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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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ASCH

RANG God of Clanintern

#4201 - 25.08 21:00

Der Horror-Alligator (USA 1980, Originaltitel: Alligator)

Die kleine Marisa bekommt einen winzigen Alligator geschenkt. Dem Herrn Papa mißfällt die Tierliebe seiner Tochter. Als er erneut "Alligatorkacke" hinter dem Wäschekorb vorfindet, reisst dem Familienoberhaupt endgültig der Geduldsfaden, ergo darf der kleine Geselle ein Bad in der Toilette nehmen. Doch das Tierchen fühlt sich in der Kanalisation recht wohl, im Laufe der Jahre wächst und gedeiht es. Es wächst und gedeiht allerdings übermäßig, mutiert zu einem gigantischen Monstrum, dessen Gier nach Fleisch bald zu einem echten Problem werden soll. Dieses (un)gesunde Wachstum, verdankt das Monster einem Arzneimittelhersteller, welcher die Überreste seiner fragwürdigen Tierversuche, höchst illegal und anprangerungswürdig in der Kanalisation entsorgt. Man findet erste Leichenteile vor, wenig später erwischt es einen schmierigen Tierhändler, der sich als Zulieferer und "Entsorger" betätigt, auch von ihm findet man nur noch erbärmliche Überreste vor. David Madison (Robert Forster) leitet die Ermittlungen, die ihn geradezu zwangsläufig in das unübersichtliche Abwassersystem unter der Stadt führen. Dort machen David und ein junger Kollege eine unglaubliche Entdeckung, der riesige Alligator entdeckt die beiden Revierbeschmutzer leider ebenso. Trotz hektischer Flucht, wird der junge Polizist von dem grausigen Ungeheuer verschleppt und verspeist. Wie kann man das Ungetüm zur Strecke bringen? Ein entsprechender Plan scheitert, die Lage eskaliert gar, denn nun treibt der Alligator sein Unwesen auch ausserhalb der Kanalisation. Der Bürgermeister übt Druck auf den Polizeichef aus, letztlich lässt man den leitenden Ermittler fallen. Doch der verbitterte David will nicht aufgeben, immerhin kann er auf die Unterstützung von Marisa zählen (Robin Riker), die inzwischen längst erwachsen ist, aber in erster Linie als ausgewiesene Expertin für Reptilien gilt...

Tierhorror ist gern in meinem Player zu Gast. Für einen kleinen und feinen Genre-Klassiker wie "Alligator", gilt dies selbstverständlich in ganz besonderem Maße. Regisseur Lewis Teague hat einige schöne B-Movies in seiner Filmographie vorzuweisen. Da wäre z.B. "Cujo" (1983) zu nennen, der gleichfalls als Perle des Genres durchgeht. Recht bekannt ist der Indiana Jones Verschnitt mit dem klangvollen Titel: "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil" (The Jewel of the Nile, 1985). In dem keinesfalls die sehr aparte Jewel De’Nyle die Hauptrolle spielt, sondern ein Typ namens Michael Douglas (Sehr witzig, altes Ferkel...). Die Vorkommnisse um den tödlichen Alligator, kommen mit bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe daher, allen voran der allseits geschätzte und beliebte Robert Forster. Seine hier thematisierten "Haarprobleme" sind legendär, jüngere Zuschauer werden den guten Mann aus Tarantinos "Jackie Brown" kennen. Man muss den Typ einfach mögen, seine Darbietung des kantigen Bullen sorgt für Freude. Robin Biker kommt in der weiblichen Hauptrolle vielleicht ein wenig unscheinbar rüber, ist aber kaum weniger sympathisch, fügt sich sehr angenehm in das Geschehen ein. Namen wie Michael V. Gazzo, Dean Jagger und Jack Carter, mögen nicht jedem Zuschauer sofort ein Begriff sein, doch ihre Gesichter hat fast jeder schon mehrfach geniessen dürfen. Für mich ist das Mitwirken von Obereckschädel Henry Silva eine grosse Freude, der aus einigen Klassikern des italienischen Genrekinos nicht wegzudenken ist. In der Rolle des erfahrenen Großwildjägers, stellt er sich mit einer Mischung aus Arroganz und Charme dem Kampf mit der Bestie. Wer letztlich die Oberhand gewinnt, wird an dieser Stelle erwartungsgemäß nicht verraten. Die gesamte Besetzung versprüht jede Menge Herzlichkeit, selbst die Ekelpakete muss man irgendwie mögen.

Lewis Teague packt erprobte Zutaten in seinen Film. Lokalpolitiker stressen ihre Untergebenen und Mitarbeiter, kriechen dem reichen Industriellen aber bis zum Anschlag in den Allerwertesten. Wie nicht anders zu erwarten, handelt die Industrie völlig verantwortungslos und profitgierig. Mit der Rückendeckung korrupter Politiker, kann man nahezu ungestört den verwerflichen Umtrieben nachgehen. Die unterschwellige "Öko-Message" lag bereits damals voll im Trend. Es wundert den Filmfreund nicht im Ansatz, dass man dem Helden eine tragische Vorgeschichte angedichtet hat. Welcher Filmbulle kommt ohne einen solchen Background aus, hinter dem Rücken orakelnde Kollegen inklusive. Durch den gesamten Film zieht sich Humor, glücklicherweise aber nie zu albern und nie zu dominant. Obwohl für etliche Grinser gesorgt ist, bleibt die spannende Hatz auf das Monster stets im Fokus der Handlung. Die überaus gekonnte und kurzweilige Inszenierung von Teague, rundet den durchweg knuffigen Lichtspielhaus-Schmeichler ab, jeder Genrefan wird auf seine Kosten kommen. Ein paar Worte zum Alligator höchstselbst seien noch gestattet. Die Bestie ist sehr gut gelungen, wenn der Alligator auftaucht, stösst der Unterhaltungswert in Sphären höchster Glückseligkeit vor. Da wird fleissig gebissen und gefressen, empfindliche Gemüter dürfen trotzdem ein Auge riskieren, denn allzu brutal und blutig wird es nicht.

"Alligator" bietet sicher keine ausufernden Innovationen, doch der Film bringt geschickt die Reize und die Liebenswürdigkeit des Genres auf den Punkt. Die Rezeptur stimmt, der Koch verliert nie den Überblick, das Menü mundet vorzüglich. Auch interessierte Einsteiger können einen Blick riskieren, der Streifen eignet sich prima zum anfixen gefährdeter Personen. Die DVD-Auswertung von Laser Paradise ist recht gut gelungen. Das Bild liegt in 1,78:1 vor, die Angaben auf dem Cover sind schlicht falsch, also bitte nicht davon abschrecken lassen. Lediglich in sehr dunklen Szenen, neigt die Kompression zum Geschwächel, man kann aber mit diesem kleinen Manko gut leben. Der Bonusbereich besteht in der Hauptsache aus selbstlaufenden Texten, die uns über die wichtigsten Mitwirkenden des Films informieren. Die Scheibe verdient sich einen klaren Kauftipp, der Preis fällt momentan noch angenehm überschaubar aus.

Guter bis sehr guter Tierhorror, der sich zum erweiterten Kreis der Genre-Klassiker zählen darf. 7,5/10 (Tendenz zu 8/10).

Lieblingszitat:

"Sumpfgas! Setz deine Maske auf!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4202 - 26.08 07:45

Braveheart

So soll ein Mittelalterfilm sein, rau, schmutzig und brutal. Braveheart läuft zwar mindestens einmal im jahr im freetv, gehört aber zu einem meiner lieblingsfilme. Grund genug das ich mir die Blu-ray Version reingezogen habe. Die Bilder sind fantastisch, die schönen landschaftsaufnahmen kommen auf der blauen Scheibe noch besser zur Geltung. Wer ein dts-hd fähiges soundsystem besitzt kann sich zudem über eine selbige tonspur freuen.

10/10
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4203 - 26.08 12:02

gestern:
The Expandables

Klasse
Am Anfang dachte ich erst, es wird nen schnöder standard Ballerfilm
aber nein.

so 9/10 hat er wohl verdient, wenn nicht sogar mehr
ASCH

RANG God of Clanintern

#4204 - 26.08 20:20

Rockerschlacht in Northville (USA 1974, Originaltitel: Northville Cemetery Massacre)

Die "Spirits" sind eine Horde verwegen aussehender Biker. Man haut gern auf den Putz, knattert flott durch die Stadt und übers Land, doch im Grunde sind die Jungs für niemanden eine ernsthafte Bedrohung. Sie leben ihr Leben nach den eigenen Vorlieben, was den örtlichen Gesetzeshütern sauer aufstösst, ständig werden die Rocker mit Kontrollen und kurzen Aufenthalten im Knast drangsaliert. Chris (David Hyry) ist ein junger Bursche, der zum Freundeskreis der Truppe zählt. Als die Biker ausserhalb der Stadt eine "Hochzeit" feiern, taucht selbstverständlich wieder die Bullerei auf, die Motorradfahrer werden vertrieben. Chris bekommt davon nichts mit, denn er hat sich mit seiner Freundin Lynn (Jan Sisk), in eine in der Nähe stehende Scheune zurückgezogen. Leider taucht der fiese Cop Putnam (Craig Collicott) dort auf, er schlägt Chris bewusstlos und vergewaltigt Lynn. Nach der Notzucht bedroht er das Mädchen erneut, wenn sie ihn verratten würde, kämen sie und eventuelle Mitwisser zu Tode. Es kommt aber noch dicker, denn Putnam redet dem Vater seines Opfers ein, dass sie von den "Spirits" geschändet worden sei. Aber er könne dabei helfen, die Rocker ihrer gerechten Strafe zuzuführen, abseits der üblichen Dienstwege. Von Schmerz und Hass zerfressen, lässt sich der verzweifelte Vater auf den perversen Polizisten ein. Mit Hilfe weiterer Selbstjustizler, will man die "Spirits" allesamt über den Haufen ballern...

"Northville Cemetery Massacre" trug in Deutschland früher den Titel "Das Northville Massaker". Für die DVD-Auswertung nutzt man nun "Rockerschlacht in Northville" als Namen, der alte Titel war aber unbestritten zutreffender. Die Fronten sind von Beginn an klar. Die Biker sind zwar wüste Gesellen, doch eigentlich gutmütige Typen, die sich nicht in das Korsett des bürgerlichen Lebens zwängen wollen. In der Eröffnungsszene hat ein älteres Ehepaar eine Reifenpanne, Opi und Omi verschanzen sich panisch im Auto, als sie die Rocker anrollen sehen. Doch nach kurzem Tanz um den Seniorenschlitten, wechseln die langhaarigen Kettenschwinger den defekten Reifen, schauen sogar nach dem Ölstand des Fahrzeugs. Friedlich donnert man weiter, Opi und Omi sind glücklich. Die Polizei scheint nur aus reaktionären Irren zu bestehen, für die jeder Biker, Langhaarige und sonst irgendwie nicht in ihr Weltbild passende Mensch, ein bösartiges Subjekt ist, welches mit aller Härte bekämpft werden muss. Allen voran der Vergewaltiger und Mörder Putnam, der vor keiner Straftat zurückschreckt. Zwischen dem Block der "Guten" und der "Bösen", steht ein verzweifelter Vater, der sich recht schnell vom durchgedrehten Fanatiker Putnam, auf die Seite der verblendeten Killer ziehen lässt. Die Darsteller der "Spirits" sollen laut den zugänglichen Informationen echte Biker sein, was mir durchaus nachvollziehbar und glaubwürdig erscheint. Die Burschen kommen sehr authentisch rüber, auch ohne grosse Schauspielkunst, füllen sie ihre Rollen lebhaft und leidenschaftlich aus. Die gesamte Besetzung spielt ordentlich auf, wobei keiner der Mitwirkenden besonders deutlich aus der Masse ragt. Dazu besteht schliesslich keine Notwendigkeit, denn es geht hier nicht primär um Einzelschicksale, Gesellschaftskritik ist das zentrale Thema in Northville.

Die sehr prägnante Trennung zwischen "Gut" und "Böse", mutet womöglich ein wenig übertrieben an. Man geht hier aber konsequent den Weg über das Gesamtbild, nicht über die ausführliche Zeichnung einzelner Personen. Um den Zuschauer bei der Stange zu halten, setzt man während der Schiessereien auf viel Blut und den Einsatz der Zeitlupe. Seine Wirkung zieht der Film aber nicht aus diesen vordergründigen Schauwerten, die ohne Frage für rustikalen "Spass" sorgen. Intensiv, eindringlich packt der Streifen dadurch dazu, dass er den "Bösen" eiskalte Menschenverachtung in den Mund legt, und die betreffenden Figuren tatsächlich ebenso handeln lässt. Die Menschen man Rande der Gesellschaft werden als Vieh betrachtet, dementsprechend kann man sie auch wie Vieh abschlachten. Bemerkenswert ist, dass trotz der klaren Grenzen zwischen "Gut" und "Böse", das Treiben nicht penetrant nach erhobenem Zeigefinger anmutet. Ich führe dies darauf zurück, dass man den Unterhaltungswert nicht aus dem Auge verloren hat. So machen die blutigen Szenen und radikalen Dialoge tatsächlich Sinn, lassen das Werk nicht in moralinsaures Gehabe abdriften, verschaffen dem Film die nötige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltungswert. Drehbuch und Regie beweisen nicht immer ein ausgeprägtes Gespür für Spannung und Tempo, die solide Kameraarbeit wetzt aber die eine oder andere Scharte aus.

