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FORUM: Medien THEMA: Die Filme grad angesehen
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El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4861 - 22.10 08:34



Tron

Ein Klassiker der uns in die Welt der Datennetze und Programme eines Computersystems entführt. Hab ihn nun auch gesichtet und kann sagen das er für mich persöhnlich zu Recht als Klassiker genannt werden darf. Die Vorstellung der frühen 80er von den internen Vorgängen eines PC's, in einer Zeit in der es weder Internet noch Computer für die private Bevölkerung gab ist einfach Kultig. Zugegeben konnt ich hier und da ein paar schmunzerl nicht vermeiden, vorallem wenn die Akteure von Programmen und Wächtern reden ohne selbst etwas über die Materie zu wissen ist einfach köstlich. Das schmälert natürlich ernsthaftigkeit des films ein wenig, aber das macht ja nichts schließlich leben wir in einer anderen Zeit. Die Optik ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Story hat klare Schwächen dennoch muss ich mich bei Disney für diese Zeitreise bedanken

Den aktuellen Nachfolger Tron: Legacy werd ich mir bei gelegenheit auch noch anschauen.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4862 - 22.10 20:52

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 83 - Die Schwester (Deutschland 1981)

Derrick und Klein wollen nach dem wohlverdienten Feierabend noch ein Bierchen trinken, sich ein paar Bissen in den Rachen schieben. Doch die Leitstelle vereitelt das Vorhaben unserer Helden, schickt sie im Eiltempo in die Räumlichkeiten einer Firma. Dort wurde offensichtlich eingebrochen, wodurch Alarm auf der zuständigen Polizeiwache ausgelöst wurde. Die zunächst eintreffenden Streifenpolizisten hören einen Schuss peitschen, finden wenig später die Leiche des Nachtwächters. Allem Anschein nach befinden sich die Täter noch im Gebäude, es kommt zu einer nervenaufreibenden Verfolgsjagd. In deren Verlauf muss Harry einen der maskierten Verbrecher mit einem gezielten Schuss niederstrecken, da dieser seine Waffe auf Derrick gerichtet hatte. Ausserhalb des Gemäuers geht die Hatz weiter, Harry kann nach einer Verfolgung per Auto einen zu Fuß flüchtenden Täter packen, der ihn jedoch in der anschliessenden Rauferei wieder abschüttelt. Benommen sieht der Kriminalbeamte den Verdächtigen in ein Wohnhaus verschwinden, dessen darauf folgende Durchsuchung leider ohne Erfolg bleibt. Immerhin trifft Klein dort auf die freundliche und attraktive Bewohnerin Doris Menke (Jutta Speidel), die seine kleine Wunde zunächst provisorisch versorgt. Bald besteht traurige Gewißheit, der von Klein getrofffene Gauner ist im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, es handelt sich um einen erst achtzehn Jahre jungen Burschen. Harry macht sich schwere Vorwürfe, sucht Trost bei Doris Menke. Für Harry Klein ein willkommener Rettungsanker, für Doris Menke ein nahezu unerträglicher Zustand, denn noch ahnt die Kripo nichts von ihrer Nähe zu dem getöteten Nachwuchsgangster...

Fritz Wepper darf uns Harry von seiner nachdenklichen und zerbrechlichen Seite zeigen. Sicher hatte der Schuss seine Berechtigung, dennoch wird Harry in einen Strudel aus Selbstzweifeln und Albträumen gesogen. Wepper gelingt es auf überzeugende Weise, Harry über den Part des Wadenbeissers herauswachsen zu lassen. Dank seiner starken Leistung hängt er seiner -ansonsten oft eher eindimensional anmutenden Figur- eine ordentliche Portion Fleisch auf das Charaktergerüst. Horst Tappert erweist sich als fürsorglicher Kollege und besorgter Freund, der sofort die Probleme seines besten Mitarbeiters erkennt, ihn daher ausdauernd auf dem Schirm behält. Jutta Speidel meistert die Darstellung der inneren Zerrissenheit ihrer Figur souverän. Aus ihren Augen bricht der Schmerz über den unerwarteten Verlust hervor, wird sie sich dem Wunsch nach Rache beugen? Ruth Drexel sehen wir in einer kleinen Rolle als Mutter des erschossenen Einbrechers. Matthias Ponnier als kaltherzigen Sohn Drexels, der seinen Bruder rächen will, vor allem aber seinen eigenen Hintern retten möchte, dafür ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht. Peter von Strombeck liefert sich einen ruppigen Schlagabtausch mit Fritz Wepper, Harry muss ordentlich einstecken.

Der Kriminalfall rückt ein wenig in den Hintergrund, diese Folge ist auf Fritz Wepper zugeschnitten, der seine Change nutzt und die gestellte Aufgabe mit Bravour meistert. "Die Schwester" beginnt ungewöhnlich rasant, Action und Spannung dominieren, in der ersten Viertelstunde wird geballert und geprügelt, gejagt und gestorben. Die anschliessende "Dramaphase" nimmt den Fuß erwartungsgemäß vom Gas, wirkt dadurch aber zu keiner Sekunde weniger packend. Für einen kleinen Schmunzler sorgt erneut Derricks Umgang mit Sklave Berger. Derrick und Klein stürmen per pedes aus der Tiefgarage, Berger kommt in flotten Dienstwagen vorgefahren. Flott und bestimmt wird Berger aus dem Auto abkommandiert, er soll sich in der Tiefgarage um den Verletzen kümmern, Derrick und Klein brausen im BMW davon. Tjo, die Männer machen den Männerjob, die Maden halten als Krankenschwester her, hartes Brot für das Bergerlein. Für den Score sorgte einmal mehr Frank Duval, der eine sehr schöne und stimmungsvolle Arbeit abgeliefert hat. Helmuth Ashley hat in der Vergangenheit nicht nur Folgen für die Spitzengruppe abgeliefert, doch je länger der Regisseur für die Reihe tätig ist, umso sattelfester und gelungener flimmern seine Beiträge über den heimischen Bildschirm. "Die Schwester" ist bisher die beste unter Ashleys Verantwortung entstandene Folge, darüber hinaus ein klarer Anwärter auf einen der vorderen Ränge im "Derrick-Universum"!

8/10 (sehr gut)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4863 - 23.10 21:09

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 84 - Tod eines Italieners (Deutschland 1981)

Harry schwärmt Derrick von einen neuen italienischen Restaurant vor, doch vor allem hat es ihm die hübsche Kellnerin Ursula Weichler (Gerlinde Doeberl) angetan. Als die Kriminalbeamten sich ein schmackhaftes Menü gegönnt haben, fällt ihnen das zunehmend merkwürdige und unsichere Verhalten Ursulas auf. Tatsächlich herrscht hinter den Kulissen grosse Aufregung, denn der Restaurantinhaber Mario Forlani (Edwin Marian) wird von verbrecherischen Gesellen erpresst, man will "Schutzgebühren" abkassieren. Ursula ist um ihren Schwager besorgt, der mit ihrer Schwester Anna (Karin Baal) verheiratet ist, mit der er gemeinsam das Restaurant führt. Mario kann und will nicht zahlen, bei einem Treffen mit den Gaunern wird er brutal zusammengeschlagen. Derrick und Klein sind ebenfalls beunruhigt, obwohl sie noch nicht über die Erpressung in Kenntnis gesetzt wurden. Ihr Instinkt täuscht die erfahrenen Ermittler nicht, sie finden den verletzten Mario, sowie Anna und Ursula in der Wohnung der Forlanis vor. Es kommt noch dicker für die Familie, Mario erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen, die harten Schläge und Tritte verursachten innere Blutungen. Nun müssen sich Derrick und sein Team offiziell mit dem Fall beschäftigen, Anna Forlani verfügt über einen wichtigen Hinweis, doch die Angst um ihre Kinder hält die Witwe in einem eisigen Würgegriff...

Karin Baal in einer tragischen Rolle, zur Trauer um den gewaltsamen und sinnlosen Tod des Ehemannes, gesellt sich die nahezu panische Angst vor weiteren Übergriffen auf ihre Familie. Baal war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Anfang fünfzig, vielleicht schon fast ein wenig zu alt für den Part der Anna Forlani, da die Kinder der Eheleute noch recht jung wirken. Doch an solchen Kleinigkeiten will ich mich nicht stören, denn die deutlich gereifte Karin Baal überzeugt auf ganzer Linie. Bereits durch den alltäglichen Stress des Restaurantbetriebs und der Kinderbetreung am Limit, droht sie nun unter der unerträglichen Last und Pein zu zerbrechen. Gerlinde Doeberl wehrt sich als Ursula tapfer gegen die omnipräsente Angst, versucht die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Rolle der Ursula Weichler gibt daher viel mehr her, als nur ein nettes Lächeln für den schmachtenden Harry. Auch Klaus Herm will sich nicht der Angst und Gewalt beugen, als mutiger Kellner hält ihn sogar eine schmerzhafte Tracht Prügel nicht von der Zusammenarbeit mit der Polizei ab. Peter Bertram sehen wir als weiteren Kellner, sein Charakter erscheint im Verlauf der Handlung in einem zunehmend ambivalenten Licht. Die Nebenrollen wurden kaum weniger solide besetzt, Werner Asam will sich mit keinen Schweinereien ein paar Taler verdienen, Karl Walter Diess gibt den Fiesling.

"Tod eines Italieners" beschäftigt sich mit den Thema "Organisierte Kriminalität". Angenehmerweise verlässt sich das Drehbuch nicht ausschliesslich auf ausgelutschte Klischees. Klar, der Erpresste stammt aus Italien, doch die gezeigten Gauner kommen nicht südländisch daher. Der Folge gelingt sogar ein knapper Blick unter die Oberfläche, beleuchtet die Motive eines Verdächtigen, der nicht aus Gier nach Geld oder Luxus handelt. Die Angst der Betroffenen wird nicht an den Pranger gestellt, der mutige Kellner kommt nicht als strahlender Held daher, die Charaktere und ihre Handlungsweisen muten glaubwürdig und bodenständig an. In der Aussage bleibt "Tod eines Italieners" bewusst schwammig. Kämpft gegen die Angst an, aber rechnet mit Konsequenzen, wendet euch auf jeden Fall an die Polizei, so möchte ich es umschreiben. Die Lösung des Falles bedient sich eines einfachen Auswegs, mehr als einen kleinen "Etappensieg" können die Ermittler nicht auf der Habenseite verbuchen, Derrick beschliesst die Folge mit treffsicheren Worten. Zum Auftakt gibt man sich noch locker, Derrick, Klein und Berger haben offenbar einige kleine Clowns verspeist. Berger hat ein paar Szenen mehr als üblich, wächst (fast) über sein sklavisches Dasein hinaus. Harry und die Frauen, eine endlose Gesichte voller Pech, Enttäuschungen und mit sonstigen Hindernissen gespickt. Erneut gelang Helmuth Ashley eine unterhaltsame Folge. Sicher kein Knüller wie kurz zuvor "Die Schwester" (83), aber guter Stoff ohne Schwachpunkte.

7/10 (gut)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4864 - 24.10 07:10



The Eye

Im Alter von fünf Jahren verliert Sydney Wells bei einem Unfall ihr Augenlicht. Zwar ist es der selbstbewussten und charmanten jungen Frau gelungen, ein erfolgreiches Leben als umjubelte Violinistin in Los Angeles zu führen, aber dennoch ist sie erfüllt von der Sehnsucht, wieder sehen zu können. So entschließt sie sich zu einer Operation, die ihr Leben verändern soll, eine Netzhaut-Transplantation. Nach der OP wird Sydneys Sehvermögen auch tatsächlich besser, wären da nicht die schrecklichen Visionen, die sie heimsuchen. Sydney macht sich auf die Suche nach einer Erklärung. Sie muss wissen, von wem sie ihre Augen hat.

quote


Mehr schlecht als recht umgesetztes Asia-Horror-Remake mit ein fünkchen atmosphäre und einer glänzenden Jessica Alba.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4865 - 25.10 22:00


Links: Cover der Box (drei Amaray Cases im Pappschuber) / Rechts: Cover der DVD (auch einzeln erhältlich)


Die Rache der Dinosaurier (USA 1969, Originaltitel: The Valley of Gwangi)

Das goldige Urpferd und der fette Freßsack

T.J. (Gila Golan) betreibt eine Wild West Show, momentan gastiert die Truppe in Mexiko, der Erfolg hält sich in überschaubaren Grenzen. Als plötzlich Tuck (James Franciscus) auftaucht, gerät T.J. umgehend und heftig in Wallung, denn der lebensfrohe Strahlemann war einst ihr Lebensgefährte. Noch immer ist die junge Frau ihrem Ex zugeneigt, schnell verfliegt ihre mühselig aufgesetzte Kratzbürstigkeit. Tuck möchte T.J. (und vor allem sich selbst) zu einem lukrativen Geschäft verhelfen, als diese ihm stolz die kommende Hauptattraktion ihrer Show präsentiert. Es ist kaum zu fassen, aber ein kleines Pferdchen hoppelt fröhlich auf dem Tisch herum, ein Wesen wie aus einer anderen Welt. Kurz zuvor hat Tuck den schrulligen Paläontologen Professor Bromley (Laurence Naismith) kennengelernt, der beim Anblick des Tierchens völlig aus dem Häuschen gerät. Tatsächlich scheint es sich um ein Urpferd zu handeln, eine seit vielen Millionen Jahren ausgestorbene Tierart. Die alte Mexikanerin Tia Zorina (Freda Jackson) warnt ständig und ausdauernd vor dem verbotenen Tal -aus dem das Tierchen stammt- ihre Schergen entwenden das Pferdchen aus der Obhut seiner neuen Besitzerin. T.J., Tuck, Bromley und diverse Helferlein heften sich an die Fersen der Diebe, nach einem flotten Ritt findet man einen Zugang in das sagenumwobene Tal. Was die Dame und ihre Herren dort erwartet, übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen des fachkundigen Prof. Bromley. Im vermeintlichen Paradies für Forscher und Geschäftemacher lauern allerdings immens gefährliche Ungetüme, darunter der stattliche und extrem gefräßige Allosaurus Gwangi...

Meine ältesten Erinnungen an wirklich beeindruckende Streifen, mich gewissermaßen fürs Leben prägende Werke, beziehen sich auf Gruselfilme der britischen Schmiede Hammer (Dracula, Blut für Dracula, Dracula jagt Mini-Mädchen), die damals wohl den Grundstein für meine Liebe zum Horrorkino legten. Dazu gesellen sich die ebenfalls im Gedächtnis eingebrannten Begegnungen mit japanischen Monsterknüllern (Godzilla, Die Rückkehr des King Kong). Später tauchten Filme auf meinem Schirm auf, bei denen Ray Harryhausen für die Monstereffekte sorgte. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir die Suitmation-Stampfer aus dem Land der aufgehenden Sonne noch immer (und ewig) näher am Herzen liegen, doch den knuffigen Stop-Motion Ungetümen von Harryhausen kann ich mich ebenfalls nicht entziehen. Klar, wer Monster und Monsterchen mag (oder gar liebt), der kommt nicht an den animierten Schätzchen des guten Ray vorbei. Noch heute fällt zuerst der Name Ray Harryhausen, wenn der Mann einen Film mit seinen Ungeheuern bereicherte, meist stehen Regisseure und Schauspieler in der zweiten Reihe. Dies ist bezeichnend für die Klasse und Bedeutsamkeit dieses legendären Könners, dessen liebevoll gestaltete Effekte jedes CGI-Spektakel zum kalten Kaffee degradieren. Star der Sause ist der ständig hungrige Saurier Gwangi, der sich kleinere Vertreter aus der Urzeit schmecken lässt, sich mit feisten Vierbeinern aus seinem Umfeld prügelt, vor allem Freude an seiner neuen Leibspeise Menschlein hat. Gwangi kommt zwar erst in der zweiten Filmhälfte zum Zuge, dafür dann aber nach allen Regeln der Stop-Motion Kunst! Zuvor darf das putzige Urpferchen unsere Herzen erobern, das Harryhausem mit sehr viel Fingerspitzengefühl (im wahrsten Sinne des Wortes) zum Leben erweckt hat. Ich will mich nicht endlos über die Klasse der Monsterszenen auslassen, es gibt Kämpfe, Entführungen und Krawall auf die Augen, für die liebreizenden Momente sorgt der winzige Traber des Jahres.

Die Story erinnert immer wieder an den Klassiker "King Kong und die weiße Frau". Wie ein einfallsloses Plagiat fühlt sich "Die Rache der Dinosaurier" jedoch nie an, dafür sorgt (nachrangig zur Arbeit Harryhausens) die clevere Verknüpfung von Westernfeeling und Monsterfilm, die wahrlich nicht alltäglich anmutet. Mir erscheint die Idee nicht nur klug, ich halte sie für durchaus mutig, denn die Gefahr sich zwischen alle Stühle zu setzen, ist nicht von der Hand zu weisen. Zwar gelingt die Verknüpfung der unterschiedlichen Genres im Ansatz ordentlich, doch Regisseur Jim O'Connolly inszeniert zu bieder und unkreativ, reizt die mutige Idee der Story nicht aus. Auch die Riege der Schauspieler kann mich nur bedingt erfreuen, werfen wir einen Blick auf die Herrschaften. James Franciscus gefiel mir in "Die Rückkehr zum Planet der Affen" (1970) und Dario Argentos "Die neunschwänzige Katze" (1971) sehr gut, in der Rolle des Sunnyboys Tuck kommt er bei mir nicht vollständig an. Zu uninteressant erscheint mir sein gelecktes Auftreten, ich musste mir grosse Mühe geben, Franciscus in dieser allzu glatten Ausführung zu mögen. Gila Golan kommt nicht über "nett" hinaus, die nur "angetäuschte Kantigkeit" ihres Charakters wird schnell zur Nebensache, ihr gezähmter Anflug von Sexappeal erinnert leider stetig an die späten fünfziger Jahre. Nahezu alle weiteren Mitstreiter bleiben austauschbar, lediglich Laurence Naismith kann sich als kauziger Professor immer wieder aus der öden Masse hervorheben. Ok, Freda Jackson gibt die "alte Hexe" herrlich geifernd, ihre Leistung soll nicht unterschlagen werden, so viel Zeit muss sein.

