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FORUM: Medien THEMA: Erbschaftssteuer
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cibo

RANG Lord of Clanintern

#1 - 31.01 14:41

Da ich gerade nur wenig Zeit habe, ein kurzer Aufreißer:

Wieso müssen Erben Steuern bezahlen? Auf bereits versteuertes, verdientes Einkommen? Wieso muss sich der Staat davon wieder etwas abzweigen, mit welcher Begründung?

Über progressive Besteuerung will ich da ja noch gar nichts sagen, allein das Prinzip ist eine Unverschämtheit und ein Schlag in's Gesicht der Menschen die Geld zum investieren zur Verfügung stellen!
ildottore

RANG Master of Clanintern

#2 - 31.01 15:01

Die grundsätzliche Begründung ist mal, dem Staat Einnahmen zur Deckung der Kosten der staatlichen Aufgaben zu bringen. Doppelt besteuert wird hier insofern nicht, als dass nicht die Erben das Geld verdient und versteuert haben, sondern der Erblasser. Für die Erben ist es somit ein reiner Vermögenszuwachs und damit nach der selben Ratio besteuerbar wie Zinseinnahmen und Einkommen. Ich persönlich würde Ausnahmen machen (und zwar 0%-Ausnahmen) für:
- ein von den Erben bewohntes Haus
- Firmenanteile (bei Familienunternehmen)
- Landwirtschaftsbetriebe
- etc. nach ähnlichen Gesichtspunkten. Grundsätzlich wenn den Erben nicht zuzumuten ist, das Vermögen aufzuteilen um einen Teil davon als Steuer abführen zu können.

Dynastisch vererbte Großvermögen sind nicht gut für den Wirtschaftskreislauf, weil eben ganze Generationen von Wertpapierbesitzern und Vermietern keinen zwingenden Grund hätten, ihre eigene Leistung zur Verfügung zu stellen.



Progressive Besteuerung soll dazu dienen eine wahrgenommene "soziale Ungerechtigkeit" zu kompensieren, also "die Leistungsfähigen in höherem Maße an der Finanzierung des Gemeinwesens zu beteiligen als die weniger Leistungsfähigen" wies Müntefering ausdrücken würde.
Über den Gedanken dahinter kann man sich streiten, aber solang die Vermögensschere nicht kleiner sondern größer wird, sehe ich den grundsätzlichen Sinn einer staatlichen Steuerung der Vermögensverteilung (nichts anderes ist die progressive Besteuerung) allein schon um ganz pragmatisch keinen sozialen Unfrieden zu stiften.
Wenn du prinzipiell argumentierst, ist nicht nur die progressive Besteuerung unfair, sondern schon die prozentuale, warum soll ich absolut mehr bezahlen, nur weil meine Leistung auf dem Markt mehr wert ist bzw. ich mehr leiste?

quote:
"ein Schlag in's Gesicht der Menschen die Geld zum investieren zur Verfügung stellen!"

Ach komm. In einer Marktwirtschaft stellt niemand sein Geld "zum Investieren" zur Verfügung, weil er die Wichtigkeit des Geldumlaufs für ein kapitalistisches Wirtschaftssystem anerkennt, sondern weil er auf Rendite hofft.
Scotty

RANG God

#3 - 04.02 20:13

Die Grundssteuer ist da viel interessanter, denn hier wird nicht der vermögenszuwachs, sondern das eigentum bzw. der besitz versteuert. (laufendes verfahren)

an der erbschaftssteuer sind unserer volksvertreter ja auch gerade dran. wie es aussieht wird es da auch nicht besser für die erben. besonders in dem zusammenhang zwischen immobilien und barvermögen.

was die progessive besteuerung von einnahmen betrifft, so hat diese sicherlich ihre daseinsberechtigung.
es ist nur die frage wie progressiv es sein darf. ist diese zu hoch kommt es zur steuerflucht.
Cary

