (Anitas Eltern) keinesfalls schwach, bleiben aber im Gegensatz zu Lindberg und Skarsgård eher austauschbar.

Ich erwähnte bereits die gut gewählten Schauplätze, Stockholm bietet hier nicht den Ansatz eines "Venedig des Nordens". Im Gegenteil, die Stadt hat ein tristes Kleid angelegt, hüllt sich in Grautöne. Christina Lindberg wirkt in diesem Umfeld verloren, wird gleichzeitig zum Dreh- und Angelpunkt, jagt Emotionen durch Leib und Seele des Zuschauers. Spätestens der Sturz in einen billigen Tanzschuppen scheint der Anfang vom Ende Anitas zu sein, doch dann dringt er endlich zu ihr durch, ihr ganz persönlicher Ritter auf dem weißen Pferd. Egal wie heftig der Zaunpfahl vor der Nase wedelt, wie durchschaubar und gradlinig die Kritik am Spießbürgertum angelegt wurde, mich hat "Das Schwedenmädchen Anita" berührt und beeindruckt. Sogar ein eingefleischter Griesgram wie ich kann das arg plakative Ende verkraften. Was solls, man muss auch mal über den eigenen Schatten des Grauens hüpfen können (wollen).

Candybox legt mit der DVD zum Schwedenmädchen ein starken Start hin. Auf diese Scheibe folgte ein weiterer Streifen mit Christina Lindberg (Verbotene Früchte der Erotik, 1971), der Titel wurde selbstverständlich umgehend meiner Sammlung zugeführt, der übliche Kurzkommentar folgt zu gegebener Zeit. "Das Schwedenmädchen Anita" kommt in einer sehr ansprechenden Verfassung daher, abseits steriler Hochglanzaufbereitungen und digitaler Filterorgien flimmert das Werk sehr "kinoartig" über den Bildschirm, die Zielgruppe wird diese Präsentation zu würdigen wissen. Der Ton liegt in deutscher Spracher vor, zusätzlich befindet sich der schwedische Originalton an Bord, deutsche Untertitel sind vorhanden. Im Bonusbereich gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen, die DVD ist in einer kleinen Hartbox untergebracht. Ganz, ganz dicke Kaufempfehlung! Vielen Dank für die wunderbare Veröffentlichung, liebe Candyboxer!

Wie soll ich diesen Film in das ekelhafte Zahlenraster packen? Er hat mich sehr berührt und gefällt mir sehr gut, fertig.

Lieblingszitat:

"Das ist ja ein Skandal!"
"Ach, so schlimm wird es schon nicht. Unsere Freunde sind ja keine Kinder von Traurigkeit."
TNT

RANG Deckschrubber

#4982 - 06.03 15:23



Warrior

Die Geschichte zweier getrennter Brüder, die zumindest zu Anfang "ehemalige" UFC-Fighter sind. Während Tommy zur Army ging und später Alkoholiker wurde, gründete Brandon eine Familie und arbeitet als Physiklehrer. Doch das Schicksal holt die beiden wieder ein und so fangen sie notgedrungen wieder an sich bei MMA-Schaukämpfen durchzuschlagen. Mit ein wenig Glück schaffen es beide sogar sich zu einem 5-Mio-$ UFC Turnier zu qualifizieren, wo sie nach langer Zeit sich wieder begegnen.

Gut, kommen wir direkt mal zu den Kämpfen. Im Grunde sind sie schon interessant anzusehen. Die beiden Hauptdarsteller scheinen auch ordentlich für ihre Rolle trainiert zu haben. Gerade Tom Hardy wirkt wie ein Muskelberg. Bis auf ein paar merkwürdig ausblendende Kameraperspektiven, was wohl auch ein wenig die technische Unbefangenheit der MMA-Laien kaschieren soll, kann man sich die Kämpfe durchaus geben. Sie sind dramatisch inszeniert, abwechslungsreich und spannend. Viel besser umgesetzt als in so manchen anderen Kampffilmen. Allerdings gibt es auch hier schon kleine Mängel. Gerade weil die hochdramatischen Kämpfe sehr intensiv geführt werden bleiben die Kampfesspuren aber doch recht überschaubar. Bis auf ein paar Cuts im Gesicht, die nicht mal bluten, haben die Kämpfer eigentlich keine Verletzungen. Überhaupt scheint man mit Blut zu geizen. Über das gesamte Endturnier hinweg bleibt der Ringboden sauber. So kennt man UFC eigentlich überhaupt nicht

Außerhalb der Kämpfe ist es mir sehr schwer gefallen irgendetwas für die Figuren zu empfinden. Die Hintergrundgeschichten sind nicht wirklich originell. Der Film versucht mir die Handlung viel zu sehr in den Plot zu packen. Es bleibt für die handelnden Charaktere kaum Zeit sich irgendwie zu entfalten, sich abseits von Hollywood-Klischees zu präsentieren. Die grausamen Bühnendialoge schaffen dabei noch ihr übriges. Da hätte man, gerade aufgrund der vertretenen Darstellerriege ruhig mehr rausholen können als eine simple Kriegstrauma bzw. belanglose Familiengeschichte.
Überhaupt wird mir garnicht so wirklich klar warum die Brüder sich nicht wirklich ausstehen können, warum Brandon seinen Vater nicht vergeben will, was Tommy eigentlich in der Army wollte usw.
Hätte man das alles zu klären gewusst, dann hätte man sicher so manches Gelaber und Geheule besser nachvollziehen können. Aber, wie gesagt, dafür liess sich der Film trotz über 2 Stunden Spielzeit nicht wirklich Zeit.

Wie soll da nur ein Fazit aussehen? Ich vergleiche es am besten mal mit den Rocky-Filmen. Dramaturgisch kann "Warrior" einigen aus der Reihe nicht wirklich das Wasser reichen. Dafür sind aber die Kämpfe bei weitem nicht so lächerlich inszeniert wie selbst noch im jüngsten Rocky-Film. Also wer auf MMA steht kann sich den Film ruhig ansehen, sollte allerdings auch nicht zuviel erwarten. Ein guter Film ist es unterm Strich nicht.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4983 - 07.03 21:35





Feuer frei auf Frankie (Deutschland, Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Feuer frei auf Frankie)

Blacky, Erika & Rosalba!

Professor Peers (Charles Fawcett) hat einen neuartigen Treibstoff entwickelt, dessen unschätzbarer Wert das Interesse vieler Geiferlinge weckt. Bald sind Ganoven darauf aus den Wissenschaftler zu entführen, doch der Versuch endet mit dem Tod des Professors. Immerhin überlebt dessen engster Mitarbeiter Dr. Bargher (Joachim Fuchsberger) die Attacke, auf ihn konzentrieren sich nun die Begierden diverser Gangster und Geheimdienste. Die CIA will den Schwerverletzen in die USA überführen, man fürchtet jedoch weitere Angriffe aus der Unterwelt. Dr. Bargher hat einen jüngeren Bruder namens Frankie (Joachim Fuchsberger), dieser soll vorübergehend in dessen Rolle schlüpfen, damit der echte Dr. Bargher unbehelligt transportiert werden kann. Schnell gelingt es der attraktiven Agentin Maud Taylor (Erika Blanc) den Lebemann Frankie zu überzeugen, ebenso flott sind diverse finstere Gestalten hinter dem Köder her, offensichtlich funktioniert die Tarnung. Frankie kann sich nur knapp einer äusserst brenzligen Situation entziehen, die Schurken sind ihm hart auf den Fersen. Auf der Flucht wird er fast von der rassigen Elena (Rosalba Neri) überfahren, die sich gemeinsam mit dem Gehetzen aus dem Staub macht. Lange soll die Ruhepause nicht dauern...

José Antonio de la Loma führte bei dieser flotten Eurospy-/Thriller-Sause Regie, am Drehbuch war der leider 2004 verstorbene Spanier ebenfalls maßgeblich beteiligt. Den Zuschauer erwartet kein cleveres Kriminalfilmkonstrukt mit ausgeklügelten Überraschungen, hier wird fröhliche Unterhaltung ohne nennenswerten Tiefgang geboten, ein Schaulaufen für herrliche Klischees und hübsche Kulissen/Schauplätze. Bereits der comicartige Vorspann und die locker-flockige Musik lassen keine Zweifel an der Marschrichtung des Streifens aufkommen.

"Feuer frei auf Frankie" läuft gut geölt durch, dies ist vor allem der Verdienst des prächtig aufgelegten Ensembles. Joachim Fuchsberger spult das volle Programm ab, in einer Doppelrolle darf er nebenbei den seriösen Wissenschaftler geben, in erster Linie ist Fuchsberger der flotte Frankie, Tarnung hin oder her. Ein Playboy dem kaum eine Dame widerstehen kann, der sich bei Bedarf per Judo zu verteidigen versteht, dessen das Herz am rechten Fleck schlägt. Blacky muss man mögen, jeder Fan wird sich über das Wiedersehen freuen. Neben Fuchsberger sind zwei heisse Ladies die Stars, Erika Blanc wechselt munter zwischen kokettem Luder, gemäßigter Zicke und pflichtbewusster Agentin, eine sehr sympathische und augenzwinkernde Vorstellung. Rosalba Neri fällt freilich noch genauer in mein Beuteschema als Frau Blanc, die scharfe Rosalba hat mehr zu bieten als uns das naive Mäuschen zu zeigen, was dem halbwegs aufmerksamen Zuschauer sehr früh bewusst werden dürfte. Karin Field kann sich kaum gegen die Strahlkraft von Erika und Rosalba behaupten, allerdings gibt ihre Rolle zugegebenermaßen nicht allzu viel her. Illustre Gestalten füllen die Herrenriege auf. Rik Battaglia kennt jeder Filmfreund aus zahlreichen Karl-May-Verfilmungen, mindestens ebenso bekannt sollte Walter Barnes sein, der uns den gestressten Geheimdienstboss macht. Weitere Charakterköpfe füllen die Mannschaft auf, Luis de Tejada, Mariano Vidal Molina und Gesichtsunfall Tito García sollen nicht ungenannt werden. Eddi Arent ist als Erikas Helferlein unterwegs, erwartungsgemäß ist seine Rolle knallschotig angelegt. Damit sollten genug Anhaltspunkte genannt sein, die Besetzung bietet einen hohen Wiedererkennungswert und dreht ordentlich auf, sehr schön!

Verdammt! Jetzt geistert mir die seit Stunden die nackte Rosalba in "Das Schloss der blaugen Vögel" (La bestia uccide a sangue freddo, 1971) durch die Rübe, vor Gier kann ich mich kaum auf das Getippe konzentrieren (jetzt wisst ihr endlich, warum ständig Tippfehler und sonstige Grütze unvermeidbar sind, ich bin ein unverbesserlicher Lustgreis). Was gibt es noch zu berichten? Sicher jede Menge, doch ich möchte den Rahmen dieses Kurzkommentares nicht überstrapazieren. Die Zielgruppe sollte klar umrissen sein, schon wegen der Besetzungsliste ist der Flick unverzichtbar!

Pidax gräbt immer wieder feine Schätzchen aus, Filme wie "Perrak", "Das Hotel der toten Gäste" und "Der Stein des Todes" möchte ich nicht mehr hergeben. "Feuer frei auf Frankie" kommt in brauchbarer Bildqualität daher, für Technikfetischisten ist die Präsentation nicht geeignet. Boni sind auf der Scheibe nicht zu finden, immerhin hat es ein Booklet in die Hülle geschafft. Eurokult-Liebhaber dürfen sich über die Veröffentlichung dieses fast in Vergessenheit geraten Knuffelchens freuen, der aufgerufene Preis bewegt sich in moderaten Gefilden (um 10€).

Fazit: Kein Überflieger, aber ein durch und durch liebenswerter und unterhaltsamer Streifen. 6,5/10 + Wohlfühlbonus

Lieblingszitat:

"Noch nie Nylons gesehen?"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4984 - 11.03 11:31

Derrick bekommt Gesellschaft! Die "Mega-Der-Alte-Sause" startet!


Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 1 - Die Dienstreise (Deutschland 1977)

Ein kantiger Ermittler stellt sich vor

Geiselnahme in einer Bank! Der unbekannte Täter hat drei Menschen in seiner Gewalt, die Situation droht zu eskalieren. Kommissar Köster (Siegfried Lowitz) begibt sich in die Hände des Ganoven, im Gegenzug werden die Geiseln freigelassen. Nach anfänglich Hektik gelingt es Köster die Lage zu entspannen, der inzwischen demaskierte Klaus Rott (Hans Brenner) zeigt zunehmend menschliche Züge. Der Kriminalbeamte entwickelt einen äussert riskanten Plan, in dessen Zentrum keinesfalls der überforderte Rott steht. Köster will einen weitaus grösseren Fisch aus dem Teich ziehen...

"Der Alte" startet mit einem Beitrag in Spielfilmlänge. Zwar sind bereits weitere Akteure der zukünftigen Stammbesetzung zu sehen, doch Siegfried Lowitz steht eindeutig und übermächtig im Mittelpunkt. Zu Beginn der Serie bekommen wir es mit einem kernigen Alten zu tun, Erwin Köster ist ein zynischer, unbequemer Typ, ein Querkopf der sich mit Vorgesetzten angelegt, der Unterwelt kräftig in den Hintern tritt, schmutzige Tricks gehören zum Handwerk des Alten. Für mich ein sehr interessantes Erlebnis, denn ich habe Lowitz vor einer gefühlten Ewigkeit letztmalig in seiner Paraderolle gesehen, Erwin Köster nicht als derartig bissigen Burschen in Erinnerung. Die Kanten wurden später abgeschliffen, ich bin auf die nächsten Folgen gespannt. Neben Siegfried Lowitz darf Hans Brenner sein Können präsentieren, der sich vom maskierten Gewaltmonster zu einer mehr und mehr tragischen Person entwickelt. Eine starke Leistung Brenners! Michael Ande bleibt während der Auftaktfolge eine Randfigur, als "ewige Nummer 2" ist er noch immer ein fester Bestandteil der Serie, auf ihn werde ich mit Sicherheit zufünftig näher eingehen. Auch Henning Schlüter ist schon zu sehen, er muss sich in der Rolle des Kriminalrates Franz Millinger mit dem knarzigen Kommissar Köster rumplagen. Ferner sehen wir Wolfgang Wahl als Einsatzleiter, Ralf Wolter turnt als geifernder Reporter durchs Bild. Wolfgang Reichmann ist als eiskalter "Oberbösewicht" am Start, er umgibt sich mit den Charakterköpfen Gert Haucke und Dan van Husen. Ohne Damen geht es nicht, Susanne Uhlen gerät in Bedrängnis, Iris Berben kassiert Prügel. Zwar sind noch andere bekannte Gesichter an Bord, doch die bisher genannten Darsteller sollten bereits genug Anreiz für Freunde gepflegter TV-Krimiunterhaltung bieten.

Johannes Schaaf nutzt die zur Verfügung stehende Spielzeit um dem Hauptcharakter der neuen Serie Substanz zu verleihen. Rou­ti­ni­er Löwitz lässt sich nicht lumpen, zeichnet eine Art Gegenentwurf zu seinen Kollegen aus der anderen in München angesiedelten Serie. Derrick, die edle Deutsche Dogge, gelassen und bei Bedarf blitzschnell zupackend. An seiner Seite Harry Klein, der nach einigen Jahren vom Wadenbeisser zum Hütehund reifte. Hingegen agiert Siegfried Lowitz mit dem spröden Charme einer Bulldogge, verbeisst sich ohne Gnade und Rücksicht auf das eigene Leben in den Fall (man möge mir die Vergleiche mit Hunden verzeihen). Ein erheblicher Teil der Handlung spielt sich in unterschiedlichen Fluchtwagen ab, Löwitz chauffiert Brenner durch das in tristes Grau gehüllte Umland Münchens. Konsequent steuert das Drehbuch auf ein dramatisches Finale zu. Wie bitter es tatsächlich ausfällt? Kauft euch die erste Box zur Serie! Löwitz spielte Köster bis 1985, nach 100 Folgen verliess er die Bühne, Rolf Schimpf übernahm als "neuer Alter" das Ruder. Bis zur Folge 100 erwartet mich noch jede Menge guter Unterhaltung, ich freue mich auf schöne Stunden.

Guter Auftakt mit einem überragendem Siegfried Löwitz = 7,5/10 (gut bis sehr gut)

---

Ferner im Player:


Vier im roten Kreis (Frankreich, Italien) - Jean-Pierre Melville zeigt eindrucksvoll wer der Meister des epischen Gangsterfilms ist! Grandios besetzte Hauptrollen, Alain Delon und der göttliche Gian Maria Volonté, ergänzt durch Yves Montand, gejagt von Bourvil. Dieses Meisterwerk bedarf keiner weiteren Worte, gehört in jede Sammlung!


Tucker & Dale vs Evil (Kanada, USA 2010) - Die vermutlich knuffigsten Hillbillies der Filmgeschichte treffen auf hysterische College Kids. Herrliche Genre-Parodie, die kaum ein Klischee auslässt. Vorkenntnisse im Bereich Backwood-Horror sind hilfreich, steigern die "Schenkelklopfer-Frequenz" erheblich. Gut = 7/10
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4985 - 11.03 22:02

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 117 - Angriff aus dem Dunkeln (Deutschland 1984)

Ariane, des Oberinspektors hübsches Weiblein und Helferlein

Seit kurzer Zeit erhält Ute Reiners (Birgit Doll) merkwürdige Anrufe, die junge Frau ist zunehmend beunruhigt. Ihre Freundin Conny (Babett Arens) bedindet sich während einem der befremdlichen Anrufe gemeinsam mit Ute in deren Wohnung, Ute verabredet ein sofortiges Treffen mit dem rätselhaften Anrufer vor ihrem Wohnhaus. Im Treppenhaus treffen die Freundinnen auf einen zuvorkommenden Nachbarn (Balduin Baas), der die verängstigten Damen vor die Türe begleitet. Seltsam, vor dem Haus ist keine Menschenseele zu sehen. Conny verabschiedet sich, doch kurz bevor sie in ihr Auto einsteigen kann, wird sie von einem anderen PKW angefahren, erliegt wenig später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Utes Nachbar beobachtet den Vorfall, er glaubt an eine Tat mit Vorsatz. Derrick und Klein suchen Ute Reiners auf, verstört berichtet sie von den Anrufen, in Anwesenheit der Beamten klingelt erneut das Telefon. Auf der Strasse abermals Ruhe, doch plötzlich wird auf Ute geschossen, der/die Täter flüchten unerkannt. Nun ist jeder Zweifel ausgeräumt, Ute Reiners soll getötet werden! Nachforschungen fördern zunächst keinerlei erkennbares Motiv ans Tageslicht...