Will man einem Monsterfilm tatsächlich ankreiden, dass die Schauspieler weitgehend die Rolle von "Alibi-Füllmaterial" einnehmen? Sicher nicht, oder? Wenn jedoch der Versuch unternommen wird, zwei nicht näher verwandte Genres zu verbinden, dann sollte man IMHO nicht nur den Monstern den Starruhm überlassen. Wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lasse, entstehen fantastische Bilder vor meinen entzündeten Augen. Anstatt in den USA hätte man den Streifen in Italien produziert, einen Mann wie Enzo G. Castellari auf dem Regiestuhl platziert, kernige Fratzen aus dem Italowestern vor die Kamera geholt, Ray Harryhausen seine Monster in diesem Umfeld für Angst und Schrecken sorgen lassen. Pünktlich zum Finale wäre ein Japaner im Monster Suit aufgetaucht, hätte mit gewaltigem Getöse das gesamte Szenario planiert. Hilfe, wäre ich nicht bereits seit Jahren aus dem Verkehr gezogen, würde bei diesen Gedanken eine gigantische Erektion meine Windel sprengen! Doch wie tönt es unüberhörbar aus dem prall gefüllten Phrasenschwein: "Das Leben ist kein Wunschkonzert!" Schade, schade, schade...

Fazit, Fazit. Fazitpopazit.
• Harryhausen und seine Monster, Knuffelchen und Knuffelmonsterchen = Knuffig, oberknuffig, putzig, süß und herzallerliebst!
• Die Idee Western und Monsterfilm zu verbinden = Sehr lobenswert, leider zu zaghaft und bieder umgesetzt.
• Die Damen und Herren vor der Kamera = Mittelprächtig bis schlapp, immerhin sorgen Laurence Naismith und Freda Jackson nach Kräften für Stimmung.


Die Monster verdienen eine Bewertung im Bereich der Höchstnote, keine Frage. Der "Rest" fällt (zu) stark ab, ebenso keine Frage. Letztlich reicht es für meinen Geschmack nur zu einem Platz im vorderen Mittelfeld, denn inzwischen habe ich jede Menge Genrebeiträge inniger ins Herz geschlossen, wirkt der Gesamteindruck auf mich eine Spur zu unrund (bla...). An der DVD aus der "Ray Harryhausen Collection" (Warner) gibt es nicht viel zu bemängeln. Labeltypisch geht das Bild in Ordnung, reisst das "Drumherum" aber keine Bäume aus. Immerhin gibt es vier Trailer zu sehen, zusätzlich eine kurze Dokumentation und ein kleines Easter Egg. Die Scheibe war auch einzeln erhältlich, in der Box befinden sich ferner "Dinosaurier in New York" (1953) und "Kampf der Titanen" (1981).

6,5/10 (oberste Mittelklasse) Die Monster sprengen die Skala, sie mögen mir die Bewertung bitte nachsehen.

Lieblingszitat:

"Sie sind wahnsinnig. Völlig wahnsinnig!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4866 - 28.10 07:57



Mega Monster Movie

Bo Zenga, einer der Macher des ersten Scary Movie Teils, versucht sich hier in seiner eigenen Parody. Dabei nimmt er die 6 berühmtesten Slasher-Killer auf den Kakao. Von Chucky der Mörderpuppe, über Freddy Kruger bis hin zu Jason aus Halloween. Aber halt Stop! Gibt es nicht schon genug lausige Parodien der Art? Ja gibt es, was den Teil hier aber unterscheidet, ist (bis auf den schlechten Anfang) das er ab und an richtig unterhaltend und lustig ist. Vorausgesetzt man schaltet seinen Kopf ab (bei den anderen Parodien hat selbst das nicht geholfen^^)
Steve Howey hat als Hauptdarsteller Stan Helsing durchaus etwas Charme, die anderen sind neben Komikerlegende Leslie Nilsen der hier seinen letzten Filmauftritt vor seinem Tod hatte alle austauschbar.
Einordnen würd ich "Mega Monster Movie" im letzten unteren Sektor der Mittelklasse.




Killer Elite

Mexiko im Jahre 1979: Nach einem einschneidenden Einsatz entschließt sich der Auftragskiller Danny Bryce (Jason Statham) seine blutige Profession endgültig aufzugeben. Doch sein Mentor und Freund Hunter (Robert De Niro) will noch einmal richtig absahnen, gerät dabei aber an einen besonders heiklen Auftrag. Ohne zu wissen, wen er eigentlich umbringen soll, nimmt er von einem omanischen Scheich sechs Millionen Dollar an. Als er jedoch erfährt, dass es sich bei den Zielpersonen um vier Ex-Mitglieder der berüchtigten britischen Militär-Spezialeinheit SAS (British Special Air Service) handelt, versucht er zu fliehen, wird jedoch von den Männer des Scheichs am Flughafen wieder aufgegriffen. Nun ist es an Danny, aus dem Ruhestand zurückzukehren und den Job zu Ende zu bringen, damit sein langjähriger Weggefährte Hunter nicht im Kerker des Scheichs verrotten muss...

quote


Handfeste Action, sehr spannende Inszenierung und toll gespielte Charakter sind der Inhalt dieses Action-Dramas das auf dem Buch "The Feather-Man" basiert und die Geschichte zweier Auftragskiller beschreibt die es mit Ex-SAS-Agenten aufnehmen. Absolut zu empfehlen! Keine CGI-Effekte, dafür richtige handgemachte Action wie aus den 80ern. Super.
Superturd

RANG Deckschrubber

#4867 - 28.10 14:57

Den werd ich mir wohl auch ansehen
ASCH

RANG God of Clanintern

#4868 - 28.10 20:09

Diesmal im Ultrakurzformat:


Re-Animator (USA 1985)

Überdrehter Pseudo-Frankenstein im Gewand der achtziger Jahre. Starke Besetzung, gelungene Inszenierung, abgeschmeckt mit saftigen Panschereien, gekrönt durch herrlichen Humor. Jeffrey Combs als von seiner Idee besessener Herbert West ist großartig. Er will den Tod um jeden Preis überwinden, für die "Wiedererweckten" kein Grund zur Freude. David Gale sorgt als (zeitweise) kopfloser Bösewicht für Radau. Der "eigentliche" Hauptdarsteller Bruce Abbott schlägt sich tapfer, Barbara Crampton zeigt ihre fruchtige Auslage vor. Stuart Gordon verdanken wir einige schaurig-schöne Sausen, z. B. die knuffige Mechklopperei "Robot Jox". Mein Liebling ist jedoch der atmosphärisch sehr dichte "Dagon" (2001).

Zu "Re-Animator" liegen etliche DVD-Ausgaben vor, in meiner Sammlung befindet sich eine kleine Hartbox aus dem Hause CMV (Cover B). Der Streifen liegt in ordentlicher Qualität vor, wird sogar in zwei unterschiedlichen Schnittfassungen angeboten, kleinere Unzulänglichkeiten werden vermutlich nur Technikfetischisten stören. Die knackige und kürzere "Unrated-Fassung" gefällt mir besser, der längere Cut ist jedoch ebenfalls eine Sichtung wert. Solide Scheibe zu einem unverzichtbaren Horrorklassiker aus den Achtzigern.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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GSI - Spezialeinheit Göteborg: Zwischen den Fronten (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst, Folge 1 bringt es sogar auf Überlänge (116 Minuten). Der Auftakt "Zwischen den Fronten" führt Johan Falk zurück an seine alte Wirkungsstätte, allerdings in eine neue Einheit, die es mit den besonders fiesen Gesetzesbrechern aufnimmt. Jakob Eklund mag noch immer nicht unbedingt ein grandioser Schauspieler sein, doch die Rolle des kernigen Johan Falk ist wie für ihn geschaffen, die paar zusätzlichen Jahre stehen im bestens zu Gesicht. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau, für eine Fernsehproduktion geht es ab und an recht ruppig und blutig zur Sache.

Unterhaltsamer Krimi/Thriller mit Actioneinlagen. Ein guter Start, ich bin auf die weiteren Episoden gespannt. Alle sechs Teile sind als BD-Set erhältlich, auf zwei BDs befinden sich jeweils drei Folgen. Die gebotene Qualität befindet sich auf dem Niveau einer HD-Fernsehausstrahlung, selten macht die Kompression auf sich aufmerksam. Zunächst sollte man sich die vor der Serie spielenden Filme anschauen, dadurch wird der Zugang zur Figur Johan Falk deutlich leichter. "Zwischen den Fronten" lässt noch Raum für Verbesserungen, ich werde nach erfolgter Sichtung darüber berichten (oder auch nicht).

7/10 (gut)
тiтaη ▪ feels just like it should

RANG Ober0wn3r

#4869 - 28.10 20:18

jup, killer elite steht für sonntag auf dem programm.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4870 - 29.10 07:17

kleine anmerkung zu Killer Elite:
der trailer lässt einen falschen eindruck erahnen, man bekommt den eindruck das es sich um einen rasanten actionreißer handelt. dem ist aber nicht so, vielmehr gibt es ruhige und dramaturgische einlagen vorallem bei den charakteren. es wird nicht planlos geschossen, sondern die aufträge werden vorher präzise geplant und ausgeführt. nur so als vorabinfo
ASCH

RANG God of Clanintern

#4871 - 29.10 22:18

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 85 - Das sechste Streichholz (Deutschland 1981)

Henry Janson (Tommi Piper) ist der Inhaber einer Diskothek, zu seinem Disc Jockey Jo Mahler (Thomas Schücke) hat er kein gutes Verhältnis. Nach der üblichen Öffungszeit hält sich Janson noch im Büro seines Schuppens auf, plötzlich steht Konrad Vollmer (Pierre Franckh) mit einer Pistole in der Hand vor dem Geschäftsmann. Ein Schuss fällt, Henry Janson ist tot. Der Taxifahrer Rolf Heckel (Jacques Breuer) meldet den Schuss seiner Zentrale, wenig später nehmen Derrick und Klein die Ermittlungen auf. Egon Janson (Robert Atzorn), der Bruder des Mordopfers, verdächtigt Jo Mahler, der jedoch von einem plötzlich auftauchenden Augenzeugen, einem älteren Herrn (Hans Hessling), entlastet wird. Ferner gibt Mahlers Bekannte Irmgard Schneider (Sissy Höfferer) ihm ein Alibi für den Zeutpunkt der Tat, ergo ist zunächst kein Hauptverdächtiger greifbar. Nach und nach wird ein interessantes Beziehungsgeflecht sichtbar, die in den Fall verwickelten jungen Leute scheinen sich allesamt näher zu kennen...

Tommi Piper hatte bereits mehrere starke Auftritte in der Serie, hier wird er allerdings sehr früh aus dem Spiel genommen, immerhin kommt er in Rückblenden erneut zum Zuge. Jacques Breuer spielt solide, steht aber im Schatten von Thomas Schücke, der Gelegenheit zur Darstellung eines heißkalt-arroganten Charakters bekommt, seine Bühne zum Vortrag pseudo-philosophischer Ausführungen nutzt. Das Drehbuch und Schücke überspannen den Bogen zeitweise, letztlich wird die tendenziell etwas dröge Folge dadurch jedoch aufgewertet. Pierre Franckh gibt (wie so oft) einen verstörtes Bürschlein, was ihm erwartungsgemäß gut gelingt. Schade, Franckh beschäftigt sich inzwischen mit fragwürdigen Veranstaltungen, hat die Schauspielerei aufgeben (oder übt sie zumindest auf eine Art aus, ich halte mich an dieser Stelle besser zurück). Sissy Höfferer bleibt unscheinbar, austauschbar, ihre Rolle gibt nicht viel her, daher ist dies nicht als negative Kritik zu verstehen. Hans Hessling punktet als einsamer Spießbürger, dessen beschränktes Weltbild er perfekt auf den Bildschirm zaubert. Robert Atzorn bleibt eine Randerscheinung, der Fokus liegt auf anderen Figuren. Wie üblich agiert ein gutes Ensemble vor der Kamera, teils mit angezogener Handbremse. Echte Höhepunkte sind nicht zu vermelden, viele andere Folgen bieten weitaus mehr.

Alles läuft recht vorhersehbar ab, hin und wieder stören moralinsaure Zwischentöne. Alfred Vohrer gehört zu meinen Lieblingsregisseuren aus Deutschland -nicht nur (aber auch) wegen seiner Beiträge zu "Derrick"- hier kann er aus der durchschnittlichen Story nicht mehr als eine "brauchbare" Folge formen. (Zu) selten lässt er Horst Tappert von der Leine, der in solchen Momenten sehr gekonnt mitzieht. Mir würde "Das sechste Streichholz" vermutlich besser gefallen, wenn Vohrer sich mehr Freiheiten gegönnt hätte, ein wenig die wilde Wutz durchs Szenario getrieben hätte. Sicher wäre dies einigen "Kritikern" sauer aufgestoßen, da die Hintergründe der Tat von traurig-ernsthafter Natur sind. Schade, ich mag vermeintlich unpassende Ausritte, weiß Mut und Frechheit (meist) zu schätzen. Nach dem großen Erfolg von "Angel of Mine" (aus "Dem Mörder eine Kerze", 77), wollte Frank Duval offenbar mit aller Gewalt einen weiteren Hit, ständig haut man uns einen Song namens "Cry (For our World)" um die Ohren. Während "Angel of Mine" als angenehme Untermalung durchgeht, nagt "Cry ..." mit zunehmender Spieldauer und Häufigkeit an den Nerven, Duval hat weitaus besseres Material produziert. Im direkten Vergleich zu den starken bis sehr starken Folgen 81-84, fällt "Das sechste Streichholz" deutlich ab, rettet sich lediglich auf knappe

6/10 (obere Mittelklasse)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4872 - 30.10 11:32


Kleine Hartbox aus dem Hause CMV


Guayana - Kult der Verdammten (Mexiko, Panama, Spanien 1980, Originaltitel: Guyana, el crimen del siglo)

Im Banne des Scheinheiligen

"Normalerweise" sollte nun mein üblicher Kurzkommentar folgen. Da ein geschätzter Kollege aus einem meiner "Stammforen", jedoch bereits einen perfekten Beitrag zu diesem sehr sehenswerten Film verfasst hat, will ich es in diesem Fall bei einem Link belasssen, denn ich habe nichts mehr hinzuzufügen.

Begleite mich nach Johnson Town

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 86 - Prozente (Deutschland 1981)

Martin Schlehdorn (Gerd Baltus) und seine Ehefrau Gerlinde (Gerlinde Locker) benötigen dringend einen Kredit, haben bei den üblichen Anbietern allerdings schlechte Karten. Als Herr Schlehdorn ein Gespräch mit dem Kreditwucherer Hollerer (Rolf Boysen) in dessen Büro führt, fallen unvermittelt mehrere Schüsse im Vorraum, sofort vermutet Hollerer einen Anschlag auf sein Leben, sperrt in grösster Eile die Tür seines Raumes zu. Wenig später wagt Schlehdorn einen Blick in das Vorzimmer, dort liegt der sterbende Herr Mahler (Willy Semmelrogge) auf dem Boden, ein Mitarbeiters des Kredithaies Hollerer. Vor dem Haus wartet Gerlinde Schlehdorn im PKW der Eheleute, folglich muss sie den Täter aller Wahrscheinlichkeit nach gesehen haben. Martin Schlehdorn wittert seine Chance, er will das Wissen seiner Frau gezielt nutzen, nach Möglichkeit die überhöhten Kreditzinsen drücken. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein in das luxuriöse Anwesen Hollerers, der dort Frau Mertens (Barbara Rütting) und Herrn Brasse (Michael Degen) beschäftigt, die sich in erster Linie um seine an den Rollstuhl gefesselte Tochter Alice (Sunnyi Melles) kümmern. Offensichtlich erwartet der Beutelschneider einen weiteren Anschlag auf sein Leben, ebenso fürchtet er einen Übergriff auf seine Tochter. Während die Kriminalpolizei eine heisse Spur verfolgt, geht per Telefon die Mittteilung über einen weiteren Mord ein...