Trotz diverser Unzulänglichkeiten, ist "Das Northville Massaker" ein gelungener und überaus sehenswerter Film. Die "Rocker & Biker Box Vol. 5" bietet den Streifen ungekürzt an. Besagtes Set enthält ausserdem "Big Foot und die Rockerbande" (Bigfoot, 1970), zu dem ich bei Gelegenheit ein paar Zeilen schreiben werden. Als Boni sind diverse Trailer zu artverwandten Filmen enthalten.

Der Traum von Freiheit und Unbeschwertheit, gnadenlos zermalmt zwischen Engstirnigkeit und Rachsucht. Guter Stoff = 7/10

Lieblingszitat:

"...aber wenn du lange Haare hast und keinen Scheitel auf der Birne, noch dazu einen heissen Ofen fährst, dann ist schon das Pinkeln strafbar..."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4205 - 26.08 21:31

komme gerade begeistert aus dem Kino von der "Expandables" Vorstellung.
Geile Sache!
Action vom feinsten und wer sich der heldentruppe in den weg stellt wird auf "john rambo" weise niedergemacht.

schließe mich honigmelone an 9/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4206 - 27.08 20:55

Remo Williams: The Adventure Begins (USA 1985, Originaltitel: Remo Williams: The Adventure Begins)

Sam (Fred Ward) verrichtet seinen Dienst bei der New Yorker Polizei. Eines Nachts gerät er in eine heftige Auseinandersetzung mit mehreren Kriminellen, die er aber mit Erfolg beenden kann. Zumindest zunächst, doch kaum sitzt er angeschlagen in seinem Streifenwagen, wird dieser von einem anderen Fahrzeug im Hafenbecken versenkt. Irgendwann erwacht Sam in einem Krankenhaus, sein Gesicht wurde einer "Schönheitsoperation" unterzogen. Ein rätselhafter Bursche taucht auf, er teilt dem Polizisten mit, dass dessen alte Identität ausgelöscht sei, offiziell gilt er als tot und begraben. Mit dem neuen Namen Remo Williams ausgestattet, lernt der Zwangsrekrutierte bald seinen neuen Boss kennen. Smith (Wilford Brimley) teilt Remo mit, dass man direkt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten unsterstellt sei. Die geheime Organisation besteht nur aus drei Personen, dem Chef namens Smith, dem erfahrenen MacCleary (J.A. Preston) und neuerdings Remo. Man stellt den Neuling unter die Obhut des Koreaners Chiun (Joel Grey), der Remo in Sinanju unterrichten soll, der ältesten und effektivsten Kampfsportart überhaupt. Für den Amerikaner beginnt eine harte Zeit voller Entbehrungen, doch er lernt schnell und man will ihn schnellstmöglich zum Einsatz bringen. Smith bereiten die Umtriebe des Industriellen Grove (Charles Cioffi) starke Kopfschmerzen. Besagter Grove kassiert jede Menge Zaster für die Entwicklung militärischer Gerätschaften, doch seine Produkte bleiben hinter den Erwartungen zurück. Grove hat überall Einfluss gewonnen und etliche geschmierte Offizielle an der Kette, nur Smith und seine Mitarbeiter können ihm das Leben erschweren. Major Fleming (Kate Mulgrew) ist eine sehr pflichtbewusste Offizierin, sie wittert den faulen Braten ebenfalls, doch ihr korrupter Vorgesetzter bremst sie immer wieder aus. Können Smith, MacCleary und Remo die Umtriebe des schwerkriminellen Grove stoppen, oder wird das Verbrechen letztlich die Oberhand behalten...???

"Remo" ist ursprünglich die Hauptfigur einer Romanserie namens "The Destroyer". Wie der Originaltitel des Films verrät, hätte daraus auch eine Filmreihe werden können/sollen. Leider blieben die Einspielergebnisse hinter den Erwartungen zurück, weitere Verfilmungen stehen nicht im direkten Zusammenhang mit dem Erstling von 1985. Guy Hamilton hat mit "Remo" einen seiner besten Filme inszeniert, und der Mann ist nun wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Er führte bei vier Bond Filmen Regie (Goldfinger sei als wichtigster Beitrag genannt), auch die gelungene Fortsetzung des Klassikers "Die Kanonen von Navarone" geht auf sein Konto (Der wilde Haufen von Navarone, 1978). In Deutschland unter "Remo - Unbewaffnet und gefährlich" veröffentlicht, bietet man dem Zuschauer knapp zwei Stunden sehr unterhaltsamer Action mit Humor an. Hamilton erzählt angenehm unhektisch, besonders die Ausbildung des Helden nimmt einen nicht unerheblichen Teil der Laufzeit ein. Für manche Zeitgenossen mag der Streifen zu wenig Action bieten, zu langsam inszeniert sein. Ich bin mit dem gebotenen Tempo sehr zufrieden, besonders weil die Ausbildung jede Menge Spass macht. Dafür sorgen die herrlichen Dialoge zwischen Fred Ward und Joel Grey, besonders Grey zieht als allwissender und unbezwingbarer Koreaner alle Register. Der Humor setzt nicht auf kreischenden Klamauk, sondern macht mit seiner feinen, bissigen Ironie wirklich Freude.

Fred Ward erweist sich als perfekter Sympathieträger. Schon in den wenigen Minuten zu Beginn des Films, als er noch als Cop im Einsatz ist, kann man ihn nur mögen, doch als Remo ist er noch knuffiger. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase will er Chiun beeindrucken, doch der Meister holt ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. So spornt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, nach und nach entsteht echte Zuneigung, obwohl die beiden das gern abstreiten. Joel Grey kommt als kleines, vertrocknet aussehendes Männlein daher, doch hinter dem harmlosen Äusseren, verbirgt sich ein perfekter und waiser Sinanju Meister. Ständig prangert der Alte die Lebensgewohnheiten der Amerikaner an, bezeichnet die Koreaner als Krone der Schöpfung. Doch obwohl er den "American Way of Life" verabscheut, verfolgt er mit grosser Begeisterung eine US-Seifenopfer, die alltäglich über den Bildschirm flimmert. Man muss das Zusammenspiel von Ward und Grey einfach gesehen haben, wie sich die beiden Akteure immer wieder die Bälle zuspielen, ist schlicht und ergreifend mehr als liebenswert. Im Vergleich mit diesen beiden phantastisch aufgelegten Schauspielern, muss die übrige Besetzung einen Schritt zurücktreten, jedoch machen alle Beteiligten einen guten Job. Wilford Brimley und J.A. Preston überzeugen in den Rollen, die sie zu Remos neuen Gefährten machen. Charles Cioffi spielt den fiesen Bonzen mit kalter Präzision, erfüllt die üblichen Klischees, die man mit entsprechenden Charakteren verbindet. George Coe fehlt als General jeglicher Mut, er punktet als gekaufter Scherge des Bösewichts, als willenloser Gehilfe eines skrupellosen Menschen. Kate Mulgrew fühlt sich offensichtlich zu Remo hingezogen, eine weitere Entwicklung dieser eventuellen Beziehungskiste, wäre in einer Fortsetzung sicher zum Thema geworden. Patrick Kilpatrick sehen wir als Handlager Cioffis, ihm fühlt Remo nahezu wortwörtlich auf den Zahn.

"Remo" habe ich erstmals vor ewigen Zeiten gesehen, der Film muss noch recht neu gewesen sein, er hat die Jahre sehr gut überstanden. Natürlich kann er das Jahrzehnt seiner Herkunft nicht verleugnen, man lausche nur dem typischen Score, doch der Film versprüht jede Menge Charme, die eingebrachten Ingredienzien vermählen sich zu einem betörenden Gaumenschmaus. Perfekt ausgewählte Darsteller, gekommt inszenierte Action, schöne Kulissen, angenehmer Humor, wohl dosiertes Tempo. Die Figuren hätten mehr als genug Potential für einige Fortsetzungen gehabt, doch leider nahm das Publikum zu wenig Notiz von diesem prächtigen Film. Folglich kam Remo nicht über den Status "The Adventure begins" hinaus, doch dafür hat es dieser Auftakt wirklich in sich.

Die deutsche DVD-Auswertung ist vergriffen. Einen Verlust stellt diese Tatsache nicht dar, denn die DVD basiert auf der alten Schnittversion für den deutschen Markt, für die man den Film um mehr als vier Minuten gekürzt hat. Gerade bei Genrefilmen handelt es sich oft um Gewaltschnitte, doch bei "Remo" wurden "nur" einige Dialogszenen entfernt. Meiner Meinung nach sollte man auf jeden Fall zur ungekürzten Fassung greifen, die Kürzungen sind eine bodenlose Unverschämtheit. Die britische DVD gibt es zum kleinen Preis, sie bietet den Film ungekürzt an, das Bildformat ist korrekt. Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, macht mit der UK-Scheibe nichts falsch. Die Bonusabteilung glänzt durch Abwesenheit, doch die Bildqualität geht in Ordung. Wegen des moderaten Preises kann man die DVD durchaus empfehlen, der Film zählt sowieso eindeutig zum Pflichtprogramm!

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"You've been recruited by an Organisation that doesn't exist."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4207 - 29.08 11:02

Che: Revolucion
Che: Guerilla

als ganzes 10/10

Del Toro spielt den revoluzer mit so einer liebe das man meinen könnte er hätte nie etwas anderes gemacht.
Teil 1 beginnt mit der planung und durchführung der revolution auf cuba und endet mit der regierungsstürzung. Teil 2 knüpft direkt an, allerdings nicht mehr auf Cuba denn Guevara hat sich aufgemacht nach Bolivien um dort das selbige zu versuchen. Der Rest ist Geschichte.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4208 - 31.08 22:24

The Gingerdead Man (USA 2005, Originaltitel: The Gingerdead Man)

Millard Findlemeyer (Gary Busey) hat nicht mehr alle Latten am Zaun. In einem Diner murkst der irre Killer fleissig Gäste und Personal ab. Sarah (Robin Sydney) kommt zwar mit dem Leben davon, doch ihr Vater und ihr Bruder werden von Findlemeyer brutal abgeschlachtet. Zwei Jahre später berichten die Zeitungen über die Hinrichtung des Mörders, deren Vollzug bei vielen Menschen für Erleichterung und Genugtuung sorgt. Sarah hat derweil mit anderen Problemen zu kämpfen. Ihre Mutter hängt seit den Morden an der Flasche, die Bäckerei der Familie läuft nicht gut. Zu allem Überfluss will der wohlhabende Fiesling Jimmy Dean (Larry Cedar) den Laden plattmachen, seine nervige Tochter Lorna (Alexia Aleman) unterstützt ihn dabei. Sarah möchte eine neue Teigmischung für die Herstellung von Gingerbread Men testen, entsprechende Zutaten treffen per Transporteur ein. Ihr Mitarbeiter verletzt sich leicht, ein paar Tropfen Blut gelangen unbemerkt in den Teig. Testweise sticht Sarah einen Gingerbread Man aus, der kleine Bursche aus Teig landet vorschriftsgemäss im Ofen. Unglücklicherweise verfügt die Mutter des irren Findlemeyer über magische Kräfte, aus dem Ofen flüchtet ein mörderisches Gebäckmännchen, offenbar wurde der Killer als Naschwerk wiedergeboren. Der Pfefferkuchenmann will sich aber keineswegs verspeisen lassen, Mord und Totschlag kommen erneut über Sarah...

Ob Charles Band nun gerade unter "Full Moon Productions", "Full Moon Studios" oder "Was-auch-immer-für-ein-Vollmond" firmiert, ob er als Produzent, Regisseur oder auf allen relevanten Posten eines Films auftaucht, Freunde liebenswerter B-Movies kommen immer auf ihre Kosten. "Full Moon" verdanken wir die herrlichen Reihen "Subspecies" und "Puppet Master", doch an dieser Stelle wollen wir uns kurz mit "The Gingerdead Man" befassen. Schon allein die total beknackte Idee, die Seele eines irren Killers in einen Pfefferkuchenmann fahren zu lassen, treibt mir ein mehr als breites Grinsen auf die entstellte Gesichtsruine des Grauens. Man möchte Charles Band dafür knutschen! Als Sahnehäubchen der kultige Auftritt von Gary Busey, der sich mit völlig irrem Blick durch ein Diner mordert, unfassbar! Obwohl wir den wirren Gary nur kurz zu Gesicht bekommen, bleibt uns seine liebliche Stimme erhalten. Zumindest wenn man dem englischen Originalton lauscht, denn Busey spricht seine "Wiedergeburt" aus Teig höchstselbst. Der Großteil der Besetzung liefert erwartungsgemäß keine schauspielerischen Glanzleistungen ab, ist allerdings weit davon entfent unfähig zu sein. Mit Robin Sydney hat man die Hauptrolle durchaus sympathisch und hübsch besetzt. Neben Gary Busey bekommen wir mit Larry Cedar einen weiteren Veteran zu Gesicht, einen vielbeschäftigten Nebendarsteller, dessen Fratze jeder Filmfreund kennt. Richtig gut spielt die erfahrene Margaret Blye auf, die sich im Suff gegen den Teigkiller wehren muss, was ihr selbstverständlich grösste Schwierigkeiten bereitet. Insgesamt spielt die Besetzung auf ordentlichem Niveau, vor allem wenn man bedenkt, dass wir es hier mit einem kleinen Trasher aus der C-Abteilung zu tun haben.