Gern und ausdauernd lobe ich die Qualitäten der in der Reihe aufspielenden Darsteller. Diesmal gibt es einen (selten vorkommenden) Anlass zu meckern. Birgit Dolls Darbietung gleitet mir hier und da zu sehr in hysterische Überzogenheit ab, zumindest ist der Anlass dazu nicht immer gegeben, wirken die Ausbrüche teils unfreiwillig komisch. Die ruhigen Momente meistert Frau Doll solide, daher genug der negativen Kritik. Derricks neue Freundin Ariane erfreute mich bereits in "Ein Spiel mit dem Tod" (115), sie scheint sich inzwischen gut mit der Arbeit ihres Liebhabers arrangiert zu haben. Margot Medicus ist eindeutig eine Bereicherung, leider kam es nicht zu weiteren Auftritten, sehr schade. Der von mir geschätzte Anton Diffring taucht in einer Nebenrolle auf, spielt einen ausgebrannt und gehetzt wirkenden Charakter. Eva Kotthaus sehen wir als verbitterte Ehefrau Diffrings, der blasse Eberhard Harnoncourt kommt als Söhnchen daher. Konrad Georg huscht (zu selten) durchs Bild. Willy "Berger" Schäfer geht einmal mehr in seinem Sklaventum auf, immerhin darf er einer Dame aus der Jacke helfen. Horst Tappert und Fritz Wepper sind auf bewährten Bahnen unterwegs, Tappert ganz der väterliche Freund, Klein der ritterliche Beschützer.

"Angriff aus dem Dunkeln" zerfällt in zwei Teile. In der ersten Hälfte ist fröhliches Rätselraten angesagt, der zweite Abschnitt widmet sich den Motiven der Fieslinge, allerdings ohne den betreffenden Charakteren mehr Spielzeit vor der Kamera zu gewähren. Gerade der zweiten Hälfte hätte ein wenig mehr Konzentration auf die Bösewichte gut zu Gesicht gestanden, da sich die Arbeit der Ermittler nicht mehr sonderlich packend gestaltet. So wird das Potential eines Anton Diffring kaum genutzt, Charakterkopf Konrad Georg bleibt eine fies aus der Wäsche glotzende Randnotiz. Kurzzeitig flackert Atmosphäre in den nächtlichen Strassen des winterlichen München auf, auch davon hätte ich gern mehr gesehen. Frank Duval liefert (für seine Verhältnisse) recht düster klingende Sounds ab, für mich eine seiner besseren Arbeiten. Regisseur Jürgen Goslar entlockt dem "soliden Mittelklassedrehbuch" eine unterhaltsame Folge, mit wenigen Änderungen hätten sich deutliche Verbesserungen erzielen lassen. Der Fairness halber darf nicht unerwähnt bleiben, dass ich freilich nicht beurteilen kann, welche Möglichkeiten/Freiheiten Goslar in dieser Hinsicht hatte.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4986 - 13.03 22:35





Manhattan Baby (Italien 1982, Originaltitel: L'occhio del male)

Der Böse Blick, eine äusserst lästige Importware

Professor George Hacker (Christopher Connelly) weilt samt Gattin Emily (Laura Lenzi) und Tochter Susie (Brigitta Boccoli) in Ägypten. In einem frisch entdeckten Pharaonengrab erlebt der Archäologe eine äusserst unangenehme Überraschung. Blaue Blitze lassen den Forscher erblinden, zuvor tappt sein Mitarbeiter in eine tödliche Falle. Auch Susie nimmt ein Andenken aus dem Land am Nil mit, eine rätselhafte alte Frau drückt dem Mädchen ein noch rätselhafteres Amulett in die Hand. Endlich zurück in New York darf der Professor ein wenig Hoffnung schöpfen, der konsultierte Augenarzt geht von einer Wiederherstellung des Sehvermögens innerhalb eines Jahres aus. Plötzlich geschehen befremdliche Dinge, Susie wirkt zunehmend kränklich, ihr kleiner Bruder Tommy (Giovanni Frezza) bleibt von den Vorgängen nicht unbehelligt, das Kindermädchen Jamie Lee (Cinzia de Ponti) verschwindet auf unerklärbare Art. Längst wurde die Familie des Gelehrten von einem albtraumhaften Strudel erfasst, kann der schrullige Adrian Mercato (Cosimo Cinieri) helfen, der zunächst keinen besonders seriösen Eindruck hinterlässt...???

Im deutschsprachigen Raum ist dieses Werk von Lucio Fulci auch unter dem Titel "Amulett des Bösen" bekannt, dieser Hinweis soll jeglicher aufkommenden Verwirrung den Wind aus dem Segel nehmen. Fulci war in den frühen achtziger Jahren auf dem kommerziellen Höhepunkt seiner Karriere angelangt, folgende Beispiele sprechen eine unmißverständliche Sprache:

• Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (Zombi 2, 1979)
• Ein Zombie hing am Glockenseil (Paura nella città dei morti viventi, 1980)
• Die Geisterstandt der Zombies (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981)

So sehr ich diese Filme liebe und verehre, sie bergen ein echtes Ärgernis in ihren blubbernden Gedärmen, denn noch immer werden die Streifen viel zu häufig die enthaltenen Metzeleien reduziert, gleichzeitig bleibt der Blick auf Fulcis Schaffen oft auf diese Werke beschränkt. Dabei haben die genannten Filme viel, viel mehr als Gore und Geifer zu bieten, hat Fulci viel, viel mehr auf die Beine gestellt. Eine kleine Auswahl gefälig?

• Django - Sein Gesangbuch war der Colt (Tempo di massacro, 1966 - Unterhaltsamer Western mit Starbesetzung!)
• A Lizard in a Woman's Skin (Una lucertola con la pelle di donna, 1971 - Grandioser Giallo der Spitzenklasse!)
• Don't torture a Duckling (Non si sevizia un paperino, 1972 - Meisterlicher Thriller mit Florinda Bolkan, Barbara Bouchet und Tomas Milian!)

Es muss immer wieder zur Sprache kommen, bitte schrumpft den kantigen Lucio nicht, bitte werft einen genaueren Blick auf seine Arbeiten! "Amulett des Bösen" hat im "Fanblock" mit ähnlichen Problemen wie "Conquest" (La Conquista, 1983) und "Die Schlacht der Centurions" (I guerrieri dell'anno 2072, 1984) zu kämpfen. Die Filme entstanden recht zeitnah zu den oben genannten Klassikern, passen aber nicht wirklich in das reduzierte Fulci-Bild vieler Zuschauer. Während "Conquest" und "Centurions" durch ihre liebenswerte Verschrobenheit nach und nach ihr Publikum fanden, hat der auf den ersten Blick unscheinbare "Amulett" wenig griffige Ansätze zu bieten. Tätsächlich nicht? Da haben wir zunächst den in Ägypten angesiedelten Auftakt. Tolle Atmosphäre, knuffige Effekte und kauzige Fratzen, ich bin sehr angetan! In New York bricht die Atmosphäre kaum weg, erreicht immer wieder Höhepunkte, blitzt immer wieder die Genialität des Meisters auf. Vordergründig mag die Story unrund anmuten, scheint das Erzähltempo ab und an nicht zu stimmen. Erneut Einspruch meinerseits! Wie immer gilt: Lasst euch auf den Film ein, taucht in diese prächtige Traumwelt ein, suhlt euch in der herrlichen Atmosphäre! Hätte Fulci hier massiv aufs Mett geklopft, würde der Flick mit Sicherheit von zahlreichen Idioten (sorry) lautstark abgefeiert. Jedoch wird dieses Publikum -welches sich in Werken wie "Woodoo" und "Geisterstadt" von Gore zu Gore hangelt, freilich ohne die Filme im Ansatz zu erfassen- bei "Amulett des Bösen" kaum Befriedigung finden, mit lautem Knall auf die Fresse fallen, den Film zornig in die Tonne kloppen.

Bevor ich völlig die Fassung verliere, wende ich mich flugs den Akteuren vor der Kamera zu. Christopher Connelly mag nicht die ideale Besetzung für die Rolle des emsigen Professors sein, insgesamt gibt es an seiner Leistung aber nicht viel zu meckern. Wenn er in der (nicht allzu langen) Phase der Blindheit zu cholerischen Ausbrüchen neigt, hat er auch einen alten Griesgram wie mich gefangen und entwaffnet. Sympathisch und mit "engagierter Verzweiflung" kämpft er um seine Familie, Mission erfüllt. Beim Anblick von Laura Lenzi überkam mich spontan der Wunsch nach Catriona MacColl (zack, nun bin ich mit Anlauf in die von mir angeprangerte Falle der unverschämten Erwartungshaltung getappt), die Fulcis Knüller "Glockenseil", "Geisterstadt" und "Friedhofsmauer" veredelte. Die liebenswerte Catriona hätte perfekt in die Rolle der Ehefrau und Mutter gepasst, Laura Lenzi mutet wie eine "Aufhilfs-Catriona" an. Nicht unfair werden, ihre Leistung geht in Ordnung. Cinzia de Ponti war auch in Fulci "New York Ripper" unterwegs, als Kindermädchen macht sie ebenfalls eine verdammt gute Figur (welcher Bengel würde sich nicht so eine "Aufpasserin" wünschen?). Brigitta Boccoli spielt als "Possessed Child" sehr überzeugend, die Kleine ist eine echte Bereicherung. Leider müssen wir Kackbratze Giovanni Frezza ertragen, das kleine Brüderlein Goldlöckchen, was für ein Ohrfeigengesicht! Entschädigung für Frezza kommt in Form von Cosimo Cinieri daher, den groteske Fratzen und überdrehte Momente zu einem Glanzstück der Sause machen! Meister Fulci ist (mal wieder) in einer kleinen Nebenrolle am Start. Abgesehen von Frezza ein solides Ensemble, Daumen hoch.

Den überwiegend zurückhaltenden bis miserablen Bewertungen kann ich mich nicht anschliessen. "Amulett des Bösen" (der englische Titel "Manhattan Baby" ist doof, das muss gesagt werden) gehört nicht zur Speerspitze des Schaffens von Herrn Fulci, ist dennoch ein unterhaltsamer Film, gespickt mit vielen erinnerungswürdigen Momenten und einer gelungen eingefangenen Atmosphäre. Ägypten, Amulette und der Böse Blick, New York, ausgestopfte Flattermänner und Sand im Zimmer. Achtung, es klimpert im Phrasenschwein: Für mich eine wohlige Suhle und ein "Atmosphäre-Knuffelchen".

Der deutsche Markt gibt etliche DVD-Veröffentlichungen her, diverse Label und unterschiedliche Titel sind/waren am Start (leider auch gekürzte Auflagen, ich bitte um Beachtung). Mir liegt die DVD aus dem Hause Marketing Film vor, die den Streifen in guter Qualität bietet, ungekürzt und im korrekten Bildformat. Offenbar diente die Scheibe von Anchor Bay als Vorlage, der Bonusbereich gibt einen Trailer und ein Interview mit Dardano Sacchetti (Autor) her.

7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Vögel der Finsternis. Verspeist mich!"
Honigmelone*würzig*

RANG Lord of Clanintern

#4987 - 14.03 10:07

Montag inner Sneak:
"Contraband"

Der Schwager des Ex-Schmugglers Farraday wollte auch mal schmuggeln und hat es gründlich versaut. Farraday will die verlorene Ware ausgleichen und macht sich mitsamt seines Schwagers auf... Natürlich läuft das alles nicht so glatt wie geplant

Gutes Mittelfeld, hat seine Schwächen etc. und ist auch nicht wahnsinnig originell oder so. Wie gesagt, gutes Mittelfeld.



Die Legende von Aang

Ich mag die Serie (Avatar - Herr der Elemente). Der Film ist...naja...eher schlecht. Liegt unter anderem wohl an der mäßigen Leistung der Schauspieler (aller)...


Paranormal Activity

Mh..ja... Film aller Blair Witch Project eben... 2/3 des Films recht langweilig, zum Ende hin etwas "spannender"... Mittelmaß...


Machete

Bis es zum Showdown kommt ein ordentlicher Film. Hat mir gefallen. Der Showdown ist dann allerdings nur noch scheisse. Oder ich bin einfach nicht offen genug für sowas...


Death Proof

Ist ganz ok bis gut. War erstaunlich schnell vorbei, aber unerwartete "Wendung" (für mich zu mindest)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4988 - 16.03 13:42


BD-Set mit den Teilen 1-3 (Neuauflage)



Da die folgenden Filme allgemein bekannt sein dürften, beschränke ich mich diesmal auf wenige Zeilen.

• Scream (USA 1996) - Wes Craven suhlt sich lustvoll in den Klischees des Slasher-Movies, nimmt das Genre gleichzeitig sehr gekonnnt und liebevoll auf die Schippe. Die Eröffnungssequenz mit Drew Barrymore ist nicht zu übertreffen, danach geht es auf hohem Niveau weiter. Am Ensemble gibt es nichts zu bemängeln, Neve Campbell gleitet nie in allzu hysterische Gefilde ab, Courteney Cox gibt die abgebrühte Journalistin (unter deren Panzer tatsächlich ein Herz schlägt), David Arquette stolpert als knuffiger Deputy Dewey durch die Kulissen.

"Scream" belebte den Slasher, unzählige Genrebeiträge waren die Folge. Es gibt freilich jede Menge Slasher die mehr Spannung, Atmosphäre, Härte und Möpse bieten. Betrachtet man "Scream" jedoch als gekonnte Hommage, kann man dem Film einen riesigen Unterhaltungwert und Spassfaktor attestieren, ich liebe das Teil noch immer!

9/10 (überragend)


• Scream 2 (USA 1997) - Raus aus der Kleinstadt, rein ins College. Die Hauptcharaktere leiden noch immer unter den vergangenen Ereignissen. Niemand kann die Erinnerung an Woodsboro ausblenden, bei der Premiere der Verfilmung des Stoffes kommt es zu brutalen Morden. Bald kämpfen unsere Lieblinge aus dem ersten Teil wieder um ihre kleinen Leben, nach wie vor knistert es gewaltig zwischen Courteney Cox und David Arquette (wohl auch abseits der Filmhandlung, bekanntlich heirateten Cox und Arquette 1999).

Nach dem grossen Erfolg des Erstlings war eine Fortsetzung unvermeidbar. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz, vor allem der "Tori-Spelling-Gag" sitzt perfekt. Auch die Fortsetzung macht Spass, obschon sie gern frecher angelegt sein dürfte.

Dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)


• Scream 3 (USA 2000) - Die Dreharbeiten zu "Stab 3" werden von Morden überschattet, der Killer will die zurückgezogen lebende Sidney (Neve Campbell) aus ihrem Versteck locken. Erneutes Schaulaufen für die Hauptfiguren aus den beiden Vorgängern, dazu ein Kurzauftritt von B-Movie-Ikone Roger Corman, obendrauf ein herrlicher Einschub mit Carrie Fisher.

Eher Psychothriller als Slasher, die Grenzen verschwimmen mehr und mehr. Warum so brav, Herr Craven, war der Geldbeutel nicht bereits prall genug gefüllt? Trotz diverser Kritikpunkte mag ich den Streifen inzwischen richtig gern (was bei seinem Start nicht der Fall war, ich war damals sehr enttäuscht).

7/10 (gut)

Selbstverständlich stehen die DVDs zur Scream-Trilogie bereits seit einer Ewigkeit im Regal, der erste Teil war vermutlich einer meiner ersten Einkäufe nach dem Start des DVD-Zeitalters. Warum die zusätzliche Anschaffung der BDs? Teil 2 lag auf DVD nicht im korrekten Bildformat vor (Achtung: Auch die erste BD-Auflage wurde vergurkt!), ergo war eine Nachbesserung gewissermaßen Pflicht. Statt der Einzelscheibe habe ich gleich zum Set gegriffen, der Preisunterschied fällt gering aus. Die BDs bieten solide Bildqualität, diverse Boni runden den positiven Eindruck ab, klare Kaufempfehlung.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4989 - 17.03 21:54


#3 der Hammer Edition von Anolis


The Vengeance of She (Großbritannien 1968, Originaltitel: The Vengeance of She)

In der Wüste ohne Usch Undress

Carol (Olga Schoberová irrt scheinbar planlos umher, landet schliesslich auf der Yacht des wohlhabenden George (Colin Blakely). Die junge Frau bleibt Antworten auf bohrende Fragen schuldig, weswegen George sich zunehmend genervt über rätselhafte Verhalten des ungebetenen Gastes zeigt. An Bord befindet sich ein guter Freund des Geschäftsmannes, der Psychologe Philip (Edward Judd) kümmert sich liebevoll um die unsichere und verwirrte Carol. Wenig später kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, Carol springt ins Meer, beim Versuch das Mädchen zu retten verstirbt George. Gepeinigt von unerklärbaren Träumen zieht es Carol unaufhaltsam nach Nordafrika, Philip und der Haudegen Harry (George Sewell) folgen ihr, längst hat sich Philip in die blonde Schönheit verliebt. Tiefer und tiefer gerät die von Visionen gepeinigte Blondine in einen dunkeln Strudel, als unerwartet der freundliche Araber Kassim (André Morell) auftaucht und Hilfe verspricht. Doch Kassim ist den Kräften seiner Gegenspieler nicht gewachsen. Tief in der Wüste treibt der mächtige Men-Hari (Derek Godfrey) einen teuflischen Plan voran, sein Herr Killikrates (John Richardson) will um jeden Preis seine grosse Liebe Ayesha zurück, die nach Men-Haris Angaben in Carol wiedergeboren wurde...