Rolf Boysen stellt den knallharten Geschäftsmann äusserst überzeugend dar. Zunächst umgarnt er potentielle Kunden, wer seine Pratiken jedoch hinterfragt, wird mit aalglatter Kaltschnäunzigkeit abgespeist. Sein Gewissen (falls überhaupt vorhanden) regt sich nicht, generell sind immer andere Schuld, und "er hat die Welt schliesslich nicht gemacht". Boysen darf jedoch auch eine andere Seite des unangehmen Charakters Hollerer zeigen. Um seine Tochter sorgt er sich aufrichtig, will die junge Frau vor der harten Realität ausserhalb des herrschaftlich anmutenden Wohnhauses schützen. Dabei kommt ein nahezu überfürsorgliches, erdrückendes Verhalten ans Tageslicht, die übliche Spieldauer von knapp einer Stunde, lässt eine intensive Verfolgung dieses Ansatzes freilich nicht zu. Gerd Baltus ist gewissermaßen die Verkörperung des "unscheinbaren, durchschnittlichen Spießbürgers", der hin und durch nervös-hinterhältige Anflüge aus seinem Korsett entfliehen möchte. Auf Baltus ist wie immer Verlass, eine für ihn typische Rolle, die er mit der für ihn typischen Klasse meistert. Gerlinde Locker bleibt gewollt unscheinbar und unsicher, wird passenderweise von ihrem Filmgatten gegängelt. Barbara Rütting und Michael Degen werden von ihrem Chef mit kühler Arroganz behandelt, der von Degen dargestellte Herr Brasse mutet eher schlicht an, strampelt sich ähnlich wie Baltus/Schlehdorn ab, indes fehlt ihm der clevere Ansatz. Sunnyi Melles wird ab und an durchs Bild geschoben, Willy Semmelrogge darf zum Auftakt den grummligen "Vorzimmersklaven" geben. Martin Semmelrogge taucht in der späten Phase der Folge auf, glotzt ein wenig aufgedunsen aus der Wäsche. Wie immer: Gute Arbeit, die Damen und Herren vor der Kamera verstehen ihr Handwerk.

"Prozente" bringt eine interessant konstruierte Geschichte auf den Bildschirm, die Verknüpfung unterschiedlicher Motive findet meine volle Zustimmung (oder sind sie Motive gar nicht von unterschiedlicher Natur? Überprüft es bitte selbst!). Leider mutet die Auflösung des zweiten Mordes extrem einfallslos an, an dieser Stelle mangelte es dem Autor vermutlich an guten Einfällen, vielleicht wollte man die Zuschauer auch nicht überfordern. Gut gelungen ist die Doppelbödigkeit der Charaktere, sogar der arg unsympathische Kreditwucherer Hollerer ist zu warmherzigen Gefühlen und echter Besorgnis fähig, zumindest im Hinblick auf seine Tochter. Besonders positiv ist mir das Spiel Boysens aufgefallen, als er in einem Gespräch mit Gerd Baltus von schleimig-unechter Freundlichkeit auf die kalt-selbstherrliche Schiene ausweicht, grandios! Die musikalische Untermalung hält sich diesmal sehr zurück, ganz im Gegensatz zur Folge davor (Das sechste Streichholz, 85). Theodor Grädlers Inzenierung ist handwerklich in Ordnung, die Schwächen der Story versucht er nicht durch Krawall oder Popanz zu übertünchen. Herbert Reinecker gelang es nicht, beide Taten mit einer ansprechenden Auflösung auszustatten, der erhobene Zeigefinger wedelt immerhin nicht allzu penetrant vor unseren Nasen herum. Von der Spitzengruppe bleibt "Prozente" deutlich entfernt, der Fan bekommt eine ansprechende Folge in solider Qualität geboten.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)



Folge 87 - Der Untermieter (Deutschland 1981)

Zehn Jahre verbrachte Walter Buschmann (Peter Kuiper) im Gefängnis, nun ist der Tag seiner Entlassung endlich gekommen. Leo Kurat (Fritz Strassner) soll sich um die gesellschaftliche Eingliederung des Ex-Häftlings kümmern, stösst jedoch von Beginn an seine Grenzen. Buschmann fährt zu seiner ehemaligen Lebensgefährtin Gudrun Kaul (Lisa Kreuzer), zu der er seit zehn Jahren keinerlei Kontakt mehr hatte. Inzwischen führt Gudrun mit ihrem zehnjährigen Sohn und ihrem Gatten Ulrich Kauf (Horst Sachtleben) längst ein beschauliches Dasein, in ihrem Leben ist kein Platz mehr für ihren damaligen Freund. Buschmann hat Kenntnis von seiner Vaterschaft, trotz aller Warnungen und Bitten seitens Leo Kurat, dringt er mit eisiger Bestimmheit in das Leben der Familie Kauf ein. Verzweifelt versucht Gudrun Kaul ihren Sohn zu schützen, kann sich aber nicht gegen Buschmann behaupten. Gleiches gilt für Ulrich Kauf, der der kaltschnäuzigen Art seines Widersachers nichts entgegensetzen kann. Kurat informiert Derrick über seine Beobachtungen und Befürchtungen, der Oberinspektor war damals mit Buschmanns Fall betraut. Derrick überkommt ein ungutes Gefühl, denn während der Richter vor zehn Jahren "ledliglich" auf Totschlag urteilte, war (und ist) der Kriminalbeamte fest davon überzeugt, dass Buschmann zu jener Zeit einen eiskalten Mord verübte...

Peter Kuiper legte als irrer Frauenmörder in "Tod am Bahngleis" (Folge 5) eine nachhaltig beeindruckende Vorstellung hin, die zu den stärksten Momenten des "Derrick-Universums" zählt. In Folge 34 (Tod des Wucherers) spielt er einen cholerischen Kredithai. Obschon man ihm dort nach wenigen Minuten den Löffel entreisst, bleibt auch dieser Auftritt langfristig im Gedächtnis haften. Sein dritter Streich ist nicht weniger eindrucksvoll geraten, als Walter Buschmann versetzt er eine kleine Familie in Angst und Schrecken. Sein Vorgehen ist eiskalt und berechnend, seinen Opfern geht im Würgegriff der Furcht mehr und mehr der Atem aus. Buschmann hingegen stellt seinen langen Atem unter Beweis, lässt sich sogar durch Derricks Versuch der Famlie Kauf zu helfen, nicht einen einzigen Millimeter von seinem perversen Vorhaben abbringen. Lisa Kreuzer taucht immer wieder in der Reihe auf, erweist sich dabei als erstaunlich wandlungsfähig. Auch die Rolle der zunehmend verzweifelten Mutter und Ehefrau meistert sie souverän. Horst Sachtleben ist dem "Feind im Bett" nicht nur körperlich unterlegen, er kann sich auch verbal nicht gegen die unfassbaren Vorträge des unerwünschten Gastes behaupten. Hans-Jürgen Schatz war lange Zeit in der TV-Serie "Der Fahnder" zu sehen, spielte dort an der Seite von Klaus Wennemann. Hier sehen wir in als Studenten -pikanterweise studiert er ausgerechent Jura, was sich allerdings nicht als hilfreich erweist- der bei den Kauls ein Zimmer zur Untermiete bewohnt. Das kleine Ensemble liefert eine tadellose Vorstellung ab, Peter Kuiper spielt erneut sehr beeindruckend.

Regisseur Michael Braun durfte mit "Der Untermieter" eine packende Folge in Szene setzen, die in weiten Teilen kammerspielartig angelegt wurde. Die abstossende Vorgehensweise des "Bösewichts" ist perfekt eingefangen, kommt ohne wüste Prügeleien oder Pöbeleien aus, Kuiper geht in der Rolle des Walter Buschmann ruhiger, methodischer und abgebrühter vor, wirkt dadurch umso erschreckender. Mir ist zwar das extrem passive Verhalten der Familie Kaul unverständlich, aber vermutlich gibt es jede Menge Menschen, die sich dem Diktat eines Soziopathen dieses Kalibers beugen würden. Was tun gequälte und unterlegene Hunde, die sich ängstlich in eine Ecke zurückziehen? Sie ergeben sich völlig dem dominanten Gegenüber, können aber auch in Angstbeisserei verfallen. Ähnliches bekommen wir in dieser Folge zu sehen. Ständig stellt man sich die Frage, wann die Lage völlig aus dem Ruder läuft, es zu einer Eskalation, Eruption kommt. Mit der Auflösung bin ich nicht ganz zufrieden, zu einfach und lasch klingt das Geschehen aus. Zugegeben, weitere Gedankenspiele werden dem Zuschauer nicht verboten, daher will ich ich nicht mit Ausdauer nörgeln. Die Musik steuerte Klaus Doldinger bei, der sich auf dezente Untermalung beschränkte. Bei der ungeliebten Zahlenwertung verhindert das (in meinen Augen) schwache Finale, dann doch noch den Sprung in die höchsten Regionen, für ein rundes "gut" reicht es aber allemal.

7/10 (gut)

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Trick 'r Treat - Die Nacht der Schrecken (USA 2007, Originaltitel: Trick 'r Treat)

Wilde Pippimädchen, Rotkäppchen, ein irrer Killer, sonstiges Gezücht und jede Menge Kürbislaternen

(Bereits vor zwei Jahren habe ich einen Kurzkommentar zu diesem Film gepostet, aus aktuellem Anlass wurde er ein wenig überarbeitet.) Auf die Handlung werde ich nicht näher eingehen, die Spoilergefahr ist schlicht und ergreifend zu gross. Ein paar Zeilen möchte ich aber dennoch loswerden, damit zumindest ein kleiner Einblick in diesen schönen Streifen möglich ist. Der Film erzählt mehrere kleine Geschichten, die allesamt lose miteinander verbunden sind. Dies erinnert den Zuschauer spontan an die herrlichen Episodenfilm-Perlen der britischen Filmschmiede Amicus, welche während der sechziger und siebziger Jahre über die Leinwände flimmerten. Freilich auch die Creepshow Reihe, für die 1982 der Startschuss erfolgte. Bei "Trick 'r Treat" laufen die Geschichten aber nicht lediglich nach einer starren Reihenfolge ab, die Erzählung springt mehrfach hin- und her, dadurch entsteht ein frischer, kurzweiliger Gesamteindruck. Die Auswahl der Unholde und Stories ist gut geglückt, auch wenn man manches schon in ähnlicher Form zu sehen bekam. Alles spielt sich an Halloween ab, wann auch sonst? Eine kleine und unheimliche Gestalt namens Sam zieht wie ein (blut)roter Faden durch den Film, überwacht die Einhaltung alter Halloween-Traditionen äusserst aufmerksam, greift bei Verstößen mit ruppiger Unnachgiebkeit zu harschen Bestrafungsmaßnahmen.

Die Verwendung vermeintlich abgedroschener Klischees erweist sich hier als großer Glücksfall. Der geneigte Zuschauer wird sofort in eine schaurig-schöne Welt eingesogen, in der für jede Menge wohligen Grusel und packenden Horror garantiert wird. Selbstverständlich sollen sich die Ereignisse in einer typischen Kleinstadt der USA zutragen, das fallende Laub kündet vom Herbst und von Halloween. Die Macher haben "Trick 'r Treat" mit einer wundervollen Optik ausgestattet, die herrliche Atmosphäre verspricht ein Märchen für große Kinder. In dieser Hinsicht geht der Streifen weiter als viele verwandte Beiträge. Die gewählten Schauplätze mögen gewöhnlich sein, doch deren eskapistische Darstellung zieht den faszinierten Betrachter in eine andere Welt hinein. Eine düstere und gruselige Welt, vor allem aber in eine grandios gestaltete Traum- und Märchenwelt. So überzeugt nicht nur die kurzweilige Anlage der Gesichten, sondern auch die formvollendete Optik, die sehr viel zur bezaubernden Atmosphäre beisteuert. An dieser Stelle ist der Griff in die Mottenkiste mit meinen Lieblingswörtern unvermeidlich: "Trick 'r Treat" ist ein knuffiger Atmosphärenschmeichler erster Güte! Zitate aus anderen Filmen sind bei "Trick 'r Treat" nie frecher Diebstahl, sondern Sympathiebekundungen, Liebeserklärungen.

Zusammenfassend: Die gesamte Sause ist sehr schön und stimmungsvoll inszeniert, der perfekte Stoff für einen gepflegten Gruselabend im Herbst, die schönste Jahreszeit lässt sich mit einem Film wie "Trick 'r Treat" noch intensiver geniessen. Die Erstsichtung vor zwei Jahren erfolgte "einen Abend zu spät". Diesmal habe ich den Termin nicht verpasst, in der vergangenen Nacht erfreute mich der Streifen punktgenau zu Halloween. Die Damen und Herren vor der Kamera machen ihren Job ordentlich, einige bekannte Gesichter sind mit an Bord. Da wäre z. B. Dylan Baker in einer der eindrucksvollsten Rollen des Films zu nennen, völlig durchgeknallt und mit mehr als irren Vorlieben. Brian Cox gibt den alten Griesgram, während die anmutige Anna Paquin in einer sehr ***STOPP***(!!!). Mehr wird nicht verraten, fiese Spoiler könnten hinter jedem Satz lauern. Michael Dougherty lieferte mit "Trick 'r Treat" sein erstes abendfüllendes Werk ab, leider folgte bisher keine weitere Regiearbeit des offensichtlich talentierten Herrn. Die Vermarktung des Streifens ist kein Ruhmesblatt, Warner liess den fertigen Film zunächst im Regen stehen, ein anderer Verleiher für den geplanten Kinostart fand sich nicht. 2009 erfolgte immerhin eine Auswertung auf DVD, meiner Meinung nach hätte der Flick zuvor auf die Leinwände in aller Welt gehört. Die Altersfreigabe verwundert ein wenig, musste man unbedingt "Keine Jugendfreigabe" ziehen? Die "Blaue 16" hätte völlig ausgereicht, denn weder Gewalt noch Nacktheit werden ausufernd zelebriert, sonstige "Schä(n)dlichkeiten" konnte ich ebenfalls nicht erkennen.

"Trick 'r Treat" hat das Potential zum zukünftigen "Halloween-Klassiker", wird mir mit Sicherheit noch einige unterhaltsame Abende bescheren. Ich erhöhe von 7,5/10 auf 8/10 (sehr gut), die mir nach der Zweitsichtung absolut angemessen erscheinen!

Lieblingszitat:

"Charlie Brown ist ein Arschloch!"
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4873 - 03.11 15:19



Tucker&Dale vs. Evil

endlustige Slasher-Comedy um eine gruppe von College-Kids die auf zwei "Landeier" treffen und gleich von denen denken das es Psychos sind. Doch Tucker und Dale sind ganz liebenswerte Typen die keiner Fliege was zu leide tun können...

einen guten vorgeschmack auf diesen film bekommt man durch den Trailer. Ich kann ihn jedem empfehlen, hab mich schlappgelacht

http://youtu.be/D7g5-40dWQw
ASCH

RANG God of Clanintern

#4874 - 03.11 21:51


Kleine Hartbox von X-Cess


Die Bestie aus dem Weltraum (Italien 1980, Originaltitel: La bestia nello spazio)

Im Birkenhain kopulieren Pferdelein

Captain Larry Madison (Vassili Karis) wird auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. In den Eingeweiden des weit entfernten Planeten Lorigon, wird ein grösseres Vorkommen des begehrten Metalles Autalium vermutet, ein unschätzbar wertvoller und wichtiger Stoff. Mit einer kleinen Crew macht sich Madison auf den Weg, an Bord befindet sich auch die attraktive Offizierin Sondra Richardson (Sirpa Lane). Pikant, denn kurz zuvor verbrachte man eine eindringliche Nacht miteinander, doch die Protagonisten sollen bald ganz andere Sorgen haben. Kurz vor Lorigon kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der durchtriebene Händler Juan Cardoso (Venantino Venantini) will sich die Beute unter den Nagel reissen, verpasst dem Schiff Madisons eine feiste Breitseite. Knapp entgehen die Damen und Herren vom Militär einer Katastrophe, landen wenig später tatsächlich auf dem angepeilten Planeten. Lorigon kommt Lieutenant Richardson bekannt vor, schon vor der gefährlichen Reise wurde sie von bizarren Albträumen geplagt, in denen sie sich vermutlich auf Lorigon befand. Plötzlich wird die Mannschaft von einem rätselhaften Ungetüm attackiert, kann sich dem Zugriff der erschreckenden Gestalt jedoch entziehen. Captain Madison und ein Teil der Besatzung begeben sich auf die Suche nach dem Autalium, sie geraten in einen grotesken Strudel aus Wahn und Lust, treffen auf einen alten Bekannten und sonstige Gesichtsruinen...

Regisseur Alfonso Brescia inszenierte in den sechziger Jahren ein paar Sandalenfilmchen, gefolgt von diversen Italowestern, die bekanntlich ab Mitte der Sechziger die Helden in Sandalen verdrängten. Ab 1977 sorgte Brescia für einige Science-Fiction-Trasher, nachdem er sich zuvor/währenddessen mit dem Polizei-/Gangsterfilm beschäftigte. Der Begriff "Trash" wird seit einigen Jahren überstrapaziert, doch auf "Die Bestie aus dem Weltraum" trifft dieses Wörtchen zweifellos zu, hier hagelt grober Unfug ohne Pause oder Gnade auf den Zuschauer hernieder. Kulissen der billigsten Sorte, herrliche knuffig-bescheidene Raumschiffe, "typische" SF-Schaupläze wie ein völlig harmlos anmutender Birkenwald. Achja, die Raumschiffmodelle sind bereits keine Meisterleistungen, aber die "Innenausstattung" der Gefährte spottet jeder Beschreibung, unglaublich. Freilich darf es bei all diesem Stumpfsinn nicht an bekloppten Uniformen fehlen, die mich spontan an "Bavas Planet der Vampire auf Crack" erinnern. Die "Handlung" wird immer wieder durch unerotisches Gerödel gestreckt, bei dem sich die Herrschaften wahlweise im Wald oder zwischen bunten Kissen besteigen. Die vorliegende DVD bietet zwei unterschiedliche Fassungen an, auf die ich gegen Ende des Kurzkommentares eingehen werde.