Der Gingerdead Man wurde ansehnlich zum "Leben" erweckt, die kleine Ekelfratze sieht in der Tat richtig fies aus. Klar, es ist unglaublich albern, wenn ein Stück gebackener Teig mit einem Messer Menschen bedroht, es gar schafft ein Auto ein Gang zu bringen... ...aber genau solchen Unfug will die Zielgruppe solcher Filme sehen! Das Drehbuch offenbart Logiklöcher, in denen vermutlich sämtliche Bäckerein des Planeten Platz finden. Herrlich, zunächst traut man sich nicht raus, weil draussen ja der Killer aus Teig lauert. Als er dann wüst in der Bäckerei metzelt, kommt niemand ernsthaft auf die Idee zu flüchten. Mist, die Mobiltelefone funktionieren nicht, dabei scheint es völlig unerheblich, dass man sich (mehr als offensichtlich) mitten in einer belebten Ortschaft befindet. Eine Prise debiler Schwachsinn, ein Schuss faule Hirnsülze, abgeschmeckt mit Kokolores der Güteklasse Schwachsinn, all diese Zutaten ergeben ein schmackhaftes Trash-Süppchen für den kleinen Hunger.

Leider bleibt dieses Machwerk ein wenig zu zahm. Der Pfeffkuchenmann metzelt zu bieder, ich vermisse Mettguteffekte und Möpse (war ja klar). Hier ein Finger ab, da ein Messer in der Birne. Lieber Herr Band, das ist einfach ein bißchen zu wenig! Die Bewertung des Films fällt mir nicht ganz leicht. Von den liebenswerten "Puppet Master" Streifen, ist "The Gingerdead Man" ebenso weit entfernt, wie von den schaurig-schönen "Subspecies" Gruselglückseligkeiten. Zumindest wird der Pfefferkuchenmann nicht langweilig, der kurzen Laufzeit sei es gedankt. Rechnet man Vor- und Abspann runter, bleibt eine knappe Stunde Trash-O-Rama übrig. Ich mag den Film, doch der Respekt vor einigen anderen Produktionen aus dem "Full Moon" Universum, lässt in diesem Fall lediglich eine Bewertung von 5/10 (Mittelklasse) zu. Mehr ist leider nicht drin, schliesslich will ich nicht den Zorn von Tunneler und seinen Freunden auf mich ziehen. Die DVD-Veröffentlichung für den deutschen Markt ist sehr ordentlich. Zusammen mit "Decadent Evil" und "Doll Graveyard", bildet "The Gingerdead Man" ein Boxset mit dem klangvollen Titel "Creepy Creature Features". Die drei Filme liegen auf drei DVDs vor, zusätzlich gibt es eine Bonus-DVD, ein schicker Schuber rundet das Paket ab. Wer sich für die "Full Moon" Filme aus der zweiten und dritten Reihe interessiert, macht mit dem Set keinen Fehler. Für alle anderen Menschen gilt: Finger weg!

Lieblingszitat:

"Bitte, legen Sie die Waffe weg."
"Du klingst wie ein Mädchen."
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4209 - 01.09 19:38

Bad Reputation
1/10
0,5 dafür, dass man sich die Mühe gemacht hat, so einen miesen Film zu machen und 0,5 für den "Rachefeldzug" der Schlampe
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4210 - 02.09 08:00

Horsemen

Dennis Quaid als immer trauernder Witwer auf der Jagd nach Serienkillern die sich selbst als apokalyptische Reiter bezeichnen.
Anfangs präsentieren sich fürs Auge richtig schöne Bilder. Wenn die Kamera Quaids Wagen über die winterliche Landschaft oder später durch die Großstadt folgt, geht einem das Herz auf. Diese gehen allerdings recht schnell ins düstere, spätestens beim Auftritt des ersten Todesopfers. Was den Film im Vergleich zu seinem großen Bruder "Sieben" deutlich hinterher laufen lässt, sind die nicht gerade gut ausgeklügelten Dialoge und die etwas karg gestaltete Erzählweise. Ein dicker Pluspunkt gibt es für Dennis Quaid, der hier den immer müden und im inneren trauernden Bullen gibt. Auch die hübsche Zhang Ziyi (die sich in Filmen wie "Hero", "House of flying daggers" und "Die Geisha" behauptet hat) sticht durchaus als evilgirl hervor.

Alles in allem ein netter aber auch durchschnittlicher Thriller der an einigen Stellen zu unterhalten weiß, aber auch etliches besser hätte machen können. 6/10

Kurz zur Blu-ray: Das Bild ist Top und der Sound hat die mittlerweile obligatorische HD-Tonspur. Nur die Extras sind mager. Ein paar Trailer und "Entfallene Szenen", das wars dann auch. Schade.
Honigmelone*würzig*

RANG Deckschrubber

#4211 - 02.09 08:43

Letztens: Dead or Alive

nunja... 3/10 für die z.T. hübsch anzuschauenden Frauen...
ASCH

RANG God of Clanintern

#4212 - 02.09 20:21

96 Hours (Frankreich 2008, Originaltitel: Taken)

Bryan Mills (Liam Neeson) arbeitete für die US-Regierung, doch inzwischen hat er seinen Job an den Nagel gehängt. Er möchte mehr Zeit mit seiner 17 Jahre alten Tochter Kim (Maggie Grace) verbringen, die bei ihrer Mutter Lenore (Famke Janssen) und deren Ehemann Stuart (Xander Berkeley) lebt. Als das Töchterchen mit einer Freundin nach Paris reisen will, zeigt sich Bryan nicht sonderlich begeistert, stimmt dem Trip letztlich aber doch zu. Kim muss ihrem Vater versprechen, dass sie sich jeden Tag bei ihm meldet, Daddy nötigt ihr sogar ein eigens für diesen Zweck gekauftes Handy auf. Selbstverständlich haben die Gören ganz andere Gedanken im Kopf, als sie, kaum in Paris gelandet, gleich einem feschen Jungspund über den Weg laufen. Väterchen wartet derweil ungeduldig auf einen Anruf, doch als dieser ihn tatsächlich erreicht, wird er per Telefon Zeuge der Entführung seiner Tochter. Mills beginnt sofort mit den Ermittlungen, seine Kontakte erweisen sich als hilfreich, zumindest teilweise. Nachdem er in Paris eingetroffen ist, hat er schnell eine erste heisse Spur. Offensichtlich wurden Kim und deren Freundin von einer albanischen Bande gekidnapped, die sich auf Mädchenhandel spezialisiert hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass bereits nach rund 96 Stunden alle Spuren der Entführungsopfer verwischt sind. Das Gesindel hat die Rechnung ohne Mills gemacht, der auf der verzweifelten Suche nach seiner Tochter alle Register zieht, sich wie ein stählerner Pflug durch die Unterwelt von Paris gräbt. Weder Verbrecher noch Behörden können ihn stoppen, doch wird er sich gegen die völlig skrupellose Übermacht durchsetzen können...?

Pierre Morel trat zunächst als Kameramann in Erscheinung. Seit 2004 kennt man ihn auch als Regisseur, damals lieferte er seinen Erstling "Banlieue 13" (Ghetto Gangz - Die Hölle vor Paris) ab. Mit "Taken" aka "96 Hours" tischt uns der Franzose einen flotten Actioner auf, angereichert durch eine Prise Familiendrama. Der Film ist genau auf den Punkt inszeniert, die rund 90 Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge, es herrscht zu keiner Sekunde Leerlauf. Trotz der überschaubaren Filmdauer nimmt sich Morel genügend Zeit, um dem Zuschauer die Charaktere vorzustellen, gibt uns die Chance eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Im Mittelpunkt steht ganz klar Liam Neeson, der als Ex-Supergeheimedingefürdieregierungerlediger so richtig feist vom Leder zieht. Verzweifelt versucht er das Verhältnis zu seiner Tochter zu stärken, doch vor lauter Besorgnis hat er ganz offensichtlich vergessen, dass diese schon fast erwachsen geworden ist. Morel baut geschickt entsprechende Momente in die Erröffnungsphase ein, wodurch die Figur Bryan Mills schon nahezu paranoid anmutet. Neeson schaltet nach kurzer Zeit vom ängstlichen Vater auf kompromissloser Ermittler/Rächer um, was dank seiner schauspielerischen Fähigkeiten sehr gut gelingt. Bei seinen Nachforschungen schreckt er vor keiner Maßnahme zurück, die Knochen brechen, die Kugeln fliegen, notfalls wird geprügelt und gefoltert. Liam Neeson scheint viel Freude an dieser Rolle zu haben, er wirkt prächtig aufgelegt und überzeugt auf ganzer Linie. Die übrigen Mitwirkenden verblassen im direkten allesamt ein wenig, niemand fällt jedoch in negativer Weise aus dem Rahmen. Maggie Grace spielt das Teeniemädchen solide, Famke Janssen gibt die zunächst lockere Mutter und Ex, es wäre ermüdend hier nun alle Nebendarsteller aufzuzählen.

Angenehmerweise setzt Morel auf bodenständige Action, nicht auf ein ausuferndes CGI-Spektakel. Die Auseinandersetzungen sind recht roh und harsch ausgeführt, die Kameraarbeit modern, dabei aber nicht zu übertrieben "wackelig". Erinnerungen an die "Bourne-Trilogie" drängen sich auf, besonders an den sehr guten Auftakt der Reihe. "Taken" spielt die gesamte Palette aus, die dem geneigten Action-Fan am Herzen liegt. Es gibt zünftige Schiessereien, schmerzhafte Schlägereien, wilde Verfolgungsjagden mit Blech- und Personenschäden, Geheimdienst-/Agenten-Feeling, markige Sprüche und -man kann es nicht oft genug schreiben- einen fantastisch aufgelegten Helden. Mancher Zeitgenosse wird bemängeln, dass die Bösen hauptsächlich Albaner und Araber sind. Aber seinen wir doch bitte ehrlich, kein halbwegs denkfähiger Mensch wird daraus den Schluss ziehen, dass Menschen dieser Herkunft grundsätzlich Verbrecher sind. Dem aufmerksamen Zuschauer wird bei aller Freude über die Action auffallen, dass der Held mit seiner beruflichen Vergangenheit zu kämpfen hat, die sein Nervenkostüm noch immer nicht loslässt. Freilich stellt man solche Details nicht allzu ausführlich in den Vordergrund, sie tragen aber in angemessener Form dazu bei, die Hauptfigur mit einer gewissen Tiefe auszustatten.

"96 Hours" fügt dem Genre keine neuen Facetten hinzu, tobt sich aber mustergültig auf bewährtem Terrain aus. Kurzweilig, gradlinig, mitten in die Fresse! Pierre Morel hat einen neuen Fan gewonnen. Ich werde mir seinen -bisher verweigerten- "Ghetto Gangz" demnächst beschaffen, ausserdem wird auch sein aktueller Streifen "From Paris with Love" in meine Sammlung wandern. "96 Hours" liegt in Deutschland als DVD und Blu-ray vor. Ich habe mich in diesem Fall für die BD entschieden. Die gebotene Qualität geht völlig in Ordung, das Bonusmaterial fällt nicht sonderlich üppig aus. Freunde kurzweiliger Action müssen zugreifen, beide Daumen zeigen steil nach oben!

Sehr guter Stoff = 8/10

Lieblingszitat:

"Ich werde Sie finden... und ich werde Sie töten."
"Viel Glück."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4213 - 03.09 22:04

Command Performance (USA 2009, Originaltitel: Command Performance)

Der russische Präsident Alexei Petrov (Hristo Shopov) ist Ehrengast bei einem Konzert in Moskau. Seine beiden jugendlichen Töchter begleiten ihn, der Botschafter der USA ist ebenfalls anwesend. Joe (Dolph Lundgren) ist der Drummer einer aufstrebenden Rockband, die vor dem Hauptact auftritt, der US-Sängerin Venus (Melissa Smith). Die Stimmung ist gut bis ausgelassen, doch plötzlich taucht eine schwer bewaffnete Gruppe Fanatiker in der Halle auf. Unter der Führung des durchgeknallten Oleg Kazov (Dave Legeno), richten die Terroristen ein grausiges Blutbad an, bringen den Präsidenten, dessen Töchter, den US-Botschafter und weitere Personen in ihre Gewalt. Joe bekommt davon zunächst nichts mit, er will eigentlich nur in Ruhe einen Joint geniessen. Bald wird er jedoch mit den gnadenlosen Geiselnehmern konfrontiert, um das eigene Leben kämpfend, fügt der wehrhafte Rocker Kazovs Truppe erste Verluste zu. Der russische Agent Kapista (Zahary Baharov) erweist sich nach und nach als zuverlässiger Partner, gemeinsam will man dem Terror Einhalt gebieten. Kazov stellt derweil irrsinnige Forderungen finanzieller Natur. Doch sein tatsächliches Motiv ist so simpel wie erschreckend, er will Rache für seine Eltern, für deren Tod er Präsident Petrov verantwortlich macht...