1965 produzierte Hammer den unterhaltsamen "She" (Herrscherin der Wüste), ein recht aufwendiger Mix aus Abenteuer und Fantasy, gespickt mit Stars wie Peter Cushing, Christopher Lee und Ursula Andress in der Titelrolle, die Handlung wurde kurz nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt. Im Sequel müssen wir auf die grossen Namen verzichten, insgesamt wurde sichtbar weniger Aufwand betrieben, darüber hinaus hat man die Handlung in die Gegenwart verlegt. Dem Werk war wenig Erfolg beschieden, es fiel an den Kinokassen durch, in Deutschland fand die Auswertung gar erst in den neunziger Jahren statt, im ZDF zeigte man den Streifen untem dem Titel "Jung, blond und tödlich" (aus meiner Sicht ein wohlklingender Filmtitel, dennoch unpassend). Viele Freunde konnte der Flick offenbar noch immer nicht gewinnen, im Netz findet man überwiegend verhaltene bis vernichtende Meinungsäusserungen. Während einige Titel aus der vergriffenen Hammer Editon von Anolis hohe Sammlerpreise erzielen, gibt es die DVD zu "The Vengeance of She" noch immer zu überschaubaren Kursen.

Hat der Film diese stiefmütterliche Behandlung tatsächlich verdient? Zugegeben, er gehört sicher nicht zu den besten Produktionen aus dem Hause Hammer. Mich konnte die Sause angenehm unterhalten, gerade weil das Drehbuch naiv bis grotesk aus der Kiste kommt, gleichzeitig aber durchaus solides Handwerk in den Bereichen Kameraarbeit und knuffige Kulissen geboten wird. Dazu noch der Auftakt mit einer Prise typischer Sixties-Atmosphäre, ich kann und will mich dieser liebenswerten Kombination Vorzügen und Unzulänglichkeiten (vorzüglichen Unzulänglichkeiten!?) nicht entziehen. An dieser Stelle eine Warnung! Wer bereits mit "Herrscherin der Wüste" nicht viel anfangen konnte, welcher bei vielen Hammer-Fans sowieso nicht allzu grosse Beliebtheit stösst, der sollte um "The Vengeance of She" lieber einen ganz grossen Bogen machen!

Edward Judd schlägt sich als Held tapfer, mit George Sewell hat er zeitweise ein kantiges Helferlein an seiner Seite. Colin Blakely darf zu Beginn ein wenig schlechte Laune verbreiten, Jill Melford spielt seine besorgte und überraschend tolerante Ehefrau. André Morell wirkte bereits in "She" mit, seine beste Rolle in einem Hammer-Film hat er vielleicht in "The Plague of the Zombies" (Nächte des Grauens) aus dem Jahr 1966. Auch John Richardson war in "She" am Start, seine Darstellung des verzweifelt liebenden und "eigentlich" tragischen Charakters mutet reichlich albern an, trägt vermutlich zum gern dem Film aufgedrückten Stempel mit der Aufschrift "Trash" bei. Richardson kam als Urzeitheld Tumak (One Million Years B.C. aka Eine Million Jahre vor unserer Zeit, 1966) nicht unbedingt talentierter rüber, gleichwohl ist er auf eigenwillige Art sympathisch und wird nie zur Nervensäge. Derek Godfrey fällt die Aufgabe des intriganten und machtbesessenen Bösewichts zu, er tritt damit das Erbe des grandiosen Christopher Lee an. Freilich kann er sich zu keiner Zeit mit der majestätischen Arroganz und Präsenz eines Christopher Lee messen. Legt man diesen Maßstab jedoch nicht an, macht die verschlagene Darbietung Godfreys fraglos Freude, also Daumen hoch. Noel Willman tritt als Gegenspieler des Herrn Godfrey an, interessanterweise gesteht man seinem Charakter eine gewisse Ambivalenz zu, was bei Godfrey nicht der Fall ist. Ursula Andress wurde von Olga Schoberová (unter dem Namen Olinka Berova aufgeführt) beerbt. Frau Andress war nie eine grosse Schauspielerin, hatte aber jede Menge Sexappeal im Gepäck, nicht ohne Grund ist sie als das erotischte aller Bond-Girls in die Filmgeschichte eingegangen. Ursula Andress musste nicht viel tun, bereits ihre Anwesenheit verlieh jeder Szene prickelnden Qualitäten. Olga Schoberová fehlt die Präsenz einer Usch Undress, sie ist fraglos ebenfalls eine Schönheit, aber dabei bleibt es dann auch. Gestört hat mich die "harmlose Lieblichkeit" der Schoberová nicht, sie passt prima in dieses kleine Filmchen. In den Gemächern des verborgenen Wüstenreichs treiben sich einige andere Schönheiten herum, Danièle Noël sticht hervor, ein echter Leckerbissen.

Es gibt unzählige Gründe diesen Film in der Luft zu zerreißen. Ein an den Haaren herbeigezogener Plot, hier und da mittelprächtige Akteure, im Vergleich zum Vorgänger wurden die Schauwerte deutlich reduziert. "The Vengeance of She" bleibt im Bodensatz des Hammer-Kosmos stecken, eine Zielscheibe für Nörgler, Skeptiker und Miesepeter. Nur für Nörgler, Skeptiker und Miesepeter? Sicher nicht, auch so manche Fanbrille wird während der Sichtung des Streifens beschlagen. Auch mein DVD-Player wird diese Scheibe erst in einigen Jahren erneut begrüßen, es gibt unzählige Hammer-Produktionen die einen weitaus grösseren Unterhaltungswert bieten, die in jeder Hinsicht stilsicherer angelegt, besetzt und ausgeführt wurden. Trotz allem hat der Film Charme, übt mit seiner unrunden und nahezu infantilen Art einen gewissen Reiz auf mich aus (kein Wunder, wenn man nicht mehr alle Latten am Zaun hat).

An der Anolis-DVD gibt es nicht viel zu kritisieren, die Bildqualität ist brauchbar, die Boni machen Laune, ein Booklet rundet den positiven Eindruck ab. Die Hammer Edition des Labels umfasst 20 Titel, darunter Klassiker, Geheimtipps und fast vergessene Werke aus der zweiten und dritten Reihe. Für Fans und Sammler unverzichtbar, teils nur noch zu Wucherpreisen erhältlich, Importe oder Geduld (zukünftige BD-Auswertungen einiger Titel!?) sind die Alternativen. Wie bereits erwähnt erfreut sich die DVD zu dem hier kurz vorgestellten Film keiner grossen Nachfrage, daher werden nur wenige Taler fällig.

6/10

Lieblingszitat:

"Ich höre das Schlagen von schwarzen Flügeln."
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4990 - 21.03 22:29


Kleine Hartbox von CMV (Cover B)


Das unheimliche Auge (Italien 1987, Originaltitel: Le foto di Gioia)

Lust auf Brust? Immer!

Vor einem Jahr kam ihr Gatte bei einem Autounfall ums Leben, doch inzwischen hat Gloria (Serena Grandi) sich mit dem unerwarteten Verlust abgefunden. Zur Erbmasse zählt nicht nur eine luxuriöse Villa, auch das erotische Magazin "Pussycat" gehört nun dem ehemaligen Fotomodell, Gloria denkt sogar ernsthaft über ihre Rückkehr vor die Kamera nach. Lediglich die merkwürdigen Anrufe ihres im Rollstuhl sitzenden Nachbarn Mark (Karl Zinny) nagen ein wenig an den Nerven der Schönheit. Ständig belästigt sie das Bürschlein mit seinen sexuellen Phantasien, beobachtet darüber hinaus ihr Anwesen per Teleskop. Nach einem vom ihm aus der Ferne begafften Fotoshooting in Glorias Pool, macht der aufdringliche Nachbar am Abend eine grauenvolle Beobachtung. Kim (Trine Michelsen), ein junges und attraktives Model, wird von einer unbekannten Person auf bestialische Weise ermordet, ihr Körper durch den brutalen Angriff in den Swimmingpool geschleudert. Gloria mag dem aufgeregt anrufenden Mark zunächst keinen Glauben schenken, wirft schliesslich aber einen Blick auf den angeblichen Tatort. Zorn steigt in der Hausherrin empor, denn von Kim ist nichts zu sehen, Gloria geht von einem geschmacklosen Scherz aus. Wenig später erscheint die neue Ausgabe ihres Magazins, Kim ziert das Titelblatt. Als Fotos der offenbar tatsächlich getöteten Blondine auftauchen ist das Entsetzen gross! Für zusätzliche Panik sorgt der für die Fotos benutzte Hintergrund, ein altes Bild von Gloria! Inspektor Corsi (Lino Salemme) übernimmt die schwierigen Ermittlungen, der Kriminalist kann die in den Fall involvierten Personen nur mühsam beruhigen, denn es mangelt an einer ersten heissen Spur, einem klar erkennbaren Motiv. Gloria sucht Halt bei ihrem Bruder Tony (Vanni Corbellini), der sich wie ihre Mitarbeiterin und Freundin Evelyn (Daria Nicolodi) um sie kümmert. Ein wenig Trost und Ablenkung kündigt sich in Form von Alex (George Eastman) an, mit dem Gloria vor ihrer Ehe Tisch und Bett teilte. Derweil steht dem Killer der Sinn nach weiteren Untaten...

Lamberto Bava war laut eigenen Angaben nie ein grosser Fan des Giallo. Umso erfreulicher mutet es daher an, dass seine Beiträge zu diesem wundervollen Genre von durchaus gelunger Natur sind. Da wäre z. B. "A Blade in the Dark" aka "Das Haus mit dem dunklen Keller" (La casa con la scala nel buio, 1983), der mit einfachen Mitteln eine intensive Atmosphäre zu erzeugen vermag, nicht zu vergessen der unterhaltsame "Midnight Ripper" (Morirai a mezzanotte, 1986). Sicher, die grosse Zeit des Giallo waren die siebziger Jahre, die grosse Zeit des italienischen Genrekinos neigte sich in den Achtzigern dem Ende zu, zog auch den Giallo langsam aber sicher ins Grab. Damit nicht genug, immerhin ist Lamberto der Sohn des genialen Mario Bava, der unbestritten zu den ganz grossen Meistern seiner Zunft zählte. Obschon er sich in einem schwierigen Umfeld behaupten musste, sind Lambertos Filme meist gelungen, eine Gurke wie den unsäglichen "Der Monster-Hai" (Shark rosso nell'oceano, 1984) verzeihe ich gern, Entschädigungen sind nicht nur im Form der bereits erwähnten Gialli vorhanden, auch Streifen wie "Dämonen 2" & "Dämonen" (Demoni & Demoni 2, 1985/86) und "Blastfighter" (1984) können sich meiner Zuneigung sicher sein. Liebe Nörgler, gebt Lamberto eine Chance, die Werke des kleinen Bava sind viel besser als ihr Ruf!

Ich nehme mir immer erfolglos aufs Neue vor, in Kurzkommentaren zu Filmen von Lamberto nicht dessen Vater Mario zu erwähnen. Ein Unterfangen ohne Erfolgsaussicht, denn Lamberto hat sich viel bei seinem Vater abgeschaut, stellt in seinen Arbeiten eindeutig Bezüge zu dessen Werk her. Er bewegt sich oft auf den Spielwiesen des alten Herrn, fröhnt dem Giallo und dem Horror, spielt gern mit Schatten und Farben. Ja, die Farbgestaltung ist ein grosses Thema, allzu gern taucht Lamberto die Kulissen in kühle Blautöne, bissiges Rot oder die nahezu steril anmutende Helligkeit der achtziger Jahre. Ist das grosse Kunst, ist das grobschlächtige Effekthascherei? Ehrlich, mir ist es egal. Für manchen Betrachter mag diese "pralle Dosis Achtziger" (inklusive entsprechendem Soundtrack) schwer verdaulich sein, ich kann inzwischen mit entspanntem Wohlwollen auf dieses Jahrzehnt zwischen schrillen Farben, quietschigen Keyboards und Angst vor dem Atomkrieg zurückblicken. "Das unheimliche Auge" bietet mehr als nur jede Menge Achtziger! Das Drehbuch streut hier und da Verdachtsmomente, zugegebenermaßen manchmal auf recht plumpe Art, es gibt irre Einfälle zu bestaunen, spürbare Durchhänger leistet sich die Sause nicht. Die wichtigste Zutat trägt jedoch einen äusserst klangvollen Namen: Erotik!

Erotik? Sexappeal? Lust? Die Antwort auf diese Fragen: Serena Grandi! Hölle, was für ein unglaublich scharfes Vollweib, mir läuft noch immer der Geifer aus dem Mundwinkel! Diese Kurven, dieser Blick, dieser Gang! Ich möchte mit Anlauf in die Glotze springen, um mich an Serena Grandis Früchten zu verlustieren. Diese Sexgöttin ist die nahezu perfekte Verkörperung meines Beuteschemas (ich ringe um Fassung. Bevor mein Geschwurbel nun völlig ausser Kontrolle gerät, beende ich meine Ausführungen über die Vorzüge der Frau Grandi). Serena überzeugt nicht nur (was heisst hier "nur"?) auf erotischer Ebene, ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind keinesfalls peinlich oder unfreiwillig komisch. Bleiben wir bei den Damen. Daria Nicolodi sehen wir als mütterliche Freundin der Hauptfigur, diese Rolle ist ihr quasi perfekt auf den Leib geschneidert. Nicolodi wirkt bekanntlich oft eher brav und bieder, vor allem neben der teuflisch heissen Serena Grandi (es geht schon wieder los). Trine Michelsen darf sich zu Beginn im Pool räkeln, wird allerdings schnell aus dem Spiel genommen. Nett anzuschauen ist die Dame, gegen Frau Grandi stinkt sie dennoch gnadenlos ab (es reicht jetzt!). Erinnert sich noch jemand an das schlappe Trällerchen namens "Boys", Miserabler Europop aus dem Jahr 1987, dargeboten von einem Mädel namens Sabrina? Der Song war ein Griff ins Klo, doch der Videoclip zählte zu den sinnlichen Höhepunkten des Jahres! Sabrina ist in einer Nebenrolle am Start, unter ihrem vollständigen Namen Sabrina Salerno. Angenehmerweise dürfen wir ein paar Blicke auf ihre Auslagen geniessen, Sabrinchen turnt als Model durch die Kulissen. Wenn Serena Grandi auf meiner persönlichen Skala der Gier 100% erreicht, steigt der Pegel beim Anblick der scharfen Sabrina immerhin auf 95% (das Chauvischwein kann die fälligen Taler kaum noch in sich aufnehmen). Ranziges am Rande, Capucine macht uns den Gegenpol zu Grandi und Salerno. Trockenobst am Abgrund, Erdung aller Lüstlinge garantiert, bei dem Anblick flüchtet jede harte Rute freiwillig ins Lattenheim! Die Herren werden -zumindest in meinem kranken Hirn- zu Statisten, mir bleibt George "Man-Eater" Eastman in Erinnerung, den ich um sein Bad mit Serena beneide (Serena war übrigens in "Man-Eater" auch an Bord, das nur am Rande). Vanni Corbellini und David Brandon spielen solide, Karl Zinny dient als Verdächtiger mit psychotischen Zügen, Lino Salemme gibt den üblichen "unfähigen Giallo-Bullen".

"Das unheimliche Auge" macht keine Gefangenen! Während der Opening credits gibt es erotische Bilder auf die Augen, Serena Grandi bringt den Puls auf Touren! Der "Killersicht" verdanken wir groteske Masken, unbeschreiblich! Besondere Huldigung verdient das Finale. Freilich lässt Lamberto Bava den Zuschauer bereits zuvor immer wieder an Serena Grandis Vorzügen teilhaben, doch ihre "Entkleidung" während der Konfrontation mit dem Bösewicht ist ein echter Brüller! Die Klamotten fliegen wie alte Fetzen vom Leib, selbstverständlich weiss Frau Grandi was sich gehört, die Dame von Welt trägt Strapse drunter. Anschauen und geniessen! Wer den Streifen verdammen will, der wird jede Menge Ansatzpunkte finden. Wer sich aber auf diesen herrlichen Spass einlassen kann, der wird mit extrem liebenswerter Unterhaltung beschenkt. Der Giallo hat auch abseits seiner Meisterwerke und Standards viel zu bieten! Lamberto Bavas "Le foto di Gioia" ist ein kleines Schnuckelchen für aufgeschlossene Liebhaber, für Filmfreunde die nicht zum Lachen in den Keller gehen müssen.

CMV bietet "Das unheimliche Auge" in mittelprächtiger Qualität an, in erster Line schwächelt die Schärfe immer wieder. Im Bonusbereich gibt es Trailer zu sehen, dazu eine Bildergalerie und den alten "enterotisierten" Vorspann der deutschen Version. Die Scheibe kommt in einer kleinen Hartbox ins Haus, es stehen zwei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl bereit. Keine perfekte Veröffentlichung, insgesamt kann ich aber mit der DVD leben.

7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Dieses Miststück wirbt uns das beste Pferd ab!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4991 - 24.03 12:00

Zeitmangel, daher in Ultrakurzform:


• Hello Mary Lou: Prom Night II (Kanada 1987) - Eine Prise "Carrie", ein Löffelchen "Der Exorzist", garniert mit Michael Ironside. Ganz knappe 5/10
• Prom Night 3 - Der letzte Kuss (Kanado 1990) - Mary Lou Maloney ist zurück! Witzig und spritzig, deckelt den Vorgänger deutlich. 6,5/10
• Prom Night 4 (Kanada 1992) - Ein durchgeknallter Pfaffe bestraft "Sünder". Ziemlich doof, durchaus unterhaltsam. 6,5/10

Prom Night 2-4 sind keine "echten" Fortsetzungen des kleinen Slasher-Klassikers Prom Night (1980) mit Jamie Lee Curtis, in erster Linie wurde die Bekanntheit des Titels genutzt (mißbraucht?). Prom Night 2 & 3 gehören inhaltlich zusammen, die Hauptfigur Mary Lou Maloney wird allerdings von unterschiedlichen Damen gespielt. Alle Filme wurden in Deutschland von Splendid veröffentlicht.

---

• Man-Eater (Italien 1980) - Wächst mir mit jeder Sichtung mehr und mehr ans Herz. Herr Montefiori röchelt allerliebst durch das Szenario, Herr Massaccesi inszeniert das Treiben sehr stimmungsvoll. So muss Schmuddelkino aus dem Stiefelland aussehen! Ich liebe es!