Für die Rolle des Helden wählte man Vassili Karis, der in mehr als vierzig Filmen aus der zweiten und dritten Liga mitwirkte. Karis mutet "irgendwie" wie einer dieser unsympathischen Banker oder Versicherungsfritzen an, die ihren Opfern mit fragwürdigen Verträgen das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen gedenken, aber wozu braucht eine Granate wie "La bestia nello spazio" einen Superman(n)? Meist glotzt Herr Karis debil aus den Glupschern, unter Druck offenbart er dennoch echte Führungsqualitäten, die Damen liegen ihm sowieso zu Füßen. Venantino Venantini dürfte fast jedem Freund gepflegter Eurokultunterhaltung schon häufiger begegnet sein, als schlitzohriger Händler sorgt er für manchen Schmunzler. Neben Vassili Karis und Venantino Venantini, ist Claudio Undari die bemerkenswerteste Erscheinung in den Reihen der Herrenriege, er gibt den geheimnisvollen Onaf, einen Bewohner des Planeten Lorigon. Zwar taucht Undari erst recht spät auf, hinterlässt aber besonders bei der weiblichen Hauptdarstellerin einen tiefschürfenden Eindruck. Wenn Onaf die untere Hälfte seines traumhaften und wohlgeformten Körpers schlagartig enthüllt, werden neue Standards in den Disziplinen brechreizanregende Behaarung und bedrohliche Hammergröße gesetzt. Es ist unbeschreiblich, ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen! Sirpa Lane ist eindeutig das Schmuckstück unter den Damen, die aus Finnland stammende Blondine zeigt ihren schmackhaften Körper vor, begibt sich mit Vassili Karis in den Nahkampf, entdeckt unter der Anleitung von Claudio Undari neue Gebiete auf dem Feld der Höhlenforschung. Damit sind die relevanten Akteure genannt, die übrigen Herren bleiben austauschbar, die ergänzenden Damen sind nett anzuschauen, gewähren selbstverständlich mehrfach freien Blick auf ihre fruchtig-frischen Auslagen.

Mit ein paar Zeilen lässt sich "Die Bestie aus dem Weltraum" nicht angemessen beschreiben oder würdigen. Nahezu jede Einstellung ist purer Unsinn, Schund und entbehrt Sinn und Verstand. Unglaubliche Dinge spielen sich vor den Augen des Betrachters ab. Dümmliche Raumfahrer taumeln durch einen Wald, fühlen sich plötzlich ganz seltsam, unvorbereitet erblicken sie Pferde beim Akt, werden bei dieser Aussicht selbst spitz... Wenig später landen sie in Onafs Anwesen, wo fleissig gebechert und natürlich nach allen Regeln der Kunst gepimpert wird. Achso, erwähnte ich bereits, dass der superdupermächtige Megarobotercomputer Zokor über den Planeten Lorigon herrscht, der mit blecherner Hand und eiserner Härte gegen alle Störenfriede vorgeht? Nein? Macht nichts, denn allerspätestens beim Anblick der Leibgarde Roboimperators erleidet ihr eine Zwerchfellruptur! Übrigens ist der besagte Roborocker völlig durchgeknallt, laut Onav sind bei Zokor vor ewiger Zeit diverse Transistoren verglüht, nun haben wir den Salat.

Alfonso Brescia (unter dem Tarnnamen Al Bradley am Start) hat einen Klassiker für die Ewigkeit vom Stapel gelassen (muhahaharrr)! Vermutlich werden mindestens 98% der Menschheit dem Druck dieser Granate nicht gewachsen sein, spätestens nach fünf Minuten vor Wut die DVD aus dem Fenster werfen. Wer jedoch nicht vor "echtem" Schund zurückschreckt, sich mit einer extrem beknackten Synchro anfreunden kann (die deutsche Fassung macht richtig Freude!), dazu noch ein Herz für "unerotische Erotikszenen" hat... Der sitzt entweder längst in der Klapse und wurde dauerhaft sediert, oder gehört zu einer asozialen Randgruppe verwirrter Filmfanatiker, die vor kaum einer Entgleisung wahnsinniger Murksbrüder zurückschrecken. Bitte, wer sich irgendwie angesprochen fühlt, sagt die nächste Sitzung beim Psychoklempner ab, zieht euch lieber diesen Stoff ins Hirn (aber werft mir nachher nicht vor, dass ich euch nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt hätte!). Weil es gerade so gut passt, möchte ich die versprochenen/angedrohten Worte zu den beiden Fassungen loswerden. "Standard" kommt ohne HC-Einschübe ins Haus, während die "XXX-Version" ein paar Momente dieser Gangart einstreut. Ein wenig Gesauge und Gerammel ohne Tarnkappe, doch insgesamt wirkt die Version ohne HC "runder". Allzu groß sind die Unterschiede sowieso nicht, die HC-Fassung punktet mit mehr Ausblicken auf den Gnadenhammer Onafs, der mit seinem Gummiprengel eine widerspenstige Pforte durchschreiten möchte. Ergo erreicht die HC-Version letztlich den gleichen Unterhaltungwert.

Bevor ich es vergesse, möchte ich auf den sehr schönen Score von Pluto Kennedy (Marcello Giombini) hinweisen. Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen "Siebziger-Jahre-SF-Mucke" und "C64-Geschwurbel", tatsächlich lieferte Giombini später Arbeiten für C64-Spiele ab, der legendäre Computer eroberte ab 1982 die Wohnzimmer in aller Welt (aber das ist ein anderes Thema. Hach, Nostalgie in Vollendung). Abschliessend ein Blick auf die DVD aus dem Hause X-Cess. Während in den USA (Severin) und Großbritannien (Shameless) bereits DVDs vorlagen, war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt längst überfällig. Angenehmerweise packte X-Cess gleich beide Fassungen auf die Scheibe, die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, ein paar Boni runden den positiven Eindruck ab. Im Zuge des grassierenden "Hartboxenwahns", bietet das Label den Streifen mit drei unterschiedlichen Covern an, eine kleine und zwei große Hartboxen wurden auf den Markt geworfen, der Inhalt ist identisch.

Wie zum Henker soll ich "Die Bestie aus dem Weltraum" in Zahlen bewerten? Ein unmögliches Unterfangen! 9/10 Sympathiepunkte? 11/10 Trashpunkte? Reicht das als Hinweis, Warnung, Drohung, Bankrotterklärung? Liebhaber wissen sowieso Bescheid, Neugierige sind gewarnt, der Masse geht es am Popo vorbei.

Lieblingszitate:

"Bring mir eine Uranusmilch." & "Du standest bisher unter einer geistigen Einengung!"
Superturd

RANG Deckschrubber

#4875 - 04.11 14:00

Margin Call - Der große Crash

Die Inhaltsbeschreibung wird mir schon schwer fallen, weil ich mich mit diesem ganzen Finanzkram nicht so auskenne. Ich bitte das zu entschuldigen

Eine große Manhattan-Bank räumt auf und entlässt reihenweise Mitarbeiter. Einer davon, Eric Dale, arbeitete gerade an einer Simulation, die er einen seiner unteren Mitarbeiter anvertraut. Sullivan, eigentlich ein diplomierter Raketenwissenschaftler, korrigiert und vervollständigt die Simulation und stößt dabei auf eine erschreckende Erkenntnis: Je nach Kursschwankung könnten die Immobilienprodukte der Bank den Wert der Bank nihilieren, und der Trend dahin hält schon seit 2 Wochen an.
Noch in der Nacht wird daraufhin die Führungsriege bis hin zum Vorstand zusammengetrommelt und man berät, was nun zu tuen ist.

Margin Call ist so unaufgeregt, wie man es eigentlich nicht von einem Film zur jüngsten Finanzkrise erwartet. Es wird kein Absturz gezeigt, es gibt keine Panik, keine großartigen persönlichen Schicksalsschläge, wenn man mal von dem Tod eines Hundes absieht.
Der Film handelt lediglich hinter den Kulissen der Bank, über ihre Büroarbeit, Vorstandstreffen, Mitarbeitergespräche. Es kommt während der Handlung des Film auch garnicht zum Crash, sondern er wird nur durch die Handlung provoziert. Und alle Beteiligten wissen davon.

Es geht viel mehr um die Schilderung inwiefern sich die Personen, die für so etwas verantwortlich sind, auch tatsächlich daran beteiligen. Fast jeder von ihnen hat Gewissensbisse, jeder hat seine eigene Sicht zu den Dingen und dennoch finden sie alle am Ende einen Grund das zu tuen, was sie nicht tuen sollten. Dabei wirkt der Film so authentisch wie es nur geht, weil man sich eben auf eine kleine Lokalität konzentriert und auf Verfremdungseffekte verzichtet. Es wird nichts überzeichnet oder karikiert.
Dazu kommt noch das wenig bescheidene Aufgebot an Starschauspielern, die allesamt ihre Figuren überzeugend rüberbringen.

Ein nicht gerade unterhaltsamer, aber lehrreicher und faszinierender Film. Am Ende sind auch die Bänker eben nur Menschen und die Menschen nur Bänker.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4876 - 05.11 00:17


#10 der Koch Media Western Collection



Glut der Sonne (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Dove si spara di più

Milchbubi muckt auf

Kalifornien ist groß. Doch nicht groß genug für die Familie Mounters und den Clan der Campos, die sich seit ewigen Zeiten gegenseitig abmurksen. Gerade hat es mal wieder einen Burschen aus den Reihen der Campos erwischt, doch statt der üblichen Rache verfolgt das Oberhaupt der Sippe (Rufino Inglés) einen hinterlistigen Plan. Er schlägt dem Chef der Mounters (Luis Induni) ein faires Duell zwischen den verfeindeten Familien vor, ausgetragen auf neutralem Boden, überwacht von einem unparteiischen Beobachter. Mounters willigt ein, gerät wenig später mit seinen Leuten in einen Hinterhalt, trotz deutlicher Verluste kommen die Mounters mit einem blauen Auge davon. Ärgerlicherweise haben die Campos den "Schiedsrichter" im Sack, gleiches gilt für den korrupten Sheriff (Piero Lulli). Unglücklicherweise fällt der junge Johnny Mounter (Peter Lee Lawrence) in Feindeshand, kann sich aber gemeinsam mit dem pfiffigen Gauner Lefty (Andrés Mejuto) aus dem Staub machen. Lefty bringt seinem Schützling den Umgang mit dem Colt bei, die Bardame Rosalind (Maria Cuadra) führt Johnny in tiefere Regionen ein, verliebt sich in das blonde Bürschlein. Doch seine wahre Liebe soll Johnny an anderer Stelle begegnen. Als er mit Lefty eine Kutsche überfällt, trifft er auf die bezaubernde Giulietta (Cristina Galbó, die dem jungen Mounters gehörig den Kopf verdreht. Zu blöd, denn Giulietta ist die Tochter des alten Campos, überdies hinter den Kulissen längt dem schmierigen Sheriff versprochen, den ein ganz besonderes Ereignis mit dem zukünftigen Campos-Obermotz Rodrigo (Peter Martell) verbindet. Keine guten Vorzeichen für die Liebe der jungen Generation, nicht nur die Familienfehde und der Sheriff stellen schier unüberwindbare Hindernisse dar, auch die eifersüchtige Rosalind ist verdammt sauer...

Gianni Puccini inszenierte nur einen Western, wird ansonsten eher dem "anspruchsvolleren" Kino zugerechnet. "Romeo und Julia" musste als Vorlage herhalten, das Drehbuch überzeugt mit einem interessanten Beziehungskonstrukt, weicht (teils) erfrischend vom üblichen Schema ab. Gute Voraussetzungen für einen ganz besonderen Italowestern, der mich letztlich aber nicht vollständig überzeugen kann. Die folgen Zeilen suchen nach einer Erklärung.

Zu Beginn drückt der Streifen mächtig auf die Atmosphärentube, tischt uns sofort das stilvoll eingefangene Ende eines Zöglings aus dem Lager der Campos auf. Blut, Schweiss und Hass. Eine wüste Ballerei lässt nicht lange auf sich warten, die Vorstellung der relevanten Figuren nimmt ein wenig mehr Raum ein, was in diesem Fall ausdrücklich zu begrüßen ist. Ich erlaube mir den Sprung zum Finale. Erneut wird regnet es aus allen Läufen Blei, die Reihen lichten sich rasant. Wirklich innovativ ist der Krawall nicht ausgeführt, der Fan sollte aber weitgehend zufriedengestellt werden. Einerseits werden (im wahrsten Sinne des Wortes) keine Gefangenen gemacht, andererseits fällt das Ende nicht für alle Beteiligten so konsequent aus, wie ich alter Miesepeter mir es gewünscht habe. Ein kleiner Höhepunkt ereilt uns dennoch, eine -in diesem Umfeld- sehr grotesk anmutende Gestalt taucht wie aus dem Nichts auf, mehr will ich wegen akuter Spoilergefahr nicht verraten. Nun haben wird also einen sehr starken Auftakt, obendrauf ein solides Finale mit verzeihbaren Schwächen. Doch was passiert in der übrigen Zeit? Tja, die wird leider, leider von zu viel Peter Lee Lawrence (bürgerlich Karl Otto Hirenbach, hier als Arthur Grant unterwegs) dominiert, dessen "schwachmatische Unpräsenz" mir den Genuss immer wieder verhagelt. Was macht der Typ falsch? Sicher ist er nicht unbedingt ein begnadeter Schauspieler, was ich ihm an dieser Stelle aber gar nicht ankreiden will. Fakt ist, ich mag den Schmalhans nicht, er nagt an meinen Nerven. Hinzu kommt noch die -für meinen Geschmack- unsympathische Anlage der Figur Johnny Mounters, ich mag solche "kleinen Früchtchen mit grossen Problemen" nicht ertragen. Wie bitte? Ausgerechnet ich begebe mich auf den ausgetretenen Pfad der engstirnigen Nörgelei, wo ich doch (fast) immer jeden Darsteller unbedingt mögen will!? Schon plagt mich mein schlechtes Gewissen, trotzdem kann ich meine Abneigung gegen diese Made nicht zügeln.

Noch immer steht die Frage im Raum, was macht der arme Karl Otto verkehrt??? Vermutlich fast nichts, ich bin inkompatibel, verzeiht mir. Eventuell hatte ich irgendwann Albträume, in denen mich ein Stoffel wie Karl Otto zum Sechs mit flachbrüstigen Thai-Frauen zwingen wollte, die Kassengestelle von Fielschwamm trugen und hysterisch keiften. Verdammt, ich habe keinen blassen Schimmer! Genug davon, werfen wir einen Blick auf die anderen Akteure vor der Kamera, den Damen gewähre ich den Vortritt. Cristina Galbó geniesst bei mir stets Kredit, immerhin wirkte sie in Lieblingen wie "Das Leichenhaus der lebenden Toten" (Non si deve profanare il sonno dei morti, 1974) & "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972) mit. In diesem Western ist sie noch mehr Mädchen als Frau, passt daher noch nicht in mein Beuteschema. Cristinachen ist putzig, süss, man muss sie einfach mögen, sie spielt die Rolle der Giulietta sehr liebenswert, bei Bedarf legt sie kratzbürtige Anfälle hin. Richtig gut hat mir María Cuadra gefallen, die mit ihrer Mixtur aus Erotik, Sehnsucht und Verschlagenheit den Puls beschleunigt. Ana María Noé sehen wir als Ehefrau des alten Mounters, der von Charakterkopf Luis Induni verkörpert wird, den man aus unzähligen Europroduktionen kennt. Andrés Mejuto hat keinen leichten Job, er hat viele gemeinsame Szenen mit dem doofen Karl Otto, die durch seinen kauzigen Knuffel Lefty in deutlich erträgliche Bahnen gelenkt werden. Die Stars sind für mich allerdings Piero Lulli und Peter Martell. Lulli dringt die Verdorbenheit aus jeder Pore, aus seinem Gesicht sprechen Arroganz und Niedertracht, eine grossartige Vorstellung! Peter Martell ergänzt den Auftritt von Piero Lulli, zeigt eindeutig sadistische Neigungen (Gefangenenfolter, die eigene Schwester brutal verprügeln). Lulli und Martell kommen dermaßen ekelhaft rüber, ich verspüre den Wunsch die eigenhändig über den Haufen zu scheissen (haha, der verunglückte Kalauer des Tages). Besser kann man "Westernfieslinge" kaum zum Leben erwecken, zu solchen Zwecken müsste schon ein Kinski aus der Kiste hüpfen. Bevor ich mich in weitere Peinlichkeiten und Entgleisungen verstricke, soll an dieser Stelle genug zu den Schauspielern gesagt sein.