Wenn Dolph Lundgren neben der Hauptrolle auch die Regie übernimmt, bekommt der Fan exquisite Actionunterhaltung geboten. "The Defender" (2004), "The Mechanik" (2005), "Diamond Dogs" (2007), "Missionary Man" (2007) und "Icarus" (2010), ich möchte keine dieser vorzüglichen B-Action-Perlen in meiner Sammlung missen. Neben der Regie, arbeitete Lundgren bei "Command Performance" auch am Drehbuch mit, wie es teils bei den aufgezählten Werken bereits der Fall war. Erwartungsgemäß spielt der Film die bewährten Karten des Genres aus, wobei der Held in diesem Fall aus dem üblichen Raster fällt. Dolph spielt keinen Ex-Geheimdienstler, Ex-Cop oder ähnliches, der von ihm verkörperte "Joe" war im Amiland Mitglied einer wüsten Biker-Gang, irgendwie hat es ihn nach Russland verschlagen. Den Drummer gibt er absolut überzeugend, man nimmt ihm den Rocker in jeder Einstellung ab, er liefert auch hinter der Schiessbude eine perfekte Vorstellung. Wie man es von den Lundgren Werken jüngeren Datum kennt, vergisst der Schwede dabei nicht, stets eine kleine Dosis Selbstironie einfliessen zu lassen. Dolph präsentiert sich in sehr guter körperlicher Verfassung, ist in sehr guter Spiellaune, seine Regieabeit regiert erwartungsgemäß ohne Schnörkel, den Nagel auf den Kopf treffend. Der Held zeigt zunächst eine ausgeprägte Abneigung gegen Schusswaffen, wir erfahren ein wenig später warum, doch auch mit Drumsticks und blanken Fäusten lässt es sich einwandfrei killen. Schliesslich greift er notgedrungen zur Wumme, was das gelungene Spektakel überzeugend abrundet. Bei der Besetzung der übrigen Rollen hat man ein glückliches Händchen bewiesen, obwohl Lundgren naturgemäß die unumstrittene Hauptattraktion bleibt. Da hätten wir z.B. die hübsche Melissa Smith im Angebot, die glaubwürdig die (zunächst) eingebildete Sanges- und Tanzdohle gibt. Herrlich die Szene in der Dolph sie fragt, warum sie so schlappe Discomucke macht, sie habe doch eine tolle Stimme. Darauf antwortet sie ganz locker: "Weil es mir einen 50-Millionen-$-Deal eingebracht hat". Die Chemie zwischen dem gestandenen Action-Helden und der jungen Dame stimmt, ich würde diese Kombination gern erneut sehen. Dave Legeno mutet wie eine härtere Ausgabe von Jason Statham an, seine Darbietung als fanatischer Bösewicht macht extrem Laune. Hristo Shopov sticht als konsequenter Präsident hervor, Zahary Baharov fungiert als solides Helferlein für Dolph. Selbst die kleineren Nebenrollen sind ansprechend besetzt, dazu gibt es die bewährte anonyme Metzelmasse obendrauf.

"Command Performance" macht mit gesunder Härte Freude, Herr Lundgren weiss genau was der geneigte Fan gern sieht. Der Body Count erreicht stattliche Ausmaße, immer wieder kommt es zu rustikalen Augenblicken. Der Film triff genau den richtigen Ton zwischen bewährter Tradition und moderner Optik, er biedert sich nicht krampfhaft an, sondern wurde von echten Könnern an den Start gebracht. Der Plot weckt Erinnerungen an "Sudden Death" (1995) und "Die Hard" (1988), mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Vorgesichte der Hauptfigur ungewöhnlicher anmutet, wodurch ein wunderbar abgefahrener Unterton ständig präsent bleibt. Wie gut Lundgren sein Handwerk beherrscht, führte mir der Vergleich mit dem Partykracher "Phantom Kommando" (Commando, 1985) vor Augen, den ich gleich nach "Command Performance" in den Player legte. Arnolds Klassiker gehört zu meinen Lieblingsactionern aus den achtziger Jahren, IMHO muss sich Lundgrens Streifen keinesfalls dahinter verstecken (Handwerklich ist Lundgrens Erguss gar weitaus solider). Klar, der "Klassikerstatus" geht "Command Performance" (noch) ab, ausserdem ist das Publikum für solche Filme heute viel kleiner. Umso tiefer sollte sich der Action-Freak vor einem Mann wie Dolph Lundgren verneigen, der der Gruppe unverbesserlicher Süchtlinge den ersehnten Stoff anbietet, mit Liebe zum Detail sein Ding durchzieht.

Wegen der recht ruppigen Gangart, fiel der Film in Deutschland der Schere zum Opfer. Für die Freigabe ab 18 wurden mehr als dreissig (!) Schnitte angebracht, damit sind die deutsche DVD und Blu-ray Auswertungen leider völlig unbrauchbar. Schade, man hätte die ungekürtze Fassung mit SPIO/JK (oder ungeprüft) anbieten sollen, doch leider lässt Kinowelt die Fans im Regen stehen. Ich habe zur US-DVD gegriffen, diese ist ungekürzt und von ordentlicher Qualität. Die Dialoge sind gut verständlich, englische Untertitel werden optional angeboten.

Lieber Dolph, ich möchte dir erneut für einen kurzweiligen, vergnüglichen und unterhaltsamen Filmabend danken. Du bist mein Held, bleib uns bitte noch lange in dieser Form erhalten! Du rockst das Haus!

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"He's lost too much blood. He needs a Doctor."
"He needs a coffin."
iDunno

RANG Deckschrubber

#4214 - 04.09 17:38

Dirty Sanchez: The Movie
Verstörende Stuntcomedy für Aufmerksamkeitsdefizitpatienten. Dumme Aktionen am laufenden Band, hierbei allerdings mit Story, was ziemlich gut kommt und einen angenehmen Kontrast zu den sinnlosen Clipansammlungen von der Jackasstruppe bietet. Schmerzt beim sehen, vorallem in den Lachmusekln.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4215 - 05.09 17:29

The Good, The Bad, The Weird

Sehr unterhaltsamer Westernmix aus Korea, dessen story grob die des US Originals "Zwei glorreiche Halunken" übernimmt.
Ein Abenteuer mit tollen handgemachten Actionszenen und einer guten Prise Humor. Macht Spass! 8/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4216 - 05.09 21:32

Rogue - Im falschen Revier (Australien 2007, Originaltitel: Rogue)

Der in Chicago lebende Pete McKell (Michael Vartan), schreibt für einen amerikanischen Verlag der Reiseführer herausgibt. Sein aktueller Auftrag führt ihn nach Australien, im Northern Territory nimmt er an einer Bootstour teil, bei der Krokodile gesichtet werden sollen. Kate Ryan (Radha Mitchell) steuert das kleine Ausflugsboot, auf dem sich Pete und einige andere Touristen eingefunden haben. Zunächst verläuft alles nach Plan, lediglich der Hinterwäldler Neil (Sam Worthington) und ein Kumpel sorgen für eine kurze Unterbrechung. Als man sich bereits auf dem Rückweg befindet, nimmt einer der Touristen ein Notsignal in der Ferne wahr. Pflichtbewusst entschliesst sich Kate dazu, die vermutete Stelle anzusteuern, um dort nach dem Rechten zu schauen. Ergo wendet sie ihr Schiffchen, was nicht bei allen Anwesenden für Begeisterung sorgt. Wenige Meilen später wird das Gefährt ohne jegliche Vorwarnung gerammt und schlägt leck. Glücklicherweise kann Kate noch eine kleine Insel ansteuern, die nahezu mittig im Fluss liegt. Ein gigantisches Krokodil hat das Boot angegriffen, die Reisegruppe ist in sein Revier eingedrungen, nun will der Riese die schmackhaften Menschlein verspeisen. "Eigentlich" sollte man auf der Insel sicher sein, doch leider ist keine rasche Hilfe zu erwarten. Das Funkgerät an Bord ist wegen des "Wasserschadens" unbrauchbar, ein kleines Handgerät ist zwar vorhanden, doch seine Leistung erweist sich schnell als zu gering. Allerdings gibt es ein weitaus grösseres Problem. Bei dem befahrenen Gewässer handelt es sich um einen Gezeiten-Fluß, die Insel wird in wenigen Stunden vollständig überspült sein. Will soll man das gierige Krokodil in Schach halten...???

Regisseur Greg Mclean erhielt für sein Debüt, den Backwood-Horror Beitrag "Wolf Creek" (2005), einige Aufmerksamkeit. Mir gefiel "Wolf Creek" recht gut, doch insgesamt halte ich den Film für leicht überbewertet. Mit "Rogue" versucht sich Mclean nun an einem Tierhorror Streifen, der seinen Erstling meiner Meinung nach ganz locker in den Schatten stellt. Die Hauptrollen sind mit Michael Vartan und Radha Mitchell recht ansprechend besetzt. Vartan gibt einen Amerikaner mit Hang zur Arroganz, hier offenbart sich schnell die australische Herkunft von "Rogue". Da Vartan aber auch als unfreiwilliger Held herhalten muss, ist sein Charakter letztlich doch überwiegend sympathisch gezeichnet. Mir gefällt der Gedanke, der "Heldenfigur" diverse Ecken und Kanten zu verpassen. Der Charakter Pete McKell mutiert konsequenterweise nicht zum Übermenschen, man präsentiert uns vielmehr eine Figur, deren Überlebenswille und guter Kern mehr und mehr die Oberhand gewinnen. Mit Radha Mitchell freunde ich mich langsam ganz zaghaft an. In "Silent Hill" (2006) war sie mir unangenehm, in dem kleinen Thriller "Highway Psychos" (2001) konnte sie punkten. Als bodenständige "Outback-Einheimische" gefällt sie mir, ihre Darbietung ist glaubwürdig und ansprechend. In einer Nebenrolle sehen wir Sam Worthington, der inzwischen als "Blockbuster-Standardfratze" Karriere gemacht hat. Er wurde für Hauptrollen in "Terminator Salvation", "Avatar" (beide 2009) und "Kampf der Titanen" (2010) besetzt. Mir fällt er weder positiv noch negativ auf, irgendwie eine unauffällige Erscheinung mit durchschnittlichen Talenten. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass ihn genau diese Eigenschaft zur perfekten Besetzung für aktuellen Hollywood Mainstream macht, doch ich halte mich an dieser Stelle zurück. Aus der Reihe der Nebendarsteller möchte ich John Jaratt hervorheben. Er spielte bereits in "Wolf Creek" mit, den Damen dürfte er durch seine Mitwirkung bei der TV-Serie "McLeods Töchter" ein Begriff sein.

Schauspielerisch ist soweit alles im grünen Bereich, werfen wir nun einen kurzen Blick auf die weiteren Aspekte von "Rogue". Die Kamera fängt -besonders während der Anfangsphase des Films- ganz wundervolle Bilder ein, die prächtige Landschaft erweist sich als dicker Pluspunkt. Die aussergewöhnliche Schönheit der Gegend, steht im harten Kontrast zum gnadenlosen Grauen, dem die Touristen und ihre Begleiterin nach und nach anheim fallen. Wenn sich schliesslich der Mantel der Nacht über das Treiben legt, bricht das Unheil vollends hervor, verschlingt gewissermaßen die malerische Kulisse gleich mit. Bei Tierhorror ist der Fan logischerweise besonders auf die Bestie neugierig, lechzt wie ein Blutgeier jedem Erscheinen des Monstums entgegen. Das Krokodil hat man teils am PC generiert, teils kamen Modelle/Puppen zum Einsatz. Die Handarbeit deckelt die Computermomente, was ich nicht anders erwartet habe, doch die CGI-Abteilung hat ebenfalls anständige Arbeit geleistet.

Hätte man bei "Rogue" noch ein wenig an der Spannungsschraube gedreht, dazu ein wenig mehr Mettgut produziert, würde der Film vielleicht in ein paar Jahren als kleiner Klassiker gehandelt. Davon bleibt der Erguss dann doch recht deutlich entfernt, der Freund gepflegter Tierhorror-Unterhaltung, dürfte aber durchaus seinen Spass mit "Rogue" haben. In Deutschland wurde der Film von Kinowelt auf DVD veröffentlicht. Man griff auf die R-Rated Fassung für den US-Markt zurück, die Unrated Version blieb leider unberücksichtigt. Eine etwas befremdliche Entscheidung, denn die rund sechs Minuten längere Unrated Variante beinhaltet nicht mehr Gewalt, sondern mehr Handlung und Landschaftsaufnahmen. Die Freigabe ab 16 war durch die längere Fassung sicher nicht gefährdet. Welche Version nun die bessere ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Die in Deutschland veröffentlichte Schnittfassung, dürfte ungeduldigen Zuschauern vielleicht sogar ein wenig besser munden. Ich hätte zwar gern beide Fassungen gesehen, doch zunächst kann ich mit der kürzeren Version gut leben. Vermutlich findet sich irgendwann sowieso noch die britische Blu-ray bei mir ein, die zum überschaubaren Kurs erhältlich ist. Die DVD aus dem Hause Kinowelt bietet ein schönes Bild, dazu rundet recht ausführliches Bonusmaterial die gelungene Scheibe ab. Obwohl hier lediglich die kürzere Version des Films angeboten wird, kann ich mit gutem Gewissen eine Kaufempfehlung für diese DVD aussprechen.

Für "Rogue" setzt es verdiente 7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Reisen wird überbewertet, glauben Sie mir."
ASCH

RANG God of Clanintern

#4217 - 06.09 21:58

Bloodstone - Subspecies II (Rumänien, USA 1993, Originaltitel: Bloodstone: Subspecies II)

Obwohl der bösartige Vampir Radu (Anders Hove) zunächst in seine Schranken verwiesen werden konnte, wird er schon bald erneut Angst und Schrecken über die Welt bringen. Seine kleinen Dämonenhelferlein bringen Radu wieder auf die untoten Beine. Kaum sitzt der fahle Schädel wieder auf dem ranzigen Rumpf, macht sich der Blutsauger umgehend an sein teuflisches Werk. Zunächst entsorgt er seinen verhassten Bruder Stefan, um endlich ungestört in den Besitz des unschätzbar wertvollen Blutsteins zu kommen. Der legendäre und magische Stein, aus dem das Blut der Heiligen tropft. Doch Stefans bessere Hälfte Michelle (Denice Duff), die inzwischen selbst eine Vampirin ist, kann mit der begehrten Reliquie aus dem Schloss flüchten. Raus aus dem rumänischen Hinterland, sucht sie zunächst Zuflucht in einem Hotel in Bukarest. Per Telefon ruft Michelle ihre Schwester Rebecca (Melanie Shatner) zur Hilfe, die sich umgehend auf den Weg in die Hauptstadt Rumäniens macht. Radu hat längst die Fährte der Flüchtigen aufgenommen, er will die junge Schönheit knechten, vor allem lechzt er nach dem Blutstein. Der Vampir sucht seine verschrumpelte Mutter (Pamela Gordon) auf, die alte Hexe lebt in einem gruftigen Versteck vor den Toren Bukarests. Während Radu immer zudringlicher wird, kämpft Michelle nebenher verzweifelt mit ihrem Schicksal als untote Blutsaugerin. Rebecca trifft in Bukarest zunächst auf die lokale Polzei und Mel (Kevin Spirtas), der sich als hilfsbereiter Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft vorstellt. Man teilt der jungen Frau mit, dass ihre Schwester auf unerklärbare Weise verschwunden sei, nachdem man sie kurz zuvor, offensichtlich leblos in der Badewanne ihres Hotelzimmers aufgefunden habe. Werden die Schwester wieder zueinanderfinden, wer kann Radu und seine nicht minder verschlagene Mutter aufhalten? Ein ungleicher Kampf nimmt seinen Lauf, Rebecca kann immerhin auf die Unterstützung eines zerstreuten Professors hoffen, während sich der zunächst zuvorkommende Mel ungläubig und überfordert abwendet...