9/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4992 - 24.03 21:07

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 118 - Ende einer Sehnsucht (Deutschland 1984)

Schaulauf der Karikaturen

Der Kriminalbeamte Merck (Norbert Kappen) sucht die schäbige Pension Flora auf, erkundigt sich an der "Rezeption" nach einem Burschen namens Pocher. Tatsächlich findet Merck den Gesuchten, allerdings liegt Pocher tot auf dem Boden des Zimmers, offenbar wurde er mit einer vollen Whiskyflasche erschlagen. Da er selbst nicht bei der Mordkommission tätig ist verständigt Merck Derrick, zu dem er seit Jahren einen nahezu freundschaftlichen Draht hat. Sofort fällt Harry das merkwürdige Verhalten des Kollegen auf, überdies war dessen Tochter Irene (Marion Martienzen) eng mit dem Mordopfer befreundet, Merck weist Derrick freimütig darauf hin. Pocher und Irene waren gemeinsam im Ausland unterwegs, Irene kehrte vor einigen Wochen in die Wohnung ihres Vaters zurück. Wenig später traf auch Pocher in München ein, völlig pleite und von seiner schweren Drogenabhängigkeit gezeichnet...

Abseits der gewohnt starken Stammbesetzung ragen zwei weitere Schauspieler aus dem Ensemble dieser Folge hervor, Norbert Kappen und András Fricsay (im Abspann als Andreas Fricsay aufgeführt). Kappen taumelt wie ein angeschlagener Ochse durch das Szenario, ein herrlich schrulliger Auftritt. András Fricsay kommt erst spät zum Zuge, doch sein Auftritt als rockender Gitarrist trieb mir fast Lachtränen in die Augen. Keine Ahnung ob Autor Herbert Reinecker ein derartig klischeebeladenes Bild von Rockmusikern im Hirn abgespeichert hatte. Lustige Klamotten, coole Schnauze und ständig bekifft, so sind sie, die Herren von der Rockfraktion (zumindest im Kosmos des Herrn Reinecker). Marion Martienzen scheint ebenso in anderen Sphären zu schweben, bleibt im Vergleich zu Kappen und Fricsay aber eher blass, ihr von Pascal Breuer gespielter Bruder wirkt auf mich völlig austauschbar, seine Rolle gibt aber sowieso (dies muss faierweise betont werden) nicht viel her. Gaby Dohm und Karl Renar sind in Nebenrollen am Start, Renar überzeugt als knarziger Pensionswirt.

Als Kriminalfall versagt "Ende einer Sehnsucht" nahezu auf ganzer Linie, verläuft in dieser Disziplin ohne Höhepunkte und/oder Überraschungen, bleibt jederzeit vorhersehbar. Dennoch hat diese Folge ihre Reize, sofern der Betrachter die übliche "Krimi-Erwartungshaltung" ausblenden kann. Breit ausgewalzte Klischees, es erwischt nicht nur den "Rocker", nebenbei gibt es Seitenhiebe auf "Neo-Hippies", herrlich! Während Kappen und Fricsay munter chargieren, spielen sich Tappert, Wepper und Sklave Schäfer (Willy Berger) fröhlich die Bälle zu. Derrick kommentiert Harrys Befremden über den Kollegen Merck mit einen süffisanten Lächeln, nimmt den schrulligen Merck aufs Korn, Berger darf Berichte tippen und wird zu geringerem Zigarettenkonsum angehalten. Regisseur Michael Braun hat das "krimitechnisch schwache" Drehbuch ansprechend umgesetzt, kann sich auf seine hochklassigen Schauspieler verlassen. Lediglich die Pension Flora hätte gern ein wenig näher beleuchtet werden dürfen, hier wurde die Möglichkeit zur Sleaze-Suhle nicht konsequent genutzt, der "Alfred Vohrer der frühen siebziger Jahre" hätte vermutlich ordentlich auf den Putz gehauen. Für die musikalische Untermalung sorgte diesmal Michael Goltz, sein Sound klingt wie Frank Duval mit grösseren Eiern. Fazit: Einsteiger sind mit dieser Folge nicht gut beraten, tolerante Fans dürfen sich auf einige liebenswerte Momente freuen.

6/10 (obere Mittelklasse)
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4993 - 26.03 20:50


Grosse Hartbox #187 von X-Rated


War Baby - Rebellen des Todes (Italien 1991, Originaltitel: Il diavolo nella carne)

Es rappelt im Dschungel

Irgendwo im Busch haben Rebellen die Regierung gestürzt. Nun schleppen die Söldner Sammy (Robert LaBrosse) und Klaus (Wayne Camp) den aus seinem Amt getriebenen Politiker Victorio (Harold Evans) durch die Landschaft, gegen gute Bezahlung soll der kränkelnde Bursche über die Grenze geschafft werden. Kein leichtes Unterfangen, denn der geschasste Premierminister kann sich kaum noch auf den Beinen halten, der Weg bis zur rettenden Grenze ist noch weit, die Feinde haben vermutlich längst die Fährte aufgenommen. Immerhin bietet ein kleines Hospital Möglichkeit zur Rast und medizinischen Versorgung des wertvollen Transportguts. Drei Krankenschwestern und eine Ärztin haben den widrigen Umständen der vergangenen Tage getrotzt, sehen sich nun mit den teils unerfüllbaren Wünschen der bewaffneten Ankömmlinge konfrontiert...

Kurz bevor sich Joe D'Amato überwiegend mit der Inszenierung von HC-Filmen beschäftigte entstand "Il diavolo nella carne". Lasst euch nicht durch den deutschen Titel auf eine falsche Fährte führen. Den Zuschauer erwartet kein actionlastiges Kriegs/Söldner-Abenteuer, hier wird auf andere Art geballert, Chauvisprüche und Mopsparade inklusive. Die Damen lassen sich gern auf eindringliche Nahkämpfe ein, später auftauchende Fieslinge wandeln das Hospital für kurze Zeit in ein Notzuchtcamp um. Freilich sind die "Helden" Sammy und Klaus keine Kinder von Traurigkeit, wachsen dem gestressten Personal aber letztlich doch an die guten Herzchen. Joe D'Amato zaubert mit einfachen Mitteln eine kleine Dschungelsause auf den Bildschirm, verschwitzt, ungehobelt und sleazy. Mir geht ein wenig die typische und liebenswerte Atmosphäre ab, die viel zum Unterhaltungswert der Werke aus den siebziger und achtziger Jahren beitrug. Auch Joe D'Amato konnte den Untergang des italienischen Genrekinos leider nicht verhindern, rettet aber einen Hauch davon in die teils sehr tristen Neunziger hinüber.

Über die Besetzung muss ich nicht viele Worte verlieren, es lohnt sich einfach nicht (verzeiht mir bitte, liebe Damen. Ihr seid verdammt heisse Feger). Robert LaBrosse und Wayne Camp bleiben austauschbar, immerhin erfreut die deutsche Synchronisation mit wüsten Pöbeleien, die dem griffigen Klausi immer wieder aus dem Schandmaul quillen. Die Damen erfreuen mit wohlgeformten Körpern, vor allem die rassige Carmen Di Pietro ist ein echter Hingucker! Übrigens tragen die Weibchen stets halterlose Strümpfe unter dem Dress, ist doch klar, Strapse wären im Dschungel zu schweisstreibend. Irgendwann ergiessen sich stinkende, geifernde und lüsterne Rebellen über das Lazarett, keine Ahnung aus welchen Gossen die Produktion diese Typen gezogen hat, der Spassfaktor wird durch den Anblick ihrer fiesen Fratzen fraglos gesteigert. Die moderne Gesellschaft stürzt zurück ins tiefste Mittelalter, Schenkelklopfer inklusive.

Ich fasse mich bewusst kurz, denn ewige D'Amato Skeptiker werden dem Flick sowieso keine Chance geben. Doch auch Freunde von Klassikern wie "Man-Eater" (Antropophagus, 1980), "Nackt unter Kannibalen" (Emanuelle e gli ultimi cannibali, 1977) oder "Die Mörderbestien" (La morte ha sorriso all'assassino, 1973) sollten ihre Erwartungshaltung im Zaum halten, denn "War Baby" fällt im Vergleich zu den genannten Schätzchen deutlich ab. Kein Film für Einsteiger, kein Film für Gelegenheitsglotzer, eher ein Fall für bekloppte Sammler, Süchtlinge, Wahnsinnige. ...und dem Sumpf der Geschmacklosigkeiten anheimgefallene Hobby-Satanisten & Sleazesuhlen-Fetischisten (pfui Deibel, Eigenlob stinkt).

Die mir vorliegende DVD ist -bei extrem wohlwollender Betrachtung- bestenfalls als mittelprächtig zu bezeichnen. Dem Bild könnte man "brauchbare VHS-Qualität" attestieren, wenn da nicht die fürchterlich schlappe Kompression wäre, die in dunkleren Szenen für massive Klotzbildung (von "Klötzchen" kann nicht mehr die Rede sein) sorgt, was für ein Murks! Als Verpackung dient eine grosse Hartbox, das Coverbild wurde vom Tape "Hölle des Dschungels" entliehen (leicht verändert).

Ja, ich mag "War Baby". Dennoch sind nicht mehr als wohlwollende 5/10 drin, schon aus Respekt vor vielen anderen Filmen des Herrn Massaccesi.

Lieblingsztiat:

"Ich liebe mein Geld und mein Leben!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4994 - 29.03 20:04

Die nächste Scheibe wartet bereits im Player, daher im Ultrakurzformat:


Trauma (Italien, USA 1993) - Ein irrer Killer enthauptet seine Opfer mit einer zweckentfremdeten Apparatur. Auch Aura (Asia Argento) verliert ihre Eltern durch den Wahnsinnigen. Der bei einem lokalen Fernsehsender tätige David (Christopher Rydell) nimmt sich Aura an, die bereits vor dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern unter einer schweren Essstörung litt. Derweil schlägt der perverse Mörder erneut zu, die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht voran...

Dario Argento mengt seinem Stil eine Prise USA bei, der von einigen Fans befürchtete Absturz in die Beliebigkeit bleibt dennoch aus. Sicher, "Trauma" (in Deutschland unter dem Titel "Aura" vermarktet) zählt nicht zu den Meisterstücken des Regisseurs, doch ein guter Giallo mit angenehm verschrobenen Zwischentönen ist ihm fraglos gelungen. Töchterlein Asia spielt stark auf, der für einen Giallohauptdarsteller recht brav und bieder anmutende Christopher Rydell erdet die wilde Asia bei Bedarf. Piper Laurie haut in einer Nebenrolle ordentlich auf den Putz, Brad Dourif hat einen tollen Auftritt, James Russo mimt den typischen Bullen.

Auch ohne die ganz grosse Kreativität bezüglich Kameraarbeit, Spiel mit Farben, Schatten und Architektur funktioniert Argento erstaunlich gut. Lediglich der Score fällt für einen Film des Meisters erstaunlich belanglos aus, hier und da nahezu störend. Die mir vorliegende DVD aus Großbritannien bietet den Streifen in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist bescheiden, so besteht der schmale Bonusbereich lediglich aus einem Trailer.

7,5/10 (gut bis sehr gut, Tendenz steigend)

---

A Nightmare on Elm Street (USA 2010) - Nach Jason und Michael bekommt nun auch Freddy (s)ein Remake verpasst. Der Flick kommt zu keiner Zeit über solides Mittelklasseniveau heraus, Wes Craven zauberte 1984 mit weniger Kohle und Technik einen weitaus packenderen und vor allem atmosphärisch sehr dichten Film aus dem Schlitzerhut. Handwerklich kommt die Neuauflage brauchbar und (zu) unaufgeregt daher, es mangelt an Griffigkeit und echtem Wiedererkennungswert, lediglich durch den Namen Freddy Krueger ragt der Film aus der breiten Masse hervor.

Die Kühe werden gemolken bis die Euter glühen (was in diesem Fall leider nicht für die mitwirkenden Damen gilt), der blöde Fan zückt die Geldbörse. Während Jason zumindest einen flotten und "frech-tittigen" Neuaufguss verpasst bekam, Michael gar zwei ambitionierte Knaller spendiert wurden, bleibt für Freddy nur unauffällige Ware von der Stange. Der Brandenburger hat es schwer, schon früher zog er im Vergleich mit den Herren Voorhees und Myers den kürzeren Prengel, im unaufhaltsam wütenden Remakewahn vergrössert sich der Abstand zu den Bossen weiter, Fred stinkt gnadenlos ab.

Ohne Vorbehalte und "früher war alles besser Geschrei" reicht es für knappe 5-6/10. Mein Herz verweigert jegliche Bewertung.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4995 - 01.04 20:41

Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 2 - Jack Braun (Deutschland 1977)

Ungebetener Besuch

Aus einer Tiefgarage wird der Daimler des Gynäkologen Dr. Margolis (Peter Pasetti) entwedet. Peter Engel (Günther Maria Halmer) und Jack Braun (Peter Bollag) überfahren mit dem Gefährt einen älteren Herrn, der kurz zuvor von ihrem Komplizen Hans Kraus (Karl Renar) auf die Strasse geschubst wurde, das Opfer ist sofort tot. Den PKW bringen die Kriminellen unerkannt zurück auf den üblichen Stellplatz. Margolis erweist sich bei einer ersten Befragung als nicht sonderlich zugänglich, ebenso mangelt es dem Mediziner an einem schlüssigen Alibi. Kommissar Köster beschleichen recht schnell Zweifel an der Schuld des Arztes, die Angaben diverser Gestalten wecken das Interesse des cleveren Ermittlers. Zwecks Überführung der Verdächtigen lässt sich Köster auf ein lebensgefährliches Spiel ein...

Jede Menge bekannte Gesichter tummeln sich in dieser Folge. Peter Pasetti agiert mit kühler Arroganz, eine großartige Vorstellung! Günther Maria Halmer und Karl Renar sind der Situation nicht gewachsen, die Motive des aus den USA angereisten Jack Braun sind ihnen nicht bekannt. Peter Bollag wirkt zunächst recht blass, dies ist jedoch der Rolle geschuldet, sein großer Auftritt steht erst zum Finale an. Für Udo Thomer bleibt eine sympathische Nebenrolle, der bayerische Volksschauspieler mimt einen Polizeibeamten der auf Kösters Unterstützung baut. Michael Ande und Jan Hendricks müssen sich mit wenigen Szenen begnügen, in dieser frühen Phase der Reihe bleibt kaum Platz für Erwin Kösters Helferlein. Henning Schlüter schaut als Chef Millinger kurz rein, von den Methoden seines besten Pferdes im Stall möchte er lieber nichts wissen, Hauptsache der Fall wird irgendwie aufgeklärt.

"Jack Braun" hat viele schmackhafte Krimizutaten im Gepäck, ein kleines Füllhorn von Straftaten und Motiven. Kaltblütiger Mord, Erpressung und Diebstahl, Familendrama, Hass und Rachegelüste. Dazu ein Ermittler der sein Leben ohne zu zögern aufs Spiel setzt, freilich mit reichlich Routine und Selbstbewusstsein ausgerüstet. Siegfried Lowitz kann man nicht genug loben, sein Erwin Köster ist ein kantig-kerniger Kauz, abgebrüht, mit bissiger Ironie und messerscharfem Verstand gesegnet. Das winterliche München präsentiert sich als hübsche Bühne für den Alten, inklusive Ausflug vor die Tore der Stadt. Folge 2 glänzt mit einem starken Ensemble, stimmungsvollen Schauplätzen und einem interessanten Kriminalfall. "Realismusfanatiker" werden eventuell den nahezu übermütigen Eifer des Herrn Köster anprangern, der sich offenbar mit geradezu diebischer Freude in die Lösung des Falls verbeisst. Was gibt es noch zu berichten? Der mit hohem Wiedererkenungswert gesegnete Vorspann ist nun zu sehen, die griffige Titelmusik des bewährten Peter Thomas erfreut meine Ohren. "Der Alte" ergänzt "Derrick" vortrefflich, ich freue mich auf die kommenden Folgen (schrieb ich bereits im Kurzkommentar zum Auftakt, es kann nicht oft genug gesagt werden).

7,5/10 (gut bis sehr gut)
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4996 - 03.04 11:11


Kleine Hartbox von X-Cess (Cover B)



Paco - Die Kampfmaschine des Todes (Italien 1986, Originaltitel: Vendetta dal futuro)

Ein Cyborg im Taumel der frühen Endzeit

Der fiese Konzernboss Turner (John Saxon) will einen lästigen Reformpolitiker beseitigen lassen. Da trifft es sich gut eine willenlose und schlagkräftige Gestalt wie Paco Queruak (Daniel Greene) zur Verfügung zu haben. Der Bursche verunfallte einst zu Mettgut, wurde jedoch zusammengeflickt, die defekten Teile ersetzte man durch Mechanik und Elektronik. Damit die Mensch-Maschine nach den Vorstellungen der Befehlshaber funktioniert, haben die Verantwortlichen selbstverständlich das Gedächtnis des Unglücklichen gelöscht. So taucht Paco schliesslich vor seiner Zielperson auf, aber irgendetwas in ihm lässt ihn ahnen, dass er im Begriff ist ein fürchterliches Unrecht zu begehen. Der Teilcyborg verübt daher nur einen halbherzigen Anschlag, ganz bewusst tötet er den Politiker nicht, sondern fügt ihm lediglich eine Verletzung zu. Paco gelingt die Flucht vor der herbeieilenden Polizei, nun will der äusserst verärgerte Turner die Fehlkonstruktion schnellstmöglich loswerden, quasi endgültig entsorgen. Paco findet im abgelegenen Hotel der hübschen Linda (Janet Agren) Unterschlupf, gerät aber mit dem großmäuligen Raoul (George Eastman) heftig aneinander. Natürlich kann Paco den aufgeblasenen Schwachmaten locker in die Schranken weisen, rechnet allerdings nicht mit der Verschlagenheit seines Widersachers. Grösste Gefahr geht von den kaltblütigen Häschern aus, die von Turner längst auf die Jagd nach Abtrünnigen gehetzt wurden. Sogar die Dienste eines namhaften Profikillers aus Europa (Claudio Cassinelli) nimmt der skrupellose Obermotz in Anspruch, ein blutiger Showdown scheint unausweichlich...

Regisseur Sergio Martino hat einen Platz in meinem Herzen sicher, schliesslich verdankt ihm die Filmwelt einige der schönsten Gialli überhaupt. Für Filme wie "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1971) oder "Your Vice is a locked Room and only I have the Key" (Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave , 1972) kennt meine Begeisterung keine Grenzen. Auch im Western und Polizeifilm war Martino aktiv, Komödien gehörten zu seinem Betätigungsfeld, nach dem Niedergang des italienischen Genrekinos war (und ist) er als Regisseur für das Fernsehen aktiv. In den achtziger Jahren war das italienische Kino bereits schwer angeschlagen, trotzdem ereilten uns noch jede Menge herrlicher Streifen. Martino beglückte die Fans 1983 mit dem Endzeit-Knaller "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York), 1986 stürmte "Paco - Der freundliche Schmalspur-Terminator mit Herz" durch sein staubiges Abenteuer. Die allseits beliebte Endzeit kündigt sich in dieser Sause an, ein Konzernboss schreckt vor keiner Sauerei zurück, die Opposition fürchtet um ihre Gesundheit, vom Himmel prasselt ätzend saurer Regen.