"Glut der Sonne" ist ein interessanter Western, ein besonderer Western. Kein Meisterstück wie der im selben Jahr entstandene "Töte, Django" (Se sei vivo spara), aber ein aus der Masse "irgendwie" hervorstechender Beitrag. Auf den Habenseite stehen ein paar solide "Standardszenen" (was keinen Widerspruch zur "Besonderheit" des Films darstellt), wenige härtere Momente, ein kaputt-frecher Einfall, Paul Naschy in zwei kleinen Rollen (ich verzichte auf die üblichen Begeisterungsstürme zum Thema Naschy, sonst tippe ich noch nächste Woche an diesem Kurzkommentar herum). Weiterhin spielt die Besetzung (überwiegend) stark auf, sind die Spannungen innerhalb des Geflechts reizvoll, bieten Kamera, Schnitt und Musik ordentliche Qualität. Die deutsche Synchronisation leistet sich ein paar Flapsigkeiten, bietet aber ansonsten kaum Anlass zur Beschwerde. Für 7/10 sollte es reichen, doch Karl Otto grätscht mit solch nachhaltig schmerzhafter Gewalt dazwischen, ich muss einen vollen Punkt abziehen. Erneut: Es tut mir leid!

Koch Media hat mit der "Regenbogen-Reihe" vielen Fans des Eurowestern eine grosse Freude gemacht. Obschon ich mit "Glut der Sonne" nur zum Teil glücklich sein kann, verneige ich vor den Köchen, denen wir die Präsentation nahezu vergessener Schätzchen verdanken, auch wenn nicht alle Sausen mitten ins Zentrum der Lust treffen. Die DVDs dieser Reihe gehören in jede gepflegte Sammlung, sofern man ein Herz für Western aus Italien/Europa im geschundenen Leib trägt. "Glut der Sonne" liegt in sehr schöner Verfassung vor, eine Prise sehenswertes Bonusmaterial rundet den erstklassigen Eindruck ab, das Digipak ist sowieso (wie immer) toll gestaltet.

6/10 (...und wer mit Karl Otto keine Schwierigkeiten hat, der darf locker einen fetten Punkt addieren)

Lieblingszitat:

"Vor Ungeziefer schützt man sich, indem man es zerquetscht!"
ASCH

RANG God of Clanintern

#4877 - 05.11 21:20

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 88 - Tod im See (Deutschland 1981)

Rudolf Wiegand (Robert Atzorn) gerät auf dem Starnberger See in einen Sturm, sein Segelboot kentert, Wiegand kann in letzter Sekunde gerettet werden. Auf Nachfrage der Rettungskräfte gibt er an, dass auch seine Ehefrau Ursula (Maria Sebaldt) an Bord gewesen sei, die anschliessende Suche bleibt jedoch erfolglos. Herr Randolf (Heinz Moog), der Vater der Vermissten, ist sofort fest davon überzeugt, dass sein Schwiegersohn nicht die Wahrheit sagt, Ursula aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ermordet hat. Der ältere Herr sucht Derrick und Klein auf, die zunächst keinerlei Hinweise auf eine Straftat erkennen können. Als die Kriminalbeamten sich schliesslich ein Bild von Rudolf Wiegand machen, keimen erste Verdachtsmomente gegen den leicht reizbaren Burschen auf. Die Ehe der Wiegands war offenbar schon seit einiger Zeit schwer zerrüttet, Rudolf Wiegand unterhielt schon vor dem Verschwinden seiner Gattin ein Verhältnis zu Anita Kampe (Christiane Krüger). Ferner findet sich kein Zeuge, der Ursula Wiegand am Tag des Sturms auf dem Boot gesehen hat. Für Derrick besteht inzwischen kein Zweifel mehr, Ursula Wiegand wurde von ihrem Ehemann ermordet. Aber wo sollen die Ermittler ansetzen, die Leiche der Frau ist nicht auffindbar, eindeutige Zeugenaussagen sind gleichfalls Mangelware...

Robert Atzorn spielt einen Charakter am Rande des Irrsinns. Auf den zunehmenden Ermittlungsdruck reagiert er mit Gereizheit, verliert mehr und mehr die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen, bringt letztlich seine "Verbündete" gegen sich auf. Eine starke Vorstellung, konsequent unsympathisch und glaubwürdig. Christiane Krüger mutet zunächst wie das "typische blonde Liebchen" an, bietet aber dennoch mehr als eine hübsche Fassade. Sie glänzt in sehr starken Szenen mit Horst Tappert, in der Autor Herbert Reinecker seinem Hang zu philosophisch angehauchten Dialogen nachgibt. Heinz Moog tobt in der Rolle des zornigen Schwiegervaters und (eher nebenher) trauernden Vaters durchs Bild. Holger Petzold untermauert in einer kleinen Nebenrolle, die Fragwürdigkeit des von Atzorn dargebotenen Verdächtigen. Für Willy Schäfer (Berger) fallen erneut lediglich ein paar Krümel ab, er darf am Ende der Folge den Schrott aus dem Büro seiner Herrschaften entfernen.

Obwohl "Tod im See" nur ein kleines Ensemble auffährt, mutet diese Folge zu keiner Zeit wie ein Kammerspiel an. Herbert Reinecker hat weitaus packendere Geschichten erdacht, hier läuft alles viel zu schematisch ab, mangelt es an Höhepunkten und Griffigkeit. Die ausgelutschte "Zermürbungstaktik" zeugt ebenso von der wenig kreativen Arbeit Reineckers. Da kann auch -der von mir sehr geschätzte- Alfred Vohrer nicht viel ausrichten, mehr als brave Kost wird nicht geboten. Dank der üblichen Klasse der Schauspieler, wird der Fan immerhin zufriedengestellt, nachhaltigen Eindruck hinterlässt Folge 88 leider nicht. Erstaunlich, wo manch andere Episode durch (pseudo)-philosophische Dialoge (fast) beschädigt wird, sind diese Momente die bescheidenen Glanzlichter von "Tod im See". Immerhin klingt der Score von Frank Duval diesmal kantiger, erinnert teilweise an die Folgen aus der ganz frühen Phase der Reihe (1974-75), an denen Duval noch nicht beteiligt war. Insgesamt eine Folge aus dem Unterhaus der Reihe, die spürbar hinter dem Durchschitt (der bei gefühlten 7/10 liegt) zurückbleibt.

6/10 (obere Mittelklasse)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4878 - 06.11 17:14



Downstream - Endzeit 2013

Misslungenes Endzeitdrama ohne wirkliche Story, lahme action und durch und durch austauschbare Darsteller.
dennoch kurz zur story: Der Menschheit geht das Öl aus, kurz darauf regiert in den Städten das Chaos, die Menschen fliehen aufs Land. Hinzu kommt noch das sich plötzlich bei allen Frauen Krebs entwickelt und keine von ihnen älter als mitte zwanzig werden. Also sind auch die letzten überlebenden Frauen, nehmen Benzin, wertwolles "Tauschgut" für die hauptsächlich männlche Bevölkerung. In dieser Zeit sucht der Alleingänger "Wes" nach einer sagenumwobenen Stadt namens "Plutopia" in der angeblich das Leben so wie früher läuft...
ASCH

RANG God of Clanintern

#4879 - 06.11 21:57

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 89 - Die Stunde der Mörder (Deutschland 1981)

Herr Bonna (Rolf Becker) leitet ein Altersheim der gehobenen Güteklasse. Momentan muss er sich dem Urteil des Gerichts stellen, er soll drei Bewohner des Heims ermordet haben. Glück für Bonna, er wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Herr Mahler (Horst Caninenberg) ist alles andere als zufrieden mit diesem Urteil, der rüstige Rentner sitzt während vieler Verhandlungen als Zuhörer im Gerichtssaal. Nach dem Freispruch übernimmt Bonna sofort wieder die Leitung des Seniorentempels, wird von den Bewohnern freundlich begrüßt und beglückwunscht. Mahler taucht auf, gibt vor sich für ein Zimmer in Bonnas Wohnheim zu interessieren, einige Stunden später liegt Bonna erschossen im Hausflur des Gebäudes. Frau Dederich (Luitgard Im), die wichtigste Mitarbeiterin des Getöteten, kann sich an keine besonderen Vorkommnisse erinnern, lediglich ein gewisser Herr Mahler ist ihr im Gedächtnis geblieben. Derrick fühlt Mahler auf den Zahn, der kann jedoch ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Zeitpunkt der Tat mit seinem Enkelkind Inge (Irina Wanka) in der Oper. Eine weitere Person kommt zu Tode, ein ebenfalls aus Mangel an Beweisen freigesprochener Bursche, der vermutlich trotz seiner Schuld nicht verurteilt werden konnte. Auch das zweite Opfer hatte zuvor Kontakt zu Herrn Mahler, der jedoch erneut über ein bombensicheres Alibi verfügt. Derrick fällt zunehmend die regelrechte Besessenheit des älteren Herrn auf, die Ermittlungen werden in Richtung Mahler und Umfeld gelenkt...

Horst Caninenberg sehen wir als offensichtlich gut situierten Rentner, der sich in ein trügerisches Netz verstrickt hat, Selbstjustiz mit Gerechtigkeit verwechselt. Derrick hat dazu (wie könnte es anders sein) die passenden Worte parat, die er dem selbsternannten "Gesetzeshüter" eindringlich ins Gehör massiert. Caninenberg spielt seine Rolle mit "nüchterner Konsequenz", nur ansatzweise droht sein Herr Mahler die Contenance zu verlieren. Rolf Becker steht der glatte Fiesling gut zu Gesicht, seine Motive bleiben teils ungeklärt, was die Fragwürdigkeit seines gewaltsamen Ablebens unterstreicht. Irina Wanka gibt das wohlerzogene Enkelchen des Hauptverdächtigen Mahler, Beatrice Norden ihre Mutter. Wie auch Luitgard Im kann man den Damen ein gutes Zeugnis ausstellen, obwohl ihre Auftritte lediglich in die Kategorie "solides Schauspiel" fallen (viel mehr geben diese Rollen sowieso nicht her). Rudolf Fernaus Auftritt gerät einprägsamer, er scheint hinter die Fassade des ersten Opfer zu blicken. Eine Aufzählung der weiteren Nebendarsteller würden den Rahmen sprengen, Hans Caninenberg ist (neben Tappert) ganz klar der Dreh- und Angelpunkt dieser Folge. Fritz Wepper beeindruckt mit einem extrem "eigenwilligen" Sakko, welches mit seinem sehr "speziellen" Design die Augen des Zuschauers drangsaliert (Schmunzelgarantie inklusive!).

"Die Stunde der Mörder" ist sicher kein besonders raffiniert angelegtes Stück Krimiunterhaltung. Immerhin gewinnen die Ermittler Erkenntnisse, die den Fall auf eine grössere Tragweite anwachsen lassen, die zumindest über die frühen Gedankenspiele hinausreichen. In erster Linie ist "Die Stunde der Mörder" ein eindringliches Plädoyer gegen Selbstjustiz, ein klares Bekenntnis zu unserer bestehenden Rechtsordnung (Derrick obliegt die Aufgabe die -von mir unterstellten- Ansichten und Absichten des Autors dem Betrachter nahezubringen). Theodor Grädler inszenierte ohne Krawall und Effekthascherei, kein Hauch von Popanz lenkt von der "Message" ab. Frank Duvals Kompositionen neigen oft -spätestens zum Ausklang der Folge- zu angenehmer Melancholie und/oder kitschigem Geschleim, diesmal tönt es während des Abspanns überraschend kantig aus den Lautsprechern. Interessantes Detail am Rande: Das "Altersheim" dient heute als "Fürstenhof" in der ARD-Daily "Sturm der Liebe". Ich war mir zunächst nicht sicher, aber ein Blick auf die deutsche Derrick-Fanseite #1 bestätigte meine Vermutung. "Die Stunde der Mörder" bietet angenehme Derrick-Kost, knapp unterhalb des Durchschnitts. Nicht mehr, nicht weniger.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4880 - 07.11 16:12



Nightmare Before Christmas

i love it!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4881 - 08.11 22:25


DVD aus Italien (Raro Video)


Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)

Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen

Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seiner Mutter, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) als seine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, die sich vor vielen Jahren in Michael Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???

Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.

Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackend Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, der als Schauplatz für "feucht-glibbrige" und "nass-rote" Vorfälle herhält. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert.

Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. Ich schrieb es bereits häufiger, mir ist Laura Gemser "zu wenig Frau", mir fehlen die entscheidenden Rundungen. Trotzdem sehe ich Laurachen immer wieder gern, sie ist mir sympathisch, ihre Filmographie trifft meinen Nerv. Noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?

"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!

Mir liegt die italienische DVD von Raro vor, die mit ihrer reichlich mittelprächtigen Bildqualität der Atmosphäre des Streifens nicht gerecht wird. Mir ist diese Scheibe freilich lieber als keine Scheibe, eine verbesserte Auswertung wäre allerdings sehr zu begrüßen, verdient hat der Film es zweifellos. Immerhin liegt ein kleines Booklet bei, im Bonusbereich plauert FX-Bursche Sergio Stivaletti fleissig drauf los. Übrigens liegt der Ton in italienischer und englischer Sprache vor. Ein Vergleich lohnt, denn die musikalische Untermalung unterscheidet sich teils sehr deutlich! Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Your Mother is a Monster of evil"
(Welch infame Unterstellung!)
ASCH

RANG God of Clanintern

#4882 - 10.11 22:03

Die Fortsetzung der "Masters of Horror" Sause


Blu-ray von Anchor Bay (USA)


Deer Woman (USA 2005)

Detective Dwight Faraday (Brian Benben) geniesst bei seinen Kollegen kein hohes Ansehen. Seit einiger Zeit darf er sich nur noch um belanglose Fälle kümmern, wenn der ihm zugeteilte Bereich "Animal attacks" keine Vorkommnisse zu bieten hat, starrt Faraday hauptsächlich Luftlöcher ins das trostlose Großraumbüro der Polizeiwache. Weil sich kein Kollege dazu aufraffen kann einem befremdlichen Anruf nachzugehen, wird der aufs Abstellgleis geschobene Detective mit der lästigen Aufgabe betraut. In einem Truck wurde ein bizarr anmutender Klumpen gefunden, der Fahrer der Zugmaschine ist nicht auffindbar. Schnell steht fest, dass es sich bei dem grausigen Fund um einen zu Mettgut verarbeiteten Menschen handelt, noch schneller drängt man Faraday aus dem Fall heraus. Gemeisam mit Officer Jacob Reed (Anthony Griffith), einem vorwitzigen Streifenpolizisten, befasst sich Faraday auf eigene Faust mit der rätselhaften Angelegenheit. Weitere Tote werden aufgefunden, die Körper der Männer wurden ebenfalls zu Brei geschlagen. Alle Überreste weisen Hufspuren auf, Abdrücke eines Hirsches oder eines Rehs, die Pathologin Dana (Sonja Bennett) kann sogar DNA dieser Wildtiere nachweisen. Doch welcher Hirsch greift Menschen an, lässt nur einen blutigen Klumpen von ihnen übrig? Auch die Tatorte passen teils nicht ins Bild, seit wann laufen Hirsche in Hotelzimmern herum? Detective Faraday stellt seinem Boss diverse Ermittlungsansätze vor, die Kollegen haben nur Hohn und Spott für ihn übrig. Als sich der in Ungnade gefallene Gesetzeshüter schliesslich doch noch offiziell mit den Geschehnissen beschäftigen darf, ist er der Wahrheit näher als er zu glauben wagt, tatsächlich macht eine ganz besondere Frau die Stadt und das Umland unsicher...

Uff! Am liebsten würde ich es bei einer eindeutigen Aufforderung belassen. SCHAUT EUCH UNBEDINGT DIESE WUNDERVOLLE SCHÖPFUNG VON JOHN LANDIS AN! Ja genau, dieser John Landis, dem wir Perlen wie "Blues Brothers" (1980) und "American Werewolf" (1981) zu verdanken haben. Landis setzt nicht auf wüstes Gemetzel, er baut auf herrlichen Humor und liebenswerte Charaktere. Angenehmerweise bekommt der Zuschauer es nicht mit stumpfsinnigem Klamauk zu tun, sondern mit feinem Humor, wirklich witzig-spritzigen Dialogen, die von den starken Darstellern punktgenau vorgetragen werden. Mit Zitaten aus dieser Episode könnte man etliche Seiten füllen, hört euch z. B. die Ausführungen bezüglich erschreckender Fälle an, die sich im London der frühen achtziger Jahre zugetragen haben (bei vielen Filmfreunden wird es heftig klingeln. Klar, Landis verweist augenzwinkernd auf seinen eigenen Klassiker "American Werewolf". Wer die Herren zu einem Häufchen Hackepeter verarbeitet ist klar, Landis gibt uns keine Rätsel auf, die "Wild-Dame" darf ihre Reize mehrfach ausspielen. Wenn das wilde Rehweibchen auftaucht, setzt Landis stets auf die Erotik seiner Schauspielerin (Cinthia Moura), selbstverständlich mit dem hier omnipräsenten Humor garniert. Gewalt und Action spielen nur eine untergeordnete Rolle, lediglich das Finale haut milde auf den Putz. Wer beim Stichwort "Horror" in erster Linie auf Brutalitäten und Terror geeicht ist, der wird mit "Deer Woman" vermutlich wenig Freude haben, dies als Warnung an die Fraktion der ganz, ganz harten und bööösen Damen und Herren.