Wie schon beim Auftakt der Reihe, führte Ted Nicolaou auch bei der Fortsetzung Regie (Gleiches gilt auch für die beiden weiteren Teile der Saga). Der erste Film konnte mit herrlichen Gruselkulissen punkten, diese kommen nun erneut zum Zuge. Allerdings hat man einen erheblichen Teil der Handlung "vom Land in die Stadt" verlegt, was der prächtigen Optik aber keinesfalls abträglich ist. Auch in Bukarest verbreitet Radu das Grauen, erneut haben mir die Spielereien mit seinem riesigen Schatten sehr gut gefallen. Man setzt auf bewährte Kulissen, die man sehr geschickt durch neue Schausplätz ergänzt, ohne dabei die liebgewonnene Atmosphäre zu beschädigen. Vermisst habe ich die geschmeidigen Knuffeldämonen, die Radu im ersten Teil immer wieder hilfreich zur Seite standen. Diesmal kommen sie leider nur sehr kurz zum Einsatz, sehr schade! Glücklichweise ist das auch schon der einzige Wermutstropfen im zweiten (und erneut sehr wohlschmeckenden) Subspecies-Blutcocktail. Anders Hove überzeugt als Obervampir Radu erneut auf ganzer Linie. Für meinen Geschmack gehört er zu den gelungensten Vampir-Unholden der Filmgeschichte. Ich schrieb es bereits im Kurzkommentar zum ersten Teil, Radu mutet wie "Nosferatu meets The Crow" an. Selbstredend geifert und giert der Blutsauger wieder hinterhältig und sadistisch, ganz wie es seine untote Art ist. Es bereitet mir teuflisches Vergnügen, dem bitterbösen Langzahn bei seinen Umtrieben zusehen zu dürfen. Die Rolle der Michelle, wurde im ersten Teil von einer jungen Dame namens Laura Mae Tate gespielt. Besagte Laura wurde durch Denice Duff ersetzt, eine sehr gute Entscheidung, denn Frau Duff toppt ihre Vorgängerin in allen Belangen. Je weiter der Film fortschreitet, umso attraktiver erscheint Denice Duff, ich freue mich schon auf das Wiedersehen im nächsten Teil der Reihe. Melanie Shatner steht der hübschen Denice Duff als Filmschwester zur Seite. Der Name Shatner wird manchen Film- und Fernsehfreund aufhorchen lassen. Ja, es handelt sich tatsächlich um eine Tochter des Raumschiff Entenschiss Schwachmaten William Shatner, der (noch immer vakuumsaugend) Bildschirme in aller Welt mit seiner Fratze beschmutzt. Shatners Samenfädchen schlägt sich durchaus achtbar, wird aber von ihrer Filmschwester ein wenig in den Hintergrund gespielt. Angus Scrimm und Ivan J. Rado, die im ersten Teil positiv auffielen, sind leider nicht mehr mit von der Partie. Doch obwohl Kevin Spritas, Michael Denish und Ion Haiduc ein wenig unscheinbarer anmuten, bilden sie insgesamt ein solides "Ersatzkollektiv". Angenehm irrsinnig sind die Auftritte von Pamela Gordon, die sich als das abstossende Muttertier von Bösewicht Radu, als unfassbare Gesichtsruine (Treffender formuliert: Körperruine) präsentieren darf.

Ted Nicolaou haut uns mit dem zweiten "Subspecies" Aufguss, eine würzige und packende Weiterführung der Saga vor den Latz. Bewährte Zutaten werden stilsicher eingesetzt, neue Schauplätze lassen keine Langeweile aufkommen. Die Inszenierung wirkt auf mich eine Spur souveräner, selbstbewusster. Gleichzeitig hat man das Tempo ein wenig erhöht, verfällt aber angenehmerweise nie in Hektik. Mir gefällt der ruhigere Erzählfluss des Vorgängers gut, die Belebung des Treibens richtet jedoch keinen Schaden. Die Darsteller liefern sehr schöne Leistungen ab, allen voran natürlich Anders Hove und Denice Duff (Duff ist eine echte Bereicherung für die Serie, nicht nur wegen ihres anziehenden Äusseren). Die Nebendarsteller runden das Ensemble vortrefflich ab. Anzuprangern ist lediglich die überwiegende Unterschlagung, meiner heiss und innig geliebten Knuffelschätzchen aus dem Dämonreich. Eine bodenlose Unverschämtheit!

Fazit: Wer mit dem ersten Teil seine Freude hat, der wird auch die Fortsetzung schnell ins Herz schliessen. Die aktuelle Auflage von "Subspecies II" stammt von Voulez Vous Film/Intergroove, erneut zerrt ein fürcherliches (auf "Twilight" getrimmtes) Cover an den Nerven. Aber erneut kann Entwarnung gegeben werden, wie gehabt wurde die DVD mit einem Wendecover ausgestattet, deren "richtige" Seite von einem Originalmotiv verschönt wird. Die Bildqualität wird Pixelzähler in die Flucht schlagen, der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Diverse Trailer und ein kleiner Blick hinter die Kulissen, sorgen für eine recht ansprechende Bonusabteilung. Technisch mag die DVD nicht perfekt sein, doch als Freund von Radu und Konsorten, sollte man mit dieser nebensächlichen Tatsache keine ernsthaften Probleme haben.

Die "Subspecies" Reihe zählt zu den schönsten Produktionen von Full Moon. Ich mag die Filme sehr, wie auch die "Puppet Master" Serie aus dem Stall von Charles Band. Für den zweiten Teil der Saga möchte ich dicke 7/10 (gut) zücken, vielleicht gar noch ein halbes Pünktchen mehr. Der "Blap-fühlt-sich-wohl-Faktor" fällt freilich noch grösser aus.

Lieblingszitat:

"Ich habe mein Blut mit ihrem vermischt. Ich will sie für mich, als Spielzeug."
Species0001 *Kein Post ohne :ugly:!!!*

RANG Lord of Clanintern

#4218 - 07.09 14:43

Nun fühle ich mich doch etwas auf den imaginären Schlips getreten...
ASCH

RANG God of Clanintern

#4219 - 07.09 21:56

Wang Yu - Der Karatebomber (Hongkong 1973, Originaltitel: Ying xiong ben se)

Chen Li (Wang Yu) verdient seine Brötchen als Taxifahrer. Sein Vater Tsui-Ming muss ihm finanziell trotzdem ständig unter die Arme greifen, denn Chen Li gerät ständig in Schlägereien, bei denen er seine Kampfsportkünste verbotenerweise einsetzt (Immerhin für gute Zwecke). Doch die härteste Prüfung steht der Familie noch bevor. Tsui-Ming diente während der Besetzung Chinas durch die Japaner, einem angesehenen japanischen Offizier und Familienvater. Der Chinese hinterging den Besatzer, er verhalf einen zum Tode verurteilten Gefangenen zur Flucht. Für den betrogenen Japaner eine unerträgliche Schmach, die ihn schliesslich in den Selbstmord trieb. Seine drei Söhne wuchsen bei ihrer Tante auf. Das kleine, fette und hässliche Weiblein, trainierte die Söhne ihres Bruders über viele Jahre, damit sie irgendwann Rache an Tsui-Ming nehmen können. Die Tage der finalen Abrechnung sind nun angebrochen, doch Chen Li stellt sich den rachsüchtigen Fremden in den Weg. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. Tantchen Fettklops erweist sich dabei äusserst wehrhaft und gefährlich. Im Vergleich zur Lady mit der eisernen Faust, sind ihre Ziehsöhne gar regelrecht handzahme Gestalten...

Wang Yu sorgt stets für kurzweilige Unterhaltung. Einst bei den Shaw Brothers zum Star geworden, prügelte sich der dünne Mann nach der Trennung von Shaw durch etliche andere Produktionen. Teils führte er auch selbst Regie, der hier kurz vorgestellte Filme wurde jedoch von einem Regisseur namens Ding Sin-Saai inszeniert, der mehrfach mit Wang Yu zusammenarbeitete. "Der Karatebomber" vermengt Familiendramen mit Fratzengeballer, der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Für mich geht der Mix nicht immer überzeugend auf, der ernste Unterton passt nicht so recht zum teils grotesken Treiben. An Wang Yu liegt es nicht, dass der Film kaum über gehobenes Mittelmaß hinauskommt, denn der kleine Klopper spielt seinen Stiefel wie üblich runter. Wo sind die Ursachen für die Mittelprächtigkeit des Streifens zu finden? Immer wieder wird die tragische Vorgeschichte der Rächer in den Fokus gestellt. Auch die Familie von Chen Li hat ihr Kreuz zu tragen, denn die Schwester des Helden ist blind, die nötige Operation ist zu teuer für die Sippe. Die teils sehr holprige Inszenierung und der bescheuerte Humor -der IMHO nicht nur auf das Konto der deutschen Synchronisation geht- bilden einen befremdlichen Kontrast zur bitterernsten Hintergrundgeschichte. Solche harschen Gegensätze können sehr reizvoll sein, in diesem Fall wirkt das Geschehen jedoch stets ein wenig unrund.

Neben Wang Yu sticht der bewährte Yasuaki Kurata aus der Besetzung hervor. Er gibt den wehrhaftesten und cleversten der drei "Rachesöhne", liefert sich mit Wang Yu eine nette Prügelei. Die fette Tante (deren Name mir entfallen ist) erweist sich als der (un)sinnliche Höhepunkt der Sause, die Dame in den besten Jahren, präsentiert sich als nahezu unbesiegbare Kampfsau. Wenn sie mit ihren kurzen Ärmchen und Beinchen fuchtelt, fällt dem Zuschauer zwar mindestens ein Ei aus dem faltigen Beutel, doch zahlreiche Lacher sind garantiert. Ich finde das Fratzengeballer in Wang Yu Filmen immer sehr erbaulich. Auch wenn mancher (selbsternannte?) Material Arts Experte, über die meist wenig ästhetischen (?) Kloppereien, nicht sonderlich und umfassend erfreut sein mag. Da ich von solchen Sportarten sowieso keine Ahnung habe, kann ich mich ganz unbefangen an dem wüsten Geprügel erfreuen. Die hier gezeigten Kämpfe sind zwar unterhaltsam, doch in den entscheidenden Momenten ein wenig zu zahm, ständig zieht man die Handbremse (mehr oder weniger stark) an. Schade, denn an interessanten Einfällen fehlt es keinesfalls.

Der Film lässt mich ein wenig ratlos zurück. Wenn ich an Werke mit Wang Yu denke, fallen mir spontan diese Titel ein:

• Wang Yu - Jeder Schlag ist tödlich (1970)
• Harushi - Das blanke Schwert der Rache (1971)
• Ein Faust wie ein Hammer ((1971)
• Die Todesbucht der Shaolin (1973)
• Der Mann von Hongkong (1975)
• Duell der Giganten (1975)

Lediglich ein kleiner Auszug aus der Filmografie dieses bemerkenswerten Easterstars, jedoch gefallen mir die genannten Filme allesamt deutlich besser als "Der Karatebomber". Insofern bin ich schon ein klein wenig enttäuscht von dem Streifen, ein Ausfall oder Ärgernis ist er aber keineswegs. Wenn man den Humor zurückgefahren hätte, bei den Kämpfen ein wenig mehr Härte zugelassen hätte, ein wenig stilsicherer Regie geführt hätte... ...hätte, hätte, hätte... Dann hätte *g* der Erguss sicher das Rüstzeug zum kleinen Genreklassiker. In der vorhandenen Form, muss sich der Bomber einer starken, schier übermächtigen Konkurrenz beugen. Sicher, es bereitet unbestritten diebische Freude, den Film auf der schmalen Demarkationslinie taumeln zu sehen, die naiven Charme von debilem Schwachsinn trennt. Doch diese Disziplin beherrscht manch anderer Genrebeitrag eindeutlich besser...

Mir liegt "Der Karatebomber" als DVD aus dem Hause NEW vor. Das Hartboxlabel ist nicht unumstritten, die rechtliche Situation diverser Veröffentlichungen scheint unklar zu sein. Diese Scheibe gehört zu den gut umgesetzten Releases des Labels, der Film liegt ungekürzt und in anständiger Qualität vor. Im Bonusmaterial findet man diverse Trailer, ein Interview mit Wang Yu, sowie einen lesenswerten Textbeitrag.