Daniel Greene passt prima in Rolle des zur Kampfmaschine umgebastelten Menschen, man sollte ihn noch in diversen Produktionen sehen, aber "Paco" scheint mir der erinnerungswürdigste Auftritt zu sein. Janet Agren freundet sich mit dem rätselhaften Fremden an, nach und nach fasst man Vertrauen zueinander. Als Paco seiner neuen Freudin mit zerknirschtem Gesicht den Terminator-Unterarm präsentiert, erträgt diese den schockierenden Anblick dann auch mit angemessener Fassung. Vor allem kann das Ensemble mit grandios besetzten Nebenrollen glänzen! George Eastman ist stets ein gern gesehener Gast, egal ob freundlich oder Bösewicht, egal ob er als "Man-Eater" seine eigenen Eingeweide verspeist, oder mit geschlossener Hose Frau Gemser in aller Ausführlichkeit nagelt (In der Gewalt der Zombies), was auch immer Herr Montefiori veranstaltet, der Spassfaktor ist nie zu verachten. John Saxon wütet als skrupelloser Bonze durchs Szenario, ständig faltet er seine Schergen zusammen, bis er schliesslich selbst zur Wumme greift, gutes Personal ist schwer aufzutreiben, Chefsache bleibt Chefsache. Leider hat der Film auch eine tragische und sehr traurige Seite. Claudio Cassinelli -den ich sehr schätze- verstarb während der Dreharbeiten durch einen Unfall. Cassinelli wurde lediglich 47 Jahre jung, er wirkte in einigen Perlen des Italokinos mit. Als Beispiele seien "Der Tod trägt schwarzes Leder" (La polizia chiede aiuto, 1974), "Morte sospetta di una minorenne" (1975) und "Die weiße Göttin der Kannibalen" (La montagna del dio cannibale, 1978) genannt. Die beiden letztgenannten Filme entstanden ebenfalls unter der Regie von Sergio Martino, auch mit Lucio Fulci arbeitete Cassinelli mehrfach zusammen. Donal(d) O'Brien ist kurz mit von der Partie, ihm wird von Turners Killerkommando übel mitgespielt.

Was Sergio Martino anpackt hat immer (meist) handwerkliche Qualität zu bieten. Sicher, längst nicht jedes seiner Werke hat die Klasse eines "Der Killer von Wien", doch selbst bei dezent überdrehten Sausen wie "Paco" ist immer die Hand eines fähigen Machers zu erkennen. "Paco" benötigt ein wenig um so richtig in die Gänge zu kommen, die letzte halbe Stunde macht dafür aber umso mehr Spass (Nachtrag: Blödsinn, die packende Atmosphäre hat mich sofort eingefangen). Es kracht und scheppert, es wird geblutet und gestorben. Dann wäre da noch diese prachtvolle Laserkanone, die Meister Saxon schliesslich höchstselbst anlegt, um den lästig gewordenen Paco zu beseitigen. Der Score von Claudio Simonetti untermalt das Treiben auf angenehme Weise. Zwar nicht so prägnant und packend wie diverse Goblin Soundtracks, doch es muss nicht immer die Qualität der Filmmusiken zu "Dawn of the Dead" oder "Profondo Rosso" erreicht werden. Obwohl der Streifen an manchen Stellen ein wenig mehr Tempo gebrauchen könnte (erneut: Schwachsinn!), stellt das Ergebnis mehr als zufrieden. Würde die Klasse der letzen halben Stunde während der gesamten Laufzeit geboten, müsste ich dem Werk sofort einen Platz auf meinem Alter freimachen (was inzwischen geschehen ist).

Inzwischen liegt endlich eine offizielle DVD-Auswertung für den deutschen Markt vor. X-Cess bietet den Streifen in brauchbarer Qualität an, der Bonusbereich gibt nicht allzu viel her, kleine und grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Covern stehen zur Verfügung.

Dicke 8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"OK, ihr Schweine! Ihr wolltet die Hölle, jetzt bekommt ihr sie!"


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Ferner im Player:


• Dementia 13 (Großbritannien 1963) - Früher Gehversuch von Francis Ford Coppola, der sich mit "Dementia 13" an einem kleinen Thriller versucht. Der Flick kommt als bemüht böser Proto-Slasher daher. Nett anzuschauen, aber die Italiener haben das weitaus besser auf die Reihe bekommen (geniesst vergleichsweise "Blutige Seide" (1964) von Mario Bava).

Die BD aus dem Hause Savoy hat mit der Kompression zu kämpfen, weiterhin sind häufig starke Nachzieheffekte zu bemängeln. Immerhin fällt der Preis gering aus, tolerante Interessenten dürfen daher zugreifen.

5,5/10


• Der Puppenspieler (Frankreich 1979) - Lockere Gaunerkomödie mit Jean-Paul Belmondo. Dieses Belmondo-Vehikel zählt nicht zu meinen Lieblingen mit dem knautschgesichtigen Franzosen, angenehme Unterhaltung wird dennoch geboten. Zusammen mit Regisseur Georges Lautner hat Belmondo weitaus stärkere Werke auf die Beine gestellt, gegen "Der Windhund" (1979) und "Der Profi" (1981) stinkt "Der Puppenspieler" deutlich ab.

Concorde präsentiert den Streifen auf einer BD mit schöner Bildqualität, die ehemals fehlenden Szenen wurden im französichen Originalton eingefügt (Untertitel sind vorhanden). Boni sind lediglich in Form weniger Trailer vorhanden. Karge Ausstattung, doch die gute Qualität und endlich ungekürzte Fassung entschädigen den Fan.

6,5/10 (Tendenz zu 7/10)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4997 - 05.04 17:08

In Ultrakurzform:


• Devil's Playground (Großbritannien 2010) - Fiese Pharmafritzen beschwören eine gigantische Infektion herauf, London wird von rasenden Untoten überrannt. "Devil's Playground" kocht die bewährten Zutaten auf. Hier und da läuft der Streifen zu großartiger Form auf, bietet sehr packende und äusserst atmosphärische Momente, plötzlich kommt das Treiben mit anstrengender Videoclipästhetik der schlimmeren Sorte aus der Kiste. Lust und Frust gehen Hand in Hand, glücklicherweise schlägt das Pendel stärker in Richtung Lust aus.

Wer keine Schwierigkeiten mit hektischen Einschüben und Superathleten-Zombies hat sollte einen Blick riskieren, die BD aus dem Hause Splendid geht in Ordnung.

6/10 (obere Mittelklasse)


• Masters of Horror - Dance of the Dead (USA 2005) - Tobe Hooper versucht eine quasi nicht vorhandene Story mit schrillen Figuren und Effekten zu kaschieren, hektischer Schnitt inklusive. Robert Englund geifert gar ekelhaft durch die Kulissen, die hübsche Jessica Lowndes ist der einzige Lichtblick in dieser ätzenden Pampe. Die TV-Serie "Masters of Horror" brachte einige starke Beiträge hervor, für mich stellt "Dance of the Dead" den Bodensatz dar, da vermag auch das bööööse Ende nicht mehr viel zu retten.

Tobe Hooper hat sich mit "The Texas Chain Saw Massacre" (1974) selbst ein Denkmal gesetzt, mit "Poltergeist" (1982) gelang ihm ansprechender Mainstream-Grusel. Ergo sei ihm dieser Schnitzer verziehen, immerhin sind gute Ansätze erkennbar.

4/10 (unterste Mittelklasse, knapp an der Gurke vorbei)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4998 - 09.04 20:15

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 119 - Gangster haben andere Spielregeln (Deutschland 1984)

Naiv, gierig, tot

Roland Lieboth (Jan Niklas) arbeitet als studentische Aushilfskraft in einem Forschungslabor. Eines Tages gabelt Dr. Blunk (Klaus-Jürgen Wussow) den jungen Mann auf, man kennt sich aus dem Labor, Blunk war dort vor einiger Zeit ebenfalls beschäftigt, schon damals wurde die Einrichtung von Professor Balthaus (Hans Korte) geleitet. Lieboth sieht sich mit einem ungewöhnlichen Angebot konfrontiert, gegen gute Bezahlung soll er Unterlagen aus dem Privatanwesen des Professors entwenden, die Papiere anschliessend an einen Burschen namens Bools (Günther Ungeheuer) übergeben. Zunächst läuft alles nach Plan, professionelle Einbrecher haben das Haus für den Studenten vorbereitet, die Eheleute Balthaus sind unterwegs. Nach kurzer Suche findet der Eindringling die Unterlagen, doch plötzlich steht ihm Ruth Balthaus (Evelyn Opela) gegenüber, die Gattin des Professors ertappt den Dieb auf frischer Tat. Wenige Stunden später bekommt Maria Tobler (Sissy Höfferer) Besuch von Derrick und Klein, ihr Lebensgefährte Roland Lieboth wurde erschossen in einer Tiefgarage aufgefunden. Maria Tobler berichtet von mehreren Anrufen ihres Freundes, in denen er sich für seine Verspätung entschuldigte und von einem interessanten Angebot berichtete...

Jan Niklas mag für die Rolle des Studenten bereits zu alt sein, er spielt den von Geldgier und erstaunlicher Naivität angetriebenen Charakter dennoch überzeugend. Klaus-Jürgen Wussow gefällt mir als alkoholabhängiger Fiesling ausserordentlich gut, vor allem Bösewichte und abgründige Gestalten stehen im bestens zu Gesicht. Hans Korte und Evelyn Opela stolpern durch das Trümmerfeld ihrer Ehe. Hier der unscheinbare und dickliche Korte, in der Rolle des elitären Forschers mit ausgeprägtem Hang zu Arroganz und Kaltherzigkeit, dort die strahlend schöne Evelyn Opela, vom ihrem Gatten gedemütigt und nicht ernst genommen. Gegenseitiges Unverständnis führt auf gefährliche Pfade, plötzlich steht viel mehr als eine Ehe auf dem Spiel. Neben Evelyn Opela mutet die gewohnt solide aufspielende Sissy Höfferer unscheinbar an, Günther Ungeheuer stellt einen skrupellosen Kriminellen dar, er wird seinem knuffigen Nachnamen gerecht. Udo Thomer taucht mal wieder in einer kleinen Rolle auf, Willy "Sklave Berger" Schäfer darf die niederen Tätigkeiten wie z. B. Beschattung übernehmen. Horst Tappert und Fritz Wepper beschränken sich weitgehend auf seriöse Ermittlungsarbeit, das gute Drehbuch benötigt keine Rettungsanker aus Popanz und Kalauern (fast ein wenig schade).

"Gangster haben andere Spielregeln" zieht weitere Kreise als zunächst vermutet. Das Mordopfer gerät durch eigene Dummheit zwischen mächtige Mühlsteine, die anderen beteiligten Charaktere und ihre Beziehungen zueinander sind weitaus interessanter. Besonders Evelyn Opela hat mich fasziniert, dies gilt für ihre Rolle und ihre Attraktivität. Opela heiratete 1986 den Produzenten Helmut Ringelmann (Derrick, Der Alte, Siska etc.), der Mann hatte offenbar Geschmack. Alfred Vohrer lässt die Wildsau erneut im Käfig, mit der Seriösität der späten Arbeiten des leider 1986 verstorbenen Regisseurs habe ich mich inzwischen abgefunden. Lediglich das Finale wirkt ein wenig schludrig aus dem Ärmel geschüttelt, was mich freilich mehr erfreut als ärgert. Grosses Lob für die Musik von Frank Duval! Nicht immer trifft der Komponist und Musiker in seinen zahlreichen Beiträgen zur Reihe den richtigen Ton. In diesem Fall verlässt sich Duval zwar auf Klischees, diese scheinbare Mutlosigkeit erweist sich jedoch als perfekte Wahl, in meinen Ohren eine seiner besten Arbeiten, absolut treffsicher, punktgenau, extrem stimmungsvoll! Nun neigt sich bereits die achte Derrick-Box dem Ende zu, lediglich Folge 120 - Das seltsame Leben des Herrn Richter wartet noch auf die Sichtung. Klar, die nächste Box steht längst im Regal, ist doch Ehrensache.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


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Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 3 - Der Alte schlägt zweimal zu (Deutschland 1977)

Der Tropf und die importierte Femme Fatale

Eric Finberg (Michel Rubin), ein reichlich unansehnlicher Spediteur, ist der attraktiven Vanessa (Loumi Jacobesco) hemmunglos verfallen, doch seine Gattin (Eleonore Noelle) verweigert die Scheidung mit kratzbürtiger Hartnäckigkeit. Sehr unangehm für den liebeskranken Burschen, denn seine Geliebte stammt aus Polen, ihre Aufenthaltserlaubnis läuft bald aus. Nachdem Frau Finberg ankündigt ihre Mutter (Brigitte Horney) für ein paar Tage zu besuchen, erklärt sich Eric Finberg bereit seine Gattin zu fahren, schliesslich habe er sowieso eine Fuhre in der Nähe abzuholen. Als die Tochter nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auftaucht, zeigt die verzweifelte Mutter ihren Schwiegersohn bei der Polizei an. Die alte Dame ist sich absolut sicher, ihre Tochter wurde von Eric Finberg ermordert! Kommissar Köster fühlt dem Transporteur auf den Zahn, der Verdächtige gibt an seine Gattin habe das Fahrzeug im Streit verlassen, seither habe sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Eine Rekonstruktion der Tour bestätigt die Zeitangaben Finbergs. Dennoch ist Köster von der Schuld des untreuen Ehemanns überzeugt, er setzt seinen Mitarbeiter Heymann auf die Liebschaft des Spediteurs an...

Michel Rubin verhält sich nicht nur wie ein Trottel, er sieht zu allem Überfluß auch wie ein Depp aus. So mutet seine Darbietung überwiegend unfreiwillig (?) albern an, dem Unterhaltungswert ist diese Tatsache keinesfalls abträglich. Die rassige Loumi Jacobesco passt vortrefflich in die Rolle der ruchlosen Verführerin, das Drehbuch degradiert sie zum abgegriffenen Klischee, eine dreiste und gleichzeitig herrliche Maßnahme. Eleonore Noelle kommt als zänkische Ehefrau sehr abstossend daher, treibt den Zuschauer geradezu in die wolllüstigen Arme der anziehenden Loumi Jacobesco. Brigitte Horney wird leider verschwendet, einer echten Dame sollte man mehr zugestehen, hier bleibt sie auf ein Nervenbündel beschränkt, welches man am liebsten gemeinsam mit ihrer Filmtochter entsorgen möchte. Darüber hinaus kommen Jan Hendricks und Michael Ande zum Zuge, stehen nicht lediglich wie biegsame Eckfähnchen auf dem Spielfeld ihres knarzigen Chefs herum. Vor allem Ande bekommt ein feines Plätzchen zur Entfaltung eingeräumt, er darf sich mit Loumi Jacobesco in den feuchten Nahkampf begegben.

Sicher, der Kriminalfall ist kein meisterliches Konstrukt, dazu verläuft die Geschichte viel zu vorhersehbar. Die Stärken von "Der Alte schlägt zweimal zu" sind von anderer Natur, die klischeeüberladenen Charaktere sorgen beim geneigten Zuschauer für jede Menge Schenkelklopfer. Der Alte nimmt seinen Hauptverdächtigen mit nahezu sadistischer Lust auseinander, treibt ihn mit diebischer Freude mehr und mehr in die Enge. Auch wenn der "Umweg" über die Geliebte genommen werden muss, Köster spielt ausdauernd mit seinem "Opfer" Finberg, wiegt es kurzzeitig in Sicherheit, nur um zwei Fliegen mit einer knallharten Klatsche zu plattieren. Spinne Köster frisst auch kleine, dumme und unterlegene Fliegen. Und erst die Darbietung von Loumi Jacobesco! Wenn sie sich dem lechzenden Ande anbietet, ihm ihre High Heels fast ins Gesicht drückt, möchte ich vor Freude fast vom Sofa hüpfen. Während Köster seinen Sieg geniesst, scheint sein Zuarbeiter Heymann ein schlechtes Gewissen zu plagen, Michael Ande bringt diesen Zwiespalt überzeugend rüber. Inmitten der Suhle aus Klischees und Fliegenfängerei tischt uns Regisseur José Giovanni flotte Szenen im LKW auf, mit Vollgas rumpelt der klapprige Kasten durch das bayerische Hinterland. Dazu zum Schluss der symbolträchtige Blick vorbei an einer verhafteten Person, durch das Gitter der Polizeikutsche sehen wir Köster, Heymann und Brenner entspannt in den Feierabend spazieren, über dem Abspann ertönt der angenehmer Easy Listening Sound aus der Feder von Peter Thomas.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Sisters - Schwestern des Bösen (USA 1973, Originaltitel: Sisters)

Hitchcockploitation und (viel) mehr...

Danielle Breton (Margot Kidder) lädt ihre neue Bekanntschaft Phillip Woode (Lisle Wilson) zu sich in die Wohnung ein, obwohl die beiden Turteltauben zuvor von Danielles Exmann Emil (William Finley) belästigt wurden. Nach einer berauschenden Liebesnacht kommt es zu einem fürchterlichen Übergriff. Auf der anderen Strassenseite wohnt die Journalistin Grace Collier (Jennifer Salt), die aus ihrem Fenster eine gute Sicht in die Bleibe von Danielle hat. Grace wird Zeugin der schrecklichen Bluttat, sofort informiert die junge Frau die Polizei. Bei den Beamten geniesst die für ein lokales Blatt schreibende Grace nicht den besten Ruf, ergo zeigen sich die eintreffenden Gesetzeshüter nicht sonderlich engagiert oder von ihren Ausführungen beeindruckt. Tatsächlich fördert die Durchsuchung des angeblichen Tatorts keinerlei Verdachtsmomente ans Tageslicht. Collier ist nach wie davon überzeugt einen Mord in Bretons Wohnung gesehen zu haben, sie beauftragt den Privatdetektiv Joseph Larch (Charles Durning) mit weiteren Ermittlungen. Darüber hinaus stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an, die gewonnenen Erkenntnisse führen die emsige Zeitungsfrau auf gefährliche Pfade...

