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Wolf Waldschatten

509407

120 (LLamah)

12.08.2002

Wolf Waldschatten war weder Wunschkind noch Unfall, er war das Ergebnis der Schändung seiner Mutter Tamuriel durch Unbekannte.

Die Schändung:

Es geschah in einer lauen Frühlingsnacht. Tamuriel und ihr Lebensgefährte Decamisor schliefen in ihrer Jurte auf einer Lichtung im Südosten des Scharfzahnwaldes. Die Nacht war sternenklar, die Nachtigallen und andere Nachtvögel sangen.
Plötzlich, Stille trat ein, kein Vogel sang mehr, unnatürliche Ruhe legte sich über die Lichtung. Schatten bewegten sich im Unterholz. Gestalten schlichen am Rand der Lichtung entlang. Die Schatten umstellten die Jurte der Beiden. Der Mond beleuchtete eine Szene schweigsamer Bedrohlichkeit. Zwei der Gestalten schlichen vorsichtig auf den Eingang der Jurte zu, schoben den Vorhang aus Flechtwerk beiseite und huschten lautlos ins Innere. Drinnen erblickten die verhüllten Gestalten das schlafende Paar. Blicke wurden gewechselt. Das schwache Glühen der vergehenden Glut der Feuerstelle reflektierte matt auf dem sardonischen Grinsen einer der beiden Gestalten.
Tamuriel erwachte im stählernen Griff eines Fremden, der sie, trotz ihrer wilden Gegenwehr, aus der Jurte auf die Lichtung zerrte. Sie erhaschte einen Blick auf ihren Liebsten dem es nicht besser erging. Auf der Lichtung sprangen die Spießgesellen der beiden Verhüllten herbei und banden Tamuriel Arme und Beine. Dann wurde sie Zeuge der grausamen Verstümmelung und Folter ihres Geliebten, bis ihm einer der Verhüllten einen grausamen Tod gab und sich ihr mit kaltem Lächeln zuwandte.
Mit einer Stimme wie klirrendes Eis und rauer Stahl zugleich sprach der Verhüllte:" Du glaubst er hat gelitten? Du irrst! Du wirst wünschen an seiner Stelle gestorben zu sein! Dich werden wir nicht töten, deiner werden wir uns bedienen. Du sollst in zweierlei Hinsicht dienstbar sein, zum Vergnügen und .., das Zweite braucht dich nicht zu kümmern!"
Was folgte muss hier nicht geschildert werden, es waren Taten von kalter Grausamkeit und Niederträchtigkeit.
Nach dieser Nacht war Tamuriel nur noch der Schatten ihrer selbst. Sowohl das Licht der Sonne , als auch der Schein des Mondes, hatte in ihren Augen jeglichen Glanz verloren. Die Welt war für Tamuriel grau und kalt geworden. Sie trug sich fortwährend mit dem Gedanken die Welt zu verlassen. Einzig das Kind, das in ihr heran wuchs, hielt sie zurück. Sie brachte es nicht über ihr Herz, das ungeborene und trotzdem nicht mehr unschuldige Leben mit sich ins Jenseits zu nehmen.

Die Geburt:

Neun Monate nach jener Nacht des Schreckens gebar Tamuriel einen Knaben. Der Junge war kein Elf, dass sah sie auf den ersten Blick. Sie kannte die äußerlichen Anzeichen, sie hatte einen Halbelfen geboren, doch irgendetwas anderes, etwas was sie nicht sehen wohl aber spüren konnte, lag in dem Jungen verborgen. Er war gezeichnet. Gezeichnet von jener Kreatur die ihn zum Leben erweckt –erweckt? Ihn zum Leben verdammt– hatte.
Das Kind war geboren, wie nun sollte sie es nennen? Tamuriel besann sich auf die Traditionen ihres Volkes, welche die Namensgebung von bestimmten äußerlichen und besonders innerlichen Gesichtspunkten abhängig machten.
Es wäre ihr leicht gefallen, wenn es der Sohn Decamisors gewesen wäre, er war es nicht. Sie erinnerte sich unter Schaudern jener grässlichen Nacht, erzitterte und sah das Kind mit einer Mischung aus Mitleid, Schmerz, Abscheu und Verzagen an. Sie hoffte er würde stark werden, stark um all die Fährnisse Faerûns zu überstehen. Tamuriel blickte immer noch auf ihr Kind, schweigend saß sie da während die Stunden vergingen. Die Abenddämmerung brach herrein und im schwächer werdenden Licht der untergehenden Sonne sah sie die Schatten im Wald wachsen, immer größer werden und miteinander verschmelzen. Da war ihr als habe sich eine Tür in ihrem Geist geöffnet, eine Tür die vorher verschlossen gewesen war.

Die Vision:

Sie sah eine in Grün- und Brauntönen gekleidete Gestalt durch einen lichten Mischwald wandern. Die Gestalt trug die äußerlichen Merkmale eines Halbelfen. Sie war größer als jeder Elf doch hatte sie die typischen Ohren und die feinen Gesichtszüge ihrer Rasse, doch war sie breiter und kräftiger als üblich. Es war ein männlicher Halbelf und sie wusste mit plötzlicher Sicherheit, dass sie ihren Sohn sah, ihren Sohn in ferner Zukunft. Er war mit einem Schwert zur Linken gegürtet. Zur Rechten trug er einen Köcher aus dem ein Dutzend Pfeilschäfte ragten. Über dem Rücken hing ein Langbogen und ein langer Speer diente ihm als Wanderstab.
Der Mann blieb in einer fließenden Bewegung stehen und vor ihren Augen verschmolz er scheinbar mit der Umgebung. Er stand ganz still und es schien ihr als ob er lausche. Langsam, unglaublich langsam und vorsichtig, bemüht weder ein Geräusch zu erzeugen noch sich hastig zu bewegen, lehnte er den Speer an sich und griff nach dem Bogen. Er spannte die Sehne, zog einen Pfeil vorsichtig aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne, hob den Bogen und zog die Sehne bis an sein rechtes Ohr aus. So verharrte er.
Es vergingen einige, Tamuriel unendlich erscheinende, Augenblicke. Etwas bewegte sich vor dem Mann im Dickicht, es raschelte leise und sie konnte die Anspannung des Mannes fast körperlich spüren. Als habe diese Wahrnehmung sie abgelenkt, bemerkte sie, dass ein Wolf die Szene betreten hatte. Der Wolf hielt die Schnauze in den Wind und schnüffelte, er spitzte die Ohren und blickte forschend um sich.
Die Gestalt entspannte sich und atmete hörbar aus, trat einen Schritt auf den Wolf zu und wurde wieder klar erkennbar.
Es war, als hätten sich alte Freunde aus vergangen Zeiten unerwartet in einem Wirtshaus am Ende der Welt wiedergetroffen. Mann und Wolf begrüßten sich freudig und ungestüm.
Das Bild verblasste wie das letzte Licht der untergegangenen Sonne. Tamuriels Augen klärten sich und wieder sah sie auf ihren Sohn. Jetzt wusste sie, wie sie den Knaben nennen würde: Wolf Waldschatten.

Die Jugend:

Den Jungen zur Welt zu bringen war eine Sache, die Kraft zur Erziehung und der Wille zum Leben einen Andere. Sie konnte es nicht. Sie nahm den Jungen und wanderte von ihrer Behausung fort. Wer aber, wenn nicht sie selbst, sollte den Knaben erziehen? In dieser Region lebten nicht viele Wesen, noch weit weniger von ihnen waren Tamuriel freundlich gesinnt oder würden ihr Begehren erfüllen. Sie erinnerte sich an Asgrond, einen Eremiten, der ihr und Descamisor in einem bitter kalten Winter beigestanden hatte. Er würde sich um den Knaben kümmern, er musste sich um den Knaben kümmern, er musste es einfach!
Des Nachts näherte sie sich der Klause des Eremiten und legte leise das Kind vor dessen Tür nieder. Bevor sie ging befestigte sie ein Stück Birkenrinde an der Decke des Kindes. Auf die Rinde schrieb sie mit Holzkohle ihren Namen und den des Knaben: Wolf Waldschatten. Sie blickte noch ein mal schmerzverzerrt auf das kleine Bündel im Schatten vor der Tür, dann wandte sie sich ruckartig ab und verschwand zwischen den Bäumen.

Von ihrem weiteren Schicksal ist nichts bekannt. Wahrscheinlich gab sie sich an einem geheimen Ort den Freitod, um im Jenseits endlich wieder mit ihrem Geliebten vereint zu sein.

Asgrond fand das Kind am Morgen, verwundert las er die beiden Namen auf der Birkenrinde. Nichtswissend, aber viel ahnend und mit Tränen in den Augen, nahm er den Knaben zu sich. Asgrond erzog Wolf Waldschatten so gut er es vermochte. Er lehrte ihn das Leben in der Wildnis, vielerlei Wissen über das Wesen der Natur, der Tiere und Pflanzen und er lehrte ihn seine Philosophie: Das immerwährende immerschwankende Gleichgewicht der Natur, den unendlichen Kampf ums Überleben und die Verderbtheit der Zivilisation.


Wolf Waldschatten wuchs heran, wie sein Ziehvater ein Einzelgänger. Er liebte den Wald und die wilde ungezähmte Natur. Je älter er wurde, um so weitere Streifzüge unternahm er allein im Wald. Er schloss Freundschaft mit vielen Tieren und machte sich einige Verhaltensweisen der Tiere zu eigen. Kein Tier aber faszinierte ihn so wie es die Wölfe taten. Zu ihnen fühlte er eine unerklärliche innere Verbundenheit. Er konnte förmlich die nähe eines Wolfes spüren und immer wenn er versuchte mit diesen scheuen Tieren Kontakt aufzunehmen, erfüllte ihn eine Ausgeglichenheit und Ruhe.

Der Aufbruch:

Doch tief in ihm wurzelte ein Schmerz, dessen Quell weder er noch Asgrond ergründen konnten. Dieser Schmerz und die aus ihm geborene Unruhe veranlassten ihn dazu, im Alter von 18 Jahren Asgrond zu bitten, ihn gehen zu lassen, damit er die Welt sehe und sein Schicksal finden könne. Nur wiederstrebend gab Asgrond seine Einwilligung, denn er war alt geworden und liebte Wolf Waldschatten wie seinen eigenen Sohn, den er nie hatte. Er wollte ihn nicht ziehen lassen, doch sah er auch, dass etwas in dem jungen Mann war, etwas, dass er nicht erkennen konnte, etwas, dass von innen her an dem jungen Mann fraß. Er wusste, er würde ihn nicht hallten können und so gab er ihm seinen Segen und ließ ihn gehen. Wolf Waldschatten gürtete sich mit seinem Langschwert, warf sich seinen Bogen über die Schulter, nahm seinen Speer und verließ Asgrond. Er wanderte gen Westen und das letzte, was Asgrond jemals wieder von Wolf Waldschatten sah, war, wie er im Licht des Sonnenuntergangs im Wald verschwand –seinem Schicksal entgegen.

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