RANG Ober0wn3r

#4 - 07.02 04:14

quote:
(laufendes verfahren)
gegen die grundsteuer sind ständig irgendwelche verfassungsbeschwerden anhängig. das macht sie aber noch lange nicht substantiierter.
McFree

RANG Deckschrubber

#5 - 12.02 15:14

@Cibo:

Genau das habe ich mir nach der Lektüre des letztwöchigen Spiegel-Titelthemas auch gedacht. Wieso wird denn da von "ungerecht" gesprochen, und sogar das ganze zur größten sozialen Ungerechtigkeit unserer Zeit hochstilisiert? Der Autor wagt es sogar, das ganze den Hauptgrund für die Arm-Reich-Schere zu nennen.

Klar, dass jemand, der ein Haus vererbt, weniger besteuert wird, als der, der den selben Wert in Barem weitergibt, das sit nicht gerecht. Aber am gerechtesten wäre: Erbschaftssteuer komplett abschaffen, oder zumindest für private Personen. Als ob der Staat mir demnächst noch 50 % abknöpft, wenn ich meinem Sohn 2 € fürn Eis schenke. Und wenn ich mir während meines Lebens etwas hart erarbeitet habe (und auf entsprechendes Vermögen bzw auf dem Weg dahin immer brav selbiges besteuert habe), kann ich damit machen, was ich will. Mit welchem Recht greift der Staat dann ab, wenn ich das ganze an die Leute, die mir am Herzen liegen, weitergebe?
Mir ist schon klar, dass der Staat finanznot hat. Aber deswegen gehen wir auch nicht her und zwangsenteignen einfach alle, bis wieder genug in der Kasse ist.
ildottore

RANG Master of Clanintern

#6 - 12.02 16:27

Was hat der Staat für ein Recht überhaupt euer hart erarbeitetes Geld zu besteuern?
McFree

RANG Deckschrubber

#7 - 12.02 18:14

Das ist ja wohl was anderes, als ne private Schenkung. Wenn ich als Sohn aufm Bauernhof von meinen Eltern ackere, kommt auch nicht das Finanzamt und buchtet uns ein.
ildottore

RANG Master of Clanintern

#8 - 12.02 19:15

Nein, ganz prinzipiell, worin seht ihr den Sinn und Zweck von Besteuerung?
quote:
Mit welchem Recht greift der Staat dann ab, wenn ich das ganze an die Leute, die mir am Herzen liegen, weitergebe?

Mit welchem Recht greift er überhaupt ab? Ihr seht den Vorgang des Vererbens/Verschenkens sehr emotional, aber letztlich geht es um zwei verschiedene Personen, davon hat einer einen Vermögenszuwachs und den muss er versteuern um seinen Teil für das Gemeinwohl zu leisten. Ich sehe den großen Unterschied zu anderen Steuerarten nicht.
cibo

RANG Lord of Clanintern

#9 - 13.02 10:23

Für mich widerspricht die Erbschaftssteuer dem Willen der Familienpflege. Wenn ich mit meinen Eltern/Großeltern zusammenlebe, dann benutze ich auch deren Haus/Auto/Kühlschrank etc, und plötzlich gehört es nicht mehr ihnen, sondern mir. Alles was sich ändert ist auf dem Papier.

Wieso muss ich dann plötzlich Steuern zahlen? Für mich ändert sich nichts, ausser die Namen auf dem Papier.

Ein anderer Aspekt ist der, dass man ja nicht nur für sich arbeitet. Wenn man etwas verdient, dann macht man das nicht für sich allein, sondern die Familie. Man spart den Kindern was zusammen.
McFree

RANG Deckschrubber

#10 - 13.02 14:28

@Ildottore:

Das Vermögen, welches der Vererber angehäuft hat, ist bereits brav versteuert worden. Es gibt keinen Grund, zweimal zuzugreifen.
ildottore

RANG Master of Clanintern

#11 - 13.02 18:02

Doch, weil es jetzt woanders hin geht. Vermögen wird ununterbrochen und immer wieder besteuert, zum Teil sogar doppelt für die selbe Person (Mehrwertsteuer auf Einkäufe mit dem Nettolohn). In diesem Fall wird es für den Erblasser einfach und für den Erben einfach besteuert.