Brian Benben ist ein unscheinbarer Typ, was ihn wie geschaffen für den Part des frustrierten Detective Faraday macht (Benben durfte in "Dark Angel" (1990) an der Seite meines geliebten Dolph Lundgren agieren. Das geht euch am Popo vorbei!? Banausen!). Faraday scheint in seinem Umfeld kaum noch wahrgenommen zu werden, ab und an wird er zur Zielscheibe für abfällige Bemerkungen der Kollegen. Die grotesken Morde wecken neue Lebensgeister, plötzlich scheint seine Existenz wieder einen Sinn zu bekommen, füllt der Tod der unglücklichen Opfer sein tristes Dasein mit Leben. Freilich giert man ständig nach Hintergrundwissen, will erfahren warum Faraday für seine Kollegen (und sich selbst) zu einer Art Unperson wurde. Keine Angst, das Drehbuch lässt den Zuschauer nicht im Regen stehen, erwartet von der Erklärung aber keine allzu kreativen Ausritte. Anthony Griffith trägt als Streifenbulle Jacob Reed zur "Auferstehung" Faradays bei, die Gespräche der beiden "Helden" sind großartig, meine Schenkel musste etliche Klopfer über sich ergehen lassen. Sonja Bennett gibt eine kauzig-hübsche Leichenzerlegerin, fungiert gelungen als zusätzliche Sympathieträgerin. Cinthia Moura ist vor allem verdammt sexy, Herr Landis gewährt uns sehr schmackhafte Anblicke (danke!). Wortlos wickelt sie ihre hormongesteuerten Opfer um die Hufe (sorry, DER musste sein), die Herren gaffen und reden sich geil, die allumfassende Ernüchterung folgt auf dem Hufe (es reicht!). Genug zum Ensemble, die weiteren Mitwirkenden fügen sich gelungen in das Gesamtbild ein. Ätzende Kollegen, ein grantiger Chef, spitze Trucker und sonstiges Gezücht.

Fazit: Humor der besten Sorte, tolle Schauspieler, extrem kurzweilige Unterhaltung. Ich kenne die deutsche Synchronisation leider nicht, im Original macht "Deer Woman" jede Menge Spass. Abseits der üblichen Klischees hat John Landis einer packenden TV-Serie eine schöne Episode hinzugefügt. Rätsel und Überraschungen sollte man nicht erwarten, die Stärken von anderer Natur, lediglich das Ende hätte für meinen Geschmack eine Spur mehr Einfallsreichtum vertragen können.

Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume II) bietet neben "Deer Woman" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:

• Jenifer
• Sick Girl


Technik und Ausstattung wie gehabt: Gute Bildqualität, bei den Extras wurde gespart.

Nun habe ich die zweite Blu-ray zur Reihe endlich vollständig gesichtet, zwei sehr starke Folgen ("Jenifer" & "Deer Woman" und der gute Beitrag "Sick Girl" sorgen für vorzügliche Unterhaltung.

Dicke 8/10 (sehr gut) für "Deer Woman", vielleicht ist bei der nächsten Sichtung noch mehr drin.

Lieblingszitat:

"So now I'm the weird-call guy, huh?"



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Diesmal im Ultrakurzformat:



GSI - Spezialeinheit Göteborg: Waffenbrüder (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst. Zu Folge 2 kann ich (fast) keine Inhaltsangabe machen, da ansonsten zwangsläufig wichtige Details der vorherigen Episode unangenehmen Spoilern zum Opfer fallen würden.

Falk ist inzwischen in das Team der Göteborger Spezialisten integriert, auch "Waffenbrüder" bietet den üblichen Mix aus Thriller und Action, wobei der Action nur eine Nebenrolle zufällt. Im Vergleich zum guten Auftakt "Zwischen den Fronten" fällt Folge 2 ein wenig ab, lässt echte Überraschungen und Höhepunkte vermissen. Jakob Eklund agiert eine Spur zu routiniert, seine Mitstreiter und Gegenspieler liefern ebenfalls nicht mehr als solide Standardkost ab. Eventuell bröckelt die Stimmung wegen der verbesserungswürdigen Synchronisation, leider bietet das BD-Set nur den deutschen Ton an. Eine etwas längere Actionsequenz bemüht sich um "Pseudorealismus", mutet aber vor allem hölzern, fast verkrampft an. "Waffenbrüder" kränkelt an diversen Schwachpunkten, bietet aber dennoch TV-Unterhaltung der angenehmen Art. insgesamt jammere ich auf recht hohem Niveau, ich freue mich auf die Fortsetzungen.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)[/quote]


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Lebendig gefressen (Italien 1980)

Umberto Lenzi jagt seine Hauptdarstellerin Janet Agren in den Busch, am Rande des Grauens stellt er ihr Robert Kerman zur Seite, den wir in der Rolle eines Ex-Soldaten sehen. Frau Agren sucht nach ihrer Filmschwester, gespielt von Paola Senatore, die einem wahnsinnigen Sektenguru Sektenguru (Ivan Rassimov) in den Dschungel folgte. Bereits die Anreise wird zum Problem, überall wimmelt es von hungrigen Raubtieren und mordlüsternen Kannibalen. Endlich im Dorf angekommen, will Guru Ivan weder die Neulinge noch das Schwesterlein weggehen lassen, Ärger der fiesen Sorte ist vorprogrammiert! ...und die Kannibalen haben sowieso immer groooßen Hunger!

"Lebendig gefressen" punktet mit einem bemerkenswerten Ensemble, zu den bereits genannten Herrschaften gesellen sich die bezaubernde Me Me Lai und Mel Ferrer in Nebenrollen. Rassimov steht der durchgeknallte, größenwahnsinnige Sektenführer bestens zu Gesicht, die Handlung nimmt lose Bezug auf den 1978 in Guayana verübten Massenfreitod einer fragwürdigen "Religionsgemeinschaft". Umberto Lenzi erweitert seinen unterhaltsamen Abenteuerfilm um schmackhafte Möpse, grotesk aus der Wäsche glotzende Kannibalen, Mettgut darf selbstverständlich nicht fehlen, an Schauwerten mangelt es daher nicht. Für mich ist "Lebendig gefressen" eher ein Abenteuerstreifen, der Flick wird jedoch dem Kannibalenfilm zugerechnet. Was solls, ich möchte nicht in Wortklauberei verfallen, mir gefällt dieser kurzweilige Trip in die grüne Hölle extrem gut.

8/10 (sehr gut)


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Steel Arena - Todesmatch der Giganten (Italien, USA 1989, Originaltitel: Arena)

Menschen, Monster, Mutationen - Fratzengeballer im All

Irgendwo in der unendlichen Weite des Weltraums... (noch eine Überschrift?). Auf einer riesigen Raumstation fernab der Erde werden brutale Kämpfe ausgetragen, in denen sich moderne Gladiatoren gegenseitig den Arsch versohlen. Steve Armstrong (Paul Satterfield) war auf Terra ein hoffungsvoller Nachwuchskämpfer, doch Erdlinge geniessen kein hohes Ansehen auf der Raumstation, der letzte menschliche Titelträger verabschiedete sich vor fünfzig Jahren aus dem Ring. Daher verdient Steve seinen bescheidenen Lebensunterhalt als Bedienung in einem Schnellrestaurant. Nachdem er in eine wüste Schlägerei verwickelt wird, ist der Terraner nicht nur seinen Job los, man verweigert ihm zu allem Überfluss auch den Zugang zu seinem bisherigen Wohnbereich. Immerhin kommt der Hühne bei Shorty (Hamilton Camp) unter, den er im Fastfood-Tempel vor Prügel beschützte, das kleine Kerlchen mit den vier Armen fühlt sich Steve zu Dank verpflichet. Das dynamische Duo kommt nicht zur Ruhe, plötzlich tauchen zwei Raubeine auf, erneut muss Steve sich heftig zur Wehr setzen. Die Attacke entpuppt sich als Test, die clevere Promoterin Quinn (Claudia Christian) will Steve unter ihre Fittiche nehmen, ihn als Kämpfer in die Arena schicken. Shorty gerät nach einem kleinen Zwischenfall in Bedrängnis, der einflussreiche Fiesling Rogor (Marc Alaimo) verlangt eine grössere Summe Geld zurück, die der Vierarmer "irrtümlich" an sich genommen hatte. Steve sieht nur einen Ausweg, er nimmt Quinns Offerte an, kann mit dem Vorschuss seinen Kumpel Shorty aus Rogors Fängen retten. Es soll nicht der letzte Kontakt mit dem Widerling gewesen sein, immerhin ist Rogor der Promoter des amtierenden Champions Horn (Michael Deak), der seine Gegner reihenweise mit sadistischer Freude in den Boden stampft...

"Steel Arena - Todesmatch der Giganten" (in Deutschland früher ohne "Steel" vermarket) ist eine Produktion von Charles Band, auf dem Regiestuhl nahm Peter Manoogian Platz, der häufiger unter Bands Knute agierte. Bei einem Streifen aus dem Stall des Herrn Band (Empire International Pictures, Full Moon Features usw.) erwartet den Zuschauer im Regelfall unterhaltsamer Schwachsinn. Reihen wie "Subspecies", "Trancers" und "Puppet Master" und weitere Serien & unzählige Einzeltitel, finden immer wieder Zuspruch, ernten aber auch Spott und Entsetzen. Selbst mich haut nicht jeder Band-Flick aus den Socken, meist fühle ich mich jedoch auf angenehme Art unterhalten, knuffiger Unfug zündet ohne Gnade in meinem maroden Hirn. "Arena" ist (für eine Band-Produktion) gut ausgestattet, die albernen Kostüme, putzigen Masken und ulkigen Effekte machen richtig Laune, B-Stoff nach meinem Geschmack. Zierde des Streifen sind selbstverständlich die Kämpfe in der Arena, die zweifellos mehr Spielzeit und Härte vertragen hätten. Groteske Geschöpfe hauen sich die Hucke voll, ein ausgeklügeltes Computersystem sorgt für eine faire Verteilung der Kraftverhältnisse. Bereits in seinem ersten offiziellen Kampf vor dem tobenden Publikum, muss sich der blonde Held einem gewaltigen und gefährlichen Gegner stellen. Ein wurmartiges Wesen mit Armen, grosser Klappe und schlechter Laune. Klar, davon lässt sich Steve nicht nachhaltig beeindrucken, ein aufrechter Hüne wird einem schleimigen Weltraumkriecher nicht weichen, es gibt Schläge und Tritte bis der Arzt kommt. Nebeibei wurde die Raumstation mit allerlei Gezücht belebt, viele Bewohner kommen mir vor wie durchgeknallte Varianten von Individuen aus dem "Star Wars" Universum. Denkwürdige Dialoge und ein billiger Score runden das Bild ab, es ist an der Zeit die Darsteller zu würdigen.

Paul Satterfield gibt den unbeugsamen Helden, schlägt gewissermaßen wie aus dem Nichts in die Arena ein. Für meinen Geschmack kommt Satterfield eine Spur zu glatt rüber, da der Charakter Steve Armstrong aber sowieso keine grössere Tiefe aufweist, geht die Darbietung als geschmeidig und ordentlich durch. Hamilton Camp erinnert an Bilbo aus "Herr der Ringe", hat zu seinem Glück aber vier Arme anstatt dicker Klumpfüsse. Der von Camp gespielte Shorty ist der sympathische Sidekick des strahlenden Helden, ein kleines Schlitzohr mit einem grossen Herz. Marc Alaimo (Rogor) glotzt arrogant bis zornig aus der Wäsche, sein Helferlein kommt in Form des verschlagenen Weezil daher, den Armin Shimerman gekonnt zum Leben erweckt. Zu den Fieslingen gesellt sich Michael Deak als Horn, der ansonsten hauptsächlich in den Bereichen Make-Up/Effekte im Filmgeschäft aktiv ist. Claudia Christian ist nett anzuschauen, sie weist eine leichte Ähnlichkeit mit Diane Lane auf. Für eine Prise Erotik sorgt Shari Shattuck, sie wird von Rogor als "Geheimwaffe" mißbraucht. Diese Zeilen sollten ausreichen, das Ensemble passt ins Umfeld, Meisterleistungen werden weder erbracht noch gefordert.

"Arena" sammelt Punkte mit seinen liebenswerten (oder liebenswert-bösen) Gestalten, netten Masken/Make-Up und gelungenen FX, einer ansprechenden "B-Movie-SF-Atmosphäre". Die Kämpfe werfen skurrile Wesen in den Ring, fallen aber zu brav und bieder aus, hier hätten Peter Manoogian und sein Team energischer ans Werk gehen sollen. Gleiches gilt für die Anflüge von Erotik, Shari Shattuck hat ohne Zweifel Sex-Appeal, sie darf ihn leider nur viel zu wenig offensiv zum Einsatz bringen. Der Streifen kränkelt an den üblichen "Charles-Band-Symptomen", viel Potential wird durch unangemessene Zurückhaltung verschenkt, reizvolle Felder bleiben weitgehend unbestellt. Mich hat dies freilich noch nie von der Sichtung weiterer Sausen aus dem Band-Stall abgehalten, auf eigenwillige Weise ist auf Charles Band und seine Zuarbeiter eben doch Verlass.

Die DVD von Savoy zeigt den Film ungekürzt, der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Im Bonusbereich findet der Filmfreund ein paar Trailer, die technischen Qualitäten der Scheibe möchte ich als zweckmäßg bezeichnen, Pixelonanisten werden nicht bedient. Flatschenneurotiker dürfen aufatmen, dank Wendecover lässt sich das FSK-Siegel problemlos verstecken.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Steh auf! Du ekelhafte Kreatur!"
[LG]ASCH

RANG Kloputzer

#4883 - 12.11 22:27

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 90 - Eine Rose im Müll (Deutschland 1982)

Marion Diebach (Beatrice Richter) trampt ohne festes Ziel vor Augen durch die Gegend, der freundliche LKW-Fahrer Michael Rothaupt (Bernd Herberger) sammelt die junge Frau am Rand einer spätabendlichen Landstrasse ein, sofort entsteht eine auf Gegenseitigkeit beruhende Zuneigung. Rothaupt verdient als Fahrer ein paar Mark dazu, in erster Linie geht er seinem Studium nach. Plötzlich nimmt Rothaupt einen merkwürdigen Funkspruch entgegen, der ihn zu einem kurzen Zwischenstopp in einer Gaststätte zwingt. Er bittet Marion darum zu Fuss vorzugehen, da es seitens des Auftraggebers nicht erwünscht ist aussenstehende Personen mitzunehmen. Marion Diebach soll ihre sympathische Bekanntschaft nie wieder sehen, Michael Rothaupt verschwindet spurlos von der Bildfläche. Für die Tramperin ist die Situation nicht nur traurig, zu allem Überfluss ist nun auch ihr im LKW zurückgelassenes Gepäck verschwunden. Ratlos sucht Marion das Wirtshaus auf, der freundliche Inhaber (Uwe Dallmeier) gewährt der mittellosen Reisenden freie Kost und Logis für die Nacht. Immerhin taucht der vermisste Rucksack wieder auf, der Wirt findet das Gepäckstück vor der Tür. Zwei Wochen später trifft Marion zufällig auf Derrick, umgehend konfrontiert sie den Kriminalbeamten mit ihrer Geschichte. Freilich nimmt sich der stets hilfsbereite Oberinspektor des Falles an, bald ergeben sich tatsächlich Hinweise auf eine Straftat, eine Mülldeponie und ihr Chef Andreas Minge (Hans Häckermann) rücken ins Zentrum der Ermittlungen...

Beatrice Richter wurde vor allem als Ulknudel bekannt, an der Seite von Rudi Carrell und Diether Krebs gelang ihr in den achtziger Jahren der grosse Durchbruch. In dieser Derrick-Folge kann Richter eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie weitaus mehr als debilen Unfug auf die Reihe bringt. Sie verkörpert Marion Diebach als eine aufgeweckte und lebenslustige Frau, die hinter ihrer hübschen Fassade ein grosses Herz im Leib und auf der Zunge trägt. Ihre philosophisch anmutenden Ausführungen beim trostlosen Anblick einer Müllkippe rühren an, gleiten zu keiner Sekunde in kitschige Gefilde ab, diese Szene fängt den Charakter Marion Diebach gekonnt ein. Bernd Herberger kommt nur in den ersten Minuten zum Zuge (sowie gegen Ende der Episode in Rückblenden), Herberger und Richter funktionieren als "Minuten-Traumpaar" vortrefflich, bringen echte Gefühle abseits von plumper Anmache und unangenehmer Schleimerei rüber. Hans Häckermann gerät ins Blickfeld Derricks, überzeugt als überforderter Krimineller, der dem stetig ansteigenden Druck nichts entgegenzusetzen vermag. Renate Grosser sehen wir als Häckermanns Ehefrau, die für ihren Gatten offenbar nur noch Verachtung übrig hat. Zu Häckermann gesellen sich weitere "Bösewichte", Diana Körner und Charles Brauer mimen fischkalte Kriminelle, denen ihre widerwärtigen Machenschaften weitaus weniger Kopfzerbrechen bereiten, als ihrem in Angstschweiss gebadeten und zunehmend panischen Erfüllungsgehilfen Häckermann. Uwe Dallmeier bricht das Klischee des unfreundlichen Gastwirts auf, verleiht dem Gewerbe ein ungewonht herzliches Erscheinungsbild. Für Ulli Kinalzik bleibt wieder nur ein kleiner Part als Hilfsekel, Hans Stadlbauer ist in einer Nebenrolle als Staatsdiener zu sehen. Übrigens wirkt Stadlbauer momentan in der Daily "Herzflimmern" mit, die von Montags bis Freitags ab 16:15 Uhr im ZDF läuft. Eine sehr unterhaltsame und handwerklich solide gemachte Serie, fernab von den Peinlichkeiten diverser "Privatsender".