Obere Mittelklasse. Ein Film für Fans. 6/10

Lieblingszitat:

"Hasse ihn! Zerstöre ihn! Vernichte ihn! Zerstöre ihn!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4220 - 08.09 21:52

Der Teufel kam aus Akasava (Deutschland, Spanien 1971, Originaltitel: Der Teufel kam aus Akasava)

In einer auf dem afrikanischen Kontinent gelegenen Höhle, sucht eine Gestalt nach einem bestimmten Stück Gestein. Tatsächlich wird der begehrte Stein gefunden, und sofort in einem Metallkoffer sicher verstaut. Wenig später wird der Finder aus dem Hinterhalt angeschossen. Er erreicht schwer verletzt seinen Arbeitgeber, einen gewissen Professor Forrester. Der Professor macht sich umgehend auf den Weg zu Dr. Thorrsen (Horst Tappert), der Mediziner scheint die einzige Hoffnung für den verwundeten Assistenten zu sein. Noch ein wenig später ist der Assistent tot, der Stein und auch Forrester sind spurlos verschwunden. Die merkwürdigen Vorkommnisse strecken ihre Fühler bis nach London aus, wo ein weiterer Mord geschieht, der in Zusammenhang mit den vorherigen Ereignissen zu stehen scheint. Man schickt die Agentin Jane Morgan (Soledad Miranda) nach Akasava, sie tarnt sich dort als Nachtclubtänzerin. Den Neffen des verschwundenen Professors zieht es ebenso in die Gegend, Rex Forrester (Fred Williams) will das Schicksal seines Onkels klären. Rex findet sichtlich Gefallen an der attraktiven Jane, doch auch Dr. Thorrsens Gattin Ingrid (Ewa Strömberg) hat es dem Schwerenöter angetan. Der Fall sorgt für reges Interesse, denn auch die Italiener haben einen Agenten vor Ort, den schmierigen Tino Celli (Jess Franco). Es kommt zu weiteren Morden und Zwischenfällen, doch wer steckt hinter den Gewaltausbrüchen? Welche Bedeutung hat das verschwundene Gestein? Welches Spiel treibt der kantige Dr. Thorrsen? Können Jane und Rex das Rätsel lösen...???

Oha! Jess Franco inszeniert unter der Flagge "Edgar Wallace". Wer sich ein wenig mit den Filmen von Franco beschäftigt hat, dem wird sofort sonnenklar sein, dass hier kein Werk zu erwarten ist, welches in naher Verwandtschaft zu den zahlreichen Produktionen von Rialto Film steht. CCC-Film hatte sich bereits 1962/63 an einem Wallace Film versucht. Mit "Der Fluch der gelben Schlange" gelang ein ansprechender Beitrag, der auf bewährtes Personal setzte (Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum, Pinkas Braun etc.), und zweifellos auch recht "kompatibel" mit den Mitbewerbern aus dem Hause Rialto war. Die zweite (und letzte) CCC Produktion zum Thema Wallace, beschreitet völlig andere Wege, obwohl auch hier bekannte "Rialto-Gesichter" auftauchen. Franco inszeniert mit der für ihn typischen Eigenwilligkeit, die Handlung wird dem unaufmerksamen Zuschauer regelrecht episodenhaft vorkommen. Die oft sehr lebendige und dynamische Kameraführung, mag für viele Betrachter mindestens genauso gewöhnungsbedürftig sein. Selbstredend wird häufig gezoomt, erscheint das Bild oft generell ein wenig unruhig. Aber während die heute moderne "Wackelkamera", meist wie eine sinnfreie Modeerscheinung anmutet, verleiht Franco seinen Filmen damit eine besondere Note. Er haut uns die Bilder manchmal regelrecht vor den Latz, drückt uns mit der Nase mitten ins bunte Treiben. Oft wird Jess Franco als "Trash-Regisseur" abgetan, was ich nach der Sichtung von Filmen wie "Vampyros Lesbos", sowie dem hier vorgestellten "Der Teufel kam aus Akasava", mit allem Nachdruck bestreiten möchte! Sicher, man findet in seiner umfangreichen Filmographie diverse Rohrkrepierer. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass der Mann rund zweihundert (!) Filme gedreht hat. Mir machen auch irre Gurken wie "Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein" (1972) Spass, doch "Akasava" gehört schlicht und ergreifend nicht in die "Trash-Schublade".

Die zeitliche Nähe zu "Vampyros Lesbos" ist offfensichtlich, der Stil der Inszenierung eindeutig identifizierbar. Das Personal vor der Kamera, beinhaltet mit Soledad Miranda und Ewa Strömberg gleich zwei Göttinnen, mit denen Franco mehrfach zusammenarbeitete. Besonders Soledad Miranda hatte es ihm angetan, was nicht wunderlich erscheint. Wenn Meister Franco seine beiden Passionsfrüchte von der Leine lässt, beginnt mein Herz im Takt der groovigen Filmmusik zu pochen, welche auch in weiteren Filmen Verwendung fand. An dieser Stelle möchte ich dann doch eine kleine (aber nicht minder reizvolle) Brücke, zu den allseits bekannten und geschätzten Rialto Filmen schlagen. Mit Karin Dor und Brigitte Grothum, um nur zwei Beispiele zu nennen, präsentierte man dem Filmfreund attraktive Damen, welche die Augen nachhaltig zu erfreuen wussten. Doch gegen den unglaublich heissen, scharfen und offensiven Sex-Appeal von Ewa Störmberg und Soledad Miranda, wirken die "klassischen Wallace-Damen" wie geschmackfreies Dosenobst, lange nach dem Ablaufen des Verfallsdatums. Lediglich die äusserst knuffige Französin Sophie Hardy, kommt in "Das Geheimnis der weissen Nonne" ähnlich sexy rüber. Ewa Strömberg war bereits vor "Akasava" in Wallace Filmen zu sehen, kam aber nie richtig zum Zuge, wurde regelrecht verschwendet, teils gar entstellt. Nun darf sie sich endlich von ihrer besten Seite zeigen, mir tropft jetzt noch der Geifer aus den zuckenden Mundwinkeln. Gleiches gilt für Soledad Miranda, die als Agentin jedes Bond Girl locker überbietet (vielleicht abgesehen vom "Original", der legendären Ursula Undress ...äähhm... Andress). Wenn sich Soledad zur Musik auf der Bühne räkelt, möchte man(n) gleich mit Anlauf in den Fernseher/die Leinwand springen. Dabei sollte man die Damen nicht nur auf ihre optischen Reize beschränken, auch abseits lechzender Gelüste und ächzender Betrachtungsweisen, gefallen mir Frau Reinström (Strömberg! Altes Ferkel!) und Frau Miranda sehr gut.

Bei dieser weiblichen Overpower, haben die Herren der Schöpfung keinen leichten Stand. Fred Williams nimmt man den Womanizer jederzeit ab, Horst Tappert zeigt sich ungewöhnlich verschlagen und roh, nahezu grobschlächtig. Mir gefällt dieser Auftritt von Tappert richtig gut, erfrischend und bösartig. Siegried Schürenberg ist tatsächlich wieder an Bord. Nur hört er nun auf den Namen Sir Philipp, nicht mehr auf den gewohnten Sir John. Seine Rolle ist ein wenig ernster angelegt, bleibt aber unverkennbar und liebenswert. Paul Muller spielt solide, Walter Rilla sorgt (vordergründig) für eine dezente Erdung konservativer Sorte. Blandine Ebinger bringt tatsächlich eine kleine Prise altes "Wallace Feeling" ins Spiel, fügt sich trotzdem erstaunlich ansprechend in den Film ein. Geiergesicht Howard Vernon gehört bei Franco ja gewissermaßen zum Stammpersonal, er taucht im späteren Verlauf der Handlung auf. Dann hätten wir noch Jess Franco höchstselbst, der als schmierlappiger Agent sehr überzeugend aufspielt, herrlich!

Wer einen klassischen, typischen Wallace Film erwartet, der wird sich bei der Sichtung von "Der Teufel kam aus Akasava", mit einem ganz anderen Filmerlebnis konfrontiert sehen. Viele Zuschauer werden sich voller Entsetzen und Unverständnis abwenden. Man muss zugegben, dass Jess Franco eine sehr eigenwillige Handschrift hat -was ich sehr begrüsse- die nicht unbedingt mit der "Wallace Erwartungshaltung" zu vereinbaren ist. Wenn man jedoch Lust auf eine andere Perspektive der Thematik hat, sich ein wenig experimtierfreudig zeigt, wird man mit einem sehr ansprechenden Filmerlebnis belohnt. Ich möchte diesen Film nicht in meiner Sammlung missen, Jess Franco wächst mir mehr und mehr ans Herz. Vielleicht ist es hilfreich zu wissen, dass hier kein üblicher Krimi von Edgar Wallace als Vorlage diente, sondern eine zu den "Afrikaromanen" zählende Kurzgeschichte des Autors. Trotzdem geht "Akasava" als Krimi durch, aber eben nicht als übliche "Stangenware". Durch das geheimnisvolle "Gestein des Todes", kommt sogar ein leichter "SF-Touch" ins Spiel.

Ein ganz grosses Lob verdient die DVD von Universum. Zusammen mit "Der Fluch der gelben Schlange" als Set erhältlich, kommt "Der Teufel kam aus Akasava" in fantastischer Bildqualität daher, im Gegensatz zu vorherigen Auswertungen sogar endlich ungekürzt. Lediglich Bonusmaterial zum Film wird nicht geboten, es gibt nur die übliche Trailershow. Führt man sich allerdings die erstklassige Aufbereitung des Materials vor Augen, kann man mit der ansonsten dünnen Ausstattung der DVD sehr gut leben. Für das Set gibt es eine klare Kaufempfehlung meinerseits. Meine Begeisterung für "Der Teufel kam aus Akasava" wird nicht jeder Filmfreund teilen können. Aufgeschlossene Zuschauer sollten dem Film eine Chance geben, zuvor aber bitte die Erwartungshaltung in Richtung "Wallace Unterhaltung" abschalten.

Fazit: Im "Wallace Universum" ein Sonderling, oft ungeliebt, unterschätzt und abgelehnt. Davon losgelöst ein faszinierender Film, das Baby eines abgefahrenen Könners, gesegnet mit Göttinnen der Lust. Liebe Soledad, du bist viel zu früh von uns gegangen, ein unschätzbarer Verlust. Mögen deine Filme die Ewigkeit überdauern.

Gut bis sehr gut = 7,5/10 (Tendenz zu 8/10, Wohlfühlfaktor unermesslich)

Lieblingszitat:

"Wenn Sie es bei der nicht versuchen, werde ich böse. Wunderschön!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4221 - 09.09 14:45

Wasting away

Nach dem miserablen "Fido - Gute Tote sind schwer zu finden" zeigt uns "Wasting away" wie man das Thema Zombiefilm und Comedy gut rüberbringen kann. Die Idee den Film aus zwei unterschiedlichen Sichten zu zeigen ist erfrischend und macht laune.
7/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4222 - 09.09 21:08

Puppet Master IV (USA 1993, Originaltitel: Puppet Master 4)

Im altbekannten Bodega Bay Inn Hotel, Schauplatz von Puppet Master 1 und 2, arbeitet der talentierte Nachwuchswissenschaftler Rick Myers (Gordon Currie) an der Programmierung künstlicher Intelligenz. Seine Bemühungen bleiben jedoch in hoffnungsvollen Ansätzen stecken. immerhin taucht seine Freundin Susie (Chandra West) am Abend auf, doch leider hat sie Ricks den alten Schulrivalen Cameron (Ash Adams) im Schlepptau. Mit den beiden erscheint auch Lauren (Teresa Hill), die über parapsychologische Fähigkeiten verfügt. Das Bodega Bay Inn ist bekanntlich "Stammsitz" der Puppen von Andre Toulon, von denen der schnittige Blade bereits auf der Bildfläche erschienen ist. Noch ahnen Rick und seine Gäste nichts von der Existenz der anderen Puppen, Blade nehmen sie lediglich als nettes Spielzeug wahr. Die Lage ändert sich bald, denn man findet einen grossen alten Koffer vor, der Toulons kleine Schöpfungen beherbegt. Mit Hilfe der Notizen des Puppenspielers, gelingt es dem faszinierten und cleveren Rick tatsächlich, die knuffigen Gesellen Tunneler, Pinhead, Six Shooter und Jester erneut zum Leben zu erwecken. Die kleinen Burschen verhalten sich freundlich gegenüber Rick, auch Susie und Lauren greifen sie nicht an, selbst den Unsympath Cameron weisen sie lediglich zurück. Die jungen Leute werden die Hilfe von Blade und seinen Freunden bald dringend benötigen. In der Unterwelt hat ein finsterer Dämon Rache geschworen, denn Andre Toulon hat ihm vor vielen Jahren sein Geheimnis entrissen, um damit seine Puppen zu behandeln. Der fiese Sutekh sendet seine kleinen Helfer aus. Diese haben bereits an anderer Stelle, mehrere Kollegen von Rick brutal und rücksichtslos gekillt. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, der diesmal schlecht für die Puppen ausgehen könnte. Doch Andre Toulon ist noch immer präsent, er hat noch eine mächtige Geheimwaffe in der Hinterhand. Aber wird es dazu reichen, um den mächtigen Sutekh in die Schranken zu weisen...???