Lässt man vorherige Gehversuche unberücksichtigt, darf sich "Sisters" als Brian De Palmas Gesellenstück im Thrillersektor betrachten. Ganz bewusst wähle ich die Bezeichnung Gesellenstück, denn trotz seiner erstaunlichen Qualitäten ist "Sisters" nicht De Palmas stärkster Beitrag zum Genre. Freilich zitiert das damalige Nachwuchstalent mit Ausdauer den unvergessenen Alfred Hitchcock (der 1973 noch längst nicht unter der Erde weilte), doch De Palma verkommt nie zur leeren Kopie, da er sich nicht ausschliesslich auf den britischen Großmeister bezieht, ferner über ein hervorragendes Gespür für Atmosphäre, Spannung, Kameraeinstellungen und Ausleuchtung verfügt. Später trieb der Filmemacher seine Lieblingsthemen auf die Spitze, hier scheint mit "Dressed to Kill" (1980) ein geeignetes Beispiel herzugeben, aber bereits "Sisters" konfrontiert den Zuschauer mit Voyeurismus (drängt uns geschickt in die Rolle des Spanners), verzerrter Wahrnehmung, schwarzem Humor und einem sich über den Betrachter ergiessenden Füllhorn aus Zitaten und Huldigungen, selbstverständlich inklusive umwerfend gut gemachter Split Screen Momente, obendrauf gibt es in der finalen Phase bizarre Traumsequenzen auf die Augen. Lediglich auf die für De Palma typische Plansequenz müssen wir verzichten, vermutlich wegen nicht allzu üppiger Finanzmittel der Produktion.

"Sisters" erstarrt nicht zur künstlerischen und handwerklichen Fingerübung ohne Seele, Unmengen Herzblut fliessen aus jeder Szene, überdies versammelte Brian De Palma ein kleines und feines Ensemble vor der Kamera. Margot Kidder erlangte später durch ihre Mitwirkung in "Superman" (1978 und mehrere Fortsetzungen) grössere Bekanntheit, sie spielte des Superhelden liebstes Weiblein Lois Lane. Da ich Spoiler vermeiden will, kann ich nicht näher auf Kidders Darbietung eingehen, ihr gelingt es zweifellos den Zuschauer zu berühren und nicht minder zu schockieren. Ihre "Gegenspielerin" Jennifer Salt sollte keine allzu grosse Filmkarriere vergönnt sein, sie war später allerdings in diversen TV-Produktionen zu sehen. Salt wandelt auf einem teils hauchdünnen Seil, droht mehrfach in den Abgrund der Nervensägen zu stürzen, fängt den einsetzenden Taumel angenehmerweise stets zum richtigen Zeitpunkt ab. Nicht ohne Würdigung darf der liebenswert-schrullige Auftritt von Mary Davenport bleiben, die ihrer Filmtochter den "fragwürdigen" Beruf ausreden will, wer braucht schon Journalistinnen, jede Frau gehört an Herd und die Kette eines wohlwollenden Ehegatten. Davenport ist in der Tat die echte Mutter der putzigen Jennifer Salt, dies zu wissen wertet die gemeinsamen Szenen der Damen -zumindest aus meiner Sicht- noch weiter auf. Den Herren der Schöpfung geht es auf unterschiedlichen Ebenen an den Kragen, der nette Kerl wird zum Opfer, die anderen Bürschlein passen entweder prima in die Geisterbahn oder dürfen sich die Kappe mit der Aufschrift Esel aufs hohle Haupt setzen. William Finley schleicht und schleimt gar schröcklich durch die Kulissen, erneut verbietet mir akute Spoilergefahr weitere Bemerkungen. Charles Durning brummelt als Karikatur eines Privatschnüffles umher, Dolph Sweet macht uns den wenig motivierten Bullen. Lisle Wilson fällt die Rolle des Sympathieträgers zu, keine gute Vorausetzung einen De Palma Thriller lebendig zu überstehen!?

Ja, ich mag auch die bekannteren "Mainstreamsausen" (seltsames Wort) des Herrn De Palma. Beispiele gefälllig? Das Epos "The Untouchables – Die Unbestechlichen" (1987), den sträflich unterschätzten "Fegefeuer der Eitelkeiten" (The Bonfire of the Vanities, 1990) oder den häufig verprügelten "Mission to Mars" (2002). Am liebsten sind mir jedoch seine Genrefilme aus den Bereichen Thriller oder Horror (oder einer Kombinations daraus). Erneut ein paar Beispiele: "Carrie – Des Satans jüngste Tochter" (Carrie, 1976), "Teufelskreis Alpha" (The Fury, 1978), "Dressed to Kill" (1980) und "Der Tod kommt zweimal" (Body Double, 1984). Der 1973 in den Kinos gestartete "Sisters" sollte keinem Fan von "Dressed to Kill" und "Body Double" mißfallen, im Gegenteil, dieser Streifen ist ein unverzichtbarer Beitrag aus dem Werk des nicht immer unumstrittenen Regisseurs, der in meinem Herzen mit jedem Jahr ein grösseres Stück erobert. "Sisters" zeigt eindrucksvoll auf, wie man abseits von Gigantomanie, mit vergleichsweise geringen Finanzmitteln, einen visuell beeindruckenden, stilsicheren, packenden und nahezu formvollendeten Film auf die Beine stellt! Danke dafür, ich verneige mich!

epiX hat den Flick bereits vor einigen Jahren dem deutschen Markt zugeführt, die DVD mag nörgelnde Zeilenzähler nicht befriedigen, von technischer Perfektion bleibt sie fraglos deutlich entfernt, kleine Schludrigkeiten inklusive. Ich kann mit der Scheibe gut leben, wäre einer höherwertigen Veröffentlichung trotzdem zugeneigt. Im Bonusbereich gibt es interessante Texttafeln und diverse Trailer zu entdecken.

Sehr gut = Dicke 8/10

Lieblingszitat:

"Ich brauche diese idiotische Polizei nicht, ich kann Karate!"
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#4999 - 13.04 22:04


#1 aus der "EDITION DEUTSCHE VITA" von FilmArt


Zinksärge für die Goldjungen (Deutschland, Italien 1973, Originaltitel: Zinksärge für die Goldjungen)

Bis zur bitteren Neige?

In Hamburg regieren Otto Westermann (Herbert Fleischmann) und seine "Kegelbrüder" über die Unterwelt. Die Geschäfte gehen gut, wer nicht nach Westermanns Pfeife tanzt bekommt Probleme. Otto hat die Stadt im Griff, doch aus den USA naht Unheil! Gangsterboss Luca Messina (Henry Silva) läuft an Bord der Queen Mary im Hamburger Hafen ein, er will die Stadt unter seine Knute zwingen, aus seiner Sicht sind die Tage Westermanns gezählt. Es kommt zu ersten Zwischenfällen, zunächst können die Italo-Amerikaner die alteingesessenen Gauner regelrecht überrumpeln. Freilich denkt Otto Westermann gar nicht daran seine Machtposition aufzugeben, flugs schüttelt er einen cleveren Plan zum Gegenschlag aus Ärmel. Abseits der Befindlichkeiten ihrer Väter lernen sich Silvia Messina (Patrizia Gori) und Erik Westermann (Horst Janson) kennen und lieben, deren Romanze von den Kampfhähnen zunächst unbemerkt bleibt. Schliesslich ist der Tag der Abrechnung gekommen, Otto Westermann und seine Mitarbeiter fallen in Luca Messinas Anwesen ein. Tatsächlich erwischen sie ihren Gegenspieler gewissermaßen schutzlos, Messina sorgt sich um seine lebensbedrohlich erkrankte Mutter (Ermelinda De Felice). Otto ist kein skrupelloser Killer, er lässt einen Arzt rufen, sieht zunächst von der Maßregelung seines Widersachers ab. Die Lage scheint sich zu entspannen, plötzlich flammt kurzzeitig fast so etwas wie gegenseitige Sympathie zwischen Otto Westermann und Luca Messina auf. Von diesem Gefühl beseelt ruft Luca seine Schläger zurück, die Burschen sollten Westermanns anderen Sohn Carl (Wolfgang Kuhlmann) ins Jenseits befördern. Tragischerweise haben die pflichtbewussten Herren den blutigen Job bereits erledigt...

Regisseur Jürgen Roland wurde vor allem durch die Edgar-Wallace-Filme "Der rote Kreis" (1960) und "Der grüne Bogenschütze" (1961) bekannt. In der späten Phase seiner Karriere Inszenierte er zahlreiche Fernsehproduktionen (z. B. "Tatort", sein Name ist untrennbar mit der erfolgreichen Serie "Großstadtrevier" verbunden. In Form des großartigen "Zinksärge für die Goldjungen" schenkte uns Roland einen äusserst kurzweiligen und liebenswerten Gangsterstreifen, bekannte und geschätze Charakerköpfe liefern sich ein gnadenloses Duell. Auf der einen Seite der zwischen gemütlich und cholerisch pendelnde Otto Westermann, auf der anderen Seite der eiskalte und berechnende Italo-Amerikaner Luca Messina. In kleineren und grösseren Nebebrollen tummeln sich jede Menge -mehr oder weniger- bekannte Gesichter, im temporeichen Finale liefert der Hamburger Hafen die Bühne für eine atemlose Verfolgungsjagd auf Leben und Tod. Zwar sind die Einflüsse des italienischen Genrekinos klar erkennbar, doch Rolands prägnante Inszenierung und die stimmungsvollen Schauplätze, lassen den Film nie zu einem zweitklassigen Abklatsch des Gangsterfilms aus dem Stiefelland werden. Für meinen Geschmack ist die Nähe zum italienischen Genrekino sowieso die bestmögliche Art internationales Flair in eine vorwiegend deutsche Produktion zu bringen, zusätzlich ist Hamburg der ideale Schauplatz, die Saat geht ganz vortrefflich auf. Interessanterweise baut die Sause nicht auf das Klischee St. Pauli, ohne diesen Bereich völlig auszuklammern, sondern verlagert die Handlung vor allem in die Behausungen der Gangsterbosse und (wie bereits erwähnt) den Hamburger Hafen. Bevor es im Hafen zum endgültigen Zweikampf der Giganten kommt, wird rasant und wild ballernd per PKW durch Hamburg gehämmert, ist Jürgen Roland etwa mit Umberto Lenzi verwandt?

Ohne Hänger, ohne Leerlauf poltern die Goldjungen rund 83 Minuten durch Deutschlands einzige Weltstadt, darin eingebettet eine Liebesgeschichte mit Romeo-und-Julia-Schlagseite (die in eine andere Richtung als das "Original" kippt, lasst euch überraschen). Eine Romanze in einem kernigen Gaunerknüller, funktioniert das denn? Und wie das funktioniert! Dabei bietet die Geschichte von Silvia und Erik ganz sicher keine echte Tiefe, ohne Umschweife wird sich verliebt, egal welche Meinung die Alten zu diesem Thema haben. Das junge Paar wirkt trotzdem nicht wie ein Fremdkörper, denn die Darbietung von Patrizia Gori und Horst Janson ist äusserst putzig, man muss die Verliebten einfach mögen, sie sind hochgradig ansteckend! Darüber hinaus zeigen die Jungen den Alten einen besseren Weg auf, doch die Betonschädel lassen sich nicht erweichen. Stets verpasst einer der Bosse die rettende Ausfahrt, getrieben durch Mißverständnisse und Fehleinschätzungen rennt die ältere Generation in ihr sicheres Verderben!? Kernig und direkt die Dialoge, ich gebe nicht der Versuchung nach etliche Zitate einzubauen, möchte zum Entdecken auf eigene Faust ermutigen, mehr als das übliche Lieblingszitat gibt es auch diesmal nicht.

Gönnen wir uns einen Blick auf das Ensemble. Herbert Fleischmann geniesst bei mir immer Kredit, ich sehe den leider viel zu früh verstorbenen Schauspieler sehr gern. Fleischmann kommt als Otto Westermann auf den ersten Blick wie ein gutbürgerlicher Durchschnittstyp daher, Halbglatze und Bierbauch inklusive. Hinter der biederen Fassade lauert ein Raubtier, aber auch ein Mann mit gefestigten Prinzipien und Moralvorstellungen, ein Mann der bei Bedarf mit aller Härte zulangen kann. Fleischmanns Antagonist Silva bildet schon von der Erscheinung her einen harschen Kontrast, statt bierseliger Rundungen gibt es einen gelackten Eckschädel zu sehen, nur vor "Mama" hat der kantige Gangster Respekt. Zwei Welten prallen mit voller Wucht aufeinander, bei aller vordergründungen Unterschiedlichkeit sind die Herren letztlich auf der gleichen Schiene unterwegs, gefangen und geeint im brüllenden Wahn aus engstirniger Prinzipienreiterei, blutrünstigen Rachegelüsten und bedingungsloser Machtgier. Zwei Lieblinge in einem Film, die Konstellation Fleischmann vs. Silva ist ein rauschhafter Freundenspender! Bevor meine Schwämerei völlig ausser Kontrolle gerät, reisse ich das Steuer in Richtung der übrigen Mannschaft herum. Naja, Anlass zur Sachlichkeit sehe ich trotzdem nicht, doch ich will versuchen mich zu beherrschen. Horst Janson gibt den hübschen Sympathieträger, die ihm zur Seite gestellte Patrizia Gori ergänzt Janson passend, ein schönes und knuffiges Paar. Statt sich den Vorträgen ihrer Väter zu beugen ziehen sie ihr Ding durch, mahnen ihre Erzeuger zur Vernunft (das Liebespaar wurde sehr geschickt und spannend in einen Teil des langen Finales eingebunden, grandios!). Véronique Vendell spielt die Frau an Luca Messinas Seite, kein leichter Job ein Liebchen des Bosses zu sein, vor allem wenn dessen Frau Mutter sich wenig erbaut zeigt. Vendell hatte Auftritte in international erfolgreichen Produktionen, sie wirkte in "Barbarella" (1968) und "Cross of Iron" (Steiner - Das Eiserne Kreuz, 1977) mit. Selbstverständlich hat auch Otto Westermann ein "Betthäschen" am Start, Sonja Jeannine wurde dieser Part übertragen, sie darf ihre Auslage vorzeigen und dem Chef bei Bedarf die Zeit vertreiben. Ein gestresster Macher braucht ab und zu ein wenig Zerstreuung, nach Möglichkeit unverbindlich, eine weitere Parallele zwischen Westermann und Messina. Ermelinda De Felice verkörpert das Klischee der italienischen Mama perfekt, ihre Darbietung sorgt für manchen zusätzlichen Schenkelklopfer. Ich werde nun nicht alle Mitwirkenden aufzählen, lediglich ein paar Worte zu den einprägsamsten Gestalten seien mir noch gestattet. Raf Baldassarre war eine gefragte Charakterfratze in etlichen Italowestern, er ist als verräterischer Fiesling unterwegs, Dan van Husen gehört ebenfalls zur Riege des Herrn Silva, extrem kultig (an dieser Stelle passt das oft mißbrauchte Wort) ist der Auftritt von Denes Törzs. Später als Sprecher und Moderator des NDR jedem Norddeutschen bekannt, zieht der gelernte Schauspieler hier richtig feist vom Leder!

Wenn ich einen Blick auf die heutige Filmlandschaft Deutschlands werfe... Ja, dann schiessen mir fast Tränen des Mitleids in die Augen, unterschwellig macht sich ein flaues Gefühl samt Brechreiz in meinem Magen breit. Hat den keiner mehr die Eier in der Hose um mit einen flotten Genrefilm aus der Kiste zu kommen? Es muss doch mehr geben als kalauernde Komödien und verquaste Grütze? Klar, da meckert er wieder rum, der alte Isegrim. "Zinksärge für Goldjungen" ist ein rasanter Ritt durch die Metropole Norddeutschlands, voller Lust (und mit ein bißchen Wehmut) stürze ich mich in dieses Abenteuer, aale mich mit allem was ich habe im schönsten, wildesten und mutigsten Jahrzehnt der Filmgeschichte. Verklärte Spinnerei? Bekanntlich wollte man damals mit Genrefilmen vor allem Geld verdienen, blick den Tatsachen ins Auge, du Ochse. Na und? Wenn ein Film mich so packt, begeistert und in Jubelstimmung versetzt, dann negiere ich die Motive der Macher sehr gern. Liebe Skeptiker, rutscht mir bitte den fetten Buckel herunter! Hamburg brennt! Mein Herz auch!

Mit der #1 aus der Reihe "Editon Deutsche Vita" landet FilmArt einen Volltreffer! Neben der deutschen Kinofassung darf man die Version für den italienischen Markt bestaunen. Diese wurde gekürzt, die Handlung dadurch gestrafft (obwohl bereits die deutsche Fassung sehr temporeich inzeniert und geschnitten über den Bildschirm saust), geänderte Dialoge rücken die Charaktere teils in ein etwas anderes Licht. Mir gefällt die deutsche Version eindeutig besser, davon unbenommen ist die alternative Fassung eine sehr willkommende Ergänzung. Zusätzlich gibt es ein Interview mit Horst Janson, Auszüge aus einem Interview mit Henry Silva, ein längeres Audiointerview mit Jürgen Roland, den deutschen Kinotrailer und eine Bildergalerie, weitere Kleinigkeiten (u. a. einen Beitrag über den Hamburger Hafen). Das Material wurde auf zwei DVDs verteilt, die Scheiben sind in einem schicken Digipak samt Schuber untergebracht, obendrein liegt ein lesenswertes Booklet bei. Fazit: Diese Veröffentlichung ist ein Traum! Vielen Dank dafür!

Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen will (was sehr schade wäre), kann zur karg ausgestattenen "Kaufhausauflage" greifen. Ledigliche eine DVD im Amaray, keine Boni:



Meine Empfehlung könnte nicht eindeutiger ausfallen, kauft euch die besser ausgestattete und ansprechender aufgemachte Ausgabe! Es lohnt sich! Gern würde ich noch auf weitere Aspekte bezüglich "Zinksärge für die Goldjungen" eingehen. Doch dann müsste ich noch viele Stunden vor dem Rechner verbringen, ein Unding, ich will Filme schauen. Obwohl... Habe ich bereits den tollen Titeltrack erwähnt, der das wüste Treiben immer wieder stilsicher untermauert? Genug...

Sehr dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend!)