Dass Derrick auf ein Hilfegesuch reagiert, welches ihn ohne offziellen Ermittlungsauftrag seitens eines Bürgers/einer Bürgerin erreicht ist keine Neuigkeit. "Eine Rose im Müll" verläuft in -auch das nicht nicht unüblich- recht vorhersehbaren Bahnen, dennoch mangelt es der Folge keinesfalls an Substanz. Im Gegenteil, mit dem Stoff hätte man locker einen kurzweiligen Spielfilm füllen können! Eine im Keim erstickte Liebesgeschichte, Verstrickungen fieser Gesellen in Mord und die illegale Entsorgung von Giftmüll, obendrauf ein erschreckendes Ehedrama. Hier erweist sich die Laufzeit von einer knappen Stunde als Hemmschuh, sehr gern würde ich die Handlung in einer entschleunigten Variante geniessen dürfen. Zwischen Romantik, Tragik und Schwerverbrechen bleibt Raum für eine Prise gelungenen Humor. Berger muss wieder als Sklave herhalten, Derrick und Klein hauen sich gekonnt und locker ein paar kleine Kalauer um die Ohren. Meist schwärme ich von der Klasse der Schauspieler, in diesem Fall muss ich in besonderem Maße darauf hinweisen! Beatrice Richter ist großartig, Hans Häckermann ebenfalls! Horst Tappert unterstreicht einmal mehr seine Sonderstellung! Er verkörpert Derrick mit unglaublicher Lässigkeit, schaltet bei Bedarf auf harsche Ernsthaftigkeit um, philosophiert ohne zu nerven, phänomenal! Über den Abspann hat Frank Duval eine nette Kompostion gelegt, Günter Gräwerts Inszenierung gewährt den Charakteren Raum, verstrickt sich nicht in Effekthaschereien oder Popanz. Noch gelingt "Eine Rose im Müll" nicht der Sprung an die Spitze, die Episode rangiert allerdings nur knapp hinter den Platzhirschen, vielleicht bringt die nächste Sichtung sie weiter nach vorn. Im Rahmen der sechsten Box zählt sie bereits jetzt zu den Highlights!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Damit ist bereits die sechste Derrick-Box abgeschlossen, ich freue mich auf die bereits im Regal wartende Box 7. Zum Abschluss meine Lieblingsfolgen aus Box 6 (in chronologischer Reihenfolge):

• Folge 77 - Dem Mörder eine Kerze (Dietrich Haugk)
• Folge 82 - Eine ganz alte Geschichte (Zbynek Brynych)
• Folge 83 - Die Schwester (Helmuth Ashley)
• Folge 90 - Eine Rose im Müll (Günter Gräwert)

Sechs Folgen bewegen sich auf dem guten Durchschnittsniveau der Reihe (7/10), drei Folgen knapp darunter (6,5/10). Zwei Ergüsse bilden mit 6/10 den Bodensatz, beide wurden erstaunlicherweise von Alfred Vohrer inszeniert, der ansonsten eher für die Knüller verantwortlich zeichnet.

Box 6 bietet gewohnt solide Kost, die wenigen schwächeren Folgen werden locker durch die tollen Höhepunkte aufgefangen. Beide Daumen hoch!
ASCH

RANG God of Clanintern

#4884 - 14.11 12:58

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 91 - Eine Falle für Derrick (Deutschland 1982)

Nach Dienstschluss erreicht Derrick ein anoymer Anruf, eine junge Frau bestellt ihn in ein Lokal vor den Toren Münchens. Angeblich hat sie wichtige Informationen zu einem brisanten Fall, Derrick und Klein ermitteln momentan gegen den Sohn (Hans-Georg Panczak) des berüchtigen "Gastronomen" Ludenke (Traugott Buhre). Nach einer längeren Wartezeit taucht niemand auf, der Oberinspektor fährt mit seinem PKW zurück nach Hause. Der nächste Morgen hält eine unangenehme Überraschung bereit, ein Radfahrer wurde angefahren und tödlich verletzt, die am Unfallort aufgefundenen Splitter lassen sich eindeutig dem Fahrzeug Derricks zuordnen. Tatsächlich war Derrick auf der Strasse des Unfalls unterwegs, lag zum Zeitpunkt des Vorfalls aber bereits friedlich schlummernd im Bett. Harry glaubt seinem Freund und Kollegen ohne Vorbehalte, der zuständige Staatsanwalt (Werner Kreindl) scheint jedoch von der Schuld des Kriminalbeamten überzeugt. Derrick und Klein stellen auf eigene Faust Nachforschungen an, treffen während ihrer Ermittlungen auch auf die bettlägerige Witwe des getöteten Radfahrers, sowie deren fürsorgliche Tochter Maria (Cornelia Froboess). Das tragische Schicksal der Familie nagt an der Substanz des Oberinspektors, erstaunlicherweise scheint der kernige Journalist Mühlau (Tommi Piper) an einer fairen Berichterstattung interessiert zu sein. Maria nimmt an den Recherchen der Kriminalisten teil, die Hinweise in Richtung Ludenke verdichten sich...

Horst Tappert darf diesmal eine verletztbare Seite Derricks aufzeigen, dem die Vorwürfe gegen seine Person zwar zusetzen, der aber in erster Linie Mitgefühl für die Hinterbliebenen des angeblichen Unfalls aufbringt. Tappert bringt sämtliche Facetten des Oberinspektors gekonnt rüber, Autor Reinecker legte seinem besten Pferd im Stall wieder einige philosophische Ausführungen in den Mund. Diese Folge untermauert die Stärke der Freundschaft zwischen Stephan Derrick und Harry Klein, Tappert und Wepper ergänzen sich perfekt. Joachim Wichmann und Werner Kreidl stellen die kalte Fratze der Ermittlungsbehörden dar, die selbst auf das Wort eines seit vielen Jahren absolut zuverlässigen Beamten pfeifen, teils sogar mit Anflügen von Zynismus reagieren. Cornelia Froboess hatte in den Folgen 37 (Via Bangkok) und 51(Ute und Manuela) denkwürdige Auftritte, auch als Tochter des Unfall/Mord(?)-Opfers lässt sie sich nicht lumpen. Tommi Piper tritt als harter aber fairer Journalist auf, der Derrick klar die Meinung sagt, ihn aber gleichzeitig mit wichtigen Informationen versorgt. Die Ambivalenz macht diesen Charakter interessant, Piper spielt gewohnt solide. Traugott Buhre und Hans-Georg Panczak überzeugen als widerliches Vater-Sohn-Gespann, eine reizvolle Konstellation, denn Buhre und Panczak waren bereits in Folge 43 (Ein Hinterhalt) als Vater & Sohn zu sehen. Buhre kann hier zwar nicht so großartig wie in Folge 32 (Eine Nacht im Oktober) auftrumpfen, geht aber dennoch locker als perfekt besetzter Fiesling durch. Inge Birkmann sehen wir als ängstliche Zeugin, über deren Ecken und aufkeimenden Mut sich einige finstere Gestalten nicht freuen, Walter Doppler gerät als ihr Sohn in die Fänge des Verbrechens. Diese Episode bietet erneut Schauspiel auf hohem Niveu, Tappert und Wepper sind überragend!

Derrick geht es an den Kragen. Wie verhält sich ein -offensichtlich unschuldiger- Diener des Gesetzes, wenn ihm plötzlich eine verabscheuungswürdige Straftat unterstellt wird, wenn zunächst kein Licht am Ende des Tunnels erkennbar scheint? Herbert Reinecker nutzt clever die Chance/Eigenvorlage, hängt seinem Helden noch mehr Fleisch auf das Charaktergerüst, hält ihm mit dem von Tommi Piper dargebotenen Pressefritzen einen ironisch gefärbten Spiegel vor die Nase. Tappert unterstreicht sehr, sehr eindrucksvoll, warum er die beste Wahl für die Rolle des Serienermittlers darstellt, fügt dem "typischen Derrick" weitere Tiefe hinzu, lässt ihn aber nicht zu einem weinerlichen Waschlappen verkommen. Vielleicht ist die Tragik um die Familie des Getöteten fast eine Spur zu dick aufgetragen, doch sie passt ohne Zweifel zum Tenor von "Eine Falle für Derrick". Wie schon die vorherige Folge (Eine Rose im Müll), hätte auch die Mausefalle für Derrick gut und gern den Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm hergegeben. Mich hätte durchaus interessiert, wie die Herren von der internen Ermittlung und Staatsanwaltschaft ihrem besten Mann nach dessen Entlastung begegnet wären. Naja, man kann es sich lebhaft vorstellen, schleimige Entschuldigungen und Ausreden wären aus ihren Mündern gequollen. Box 7 legt einen guten Start hin, ich freue mich auf die weiteren Folgen (das schreibe ich wohl immer, aber so ist es eben). Am Rande: Derrick fährt diesmal einen fetten Ford Mustang, diese maßlose Dekadenz kann nur in Schwierigkeiten münden...

7/10 (gut)
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4885 - 15.11 08:29



13

"13" ist einer jener Filme die sehr langsam und bedächtig anfangen und dann einem voll die faust ins gesicht schmettern. Bis dieses Werk (das übrigens ein remake ist vom eigenen Original des selben Regisseurs) in Fahrt kommt vergehen gute 20 Minuten. Leider wird diese Zeit nicht gut genug genutzt um den Hauptcharakter darzustellen, vielmehr werden belanglose Alltagsdinge gezeigt. Doch was dann kommt ist heftig.
Vorhin gennanter Hauptdarsteller Vince hat einen kranken Vater der im Krankenhaus liegt und auf eine wichtige OP wartet. Doch die Familie hat nicht das nötige Kleingeld um jenen Eingriff zu bezahlen. Während eines Elektrikerjobs bei einem Kunden belauscht Vince diesen wie er von viel Geld und einer mysteriösen Briefeinladung erzählt. Als jener sich selbst richtet, klaut Vince kurzerhand die Einladung und begibt sich selbst auf der Hoffnung das große Geld zu machen zum Treffpunkt. Es kommt allerdings ganz anders und Vince findet sich in einem tödlichen Glücksspiel wieder...

Klasse Darsteller (mit einem Statham der mal nicht im alleingang alles kurz und klein schlägt) und eine unglaublich spannende Inszenierung die mich mitfiebern hat lassen machen "13" für mich zu einem kleinen Geheimtipp.




After.Life

Was kommt nach dem Tod? Eine bis dato ungeklärte Frage der Menschheit die in "After.Life" eine Interessante Antwort erhält.
Nach einem tödliche Verkehrsunfall wacht Anna in einem sterilen kalten Raum eines Bestattungsunternehmers auf einer Bare auf. Sie denkt sie ist am leben doch der Bestatter erklärt ihr sie sei Tod und er wird sie jetzt für die Beerdigung vorbereiten...

Christina Ricci spielt die schöne junge "Leiche" und man darf einmal mehr als weniger ihre Nackte Haut bewundern. Mit Liam Neeson erhält sie den Gegenpart des leicht genervten Bestatters. Ferner tritt noch Justin Long als Christinas Freund auf, der aber eher im Hintergrund zu sehen ist. Der Film selbst ist recht Interessant, an der Inszenierung es krankt allerdings etwas. Die Charaktere sind auch nicht tief genug entwickelt worden, so das es sehr schwer fällt sich mit Ihnen auseinander zu setzen.
Kurz gesagt "After.Life" ist einer jener Filme die man sich anschauen kann, aber nicht mehr als gut unterhalten wird.
Superturd

RANG Deckschrubber

#4886 - 15.11 15:38

Killer Elite

Ein Ex-Superkiller soll für einen omanischen Ölscheich 3 SAS-Agenten erledigen um seinen Freund zu befreien.

Ein Action-Film mit typischen Story-Versatzstücken wie Rache, Entführung und natürlich die obligatorische Freundin, die irgendwann zwischen die Fronten geraten muss. Sehr vorrausschaubar alles.

Statham überzeugt mal wieder als Supersoldat und jede Menge martialischer Einlagen. Er weiß sein sehr hohes Action-Niveau eindeutig zu halten. Die Action ist nicht unbedingt übertrieben aber realistisch und mit der nötigen Härte inszeniert.

Ich hätte mir nur gewünscht, daß in dem Film nicht so viele Logikfehler aufgetreten wären, wie bei Planungen von Attentaten und gewissen Improvisationen. Kann doch nicht sein, daß ständig die Helden sich aus Situationen befreien können, nur weil deren Gegenspieler absolut lernresistent die Helden unterschätzen.

Das trübt das unterhaltsame Gesamtbild ständig.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4887 - 16.11 22:31


Links: DVD von Koch Media (Deutschland) / Rechts: DVD von Shameless (Großbritannien)


Geständnis einer Nonne (Italien 1978, Originaltitel: Suor Omicidi)

Schwester Gertrude brummt der Schädel

Schwester Getrude (Anita Ekberg) arbeitet seit vielen Jahren in einem Sanatorium für psychisch kranke Menschen. Dr. Poirret (Massimo Serato) wundert sich über das zunehmend befremdliche Verhalten seiner besten Assistentin, die Nonne verliert immer häufiger die Beherrschung, ihre Ausfallerscheinungen werden zum Risiko für die Patienten. Zwar musste sich Schwester Gertrude einer gefährlichen Hirnoperation unterziehen, sie gilt aber laut ärztlichen Angaben als geheilt. Mehrfach bittet Gertrude verzweifelt um Hilfe, wendet sich an Dr. Poirret und ihre Mutter Oberin (Alida Valli). Stets werden die Ersuche um Hilfe und Mitgefühl als unbegründet abgetan, die Schwester versucht ihr Leid mit Morphin zu lindern. Da man ihr die weitere Behandlung mit dem Opioid verweigert, greift die Nonne in ihrer Not zu illegalen Methoden, beschafft sich den Stoff ausserhalb ihres üblichen Umfelds. Als die Klinik von mehreren erschreckenden Todesfällen erschüttert wird, gerät Schwester Gertrude zunehmend unter Verdacht, lediglich ihre Zimmergenossin Schwester Mathieu (Paola Morra) wendet sich nicht von ihr ab. Wer oder was steckt hinter dem Ableben der Patienten, ist Schwester Gertrude tatsächlich eine Mörderin? Vieles spricht gegen die Nonne, die offenbar mehr und mehr den Bezug zur Realität verliert...

Giulio Berruti zählt nicht zu den bekannteren Regisseuren des italienischen Genrekinos, er inszenierte lediglich zwei Spielfilme, war an einer überschaubaren Anzahl weiterer Werke als Regieassistent und/oder Cutter beteiligt, lieferte ferner Drehbücher ab (oder wirkte daran mit). Eine kleine Filmographie muss kein schwaches oder gar unbedeutendes Register sein, der hier kurz vorgestellte "Suor Omicidi" ist ohne Frage ein wichtiger und unterhaltsamer Beitrag zum Nunsploitation-Genre (...und an "Baba Yaga" von Corrado Farina als Cutter beteiligt gewesen zu sein, ist wahrlich keine schlechte Referenz). Die tragische Geschichte um die verzweifelte Nonne würde durchaus als Vorlage für ein ernsthaftes Drama mit Tiefgang taugen, jedoch schert sich der Streifen nicht die Bohne um solche Befindlichkeiten. Im Gegenteil, "Geständnis einer Nonne" bietet dem Zuschauer herrlichen Exploitationstoff mit hohem Genussfaktor!

Während sich die Verwandtschaft (oft) in lange vergangenen Jahrhunderten suhlt, spielt sich die Tragödie in unserer Zeit ab, eine erfrischende Abwechslung. An den üblichen Zutaten mangelt es jedoch keinesfalls, hier und da werden wir Zeuge eines bizarren Mordes, ab und an gibt es einen Blick auf wohlgeformte Brüste. Wenn in einem Nonnenflick die Möpse ins Spiel kommen, dann ist die bedürftige Lesbe nicht weit weg, häufig bildet sie das knackige Anhängsel der bebenden Bälle, angenehmerweise weicht Herr Berruti nicht von diesem schmackhaften Pfad ab. Intrigen finden ihre Opfer, Liebe und Hass, Prügel und Hysterie, als Krönung gibt es einen wundervoll eingefangenen Rauschtraum zu bestaunen, Morphin und aufkeimender Wahn (und ein guter Cutter) machen es möglich. Allzu wild und ausufernd geht es nicht zu, wer auf ein sadistisches Blutbad mit jeder Menge Sex und Gewalt wartet, der darf hier nicht auf eine Vollbedienung seiner Wünsche hoffen. Unvermeidbar die Kritik am System Kirche, welches in erster Linie in Form der kaltherzigen Mutter Oberin seine abstossende Fratze zur Schau stellt.