Auch der vierte Aufguß der "Puppet Master" Reihe macht Spass. Die Knuffelkönige kommen hier richtig oft zum Zuge, nimmt man dann noch die Helferlein des höllischen Sutekh hinzu, erreicht der "Puppenspass" im vierten Teil ganz neue Höhenflüge. Blade, Tunneler und die anderen Schöpfungen des Andre Toulon, sind wieder sehr schön animiert, in dieser Disziplin werden die Für Full Moon tätigen Puppenspiel-Sklaven immer besser. Mit den Gegenspielern aus der Unterwelt hat man sich ebenso Mühe gegeben, sie rocken das ehrwürdige Bodega Bay Inn nicht minder nachhaltig. Anstatt "Killerpuppen gegen Menschlein", ist nun "Killerpuppen gegen Dämonenhelfer" angesagt, zusätzlich "Dämonenhelfer gegen Menschen". Blade und seine Freunde waren schon als "Bösewichter" extrem liebenswert, als freundliche Vertreter verlieren sie glücklicherweise nichts von ihrem drolligen Charme. Sutekh wurde als "Halbpuppe" realisiert, man steckte einen Puppenspieler quasi unter den Dämon, wodurch die Bewegungsabläufe auf seltsame Art "real" und gleichzeitig sehr grotesk anmuten. Überhaupt macht die "Unterwelt-Kulisse" riesigen Spass, unzählige Totenschädel grinsen den Zuschauer unbarmherzig an, so muss es in der Hölle aussehen (Hey, da will ich hin). Angst und Schrecken kommen freilich nicht auf, auch hier gilt: Äusserst liebevoll umgesetzt, schlicht und ergreifend von monströser Knuffigkeit!

Schon in den beiden ersten Filmen der Saga, wurden die Schauspieler von ihren Puppenkollegen locker an die Wand gespielt. Der dritte Teil konnte auch mit seiner "menschlichen Besetzung" punkten, dank solider Darsteller wie z.B. Guy Rolfe und Richard Lynch. Im vierten Durchgang werden die Schauspieler von den Puppen regelrecht überrollt. Dies liegt zum einen an der geballten "Puppenpower", die (im wahrsten Sinne des Wortes) in neue Dimensionen vorstösst, aber auch an den reichlich blassen Darstellern. Guy Rolfe taucht zwar hin und wieder kurz auf, kann aber lediglich kleinste Ausrufezeichen setzen. Der Übermacht der Puppen, kann selbst er sich zu keiner Zeit entgegenstemmen. Mit ein wenig eindrucksvolleren Darstellern, hätte das Treiben vielleicht noch eine Spur mehr Freude machen können. Doch wer wird bestreiten wollen, dass die Puppen schon immer die wahren Attraktionen der Reihe waren (Ach nee, deshalb heissen die Filme also "Puppet Master".

Die austauschbaren Schauspieler sind für mich kein wirklicher Schwachpunkt. Doch trotzdem ist ein etwas unschöner Trend zu erkennen, der im vierten Teil sehr deutlich in den Vordergrund tritt. Die Filme werden von Teil zu Teil zahmer und braver, der vierte Teil mutet schon fast nach "Familienunterhaltung" an. Teil 1 präsentierte nackte Tatsachen, wüste Dialoge und eine gesunde Härte. Die Fortsetzung schlug in die gleiche Kerbe, nur bereits mit deutlich milderer Ausrichtung. Teil 3 verzichtete fast völlig auf erotische Momente, der Härtegrad blieb immerhin ungefähr auf dem Level des direkten Vorgängers. Der dritte Film punktete mit den bisher besten Schauspielern und der mit Abstand schönsten Ausstattung, konnte sich daher sogar knapp an die Spitze setzen, obwohl bereits etwas handzahmer angelegt. Das vierte Puppenspiel verzichtet leider gänzlich auf Sex und harsche Dialoge, Mettgut findet auch fast gar nicht statt. Dazu noch die blassen Schauspieler... ...stürzt die Saga mit dem vierten Teil ab? Nein, ich kann Entwarnung geben! Durch die massive Präsenz der Puppen, bleibt der Spassfaktor durchweg im grünen Bereich. Die kleinen Kerle halten die Fahne mit der Aufschrift "Unterhaltungswert" souverän in die Höhe.

"Puppet Master IV" wurde gleich in einem Aufwasch mit dem fünften Teil gedreht. Dieser wartet bereits im Regal auf seine Entjungferung, ich werde mich in nächster Zeit mit dem Streifen beschäftigen. Die DVD zu "Puppet Master IV" stammt von KNM. Die Scheibe bietet die übliche Qualität, die dem "Full Moon Standard" entspricht. Im Klartext bedeutet dies, dass sich Technikfetischisten von der DVD fernhalten sollten. Im Bonusbereich findet man diverse Trailer zu anderen Full Moon Werken, dazu noch einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Charles Band und seinen Mitarbeitern.

Obwohl ein wenig zu brav geraten, kann ich mich meinen Freunden Blade, Tunneler und den anderen Knuffelchen nicht entziehen. Mit dem wehrhaften Decapitron, tischt man dem gierigen Fan eine bisher unbekannte Schöpfung des Andre Toulon auf. Zwar kommt Decapitron nur kurz ins Spiel, dafür aber mir durchschlagender Wirkung, doch überzeugt euch bitte selbst davon! Wegen der grandiosen, massiven Puppenpräsenz, kann Teil 4 letztlich doch zu Teil 1 und 2 aufschliessen, Teil 3 bleibt der bisherige Chef im Ring. Für Freunde allerliebsten Unfugs mit Herz, gilt weiterhin ganz klarer Kaufzwang ohne Ausreden!

6,5/10 (Volle Punktzahl für die Puppen!)

Lieblingszitat:

"Was zur Hölle ist das denn?"
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4223 - 10.09 20:59

Das Ende der Unschuld (OT: 12 and holding)
Schönes Drama mit ein paar Überraschungen 7,5/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4224 - 10.09 21:40

Die Tote aus der Themse (Deutschland 1971, Originaltitel: Die Tote aus der Themse)

Die aus Australien stammende Tänzerin Myrna Fergusson (Lyvia Bauer), hat sich mit einem Ring von Drogenschmugglern eingelassen. Als sie Scotland Yard bei den brisanten Ermittlungen unterstützt, wird sie wenig später in ihrem Hotelzimmer erschossen. Der schmierige Fotograf David Armstrong (Vadim Glowna) wird Ohrenzeuge der Schüsse, er wittert ein paar Geldscheine und macht Fotos von der Toten. Kurz danach trifft Inspektor Craig (Hansjörg Felmy) vor Ort ein, doch die Leiche der jungen Frau ist verschwunden! Danny Fergusson (Uschi Glas), die auf Wunsch ihrer Schwester aus Australien anreiste, wird in London mit den schrecklichen Ereignissen konfrontiert. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, zu allem Überfluß kommt es zu weiteren Morden. Armstrong macht eine sehr interessante Entdeckung, die er der erstaunten Danny gegen Bezahlung überlassen will. Doch der gierige Schleimbeutel erhält bald ungebetenen Besuch. Ganz offensichtlich hat der Schlachthofbetreiber William Baxter (Werner Peters) jede Menge Dreck am Stecken. Damit nicht genug, auch der Hotelbesitzer Louis Stoud (Ivan Desny) ist kein Unschuldslamm, ausgerechnet in seinem Hotel logiert die unwissende Danny. Hinter den Kulissen brodelt es mehr und mehr, denn ein Killer hat es auf die Drogenschieber abgesehen. Doch welche Motive treiben den Unbekannten an, der seine Opfer mit kaltblütiger Präzision erschiesst? ...und was ist tatsächlich mit Myrna passiert, deren Leiche noch immer nicht gefunden wurde...???

Da dem Anfang 1969 gedrehten Rialto Film "Das Gesicht in Dunkeln" (1969), leider kein Glück an den Kinokassen beschert war, produzierte man erst 1971 den nächsten Beitrag zur Reihe. "Die Tote aus der Themse" ist der 30. Wallace Streifen aus dem Hause Rialto. Damit begeben wir uns nun tatsächlich auf die Zielgerade, denn nach Film #32 (Das Rätsel des silbernen Halbmonds), fiel leider die endgültig letzte Klappe. Zu berücksichtigen ist, dass Rialto zwar an den beiden letzten Werken beteiligt war, die Filme aber ganz klar von der Handschrift ihrer italienischen Teilhaber geprägt sind. Nicht umsonst gelten "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Das Rätsel des silbernen Halbmonds", längst als unverzichtbare Giallo-Klassiker, die man nur in zweiter Linie mit der Wallace Serie in Verbindung bringt. Doch an dieser Stelle soll es um "Die Tote aus der Themse" gehen, der letzten Wallace Verfilmung, die ganz eindeutig ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen kann. Für die Regie zeichnet Harald Philipp verantwortlich, der zuvor z.B. zwei Karl May Filme und zwei Jerry Cotton Streifen inszenierte. Für die Musik griff man auf den bewährten Peter Thomas zurück, die Kamera bediente der "Wallace Veteran" Karl Löb, für beide sollte es der letzte Job im Rahmen der Reihe sein. Gemischt geht es auch im Ensemble vor der Kamera zu. Die weibliche Hauptrolle vergab man an Uschi Glas, wie es bereits bei "Der Gorilla von Soho" (1968) der Fall war. Der Name Uschi Glas klirrt heute sehr unangenehm in meinen Ohren. Die wenig sympathische Gestalt mit der Gesichtsruine auf dem vertrockneten Hals, schreckt selbst vor Lippenbekenntnissen zur Champignon Soßen Union nicht zurück, was mir bei mir gewissermaßen für blankes Entsetzen sorgt. Ich will ihr diese mehr als peinlichen Ausfallerscheinungen, aber nicht im Zusammenhang mit ihren Wallace Auftritten ankreiden. Als Danny Fergusson spielt sie recht brauchbar, obschon ihr Talent deutliche Einschränkungen offenbart. Was solls, als leicht naives Schwesterlein aus dem fernen Australien, ist sie zumindest keine völlige Fehlbesetzung. Ich hätte mir trotzdem eine attraktivere und angenehmere Hauptdarstellerin gewünscht.

Vor lauter Glaserei, habe ich jetzt fast den roten Faden verloren. Kein Wunder, denn der von Frau Glas ist bekanntlich schwarzbraun.(Flachwitze am Rande. Ist das denn wirklich nötig? Du Ochse!) Wie dem auch sei, Frau Glas lasse ich nicht an mein Ei. (Oh weh! Es reicht jetzt!) Wo waren wir glasgeblieben? Ach ja, beim bewährten Personal. Werner Peters ist immer eine sichere Bank, seine Vorstellung als durchtriebener und skrupelloser Schlachthofbesitzer erfreut nachhaltig. Harry Riebauer gibt den gönnerhaften, schwerreichen Lebemann, dessen Charaker weniger flach daherkommt, als man es zunächst vermuten mag. Wenn von bewährten Veteranen die Rede ist, muss zwangsläufig der Name Siegfried Schürenberg fallen! Sir John gehört zu den markantesten Figuren der gesamten Reihe. Obwohl stets (mehr oder noch mehr) knallschotig, muss man Sir John einfach mögen, der hier seinen letzten Auftritt innerhalb der Serie hat. Frischer Wind kommt in Form von Ivan Desny ins Spiel, der neben Werner Peters für die stärksten Leistungen der dunkeln Seite der Macht sorgt. Friedrich Schönfelder verblasst Im Vergleich mit Peters und Desny ein wenig. Günther Stoll kommt in einer Nebenrolle zum Zuge, obwohl er in "Der Bucklige von Soho" als leitender Ermittler überzeugen konnte. Der häufig im Fernsehen präsente Vadim Glowna, bringt einen dezenten Hauch von Sleaze ein, seine Darstellung des schmierigen Fotografen hat mir sehr gut gefallen. Was fehlt uns noch zum Glück? Richtig, ein paar hübsche Frauen! Petra Schürmann sehen wir als Sekretärin von Sir John, über die optischen Vorzüge der Dame muss ich mich nicht weiter auslassen. Die kaum bekannte Lyvia Bauer könnte tatsächlich als (hübschere) Schwester von Uschi Glas durchgen, Ingrid Steeger hält als "Kitty" kurz ihre (sehr wohlgeformten) Möpse ins Bild. Warum erwähne ich Hansjörg Felmy erst jetzt, obwohl der die männliche Hauptrolle spielt? Weil er im Vergleich zu den gut aufgelegten Nebendarstellern, reichlich unscheinbar und nahezu beliebig austauschbar wirkt. Sein Auftreten mutet nicht schludrig oder gar dilettantisch an, aber er hinterlässt kaum einen Eindruck. Schade! Günther Stoll wäre die bessere Wahl gewesen. Aber ihr kennt das Spiel beim Namen: Das Leben ist kein Wunschkonzert!

Obwohl man dem Film deutlich seine Entstehungszeit anmerkt, scheint mir Harald Philipps Inszenierung den frühen Wallace Filmen ein wenig näher zu sein, als dem hysterischen Popanz von Alfred Vohrers späten Beiträgen zur Reihe. Vermutlich ist dies aber auch das zentrale "Problem" von "Die Tote aus der Themse", der Film fällt leider eine Spur zu brav aus, wenn man sich den Zeitpunkt der Entstehung von Augen führt. Dass man nicht krampfhaft versucht Vohrer zu kopieren, rechne ich dem Streifen auf jeden Fall positiv an. Mit ein wenig mehr Mut und Konsequenz, hätte man einen erstklassigen Neustart der Reihe auf die Beine stellen können. In der vorhandenen Form, bekommen wir einen sehenswerten, unterhaltsamen und ansprechenden Film zu sehen, dem es aber ein wenig an Höhepunkten und Eindringlichkeit fehlt. Exemplarisch dafür ist das Finale, welches an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten ist. Doch trotz deutlicher Schwächen, die man auch als Fan nicht von der Hand weisen kann, hat mir der Film gut gefallen, mich angenehm unterhalten. Hier kommt der von mir gern ins Feld geführte "Wohlfühlfaktor" ins Spiel, der eben auch bei "Die Tote aus der Themse" präsent ist.