Lieblingszitat:

"Alles hat seinen Preis und wir alle müssen ihn bezahlen!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#5000 - 15.04 21:01

Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Episode 4: Toccata und Fuge (Deutschland 1977)

Im Haifischbecken der Dekadenz

Vor rund einem Jahr wurde Anna Colucci während einer Zugfahrt nach München ermordet. Kommissar Köster stellt den bisher ungelösten Fall in einer Fernsehsendung vor, hofft auf diese Art hilfreiche Hinweise zu erlangen. Tatsächlich kommt nun wieder Bewegung in die festgefahrenen Ermittlungen, eine neue Zeugin meldet sich und kann interessante Details zu Protokoll geben. Noch überraschender ist der Besuch von Sylvia Dressler (Eva Christian) auf dem Polizeirevier, die dem damaligen Hauptverdächtigen Francesco Colucci (Michael Maien), Ehemann des Mordopfers, zu einem Alibi verholfen hatte. Plötzlich ist sich die junge Frau nicht mehr sicher, gibt vor mit ihrem Gewissen zu ringen. Köster fühlt Francesco Colucci und dessen neuer Gattin Tina (Heidelinde Weis) auf den Zahn, regelrecht empört weist Tina jegliche Verdächtigung zurück. Weitere Ermittlungen im Bekanntenkreis Francesco Coluccis lassen das Alibi mehr und mehr bröckeln. Angeblich hielt sich Colucci zum Tatzeitpunkt auf einer Party auf, erstaunlicherweise sind die Erinnerungen der anderen Gäste zunehmend lückenhaft, lassen die Damen und Herren ihren "guten Freund" fallen?

Mächtig orgelt uns Toccata und Fuge in die Ohren, die nächste Szene führt uns in einen nächtlichen Zug. Eine junge Frau wird auf der Zugtoilette gemeuchelt, zuvor gewährt uns die Kamera einen Blick auf die schwarzen Handschuhe des Killers. Nach der Tat wirft der Schlächter sein Opfer wie ein Stück Müll aus dem fahrenden Zug, wir sehen die tote Schönheit blutig im Gleisbett liegen. Was ist hier los, bin ich in einem Giallo gelandet, ich habe die DVD doch der oben abgebildeten Box entnommen!? Alles nur Fake, lediglich ein Kurzfilm aus einer TV-Sendung (XY lässt schön grüssen), Köster stellt uns den Fall vor (Lowitz bringt Kösters "Fernsehauftritt" grandios rüber!). Während ich mich noch über die gialloesken Momente freue und mich auf eine weitere gute Folge "Der Alte" einstelle, tauche ich erneut in einen Giallo ein! Affektierte Gestalten aus der Oberschicht suhlen sich lustvoll frustvoll in dekadenter Ekelhaftigkeit, eingebettet ein Kulissen die in jedem Giallo bestens aufgehoben wären. Klatsch, Schnitt ins das triste Büro Köster & Helferlein, humorig kommentieren die Zuarbeiter des Meisters den TV-Auftritt ihres Chefs. In diesem Stil geht es weiter, "Toccata und Fuge" pendelt fröhlich zwischen solide inszenierter TV-Krimiunterhaltung und deutlicher Schlagseite italienisches Genrekino umher, moderiert von einem herrlich aufspielenden Siegfried Lowitz. Meine Begeisterung bringt die übliche Reihenfolge meiner Folgenkommentare durcheinander, die Würdigung der Schauspieler soll aber nicht unter den Tisch fallen.

Es kann nicht oft genug gesagt werden, Siegfried Lowitz ist die Rolle des kernig-kantigen Kommissar Köster perfekt auf den Leib geschneidert. Gegen diese Dominanz vermögen Michael Ande und Jan Hendriks nicht viel auszurichten, bleiben in dieser Folge weitgehend austauschbar. Zurück zu meinem Lieblingsthema Giallo, auf das von mir verehrte Genre weist auch die Wahl der weiblichen Besetzung hin, so viel Schönheit bekommt man selten in deutschen Produktionen zu Gesicht! Heidelinde Weis macht mich sowieso sehr an, hier darf ich sie als ruchloses und überspanntes Miststück geniessen, ich bin verliebt, unsterblich verliebt! Setzt bereits Heidelinde Weis mein Blut im Überfluss unter Starkstrom, hämmert mir zusätzlich die rassige Gracia-Maria Kaus aufs Auge, ruchloses Miststück Nr. 2 in einer Folge, fast zu viel für mein altes Herz! Die durchaus nicht unattraktive Eva Christian verblasst nahezu, abseits meiner primitiven Gelüste sorgt Xenia Pörtner für gute Laune, die kluge Lebensgefährtin des Alten nimmt ihren Liebsten genüsslich und liebevoll auf die Schippe. Die Herren sollen nicht unterschlagen werden, Harry Meyen gefällt in der Rolle des arroganten Besessenen, Peter Fricke überzeugt als schleimiger Erpresser. Noch einmal zurück zu den Damen, Hanne Wieder sorgt mit ihren Auftritten als lesbischer Paradiesvogel für Schmunzler.

Bin ich im Himmel? Der Alte goes Giallo ohne seine Eigenständigkeit aufzugeben? Gerade kommt mir wieder Heidelinde Weis in den Sinn, du kokettes Biest, wie soll ich in der kommenden Nacht schlafen ohne von dir zu träumen? Ich sehe Gracia-Maria Kaus mit ihrem ständig besoffenen Kerl am Pool über den sonnigen Süden sinnieren: "Scotch gibts überall", da liegt der schlechte Mann richtig, bringt es gewissermaßen auf den Punkt. Was für eine Wundertüte! Mord und Totschlag, prachtvolle Kulissen und überschäumende Dekadenz, verdorbene Charaktere und schöne (verdorbene) Frauen, Besessenheit bis zum (h)eiskalten Wahnsinn! Mehr gefällig? Erpressung, Homosexualität, Bach, brüllend irre Dialoge und über allem Herr Lowitz als durchblickender Moderator, der zum Finale genau die richtigen Knöpfe drückt, konsequent und (fast) die Grenzen regulärer Polizeiarbeit überschreitend! Selten wurde die Orgel im deutschen Fernsehen faszinierender bespielt, meine Synapsen explodieren vor Freude! Ich beende meine wirren Ausführungen an dieser Stelle, der Verlust jeglicher Contenance steht unmittelbar bevor. ...es gäbe noch soooo unendlich viel über die Folge zu schreiben. Zum Teufel, überzeugt euch selbst davon!

Feiste 8,5/10 (sehr gut bis überragend)
ASCH

RANG God of Clanintern

#5001 - 17.04 21:15


Italian Genre Cinema Collection No. 7 von Camera Obscura


Wild Beasts (Italien 1984, Originaltitel: Wild beasts - Belve feroci)

Neulich in Frankfurt...

Der Tierarzt Rupert Berner (John Aldrich) wird von seinem Kumpel Inspektor Nat Braun (Ugo Bologna) kontaktiert, aufgeregt berichtet der Kriminalbeamte von extrem aggressiven Ratten. In grosser Menge sind die Nager aus der Kanalisation gequollen, haben bereits ein Pärchen beim Liebesspiel im Auto überrascht, von den jungen Leuten blieb lediglich ein trauriges Häuflein angefressenes Mettgut übrig. Zunächst kann die Plage eingedämmt werden, per Flammenwerfer drängt man das ausser Kontrolle geratene Rattenpack zurück. Tatsächlich soll der bizarre Vorfall nur Auftakt zu einer Nacht des Schreckens sein, einst friedliche Zootiere drehen völlig durch und bahnen sich ihren Weg in die Strassen der unvorbereiteten Großstadt. Tiger, Löwen und Geparden verwandeln Frankfurt am Main in die Hölle auf Erde, sogar die ansonsten gemütlichen Elefanten haben sich in gnadenlose Bestien verwandelt! Mit Unterstützung der Biologin Laura Schwarz (Lorraine De Selle) sucht Rupert nach Antworten, was hat zu dieser dramatischen Verhaltensveränderung der Tiere geführt...???

Franco Prosperi wurde durch seine gemeisamen Arbeiten mit Gualtiero Jacopetti bekannt, Titel wie "Mondo Cane" (1962), "Africa Addio" (1966) und "Addio zio Tom" (Addio Onkel Tom, 1971) sprechen für sich. "Wild Beasts" war die letzte Regiearbeit Prosperis, der Streifen greift die Thematik Umweltzerstörung auf, hier und da ist der erhobene Zeigefinger unvermeidlich, baut aber vor allem auf immer wieder eingestreute Momente reisserischer Natur (im wahrsten Sinne). Zu den Stärken des Films zählen jedoch nicht nur diverse Panschereien, es wäre unfair "Wild Beasts" darauf zu reduzieren, Prosperi gelingt annährend lückenlos der Aufbau einer packenden und bedrohlichen Atmosphäre. Frankfurt am Main bietet sich als erfrischende Abwechslung geradezu an, der Großteil des Materials wurde zwar nicht dort gedreht, das Gesamtbild überzeugt dennoch, kommt ohne "optische Brüche" daher. Pegelschwankungen sind eher im Bereich der Tierszenen auszumachen. Manche Momente punkten mit wohldosierter Schockwirkung, betrachtet das Mahl der Löwen als treffendes Beispiel, andere Vorfälle gleiten in unfreiwillige Albernheiten ab, schaut euch die zu Würgern mutierten Elefanten an. Die Unstetigkeit in diesem zentralen Bereich des Werkes trägt erheblich zu dessen Reiz bei. Gipfel der Freude erklimmt die grandios gefilmte und atmosphärisch sehr dichte "Gepard jagt eine junge VW-Fahrerin durch die nächtliche Stadt" Szene, in der hervorragende Arbeit mit dem Tier und hinter der Kamera, auf eine durchgedrehte Autoraserei mit tragischem Ausgang prallen. Zugegeben, die Erklärung für das Verhalten der Tiere kommt wenig kreativ aus der Kiste, mutiger wäre der Verzicht darauf gewesen, zum Finale klascht uns Prosperi erfreulichweise ein fieses kleines Ausrufzeichen um die Ohren (obschon nicht mit der von mir ersehnten Boshaftigkeit und Konsequenz).

Über die Darsteller gibt es nicht viel zu berichten, die wahren Stars sind die griffigen Tiere und die gelungene Atmosphäre. Ganz ohne Würdigung soll das zweibeinige Ensemble nicht bleiben, los geht es mit John "Schnauzbart" Aldrich, dessen (mir bekannte) Filmkarriere sich auf "Wild Beasts" beschränkt. Aldrich macht seine Sache gut, kommt wie eine sympathischere Ausgabe von Tom "Magnum" Selleck rüber, geht mit den wilden Bestien immer wieder auf Tuchfühlung. Tierarzt Berner ringt mit Leidenschaft und vollem Einsatz um eine Lösung, will die Tiere (abgesehen von den gern zum Untier gestempelten Ratten) keinesfalls mit roher Gewalt zur Aufgabe bewegen. Ugo Bologna fungiert als austauschbar bleibender Sidekick. Mit Lorraine De Selle ist sogar ein weibliches Sternchen des italienischen Genrekinos an Bord, mir ist die attraktive Dame aus den Bruno Mattei Frauenknastknüllern "Laura - Eine Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere femminile, 1982) und "Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus" (Emanuelle fuga dall'inferno) in sehr guter Erinnerung, unter Matteis fachmännischer Anleitung drangsalierte sie dort Laura Gemser. Bekannter dürfte ihr Auftritt in "Die Rache der Kannibalen" (Cannibal ferox, 1981) von Umberto Lenzi sein, ein echtes Qualitätswerk mit schmackhafter Fleischeinlage (!keine Ironie!). Ein Mädchen namens Louisa Lloyd spielt De Selles Töchterlein, ihr Part wurde erstaunlich mutig und selbständig angelegt, eine angenehm "unnervige" Kinderrolle. Die übrigen Akteure müssen nicht aufgezählt werden, der Fan des italienischen Genrekinos wird das eine oder andere Gesicht erkennen.

Wenn im Zoo die muter blinkende Schalttafel der modernen Technikzentrale in Rauch aufgeht... Wenn ein grosses Passagierflugzeug unfreiwillig im Umspannwerk des lokalen Energieversorgers parkt... Dann wird es Zeit die Stadt auf schnellstem Wege zu verlassen! Schreibt euch das hinter die Löffel! Franco Prosperi erfindet den Tierhorror mit "Wild Beasts" nicht neu, er gibt dem Fan dieser Gangart einen sehr unterhaltsamen Streifen an die Hand, ein echter Geheimtipp für Filmfreunde die sich nicht auf Standardwerke wie z. B. Alfred Hitchcocks "Die Vögel" (The Birds, 1963) oder Steven Spielbergs "Der weiße Hai" (Jaws, 1975) beschränken möchten (ich beschränke mich bewusst auf die Nennung dieser Titel, fraglos bietet das Genre noch viele andere unsterbliche Klassiker, liebenswerte Perlen und unverzichtbare Schätzchen)!

Camera Obscura hat "Wild Beasts" im Rahmen der hauseigenen Italian Genre Cinema Collection veröffentlicht, erneut stellt der Anbieter seine Spitzenstellung auf dem Sektor niveauvoller Nischenlabel eindrucksvoll unter Beweis! Der Film liegt in sehr schöner Qualität vor, viel mehr ist auf dem Datenträger DVD kaum möglich! Damit ist längst nicht alles über die Qualität dieser Veröffentlichung gesagt! Selbst auf "Nebensächlichkeiten" wie die Gestaltung des DVD-Menüs wurde grosser Wert gelegt, es kommt kreativ gestaltet und optisch ansprechend auf den Bildschirm, gute Bedienbarkeit inklusive. Überdies bietet das Bonusmaterial Anlass zu grosser Freude, der italienische Trailer und eine Bildergalerie sind nette Beigaben zwecks Abrundung, Glanzlichter werden in Form der Beiträge "Prosperi Uncaged" und "Bruschini Goes Wild" aufgetischt. In der ihm gewidmeten Featurette plaudert Prosperi äusserst launig aus dem Nähkästchen, die knappe halbe Stunde verfliegt in gefühlten Sekunden. Alles mag ich dem alten Herrn nicht abnehmen, seine offensichtlich sehr muntere Phantasie geht vermutlich ein wenig mit ihm durch (was den Unterhaltungswert des Interviews nicht beschädigt, eher das Gegenteil tritt ein). "Bruschini Goes Wild" lässt den leider inzwischen verstorbenen Experten und Filmliebhaber Antonio Bruschini zu Wort kommen, ergänzt durch einen berührenden Nachruf von Federico Caddeo. Dickes Digi samt Schuber bilden die übliche Verpackung, den letzen Schliff erhält das Paket durch das beigefügte Booklet, in dem Marcus Stiglegger sein Fachwissen über den Bereich Tierhorror mit dem Leser teilt. Stigleggers Ausführungen sind wissenschaftlicher angelegt als Beiträge -der von mir sehr geschätzen- Autoren Christian Kessler oder Pelle Felsch, gleiten aber nie in Dampfbügelei und aufgeblasene Grütze pseudointellektueller Art ab. Klartext: Sie sind ebenso angenehm zu lesen wie die Ergüsse der genannten Herren.

Fazit: "Wild Beasts" bietet dem wohlgesonnenen Filmfreund gute Unterhaltung, ergo ziehe ich dicke 7/10 (mit steigender Tendenz). Camera Obscura verdient für die hochwertige Veröffentlichung die Höchstnote, vielen Dank für diese prachtvolle Collection!

Lieblingszitat:

"Ratten! Ratten! Tu doch was!"
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#5002 - 18.04 19:22

In Ultrakurzform:


• RobotJox 2 (USA 1993) - Allzu viele Mechkloppereien hatte bereits RobotJox nicht zu bieten. Hier gibt es lediglich eine halbwegs unterhaltsame Auseinandersetzung zum Abschluss, zuvor kämpfen sich diverse Fratzen mühsam durch das dünne Drehbuch. Ein Ausfall ist "Robot Wars" (Originaltitel) nicht, denn die teils schlappen Darstellerleistungen und sehr dümmlichen Dialoge sorgen immer wieder für Freude (sofern der Zuschauer eine Vorliebe für Murks hegt).

Ich schätze den Stoff von Charles Band in vielen Fällen, dieser Streifen zählt nicht zu meinen Lieblingen aus seinem Stall. Knapp 70 Minuten mittelprächtige Unterhaltung aus dem Hause Full Moon. Die sehr überschaubare Laufzeit ist in diesem Fall angemessen und beugt aufkommender Langeweile vor, mehr Spieldauer hätte vermutlich nicht zu interessanteren Charakteren oder mehr Mechgepolter geführt. Die DVD von KNM geht in Ordnung.

5/10 (Full Moon Skeptiker werden vermutlich zwei oder drei Punkte abziehen)


• Masters of Horror - Pick Me Up (USA 2006) - Zwei irre Serienkiller kommen sich ins Gehege, ein kleine Gruppe Busreisender wird nebenbei von den Unholden aufgerieben. Vor allem Michael Moriarty kann in der Rolle der mordlüsternen Truckers glänzen, neben der wundervollen Landschaft ist Moriaty Star dieser Folge.

"Masters of Horror" läuft wieder zu gewohnter Klasse auf, die schlappe Episode "Dance of the Dead" konnte meiner Begeisterung lediglich einen kleinen Nackenschlag verpassen. Damit ist bereits die dritte BD (Anchor Bay) zur ersten Staffel vollständig gesichtet, ich freue mich auf die nächsten Folgen, die Scheibe tänzelt bereits nervös im Regal umher.

Die drei auf der BD enthaltenen Folgen:

• Incident On and Off a Mountain Road - Volltreffer! Bisher eine der stärksten Folgen der Reihe. 8/10 (sehr gut)
• Dance of the Dead - Ödes Drehbuch, nerviger Schnitt, ein verzeihbarer Ausrutscher. 4/10 (unterste Mittelklasse)
• Pick Me Up - Wahnsinnige Schlächter und eine prächtige Kulisse, garniert mit knackigem Humor. 7/10 (gut) Da geht noch was...
ASCH

RANG God of Clanintern

#5003 - 20.04 20:51


Anolis Hardbox Series Nr. 3


Das Ultimatum läuft ab (Italien 1975, Originaltitel: Mark il poliziotto spara per primo)

Bombenstimmung in Genua?