Innerfamiliärer Vermögensaufbau über Generationen hinweg ist kein Staatsziel. Wenn die Kiddos einen ordentlichen Start ins Leben kriegen, einwandfrei, aber es gibt keinen zwingenden Grund, warum das darüber hinausgehende Erbe (und es gibt Freibeträge) nicht versteuert werden sollte. Es gibt natürlich auch keinen zwingenden Grund dafür (das zeigt sich an anderen Ländern die die Erbschaftssteuer nicht kennen), aber darum geht es hier nicht.

Was bereits gemeinsam genutztes Vermögen wie von den Erben bewohnte Häuser und damit auch deren Hausrat angeht, stimme ich dir zu cibo. Andererseits, schau dir mal die schon bestehenden Befreiungen und Freibeträge an. Erbschaftssteuer ist in erster Linie ein Luxusproblem bei Vermögen im 7-stelligen Bereich. Womit wir wieder bei der Fairness der staatlichen Umverteilung sind, kommt schon, raus damit
cibo

RANG Lord of Clanintern

#12 - 17.09 07:24

Österreich hat nun die Erbschaftssteuer komplett abgeschafft. Herr Molterer hat sie unter anderem mit der Begründung abgeschafft, das alles was dort besteuert würde, schon einmal versteuert wurde.

Wieso nicht auch in Deutschland? Aber nein, Steinbrück macht's erstmal gleich schwerer für Deutsche in Österreich () zu erben.
Elohim

RANG Master of Luck

#13 - 05.10 15:59

quote:
Herr Molterer hat sie unter anderem mit der Begründung abgeschafft, das alles was dort besteuert würde, schon einmal versteuert wurde.


Dazu lies Dir #11 durch, dottore hat's ganz gut erklärt. Diese Begründung ist im Prinzip nur teilrichtig wenn nicht falsch. Natürlich werden da die meisten Steuerzahler fröhlich drauf anspringen, dem Staat allerdings nutzt es nichts und somit letztlich auch nicht den Menschen, die in dem Staat leben. Denn wir müssen uns nichts vormachen: der Staat tut weit mehr, als bloß Bürokraten zu bezahlen die wir so sehr hassen.
cibo

RANG Lord of Clanintern

#14 - 05.10 16:33

Die Frage die sich stellt ist doch eher welche Ziele man damit verfolgen will, und was man damit umsetzen will. "Richtig" und "Falsch" ist nur im Rahmen einer Ordnung gegeben, und das kann man sehen wie man will. Interessant ist es eben, dass gemeinsam herauszufinden.

Ich hab es vornehmlich deswegen hier gepostet, weil es einfach mal umgesetzt wurde.


Es ist natürlich nachvollziehbar für mich, dass man es ablehnen kann, Vermögen Familienintern kostenlos zu verschieben. Die Frage ist aber wie man das dann macht. Das Betriebe verschont werden, ist erst seit kurzem der Fall, vorher war es wirklich ein Problem.
Und Regeln, Ausnahmen etc., das schafft natürlich wieder Probleme, Löcher und scheinbare Ungerechtigkeit. Also wie ungerecht ist es, das so zu betrachten, wie ich es oben geschildert habe?


Aber, um es nochmal zu betonen, ich wollte es nur hier aufführen, im Moment müsste ich mir eh den ganzen Thread in Ruhe durchlesen, um wirklich etwas Neues und sinnvolles beitragen zu können
cibo

RANG Lord of Clanintern

#15 - 10.10 09:30

Und grade zufällig was anderes gefunden, recht interessant zu lesen:
http://www.faz.net/s/RubA5A53ED802AB47C6AFC5F33A9E1AA71F/Doc~E3C5DDEA336A34BA991B9038E129BE3B8~ATpl~Ecommon~Scontent.html