Die DVD bewegt sich auf dem gewohnt soliden Niveau, wie man es von den Universum Scheiben zur Reihe kennt. Als Teil der achten "Edgar Wallace Edtion", teilt sich der Film die Box mit vier weiteren Beiträgen:

- Der Mann mit dem Glasauge
- Das Gesicht im Dunkeln
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds

"Die Tote aus der Themse" kann vom Einzug in die Spitzengruppe nur träumen. Hinter den Topfilmen aus der wundervollen Reihe, bleibt dieser späte Beitrag deutlich zurück. Gleichzeitig kann er sich aber ebenso deutlich vom Bodensatz lösen. Ich mag alle Wallace Filme, doch dieser Streifen ist mir besonders sympathisch, obwohl er seine Schwächen nicht verbergen kann. Selbst Uschi Glas hat mich nicht wirklich gestört, auch der blasse Hansjörg Felmy zieht den Flick nicht in den Keller hinab. Es mag an den vielen Kleinigkeiten liegen, die zu erwähnen den Rahmen dieses Kurzkommentares spregen würde, dass mir der Film insgesamt gut gefallen hat. Folglich zücke ich gern 7/10. Mutmaßlich ein wenig zu hoch gegriffen, aber Filme sind (m)eine Herzensangelegenheit, wer will da schon Vernunft und Sachlichkeit walten lassen?

Lieblingszitat:

"Ich schaffe euch beide! Sie kennen mich nur noch nicht!"
"Ich habe was gegen Gruppensex."
iDunno

RANG Deckschrubber

#4225 - 11.09 03:18

Sin City, von Anfang bis Ende ein toller Film
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4226 - 12.09 18:05

Ninja Assasin

Ich hätte nicht gedacht das der Film so Spass macht
Zugegeben, der Mittelteil verliert sich schnell in Langeweile, dafür überzeugt das Intro und die letzte halbe Stunde vollends. Schnell, Blutig, Brutal. Macht Laune!
7/10

Ps: Wer etwas gegen cgi-blut oder unrealistische kampfszenen hat, der sollte die finger von lassen ^^
ASCH

RANG God of Clanintern

#4227 - 12.09 21:00

Das Nest - Brutstätte des Grauens (USA 1988, Originaltitel: The Nest)

Eigentlich hat Richard Tarbell (Frank Luz) einen angenehmen Job. Als Sheriff einer kleinen Insel vor der US-Küste, ist sein Arbeitsleben recht beschaulich, lediglich kleine, harmlose Problemchen sind zu lösen oder auszusitzen. Nur mit Bürgermeister Johnson (Robert Lansing) kommt der junge Sheriff nicht besonders gut aus, was immer wieder zu kleinen Reibereien führt. Elizabeth (Lisa Langlois) war Richards Jugendliebe, sie kehrt nach einigen Jahren auf ihre Heimatinsel zurück, besucht Bürgmeister Johnson, der ihr Vater ist. Bei Richard weckt die Ankunft seiner Ex-Freundin viele Erinnerungen, der Hormonhaushalt gerät in Wallung. Für die Neuaflauge der Romanze ist der Moment jedoch denkbar ungünstig, denn mutierte Schaben haben sich auf der Insel eingenistet. Vermutlich weil eine Firma namens INTEC, dort extrem bedenkliche Versuche an den Tieren vorgenommen hat. Bügermeister Johnson weiss mehr als er zugibt, wenig später trifft die fischkalte Dr. Hubbard (Terri Treas) auf dem Eiland ein, die einst für die Experimente verantwortlich war. Die tatsächlichen Ausmaße der Bedrohung sprengen die grausigsten Vorstellungen! Gibt es noch Rettung für die Bewohner der Insel? Steht vielleicht noch viel mehr auf dem Spiel, als lediglich das Schicksal der Insel und ihrer Einwohner...???

Mit "The Nest" lieferte Regisseur Terence H. Winkless sein Erstlingswerk ab. Ihm gelingt auf Anhieb ein reichlich ekliger Insektenhorror Streifen, der den Zuschauer mit äusserst unappetitlichen Krabblern drangsaliert. Die Macher drehen dabei sehr gekonnt an der Ekelschraube. Während zunächst nur hier und da eine Schabe zu sehen ist, ab und an beunruhigende Geräusche und unbestimmtes Gewusel im Gras vorherrschen, schüttet man später gleich Kübel von Kriechgetier über dem Treiben aus. Es kommt noch dicker, denn die mutierten Insekten, mutieren und mutieren und mutieren, bis sie sogar... *Zensur wegen Spoilergefahr*! Naja, schaut es euch selbst an. Aber wundert euch bitte nicht, wenn Haut und Haare während (und auch nach dem Film) jucken, und im Grenzbereich des Blickwinkels, kleine Schatten über den Fußboden und die Wände huschen. Brrrrr... Wuuuaaaaah...

Die Darsteller agieren zuverlässig und solide, wobei die Charaktere erwatungsgemäß bekannten Vorgaben entsprechen. Der Sheriff fungiert als Held, sein Love Interest ist recht sympathisch, der Lokalpolitiker hat Dreck am Stecken. Nicht zu vergessen der schrullige Typ, welcher hier in Form eines Kammerjägers auftaucht. Die Gesichter einiger Darsteller werden "Vielglotzern" bekannt sein, die Besetzung wirkt insgesamt frisch, agil und bietet keinen ernsthaften Anlass zur Kritik. Ausufernde Härten sollte man nicht erwarten. Der "Ekelfaktor" fällt bedeutend höher aus, als der recht kleine "Mettgutfaktor". Die Effekte sind ansprechend ausgeführt, die fortschreitenden Mutationen sorgen für Freude. Welche Mengen an Schaben man für den Film benötigte, will ich lieber gar nicht so genau wissen, mir sitzt das Grausen noch immer im Nacken.

Fazit: Unterhaltsamer Insektenschocker mit Ekelauswüchsen. Solide besetzt und ausgeführt, ansprechende B-Ware für Fans. Mir liegt der Film als DVD aus der Trash Collection (#59) von CMV vor. Die Bildqualität ist zweckmäßig, aber für Technikfreaks sicher nicht befriedigend. Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor, die deutsche Synchronisation ist ordentlich. In der Bonusabteilung findet man ein paar Trailer vor, dazu eine Bildergalerie. Wie es für die Trash Collection üblich ist, kommt die DVD in einer kleinen Hartbox daher. Die CMV Scheibe ist ungekürzt, ferner gibt es ein Repack von ´84 Entertainment. Die ältere Auflage von Marketing Film ist ebenfalls uncut. Die "Wühltischvarianten" von Carol Media/Best Entertainment sind gekürzt, Finger weg!

Unterhaltsam und angenehm ekelhaft. Für den Tierhorror-Freak eindeutig Pflichtprogramm. 6/10

Lieblingszitat:

"Unsere Zukunft liegt in den Händen der Gentechnik!"
drache *ich habe fertig*

CI Wettbüro

RANG Prophet of Clanintern

#4228 - 12.09 21:48

Black Angel
Affäre einer Italienerin und einem Wehrmachtsoffiziers. Viele erotische Szenen, teilweise auch recht bizarr. 7/10
ASCH

RANG God of Clanintern

#4229 - 15.09 09:55

Fortress 2 - Die Festung 2 (Luxemburg, USA 1999, Originaltitel: Fortress 2)

Vor einigen Jahren gelang dem Wiederstandskämpfer John Brennick (Christopher Lambert), die äusserst spektakuläre Flucht aus einem berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis. Nun lebt er mit seiner Frau Karen (Beth Toussaint), und dem gemeinsamen Sohn in einer kleinen Waldhütte. Eigentlich ein beschauliches Dasein, doch die Angst vor den Häschern bleibt stets im Hinterkopf verankert. Eines Tages tauchen alte Weggefährten von Brennick auf, doch dieser verspürt wenig Lust auf neue Heldentaten. Damit nicht genug, unvermittelt erscheint die Vollzugsgewalt am Himmel, um den flüchtigen Brennick samt Familie einzukassieren. John verhilft Frau und Kind zur Flucht, er selbst wird nach kurzer Flucht gefangen genommen. Klar, der alte Haudegen landet erneut in einem Hochsicherheitsgefängnis, muss sich erneut mit einem sadistischen Leiter plagen, sich gegen perverse Wärter und Mitinsassen zur Wehr setzen. Peter Teller (Patrick Malahide), seines Zeichens Chef der Anlage, lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er Brennick das Leben zur Hölle machen will. So leicht lässt sich der Gefangene nicht einschüchtern, schnell findet er willige Weggefährten, der Gedanke an die Flucht bestimmt den Alltag. Diesmal hat die Sache jedoch einen ganz gewaltigen Haken. Die Gefangenen befinden sich an einem Ort, dessen direktes Umfeld eine Flucht tatsächlich unmöglich erscheinen lässt...

"Fortress" (1992) war ein kalter und harter Reisser, den man getrost zu den besseren Filmen mit Christopher Lambert zählen darf. Beim ersten Teil führte Stuart Gordon Regie, der immerhin Perlen wie "Re-Animator" (1985) und "Dagon" (2001), auf der Habenseite seines Kontos verbuchen kann. Die Inszenierung des zweiten Teils, legte man in die Hände von Geoff Murphy. Der Mann hat den eindringlichen Mini-Klassiker "The Quiet Earth" (1985) runtergespult, dazu noch den Seagal Überkracher "Alarmstufe: Rot 2" (1995), welcher fraglos zu den besten Actionfilmen der neunziger Jahre zählt. "Fortress 2" hat allerdings mit einem unfassbar bekloppten Drehbuch zu kämpfen. In den Logiklöchern kann man ganze Planeten parken, die Dialoge schäumen vor Schwachsinn geradezu über. Handwerklich wirkt der Film recht solide ausgeführt, nur fehlt es leider an der Härte und Kälte des Vorgängers. Die Kulissen lassen auf ein überschaubares Budget schliessen, gefallen mir aber (vielleicht gerade deswegen) wirklich gut. Man hat dem Film allerdings einen farblich unpassenden Look übergestülpt, wodurch die Atmosphäre deutlich in Mitleidenschaft gezogen wird, nahezu weichgespült anmutet.

Christopher Lambert spielt seinen üblichen Stiefel herunter. Hier ein "böser" Blick, da ein debiles Grinsen, fertig ist die Laube. Die begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten spielen in einem Film wie "Fortress 2" keine Rolle, mehr wird sowieso zu keiner Zeit verlangt. Teil 1 konnte mit dem herrlich fiesen Kurtwood Smith punkten, diese Position hat nun Patrick Malahide übernommen, dessen Rolle quasi nahezu identisch angelegt wurde. Er bleibt nicht weit hinter seinem Vorgänger zurück, wirkt gar ein wenig irrer und bizarrer. Sehr erfreulich ist der Auftritt von Blaxploitation Ikone Pam Grier, die zwar nicht mit vollem Einsatz vom Leder zieht, aber durchaus für wohlige Wiedersehensfreude sorgt. Aus der übrigen Besetzung ragt niemand hervor, ein paar Pluspunkte sammelt Willie Garson als Bursche mit weichgekochtem Hirn. Vielleicht sollte man noch Yuji Okumoto erwähnen, der sich als sadistischer Aufseher präsentiert.

Wer "Fortress" mochte, sollte den Nachfolger mit Vorsicht geniessen. Der Streifen bietet dermaßen viel Schwachsinn auf, dass er immer wieder massiv nach Trash anmutet. Als stilsichere Fortsetzung scheitert "Fortress 2" auf ganzer Linie. Doch auch als wüster Trasher geht der Film dann doch nicht wirklich durch, dazu ist er einfach zu brav und bieder. Letztlich setzt sich das Machwerk zwischen alle Stühle, die Verisse sind absolut nachvollziehbar. Mir hat das sinnfreie Filmchen dennoch recht gut gefallen. Irgendwie spricht mich diese merkwürdige Sause an. Ich mag dieses "Versagen auf halber Linie", dass den Film auf eine merkwürdige Art zu einem besonderen Ereignis werden lässt. Mutige Mitmenschen, die einen ausgeprägten Hang zu grotesker Unterhaltung mitbringen, sollten sich vielleicht an "Fortress 2" versuchen. Die DVD von Columbia TriStar gibt es zum kleinen Preis. Die Freigabe ab 16 ist angemessen, denn ausufernde Härten sind nicht zu finden. Sogar eine kleine Prise Bonusmaterial hat es auf die Scheibe geschafft, deren Qualität ich insgesamt als ordentlich bezeichnen möchte.

Bewertet man den Film als Nachfolger des guten, harten und kalten "Fortress", kann man höchstens 3/10 ziehen. Lässt man sich jedoch auf das reichlich unrunde Filmchen ein, entsteht vielleicht ein zartes Pflänzchen der Freundschaft (zumindest funktioniert bei mir hat es funktioniert). Daher zücke ich 6/10, die einen dicken Sympathiebonus enthalten, ferner mit einer ausdrücklichen Warnung versehen sind!

Lieblingszitat:

"Wo sind wir hier?"
"Schnauze! Keine dummen Fragen!"



***

Vor "Fortress 2" sollte ein Kurzkommentar zu "Poltergeist III" stehen. Leider habe ich diesen gekillt, da ich zu blöd war die Zwischenablage richtig zu benutzen. Ein verdammter Jammer.

"Poltergeist III" verpasse ich knappe 7/10, ich aber momentan zu frustiert um alles erneut in die Tastatur zu hacken.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Deckschrubber

#4230 - 15.09 10:05

Hab heute "The Descent 2" vor mir liegen. Die Erwartungshaltung ist aufgrund des genialen ersten Teils natürlich groß. Hab von Quentin aber schon gelesen, das man sich den Teil ruhig hätte sparen können. Ich bin ja mal gespannt ob ich mich dem anschließe oder nicht ^^