Anita Ekberg hatte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten die erfolgreichste Phase ihrer Karriere längst hinter sich, die 1931 geborene Schwedin steuerte in den späten siebziger Jahren bereits stramm auf ihren fünfzigsten Geburtstag zu. Als "Frau in den besten Jahren" (MILF-Power regiert!) passt Ekberg perfekt in die Rolle der Schwester Gertrude. Sie spielt ihren Part ernsthaft, durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar, ohne dadurch einen störenden Graben zwischen sich und der "exploitativen" Ausrichtung des Streifens aufzureissen. Aufschlussreiche Einblicke überlässt sie einer jüngeren Kollegin, während eines "Ausfluges" gewährt uns Frau Ekberg immerhin einen Blick auf ihre Strapse und lässt sich von einem Unbekannten frontal begehen, ihrer lüsternen Mitbewohnerin zeigt sie hingegen nur die nackte -vor allem aber die eiskalte- Schulter. Anita Ekberg dreht ordentlich auf, kann mühelos nahezu jede erdenkliche Emotion auf ihr charaktervolles Antlitz zaubern. Erstaunlicherweise gleitet sie dabei (fast) nie in alberne/unfreiwillig komische Vorstellungen ab, nur als sie einem armen Omachen das Klappergebiss zertritt, weil Muttchen ihre Dritten während des Essens sichtbar in einem Glas auf dem Tisch lagert, konnte ich mich vor Lachen kaum auf dem Sofa halten. Aber was solls, Lachen ist gesund, das kann selbst ein alter Griesgram wie ich nicht leugnen. Ekberg dominiert das Geschehen unangefochten, die Nebenfiguren leisten dennoch gute Arbeit. Paola Morra ist die Dame mit den hübschen Äpfeln, liebeskrank hechelt sie als Schwester Mathieu der älteren Gertrude hinterher, Ärger ist vorprogrammiert. Alida Valli hat nur wenige Szenen, haucht der harten und kalten Ober-Nonne aber nachhaltig Leben ein, sie spielt ihr ausdrucksstarkes Gesicht und grosses Talent souverän aus. Massimo Serato dient in der frühen Phase als Arzt, nachdem der alte Doc aus dem Betrieb "gemobbt" wurde, übernimmt Joe Dallesandro als junger und dynamischer Mediziner diese Aufgabe, kommt deutlich ambivalenter als sein liebenswerter Vorgänger daher. Daniele Dublino sehen wir als den überforderten Chef des Sanatoriums, aus den Reihen der Patienten ragen der querköpfige Lou Castel und die schrullige Laura Nucci hervor. Eine starke Truppe, Anita Ekberg legt eine tolle Show hin, ihre Zuarbeiter lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Am Rande sei noch erwähnt, dass die psychisch Kranken nicht als Schiessbudenfiguren herhalten müssen. Damit bricht das Werk dann doch ein altes Klischee auf, hier sind die "Irren" recht zugänglich und teils regelrecht liebenswert gezeichnet. Sicher kann man sich die berechtigte Frage stellen, wer in dieser Geschichte tatsächlich dem Wahnsinn verfallen ist...

Fazit: Gute Schauspieler aalen sich in kleinen und mittelschweren Wüstheiten, Regie und Kamera sind stilsicher und punktgenau, das Szenario passt, der Score setzt sich in den Ohren fest. Der finale Twist kommt nicht wirklich überraschend, mißlungen ist diese Wendung jedoch keinesfalls. Für Fans knuffiger Nonnenausbeutung ein Festmahl, für Einsteiger vermutlich recht gut geeignet!

Abschliessend ein paar Worte zu den DVDs aus meiner Sammlung. Die Scheibe von Koch Media bietet leider kein anamorphes Bild, weiterhin liegt der Film nicht uncut vor (im Bonusbereich ist die betreffende Szene zu finden, die Kürzungen sind geringfügig, dennoch ärgerlich). Zusätzlich findet man Trailer, Bilder und ein dünnes Booklet. Inzwischen zählt Koch Media zu den besten und zuverlässigsten Labeln in Deutschland, diese DVD aus den Anfangstagen hat mit Schwächen zu kämpfen, geht aber insgesamt noch halbwegs in Ordnung. Aus Großbritannien stammt die Veröffentlichung von Shameless, die den Film ungekürzt und anamorph kodiert anbietet, das Cover (siehe oben) ist ein Griff ins Töpfchen. Shameless mag auf den ersten Blick die Nase vorn haben, die Koch-DVD ist für mich trotzdem unverzichtbar, denn die deutsche Synchronisation ist meiner Meinung nach großartig!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat(e):

Aus der deutschen Fassung: "Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie ihre Zähne bei Tisch herausnehmen!"

Aus der englischen Fassung: "Her soul is among the angels, Doctor."
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4888 - 17.11 17:43



Blitz - Cop Killer vs. Killer Cop

Ein Statham wie wir ihn kennen, als raubeiniger Alleingänger der die Probleme auf seine Art löst. In diesem Falle bekommt er es mit einem Polizistenmörder zu tun, der ein perfides Spiel mit dem Polizeirevier und der Presse treibt. Stathams Gegenpart wurde mit Hackfresse Aidan Gillen belegt dem man den kleinen Psycho voll abkauft. Aber Vorsicht wer hier einen reinen Actionfilm erwartet wird enttäuscht werden, es handelt sich eher um einen ruhigeren "Action"-Thriller der so seine Macken hat. Wie ich ich häufiger sage, als netten Feierabendfilm kann man sich "Blitz", der übrigens als direct-to-dvd Produktion erschien, schon ein oder zwei mal anschauen. Für richtige Begeisterung sorgt dieses Werk allerdings nicht.




Paul - Ein Alien auf der Flucht

Das Comedy-Erfolgsduo Simon Pegg und Nick Frost geben in dieser Sci-Fi-Comedy zwei Nerds ab die es unverhofft mit einem richtigen Alien zu tun kriegen. Dieser hört auf den Namen "Paul" und ist ganz und gar nicht so wie sich die beiden einen Außerirdischen vorstellen...

Lacher sind hier garantiert, kommen diese allerdings vom eigentlichen Star des Films, nämlich dem Alien Paul selbst. Dieser computeranimierte kleine Wicht stiehlt dem Comedyduo gnadenlos die Show und sorgt für die meisten Lacher. So avancieren Pegg und Frost zu Nebendarstellern die aber auch ihre lustigen Auftritte erhalten.
Sowohl als er im Kino lief als auch jetzt auf Blu-ray hat mich "Paul" so richtig zum Lachen gebracht. Das ist für mich Unterhaltung pur.
El Mariachi - ~~Chilihead~~

RANG Master of Clanintern

#4889 - 18.11 10:31




Clint Eastwood's jüngster Streifen befasst sich mit dem Thema "Leben nach dem Tod". Dabei nähert er sich der Thematik mit drei unabhängigen Handlungssträngen die zum Ende hin miteinander verbunden werden.

Die Pariser Journalistin Marie erlebt im Thailand-Urlaub während eines Tsunami eine Nahtoderfahrung.
George, gebürtiger Amerikaner, hat eine besondere Gabe: er kann durch die Berührung der Hände einer anderen Person, Kontakt mit Verstorbenen aufnehmen.
In England verliert der zwölfjährige Marcus durch einen Unfall seinen Zwillingsbruder und sucht fortan nach einer Möglichkeit nochmals Kontakt zu ihm aufzunehmen.

Der Film fängt dramatisch mit den Ereignissen um den Tsunami an und stellt kurz danach die zwei anderen Hauptcharaktere vor. Leider gelingt es Clint Eastwood nicht diese mit Tiefe zu füllen. Das hat zur Folge das mir eigentlich die Personen recht egal sind, die dort auf der Leinwand ihr Schauspiel abliefern. Besonders im Drama-Genre ist dies allerdings enorm wichtig, um mitzufühlen und innerlich zu berühren.
Auch die Erwählweise der Handlungsstränge ist nicht optimal gelöst, viel zu zusammenhanglos laufen diese nenbeneinander her um diese dann rein zweckmäßig ganz am Ende zusammenzuführen.
"Hereafter" hat eigentlich alle Voraussetzungen für einen sehr guten Film: ein interessantes Thema, gute Schauspieler und einen tollen Regisseur. Nur schade das eben dieses Potenzial nicht ausgeschöpft wird, denn das Ergebnis ist nur ein mittelmäßiger Film.
ASCH

RANG God of Clanintern

#4890 - 18.11 23:29

Das "Gipfeltreffen-der-Herzbuben-Action-Double-Feature" in Kurzform


Links: DVD von Sony / Rechts: BD von Mr. Banker Films


Assassination Games - Der Tod spielt nach seinen eigenen Regeln (USA 2011, Originaltitel: Assassination Games)

Gemeisam einsam?

Vincent Brazil (Jean-Claude Van Damme) ist ein gut bezahlter Profikiller, er erledigt seinen Job stets mit äusserster Sorgfalt und eiskalter Präzision. Auch Roland Flint (Scott Adkins) war einst für besonders brisante Aufträge zuständig, doch nachdem seine Frau vor seinen Augen ins Koma geprügelt wurde, kümmert er sich liebvoll um sie, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Als sich für Flint eine unerwartete Chance zur Rache ergibt, will er diese womöglich einmalige Gelegenheit um jeden Preis nutzen. Ausgerechnet Brazil wurde auf Flints Ziel angesetzt, die beiden Burschen geraten sich erwartungsgemäß ins Gehege. Werden die Profis gemeinsame Sache machen, kann Flint dem scheinbar gefühllosen Brazil über den Weg trauen...???

B-Action die im ehemaligen Ostblock ihre Schausplätze findet hat bei mir immer Kredit, die alten Helden Van Damme, Lundgren und Seagal haben dort schon einige unterhaltsame Flicks mit ihrer Anwesenheit veredelt. In "Assassination Games" trifft Jean-Claude Van Damme erneut auf Scott Adkins, der sich bereits in "The Shepherd" (2008) eine deftige Prügelei mit dem Belgier lieferte. Diesmal ist Adkins nicht lediglich als Nebenfigur am Start, nun ist er zum Co-Star an Van Dammes Seite aufgestiegen. Erwartungsgemäß dominieren die beiden Herren die Sause, die Nebenrollen sind mit den üblichen Fratzen, Sandsäcken und Schiessbudenfiguren gespickt. Den Hauptdarstellern versucht das Drehbuch ein wenig Charaktertiefe einzuhauchen, Eisblock Brazil spielt Geige, besitzt eine Schildkröte und lässt (zunächst widerwillig) eine junge Dame an sich ran. Für Adkins bleibt der treusorgende Ehegatte, insgesamt hat Van Damme die griffigere Rolle erwischt. Leider haben Van Damme und Adkins zu wenig gemeinsame Szenen, generell werden die Fähigkeiten der beiden Helden nur halbherzig gefordert. Van Damme stellte in Filmen wie "Until Death" (2007) und "JCVD" (2008) eindrucksvoll unter Beweis, dass er sich inzwischen zum fähigen Schauspieler entwickelt hat, während Adkins in "Undisputed II: Last Man Standing" (2006) & "Undisputed III: Redemption" (2010) als Yuri Boyka ordentlich vom Leder ziehen durfte. "Assassination Games" bietet in dieser Hinsicht keinen weiteren Schritt vorwärts, kommt nicht über gewöhnliche Standardkost hinaus. Der Plot (obschon nicht extrem kreativ) hat durchaus Substanz, es gibt Rache, Liebe, Hass, Verschwörungen, widerwärtige Gauner, hinterhältige Staatsdiener und ätzende Schreibtischtäter.

Die Farben wurden weitgehend abgwürgt, die massive Reduktion der Farbpalette soll offensichtlich für eine besonders harte und dreckige Atmosphäre sorgen, entpuppt sich aber als sinnfreies und augenquälendes Ärgernis. Dank der stimmungsvollen Kulissen wäre ein solcher Eingriff überhaupt nicht nötig gewesen, für meinen Geschmack leidet der Film sehr unter diesem Unfug. Da ich mich diesmal auf besonders wenige Zeilen beschränken möchte, ist es an der Zeit für das Fazit. Van Damme und Adkins machen ihren Job gut, können aber deutlich mehr. Echte Süchtlinge und Fans sollten auf ihre Kosten kommen, sollten die Meßlatte aber bitte nicht zu hoch anlegen. Die DVD bietet den Film in englischer und deutscher Sprache an, im Bonusbereich warten entfallene Szenen auf Sichtung. Meine Scheibe kam übrigens in einem qualitativ minderwertigen Amaray-Clone daher, ein Griff in die Kiste mit dem Austauschhüllen war unumgänglich. Flatschenneurotiker werden sich über das fehlende Wendecover empören.

6/10 (Obere Mittelklasse. Hier wäre mit wenig Aufwand deutlich mehr drin gewesen. Bereits die grauenhafte Manipulation der Farben sorgt für den Verlust eines halben Punktes!)

Lieblingszitat:

"Du störst mich!"

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Fight of the Dragon (USA 1999, Originaltitel: Bridge of Dragons)

Dolph und der fiese General Gesichtsruine

Prinzessin Halo (Valerie Chow) blickt mit Beunruhigung in die Zukunft, die Tochter des verstorbenen Königs soll den ungeliebten General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa) gegen ihren Willen heiraten, der Militärschädel will auf diese Weise endgültig alle Macht im Staat an sich reissen, sein Terrorregime legitimieren. Halo hat keine Lust auf den Mistbock, sie täuscht während der Trauung eine Ohnmacht vor, ergreift in ihrer Verzweiflung die Flucht vor dem lüsternen Generalissimus. Warchild (Dolph Lundgren) ist das beste Pferd im Stall des blutrünstigen General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa), sein Chef schickt ihn auf die Suche nach dem Subjekt seiner Begierde. Problemlos findet Warchild die flüchtige Edeldame, die sich jedoch zunächst mit einer List seinem Zugriff entziehen kann. Freilich ist Warchild schnell wieder auf der richtigen Fährte, doch bei der "Übergabe" der Edeldame an den General platzt dem Elitesoldaten der Kragen. Ruechang bekommt was auf die Fresse, Warchild und Halo ergreifen die Flucht, jetzt geht der Ärger erst richtig los...

Auf Isaac Florentine ist Verlass! Seine vier (bisher) letzten Filme ("Undisputed 2", "The Shepherd", "Ninja - Revenge will rise" und "Undisputed III: Redemption", 2006-2010) machen jede Menge Freude, das in diesem Beitrag kurz vorgestelle Dolph-Vehikel sorgt ebenso für gute Laune. "Fight of the Dragon" kommt nicht ausschliesslich im üblichen B-Action-Gewand ins Haus, der Streifen präsentiert die Handlung in ein nahezu bizarr anmutendes Szenario eingebettet. Das Militär läuft in Uniformen der deutschen Wehrmacht umher, Hubschrauber tragen die Zahl des Deibels, eine Prinzessin muss aus den Klauen eines irren Möchtegern-Despoten gerettet werden, Rebellen leben unter primitiven Bedingungen. Wer oder was fehlt da noch? Klar, der strahlende Held, der Recke aus Stahl, der Kämpfer für die gute Sache. Wer könnte diese Aufgabe besser als mein geliebter Dolph lösen? Niemand, ist doch mindestens genauso klar! Die fröhlich-flotte Mixtur funktioniert richtig gut, Relikte aus vergangenen Tagen, obendrauf eine kleine Prise Fantasy-Feeling, garniert mit einer Scheibe Endzeit. Florentine hätte mit mehr Zeit und Geld vermutlich einen epischen Hammer aus dem Hut zaubern können, in der vorhandenen Form merkt man der Sause die beschränkten Mittel fraglos an, das Ergebnis ist dadurch aber keineswegs weniger liebeswert geraten. Dolph ist cool und knuffig wie immer, Cary-Hiroyuki Tagawa zieht herrliche Grimassen, Held und Antagonist sind perfekt besetzt. Valerie Chow bietet dem Zuschauer einen hübschen Anblick, leider wurde ihre Rolle eine Spur zu züchtig angelegt, aber auch das Leben eines B-Movie-Maniacs ist bekanntlich kein verdammtes Wunschkonzert (warum eigentlich nicht?).

"Fight of the Dragon" hat es nicht leicht (s)eine Zielgruppe zu finden. "Verbogene" B-Action-Motive sind reichlich vorhanden, doch das Szenario und die sonstigen Zutaten werden vermutlich viele Fans verstören. Das Treiben mutet häufig reichlich grotesk an, als wirrer Trasher geht der Flick aber dennoch nicht durch. Zwischen den Stühlen kann die Luft unangenehm dünn werden, doch mein altes Herz und krankes Hirn hat der Film ohne Widerstand erobert. Man bediene sich aus diversen Töpfchen mit schmackhaften Leckereien, setzt Dolph als Krone drauf, fertig ist die Laube! An dieser Stelle eine Warnung an alle "normalen" Filmfreunde, meidet dieses Werk auf jeden Fall, ansonsten kann ich nicht für euer Wohlbefinden garantieren (kann ich sowieso nicht, aber das tut nichts zur Sache)! Die Blu-ray bietet keine Befriedigung für Technikfetischisten, das Bild ist recht körnig und immer wieder sind kleine Verunreinigungen auszumachen. Boni und eine schmucke Aufmachung sucht man vergebens, der günstige Preis wetzt diese Scharte aber locker aus. "Fight of the Dragon" ist angenehmer Unfug, ich habe eine Schwäche für Mumpf dieser Sorte. Übrigens deckelt der Streifen den öden "The last Warrior" (2000) deutlich, diesen von Sheldon Lettich verbrochenen Langweiler konnte selbst Dolph nicht mehr retten...

7/10 (gut + zahlreiche Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte)

Lieblingszitat:

"Gegen Warchild hat er keine Chance!"