Kommissar Mark Terzi (Franco Gasparri) muss sich in Genua mit einem äusserst brisanten Fall auseinandersetzen. Ein gnadenloser Killer tötet mit gezielten Schüssen unschudlige Opfer, stets lässt der sich selbst Sphinx nennende Täter seine "Visitenkarte" am Tatort zurück. Terzi wühlt sich durch einen Sumpf aus Verstrickungen und fragwürdigen Machenschaften, zuvor rettet er nebenbei -und vor seinem offiziellen Dienstantritt- den wohlhabenden Geschäftsmann Benzi (Lee J. Cobb) aus den Krallen von Entführern. Derweil schlägt Sphinx erneut zu, der Mörder stellt den Offiziellen der Stadt ein unfassbares Ultimatum, entweder Benzi begeht Selbstmord oder Genua wird eine fürchterliche Katastrophe erleben...

Stevio Massi zählt nicht zu den grossen Künstlern des italienischen Genrekinos, er gehört zu den Handwerken, inszeniert gern rusikal und teilweise schludrig. Gute Voraussetzungen für einen gelungen Polizei-/Gangsterfilm aus dem Stiefelland? Ja (überwiegend)! Bei dem kurz vorgestellten "Das Ultimatum läuft ab" handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, die es bisher leider nicht vollständig auf den deutschen Markt geschafft hat. Der Auftakt "Mark il Poliziotto" (1975) wurde hierzulande noch gar nicht veröffentlicht, während der abschliessende "Mark colpisce ancora" (1976) unter dem Titel "The .44 Specialist" zumindest auf VHS verfügbar war. Da viele Filme noch immer auf eine angemessene Auswertung auf DVD warten und leider gigantische Lücken zu beklagen sind, nimmt der Genrefan was er in die Finger bekommen kann, notfalls auch den Mittelteil einer Trilogie. Verweise auf den Vorgänger sind offensichtlich, dennoch bleibt "Das Ultimatum läuft" gut verständlich, der Streifen funktioniert auch isoliert von seinen Geschwistern.

Franco Gasparri blieb eine grosse Filmkarriere verwehrt, das folgende Filmzitat scheint dafür (bezogen aus das Genre) zumindest einen nachvollziehbaren Erklärungsversuch zu liefern: "Sie sind ein bißchen zu schön für einen Kommissar." Tatsächlich nimmt man Gasparri den harten Bullen nicht immer ab, der Bursche schaut einfach zu nett aus seiner legeren Wäsche hervor. Nüchtern betrachtet macht Gasparri seinen Job ordentlich, Schönling hin oder her, ist mir aber eine Spur zu glatt und brav. Lee J. Cobb (der 1976 den Löffel reichte und hier in einer seiner letzten Rollen zu bewundern ist) kommt deutlich kerniger rüber, leider gewährt ihm das Drehbuch zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Als dritte Kraft (ohne den Killer zu berücksichtigen) möchte Massi uns Nino Benvenuti aufs Auge drücken, der in der Rolle des ekelhaften Unterweltbosses Ghini für Unruhe sorgt. Damit genug zu den Darstellern, der Fan wird sicher einige Gestalten aus der zweiten und dritten Reihe der Genredarsteller entdecken.

Immer wieder verliert Massi den roten Faden, schlägt das Drehbuch munter Kapriolen. Weniger eine -im diesem Genre häufig zu findende- episodenartige Inszenierung, sondern der Taumel vom Hölzchen auf Stöckchen, auch Umwege können zielführend sein. Ansonsten bietet "Das Ultimatum läuft ab" die vom Fan geschätzen Zutaten an, es wird geprügelt und geballert, wilde Verfolgungsjagden mit Blech- und Personenschäden, durchaus stimmungsvolle Kulissen und gute Kameraarbeit. Vor allem das Finale punktet massiv mit herrlichen Ausblicken und tollen Schauplätzen. Einsteiger greifen zu bewährten Klassikern wie z. B. "Milano Kaliber 9" (Milano calibro 9, 1971) von Fernando Di Leo oder "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) von Umberto Lenzi. Stelvio Massi kann sich nicht mit den Platzhirschen messen, Genrefanatiker kommen jedoch auf sehr unterhaltsame Art zum Zuge! Ich wünsche mir mehr von Massi auf DVD (noch besser auf BD), dessen Werk bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält (vor allem in Deutschland sind nur wenige Titel des Regisseurs verfügbar).

Anolis verdanken wir einige sehr schöne Veröffentlichungen kleiner Perlen, die DVD zu "Das Ultimatum läuft ab" zählt nicht zu den Glanztaten des Labels. Ich kann mit der Scheibe gut leben, hätte trotzdem nichts gegen eine bessere Ausgabe (dieser Wunsch wird kaum in Erfüllung gehen).

Guter Stoff = 7/10 Fanpunkte

Lieblingszitat:

"Er muss sich selbst umbringen oder ich lasse die Stadt in die Luft fliegen! Das war meine letzte Warnung!"
[LG]ASCH

RANG Nach-3-Bier-Kotzer

#5004 - 21.04 21:25

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 121 - Der Klassenbeste (Deutschland 1984)

Was vom Apotheker übrig blieb

Nach einem Klassentreffen setzt sich Dr. Wolfgang Anders (Ralf Schermuly) unter Alkoholeinfluss ans Steuer, auf der Heimfahrt nach München gabelt der Apotheker die beiden Anhalterinnen Uschi (Helga Anders) und Grit (Anne Bennent) auf. Auf einer dunklen Nebenstrecke kommt es zu einem fürchterlichen Unfall, der unachtsame Anders überfährt einen auf der Strasse stehenden Mann. Das Trio ist vom Tod des Überfahrenen überzeugt, Anders und seine Mitwisserinnen begehen Unfallflucht. Die jungen Frauen nutzen ihre Chance, sie quartieren sich in der luxuriösen Wohnung des offensichtlich wohlhabenden Herrn ein. Uschi weist den Apotheker auf die verdächtigen Unfallschäden hin, sie stellt über ihren Bekannten Willi Anholt (Volker Eckstein) den Kontakt zu Hugo Lossmann (Til Erwig) her, wenig später sind verräterischen Spuren am PKW professionell beseitigt. Derweil haben sich Derrick und Klein in die Ermittlungen eingeklinkt, das Opfer war ein befreundeter Kollge, die Witwe (Ilse Neubauer) bittet den Oberinspektor verzweifelt um Hilfe. Für Dr. Anders wird die Luft zunehmend dünner, die lästigen Anhalterinnen verlassen seine Wohnung nicht, seine Verlobte Dita Mahler (Claudia Butenuth) darf nichts erfahren, Lossmann tritt mit gierigen Forderungen an ihn heran...

Ralf Schermuly taumelt in sein Verderben, unter Druck offenbart sich der tatsächliche Charakter des angesehenen Bürgers und Apothekers Dr. Anders. Die eigene Schuld wird zur Seite geschoben, für jegliche Schweinerei lässt sich eine Rechtfertigung finden. Vielleicht wurde der Apotheker überzeichnet, fraglos gelingt Schermuly eine gelungen ekelhafte Darstellung. Helga Anders gehört bekanntlich zu meinen Lieblingen, unvergessen die grandiose Folge "Kaffee mit Beate" (46). Anders kommt wieder in einer typischen Rolle daher, macht uns die verdorbene Göre unter der naiven Tarnkappe. Sonst eher in tragischen und verstörten Rollen zu sehen, mutet der Auftritt von Anne Bennent erfrischend an, obschon Grit ihrer Freundin Uschi meist das Ruder überlässt. Volker Eckstein steht der schleimige Widerling prächtig, Til Erwig treibt seine kriminellen Machenschaften konsequent voran. Dieter Eppler überlässt seinen Kollegen Tappert und Wepper gern das Feld, Ilse Neubauer darf kurzzeitig Trauer verbreiten, Claudia Butenuth wundert sich über ihren Verlobten.

Zunächst führt der Episodentitel "Der Klassenbeste" den Zuschauer auf eine falsche Fährte. Man gewährt uns einen Blick auf das Treffen der ehemaligen Abiturklasse, die alten Schulkameraden überschütten ihren Primus mit Lob, aus jeder Zeile quillt Eifersucht und Neid hervor. Als ich mich gerade auf einen Mord eingestellt hatte, dessen Motiv in der länger zurückliegenden Vergangenheit zu suchen ist, nimmt die Folge mit dem Unfall und der anschliessenden Flucht einen völlig anderen Kurs auf, geschickt gelöst. Der Apotheker bleibt stets im Mittelpunkt der Ereignisse, verstrickt sich immer tiefer in einen Sumpf aus düsteren Machenschaften, schreckt letztlich vor keiner Schweinerei zurück. Theodor Grädler streut ein paar überdrehte Momente ein, gewährt Helga Anders und Anne Bennent Möglichkeiten sich von ihrer erotischen Seite zu präsentieren (Bennent wirkt auf mich allerdings keinesfalls erotisierend, passt nicht in mein primitives Beuteschema. Das tut nichts zur Sache, doch ich musste es loswerden). Übrigens stellt sich sehr früh heraus -daher keine Spoilergefahr- dass das Unfallopfer keinesfalls sofort tot war, die Flüchtenden liessen also einen Schwerverletzten im Strassengraben liegen. Dem Hauptcharakter mag dies einen kleinen Stich versetzen, es bringt ihn aber nicht vom eingeschlagenen Weg ab. Unfallflucht, Erpressung, Drogen und schlimmere Taten, hier glüht das StGB vor Zorn, passenderweise ertönt "Lucifer" von The Alan Parsons Project über dem Abspann. Box 9 startet mit einer unterhaltsamen Folge, Ralf Schermuly glänzt, Helga Anders sowieso.

7/10 (gut)
ASCH

RANG God of Clanintern

#5005 - 22.04 20:28

Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 5 - Zwei Mörder (Deutschland 1977)

Falsch eingeparkt

Gustav Peukert (Vadim Glowna) gesteht Kommissar Köster aufgelöst den Mord an einer jungen Frau, offenbar war der Geständige dem Opfer hoffnungslos verfallen. Wenig später wird ein Bürschlein namens Peter Sartorius (Christian Reiner) vorgeführt, erstaunlicherweise gesteht er ebenfalls den Mord an der jungen Frau. Während der vorbestrafte Peukert in Untersuchungshaft landet, wird Peter Sartorius wenig später in eine Klinik gehobener Güteklasse eingeliefert, sein Vater Dr. Sartorius (Hans Caninenberg) ist ein einflussreicher Geschäftsmann mit weitreichenden Beziehungen. Köster gedenkt nun herauszufinden welcher der beiden "Mörder" lügt, weitere Vernehmungen von Peter Sartorius gestalten sich jedoch schwierig, er wird in der Klinik abgeschirmt.

Der leider kürzlich verstorbene Vadim Glowna glänzt in der Rolle des verzweifelten Liebhabers, der tragische Charakter Peukert rührt den Zuschauer an. Auch Christian Reiner macht seinen Job sehr ordentlich, überdies passt sein Erscheinungsbild prächtig zum Klischee des armen reichen Söhnchens. Hans Caninenberg spielt einen äusserst erfolgreichen Geschäftsmann, so sicher er sich auf diesem Parkett bewegt, so blind ist Dr. Sartorius bezüglich seines Privatlebens. Interessanterweise wird Dr. Sartorius nicht als kaltherziger Tyrann gezeichnet, vielmehr mutet der Privatmann Sartorius naiv und überfordert an. Judy Winter gibt die elegante Dame, Christine Wodetzky die geschiedene Ehefrau des Mordverdächtigen Peukert, die auf ihre Art ebenso verzweifelt einer hoffnungslosen Liebe nachhängt. Feiner Humor zieht sich durch die gesamte Folge, vor allem sorgt Siegfried "Der Alte" Lowitz immer wieder für Schmunzler, Günther Ungeheuer taucht in einer herrlichen Nebenrolle auf.

Zunächst darf sich der Zuschauer sich Kopf zerbrechen, mit dem Auftauchen einer Nebenfigur werden die Gedankenspiele jedoch recht deutlich in eine bestimmte Richtung gelenkt. Alfred Vohrer befand sich während der Dreharbeiten in seiner Übergangsphase vom Wüstling zum seriösen Handwerker, dank der großartigen Vorstellung von Siegfried Lowitz haut "Zwei Mörder" dennoch auf die Pauke, mal subtil, mal kernig. Kurz nach der ersten Szene (Köster am Telefon) bietet die Folge eine erstaunliche Kamerafahrt an, Wohlgefühl im Stil von Großmeister Dario Argento. "Der Alte" bleibt in Hochform, obschon die überschäumde Lust von "Toccata und Fuge" nicht erreicht wird (zugegeben, der Vergleich ist unfair). Mir wird (neben Lowitz) sicher die (vordergründig) unscheinbare Rolle von Hans Caninenberg in Erinnerung bleiben, dessen Dr. Sartorius auf einer anderen Ebene versagt als der übliche "Klischee-Bonze".

7,5/10 (gut bis sehr gut)
ASCH

RANG God of Clanintern

#5006 - 23.04 19:16

Im Ultrakurzformat:


• A Dangerous Man (USA 2009) - Steven Seagal verkloppt böse Chinesen, böse Russen stehen dem Kampfklops zur Seite (immerhin hat er dem Sohn des Russenobermotzes das Leben gerettet), korrupte Bullen fügen sich als dankbare Zielscheiben in die Reihen der (überwiegend) anonymen Metzelmasse ein. Wieso, weshalb, warum? Ist doch klar, mein Knuffelklops verhilft einer hübschen Chinesin zum ihrem Recht und Onkel.

Unfassbare Kreativität offenbart sich per Drehbuch. Freilich diente der Held viele Jahre bei den Special Forces, geradezu zwangsläufig wurde er unschuldig zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe veruteilt, sein Weib ist er ebenfalls los. Klar, da kann (muss!) MANN richtig sauer werden. "A Dangerous Man" erfreut mit ruppigen Härten, rüden Dialogen und sonstigen Entgleisungen. Überdies gelingt der Aufbau einer rohen, dreckigen und düsteren Atmosphäre. Neben "Urban Justice - Blinde Rache" (2007) und "Driven to Kill - Zur Rache verdammt"(2009) einer der besseren Seagal-Streifen aus den letzten Jahren. Als unverbesserlicher Fanboy kämpfe ich mich auch erfolgreich durch Gurken wie "Out of Reach" (2004) oder "Unsichtbarer Feind" (2007), doch von solchen Schwachmaten hebt sich "A Dangerous Man" deutlich ab! Klar, ewige Seagal-Nörgler und/oder B-Action-Ablehner werden auch diesen Flick in der Luft zerreisen, schlechter Geschmack will gelernt sein. Mir liegt die britische DVD von Optimum vor, ordentliches Bild, uncut, geizig ausgestattet.

Drückt in meiner verpolten Schaltzentrale die passenden Knöpfe. Mindestens 7/10 (gut)! Da geht noch was, da geht noch was, da geht noch was...



• Grossangriff der Zombies (Italien, Mexiko, Spanien 1980) - Bei einem Störfall tritt Radioaktivität aus, wenig später landet auf dem Flughafen einer Großstadt eine Militärmaschine. Da dieser Flieger nicht zugeordnet werden kann umstellt umgehend Sicherheitspersonal die rätselhafte Maschine, plötzlich öffnet sich der Ausstieg und eine Horde wildgewordener Mutaten verarbeitet die Sicherheitsleute zu Mettgut, ein anwesender Reporter und sein Kameramann können entkommen. Doch die seltsamen Angreifer sind nicht zu stoppen, auch das Militär scheint keine Lösung auf der Pfanne zu haben...

Filme von Regisseur Umberto Lenzi landen immer wieder gern in meinem Player, diesmal tobte sich Umberto sich im Horror-Genre aus. Der deutsche Titel ist ein Fehlgriff, denn hier haben wir es eher mit Mutanten denn Zombies zu tun. Natürlich versuchte man auf der Zombiewelle der späten Siebziger/frühen Achtziger mitzuschwimmen, aber Lenzi setzt durchaus eigene Akzente. Die "Zombie-Mutanten" sind sehr flott unterwegs, Filme wie "28 Days later" oder das Remake von "Dawn of the Dead" griffen dies dankbar auf. Neben Altstar Mel Ferrer erfreut Steinfratze Hugo Stiglitz meine entzündeten Augen. "Grossangriff der Zombies" begleitet mich seit vielen Jahren, im Laufe der Zeit ist mir der Streifen immer stärker ans Herz gewachsen. Früher ging mir Hugo immer "irgendwie" durch, wie konnte das nur passieren?

Momentaner Pegelstand: Dicke 8/10 (sehr gut)
TNT

RANG Deckschrubber

#5007 - 25.04 13:00

Da hier sowieso kaum noch jemand da ist fass ich mich kurz

Battleship:
Gutes Popcorn-Kino zum Hirnabschalten. Ein sehr selbstironischer Film mit gut inszenierten Actionszenen. Sollte man sich anschauen.
ASCH

RANG God of Clanintern

#5008 - 25.04 21:26

Jo, das Forum ist offensichtlich tot. Daher breche auch ich an dieser Stelle ab.

Quentin

RANG Ultimate 0wn3r

#5009 - 09.05 23:45

Ich bin wieder da
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#5010 - 10.05 10:56

war jetzt auch lange abwesend von dem forum, befinde mich auch grad in einem umzug aber schau jetzt öfters wieder rein.

ich fasse kurz zusammen, hab einen ganzen haufen filme gesehen in den letzten wochen.

Largo Winch II <---- kann ich empfehlen
Undisputed II <---- sehr netter knochenbrecher-knast-film
Final Destination 5 <--- 10 minuten nette death-scenes, der rest für die tonne
Cowboys&Aliens <--- enttäuschend
On the Run <----französischer action-thriller, zu empfehlen
Fright Night <---- ein paar lacher sind dabei
Thor <---- schwach
Die Haut in der ich wohne <--- kann ich empfehlen
Secret Defense <--- französischer agententhriller, einen blick wert
600 Kilo pures Gold <--- gar nicht mal so schlecht
A Lonely Place to Die <--- absoluter hammer
Lass ihn nicht rein <----schrott
Insidious <---- hammer oldschool-horror
Saint <--- böser nikolaus, ganz netter slasher
Apollo 18 <--- langweilig und enttäuschend
Planet der Affen: Prevolution
Attack the Block <--- amüsant
Die Schlümpfe <--- könnt mich auslachen, aber ich fand den witzig
Skyline <--- schrott
Source Code <----kann man sich anschauen, hat zumindest eine gute storyidee